DE4125520C1 - - Google Patents
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf das Gebiet der Vergasung und insbesondere auf die
Festbettdruckvergasung. Die Festbettdruckvergasung wird mit den unterschiedlichsten
Einsatzstoffen wie Rohbraunkohle, Braunkohlenbriketts, Hartbraunkohle und Steinkohle
betrieben. Die Qualität dieser Einsatzstoffe hinsichtlich des Asche- und Wassergehaltes kann in
weiten Grenzen schwanken. Der Aufbereitungsaufwand für den Vergasungsstoff ist gering.
Das u. a. in W. Peters "Kohlevergasung", Verlag Glückauf GmbH, Essen, beschriebene
Grundprinzip der Festbettdruckvergasung ist in vielen Modifikationen weiterentwickelt worden.
Bekannt sind daher Weiterentwicklungen nach DE-PS 26 40 180 und 27 32 544, in denen eine
Kombination mit der Wirbelschicht vorgeschlagen wurde. In weiteren Lösungen, so u. a. in den
DD-PS 38 791, 1 10 297, 1 19 814, 1 21 796, 1 32 980, 1 33 818 und DE-PS 27 05 558 werden Wege und
Möglichkeiten zur Leistungssteigerung, zum Flüssigschlackenabzug, zur Absenkung des
Staubgehaltes im Rohgas und zur Vermeidung von Verschlackungen im Festbettdruckvergaser
vorgeschlagen.
Der grundsätzliche Nachteil aller bisher praktizierten Lösungen besteht darin, daß im Rohgas
Staub, höher- und niedrigsiedende Kohlenwasserstoffe und wasserlösliche organische
Verbindungen wie Alkohole und Aromaten sowie deren Derivate enthalten sind und aufwendige
Nebenanlagen zur Gewinnung und Verwertung einzelner Produkte sowie zur Vermeidung von
Umweltgefährdungen erfordern.
Nach DD-PS 2 59 875 ist ein Vorschlag bekannt geworden, nach welchem zur Vermeidung von
Abprodukten die Brennstoffschütthöhe im Festbettdruckvergaser extrem abgesenkt wird und
durch die dadurch erreichten Temperaturen im Gasraum von ca. 1000°C die im Rohgas
enthaltenen Teere, Öle und Staubpartikel im Gasraum in Rohgas umgewandelt werden sollen.
Dieses Verfahren ist sicherheitstechnisch nicht beherrschbar, da durch die extrem niedrige
Festbettschüttung Sauerstoffdurchbrüche provoziert werden, die in nachgeschalteten Anlagen zu
Gasexplosionen führen können. Bekannt ist weiterhin ein Vorschlag nach DD-PS 43 253, bei dem
die im Gas enthaltenen flüssigen und festen Bestandteile beim Verlassen des Gaserzeugers
autoxydativ unter Zuführung von Vergasungsmitteln in Gas umgewandelt werden sollen. Dieses
Verfahren ist wirtschaftlich nicht sinnvoll, da ein Teil des erzeugten Gases verbrannt wird. Ein
sicherer definierter Umsatz der flüssigen und festen Bestandteile ist bei der Durchführung dieses
Verfahrens nicht garantiert. Da der Vorschlag weiterhin keine sichtbar nacharbeitbare Lehre
beinhaltet, ist bei dem dargestellten Verfahren mit Gasexplosionen zu rechnen.
