DE4123263A1 - Verfahren zur selektiven quantitativen bestimmung der konzentration von lektinen, insbesondere mistel-lektinen - Google Patents
Verfahren zur selektiven quantitativen bestimmung der konzentration von lektinen, insbesondere mistel-lektinenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur selektiven quan
titativen Bestimmung der Konzentration einzelner Lektine
aus Gemischen von Lektinen, insbesondere Mistel-Lektine,
enthaltenden Pflanzenpräparaten.
Mistelpräparate, insbesondere Mistelextrakte, werden seit
langer Zeit in der Krebstherapie eingesetzt. Als mögliche
aktive Stoffe enthalten die Mistelpräparate verschiedene
Lektine sowie Viscotoxine und weitere Zellproteine, deren
cytotoxische, cytostatische und immunmodulatorische "in
vitro" Aktivitäten nachgewiesen wurden. Mistel-Lektine
zeigen solche Aktivitäten bereits in hoher Verdünnung. In
Mengen im Mikrogramm-Bereich sind sie bereits giftig.
Mistelpräparate enthalten je nach Herkunft (Art des Wirts
und Standort) unterschiedliche Konzentrationen an Mi
stel-Lektinen, wobei man zumindest zwei verschiedene Lek
tine unterscheidet. Diese werden Mistel-Lektin I (ML I)
und Mistel-Lektin II (ML II) genannt, wobei die Existenz
weiterer Mistel-Lektine vermutet wird. Da die Mistel-Lek
tine unterschiedliche Aktivität besitzen, besteht nicht
nur ein Interesse daran, die gesamte Konzentration an
Mistel-Lektinen in einem Präparat bestimmen zu können,
sondern eine selektive quantitative Bestimmung der Kon
zentration einzelner Lektine in einem Mistelpräparat.
Bisher beschriebene Nachweismethoden sind nicht quanti
tativ oder nur halbquantitativ durchführbar. Hierzu gehö
ren die Methode nach Rouge unter Anwendung der Immundif
fusion (Rouge, P., Pere, D., In: Bog-Hansen, T.C. Ed.:
Lectins. Biology, Biochemistry, Clinical Biochemistry,
Vol. II, 137-150 (1982)), die Bestimmung durch Hämagglu
tination (Lis, H., Sharon, H., Ann. Rev. Biochem.,
42:541-574 (1982)), der von Ziska publizierte ELISA mit
anti-ML Antikörpern als erstem "Layer" (Ziska, P., Franz,
H., Determination of lextion contents in commercial
mistletoe preparations for cancertherapy using the ELISA
technique. In: Bog-Hansen, T. (Ed.): Proc. 6th Int. Lectin
Meeting, Poznan 1984, Vol. IV: Lectins. Biology, Bio
chemitry, Clinical Biochemistry, 473-480 (1985)), der so
wohl aktives Lektin als auch inaktivierte Lektin-Bestand
teile erfaßt, sowie der von Vang beschriebene ELISA-Test
mit Asialoorosomucoid oder Asialofetuin als erstem
"Layer", der nur aktive Lektine nachweist, jedoch nicht
zwischen Mistel-Lektin-Subgruppen zu diffenzieren vermag
(Vang, O., Larsen, K. Bog-Hansen, T., A new quantitative
and hihgly specific assay for lectin-binding activity.
In: Bog-Hansen, van Driesche. Proc. 7th Int. Lectin Meet
ing, Brussels, 1985, Vol. V: Lectins. Biology, Bio
chemistry, Clinical Biochemistry, 637-646 (1986)). Dies
ist darauf zurückzuführen, daß die einzelnen Lektine der
Mistel sich ähnlich verhalten.
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine se
lektive quantitative Nachweismethode zur getrennten Kon
zentrationsbestimmung einzelner Lektine, insbesondere
Mistel-Lektine in Mistelpräparaten zu schaffen, die auch
noch zuverlässige Konzentrationsbestimmungen in hochver
dünnten Präparaten ermöglicht.
