DE4136445A1 - Verfahren zur regulierung und/oder zum abbau von unerwuenschten viskositaets und csb-werten in lackkoagulationswaessern - Google Patents
Verfahren zur regulierung und/oder zum abbau von unerwuenschten viskositaets und csb-werten in lackkoagulationswaessernInfo
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Description
Die technische Verarbeitung von Spritzlacken - beispielsweise bei der
Metallackierung im Rahmen der Automobilindustrie - erfolgt bekanntlich
in Lackierkabinen, in denen der sogenannte "Overspray" durch verdüstes
Wasser - das Lackkoagulationswasser - niedergeschlagen und aufge
nommen wird. Beträchtliche Mengen des versprühten Lackes gehen dabei
als Overspray in die wäßrige Phase über und werden zusammen mit diesem
aus der Lackkabine ausgekreist. Dem Lackkoagulationswasser wird ein
Adsorptionsmittel zugefügt, der Overspray wird an dieses Adsorptions
mittel gebunden. Das aus der Lackierkabine ausgeschleuste Lackkoagula
tionswasser wird einer Phasentrennung unterworfen, die gebundenen Lack
partikel sedimentieren, werden vom Wasser abgetrennt und müssen als
Schlamm entsorgt werden. Das Wasser fließt im Kreislauf den Lackier
kabinen unter erneutem Zusatz von Adsorptionsmittel wieder zu. Durch
Frischwasserzufuhr werden die Wasserverluste durch Verdunstung und
durch Abziehen der Lackschlämme ausgeglichen. Die Sedimentation des
Lackschlammes erfolgt in älteren Anlagen in größeren Klärseen,
modernere Anlagen arbeiten in weitgehend geschlossenen Systemen. Für
alle technischen Ausführungsformen gilt: In den wäßrigen Kreislauf
systemen wachsen Mikroorganismen.
Die in der Praxis immer wieder auftretende Störung im hier dargestellten
Wasserkreislaufsystem ist die Erhöhung der Viskosität im Lackko
agulationswasser. Die Folge davon ist, daß Koagulation, Sedimentation
und Pumpbarkeit der Flüssigphase im Lackkoagulationswasser verhindert
werden. Im Extremfall kann dies das Ablassen des Sammlers und Pro
duktionsausfall bedeuten.
Untersuchungen haben gezeigt, daß die Erhöhung der Viskosität häufig
durch mikrobiell produzierte Polysaccharide verursacht wird. So sind
beispielsweise im offenen Kreislaufsystem Mikroorganismen in der
Größenordnung von 108/ml im Lackkoagulationswasser zu finden. Ein Teil
dieser Mikroorganismen produziert unter Streß Exopolysaccharide, d. h.
Bioschleim. Es liegen Hinweise vor, daß durch Behandlung von Lack
wässern mit Phosphatquellen eine Verminderung der Schleimbildung er
zielt werden kann.
Die erfindungsgemäße Lehre geht von der Konzeption aus, durch Regu
lierung der Nährstoffsituation die im Lackkoagulationswasser vorliegenden
Mikroorganismen in ihrer Tendenz zur Bildung von Bioschleim zu beein
flussen. Die Lehre der Erfindung will dabei einerseits die Möglichkeit
schaffen, in wäßrigen Phasen der hier betroffenen Art bereits aufge
baute erhöhte Viskositätswerte kurzfristig und gleichzeitig nachhaltig
abbauen zu können. Andererseits will die erfindungsgemäße Lehre aber
auch die Möglichkeit eröffnen, den unerwünschten Viskositätsaufbau in
der im Kreislauf geführten wäßrigen Phase solcher Lackkoagulations
wässer von vorneherein auszuschließen. Es soll möglich sein die Vis
kosität der im Kreislauf geführten wäßrigen Phase im Bereich des
Wasserwertes oder bei nur so gering erhöhten Werten zu halten, daß
Störungen der eingangs geschilderten Art nicht auftreten. Eine weitere
wichtige Aufgabe der erfindungsgemäßen Lehre liegt in der Eröffnung
der Möglichkeit, wäßrige Phasen der hier betroffenen Art mit bereits
erhöhten CSB-Werten durch gezielte Beeinflussung des mikrobiellen
Wachstums von diesen unerwünscht erhöhten CSB-Werten wieder zu be
freien.
