DE4126177A1 - Durchflusskondensatorzelle zur verwendung als biosensor zur kontinuierlichen, qualitativen und quantitativen bestimmung von analyten - Google Patents
Durchflusskondensatorzelle zur verwendung als biosensor zur kontinuierlichen, qualitativen und quantitativen bestimmung von analytenInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf eine Durchflußkon
densatorzelle zur Verwendung als Biosensor zur kontinuierli
chen, qualitativen und quantitativen Bestimmung von Analyten,
insbesondere mit einer Messung der Kapazität der Durchfluß
kondensatorzelle als Funktion der Zeit, um damit Rückschlüsse
auf die Analytkonzentration der Probenflüssigkeit zu erzie
len.
Derartige Vorrichtungen sind im Stand der Technik aus der in
ternationalen Patentanmeldung WO 88/09 499, der deutschen Of
fenlegungsschrift DE 39 23 420 Al bekannt. Ein entscheidender
Nachteil dieser bekannten Anordnungen ist die Abhängigkeit
des Meßsignals vom gesamten dielektrischen Medium zwischen
den Elektroden. Hier muß dem Meßsystem in der Regel ein Re
ferenzkondensator, der unspezifische Mediumeinflüsse (Leit
fähigkeit, Gasgehalt) kompensiert, beigestaltet werden.
In den letzten Jahren wurde die Entwicklung von Biosensoren
auf dem Gebiet der Forschung stark vorangetrieben, insbeson
dere bei der gezielten Erkennung bestimmter Stoffe aus einer
komplexen Probenmatrix kommt der Verwendung der Biosensoren
zunehmend Bedeutung zu. Biomoleküle (z. B. Enzyme, Antikörper
Nukleinsäuren oder ganze Organismen) reagieren dabei spezi
fisch mit dem zu detektierenden Analyten. Die sich bei der
Reaktion der biologischen Komponenten mit dem Analyten än
dernden Parameter werden für die Signalverarbeitung über
einen Transducer (z. B. Elektroden, Feldeffekt-Transistoren,
Photometer oder Glasfaseroptiken) in registrierbare Signale
verwandelt.
Biosensoren können z. B. als Eintauchelektroden für Einmalbe
stimmungen oder auch innerhalb eines Fließsystems zur quasi
kontinuierlichen Bestimmung des Analyten Verwendung finden.
Im Gegensatz zur automatisierten enzymatischen Analytik wird
bei den sog. Immunoassays, d. h. ein Antikörper bindet spezi
fisch den zu detektierenden Stoff, erst seit Beginn der
80iger Jahre mit quasi-kontinuierlichen Fließsystemen gear
beitet. Immunoassays lassen sich generell nach zwei Detek
tionsverfahren klassifizieren; dem indirekten sowie dem di
rekten Nachweis der Analyten.
Bei den indirekten Methoden verursacht die Ligand-Analyt Bin
dung kein meßbares Signal. Hier muß mit markierten Analytana
logen (sog. Konjugaten) im kompetitiven Verfahren gearbeitet
werden. Dies führt zu zusätzlichen Inkubations- und Spül
schritten für Konjugate und Substrate und damit zu höherem
Geräteaufwand und längeren Analysezeiten. Ein Vorteil der in
direkten Assays liegt jedoch in der Signalamplifikation, die
das Meßsystem z. B. durch die Verwendung von Enzymmarker, er
fährt.
Bei den direkten Meßmethoden verursacht bereits die Bindung
des Analyten ein meßbares elektrochemisches, optisches oder
elektrisches Signal. Zur Anwendung kommen dabei hauptsächlich
piezoelektrische, optische oder photometrische Transducer.
Hier kommt es zu keiner Zeitverschiebung zwischen Analytbin
dung und Signalerfassung, und es kann das Bindungsverhalten
fortwährend (on-line) aufgenommen werden.
Die Meßmethode der Verwendung eines Kondensators als Transdu
cer im direkten Immunoassay ist Gegenstand der vorliegenden
Erfindung und soll im Nachfolgenden näher beschrieben werden.
Das Prinzip liegt darin, daß an zwei sich isoliert gegenüber
liegenden Platten eine Spannung gelegt wird, so daß in Form
ruhender Ladung Energie gespeichert wird. Die Größe der elek
trischen Kapazität des Systems kann durch Veränderung der di
elektrischen Eigenschaften des Mediums oder durch Variation
in der Geometrie des so entstandenen Kondensators beeinflußt
werden. Werden auf den Kondensatorplatten beispielsweise An
tikörper immobilisiert, kommt es bei der Anbindung von Analy
ten zu einer Veränderung des elektrischen Feldes zwischen den
Elektrodenplatten, die im offenen Kondensator als Kammel
eletrodenpaar ausgelegt sein können.
