DE4135274C2 - Schienenkanone - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft eine Schienenkanone, wie sie durch die
Merkmale des Gattungsbegriffs des Anspruchs 1 näher definiert
wird.
Schienenkanonen bestehen im einfachsten Fall aus zwei
parallel angeordneten Stromschienen, die mit einer
Hochstromquelle verbunden sind. Zur Beschleunigung der
Projektile befindet sich am heckseitigen Ende des jeweiligen
Projektiles eine als Strombrücke zwischen den beiden Schienen
wirkende Armatur. Aus R.A.Marshall et al: "The 10 km/s, 10 kg
Railgun", IEEE Transactions on Magnetics, Vol. 27, S 21 ff,
ist es bereits bekannt, als Armatur ein durch einen
Lichtbogen erzeugtes Plasma zu verwenden (Plasma-Armatur).
Der Strom fließt dabei von der Hochstromquelle über die eine
Schiene zum Lichtbogen, über den Lichtbogen zur anderen
Schiene und in dieser zurück zur Hochstromquelle. Durch die
Wechselwirkung des in dieser Stromschleife erzeugten
Magnetfeldes mit dem Lichtbogenstrom wirkt auf den Lichtbogen
eine elektromagnetische Kraft (Lorentz-Kraft), die diesen,
und damit auch das vor dem Lichtbogen befindliche Projektil,
beschleunigt.
Grundsätzlich lassen sich Projektile mit Schienenkanonen auf
wesentlich höhere Geschwindigkeiten beschleunigen als mit
Gaskanonen. Allerdings ist aus der vorstehend erwähnten
Schrift von Marshall et al bekannt, daß die bei hohen
Projektilgeschwindigkeiten beobachtete Neubildung von
parasitären Lichtbögen zu einer Geschwindigkeitsbegrenzung
von etwa 6 km/s führen.
Aus S. Usuba et al: "Performance of the Discrete Electrode
Railgun", IEEE Transactions on Magnetics, Vol. 27, S. 611 ff,
ist es bekannt, zur Unterbindung parasitärer Lichtbögen
mindestens eine der Stromschienen in diskrete Elektroden
aufzuteilen. Die Elektroden werden, nachdem der Lichtbogen eine Zeit
lang auf ihnen gebrannt hat, mit Hilfe einer Sicherung abge
schaltet; so daß dieser Teil der aus diskreten Elektroden beste
henden Stromschiene isoliert ist. Der Lichtbogen zündet dann
auf der nächstfolgenden Elektrode in Beschleunigungsrichtung
und wird dort ebenfalls nach einiger Zeit mit Hilfe einer Siche
rung abgeschaltet. Dieser Vorgang wiederholt sich, bis das Pro
jektil die Schienenkanone verlassen hat.
Ein Nachteil dieser Vorrichtung ist, daß erhebliche Energien
dazu aufgewendet werden müssen, den Strom von einer Sicherung
in die nächste zu kommutieren. Denn die durch die Sicherungen
und die Stromschiene gebildeten, verhältnismäßig großen
Stromschleifen müssen mit magnetischer Energie gefüllt werden, wofür
sowohl eine hohe Blind- als auch Wirkleistung aufzubringen ist.
Ein weiterer Nachteil ist, daß die Sicherungen sehr genau an
den Beschleunigungsvorgang sowie an die entsprechend auftreten
den Ströme angepaßt werden müssen. So kann es bei Fehlanpassun
gen geschehen, daß die Sicherungen zu früh, zu spät oder über
haupt nicht ansprechen.
Aus der nachveröffentlichten Druckschrift DE 41 24 112 A1 ist
eine elektromagnetische Abschußvorrichtung bekannt, bei der
jedoch der erste leitende Teil in Beschleunigungsrichtung des
Projektils in mehrere Segmente unterteilt ist, die zusätzlich
elektrisch gegeneinander isoliert sind.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Schienenkanone
der eingangs erwähnten Art anzugeben, mit der es auf einfache
Weise möglich ist, Projektile auf hohe Geschwindigkeiten zu
beschleunigen, ohne daß es erforderlich ist, die
Stromschienen aus Einzelelektroden mit zusätzlichen
Sicherungselementen aufzubauen, und ohne daß parasitäre
Lichtbögen auftreten.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale des
kennzeichnenden Teils des Anspruchs 1 gelöst. Besonders
vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung offenbaren die
Unteransprüche.
