DE4129562A1 - Bohrlochstrainmeter - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft ein Bohrlochstrainmeter und dient zur
Überwachung von Untertagedeponien radioaktiver und chemischer
Abfälle, von Bergwerken, Staudämmen und anderen Industrie
bauten sowie von seismisch aktiven Zonen.
Untertägige Deponien zur Endlagerung von radioaktiven Abfällen
werden im Salzgestein eingerichtet. Für hochtoxische chemische
Abfälle wird an die Endlagerung im Salz gedacht.
Die Sicherheit eines Endlagers hängt wesentlich von der Stand
sicherheit der Grubenbaue ab. Zur Standsicherheitsbeurteilung
werden die vorgelegten markscheiderischen Rißwerke, Stand
sicherheitsberechnungen und geomechanische Meßreihen heran
gezogen. Letztere umfassen die Ergebnisse von über- und unter
tägigen Wiederholungsnivellements, von trigonometrischen,
Gebirgsdruck-, Konvergenz- und Pfeilerquerdehnungsmessungen.
Die zum markscheiderischen Routinemeßprogramm gehörenden
Konvergenz- und Pfeilerquerdehnungsmessungen werden mit
mechanischen Schreibern ausgeführt, deren Meßschwelle nicht
unter 0,1 mm liegt (GIMM, W.: Kali- und Salzbergbau, Bd. 1,
VEB Verl. Dtsch. Grundstoffind. (Leipzig 1968)). Diese Meß
schwelle braucht nicht unterschritten zu werden, wenn es um die
Erfassung der starken Gebirgsbewegungen in den abbaunahen
Bereichen des Grubenfeldes geht.
Doch die Endlager sind in stillgelegten Salzbergwerken unter
gebracht, wo beispielsweise die Konvergenzgeschwindigkeiten
nur etwa 0,012 mm/Jahr betragen statt 30 mm/Jahr in Gruben,
in denen noch Abbau umgeht.
Zur Erfassung von Gebirgsbewegungen mit geringen Geschwindig
keiten werden verschiedene Arten von Strainmetern verwendet.
Bekannte technische Lösungen sind das "mechanische Strainmeter"
(Wirtschaftspatent DD 1 50 249, HARWARDT, H. (Berlin 1980)), das
"Vertikalstrainmeter" (WP DD 2 02 766, HARWARDT, H. (Berlin 1981))
und das "Stangenstrainmeter" (WP DD 2 09 904, HARWARDT, H. (Berlin
1982)). Die Eignung dieser Geräte für die fortlaufende Erfas
sung der horizontalen und vertikalen Konvergenzbewegungen in
abbaufernen untertägigen Hohlräumen wurde u. a. durch die Arbeit
von SIMON, D. HARWARDT, H.: On strain movements at Tiefenort/GDR
1977-1986. Gerl. Beitr. Geophys. 98 (Leipzig 1989) 1, 48-52 nach
gewiesen.
Ein wesentlicher Nachteil der bekannten Strainmeterausführungen
ist das Fehlen von zusätzlichen Vorrichtungen zur Erfassung von
Aufblätterungs- und Quellbewegungen der Gesteinsumgebung des
untertägigen Hohlraums sowie von lokalen thermoelastischen Ver
zerrungen des hohlraumnahen Gesteins, wodurch eine näherungs
weise Trennung der lokalen Bewegungskomponenten von den geome
chanisch interessanteren Strainvariationen von regionaler Rele
vanz verhindert wird.
Ziel der Erfindung ist es, eine Vorrichtung zur meßtechnischen
Erfassung der Konvergenzbewegungen in untertägigen Hohlräumen
derart auszubilden, daß mit ihrer Hilfe die Mängel der bekann
ten Strainmeter hinsichtlich ihrer Anwendung in Überwachungs
einrichtungen von Untertagedeponien, Bergwerken, Staudämmen und
anderen Industriebauten sowie seismisch aktiven Zonen beseitigt
und die gestellte Meßaufgabe mit einem vertretbaren Aufwand ge
löst werden kann.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Bohrlochstrain
meter zur meßtechnischen Erfassung der Konvergenzbewegungen in
untertägigen Hohlräumen derart auszubilden, daß mit seiner Hil
fe eine näherungsweise Trennung der geomechanisch interessanten
Strainvariationen von regionaler Relevanz von den lokalen Defor
mationsbewegungen der Hohlraumumgebung möglich wird.