Da die Reaktionen der immobilisierten Antikörper mit dem Ana
lyten nur im relativ kleinen Oberflächenbereich stattfinden,
wurde nach Anordnungen gesucht, die speziell auf Änderungen
in diesem Bereich reagieren. Die Entwicklung eines Transdu
cers auf der Basis kapazitiver Messungen zielt daher auf die
Anwendung sog. M-I-E Strukturen (Metall-Isolator-Elektrolyt
Struktur) ab. Bei der M-I-E Struktur dient eine elektrisch
leitfähige Elektrolytlösung als zweite Elektrode für das Meß
system. Das Dielektrikum wird durch die auf der Metallplatte
befindliche Isolierung gebildet. Werden an dem Dielektrikum
Antikörper/Antigene gebunden, kommt es zu einer Veränderung
der elektrischen Eigenschaften sowie zu einer Vergrößerung
der Schichtdicke des Dielektrikums. Als Substrat für das Di
elektrikum kamen bisher hauptsächlich Halbleitermaterialien
zur Anwendung, auf denen z. B. Siliziumoxid oder organische
Polymere als Isolationsschicht aufgebracht worden sind.
Aus dem oben Dargestellten ergibt sich klar die Notwendig
keit, Biosensoren herzustellen, deren technischer Aufwand in
vernünftigen Bahnen liegt und darüber hinaus kostengünstig
ist.
Daher liegt der vorliegenden Erfindung die Aufgabe zugrunde,
eine Durchflußkondensatorzelle als Biosensor bereitzustellen,
bei der die Vergrößerung der Schichtdicke bei Anbindung des
Analyten das Dielektrikum des Kondensators gezielt und repro
duzierbar optimiert werden kann.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die im Kennzeichen
des Anspruchs 1 befindlichen Merkmale gelöst, die dadurch ge
kennzeichnet sind, daß die Arbeitselektrode aus Tantal be
steht, das Dielektrikum sich aus auf der Arbeitselektrode
anodisch abgeschiedenem Tantaloxid und einer Immobilisie
rungsschicht zusammensetzt, die Gegenelektrode aus elektrisch
leitendem Probemedium besteht und die Kontaktierung der Ge
genelektrode mit einer Platinfolie hergestellt wird.
Zur Herstellung der oben beschriebenen Vorrichtung zur Varia
tion der Schichtdicke eines Dielektrikums unter Verwendung
einer Formierungsmethode zum Aufbringen einer Oxidschicht auf
einer geeigneten Substratoberfläche (Metalloberfläche) und
der Immobilisierung von analytspezifischen Liganden auf der
Oxidschicht hat sich ein Verfahren als besonders günstig her
ausgestellt, bei dem auf ein Tantalsubstrat eine aus dem Tan
tal anodisch abgeschiedene Tantaloxidschicht in 4 % Borsäure
bei Spannungen zwischen 1-250 V unter Verwendung einer Fluß
säure zum Anätzen der Oberfläche aufgebracht wird und an
schließend die Liganden für spezifische Analyten mit Hilfe
bekannter kovalenter Bindungsmethoden immobilisiert werden.
Bei der Ausführung der erfindungsgemäßen Vorrichtung ist es
besonders wichtig und vorteilhaft, einen birnenförmigen Ab
standshalter auf die Tantal/Tantaloxid-Elektrode aufzubrin
gen. Dabei ist der verdünnte Teil des birnenförmigen Ab
standshalters in Strömungsrichtung der zu analysierenden
Flüssigkeit zu richten. Wichtig ist bei diesem Abstandshalter
ferner noch, daß im Strömungsbereich keine scharfwinkligen
Ecken vorhanden sind, die die Entstehung von Luftblasen er
leichtern.
Als entscheidender Vorteil der vorliegenden Erfindung ist die
Tatsache zu warten, Tantal als Grundelektrode zu wählen, um
damit durch anodische Abscheidung Tantaloxidschichten her
stellen zu können, die kleiner als 100 nm und insbesondere
kleiner als 5 nm sind.
Als weiterer Vorteil der erfindungsgemäßen Vorrichtung hat
sich herausgestellt, den Sensorkern, der sich aus der Tantal
elektrode und der Tantaloxidschicht zusammensetzt, an eine im
wesentlichen bekannte Viertorschaltung anzulegen, um das er
zeugte elektrische Signal einer weiteren Verarbeitung optimal
zuführen zu können.
