DE4124697C2 - Verfahren zur Herstellung von Flüssiggummi im Recyclingprozeß - Google Patents
Verfahren zur Herstellung von Flüssiggummi im RecyclingprozeßInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von
Flüssiggummi gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
Aus der deutschen Offenlegungsschrift DE-OS 34 20 609 ist ein
Verfahren zum Trennen von Gummi und von diesem ganz oder teil
weise eingeschlossenen Bauteilen bekannt, wobei eine Trennung
dieser Bestandteile dadurch erreicht wird, daß das zu behandelnde
Teil mit Mineralöl in flüssiger oder dampfförmiger Phase bei
einer Temperatur von über 150 Grad vorzugsweise zwischen 180 und
320 Grad Celsius in Einwirkung gebracht wird und anschließend die
Bauteile, welche aus anderen Werkstoffen bestehen, von der ent
standenen flüssigen Phase oder den lose anhaftenden Gummiresten
mechanisch getrennt werden. Die Lehre der DE-OS 34 20 609 zeigt
ebenfalls auf, daß bei einer Arbeitsweise in flüssiger Phase und
Verwendung von hochsiedenden Mineralölen, z. B. Altöl, sich durch
die Steigerung der Behandlungstemperatur von 300 bis 600 Grad das
Gummi restlos in ein flüssiges, stark viskoses Produkt überführen
läßt. Dieses Produkt soll ähnlich herkömmlichen Bitumen weiter
verwendet werden können.
Neben diesem Verfahren der Behandlung im chemischen Prozeß sind
mechanische Verfahren bekannt, welche im wesentlichen in einer
Zerkleinerung des Altgummis bestehen, um auf diese Weise Zu
schlagsstoffe zu erhalten, welche z. B. für den Bau von Fahrbahn
decken oder dergleichen verwendet werden können. Besonders pro
blematisch ist hierbei die Trennung der Gummibestandteile von
artfremden Werkstoffen, wie Stahl, Textilien und dergleichen
mehr. Hierzu ist es bekannt, den Altgummi, beispielsweise Alt
autoreifen, tiefen Temperaturen auszusetzen bis ein Versprödungs
grad erreicht ist, welcher bei Zerkleinerung eine Trennung von
den übrigen Nichtgummibestandteilen ermöglicht. Derartige Ver
fahren sind sehr kostenaufwendig und konnten sich deshalb in der
breiten Praxis nicht durchsetzen.
Bei der
Lehre nach DE-OS 34 20 609 ist eine kontinuierliche Beschickung
mit Altgummi, insbesondere Alt-Kfz-Reifen, damit eine kontinu
ierliche Prozeßführung nicht möglich. Desweiteren ist gegebe
nenfalls eine Entfernung andersartiger Bauteile durch zusätz
liche mechanische Krafteinwirkung erforderlich. Die erhaltene
flüssige Phase aus überwiegend Gummibestandteilen kann auf
grund ihrer unbefriedigenden Eigenschaften, insbesondere der
schlechten Bindeeigenschaften, lediglich als bis zu 20prozen
tiger Bitumenersatz, beispielsweise bei der Herstellung eines
Asphaltbetons, eingesetzt werden.
Aus der deutschen Offenlegungsschrift 27 07 158 ist ein Ver
fahren zur Herstellung von pechartigen Massen bekannt, bei
welchem ein zerkleinerter Altgummi einer thermischen Zerset
zungsbehandlung in einem Temperaturbereich von im wesentlichen
170 bis 460° Celsius unterzogen wird, um auf diese Weise gelö
ste Gummikomponenten zu erhalten. Die erforderliche Zerkleine
rung ist jedoch, wie allgemein bekannt, mit erheblichem Zeit-,
Kosten- sowie Energieaufwand verbunden. Beispielsweise wird
die Zerkleinerung durch einen Mahlvorgang mit gegebenenfalls
kombinierter Tieftemperaturbehandlung durchgeführt.