In der DD-PS 1 50 475 ist eine Lösung aufgezeigt, nach der unter Einsatz eines Hydrierkatalysators
bei einer Nachvergasung von Festbettdruckvergasungsrohgas höhere Kohlenwasserstoffe durch
Hydrocracken umgesetzt werden sollen. Dieses Verfahren weist den Nachteil auf, daß die
Eintrittstemperatur des Rohgases im Nachvergaser auf die Arbeitstemperatur des Katalysators
eingestellt werden muß. Dies ist bei Einsatz von Braunkohle im Vergasungsprozeß nur mit
komplizierter Steuer- und Verfahrenstechnik realisierbar. Ein weiterer Nachteil des Verfahrens
ist die rasche Verschmutzung des Katalysators mit Kohlenstaub- und Ascheteilchen, welche mit
dem Rohgas mitgeführt werden und die damit entstehenden hohen Betriebskosten. Weiterhin
sind in den DE-OS 25 32 197 und 25 32 198 Vorschläge aufgezeigt, zur Nachvergasung
von Kohlenwasserstoffen aus Festbettdruckvergasungsrohgas dieses bei Zugabe von Sauerstoff in
einen Nachvergaser, welcher ein Festbett aus Inerten oder Katalysatormaterial enthält,
einzuleiten, wodurch infolge von Temperaturerhöhungen Vergasungs- und Crackreaktionen
eintreten sollen.
Dieses Verfahren ist dahingehend von Nachteil, da hier eine Steuerung der Rohgaszusammen
setzung sowie der Rohgasmenge im Nachvergaser nicht möglich ist und die Festbettschüttung im
Nachvergaser durch Verschmutzung infolge von Staub- und Ascheeintrag zur Leistungseinsenkung
bzw. zur Abstellung des Vergasungsprozesses führen kann.
Ziel und Aufgabe der Erfindung bestehen darin, flüssige und feste Abfallstoffe über den Prozeß
der Vergasung auf wirtschaftliche und umweltrelevante Weise zu entsorgen.
Erfindungsgemäß wird die Aufgabe der Erfindung dadurch gelöst, indem in einem Festbettdruckvergaser 1-70%
des Vergasungsstoffes als fester Abfallstoff, welcher Schwefel und/oder Kohlenwasserstoffe
und/oder PCB und/oder Dioxin und/oder Schwermetalle enthält, eingesetzt wird. Diese festen
Abfallstoffe wie beispielsweise beladener Aktivkoks, kontaminierte Erde, Altreifenschnitzel,
Shredderleichtgut, ölverschmutzte Textilabfälle oder Kunststoffabfälle können entweder in die
Kohlematrix durch Brikettierung eingebunden sein oder im Gemisch mit Kohle in den
Festbettdruckvergaser eingebracht werden. Enthaltene Schwermetalle werden überwiegend in
die entstehende Schlacke eingebunden, welche als Baustoff genutzt oder deponiert werden
kann. Das entstehende schadstoff- und staubhaltige Festbettdruckvergasungsrohgas wird in
einem unmittelbar nachgeschalteten Nachvergaser gemeinsam mit einem flüssigen Abfallstoff,
der einen Heizwert von größer 20 000 kJ/kg aufweist und welcher Kohlenwasserstoffe und/oder
PCB enthält, über einen Brenner auf größer 1000°C aufgeheizt, wobei der flüssige Abfallstoff und/oder
teilweise verbrannt und teilweise vergast werden. Die Sauerstoffmindestmenge ist dabei
die Menge, die zur Aufheizung des Gasgemisches auf größer 1000°C benötigt wird.
Die Gesamtgasmenge bei der Durchführung des Verfahrens wird sowohl über die Menge des
Festbettdruckvergasungsrohgases als auch über die Menge des flüssigen Abfallstoffes
eingestellt. Als flüssige Abfallstoffe können beispielsweise Altöle oder Produkte aus
Emulsionsspaltanlagen mittels des vorgeschlagenen Verfahrens entsorgt werden.
Der Nachtvergaser ist in seiner geometrischen Form so ausgeführt, daß die Verweilzeit der
Gesamtgasmenge im Nachvergaser <2 sec beträgt. Nach Verlassen des Nachvergasers wird
das Entsorgungsgas schockartig auf kleiner 200°C abgekühlt.
Erfindungsgemäß kann bei der Durchführung des Verfahrens der Nachvergaser mit
Festbettdruckvergasungsrohgas oder zur Entsorgung von flüssigen Abfallstoffen betrieben werden.