Die im nachfolgenden geschilderte Lehre der Erfindung geht von einer
Reihe grundsätzlicher Erkenntnisse aus, die im Rahmen der Entwicklung
des erfindungsgemäßen Verfahrens gefunden wurden. Auszugsweise
werden davon angeführt:
Die aus Lackkoagulationswasser unterschiedlichen Ursprungs isolierten
schleimbildenden Problemkeime sind offensichtlich häufig identisch mit
entsprechenden Problemkeimen aus anderen industriellen Verarbeitungs
bereichen von wäßrigen Hilfsflüssigkeiten, beispielsweise aus der
Papierindustrie. Eine Mehrzahl von literaturbekannten Schleimbildnern
kommt gehäuft vor, insbesondere Agrobacterium radiobacter, Pseudo
monaden und Enterobacteriaceen. Es wurden unter anderem folgende ty
pische schleimbildende Keime gefunden: Serratia marcescens, Agro
bacterium radiobacter, Flavobacterium indologenes, Pseudomonas spec.
Chryseomonas luteola, Xanthomonas maltophilia. Der Zeitpunkt der
Schleimbildung im Verlauf der Kultur isolierter Stämme wurde ebenfalls
untersucht. Mit Erreichen einer bestimmten Zelldichte erfolgt innerhalb
weniger Stunden eine hohe Schleimproduktion. Anschließend bleibt die
Viskosität auf hohem Niveau über längere Zeit konstant.
Die im nachfolgenden gegebene technische Lehre der Erfindung beruht
auf der Annahme einer Regulation der Polysaccharidsynthese durch die
Regulation der Nährstoffsituation für das Mikroorganismenwachstum. Es
hat sich gezeigt, daß durch gezielte Anreicherung ausgewählter Nähr
stoffelemente die erfindungsgemäße Aufgabenstellung in ihren ver
schiedenen Aspekten in bisher nicht bekannter Weise gelöst werden
kann.
Gegenstand der Erfindung ist dementsprechend ein Verfahren zur Regu
lierung des bakteriell erzeugten Schleimstoffgehaltes und damit zur
Regulierung der Viskosität und Wiederverwertbarkeit von Lackkoagula
tionswässern aus der Beseitigung des Overspray beim Auftrag von Spritzlacken.
Das erfindungsgemäße Verfahren ist dadurch gekennzeichnet,
daß man den Gehalt des Lackkoagulationswassers an mikrobiell verwert
barem Stickstoff (N) und Phosphor (P) - im nachfolgenden auch als
"limitierenden Nahrungsquellen" bezeichnet - in einem solchen Ausmaß
erhöht und aufeinander abstimmt, daß die Bildung von viskositäts
steigernden Schleimstoffen zurückgedrängt und/oder bereits gebildete
Schleimstoffanteile bakteriell abgebaut beziehungsweise verzehrt werden.
Das erfindungsgemäße Konzept stellt sich damit in seinem Kern als eine
Abkehr von der in breitem technischen Umfang üblichen Maßnahme dar,
unerwünschtes Mikroorganismenwachstum und/oder unerwünschte Folge
produkte des Mikroorganismenwachstums durch Einsatz von Biociden zu
bekämpfen. Kern der erfindungsgemäßen Lehre ist statt dessen, durch
gezielten Zusatz zweier limitierender Nahrungsquellen umgekehrt das
Mikroorganismenwachstum so zu fördern, daß die angestrebten Ergebnisse
der Viskositätsabsenkung beziehungsweise Viskositätsregulierung und der
Absenkung beziehungsweise Verhinderung des Aufbaus hoher CSB-Werte
zugänglich werden. Die beiden limitierenden Elemente für die Maßnahmen
im Sinne der Erfindung sind Stickstoff und Phosphor enthaltende Nähr
stoffe, wobei N und P mittels eines Nährstofflieferanten und/oder ge
trennt voneinander in unterschiedlichen Nährstofflieferanten zur Ver
fügung gestellt werden können.