Bei dem Verfahren zur Herstellung der Schichtdicke des besag
ten Dielektrikums hat es sich als vorteilhaft erwiesen, die
Tantaloberfläche etwa eine Minute lang mit Flußsäure anzuät
zen, um damit die Oberfläche des Tantals zu vergrößern. Die
anschließende anodische Abscheidung in 4% Borsäure bei klei
nen Maximalspannungen zwischen 1-250 V Gleichspannung ist
ebenfalls für die Herstellung der erfindungsgemäßen Vorrich
tung von besonderer Wichtigkeit.
Vorteilhaft bei der Formierung der Tantaloxidschicht auf dem
Tantal ist ferner, die Kapazität und die Formierungsspannung
während der Entstehung der Schichten gleichzeitig zu messen.
Auch ist es für die Reproduzierbarkeit der Schichtdicken des
Dielektrikums von äußerster Wichtigkeit und vorteilhaft, wäh
rend des Herstellungsprozesses die Schichtdicken des Di
elektrikums mittels Interferenzspektren zu messen und zu kon
trollieren.
Auf die so entstandene Tantaloxidschicht können dann mittels
bekannter kovalenter Bindungsmethoden Liganden, d. h. Spezifi
sche Bindungspartner für die zu analysierenden Analyten immo
bilisiert werden.
Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen sind den Unteransprüchen
und der Beschreibung der Ausführungsbeispiele zu entnehmen.
Die Erfindung wird anhand der Zeichnungen im Detail erläu
tert. Es zeigen.
Fig. 1a eine schematische Darstellung der erfindungsgemäßen
Durchflußkondensatorzelle;
Fig. 1b eine schematische Darstellung eines erfindungsgemäßen
Abstandshalters;
Fig. 2a eine schematische Darstellung des Strahlengangs bei
der Interferenzmessung zur Schichtdickenbestimmung
des Tantaloxids;
Fig. 2b ein Beispiel eines Interferenzspektrums;
Fig. 3 eine graphische Darstellung, in der die Spannung zur
Vermehrung der Tantaloxidschicht, die Dicke der
Oxidschicht und die Dauer einer Periode als Funktion
der Zeit zur Formierung der Schichtdicke dargestellt
ist;
Fig. 4 eine graphische Darstellung der Periodendauer in sec
als Funktion der Dicke der Oxidschicht in nm;
Fig. 5 eine graphische Darstellung der Änderung der Kapazi
tät in Prozent als Funktion der Frequenz in kHz der
angelegten Wechselspannung;
Fig. 6 eine graphische Darstellung der Kapazität in nF und
der Änderung der Kapazität in pF als Funktion der
Zeit in Sekunden,;
Fig. 7 eine graphische Darstellung der Änderung der Kapazi
tät in pF als Funktion der Zeit in Sekunden für ver
schiedene Sensoren, wobei die punktierte Linie einen
Sensor ohne immobilisierte Antikörper, die durchge
zogene Linie einen Sensor mit immobilisierten BSA,
die unterbrochene Linie einen Sensor mit immobili
sierten Maus IgG für erhitzte Proben von SAM-GAL und
die zweite durchgezogene Linie Sensoren mit immobi
lisierten Maus IgG nicht erhitzten SAM-GAL dar
stellt;
Fig. 8a eine graphische Darstellung der Änderung der Kapazi
tät in pF als Funktion der Zeit in Sekunden;
Fig. 8b die Änderung der Kapazität in pF als Funktion der
SAM-GAL in ng/ml;
Fig. 9 die Änderung der Kapazität in pF als Funktion des
SAS-GAL IgG in ng/ml,;
Fig. 10 die Änderung der Kapazität in pF als Funktion der
Zeit in Sekunden, wobei die gestrichelte Linie eine
Inkubationszeit von 10 Minuten und die durchgezogene
Linie eine Inkubationszeit von 20 Minuten darstellt;
Fig. 11 eine graphische Darstellung der Änderung der Kapazi
tät in ppm als Funktion der Zeit in Sekunden, wobei
die gestrichelte Linie für GAR IgG (20 ng/ml) und
die durchgezogene Linie für SAM-GAL (20 ng/ml)
steht.