Der Vorteil des Verfahrens besteht darin, daß die Inhaltsstoffe des Festbettdruckvergasungsrohgases,
deren Aufbereitung bzw. Beseitigung aufwendige Nebenanlagen erfordert und die wie
Phenol und andere im Normalzustand flüssige Kohlenwasserstoffe sowie polychlorierte Benzole,
Dioxine und Furane, die Umwelt belasten, sowie Kohlenstaub, sicher in Rohgas umgewandelt
werden.
Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der Zeichnung dargestellt und wird im folgenden
näher beschrieben.
In einen Festbettdruckvergaser 1, der unter einem Druck von 25 bar betrieben wird, werden
stündlich
13,7 t Braunkohlenbriketts 2 (Wassergehalt 18,5%, Teergehalt 8%, Aschegehalt 8%)
3,1 t kontaminierte Erde 3 mit einem Kohlenwasserstoffgehalt von 5%
1,7 t Altreifen 3
1,7 t Shredderleichtguß 3
3,1 t kontaminierte Erde 3 mit einem Kohlenwasserstoffgehalt von 5%
1,7 t Altreifen 3
1,7 t Shredderleichtguß 3
eingeschleust. Über den Drehrost 4 werden als Gemisch 5 2500 m³ i.N. Sauerstoff/h und 16,4 t
Vergasungsdampf/h in den Reaktor eingebracht. Über den Drehrost 4 wird ein inertes
Asche/Schlackegemisch 6 in einer Gesamtmenge von 4 t/h ausgebracht, das als
Bauzuschlagsstoff oder Verfüllmasse genutzt werden kann oder gefahrlos zu deponieren ist. Im
Festbettdruckvergaser werden die in der kontaminierten Erde enthaltenen Kohlenwasserstoffe
abdestilliert, aufgespalten oder vergast. Die Altreifen- und Shredderleichtgutanteile werden zu 40-70%
in Gasbestandteile und zu 20 bis 50% zu Kohlenwasserstoffen umgesetzt. 3-12% gehen
in Abhängigkeit von der Zusammensetzung in die Asche/Schlackefraktion. Die Restbestandteile
werden als Asche/Schlackegemisch über den Drehrost ausgetragen.
Über den Rohgassammelraum 7 werden 20 700 m³ i.N. trockenes Rohgas und 13 800 m³ i.N.
Wasserdampf mit einer Temperatur von ca. 450°C über die Rohgassammelleitung 8 über den
Brenner 10 in den Nachvergaser 9, welcher mit 24 bar betrieben wird, geleitet.
Das eingeleitete trockene Rohgas weist folgende Zusammensetzung auf:
CO₂|-33,5% | |
CO | -15,0% |
H₂ | -36,0% |
CH₄ | -12,5% |
N₂ | - 0,9% |
O₂ | - 0,1% |
C₁-C₄ | -2,0% |
Weiterhin enthält das Rohgas ca. 90 g cyclische und aliphatische Kohlenwasserstoffe/m³ i.N. und
10 g Staub/m³ i.N., der etwa 20% Aschebestandteile enthält.
Über den Brenner 10 werden gleichzeitig 11 t Altöl 11 mit einem Heizwert von 32 000 kJ/kg und
mit einem PCB-Gehalt von 100 mg/kg in den Nachvergaser eingeleitet. Bei einem
Sauerstoffeinsatz 12 von 11 000 m³ i.N./h werden sowohl das Festbettdruckvergasungsrohgas als
auch das Altöl einer autothermen Vergasung mit hohem Stoffumsatz unterzogen. Im
ausgemauerten Reaktor mit einem Volumen von 75 m³ erfolgt bei einer Temperatur von 1350°C
die Umsetzung. Die Umwandlung der Kohlenwasserstoffe des Rohgases des Festbett
druckvergasers sowie der Inhaltsstoffe des Altöles erfolgt durch direkten Kontakt mit der Flamme,
durch Strahlungswärme sowie durch Kontakt mit dem heißen Innenmantel des Nachvergasers.