Die der erfindungsgemäßen Lehre zugrundeliegenden Untersuchungen
haben gezeigt, daß die Wirkung unterschiedlicher Nährstofflieferarten
der hier geschilderten Art eine Grobaufteilung in zwei Klassen erlaubt:
Eine erste Klasse betrifft anorganische und/oder organische und bevor
zugt wasserlösliche Verbindungen des Phosphors und/oder des Stick
stoffs, die P beziehungsweise N in mikrobiell rasch verwertbarer Form
enthalten. Daneben liegen N und insbesondere P in einer zweiten Klasse
von Wertstoffen im Sinne des erfindungsgemäßen Handelns in einer Form
vor, die eine vergleichsweise langsamer verwertbare Angebotsform dieser
limitierenden Nahrungsquellen darstellen.
In einer bevorzugten Ausführungsform macht die erfindungsgemäße Lehre
von diesem Sachverhalt wie folgt Gebrauch: Insbesondere zur einlei
tenden Absenkung eines im Lackkoagulationswasser bereits aufgebauten
Viskositätsprofils werden zweckmäßigerweise mikrobiell rasch verwertbare
limitierende Nahrungsquellen der angegebenen Art eingesetzt. Das Er
gebnis dieses Handelns zeigt sich als praktisch unmittelbar einsetzender
Abbau der biologischen Schleimstoffe und damit praktisch unmittelbar
einsetzende Senkung der Viskosität des Lackkoagulationswassers und/
oder Absenkung des CSB-Wertes im Überstandswasser.
Werden vergleichsweise langsamer wirkende beziehungsweise langsamer
verwertbare limitierende Nahrungsquellen der geschilderten Art einge
setzt, dann kann zunächst - zum Beispiel innerhalb der ersten Tage -
entweder keine merkliche Wirkung im beabsichtigten Sinne oder sogar
eine Förderung der Anreicherung mikrobieller Schleimstoffe und damit
Erhöhung der Viskosität verbunden sein. Auch in diesen Fällen wird
allerdings nach geraumer Zeit der angestrebte Effekt des mikrobiellen
Abbaus der Schleimstoffe und/oder der CSB-Werte ausgelöst. Der Einsatz
dieser limitierenden Nahrungsquellen der hier geschilderten zweiten
Stoffklasse wird immer dann möglich sein, wenn die gegebenen Umständen
eine solche verzögerte Wirkung der mikrobiellen Stoffwechselvorgänge
zuläßt. So kann insbesondere für die vorbeugende Behandlung nicht
oder nur schwach viskoser wäßriger Phasen der Einsatz von limitierenden
Nahrungsquellen der zweiten Art in Betracht kommen.
In einer besonderen Ausführungsform der Erfindung verbindet die bean
spruchte Lehre den Einsatz von limitierenden Nahrungsquellen der hier
betroffenen Art aus den beiden angesprochenen Stoffklassen, d. h., es
werden sowohl rasch wirksame N- und/oder P-Lieferanten als auch ent
sprechend zeitverzögerte Vertreter dieser Art in Abmischung miteinander
eingesetzt.