Die Fig. 1 zeigt in schematischer Darstellungsweise die er
findungsgemäße Durchflußkondensatorzelle mit ihren wesentli
chen Bestandteilen. Hierbei bildet die Tantal/Tantaloxid
elektrode 1, 2 den Sensorkern. Die Tantaloxidschicht 2 stellt
dabei die Grundlage für die Dielektrikum des
Kondensators dar. Generell lassen sich zwei Typen von Di
elektrika unterscheiden; der sog. Barriere-Typ sowie der Po
röse-Typ. Der Barriere-Typ ist in seiner Struktur dünn und
geschlossen, während der Poröse-Typ im wesentlichen aus einer
Doppelschicht, d. h. aus einer inneren dünnen Schicht, die ge
schlossen ist und einer äußeren dicken Schicht, die porös
ist, besteht. Die Dicke bei dem Barriere-Typ ist abhängig von
der Maximalspannung, die bei der Entstehung der Schicht an
das leitende Substrat angelegt wird, während die Dicke des
Porösen-Typs von der Stromdichte der Formierungszeit und der
Elektrolyttemperatur im wesentlichen abhängt.
Für die Elektrolyten werden in der Regel bei dem Barriere-Typ
Borsäure oder Zitronensäure verwendet, während bei dem Po
rösen-Typ entweder Schwefelsäure, Chromsäure oder Oxalsäure
zur Anwendung kommen. Die bekannte Aluminium-Elektrolytkon
densatoren stellen je nach Qualität eine Mischung der be
schriebenen Typen dar und sind als Grundlage für Biosensoren
nicht geeignet.
Für den vorliegenden Fall der Durchflußkondensatorzelle wurde
für die Formierung des Tantaloxids auf dem Tantalsubstrat
verdünnte Borsäure verwendet. Die Maximalspannungen für die
anodische Abscheidung auf dem Substrat waren relativ klein.
Im einzelnen wurde Tantal 1 mit einer Reinheit von 99,9+ %
verwendet, daß in Flußsäure (48%) ca. eine Minute angeätzt
wurde. Hierdurch kommt es zu einer Reinigung sowie zu einer
Vergrößerung der Tantaloberfläche. Anschließend wird das Tan
taloxid anodisch in 4% Borsäure auf dem Tantalsubstrat bei
Maximalspannungen von 1-250 V abgeschieden. Entscheidend bei
der Konstruktion der Durchflußkondensatorzelle ist die Tatsa
che, daß mit der verwendeten Formierungsmethode des Di
elektrikums extrem homogene, dünne Schichten erzeugt werden
können. Diese dünnen Schichten sind für die Herstellung eines
Biosensors von außerordentlicher Bedeutung, da die Kapazität
unter anderem eine Funktion der inversen Schichtdicke ist.
Im vorliegenden Fall wird das Dielektrikum durch die auf der
Metallplatte befindliche Isolierung gebildet. Werden an dem
Dielektrikum Antikörper/Antigene gebunden, so führt dies zu
einer Veränderung der Schichtdicke und damit zur Veränderung
des Dielektrikums und letztlich zur Veränderung der elektri
schen Eigenschaften des Kondensators.
Elektrisch gesehen stellt die Immobilisierung von Antikörpern
an das Tantaloxid eine zusätzliche dielektrische Schicht dar,
die Einfluß auf die Gesamtkapazität des Systems nimmt. Diese
ergibt sich als Reihenschaltung der Kapazität der Tantaloxid
schicht (Ct) sowie der Immobilisierungsschicht (Cb) zu:
Bei Anbindung des Analyten, d. h. des zu analysierenden Me
diums an die Immobilisierungsmatrix wird eine weitere di
elektrische Schicht (Cg) dem System zugeordnet. Daraus ergibt
sich die Gesamtform:
Hieraus läßt sich die Gesamtkapazität (Cf) berechnen. Daran
ist zu erkennen, daß die Gesamtkapazität eine Zusammensetzung
aus mehreren Teilkapazitäten ist, wobei im vorliegenden Fall
die Analytschicht (Cg) die entscheidende Rolle spielt. Mit
anderen Worten heißt das, daß bei minimaler Tantaloxid-
Schichtdicke die Gesamtkapazität maximal ist, während umge
kehrt bei relativ großer Schichtdicke des Dielektrikums die
Sensitivität des Meßsystems minimal wird. Das bedeutet letzt
lich für die Herstellung eines Biosensors, daß die Schicht
dicke des Dielektrikums optimal, d. h. so dünn wie möglich zu
gestalten ist, um eine möglichst große Kapazität zu erzielen.