Der Erfindung liegt die Erkenntnis zugrunde, daß bestimm
te Neoglykoproteine in trägergebundener Form einzelne
Lektine, insbesondere sehr ähnliche Lektine, aus einem
Gemisch von Lektinen in selektiver Weise zu binden ver
mögen, die eine quantitative Bestimmung dieser Lektine
auch aus hoher Verdünnung ermöglicht. Es können verschie
dene Lektine einer Pflanzenart und insbesondere der glei
chen bzw. derselben Pflanze und besonders Mistel-Lektine
aus Gemischen bestimmt werden. Gemäß der Erfindung werden
Neoglykoproteine in trägergebundener Form in einem ELISA
zur selektiven Adsorption, insbesondere zur quantitativen
Bestimmung einzelner Lektine aus Gemischen eingesetzt.
Die Erfindung eignet sich besonders zur selektiven Be
stimmung von gleichzeitig vorhandenen Subgruppen von Lek
tinen derselben Pflanzenart.
Die Erfindung besteht insbesondere darin, daß das auf
seinen Gehalt an Lektinen zu untersuchende Präparat im
Rahmen eines ELISA mit einem trägergebundenen Neoglyko
protein in Kontakt gebracht wird, an das das zu bestim
mende Lektin selektiv zu binden vermag, an das Neoglyko
protein gebundenes Lektin mit Lektin-Antikörper enthal
tenden Blutserum behandelt wird und der an das Lektin ge
bundene Antikörper in an sich bekannter Weise mit einem
markierten Anti-Antikörper verbunden und der anhand der
Markierung gemessene Wert zur Konzentrationsbestimmung
mit Vergleichswerten von bekannten Konzentrationen ver
glichen wird.
Neoglykoproteine sind synthetische Glyko-Proteine aus be
stimmten Zuckern bzw. Zuckerderivaten, die kovalent an
ein Protein gebunden sind. Derartige Neoglykoproteine
sind bekannt und im Handel erhältlich. Sie können bei
spielsweise hergestellt werden, indem bestimmte Zucker
bzw. Zuckerderivate mit Hilfe der Carbodiimid-Methode mit
Protein verknüpft werden. Das Protein des Neoglykopro
teins ist vorzugsweise Rinderserumalbumin (BSA). Ein be
stimmtes Neoglykoprotein enthält nur eine Art eines
Zuckers bzw. Zuckerderivats. Es können mehrere Zucker
moleküle (in der Regel ca. 20) an ein Proteinmolekül ge
bunden sein.
Das für das jeweilige Lektin selektive Neoglykoprotein
wird vorzugsweise in Abhängigkeit der Selektivität und
Affinität seines Bindevermögens an das zu bestimmende
Lektin ausgewählt. Diese Auswahl kann mit Vorteil in der
Weise vorgenommen werden, daß die Selektivität des Bin
dungsvermögens eines bestimmten Neoglykoproteins anhand
eines bestimmten Lektins in Form von Hemmversuchen in Ge
genwart von konkurierenden Zuckern und Zuckerderivaten
bestimmt wird und zwar insbesondere im interessierenden
Konzentrationsbereich des Lektins. Auf diese Weise können
die geeigneten Neoglykoproteine ausgewählt und unspezi
fische Bindungen, wie sie bei der Bestimmung von Mistel-
Lektin mit natürlichen Fetuin bzw. Asialofetuin gegeben
sind, vermieden werden.
Für die im Rahmen des ELISA durchzuführende Antikörper
reaktion wird Blutserum von mit Lektine enthaltenden Prä
paraten behandelten Warmblütern verwendet. Dabei erweist
sich Human-Serum als besonders geeignet, da bei der Be
handlung des Menschen mit Lektin-, insbesondere Mistel
präparaten besonders nahe Spiegel an Lektin-Antikörpern
erhalten werden. Auch andere Seren von Säugetieren, wie
Ziegenserum, sind geeignet.
Als markierte Anti-Antikörper sind Peroxidase-konjugierte
anti-IgG-Antikörper (PO anti G) besonders geeignet, da
die hierdurch erzeugten Farbveränderungen in einfacher
Weise optisch abgelesen bzw. verglichen werden können.
Auch andere bekannte Markierungen sind möglich. Für die
Bindung des Meoglykoproteins an den Träger reicht norma
lerweise eine adsorptive Bindung aus. Als Träger wird in
der Regel eine Mikrotiter-Platte mit entsprechender Loch
zahl verwendet. Je nach Art des ELISA, können auch andere
Träger, wie z. B. Perlen, Ringe u. dgl. vorgesehen sein.