Die Gesteinsumgebung quillt in den Hohlraum hinein oder blät
tert auf, wobei in Streckenmitte beispielsweise höhere Ge
schwindigkeiten der vertikalen Konvergenz gemessen werden als in
Pfeilernähe. Auch thermoelastische Verzerrungen des hohlraum
nahen Gebirges können, wie die in Fig. 2-3 dargestellten Meß
beispiele zeigen, Ursachen von lokalen Deformationsbewegungen
sein. Sie kommen durch die künstliche Bewetterung des Grubenge
bäudes zustande.
Erfindungsgemäß wird die Aufgabe mittels einer Vorrichtung
gelöst, die sowohl die Konvergenzbewegungen des Hohlraumes
(Strecke, Stollen, Tunnel, Kammer) als auch die in der gleichen
Meßrichtung ablaufenden Strainvariationen innerhalb des den
Hohlraum umgebenden Gebirges meßtechnisch erfaßt.
In der Vertikalen werden demnach nicht nur wie bei markschei
derischen Konvergenzmessern die Relativbewegungen zwischen den
Bezugspunkten 3 und 4 in Firste und Sohle gemessen, sondern
mindestens auch die vertikalen Strainvariationen zwischen den
Bezugspunkten 1 und 3 in einem Firstbohrloch und zwischen den
Bezugspunkten 4 und 6 in einem Sohlenbohrloch. Bevorzugt wird
eine Vorrichtung, die die Relativbewegungen zwischen den Be
zugspunkten 1 und 6, 1 und 2, 2 und 3, 4 und 5 sowie 5 und 6
erfaßt. Damit erhält man Meßinformationen über das Abklingen
der Quellbewegungen mit zunehmender Bohrlochteufe. Das
erleichtert die näherungsweise Trennung der lokalen von den
geomechanisch interessanteren Strainvariationen von regionaler
Relevanz.
Die erfinderischen Lösungen für horizontale und andere Meß
richtungen entsprechen der in Fig. 1 beschriebenen Lösung für
die Vertikalkomponente.
Im folgenden wird die Erfindung anhand eines Ausführungsbei
spiels mittels der Zeichnung näher erläutert. In der zugehö
rigen Zeichnung beschreiben
Fig. 1 die bevorzugte Ausführung eines vertikalen Bohrloch
strainmeters min Meßeinrichtungen zur Erfassung der
Streckenkonvergenz 12 und der vertikalen Strainbewegun
gen 21, 22 , 23 und 24 in jeweils zwei Teufenbereichen
des First- und des Sohlenbohrlochs.
Fig. 2 Salzbergwerk Tiefenort. Registrierungen von zwei Hori
zontalstrainmetern NS und EW und von einem Vertikal
strainmeter V.
Fig. 3 Strainregistrierungen von Fig. 2 nach Abzug der Gangkom
ponenten mit den konstanten Geschwindigkeiten v(NS) =
2.2×10 exp. (-7), v(EW) = 3.4×10 exp. (-7), v(V) =
15.7×10 exp. (-7)
Der Zeichnung gemäß gehört zum Meßteil des vertikalen Bohr
lochstrainmeters die aus dem Firstbohrloch herausragende zen
trale Meßstange 7 mit dem Anker 8. Der Anker 8 wird mit Hilfe
von Magnesit-Salz-Beton 9 in einiger Entfernung vom Bohrloch
tiefsten an die Bohrlochwandung angekoppelt.
Aus dem entsprechenden Sohlenbohrloch ragt die zentrale Meß
stange 10, die oberhalb des Bohrlochtiefsten ebenfalls mit
Magnesit-Salz-Beton an der Bohrlochwandung verankert wurde.
Die Relativbewegungen zwischen den Stangen 7 und 10 können mit
induktiven, kapazitiven oder anderen Meßwertgebern gemessen
werden. In diesem Ausführungsbeispiel wird der von HARWARDT
(WP DD 2 02 766) beschriebene Meßkopf 12 verwendet. Seine wichtig
sten Elemente sind der induktive Meßwertgeber 13, ein dünner
Meßdraht 14 und eine Motor-Getriebe-Anordnung 15 in einer
Schlittenführung 16 zur Gangkorrektur und Feinjustierung des
Gebers.
Die Bohrlöcher haben drei Teufenbereiche mit unterschiedlichen
Bohrlochdurchmessern. Im Bohrlochtiefsten der breiteren Bohr
lochbereiche sind Ankerringe 17 einzementiert, die die Meß
drähte oder Meßstangen 18 und 19 (Firstloch) bzw. 20 und 21
(Sohlenloch) halten.