Dazu ist es unbedingt erforderlich, die Reproduzierbarkeit
und Bestimmbarkeit der Schichtdicke zu gewährleisten. Die
Schichtdicke kann dabei mittels kohärenter Lichtwellen durch
Reflektion, Brechung oder Beugung an dünnen Schichten fester
Körper mittels Interferenzspektren verfolgt und genauestens
gemessen werden. Die Dicke einer homogenen, dünnen Tantal
oxidschicht 2 auf Tantal 1 kann somit durch Aufnahme von In
terferenzspektren optisch bestimmt werden. Dies wird im Prin
zip in Fig. 2a schematisch dargestellt. Bei den hergestellten
Sensoren wurde darüber hinaus während der Formierung des Tan
taloxids die Kapazität und die Formierungsspannung gemessen.
Gleichzeitig wurden mittels Spektralanalyse die Interferenz
spektren der jeweiligen Schichten aufgenommen und die Schich
ten des Dielektrikums bestimmt, wie dies in Fig. 3 darge
stellt ist.
Die Kapazität nimmt bedingt durch die größer werdende
Schichtdicke im Laufe der Formierung ab, da die Kapazität um
gekehrt proportional der Schichtdicke ist. Gemessen wurde im
vorliegenden Fall die Periodendauer einer Auf- und Entladung.
Betrachtet man im Bereich kleiner Formierungszeiten den Zu
sammenhang Schichtdicke/Kapazität, so erfährt man, daß bei
kleinen Schichtdicken (bis zu ca. 100 nm) eine Erhöhung der
Schichtdicke um 10 nm eine deutliche Abnahme der Kapazität
vorliegt. Dies ist in Fig. 4 dargestellt. Dabei sind 10 nm in
etwa der Größenbereich der Antigenbindungspartner.
Die Bestimmbarkeit der Schichtdicke und damit die Möglich
keit, Sensoren reproduzierbar herzustellen, sowie die hohe
Sensitivität des Systems gegenüber minimaler Schichtdickenän
derung, sind die Voraussetzungen für die Verwendung der Di
elektrika als Grundlage für Biosensoren der vorliegenden Er
findung.
Beide Eigenschaften liegen in der Tatsache begründet, daß auf
dem Substrat Tantal extrem dünne und homogene Schichten von
Tantaloxid hergestellt werden konnten, die kleiner als 5 nm
sind. Dieses ist mit anderen Materialien herkömmlicher Elek
trolytkondensatoren, wie beispielsweise Aluminium, nicht ge
lungen.
Auf dem oben beschriebenen Sensorkern, der sich aus dem
Grundsubstrat Tantal 1 und der darauf befindlichen dünnen
Tantaloxidschicht 2 zusammensetzt, wird bei der Herstellung
ein Abstandshalter 5 gelegt. Die Form des Abstandshalters
wurde birnenartig gewählt und spielt eine wichtige Rolle im
Hinblick auf die Vermeidung der Entstehung von Luftblasen in
der Durchflußkondensatorzelle. Durch den Abstandshalter wird
winkellos die zu untersuchende Probenflüssigkeit 3 geleitet.
Die Zuführung der Probenflüssigkeit 3 erfolgt am verdickten
Teil, die Abführung der Probenflüssigkeit am zugespitzten
Teil des Abstandshalters 5. Hierdurch kommt es zu einer stei
genden Strömungsgeschwindigkeit innerhalb der Durchflußzelle,
und vorhandene Luftblasen werden aus dem System herausge
spült.
Die zu untersuchende Probenflüssigkeit 3 dient als Gegen
elektrode. Im Abstandshalter wird als Kontaktierung zur Ge
genelektrode eine Platinfolie 4 aufgelegt, so daß ein guter
elektrischer Kontakt hergestellt ist. Die beschriebenen Ele
mente des Sensors werden über zwei feste Platten 8, die aus
elektrisch nichtleitenden Materialien bestehen, wie bei
spielsweise Teflon, aneinandergepreßt. Die Tantal/Tantaloxid
elektrode sowie die Kontaktierung der Gegenelektrode mit der
Platinfolie 4 werden für Präzisionsmessung in bekannter Vier
torschaltung 6 über Koaxialkabel am Meßinstrument angeschlos
sen. Der gesamte Sensor wird mit seinem Metallmantel 7 am
Meßinstrument angeschlossen und somit elektrisch abgeschirmt.
Um die Oberfläche des Biosensors für den zu bestimmenden Ana
lyten selektiv auszulegen, wird der Bindungspartner, der zu
bestimmenden Substanz auf dem Tantaloxid immobilisiert.
Hierzu werden in der Literatur gängige kovalente Bindungsme
thoden, wie die Immobilisierung über Silanisie
rung/Glutaraldehydaktivierung oder Immobilisierung über Car
bodiimid, verwendet.