Aufgabe der Erfindung ist daher die Entwicklung eines praxis
wirksamen Verfahrens sowie einer dazugehorigen Anordnung zur
Herstellung von Flüssiggummi
durch Recycling von Altreifen, welches eine kontinuierliche Pro
zeßführung unter minimalem Energieaufwand ermöglicht. Desweiteren
sollen die erhaltenen Produkte bereits innerhalb des Prozesses
weiter veredelt werden.
Die Lösung der Aufgabe der Erfindung erfolgt mit einem Gegenstand nach den Merkmalen
der Patentansprüche 1 bis 9.
Die Erfindung soll nachstehend näher beschrieben werden. Zunächst
erfolgt eine Einlage unzerkleinerter Altgummiprodukte, nämlich
von Altreifen, in ein erfindungsgemäßes Kassettensystem.
Dieses Kassettensystem wird in eine Reaktionseinheit eingebracht,
welche hermetisch abgeschlossen ist. In einem mit der Reaktions
einheit verbundenen Behälter erfolgt die Erhitzung der Zer
setzungsflüssigkeit. Zwischen dem Tank für die Erhitzung der
Auflöse- bzw. Zersetzungsflüssigkeit und dem eigentlichen Re
aktionsgefäß wird ein Kreislauf dahingehend realisiert, daß ein
ständig überwachter Füllungsgrad bezüglich der Zersetzungs
flüssigkeit im Reaktionstank gegeben ist. Durch diese Maßnahme
wird eine optimale Auflösung des Altgummis gesichert.
Erfindungsgemäß wird als Zersetzungsflüssigkeit ein hochsiedender
Rückstand der Erdöldestillation, sogenanntes Masut verwendet. Die
Temperatur im Reaktor wird zwischen 350 Grad bis 500 Grad Celsius
eingestellt. Nach erfolgter Zersetzung der Gummiprodukte im Re
aktionsgefäß, d. h. dem thermischen Abbau des Gummis und dem Auf
brechen der Schwefelbindungen entsteht eine Mischung aus gelösten
Gummikomponenten und synthetischem Kord. Die so erhaltene Lösung
besitzt keine Bindeeigenschaften, ist jedoch hochmolekular und
chemisch aktiv und kann daher z. B. im Bauwesen als Zuschlagstoff
zum Bitumen verwendet werden. Erfindungsgemäß wird die im
Reaktionsgefäß enthaltene Gummilösung durch Zugabe eines
chlorsulfierten Polyäthylens bei thermischer Stabilisierung im
Temperaturbereich von 120 bis 180 Grad Celsius in ein neues Pro
dukt überführt, dessen Bindeeigenschaften deutlich besser als die
von Bitumen sind.
Dieses Produkt kann als Korrosionsschutzmittel, als Bitumen
austauschstoff u.ä. eingesetzt werden. Das Produkt selbst ist in
Toluol oder einem ähnlichen Mittel auflösbar.
Die im Prozeß erhaltenen Abgase werden aus dem Reaktionsgefäß
abgeleitet und kondensiert. Dieses Kondensat dient der Gewinnung
von Lösungsmitteln und von Benzin oder Dieselkraftstoff, welche
u. a. zur Erzeugung der notwendigen Prozeßwärme eingesetzt werden
können.
Das Auswaschen der im Reaktionstank zurückgebliebenen Metallteile
wird unmittelbar im Reaktor durch Lösungsmittel realisiert. Hier
für kann eine Spülflüssigkeit dem Reaktorgefäß zugeführt werden.