Die Erfindung eignet sich besonders zur quantitativen
selektiven Bestimmung von Mistel-Lektinen, insbesondere
Mistel-Lektin I und Mistel-Lektin II. Die am interessan
teste Mistelart ist Viscum album. Als besonders selektiv
für die Bestimmung von Mistel-Lektin I hat sich als Neo
glykoprotein Galaktose-BSA herausgestellt. Für die Be
stimmung von Mistel-Lektin II eignen sich demgegenüber
besonders Glyko-Proteine von N-acylierten Aminozuckern
und hier wiederum insbesondere N-Acetyl-galactosamin-BSA.
Auch N-Acetyl-neuraminsäure-BSA ist geeignet, ist jedoch
nicht so selektiv wie N-Acetyl-galactosamin-BSA. Die Er
findung eignet sich auch für die Bestimmung der verschie
denen Lektine von anderen Pflanzenarten, wie Heleberus
arten, z. B. Heleberus niger oder Heleberus fötitus, wo
Lektine in den Wurzeln gefunden wurden, und Urtica
dioika.
Für die Selektivität des trägergebundenen Neoglykoprote
ins hat es sich als günstig erwiesen, wenn das Neoglyko
protein in Form von Lösungen mit einer Konzentration im
Bereich von 10 bis 50 µg/ml insbesondere mit einer Kon
zentration von ca. 20 µg/ml mit dem Träger in Kontakt ge
bracht und verbunden wird. In bezug auf die Inkubations
dauer des trägergebunden Neoglykoproteins mit dem Pflan
zenpräparat hat sich ein Zeitraum von 60 bis 120 Minuten,
insbesondere eine Dauer von ca. 90 Minuten, als besonders
günstig erwiesen und zwar insbesondere im Hinblick auf
die Konzentrationen von zu bestimmenden Mistel-Lektinen
in Mistelpräparaten bzw. deren Verdünnungen. So liegen
die Lektin-Konzentrationen in den zu untersuchenden Prä
paraten bzw. Verdünnungen, in denen sie zum Beispiel für
die Krebstherapie eingesetzt werden, gewöhnlich im Be
reich von 4 bis 1000 ng/ml, insbesondere im Bereich von
20 bis 500 ng/ml. Gerade in diesem, für die Praxis inte
ressierenden Konzentrationsbereich arbeitet das erfin
dungsgemäße Bestimmungsverfahren selektiv und quantitativ
mit ausreichender Genauigkeit. Bei der Bestimmung wird
normalerweise so vorgegangen, daß die Konzentrations
bestimmung verschiedener Lektine mit Hilfe verschiedener
trägergebundener Neoglykoproteine im Rahmen des beschrie
benen ELISA getrennt bzw. parallel durchgeführt wird, wo
bei dann parallel die entsprechenden Kontrollen gefahren
werden. Dadurch kann in einer parallelen Bestimmung die
Konzentration der gesuchten Lektine ermittelt werden, wo
bei natürlich auch festgestellt werden kann, ob die je
weiligen Lektine überhaupt in dem Präparat vorhanden
sind.
Weitere Merkmale der Erfindung ergeben sich aus der nach
folgenden Beschreibung von bevorzugten Ausführungen an
hand der Bestimmung von Mistel-Lektinen, wobei bestimmte
Ausführungen auch beispielhaft anhand bestimmter Stoffe
oder Stoffkombinationen beschrieben sind, die in entspre
chender Abwandlung auch für andere Stoffe und Stoffkombi
nationen und die Untersuchung anderer Pflanzenpräparate
auf ihren Gehalt an verschiedenen Lektinen entsprechend
der Erfindung anwendbar sind.
Verschiedene natürliche und synthetische Zuckerkonjugate
(Glyko-Proteine) mit unterschiedlicher Bindungsspezifität
für Mistel-Lektin I (ML I) und Mistel-Lektin II (ML II)
wurden auf Mikrotiterplatten für die Etablierung eines
ELISA-Systems auf Spezifität und Reproduzierbarkeit un
tersucht. Dabei wurde gefunden, daß insbesondere das Kon
jugat aus Galactose und Rinder-Serum-Albumin (BSA) sehr
spezifisch für den Nachweis von ML I über einen Konzen
trationsbereich von 4 bis 1000 ng/ml eingesetzt werden
kann. ML II bindet in diesem Bereich nicht an Galactose-
Rinder-Serum-Albumin (Gal-BSA). Dagegen kann ML II bis zu
einer Konzentration von 2000 ng/ml an N-Acetyl-galactosa
min-Rinder-Serum-Albumin (NAcGal-BSA) gemessen werden. Da
die Spezifität bzw. Selektivität dieses Systems bei höhe
ren Konzentrationen von gleichzeitig anwesendem ML I
nachläßt und es dann auch zu einer Bindung von ML I
kommt, wird vorzugsweise mit Mistel-Lektin-Konzentratio
nen unter 1000 ng/ml, insbesondere mit Konzentrationen
bis zu 500 ng/ml an gleichzeitig vorhandenem Mistel-Lek
tin I gearbeitet. Liegt Mistel-Lektin I in diesem Konzen
trationsbereich vor, kann die Konzentration von Mistel-
Lektin II mit hinreichender Genauigkeit bestimmt werden,
ohne daß das gleichzeitig vorhandene Mistel-Lektin I
stört.