Der Erfindung liegt also im wesentlichen der Gedanke
zugrunde, entweder die Schienen selbst aus einer mit einer
isolierenden Masse getränkten Metallgewebeschicht aufzubauen
oder aber die Schienen auf der dem Beschleunigungskanal
zugewandten Seite mit einer derartigen Schicht zu versehen.
Durch die Stromkräfte werden dann die Metallgewebelagen
hinter dem Lichtbogen zusammen- und die isolierende Masse aus
der Gewebeschicht herausgedrückt bzw. teilweise in den
Beschleunigungskanal geschleudert. Dadurch werden die
Stromschienen und das Metallgewebe zum Beschleunigungskanal
hin isoliert. Auch der Lichtbogen wird durch die in den Kanal
geschleuderten Teilchen der isolierenden Masse zum hinteren
Teil des Beschleunigungskanals hin isoliert.
Weitere Einzelheiten und Vorteile werden im folgenden anhand
eines Ausführungsbeispieles und mit Hilfe von Figuren näher
erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 den Längsschnitt eines Teiles einer erfindungsgemäßen
Schienenkanone;
Fig. 2 die Vorderansicht des in Fig. 1 dargestellten Teiles der
Schienenkanone; und
Fig. 3 den Längsquerschnitt der Schienenkanone nach Fig. 1 mit
einem Projektil während der Beschleunigungsphase.
In Fig. 1 ist mit 1 ein Teilausschnitt einer Schienenkanone
bezeichnet, die im wesentlichen aus zwei Schienen 2 und 2′
sowie einem Beschleunigungskanal 3 besteht, in dem sich das
Projektil (vgl. auch Fig. 3) bewegt. Als Material für die
Schienen 2 und 2′ kann beispielsweise Kupfer oder ein
sonstiges besonders gut leitendes Material verwendet werden.
Erfindungsgemäß sind an den Schienen 2 und 2′ über z. B.
Hartlotschichten 4 und 4′ zwei Metallgewebeschichten 5 und 5′
befestigt. Diese können aus Aluminium, Kupfer, Eisen oder
einem sonstigen elektrisch leitfähigen Material bestehen. Die
Metallgewebeschichten 5 und 5′ sind mit einer isolierenden
Masse, z. B. Bitumen oder Wachs, getränkt. Die entsprechenden
Isolierstoffteilchen sind mit dem Bezugszeichen 6 angedeutet.
An der Oberfläche zum Beschleunigungskanal 3 liegen die
Metallgewebeschichten 5 und 5′ frei, so daß sie über einen
Lichtbogen elektrisch miteinander verbunden werden können.
Die Schienen 2 und 2′ sowie die Metallgewebeschichten 5 und
5′ sind üblicherweise in einen Isolierstoffkörper 7, z. B. aus
glasfaserverstärktem Kunststoff, kraftschlüssig eingebunden.
Dadurch wird - wie aus Fig. 2 entnehmbar - der Beschleunigungs
kanal 3 zu einem seitlich geschlossenen Raum.
Fig. 3 zeigt wiederum einen Teilausschnitt 1 der Schienen
kanone mit einem im Beschleunigungskanal 3 befindlichen
Projektil 8, das sich zur Mündung der Kanone hin bewegt. Am
heckseitigen Ende des Projektiles 8 befindet sich die durch
einen Lichtbogen 9 gebildete Plasma-Armatur. Der Strom 10
fließt über die Schiene 2, das Metallgewebe 5, den Lichtbogen
9, das Metallgewebe 5′ und die Schiene 2′.
Durch die Stromkräfte werden die Metallgewebelagen 5 und 5′
hinter dem Lichtbogen 9 zusammengedrückt. Diese Schichten
sind mit den Bezugszeichen 50 und 50 ′versehen. Außerdem wird
die aus den Isolierstoffteilchen 6 bestehende isolierende
Masse aus den Gewebeschichten 5 und 5′ herausgedrückt. Es
bilden sich separate Schichten 51 und 51′. Schließlich wird
die isolierende Masse teilweise auch in festem, flüssigem und
gasförmigem Zustand in den Beschleunigungskanal 3
geschleudert. Die hierbei auftretenden Energieverluste sind
lediglich durch die erforderliche Kompressionsarbeit gegeben.
Kommutierungsverluste treten nicht auf.
Durch die Bildung der isolierenden Schichten 51 und 51′ wird
erreicht, daß sowohl die Schienen 2 und 2′ als auch die
Metallgewebeschichten 50 und 50′ zum Beschleunigungskanal 3
hin isoliert sind. Die in den Beschleunigungskanal 3
geschleuderten Materialteilchen 6 aus isolierender Masse
sorgen außerdem dafür, daß der Lichtbogen 9 gegenüber dem
hinteren Teil des Beschleunigungskanals 3 isoliert ist. Der
Lichtbogen 9 hat daher keine Gelegenheit mehr, irgendwo in
dem von dem Projektil 8 bereits durchlaufenden Beschleu
nigungskanal 3 noch parasitäre Lichtbögen zu zünden.
