DE4123107A1 - Verfahren zur langzeitlagerung und sterilversendung von mikroorganismen im latenten lebenszustand - Google Patents
Verfahren zur langzeitlagerung und sterilversendung von mikroorganismen im latenten lebenszustandInfo
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Classifications
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- C—CHEMISTRY; METALLURGY
- C12—BIOCHEMISTRY; BEER; SPIRITS; WINE; VINEGAR; MICROBIOLOGY; ENZYMOLOGY; MUTATION OR GENETIC ENGINEERING
- C12N—MICROORGANISMS OR ENZYMES; COMPOSITIONS THEREOF; PROPAGATING, PRESERVING, OR MAINTAINING MICROORGANISMS; MUTATION OR GENETIC ENGINEERING; CULTURE MEDIA
- C12N1/00—Microorganisms, e.g. protozoa; Compositions thereof; Processes of propagating, maintaining or preserving microorganisms or compositions thereof; Processes of preparing or isolating a composition containing a microorganism; Culture media therefor
- C12N1/04—Preserving or maintaining viable microorganisms
Description
Bisher ist es üblich, Kulturstämme von pro- oder ausgewähl
ten eukaryotischen Organismen in Kulturensammlungen auf
geeigneten Nährmedien zu kultivieren. Für den Stammerhalt
werden die Organismen vor Erschöpfung des Nährmediums auf
ein frisches Nährmedium übertragen. Dabei verbleiben
die Organismen im aktiven Lebenszustand. Dies kann für eine
schnelle Vermehrung eines Kulturstammes aus der Kulturen
sammlung zu Forschungs- oder Produktionszwecken von Vorteil
sein. In der Regel verbleiben aber die Stämme für lange Zeit
in der Kulturensammlung. Zum Zwecke ihres Erhaltes müssen
die Organismen ständig umgesetzt werden. Dafür sind Arbeits
kräfte notwendig, die die Nährmedien vorbereiten und in Kul
turgefäße füllen, diese sterilisieren und schließlich die
Organismen umsetzen. Der Inhalt nicht mehr verwendungsfähi
ger Kulturgefäße muß vernichtet und die Gefäße gereinigt
werden. Diese Methode ist arbeits- und kostenintensiv und
schließt das Risiko von Kontaminationen mit ein. Andere Ver
fahren zum Erhalt von Kulturstämmen stellen z. B. die Sporen
konservierung und die Gefriertrocknung dar. Die Sporenkon
servierung beschränkt sich jedoch auf sporenbildende
Bakterien und Pilze. Bei der Gefriertrocknung wirkt sich
nachteilig aus, daß dieses Verfahren für großzellige Mi
kroorganismen, z. B. Hefen und filamentöse Organismen, nicht
geeignet ist.
Ferner ist bekannt, daß Mikroorganismen durch Überführung
aus dem aktiven in den latenten Lebenszustand mittels Trock
nung in einen lagerfähigen Zustand gebracht werden können
(schweizerische Patentschrift Nr. CH 5 57 425 und europäische
Patentschrift Nr. EP 6 671). Diese beschriebenen Verfahren
sind aber für filamentöse oder mycelartig wachsende
Organismen, wie höhere Pilze, nicht geeignet. Außerdem werden
Hilfsmittel bzw. Stabilisatoren eingesetzt. Weiterhin ist
dadurch, daß bis zum Erhalt des lagerfähigen Produktes Ar
beitsschritte in verschiedenen Behältnissen ablaufen, die
Gefahr einer Kontamination mit Fremdorganismen erhöht.
Der in Anspruch 1 angegebenen Erfindung liegt das Problem
zugrunde, neben ein- bis mehrzelligen Mikroorganismen fila
mentöse und mycelartig wachsende, großzellige Mikroorganis
men in ein und demselben Gefäß bequem, sicher und billig in
einen Zustand des latenten Lebens zu bringen, daß sie unter
sterilen Bedingungen lange Zeit auch ohne zusätzliche Be
handlung gelagert und versendet werden können. Die Mikroor
ganismen sollen zu einem beliebigen Zeitpunkt wieder in den
aktiven Lebenszustand überführt und dabei frei von Kontami
nationen gehalten werden können.
Eine weitere Aufgabe der Erfindung ist es, die Mikroorganis
men so zu lagern, daß sie im latenten Lebenszustand steril,
sicher und mit geringstem Aufwand verpackt, gelagert und
versendet werden können.