Mit dem so hergestellten Dielektrikum, wie es in Fig. 1 im
Prinzip dargestellt ist, wurden Probenmessungen durchgeführt
die Ergebnisse lieferten, die mit herkömmlichen Biosensoren
derzeit nicht erzielt wurden.
Die Messungen wurden auf folgende Art durchgeführt:
- - Der Durchflußkondensator wurde mit einem Arbeitspuffer durchspült, wozu ein Meßwert I gemessen wurde,;
- - anschließend wurde zu der zu untersuchenden Probenflüssig keit gewechselt und der Durchflußkondensator für eine be stimmte Zeit von dem Analyten durchströmt;
- - sodann wurde erneut zum Arbeitspuffer gewechselt, was einen Meßwert II ergab;
- - anschließend wurde der Biosensor durch Spülen mit Elutions puffer, z. B. Glycin/HCL, regeneriert;
- - was schließlich zu dem Meßergebnis führte, daß die Kapazi tätsdifferenz zwischen dem Meßwert I und Meßwert II dar stellt.
Hierbei wurden die ersten drei Schritte automatisch durchge
führt. Alternativ zu dieser Meßmethode kann die Probenflüs
sigkeit auch in den Arbeitspuffer injiziert werden.
Ferner konnte mit der beschriebenen Durchflußkondensatorzelle
gezeigt werden, daß bei dem Nachweis von biologischen Mate
rialien ein Frequenzoptimum existiert, bei welchem die Kapa
zitätsmessungen durchgeführt werden sollten. Zur Ermittlung
dieses Optimums werden die Kapazitätsänderungen für einen be
stimmten Analyten in Abhängigkeit zur Meßfrequenz betrachtet.
Die weiteren Messungen werden bei der für den Analyten opti
malen Frequenz durchgeführt.
Eine eventuell vorhandene Drift in der Basislinie beim Durch
spülen des Durchflußkondensators mit Arbeitspuffer kann bei
der Berechnung der Kapazitätsdifferenzen rechnerisch kompen
siert werden.
Im folgenden werden nun Meßbeispiele gegeben, die einzeln
kommentiert werden.
In der Fig. 5 wird eine Frequenzoptimierung für den Analyten
Schaf-Anti-Maus-IgG-β-Galaktosidase (SAM-GAL) gezeigt.
Auf der Sensoroberfläche des beschriebenen Durchflußkondensa
tors wurden Maus IgG mittels der Silanisierungs/Carbodiimid
Methode immobilisiert. Anschließend wurde in beschriebener
Art und Weise die Kapazitätsänderung nach 10 minütiger Inku
bationszeit mit Schaf-Anti-Maus-IgG-β-Galaktosidase (4 Ig/ml)
bei Meßfrequenzen von 100 bis 20 000 Hz gemessen.
Das Frequenzoptimum für den Analyten Schaf-Anti-Maus-Galakto
sidase-IgG wurde bei 1000 Hz herausgefunden. Nachfolgende
Messungen des Ligand-Analyt Verhaltens wurde bei 1000 Hz ge
messen.
In Fig. 6 wird der Nachweis von Schaf-Anti-Maus-IgG-β-Galak
tosidase (SAM-GAL) (20 ng/ml) erbracht.
Das Dielektrikum der Sensoroberfläche wurde auf die beschrie
bene Art von 250 V formiert. Auf der Sensoroberfläche wurde
Maus IgG immobilisiert und das Vorhandensein von Schaf-Anti-
Maus-Galaktosidase (20 ng/ml) in der Probenflüssigkeit nach
gewiesen.
Die Fig. 7 zeigt die Selektivität der Sensoroberfläche.
Um die Selektivität der Sensoroberfläche für den zu detektie
renden Analyten zu verdeutlichen, wurde
- a) die Sensoroberfläche mit analyt-unspezifischem Protein (BSA) belegt und
- b) mit analyt-spezifischem Protein (Maus IgG) durch Wärme (15 min, 100°C) denaturierter Analyt gemessen.
Es zeigte sich, daß die Sensoren auf denen k ein bzw. unspe
zifisches Protein immobilisiert worden war, bei Messungen von
nicht denaturiertem Analyt geringe Meßsignale lieferten.
Die für den Analyten Schaf-Anti-Maus IgG spezifisch ausge
legte Sensoroberfläche reagierte mit dem hitzedenaturierten
Analyten nicht, zeigte jedoch ein signifikantes Meßsignal bei
der nicht-denaturierten Probe.
Die Fig. 8a und 8b zeigen die Konzentrationsabhängigkeit
des Meßsignals.