Die wichtigsten Vertreter für N-Lieferanten mit rasch und bevorzugt
unmittelbar einsetzender Wirksamkeit im Sinne der erfindungsgemäßen
Zielsetzung sind Anbietungsformen, die entweder als bevorzugt leicht
wasserlösliche anorganische Salze den Stickstoff in Form des Ammonium
ions enthalten und/oder ausgewählte wasserlösliche organische Stick
stoffverbindungen, wobei hier dem Harnstoff besondere Bedeutung zu
kommt. Die geeignete Anbietungsform für rasch verwertbaren Phosphor
sind insbesondere gut wasserlösliche Salze der Orthophosphorsäure. Be
sonders bewährt haben sich hier Partialsalze der Orthophosphorsäure,
wobei Alkali- und insbesondere Ammoniumdihydrogenphosphat die wich
tigsten Vertreter im Sinne des erfindungsgemäßen Handelns sind. Ein
charakteristischer Vertreter für eine vergleichsweise langsamer wirkende
Angebotsform der P-Lieferanten sind Oligophosphatverbindungen und/oder
vergleichsweise schwerer wasserlösliche Salze der Orthophosphor
säure, beispielsweise Calciumphosphat. Der wichtigste Vertreter für die
P-enthaltenden Nahrungsquellen mit zeitverzögerter Freigabe sind die
Alkalitripolyphosphate und hier insbesondere das Natriumtripoly
phosphat. Typische Beispiele im Rahmen der bereits genannten N-Liefe
ranten auf Basis anorganischer Salze sind Alkalinitrate oder -nitrite wie
NaNO3 oder NaNO2 oder Ammoniumsalze, beispielsweise Ammoniumsulfat
oder Ammoniumbisulfat. N-Lieferanten mit verzögerter Freisetzung des
Stickstoffs sind insbesondere organische N-Verbindungen, wobei hier
Aminocarbonsäuren - beispielsweise der Glutaminsäure - natürlichen
und/oder synthetischen Ursprungs besondere Bedeutung zukommen kann.
Grundsätzlich sind aber auch beliebige weitere Komponenten mit orga
nisch gebundenem Stickstoff geeignet, sofern sie nicht aus sich heraus
toxische und/oder biozide Wirkungen entfalten.
In einer wichtigen Ausführungsform wird mit Zusatzstoffen zum Lack
koagulationswasser gearbeitet, die frei von Schwefel beziehungsweise
Schwefelverbindungen sind. Während an sich ein entsprechendes gut
wasserlösliches Salz der Schwefelsäure, beispielsweise Ammoniumsulfat,
durchaus viskositätsregulierende Wirkungen zeigt, können durch sekun
däre mikrobielle Prozesse beim Einsatz solcher Schwefel enthaltenden
Salze Geruchsbelästigungen auftreten. Im Sinne der erfindungsgemäßen
Lehre ist es bevorzugt, schwefelfrei zu arbeiten; somit sind
solche Sekundärgefährdungen ausgeschlossen.
Besonders vorteilhafte Ergebnisse können dann erhalten werden, wenn
die limitierenden P- und N-Nahrungsquellen bei Einstellung etwa gleicher
Mengenverhältnisse von P zu N eingesetzt werden. Zwingend ist das
allerdings nicht, gleichwohl kann es bevorzugt sein die limitierenden
Nahrungsquellen entsprechend zu dosieren. Insbesondere im Fall der
gleichzeitigen Verwendung von rasch und verzögert verwertbaren P-
Quellen kann im Rahmen einer besonders geeigneten Ausführungsform
aber auch ein gewisser P-Überschuß zum Einsatz kommen.
Als besonders geeignete Wirkstoffgemische haben sich Stoffmischungen
aus etwa gleichen Gewichtsanteilen von NH4H2PO4, Harnstoff und Natrium
tripolyphosphat erwiesen. Der Gehalt an limitierenden Nahrungsquellen,
der im Rahmen der erfindungsgemäßen Lehre den Lackkoagulations
wässern zugesetzt wird, liegt üblicherweise im Bereich von etwa 200 bis
800 ppm bezogen auf die Summe von N und P. Besonders geeignete
Zugabemengen liegen im Bereich von etwa 300 bis 500 ppm der Summe
von N und P, wobei hier wiederum - wie zuvor angegeben - etwa gleiche
Mengen an zudosiertem N und zudosiertem P besonders bevorzugt sein
können.