Der das Projektil 8 antreibende Lichtbogen 9 wird auf eine
enge Region hinter dem Projektil 8 konzentriert. Auf diese
Weise bleibt die antreibende elektromagnetische Kraft
vollständig auf die Anordnung Lichtbogen 9 / Projektil 8
konzentriert. Die Breite dieser Region wird durch die
Trägheit und die Viskosität der Masse des von den
Stromkräften zusammengedrückten Materials 5, 5′ sowie durch
die Höhe des Stromes 10 bestimmt. Nach dem Schuß werden die
beiden Schienen 2 und 2′ zusammen mit den
Metallgewebeschichten 5 und 5′ gegen neue ausgewechselt.
Die vorstehend beschriebene Schienenanordnung kann auch so
ausgeführt werden, daß nur eine der beiden Schienen mit einer
Metallgewebeschicht versehen ist. Die andere Schiene berührt
in diesem Fall das Projektil direkt.
Eine weitere Möglichkeit besteht darin, auf die Schienen 2
und 2′ zu verzichten und sie durch mit Isolierstoff getränkte
Metallgewebe zu ersetzen.
Bezugszeichenliste
1 Teilausschnitt einer Schienenkanone
2, 2′ Schiene
3 Beschleunigungskanal
4, 4′ Hartlotschicht
5, 5′ Metallgewebeschicht
50, 50′ zusammengepreßte Metallgewebeschicht
51, 51′ (isolierende) Schicht
6 Isolierstoffteilchen
7 Isolierstoffkörper
8 Projektil
9 Lichtbogen, Plasma-Armatur
10 Strom
2, 2′ Schiene
3 Beschleunigungskanal
4, 4′ Hartlotschicht
5, 5′ Metallgewebeschicht
50, 50′ zusammengepreßte Metallgewebeschicht
51, 51′ (isolierende) Schicht
6 Isolierstoffteilchen
7 Isolierstoffkörper
8 Projektil
9 Lichtbogen, Plasma-Armatur
10 Strom
Claims (5)
1. Schienenkanone (1) zur Beschleunigung von Projektilen (8)
mit mindestens 2 gegenüberliegenden und einen Beschleu
nigungskanal (3) bildenden Schienen (2, 2′), wobei die
Beschleunigung der Projektile (8) mit Hilfe einer sich am
heckseitigen Teil des jeweiligen Projektils (8) zwischen
den beiden Schienen (2, 2′) ausbildenden Plasma-Armatur (9)
erfolgt, dadurch gekennzeichnet,
daß mindestens eine der beiden Schienen (2, 2′) aus einer
Metallgewebeschicht besteht, in die Isolierstoffteilchen
(6) eingelagert sind.
2. Schienenkanone (1) zur Beschleunigung von Projektilen (8)
mit mindestens 2 gegenüberliegenden und einen Beschleu
nigungskanal (3) bildenden Schienen (2, 2′), wobei die
Beschleunigung der Projektile (8) mit Hilfe einer sich am
heckseitigen Teil des jeweiligen Projektils (8) zwischen
den beiden Schienen (2, 2′) ausbildenden Plasma-Armatur (9)
erfolgt, dadurch gekennzeichnet,
daß mindestens eine der beiden Schienen (2, 2′) auf der dem
Beschleunigungskanal (3) zugewandten Seite mit einer
entsprechenden Metallgewebeschicht (5, 5′), in der Isolier
stoffteilchen (6) eingelagert sind, kraftschlüssig
verbunden ist.
3. Schienenkanone nach Anspruch 1, dadurch
gekennzeichnet, daß beide Schienen (2, 2′)
aus einer mit Isolierstoffteilchen (6) getränkten Gewe
beschicht bestehen.
4. Schienenkanone nach Anspruch 2, dadurch ge
kennzeichnet, daß beide Schienen (2, 2′) mit
einer Isolierstoffteilchen (6) getränkten Gewebeschicht
(5, 5′) kraftschlüssig verbunden sind.
5. Schienenkanone nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, daß als
Metall für die Metallgewebeschicht (5, 5) ein elektrisch
leitfähiges Material und als Isolierstoffteilchen Bitumen-
oder Wachsteilchen verwendet werden.
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