Die Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß Kultu
ren der jeweiligen Mikroorganismen unter sterilen Bedingun
gen in Kulturgefäßen auf dünne Schichten eines mit ge
eigneten Nährstoffen versetzten gelartigen oder quellfähi
gen, zunächst annähernd wassergesättigten Feststoffes gege
ben werden. Anschließend werden die Kulturgefäße gelagert,
wobei ausreichend warme und trockene Räume Voraussetzung
sind. Nun beginnen die Mikroorganismen auf der Oberfläche
des Feststoffes zu wachsen und erleiden schon nach wenigen
Wochen durch die beginnende Austrocknung der Nährstoff
schicht einen Wassermangel. Die Wirkung dieses zunehmenden
Wassermangels, hervorgerufen durch ein Absinken des Wasser
potentials in der Nährstoffschicht, konzentriert sich nicht
auf wenigen Stunden, sondern erstreckt sich über mehrere Ta
ge. Diese Zeit ist ausreichend, damit auch großzellige Mi
kroorganismen nicht vertrocknen und absterben, sondern vom
aktiven zum latenten Leben übergehen. Die dünne Nährstoff
schicht mit den latent lebensfähigen Mikroorganismen wird
nun noch so lange getrocknet, bis ein dünner fester Nähr
stoffilm entsteht, der ohne weiteres Zutun in der Lagerung
belassen werden kann.
Dieses zufällig gefundene Verfahren erlaubt es, die so be
handelten Mikroorganismen unter geeigneten Bedingungen lange
Zeit zu lagern. Die Lagerzeit ist von der Organismenart
abhängig und kann wenige Jahre bis viele Jahrzehnte betra
gen. Wünscht man die Überführung der so gelagerten Organis
men aus dem latenten wieder in den aktiven Lebenszustand, so
wird eine für die Kultivierung des Mikroorganismus geeig
nete flüssige und sterilisierte Nährlösung auf die ge
trockneten Nährstoffilme gegeben. Unter geeigneten Kultivie
rungsbedingungen keimen die so befeuchteten Mikroorganismen
bereits nach wenigen Tagen bis Wochen aus und können durch
Umsetzen steril vermehrt werden.
Eine vorteilhafte Ausgestaltung ist im Anspruch 2 der Erfin
dung angegeben. Die getrockneten Nährstoffilme mit den la
tent lebensfähigen Organismen können vom Boden der Kulturge
fäße abgelöst werden. Das Ablösen läßt sich wesentlich er
leichtern, wenn der Boden des Kulturgefäßes vor dem Ste
rilisieren und Einfüllen des Nährmediums mit einer wasser
abweisenden, hitzebeständigen und biokompatiblen Substanz
dünn ausgekleidet wurde. Die bevorzugte Substanz ist ein Öl
und Silikonöl ist das bevorzugte Öl.
Die abgelösten Nährstoffilme können leicht in kleine Stücke
zerschnitten werden (z. B. Kantenlänge 1 cm) und unter ste
rilen Bedingungen in selbstklebende, sterilisierte Polyäthy
lenfolie verpackt werden. Dazu schneidet man größere Stücke
aus Polyäthylenfolie (z. B. Kantenlänge 2 cm) aus. Ein Stück
Nährstoffilm wird nun im Zentrum der Polyäthylenfolie posi
tioniert und mit einem zweiten Stück Polyäthylenfolie abge
deckt. Anschließend drückt man die beiden Polyäthylenfolien
an den Rändern fest zusammen. Solche Packungen können auch
unter unsterilen Bedingungen gelagert werden. Diese Art der
Verpackung ermöglicht es, gewünschte Mikroorganismen ste
ril, sicher und mit geringstem Aufwand und Risiko (z. B. in
einem Brief) zu versenden.
Wünscht man die Überführung der auf diese Art und Weise ver
packten und gelagerten bzw. versendeten Organismen aus dem
latenten in den aktiven Lebenszustand, so zieht man unter
sterilen Bedingungen die beiden Polyäthylenfolien ausein
ander und kann das Stück Nährstoffilm mit den latent
lebensfähigen Organismen steril entnehmen und einer Vermeh
rung zuführen.
Die mit der Erfindung erzielten Vorteile bestehen insbeson
dere darin, daß die Mikroorganismen nicht mit dem Quellmit
tel gemischt als Suspension kultiviert, sondern in getrenn
ten Schichten, bestehend aus Nährmedium und Quellmittel
einerseits und Mikroorganismen andererseits, in Kulturgefä
ßen aufgetragen und gelagert werden. Die Überführung der Mi
kroorganismen vom aktiven in den passiven Lebenszustand
mittels Trocknung auf im Vergleich zu den Mikroorganismen
großflächigen Nährstoffschichten ermöglicht es, nicht nur
ein- oder mehrzellige oder nur sporenbildende, sondern ein
breites Spektrum an Mikroorganismen, überraschenderweise
z. B. auch Mycelien höherer Pilze, zu trocknen und lange
Zeit zu lagern. Vorteilhaft ist weiterhin, daß durch die
Trocknung und Lagerung in ein- und demselben Gefäß ohne Zu
gabe von Hilfs- oder Zusatzstoffen die Gefahr einer Konta
mination mit Fremdorganismen auf ein Minimum beschränkt ist.