Es wird vermutet, daß die Mistel-Lektine nicht nur mit
einem, sondern mit mehreren Zuckern bzw. Glyko-Proteinen
reagieren können, sich aber in der Affinität zu den ein
zelnen Zuckern bzw. in ihren Bindungskonstanten deutlich
unterscheiden. Eine Störung durch eine solche Unspezifi
tät kann mit Vorteil dadurch vermieden werden, daß durch
entsprechende Verdünnung die Konzentration des jeweils
störenden Mistel-Lektins ausreichend niedrig gehalten
wird. Die Konzentration des gesuchten bzw. zu bestimmen
den Lektins kann dann selbst noch in hoher Verdünnung
hinreichend genau gemessen werden. Im einzelnen geht dies
aus der nachfolgenden Beschreibung bevorzugter Bestim
mungsmethoden und deren Auswertung hervor.
Mistel-Lektin I (ML I):
Affinitätschromatographisch nach Ziska et al.
(Ziska, P., Franz, H. und Kindt, A. - The lectins
from Viscum album L.; purification by biospecific af
finitychromatography, Experientia 34/1:123-124 (1978)
an hydrolyslerter Sepharose 4B isoliertes ML I aus
Viscum album mit D-Galactose-Spezifität.
ML II, affinitätschromatographisch an Amino-Caproyl-
D-Galactosamin-Agarose gereinigt.
Es wurden frische Mistel-Homogenate sowie im Handel
befindliche Mistelpräparate untersucht.
Die Selektivität des erfindungsgemäßen Verfahrens
wurde durch Konzentrationsbestimmung der Mistel-Lek
tine unter Verwendung von Rinder-Serum-Albumin(BSA)-
Konjugaten von Galactose(GAL-BSA) und N-Acetyl-galac
tosamin(NAcGal-BSA) als Neoglykoproteine im Vergleich
zu Asialofetuin(ASF) und Fetuin als natürliche Gly
ko-Proteine bzw. Glykoproteln-Derivate untersucht.
Als Testreagenzien wurden weiterhin verwendet: Rin
der-Serum-Albumin(BSA), Galactose(GAL), Glucose(Glu),
N-Acetyl-galactosamin(NAcGal), N-Acetyl-glucosamin-
(NAcGLu), N-Acetyl-neuraminsäure(NANA) sowie
1-Ethyl-3-(dimethylaminopropyl)-carbodilmid x
HCL(EDC), o-Phenylendiamin(O-PD) und phosphatgepuf
ferte Salzlösung (PBS).
Es wurde Anti-ML I/II positiver Serum-Pool von Mi
stelextrakt-therapierten Patienten verwendet.
Peroxidase-konjugierte anti-human IgG Antikörper
(PO-anti G) aus Ziege.
Maxisorp-Mikrotiterplatten wurden mit Lösungen
(100 µl/Loch) von Gal-BSA, NAcGal-BSA, ASF, Fetuin und
NANA-BSA in 0,1 M Carbonat-Puffer bei pH 9,5 beschichtet
und über Nacht bei 4°C inkubiert. Die Konzentrationen an
den Glykoprotein-Lösungen betrugen jeweils 5, 10, 20 bzw.
40 µg/ml.
Zum Abblocken der freien Bindungsstellen auf den Mikro
titerplatten wurde anschließend 90 Minuten mit 2%igem
BSA/PBS-Puffer bei pH 7,4 inkubiert.