Das entstehende Entsorgungsgas 13 von 62 000 m³ i.N./h verläßt mit 1350°C nach einer mittleren
Verweilzeit den Nachvergaser mit folgender Zusammensetzung bezogen auf den trockenen Zustand:
CO₂|-18,6% | |
CO | -33,5% |
H₂ | -46,6% |
CH₄ | - 0,3% |
N₂ | - 1,0% |
O₂ | - 0,1% |
Das entstehende Entsorgungsgas 13 ist frei von PCB und Kohlenwasserstoffen und wird einer
direkten Kühlung 14 auf <200°C oder einer zwischengeschalteten Abhitzegewinnung 15 zur
Nutzung des Wärmepotentials bis ca. 500°C unterzogen. Das entstehende Entsorgungsgas 13
kann nach Durchlaufen einer konventionellen Gasreinigung stofflich oder energetisch genutzt
werden. Die im Rußwasserbehälter 17 anfallenden Kondensate 16 sind teer-, öl-, phenol- und
PCB-frei und bedürfen nur einer einfachen Aufbereitung.
Verzeichnis der verwendeten Bezugszeichen
1 Festbettdruckvergaser
2 Kohle
3 Feste Entsorgungsprodukte (kontaminierte Erde, Altreifenschnitzel, Shredderleichtgut)
4 Drehrost
5 Vergasungsmittel
6 Asche/Schlacke
7 Rohgassammelraum
8 Rohgasabzugsrohr
9 Nachvergaser
10 Brenner
11 Flüssige Entsorgungsprodukte (Altöl)
12 Sauerstoff
13 Entsorgungsgas
14 Quenchung
15 Abhitzegewinnung
16 Rußwasser
17 Rußwassersammelbehälter
2 Kohle
3 Feste Entsorgungsprodukte (kontaminierte Erde, Altreifenschnitzel, Shredderleichtgut)
4 Drehrost
5 Vergasungsmittel
6 Asche/Schlacke
7 Rohgassammelraum
8 Rohgasabzugsrohr
9 Nachvergaser
10 Brenner
11 Flüssige Entsorgungsprodukte (Altöl)
12 Sauerstoff
13 Entsorgungsgas
14 Quenchung
15 Abhitzegewinnung
16 Rußwasser
17 Rußwassersammelbehälter
Claims (2)
1. Verfahren zur Entsorgung von festen und flüssigen Abfallstoffen im Vergasungsprozeß bei der
Festbettdruckvergasung und einem dem Festbettdruckvergaser rohgasseitig nachgeschalteten
Nachvergaser, wobei die Gesamtgasmenge nach Verlassen des Nachvergasers schockartig auf
<200°C abgekühlt wird, dadurch gekennzeichnet, daß im Festbettdruckvergaser 1-70% des
Vergasungsstoffes als fester Abfallstoff, welcher Schwefel und/oder Kohlenwasserstoffe und/oder
PCB und/oder Dioxin und/oder Schwermetalle enthält, eingesetzt wird, und daß das entstehende
schadstoff- und staubhaltige Festbettdruckvergasungsrohgas in einem Nachvergaser gemeinsam
mit einem flüssigen Abfallstoff, der einen Heizwert von größer 20 000 kJ/kg aufweist und welcher
Kohlenwasserstoffe und/oder PCB enthält, sowie einem sauerstoffhaltigen Gas, über einen
Brenner, bei einer Verweilzeit der Gesamtgasmenge im Nachvergaser von < 2 sec. auf größer
1000°C aufgeheizt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß bei der Durchführung des Verfahrens
der Nachvergaser mit Festbettdruckvergasungsrohgas oder zur Entsorgung von flüssigen
Abfallstoffen betrieben werden kann.
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