In einer weiteren Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens
wird diese Steuerung des Mikroorganismenwachstums mit der Dosierung
von biociden Verbindungen verbunden. Im einzelnen gilt hier das Fol
gende:
In der einschlägigen Industrie, beispielsweise in der Lackiertechnik der
Automobilindustrie, werden zur Einschränkung des Mikroorganismenwachs
tums in Lackkoagulationswässern eine Reihe bekannter Biozide eingesetzt,
von denen als Beispiele benannt seien: DBNPA(Dibromonitrilopropion
amid), MBT(Methylenbisthiocyanat), sowie die unter dem Handelsnamen
"Kathon" vertriebene Isothiazolon-Verbindung. Grundsätzlich können alle
Schleimbekämpfungsmittel eingesetzt werden, wie sie beispielsweise in der
einschlägigen Literatur beschrieben werden. Wie bereits angegeben kommt
allerdings der Einsatz dieser Biozide nur dann in Betracht, wenn - ins
besondere im Rahmen einer einmaligen Maßnahme - ein übermäßig stark
aufgebautes beziehungsweise entwickeltes Mikroorganismenwachstum be
kämpft werden soll. Das Bedürfnis nach einer solchen Zusatzmaßnahme
kann beispielsweise bestehen, wenn die Arbeitsmittel der Erfindung in
ein bereits bestehendes Arbeitsverfahren zu einem Zeitpunkt eingeführt
werden sollen, zu dem Mikroorganismenwachstum und Schleimbildung be
reits in beträchtlichen Ausmaß eingetreten sind. Hier kann dann die
einmalige Regulierung durch Biozideinsatz eine sinnvolle Maßnahme sein,
die nachfolgend durch die Arbeitsschritte im Sinne der erfindungsge
mäßen Lehre abgelöst wird.
Erlenmeyerkolben mit 100 ml eines bakteriellen Nährmediums (0,4%
Saccharose, 0,4% Hefeextrakt, 1% Malzextrakt) wurden mit typischen, aus
Lackwasser isolierten, schleimbildenden Mikroorganismen, wie Agro
bacterium radiobacter R1089 oder Arthrobacter sp. R1054, angeimpft und
bei Raumtemperatur mit 150 UpM geschüttelt. Den Kulturen wurden P- und
N-haltige Supplemente a) zu Beginn und b) nach 48 Stunden zuge
setzt. Die Viskosität der Proben wurde in einem Brookfield-Viskosimeter
gemessen.
Durch Zugabe von Superphosphat, Natriumtripolyphosphat und Ammonium
dihydrogenphosphat zu Beginn der Kulturzeit wurde bei beiden Keimen
nach 2, 7 und 12 Tagen eine deutlich niedrigere Viskosität gemessen als
in Kontrollkolben (Abb. 1 und 2). Die Supplemente wirken prophylaktisch
und beugen einer Viskositätszunahme vor. Bei dem im Rahmen dieses
Beispiels eingesetzten "Superphosphat" handelt es sich um ein mono
basisches Calciumphosphat technischer Beschaffenheit mit einem verfüg
baren P2O5-Gehalt von 18 bis 21%, das neben Calciumphosphat, Calcium
sulfat, und in untergeordneten Mengen Oxide von Eisen, Silicium und
Aluminium enthält.
Bei Zugabe von Superphosphat, Natriumtripolyphosphat und Ammoniumdi
hydrogenphosphat nach 48 Stunden, d. h. zu bereits viskosen Kulturen,
war die Viskositätsentwicklung von Arthrobacter sp. R1054 in allen
Fällen reduziert. Besonders deutlich wirkte Ammoniumdihydrogenphosphat
(1640 ppm), bei dessen Zugabe die Viskosität innerhalb von 12 Tagen
nicht mehr zunimmt, während sie in der Kontrolle um das 100fache an
steigt (Abb. 3). Auf den Keim Agrobacterium radiobacter R1089 wirken
Superphosphate und Ammoniumdihydrogenphosphat viskositätsreduzierend
(Abb. 4).
Viskosem Lackkoagulationswasser (mit Originalmischkulturen) wurden die
Supplemente Calciumhydrogenphosphat (400 und 800 ppm), Superphosphat
(800 und 1600 ppm), Ammoniumdihydrogenphosphat (800 und 1600 ppm)
und Harnstoff (100 und 200 ppm) einzeln zugesetzt. Die Ansätze mit
100 ml Lackwasser wurden in Erlenmeyerkolben mit 150 UpM bei Raum
temperatur geschüttelt und über 14 Tage beobachtet. Dabei wurden vis
kositätsreduzierende Wirkungen zwischen 40 bis 80% erreicht. Die Mes
sung wurde mit einem Brookfield-Viskosimeter durchgeführt.