Um in der Probenanalytik eingesetzt werden zu können, muß der
Durchflußkondensator Meßsignale liefern, die von der Konzen
tration des Analyten abhängig sind. Als Beispiel wurde auf
einem bis 250 V formatiertem Dielektrikum Maus IgG immobili
siert und verschiedene Konzentrationen von Schaf-Anti-Maus-
IgG-β-Galaktosidase gemessen. Hierbei zeigte sich eine signi
fikante Abhängigkeit des Meßsignals von der Probenkonzentra
tion.
Die Fig. 9 zeigt die Abhängigkeit der Sensitivität von der
Schichtdicke des Dielektrikums.
Wie weiter oben dargelegt wurde, sollte die Sensitivität und
damit die Änderung der Kapazität mit sinkender Schichtdicke,
d. h. mit kleinerer Formierungsspannung des Tantaloxids, zu
nehmen, Als Beispiel wurden Meßversuche analog zu denen unter
Beispiel IV durchgeführt, jedoch mit Dielektrika, die bei 5
bzw. 3 V formiert wurden. Es zeigt sich, daß die Kapazitäts
änderung um so größer ist, je geringer die Schichtdicke des
Tantaloxids auf dem Tantal ist, was zu erwarten war.
Die Fig. 10 zeigt die Zeitabhängigkeit des Meßsignals.
Das Meßsignal sollte abhängig sein von der Inkubationszeit
des Analyten mit der Sensoroberfläche. In einem Beispiel
wurde auf der Sensoroberfläche Maus IgG immobilisiert und
Ziege-Anti-Maus IgG detektiert. Die Inkubationszeiten waren
10 bzw. 20 Minuten. Es zeigte sich, daß eine Verdoppelung der
Inkubationszeit der Probe zu einer Verdoppelung des Meß
signals führte.
Die Abbildung 11 zeigt die Aufnahme verschiedener Analyten.
Ein wichtiger Vorteil der Verwendung direkter immunologischer
Analysemethoden liegt darin, daß keine markierten Bindungs
Durchflußkondensators Kaninchen IgG immobilisiert und Ziege
Anti-Kaninchen-Galaktosidase bzw. Schaf Anti-Kaninchen gemes
sen.
Aus den dargelegten Beispielen ist ersichtlich, daß es mit
dem vorgestellten Dielektrikum gelungen ist, das Ligand-Ana
lyt Verhalten direkt zu charakterisieren. Neben der Abhängig
keit des Meßsignals von der Analytkonzentration konnte die
Anwendbarkeit des Meßsystems auf verschiedene Analyten ge
zeigt werden. Besonders geeignet erscheint das oben beschrie
bene Dielektrikum zum Beispiel in der fortlaufenden Analytik
(on-line Analytik) biotechnischer Prozesse oder als Frühwarn
system für Pestizide in der Trinkwasseranalytik.
Abschließend ist zu bemerken, daß Versuche mit Aluminiumsub
straten ähnliche Versuche wie mit der oben beschriebenen Kon
densatordurchflußzelle durchgeführt wurden, die die physika
lischen Eigenschaften sowie die prinzipielle Eignung der Kon
densatorzelle als Transducer für Biosensoren unter Beweis
stellte. Die Qualität des entstandenen Dielektrikums war je
doch relativ schlecht, so daß keine Analytmessungen durchge
führt werden konnten.
Hingegen konnten auf dem Tantalsubstrat erfolgreich homogene,
dünne Schichten aus Tantaloxid galvanisch abgeschieden werden
und so Dielektrika hoher Güte hergestellt werden. Die repro
duzierbare Herstellung der Sensoren wurde anhand von Schicht
dickenbestimmung über Interferenzspektralanalyse gezeigt.
Nach dem Testen verschiedener Immobilisierungsmethoden auf
der Tantaloxidoberfläche konnte die Bindung verschiedener
Analyte an die mobilisierten Liganden fortlaufend charakteri
siert werden. Als Detektionslimit für z. B. Anti-Maus-IgG-β-
Galaktosidase wurde bei 10 minütiger Inkubationszeit 1 ng/ml
IgG bestimmt. Deren Nachweis von Ziege-Anti-Maus-IgG konnte
ab 10 ng/ml geführt werden.
Alle Messungen wurden mit einem handelsüblichen Präzisionska
pazitätsmeßgerät durchgeführt. Das Meßinstrument wurde über
eine Schnittstelle an einen Rechner angeschlossen, so daß der
Verlauf der Probenanalyse zeitgleich am Rechnermonitor ver
folgt werden konnte und eine automatische Datenaufnahme gesi
chert war.