Zwei Meßköpfe 22 und 23 ermöglichen die fortlaufende Registrie
rung der Relativbewegungen zwischen der zentralen Meßstange 7
im Firstbohrloch und den Meßdrähten 18 und 19, zwei weitere
Meßköpfe 24 und 25 erfassen die entsprechenden Relativbewegun
gen im Sohlenbohrloch. Die Meßköpfe 22-24 sind ebenfalls als
induktive Meßwertgeber mit Motornachführung und Schlitten aus
geführt und können an den Austrittsstellen der Bohrlöcher
leicht justiert werden.
In den Meßbeispielen Fig. 2 und 3 können die lokalen thermoela
stischen Strainkomponenten als solche leicht erkannt und sepa
riert werden, wenn die Registrierungen von zwei am gleichen
Ort installierten Strainmetern zur Verfügung stehen.
Günstige Gerätekombinationen sind beispielsweise ein horizon
taler (EV) und ein vertikaler (V) Konvergenzmesser oder ein
vertikaler Konvergenzmesser (V) und ein vertikales Bohrloch
strainmeter. Bevorzugt wird die letztere Variante, weil
beide Geräte in der gleichen Richtung messen und die Quell-
und Aufblätterungseffekte miterfassen.
Wie Fig. 3 erläutert, stimmen die am gleichen Ort von den
Strainmetern EV und V erfaßten thermoelastischen Komponenten
relativ gut überein. Beide Geräte haben ihre Meßplätze im
Stationsinnern, wo die Gesteinstemperatur im Rahmen der Meß
genauigkeit (0,1°C) als konstant angesehen werden kann.
Das Strainmeter NS wurde dagegen im Einflußbereich eines
Wetterstroms installiert, der die Gesteinstemperatur in der Meß
platzumgebung beeinflußt. Obwohl das NS- Strainmeter nur wenige
100 m von denen der Vergleichsinstrumente EW und V entfernt ist,
weichen die mit diesem Instrument gemessenen thermoelastischen
Komponenten von den Meßergebnissen der anderen Geräte erheblich
ab. Bei der flächenhaften Überwachung eines ausgedehnten Gruben
feldes mit einer begrenzten Zahl von Vertikalstrainmetern ist
an jeder Meßstelle mit anderen thermoelastischen Bewegungskompo
nenten zu rechnen. Der erfindungsgemäße kombinierte Einsatz von
Konvergenzmessern und Bohrlochstrainmetern vermindert die Regi
strierfehler, die durch den Einfluß des lokalen thermoelasti
schen Strainfeldes verursacht werden.
Aufstellung der verwendeten Bezugszeichen
1, 2, 3, 4, 5, 6 Bezugspunkte innerhalb von Firste und Sohle,
zwischen denen Relativbewegungen gemessen werden
7 zentrale Meßstange im Firstbohrloch
8 Anker
9 Magnesit- Salz- Beton zur Ankerbefestigung
10 zentrale Meßstange im Sohlenbohrloch
11 Anker
12 Strainmetermeßkopf
13 induktiver Meßwertgeber
14 dünner Meßdraht
15 Motor-Getriebe-Anordnung zur Gangkorrektur
16 Schlittenführung zur Feinjustierung
17 Ankerringe der Bohrlochstrainmeter
18, 19 Meßdrähte der Firstbohrloch-Strainmeter
20, 21 Meßstangen der Sohlenbohrloch-Strainmeter
22, 23 Meßköpfe der Firstbohrloch-Strainmeter
24, 25 Meßköpfe der Sohlenbohrloch-Strainmeter
EW Horizontalstrainmeter, Meßrichtung Ost-West
NS Horizontalstrainmeter, Meßrichtung Nord-Süd
V Vertikalstrainmeter, erfaßt als Konvergenzmesser die Relativbewegungen zwischen Firste und Sohle
7 zentrale Meßstange im Firstbohrloch
8 Anker
9 Magnesit- Salz- Beton zur Ankerbefestigung
10 zentrale Meßstange im Sohlenbohrloch
11 Anker
12 Strainmetermeßkopf
13 induktiver Meßwertgeber
14 dünner Meßdraht
15 Motor-Getriebe-Anordnung zur Gangkorrektur
16 Schlittenführung zur Feinjustierung
17 Ankerringe der Bohrlochstrainmeter
18, 19 Meßdrähte der Firstbohrloch-Strainmeter
20, 21 Meßstangen der Sohlenbohrloch-Strainmeter
22, 23 Meßköpfe der Firstbohrloch-Strainmeter
24, 25 Meßköpfe der Sohlenbohrloch-Strainmeter
EW Horizontalstrainmeter, Meßrichtung Ost-West
NS Horizontalstrainmeter, Meßrichtung Nord-Süd
