DE41361C - Verfahren zur Herstellung eines Schmiermittels - Google Patents

Description

KAISERLICHES

PATENTAMT

Den Gegenstand der vorliegenden Erfindung bildet ein Schmiermittel, welches speciell zum Schmieren von Metallflächen Anwendung finden soll, auf welchen infolge sehr starker Reibung, gleichgültig, ob durch den Druck sich gegen einander pressender Flächen oder die Bewegung der einen Fläche über die andere, oder durch beide Ursachen zugleich erzeugt, rapid Erhitzung Platz greift, wie z. B. in den Lagern von Walzwerken zum Auswalzen von Eisen und Stahl, wo man mittelst der üblichen Schmiermittel die beanspruchten Theile nur schwierig auf einer mäfsigen Temperatur erhalten kann. Bei dieser Art Maschinen bedingen die üblichen Schmiermittel entweder die beständige Anwesenheit eines Aufwärters, oder man füllt sie in Säcke, welche mit den zu schmierenden Theilen in Berührung stehen. Bei dieser letzteren Schmiermethode liegt jedoch eine stete Gefahrquelle darin, dafs die Säcke Feuer fangen. Diesen Uebelständen sucht die vorliegende Erfindung durch eine eigenthUmliche Zusammensetzung der Schmiere vorzubeugen. Letztere wird aus animalischem Fett (Nierenfett, Talg) und einer zu Brei verwandelten und am zweckmäfsigsten angegangenen (faul gewordenen) vegetabilischen Substanz von wärmeabsorbiren den, d. h. kühlenden Eigenschaften zusammengesetzt, wie z. B. Kohlrüben und Kartoffeln. Auch eignen sich dazu Runkelrüben, Mangoldwurzel oder andere pflanzliche Erzeugnisse von ähnlicher wässeriger und breibildungsfähiger Beschaffenheit. Das Resultat einer solchen Zusammenmischung ist die Combination der wärmeabsorbirenden Wirkung des pflanzlichen Bestandtheiles mit den plastischen und bindenden Eigenschaften des thierischen Fettes. Wo Staub, Schlacke oder sandige Theilchen Zugang zu den geschmierten Flächen finden, werden diese von den gewöhnlichen Schmiermitteln absorbirt und bilden damit schliefslich eine abschleifend wirkende Paste. Setzt man zu der obigen Composition noch eine relativ kleine Menge von Reifsblei, Graphit oder gebrannter (englischer) Kreide, welche selbst als Schmiermittel wirken, so nimmt die Composition obengenannte Verunreinigungen nur in so geringem Mafse auf, dafs sie davon nicht beeinträchtigt wird und ihre schmierenden Eigenschaften für eine längere Zeit bewahrt bleiben. Wo die zu schmierenden Theile gegen den Zutritt solcher Verunreinigungen gut geschützt sind, kann der obige Zusatz unterbleiben.

Ein bei der Anwendung von Schmiermitteln auf sich rasch erwärmende Theile sehr ins Gewicht fallender Umstand ist die Neigung des Schmiermittels, unter dem Einflüsse der Wärme dünnflüssig zu werden, und steigert sich diese Neigung mit der Zunahme der Erhitzung der Theile. Dadurch, dafs man zu der obigen Schmiercomposition noch eine verhältnifsmäfsig kleine Menge von Pech zusetzt, wird die Schmiere zäher, anklebender, und dadurch in den Stand gesetzt, den von ihr geschmiert zu haltenden Theil wirksam einzuhüllen oder zu bedecken. Je höher dabei die Temperatur ist, bei welcher das Pech mit dem

Claims (1)

1. Fett vermischt wird, um so besser bewahrt das Gemisch seine schmierenden Eigenschaften auf heifsen Metallflächen; der Zusatz von ein wenig Kreide, am besten Spanisch-Weifs, erleichtert das Vermischen beider bei hoher Temperatur. Eine andere Wirkung des Pechzusatzes besteht noch darin, dafs das Schmiermittel . sich gut setzt oder fest wird und in Gestalt von Ziegeln, Tafeln, Stangen oder in sonst passender Form hergestellt werden kann.

   Die Mischungsverhältnisse der einzelnen Bestandtheile variiren je nach den dem Schmiermittel mitzutheilenden Eigenschaften; z. B. wird dasselbe je nach seinem Pechgehalt mehr oder weniger anklebend sein, und will man dasselbe, wie oben, in besonderen Formen fest herstellen, so mufs mehr Pech zugesetzt werden, als wenn man das blofse Adhäriren erreichen will. Der Zusatz von Graphit oder Spanisch-Weifs ist gröfser oder geringer, je nachdem die zu schmierenden Theile mehr oder weniger dem Eintritt von Staub oder Sand ausgesetzt sind.

   Zum Schmieren von Walzwerken für Eisen und Stahl und ähnlichen schweren Maschinen haben folgende Verhältnisse gute Resultate ergeben:

   4 980 g angegangener Brei aus Kohlrüben,

   ι 800 g - - Kartoffeln,

   670 g Talg,

   230 g Spanische (Venetianische) Kreide,
   42,5 g Graphit,
   57 g Pech.

   ■ Diese Mengen ergeben ungefähr 5 000 g Schmiermittel.

   Ein zweckmäfsiges Verfahren zur Herstellung der Schmiercomposition ist folgendes:

   Man schmilzt das Pech bis zum Flüssigwerden ein, setzt dann das animalische Fett zu und mischt beide bei Siedetemperatur unter Zusatz der Kreide, um das Fett vor dem Einflüsse der Hitze zu schützen. Dann fügt man, immer das Sieden unterhaltend, den Graphit zu; nachdem man durchgemischt, läfst man unter gelindem Umrühren bis auf Blutwärme abkühlen, so dafs man die Hand einführen kann, setzt dann den vegetabilischen Brei zu und mischt gehörig durch einander.

   Es ist klar, dafs diese Manipulationsweise modificirt werden kann.

   Soll die Schmiercomposition in Form von Ziegeln, Tafeln, Stangen etc. angewendet werden, so setzt man entsprechend mehr Pech zu und giefst das Gemisch vor dem Festwerden in Formen. Bei dem obigen Pechzusatz wird nach dem Abkühlen eine blofs plastische Masse erhalten.

   Pateντ-Anspruch:

   Ein Verfahren zur Herstellung fettiger und plastischer Schmiermittel, darin bestehend, dafs man geschmolzenes animalisches Fett bei Siedetemperatur mit geschmolzenem Pech event, unter Zusatz von Kreide und Graphit zusammenrührt, das Gemisch bis auf Handwärme abkühlen läfst, und darauf zu Brei verwandelte vegetabilische Substanz, wie Kartoffeln, Runkelrüben, Kohlrüben oder Mangoldwurzel, als wärmeabsorbirender Bestandtheil gut unter die obige Masse mischt.