In mit Silikonöl ausgekleidete, sterilisierte Petrischalen
wurden die für die Kultivierung der jeweiligen Mikroorganis
men geeigneten, mit Agar verfestigten Nährmedien gegeben.
Auf diesem Nähragar wurden die Mikroorganismen kultiviert
und unter Raumbedingungen gelagert. Während der Vermehrung
der Mikroorganismen kam es gleichzeitig zur Austrocknung der
Nährstoffschicht. Nach wenigen Wochen waren die Mikroorga
nismen vom aktiven in den latenten Lebenszustand übergegan
gen. Die Petrischalen mit den so behandelten Mikroorganismen
konnten lange Zeit unter Raumbedingungen weiter gelagert
werden (Tabelle).
Eine zweite Möglichkeit der Lagerung bestand darin, die aus
getrockneten Nährstoffschichten mit den im latenten Lebens
zustand befindlichen Mikroorganismen herauszulösen und in
Polyäthylenfolie zu verpacken. Diese Packungen wurden sowohl
unter sterilen als auch unsterilen, aber staubgeschützten
Bedingungen in Petrischalen gelagert. Ein Teil der Packungen
wurde in Briefsendungen verschickt.
Nach bestimmten Lagerungszeiten (Tabelle) wurden Proben der
im latenten Lebenszustand befindlichen Mikroorganismen aus
den Petrischalen bzw. den Polyäthylenpackungen unter steri
len Bedingungen entnommen und in geeigneten Nährmedien
kultiviert. Die so gewonnenen Kulturen der verwendeten Mi
kroorganismen zeigten eine gute Auskeimungsrate und waren
frei von Kontaminationen.
Organismenart | |
Lagerungszeit | |
(Monate) | |
Anabaena variabilis | |
36 | |
Nostoc muscorum | 36 |
Saccharomyces cerevisiae | 12 |
Pleurotus ostreatus | 12 |
Claims (2)
1. Verfahren zur Langzeitlagerung und Sterilversendung von
Mikroorganismen im latenten Lebenszustand, gekennzeichnet
dadurch, daß die Kulturen unter sterilen Bedingungen auf ei
ner dünnen, im Vergleich zu den Mikroorganismen großflächi
gen Schicht eines mit Nährstoffen versetzten gelartigen
oder quellfähigen, zunächst annähernd wassergesättigten
Feststoffes vermehrt werden, wobei durch die Art des Kultur
gefäßes das Eindringen von Fremdorganismen verhindert und
das Entweichen von Wasserdampf ermöglicht wird, so daß die
Kulturen mit der Feststoffschicht an der Luft zu einem
Film getrocknet werden, die Trocknungszeit ein Vielfaches
der für den Zellteilungszyklus erforderlichen Zeit beträgt
und die Kulturen so lange Zeit weiter gelagert und/oder ver
sendet werden können.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die Nährstoffilme mit den im latenten Lebenszustand befind
lichen Mikroorganismen unter sterilen Bedingungen dem Kul
turgefäß entnommen, in Kunststoffolie verpackt, gelagert
und/oder versendet werden können.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19914123107 DE4123107A1 (de) | 1991-07-09 | 1991-07-09 | Verfahren zur langzeitlagerung und sterilversendung von mikroorganismen im latenten lebenszustand |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19914123107 DE4123107A1 (de) | 1991-07-09 | 1991-07-09 | Verfahren zur langzeitlagerung und sterilversendung von mikroorganismen im latenten lebenszustand |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE4123107A1 true DE4123107A1 (de) | 1993-01-14 |
Family
ID=6435997
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19914123107 Withdrawn DE4123107A1 (de) | 1991-07-09 | 1991-07-09 | Verfahren zur langzeitlagerung und sterilversendung von mikroorganismen im latenten lebenszustand |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE4123107A1 (de) |
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
CN109220514A (zh) * | 2017-05-23 | 2019-01-18 | 中国科学院微生物研究所 | 一种野生新食用菌的分离及其人工驯化栽培方法 |
-
1991
- 1991-07-09 DE DE19914123107 patent/DE4123107A1/de not_active Withdrawn
Cited By (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
CN109220514A (zh) * | 2017-05-23 | 2019-01-18 | 中国科学院微生物研究所 | 一种野生新食用菌的分离及其人工驯化栽培方法 |
CN109220514B (zh) * | 2017-05-23 | 2021-03-23 | 中国科学院微生物研究所 | 一种野生新食用菌的分离及其人工驯化栽培方法 |
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