V Vertikalstrainmeter, erfaßt als Konvergenzmesser die Relativbewegungen zwischen Firste und Sohle
Claims (6)
1. Bohrlochstrainmeter, zur Anwendung in flächenhaft ausgedehnten
Überwachungsnetzen von Untertagedeponien radioaktiver und
chemischer Abfälle, von Bergwerken, Staudämmen und anderen
Industriebauten sowie von seismisch aktiven Zonen, unter
Verwendung bekannter Strainmeterausführungen wie des Ver
tikalstrainmeters von HARWARDT oder des mechanischen Strain
meters von HARWARDT, mit induktiven, kapazitiven oder anderen
Meßwertgebern, dadurch gekennzeichnet
daß bei vertikaler Installation in untertägigen Meßkammern
sowohl die Konvergenzbewegungen zwischen je einem Bezugspunkt
in Firste und Sohle, z. B. zwischen (1) und (6), als auch die
Quellbewegungen der Hangend- und Liegendschichten,
beispielsweise zwischen den Bezugspunkten (1) und (3) im
Firstbereich sowie zwischen (4) und (6) im Sohlenbereich
gemessen werden, wodurch eine näherungsweise Trennung der
lokalen Bewegungskomponenten von den geomechanisch
interessanteren Strainvariationen von regionaler Relevanz
ermöglicht wird.
2. Bohrlochstrainmeter nach Anspruch 1, dadurch
gekennzeichnet, daß die Strainvariationen nicht
in vertikalen sondern in horizontalen Bohrlöchern gemessen
werden oder in solchen, die gegen die Lotrichtung um einen
Winkel von 45° geneigt sind, wobei Meß-und Bohrlochrichtungen
übereinstimmen.
3. Bohrlochstrainmeter nach Anspruch 1 und 2, dadurch
gekennzeichnet, daß neben den Konvergenzbewe
gungen der Meßkammer die Strainbewegungen innerhalb der
beiden Bohrlöcher jeweils in mindestens zwei Bohrlochteufen
bereichen gemessen werden, um Informationen über das Abklin
gen der Quellbewegungen der Meßkammerumgebung mit wachsenden
Bohrlochteufen zu erhalten. Mit Hilfe eines solchen Bohrloch
strainmeters werden beispielsweise die Konvergenzbewegungen
zwischen den Bezugspunkten (3) und (4) sowie die Strainbewe
gungen zwischen den Bezugspunkten (1) und (3), (2) und (3),
(4) und (5) sowie zwischen (4) und (6) gemessen.
4. Bohrlochstrainmeter nach Anspruch 2 oder 3 , dadurch
gekennzeichnet, daß die Konvergenzbewegungen der
Meßkammer und die Strainvariationen in den beiden Bohrlöchern
von mehreren Teilinstrumenten gemessen werden, die entweder
in denselben Bohrlöchern oder in hinreichend benachbarten
Bohrlöchern installiert sind.
5. Bohrlochstrainmeter nach Anspruch 2, 3 oder 4, dadurch
gekennzeichnet, daß die Konvergenzbewegungen
der Meßkammer nicht mitgemessen werden, wodurch daß Bohrloch
strainmeter in zwei jeweils vollständig in Bohrlöchern instal
lierte Teilstrainmeter zerfällt, beispielsweise in ein First-
und ein Sohlenbohrlochstrainmeter.
6. Bohrlochstrainmeter nach Anspruch 2, 3, 4 oder 5,
dadurch gekennzeichnet, daß die Strain
variationen in zwei oder mehreren Teufenbereichen eines von
Übertage aus gebohrten vertikalen oder um 45° gegen die Lot
richtung geneigten Bohrloches in Bohrlochrichtung meßtechnisch
erfaßt werden.
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DE4129562A DE4129562A1 (de) | 1991-09-03 | 1991-09-03 | Bohrlochstrainmeter |
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---|---|---|---|
DE4129562A DE4129562A1 (de) | 1991-09-03 | 1991-09-03 | Bohrlochstrainmeter |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE4129562A1 true DE4129562A1 (de) | 1993-03-11 |
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ID=6439939
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Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE4129562A Ceased DE4129562A1 (de) | 1991-09-03 | 1991-09-03 | Bohrlochstrainmeter |
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