Anschließend wurden Verdünnungen von ML I und ML II mit
Konzentrationen von 2000, 1000, 500, 125, 32, 8, 4 und
2 ng/ml Lektin in PBS hergestellt und je 100 µl in die
jeweiligen Löcher der Mikrotiterplatte pipettiert. Nach
90 Minuten Inkubation bei Zimmertemperatur wurden die
Platten viermal für je 5 Minuten mit Wasch-Puffer (0,2%
BSA, 0,02% Triton X-100, PBS) unter Schütteln gewaschen.
Anti-ML I/II positives Serum aus dem Serum-Pool wurde auf
das 300fache verdünnt (Verdünnung in Vorversuchen ermit
telt). Je 100 µl wurden in die Löcher der Mikrotiter
platte pipettiert. Nach 90minütiger Inkubation bei Zim
mertemperatur wurde wieder wie oben gewaschen. Danach
wurden jeweils 100 µl PO-anti-human IgG-Konjugat als
Anti-Antikörper (Verdünnung 1:2500) pipettiert und
90 Minuten lang inkubiert.
Nach dem Waschen der Platten wurde die Substrat-Reaktion
durch Zugabe von 100 µl o-PD in 0,1 M Citrat-Puffer und
H2O2 gestartet. Beim Erreichen einer Extinktion (OD bei
492 nm) von 1.8 für die höchste Konzentration wurde die
Reaktion durch Zugabe von 50 µl 25%iger H2SO4 gestoppt.
Durch grafische Darstellung der Extinktion gegen die Lek
tionkonzentrationen der verschiedenen Lektinverdünnungen
erhielt man die optimalen Konzentrationen (Quotient aus
hoher Aktivität und niederer unspezifischer Hintergrund-
Färbung), sowie Aussagen über Spezifität und Sensitivität
des ELISA-Tests. Die Zeitabhängigkeit der Bindung von
ML I und ML II an die Glyko-Konjugate (Glyko-Proteine)
wurde durch 30-, 60-, 90- und 180minütige Inkubation von
100 ng/ml Lektin auf mit 20 µg Glyko-Protein beschichte
ten Platten bestimmt.
Die Beeinflussung der Bindung von ML I an ASF durch ML II
und der Bindung von ML II an ASF durch ML I wurde auf
einer mit 20 µg/ml ASF beschichteten Mikrotiterplatte im
ELISA ermittelt. Über einen Konzentrationsbereich von 1
bis 1000 ng wurden ML I und ML II getrennt inkubiert. Da
neben wurden über denselben Konzentrationsbereich ML I
plus ML II in gleichen Löchern inkubiert und die Lektin-
Konzentrationen gemessen.
NANA wurde nach der von Lönngren (Lönngren, 1., Gold
stein, I.J. Niederhuber, I.E. - Aldonate Couling, a
simple procedure for the preparation of carbohydrate-pro
tein conjugates for studies of carbohydrate-binding pro
teins - Arch. Biochem. Biophys, 175: 661-669 (1976)) be
schriebenen Aldonat-Methode an BSA gekoppelt. Hierzu wur
den 250 mg NANA mit 170 mg BSA in Wasser vermischt, der
pH auf 4,7 eingestellt, und innerhalb von 30 Minuten wur
den 260 mg Ethylendiamincarbodiimid × HCL (EDC) unter
pH-Konstanz dazugegeben. Nach 6 Stunden wurde die Reak
tion durch Zugabe von Acetat-Puffer (pH 5,5) gestoppt,
und die niedermolekularen Bestandteile wurden durch Dia
lyse gegen H2O entfernt.
Es wurden Mikrotiterplatten mit Gal-BSA, ASF bzw. Fetuin
beschichtet. Anschließend wurde mit 100 ng/ml ML I bzw.
ML II inkubiert, die zuvor mit 0, 1, 10, 100 und 200 mM
Gal, NAcGal, NAcGlu, NANA oder Glu während 30 Minuten
vorinkubiert worden waren.
Die prozentuale Hemmung wurde nach der Formel:
%-Hemmung = (1 - OD 492 mit Hemmer/OD 492 ohne Hemmer) × 100
berechnet. Durch Plotten der %-Hemmung gegen die Molari
tät der Inhibitoren erhält man die Molarität für eine
50%ige Hemmung. Sie ist ein Maß für die Spezifität der
Hemmung.