Die Ausbildung der Kassetten zur Einlage der Altgummiteile,
insbesondere der Altreifen, ist derart vorgesehen, daß die zylin
drischen Kassetten, welche der Form des Reaktionsgefäßes ange
paßt sind,- von einem feinmaschigen Netz umgeben sind. Mit dieser
Konstruktion wird gleichzeitig eine Filterwirkung erzielt, da
durch Wahl der Maschengröße eine definierte Partikelselektion
erfolgt. Durch die ständige Zuführung frischer Auflöserlösung
wird der Sättigungsprozeß verhindert, die Reaktionsgeschwindig
keit erhöht und eine kurze Verfahrensdauer bis zur endgültigen
Auflösung des Altgummis gesichert. Zur Erhöhung des Verfahrens
durchlaufes sind die Kassetten als Blockkonstruktion ausgeführt,
wobei drei bis fünf Kassetten in Stapelform in den Reaktor einge
führt werden können. Als Auflösungsflüssigkeit bzw. Zersetzungsmittel
wird Masut
verwendet.
Die Erfindung soll nunmehr anhand einer anordnungsgemäßen Aus
führungsform erörtert werden. Die Figur zeigt hierbei eine
prinzipielle Darstellung der Anordnung zur Realisierung des Ver
fahrens.
In einem Auflösebereiter 4 wird über einen Zwischenbehälter 5 die
Auflöseflüssigkeit in einen Ofen 2 geführt, wo die Erwärmung auf
Reaktionstemperatur erfolgt. Über den Separator 8 und ein Pump
system 3 wird die Auflöseflüssigkeit dem eigentlichen Reaktions
tank 1 zugeführt. Der Reaktionstank 1 steht weiterhin mit einem
Behälter für Spülflüssigkeit 12 in Verbindung. Die Prozeßabgase
werden über einen Wärmeaustauscher 9 geführt und mittels des
Separators 10 in eine gasförmige Komponente und eine flüssige
Phase getrennt, wobei in einem entsprechenden Behälter 11 die
flüssige Komponente gesammelt wird und zur weiteren Verarbeitung
zur Verfügung steht.
Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren zersetzt das Warmlösungs
mittel im Reaktor die in speziell ausgebildeten Kassetten ange
ordneten Altreifen bei Reaktionstemperaturen zwischen
350 und 500 Grad Celsius. Um eine Kassette mit Altreifen aufzu
lösen, wird eine Verfahrensdauer von ca. 3 bis 8 Stunden
benötigt. Die Produktivität des Reaktors gemäß Ausführungs
beispiel beträgt pro Stunde ca. 200 bis 650 kg aufgelöste Alt
reifen. Das Auflösungsmittel muß bei einer Menge von beispiels
weise 70 Tonnen nach ca. 2 bis 5 Betriebstagen ausgetauscht
werden.
Der erhaltene Flüssiggummi wird mittels Pumpen 3 und über ein
entsprechendes Rohrsystem in den Tank 6 gefördert, wobei die
Mastiken in der Mischungseinrichtung 7 erhalten werden.
Im Verlaufe der Zersetzung wird eine Thermodestruktion des Gummis
realisiert. Das heißt, es werden die Schwefelverbindungen aufge
brochen und eine Lösung der Gummikomponenten und der synthe
tischen Kordmaterialien gebildet. Durch Zugabe eines Oktaphors
oder eines chlorsulfierten Polyäthylens in die Gummilösung ent
steht ein Produkt mit hochmolekularen Bindungen und Eigenschaften
besser als Bitumen. Durch die gewählte Anordnung und den Ver
fahrensablauf ist ein kontinuierlicher Zersetzungsprozeß inner
halb kürzester Zeit bei optimaler Ausnutzung der Zersetzungs
flüssigkeit gegeben. Das Auswaschen des gegebenenfalls zurück
bleibenden Metalls bei dem Recycling von Altreifen erfolgt direkt
im Reaktionsgefäß 1 durch Zuführen eines Lösungsmittels. Die
Kassetten sind beispielsweise aus Feinstahl gefertigt und innen
mit einem Sieb ausgekleidet, welches das Lösungsmittel hindurch
läßt, die Rückstände des thermischen Abbaus des Gummis jedoch
zurückbehält. Die Maschenweite des Siebes beträgt zweckmäßiger
weise 2 bis 10 mm. Ein blockweiser Einsatz der Kassetten ist
möglich. Für die zweite Reaktionsphase wird zweckmäßigerweise ein
Rührwerk eingesetzt. Durch die Anordnung mehrerer Reaktions
gefäße, welche mit dem Auflösebereiter 4 bzw. mit dem Ofen 2
selektiv verbunden sind, kann die Kontinuität des Prozesses noch
erhöht werden.