Die Viskosität blieb in den Ansätzen mit Calciumhydrogenphosphat
konstant und nahm dann ab (Abb. 5), während in den Kontrollkolben
ohne Zusatz die Viskosität auf das Doppelte anstieg. Nach 10 Tagen be
trug die Viskosität in den supplementierten Ansätzen nur 20% gegenüber
der Kontrolle. Bei Zugabe von Superphosphat stieg die Viskosität zu
nächst an (ca. 7 Tage über die Ausgangsviskosität), bevor ein Abfall
eintrat (Abb. 6). Nach 10 Tagen lag die Viskosität deutlich unter der
vergleichbaren Kontrolle. Ammoniumdihydrogenphosphat reduzierte die
Viskosität am schnellsten. Bereits nach 4 Tagen war die Viskosität um
66%, nach 8 Tagen um 80% geringer als im Kontrollkolben (Abb. 7). Setzt
man dem viskosen Lackkoagulationswasser 200 ppm Harnstoff zu, so ist
die Viskosität nach 4 Tagen um 60% reduziert (Abb. 8).
450 ppm folgender Substanzkombination wurde als Gemisch (Gemisch II)
100 ml viskosem Lackkoagulationswasser (in 500 ml Erlenmeyerkolben,
s. o.) beigemischt: Ammoniumdihydrogenphosphat, NaTPP und Harnstoff
(1,72 : 1, 81 : 1). Das Lackwasser wurde bei 150 UpM und Raumtemperatur
geschüttelt und die Viskositätsentwicklung verfolgt. Nach 4 Tagen war
die Viskosität um 66% reduziert (Abb. 9).
500 ppm eines Nährstoffgemisches bestehend aus Ammoniumdihydrogen
phosphat, NaTPP und Harnstoff (2 : 1 : 1) konnte, unter den Bedingungen
wie im Beispiel 3 angegeben, die Viskosität im Lackkoagulationswasser
(s. o.) innerhalb von 7 Tagen bis auf den Wasserwert reduzieren (Abb. 10).
Der Zusatz von 1200 ppm eines Nährstoffgemisches (Gemisch III) aus
Calciumhydrogenphosphat und Ammoniumdihydrogenphosphat (1 : 2) zu Lack
koagulationswasser bewirkte unter den Bedingungen wie im Beispiel 3 an
gegeben (Raumtemperatur, Schütteln bei 150 UpM) eine rasche Reduktion
der Viskosität bis auf den Wasserwert nach 5 Tagen (Abb. 11).
Ein Gemisch aus Natriumtripolyphosphat, Ammoniumdihydrogenphosphat
und Harnstoff (400 ppm, 1 : 1 : 1) wurde nicht viskosem Lackwasser mit
und ohne Biozid (50 ppm Kathon WT) zugegeben. Die Ansätze wurden
über einen Zeitraum von 6 Wochen bei Raumtemperatur geschüttelt (150 UpM)
inkubiert.
Durch den Einsatz des Phosphatgemisches kann die Viskosität (prophylaktisch)
auf dem Wert der Ausgangsviskosität gehalten werden. Weiter
hin wird deutlich, daß der Einsatz von Biozid alleine keinen viskosi
tätsreduzierenden Effekt besitzt. Die gleichzeitige Zugabe von Nähr
stoffgemisch und Biozid zeigt im Vergleich zum alleinigen Einsatz des
Nährstoffgemisches keine bessere Wirkung (Abb. 12). Der CSB-Wert der
mit Phosphatgemisch behandelten Ansätze liegt nach 6 und 9 Tagen
deutlich (70 bzw. 55%) unter den nicht mit Phosphatgemisch behandelten
Ansätzen (Abb. 13).