Zur Bildung eines möglichst sensiblen ELISA-Tests zur Er
fassung von ML I- und ML II-Konzentrationen wurde zu
nächst die optimale Bindung von definierten ML I- und
ML II-Fraktionen an Neoglykoproteine (synthetische Gly
ko-Konjugate) und an natürlichen Glyko-Proteine unter
sucht. Getestet wurde unter Anwendung von Gal-BSA,
NAcGal-BSA, NANA-BSA einerseits sowie ASF und Fetuin an
dererseits. Versuche mit Mikrotiterplatten, die in vier
verschiedenen Konzentrationen beschichtet waren, wurden
gegen acht unterschiedliche Konzentrationen an ML I und
ML II durchgeführt.
In den Abb. 1 und 2 und den zugehörigen Tabellen 1
und 2 sind am Beispiel von Gal-BSA und NAcGal-BSA die Er
gebnisse der Bindungsaktivitäten von ML I und ML II als
Funktion der Glykoprotein-Konzentration dargestellt. Aus
den Kurven in den Abb. 1 und 2 ergibt sich, daß
bei beiden Systemen oberhalb einer Konzentration von
10 µg/ml für das Glyko-Protein keine Steigerung der Lek
tin-Bindungsaktivität erfolgt.
Da sich bei einer Beschichtung mit 20 µg/ml Glyko-Protein
aber eine geringere unspezifische Hintergrund-Färbung er
gab, ist diese Konzentration bevorzugt und wurde als
Standard für alle weiteren Tests eingesetzt.
Vergleichsversuche mit ASF, Fetuin und NANA-BSA, die hier
nicht dargestellt sind, bestätigten, daß eine Glykoprote
in-Konzentration im Bereich von ca. 20 µg/ml einen opti
malen Wert für die Konzentrationsabhängigkeit von Lektin
und Glyko-Protein darstellt.
Bei der Untersuchung der Zeitabhängigkeit der Bindung der
Lektine an die Glyko-Proteine ergab sich, wie sich aus
den Tabellen 4a und 4b ergibt, ein Optimum von 90 Minuten
für die Inkubationsdauer, ohne wesentliche unspezifische
Hintergrund-Färbung. Hier zeigte sich ebenfalls Überein
stimmung bei den verschiedenen Glyko-Proteinen.
Vorversuche zur Ermittlung optimaler Verdünnungen von An
tikörper-Serum und Anti-Antikörper zeigten, daß eine Ver
dünnung von 1:300 beim anti-Lektin Antikörper enthalten
den Human-Serum und eine Verdünnung von 1:2500 beim PO-
konjugierten anti-human IgG besonders gute Ergebnisse
bringen. Je nach Herkunft der Antikörper bzw. Anti-Anti
körper können sich für geeignete Verdünnungen andere
Werte ergeben, die durch Vorversuche ermittelt werden
können.
Der Verlauf der Titrationskurven von ML I und ML II in
Abb. 1 zeigt, daß ML I über einen weiten Konzentrations
bereich von 4 bis 500 ng/ml sehr spezifisch mit Gal-BSA
nachgewiesen werden konnte, ohne daß es zu einer Bindung
bzw. Reaktion mit ML II kam.
Im ELISA mit NAcGal-BSA (vgl Titrationskurven in Abb. 2)
konnte die Bestimmung von ML II für Konzentrationen von
16 bis 1000 ng durchgeführt werden. Dabei ist aus dem
Kurvenverlauf in Abb. 2 ersichtlich, daß ab einer
ML I-Konzentration von ca. 500 ng/ml eine schwache Bindung von
ML I an NAcGal-BSA festzustellen ist. Deshalb werden die
Mistelpräparate zur Bestimmung der Konzentration von
ML II vorzugsweise mit einer solchen Verdünnung unter
sucht, bei der ML I im Bereich von ca. 500 ng/ml oder
darunter liegt.
Im ELISA mit NANA-BSA beschichteten Platten wurde bei
Konzentrationen bis 1000 ng/ml Aktivität nur gegen ML II
festgestellt. Zur Bestimmung der Konzentration von ML II
eignet sich somit als Glyko-Protein auch NANA-BSA, auch
wenn dies eine etwas geringere Lektin-Bindungsaktivität
als NAcGal-BSA besitzt, welches deshalb bevorzugt ist.
Der Konzentrationsbereich von ML II für die Konzentra
tionsbestimmung mit Hilfe von NANA-BSA liegt vorzugsweise
zwischen ca. 30 und 1000 ng ML II/ml. Dieser Konzentra
tionsbereich kann anhand von Vorversuchen durch entspre
chende Verdünnung eingestellt werden.