Claims (7)
1. Verfahren zur Herstellung von Flüssiggummi im Recyclingpro
zeß von Altreifen durch thermische Zersetzungsbehandlung unter
Einwirkung einer hochsiedenden Erdölfraktion, wobei in ein
hermetisches Reaktionsgefäß eine Einlage unzerkleinerter Alt
reifen erfolgt und innerhalb des Reaktionsgefäßes thermisch
bei einem Temperaturbereich zwischen 350 bis 500° Celsius zer
setzt wird, und nach dem Zersetzungsprozeß gelöste Gummikompo
nenten und Kord entstehen,
dadurch gekennzeichnet,
daß als hochsiedende Erdölfraktion Masut verwendet wird und
daß chlorsulfiertes Polyäthylen den gelösten Gummikomponenten
zugegeben und die so erhaltene Mischung in einem Temperaturbe
reich von 120 bis 180° Celsius thermisch stabilisiert wird,
wobei ein Produkt entsteht, dessen Bindeeigenschaften deutlich
besser als die von Bitumen sind.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
gekennzeichnet durch
eine kontinuierliche Verfahrensdurchführung mittels getrennter
Aufbereitung und Zuführung des Zersetzungsmittels, wobei
zwischen einem Tank für die Erhitzung des Zersetzungsmittels
und dem eigentlichen Reaktionstank ein Kreislauf dahingehend
realisiert wird, daß ein ständig überwachter Füllungsgrad be
züglich des Zersetzungsmittels im Reaktionstank eingestellt
wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die im Prozeß erhaltenen Abgase aus dem Reaktionstank ab
geleitet und kondensiert werden und dieses Kondensat der Ge
winnung von Lösungsmitteln wie von Benzin oder Dieselkraft
stoff dient, welche unter anderem zur Erzeugung der notwendi
gen Prozeßwärme verwenden werden können.
4. Verfahren nach Anspruch 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Auswaschen von im Reaktionstank zurückgebliebenen
Metallteilen der Altreifen unmittelbar im Reaktor durch Lö
sungsmittel realisiert wird, wobei hierfür eine Spülflüssig
keit dem Reaktionstank zuführbar ist.
5. Anordnung zur Durchführung des Verfahrens nach den An
sprüchen 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß ein Auflösebereiter (4) über einen Zwischenbehälter (5)
mit einem Ofen (2) verbunden ist, wobei im Ofen (2) die Erwär
mung auf Reaktionstemperatur erfolgt, über ein Pumpsystem (3)
das Auflöse- bzw. Zersetzungsmittel einem Reaktionstank (1)
zugeführt wird und der Reaktionstank (1) weiterhin mit einem
Behälter für Spülflüssigkeit (12) in Verbindung steht sowie
zur Kondensation der Prozeßabgase Wärmeaustauschern (9) vor
handen sind, wobei die erhaltenen Kondensate über einen Sepa
rator (10) in einem Behälter (11) gesammelt werden und zur
weiteren Verarbeitung zur Verfügung stehen.
6. Anordnung nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß durch die Anordnung mehrerer Reaktionstanks (1), welche
mit dem Auflösebereiter (4) oder dem Ofen (2) selektiv verbun
den sind, die Kontinuität des Verfahrensablaufes erhöht wird.
7. Anordnung nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß in den Reaktionstank (1) Kassetten eingestellt sind, wobei
die Kassetten eine Auskleidung mit einem Sieb vorgegebener
Maschenweite aufweisen.
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