Claims (13)
1. Vorrichtung zur Variation der Schichtdicke eines Di
elektrikums auf einer geeigneten Substratoberfläche (1)
unter Verwendung einer Formierungsmethode zum Aufbringen
einer Oxidschicht (2) und Interferenzspektren von ana
lytspezifischen Liganden auf der Oxidschicht (2), da
durch gekennzeichnet, daß
- - die Arbeitselektrode (1) aus Tantal besteht;
- - das Dielektrikum sich aus auf der Arbeitselektrode (1) analytisch abgeschiedenen Tantaloxidschicht (2) und einer Immobilisierungsschicht aus Liganden und Analyten zusammensetzt;
- - die Gegenelektrode (3) aus elektrisch leitendem Probe medium besteht;
- - die Kontaktierung der Gegenelektrode (3) mit einer Pla tinfolie (4) hergestellt wird.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekenn
zeichnet, daß ein birnenförmiger Abstandshalter
(5) auf die Tantal/Tantaloxid-Elektrode gebracht wird,
wobei der verdünnte Teil der Birne in Strömungsrichtung
weist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 und 2, dadurch ge
kennzeichnet, daß im Strömungsbereich der
Abstandshalter (5) winkellos ist.
4. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Tantaloxidschicht (2) auf dem
Tantal (1) kleiner 100 nm und insbesondere kleiner 5 nm
und vorzugsweise homogen verteilt ist.
Tantal (1) kleiner 5 nm und homogen verteilt ist.
5. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Abschirmung und der Anschluß
des Sensorkerns (1) und (2) an einer Viertorschaltung (6)
liegt.
6. Vorrichtung nach einem der vorangegangenen Ansprüche, da
durch gekennzeichnet, daß die zu
untersuchende Probenflüssigkeit als Gegenelektrode (3)
verwendet wird.
7. Verfahren zur Herstellung eines Dielektrikums in einer
Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekenn
zeichnet, daß auf ein Tantalsubstrat (1) eine aus
dem Tantal anodisch abgeschiedene Tantaloxidschicht (2)
in 4% Borsäure bei Spannungen zwischen 1-250 V unter
Verwendung einer Flußsäure zum Anätzen der Oberfläche
aufgebracht wird und anschließend die Liganden für
spezifische Analyten mit Hilfe konstanter kovalenter
Bindungsmethoden immobilisiert werden.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Tantaloberfläche (1) etwa eine
Minute lang mit Flußsäure (48%) angeätzt wird.
9. Verfahren nach Anspruch 7 und 8, dadurch ge
kennzeichnet, daß auf die angeätzte
Tantaloberfläche (1) eine Tantaloxidschicht (2) kleiner
als 5 nm anodisch in 4% Borsäure bei Spannungen zwischen
1 bis 250 V Gleichspannung abgeschieden wird.
10. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekenn
zeichnet, daß während der Formierung der
Tantaloxidschicht (2) die Kapazität und die
Formierungsspannung an der Oxidschicht gleichzeitig
gemessen wird.
11. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekenn
zeichnet, daß während der Herstellung der nach
Anspruch 1 beschriebenen Vorrichtung die Schichtdicken
des Dielektrikums mittels Interferenzspektren
gleichzeitig gemessen werden.
12. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Bindungspartner (Liganden)
mittels bekannter kovalenter Bindungsmethoden
immobilisiert werden.
13. Verfahren der nach Anspruch 1 und 2 hergestellten Vor
richtung als Biosensor (Durchflußkondensator), mit dem
fortlaufend in der Analytik biologischer Prozesse gemes
sen wird, um das Ligand-Analyt-Verhalten direkt zu cha
rakterisieren.
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DE19914126177 DE4126177A1 (de) | 1991-08-07 | 1991-08-07 | Durchflusskondensatorzelle zur verwendung als biosensor zur kontinuierlichen, qualitativen und quantitativen bestimmung von analyten |
PCT/EP1992/001680 WO1993003356A1 (de) | 1991-08-07 | 1992-07-23 | Durchflusskondensatorzelle zur verwendung als biosensor zur kontinuierlichen, qualitativen und quantitativen bestimmung von analyten |
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DE19914126177 DE4126177A1 (de) | 1991-08-07 | 1991-08-07 | Durchflusskondensatorzelle zur verwendung als biosensor zur kontinuierlichen, qualitativen und quantitativen bestimmung von analyten |
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WO1993003356A1 (de) | 1993-02-18 |
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