Vergleichsversuche mit den natürlichen bzw. modifizierten
Glyko-Proteinen Fetuin und Asialofetuin (ASF) zeigten,
daß diese beiden Glyko-Proteine mit gleicher Aktivität
reagieren. Die Abb. 3 zeigt, daß die Affinitäten von ML I
(Erfassungsbereich 6 bis 500 ng) zu ASF höher sind als
die von ML II (Erfassungsbereich 16 bis 1000 ng) zu ASF.
Der Unterschied reicht jedoch nicht für die getrennte
quantitative Bestimmung von ML I und ML II aus, da die
Selektivität nicht hoch genug ist.
Mehrere Proben käuflicher Mistelpräparate wurden mit dem
Gal-BSA- und dem NAcGal-BSA-System auf ihren Gehalt an
ML I und ML II getestet. Die ML I-Konzentrationen der
Proben waren niedrig, wurden aber vom Meßbereich des
Gal-ELISA-Systems sicher erfaßt. Die ML II-Konzentratio
nen waren demgegenüber wesentlich höher und konnten vom
NAcGal-BSA-System ebenfalls sicher erfaßt werden. Die
Intra-Assay-Abweichungen der Bestimmungen waren mit +4%
niedrig und zeigen die Zuverlässigkeit der Bestimmungs
methode. Wiederholte Messungen an mehreren Tagen ergaben
ebenfalls nur geringe Abweichungen, wenn die einmal ge
öffneten Proben bei Gefriertemperatur von -20°C gelagert
wurden. Eine offene Lagerung bei 4°C oder Zimmertempera
tur führte sowohl für ML I als auch für ML II zu einer
raschen Konzentrationsabnahme und zeigt einerseits die
Empfindlichkeit der Mistelpräparate und andererseits die
Notwendigkeit einer standardisierten Konzentrationsbe
stimmung.
In Abb. 3 und Tabelle 3 sind die Versuchsergebnisse der
Messung der Lektin-Konzentrationen mit Hilfe des ASF-
ELISA dargestellt. Die untere und die obere Kurve in
Abb. 3 anhand von Testlösungen, die nur ML I oder nur
ML II enthalten, zeigen, daß ML I und ML II eine unter
schiedliche Bindungsaktivität zu ASF besitzen. Der Unter
schied reicht jedoch nicht zu einer getrennten quantita
tiven Bestimmung aus, wenn ML I und ML II gemeinsam in
einem Mistelpräparat vorhanden sind. Interessant ist wei
terhin, daß es bei gleichzeitiger Anwesenheit von ML I
und ML II in der Testlösung nicht zu einer Addition der
Titer kommt. Daraus kann gefolgert werden, daß sowohl
ML I als auch ML II dieselbe Bindungsstelle auf dem ASF-
Molekül erkennen.
Die für die Konzentrationsbestimmung der gesuchten Mi
stel-Lektine geeigneten Neoglykoproteine können durch Be
stimmung der Zuckerbindungs-Spezifität der Mistel-Lektine
an die zur Verfügung stehenden Glyko-Proteine mit Hilfe
von Hemmversuchen ermittelt werden. Zur Ermittlung der
Zuckerbindungs-Spezifität der Mistel-Lektine I und II
wurden Hemmversuche mit Gal, NAcGal, NAcGlu, NANA und Glu
durchgeführt. Aus Tabelle 5 Ist ersichtlich, daß für eine
50%ige Lektin-Hemmung Gal sehr spezifisch sowohl die
Bindung von ML I an Gal-BSA, ASF, Fetuin und NAcGal-BSA
hemmt als auch die Bindung von ML II an ASF und Fetuin.
Andererseits hemmt NAcGAL spezifisch die Bindung von
ML II an NAcGal-BSA, ASF und Fetuin. NAcGal hemmt auch
spezifisch die Bindung von ML I an Gal-BSA, NAcGal-BSA,
ASF und Fetuin. NAcGlu hemmt dagegen erst bei relativ ho
hen Konzentrationen die Reaktionen von ML I und ML II,
während Glu und NANA in diesem Test-System keine 50%ige
Hemmung erzielten. Daraus ergibt sich die Bevorzugung von
Gal-BSA als Neoglykoprotein zur Bestimmung von ML I- und
von NAcGal-BSA als Neoglykoprotein zur Bestimmung von
ML II- Konzentrationen. Diese Hemmversuche erlauben somit
die Ermittlung von geeigneten und spezifischen Bindungs
paaren von Neoglykoprotein und Lektin.