Claims (11)
1. Verfahren zur Regulierung des bakteriell erzeugten Schleimstoff
gehaltes und damit zur Regulierung der Viskosität sind Wiederver
wertbarkeit von Lackkoagulationswasser aus der Beseitigung des
Overspray beim Auftrag von Spritzlacken, dadurch gekennzeichnet,
daß man den Gehalt des Lackkoagulationswassers an mikrobiell ver
wertbarem Stickstoff und Phosphor (limitierende Nahrungsquellen)
in einem solchen Ausmaß erhöht und aufeinander abstimmt, daß die
Bildung von viskositätssteigernden Schleimstoffen zurückgedrängt.
und/oder bereits gebildete Schleimstoffanteile bakteriell abgebaut
werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man -
insbesondere zur einleitenden Absenkung eines im Lackkoagulations
wasser bereits aufgebauten Viskositätsprofils - mikrobiell rasch
verwertbare anorganische und/oder organische und bevorzugt wasser
lösliche Verbindungen des Phosphors und Stickstoffs einsetzt, die
auch mit vergleichsweise langsamer verwertbaren limitierenden
Nahrungsquellen kombiniert werden können.
3. Verfahren nach Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß
man Stickstoff in Form insbesondere anorganischer Ammoniumsalze
und/oder als Harnstoff zuführt, während zur Regulierung des
Phosphorgehaltes im Lackkoagulationswasser Phosphate und/oder
Polyphosphate eingesetzt werden.
4. Verfahren nach Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß
als rasch verwertbare P-Quellen leicht wasserlösliche Salze - ins
besondere Partialsalze - der Orthophosphorsäure eingesetzt werden,
wobei die Verwendung von Ammoniumdihydrogenphosphat bevorzugt
sein kann.
5. Verfahren nach Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß
als P-Quellen mit verzögerter mikrobieller Verwertbarkeit ver
gleichsweise schwer lösliche Salze der Orthophosphorsäure, zum
Beispiel Calciumhydrogenphosphat, und/oder Salze von Oligophos
phorsäuren - insbesondere Natriumtripolyphosphat - eingesetzt
werden.
6. Verfahren nach Ansprüchen 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß
mit schwefelfreien Zusatzstoffen gearbeitet wird.
7. Verfahren nach Ansprüchen 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß
die limitierenden Nahrungsquellen bei Einstellung etwa gleicher
Mengenverhältnisse von P zu N eingesetzt werden, wobei im Fall
gleichzeitiger Verwendung rasch und verzögert verwertbarer P-
Quellen auch ein P-Überschuß zum Einsatz kommen kann.
8. Verfahren nach Ansprüchen 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß
Wirkstoffgemische aus etwa gleichen Gewichtsanteilen Ammoniumdi
hydrogenphosphat, Harnstoff und Natriumtripolyphosphat eingesetzt
werden.
9. Verfahren nach Ansprüchen 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß
Gehalte an limitierenden Nahrungsquellen im Bereich von etwa 200
bis 800 ppm N + P, vorzugsweise im Bereich von 300 bis 500 ppm N + P
im Lackkoagulationswasser eingestellt werden.
10. Verfahren nach Ansprüchen 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß
die limitierenden Nahrungsquellen zusammen mit Biociden eingesetzt
werden.
11. Anwendung des Verfahrens nach Ansprüchen 1 bis 10 zur gleich
zeitigen Absenkung beziehungsweise zur Verhinderung des Aufbaus
unerwünschter CSB-Werte im Überstand von Lackkoagulationswässern.
Priority Applications (2)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE4136445A DE4136445A1 (de) | 1991-11-06 | 1991-11-06 | Verfahren zur regulierung und/oder zum abbau von unerwuenschten viskositaets und csb-werten in lackkoagulationswaessern |
PCT/EP1992/002477 WO1993008922A1 (de) | 1991-11-06 | 1992-10-29 | Verfahren zur regulierung und/oder zum abbau von unerwünschten viskositäts- und csb-werten in lackkoagulationswässern |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE4136445A DE4136445A1 (de) | 1991-11-06 | 1991-11-06 | Verfahren zur regulierung und/oder zum abbau von unerwuenschten viskositaets und csb-werten in lackkoagulationswaessern |
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Publication Number | Publication Date |
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DE4136445A1 true DE4136445A1 (de) | 1993-08-26 |
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Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE4136445A Withdrawn DE4136445A1 (de) | 1991-11-06 | 1991-11-06 | Verfahren zur regulierung und/oder zum abbau von unerwuenschten viskositaets und csb-werten in lackkoagulationswaessern |
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