Claims (17)
1. Verfahren zur selektiven quantitativen Bestimmung
der Konzentration einzelner Lektine aus Gemischen
von Lektine enthaltenden Pflanzenpräparaten, dadurch
gekennzeichnet, daß das zu untersuchende Präparat
mit Hilfe eines ELISA mit einem trägergebundenen
Neoglykoprotein in Kontakt gebracht wird, an das
Neoglykoprotein gebundenes Lektin mit Lektin-Anti
körper enthaltendem Blutserum behandelt wird, der an
das Lektin gebundene Antikörper mit einem markierten
Anti-Antikörper behandelt und der aufgrund der Mar
kierung meßbare Wert zur Bestimmung der Konzentra
tion des gesuchten Lektins mit aus vorbekannter Kon
zentration erhaltenen Werten verglichen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß das eingesetzte Neoglykoprotein in Abhängigkeit
seiner Bindungsaktivität und Selektivität zu dem zu
bestimmenden Lektin ausgewählt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Selektivität und Bindungsaktivität
für die Bindung eines bestimmten Lektins an ein be
stimmtes Neoglykoprotein anhand von Hemmversuchen in
Gegenwart von zum Zuckerbestandteil des Neoglykopro
teins konkurrierenden Zuckern bzw. Zuckerderivaten
bestimmt wird.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß die Konzentrationsbe
stimmung verschiedener Lektine mit Hilfe verschie
dener Neoglykoproteine in Parallelbestimmungen
durchgeführt wird.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß Neoglykoproteine verwen
det werden, deren Proteinbestandteil Rinder-Serum-
Albumin (BSA) ist.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß Neoglykoproteine verwen
det werden, die eine Vielzahl von Identischen Sac
charideinheiten am Protein kovalent gebunden enthal
ten.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß es zur Konzentrations
bestimmung von Mistel-Lektinen, vorzugsweise der
Mistel-Lektine ML I und ML II, insbesondere von
Viscum album, eingesetzt wird.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet,
daß die Bestimmung von ML I mit Hilfe von Galak
tose-Rinder-Serum-Albumin durchgeführt wird.
9. Verfahren nach Anspruch 7 oder 8, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Bestimmung von ML II mit Hilfe von
N-acylierten Glyko-Proteinen durchgeführt wird.
10. Verfahren nach Anspruch 7 oder 8, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Bestimmung von ML II mit Hilfe von
N-Acetylgalactosamin-Rinder-Serum-Albumin durchge
führt wird.
11. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet,
daß die Bestimmung von ML II mit Hilfe von N-Ace
tyl-neuraminsäure-Rinder-Serum-Albumin durchgeführt
wird.
12. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß als Antikörper enthal
tendes Serum Lektin-Antikörper enthaltenes Human-
Serum verwendet wird.
13. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß als Antikörper enthalte
nes Serum Lektin-Antikörper enthaltendes Ziegen-Se
rum verwendet wird.
14. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß trägergebundene Neogly
koproteine eingesetzt werden, die durch Behandeln
der Träger mit Neoglykoprotein-Lösungen mit einer
Konzentration im Bereich von 10 bis 50 mg/ml, insbe
sondere ca. 20 mg/ml erhalten wurden.
15. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß die Lektine während
einer Inkubationsdauer von 60 bis 120 Minuten, ins
besondere ca. 90 Minuten, mit den Neoglykoproteinen
in Kontakt gebracht werden.
16. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß das auf die Lektin-Kon
zentrationen zu untersuchende Präparat in einer sol
chen Verdünnung eingesetzt wird, daß die Konzentra
tion des gesuchten Lektins im Bereich von 4 bis
1000 ng/ml, insbesondere 20 bis 500 ng/ml liegt.
17. Verwendung von trägergebundenen Neoglykoproteinen
zur selektiven Adsorption verschiedener Lektine der
gleichen Pflanzen, insbesondere von Mistel-Lektinen.
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- 1991-07-13 DE DE19914123263 patent/DE4123263C2/de not_active Expired - Fee Related
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DE4123263C2 (de) | 1994-11-03 |
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