DE4122412A1 - Hinterspritzverfahren - Google Patents

Description

Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Formtsilen mit von Dekormaterial bedeckter Oberfläche durch Hinterspritzen des Dekormaterials mit thermopla­ stischem Kunststoff in einem Formwerkzeug.

Das Hinterspritzen von Dekormaterial ist beispielsweise aus "Kunststoffe" 80 (1990), Seiten 997-1002, bekannt. Spritzgegossene Kunststoffteile werden in vielen Be­ reichen, beispielsweise im Kraftfahrzeugbau, an der Oberflächs mit einer Abdeckung aus Textilmaterial, Leder, Folien etc. belegt, um somit eine Verbesserung im Aussehen und im Berührungseindruck zu erhalten. Häufig wird dabei das Belegmaterial mit dem spritzge­ gossenen Kunststoffteil in einem nachträglichen Arbeits­ gang verbunden. Dieser Vorgang ist als Kaschierung be­ kannt.

Um den für die Kaschierung notwendigen zusätzlichen Ar­ beitsgang zu vermeiden, werden in zunehmendem Maße die Beleg- oder Dekormaterialien in ein Spritzgießwerkzeug eingelegt. Nach dem Einspritzen des schmelzeförmigen Thermoplasten ergibt sich die gewünschte Verbindung von Belegmaterial und Kunststoff. Dieser Vorgang wird Hin­ terspritzen genannt.

Beim Hinterspritzen ergibt sich die Schwierigkeit, einen Umbug zu realisieren. Ein Umbug im Sinne der Erfindung ist das Abdecken der Kante eines Formteils mit Dekorma­ terial über den Formteilrand hinaus bis zur Rückseite des Formteils. Mit Hilfe des Umbugs wird somit der Form­ teilrand vollständig mit Dekormaterial bedeckt und man erhält optisch ansprechende Teile.

Die Schwierigkeiten, einen echten Umbug um 180° im Werkzeug zu erreichen, führten zur Einrichtung eines falschen Umbugs oder Scheinumbugs von 90°, wobei der echte, im allgemeinen wenig ansehnliche Außenrand des Formteiles hinter Sichtblenden versteckt bleibt. Diese Lösung erfordert jedoch konstruktive Veränderungen der Baugruppe, in die das hinterspritzte Formteil integriert werden soll.

Es bestand daher die Aufgabe, ein Verfahren zum Hinter­ spritzen von Beleg- oder Dekormaterialien zu entwickeln, das die Herstellung eines belegten oder dekorierten Kunststoffteiles mit einem Umbug von mehr als 90° zuläßt.

Die Aufgabe wird dadurch gelöst, daß das Dekor- oder Be­ legmaterial mit rinnenförmig gebogenem Rand in das Form­ werkzeug eingelegt wird und die von dem gebogenen Rand gebildete Rinne während der Formfüllung mit thermopla­ stischem Kunststoff gefüllt wird.

Überraschenderweise läßt sich durch dieses Verfahren mittels einer insbesondere bei einfachen Formteilgeome­ trien leicht zu realisierenden Vorkonfektionierung des Dekormaterials ein hinterspritztes Formteil mit voll­ ständigem Umbug herstellen. Das rinnenförmige Umbiegen des Deckmaterials läßt sich nicht nur am Außenrand, son­ dern auch an Durchbrüchen des Formteils durchführen.

Die Fixierung des Umbugs zum Einlegen in die Form ge­ schieht beispielsweise mittels Klammerung durch übliche Heftapparate oder durch Fadenschlaufen, die beispiels­ weise durch Nähen erzeugt werden. Der Umbug läßt sich auch durch geeignet gewählte Klebestellen oder Klebekan­ ten fixieren. Weiter läßt sich auch thermische Fixie­ rung des Umbugs, beispielsweise mittels Heißdampf, ein­ setzen.

Zur Durchführung dieses Verfahrens sind prinzipiell alle Thermoplaste geeignet. Besonders gute Eigenschaften zei­ gen insbesondere Acrylnitrilbutadienstyrol-Kunststoffe (ABS) oder Polycarbonat-ABS-Blends. Als Dekormaterial lassen sich u. a. Polyester, Polyamid oder Baumwolltex­ tilien in Form von Geweben, Gewirken, Gestricken, Nadel­ oder Polvliesen, Leder oder Folien verwenden. Weiter lassen sich auch mehrschichtige Deckmaterialien für das Verfahren einsetzen. Ein solches Deckmaterial besteht z. B. aus Oberschicht (Oberware) die aus dem eigentlichen Dekormateriel besteht, einer Zwischenschicht, die berüh­ rungsdämpfende Eigenschaften aufweist und beispielsweise aus Polyurethan oder PVC-Schaum besteht und einer Unter­ schicht (Unterware) aus Gewebe, Gewirke, Gestricke, Vlies oder Folie, die die Aufgabe hat, das Eindringen von Schmelze in die Zwischenschicht oder Verschiebungen des Dekormaterials beim Einspritzen zu verhindern. Fer­ ner bewirkt die Unterware eine thermische Isolierung zwischen Ober- bzw. Zwischenware und der strömenden Schmelze.

Die Spritzgußparameter unterscheiden sich nicht von den Parametern wie sie beim herkömmlichen Hinterspritzen von Dekormaterial üblich sind.

Die vorliegende Erfindung wird nachstehend anhand eines Beispiels und einer Zeichnung näher erläutert.

Dabei zeigen Bild 1 die Aufsicht auf ein vorgeschnit­ tenes Stück Dekormaterial. Bild 2 und Bild 3 zeigen Auf­ sicht und Schnitt durch das an den Rändern gebogene De­ kormaterial und Bild 4 zeigt den Schnitt durch das Fer­ tigteil. Zur Produktion eines einfachen rechteckigen Kunststoffteils, das einseitig (bis auf den Umbug) mit Dekormaterial bedeckt ist, wird der Dekorstoff auf die im Bild 1 dargestellte Weise zurecht geschnitten. Dekor­ stoffunterseite 1 sowie die Flächen 2 und 3 bilden nach dem Falten (Bild 2 und Bild 3) eine geschlossene Rinne 4, die in diesem Beispiel längs des gesamten Außenrandes des herzustellenden Formteils verläuft. Der mittels Heftklammern fixierte Dekorstoff wird in das Formwerk­ zeug eingelegt und mittels Hinterspritzverfahren mit Kunststoff 5 gefüllt. Dabei füllt sich ebenfalls die Rinne 4. Nach dem Abkühlen der Kunststoffschmelze kann das fertige Formteil (Bild 4) aus der Form entfernt werden.

Claims (1)

1. Verfahren zum Herstellen von Formteilen mit von Dekor­ material bedeckter Oberfläche durch Hinterspritzen des Beleg- oder Dekormaterials mit thermoplastischem Kunst­ stoff in einem Formwerkzeug, dadurch gekennzeichnet, daß das Beleg- oder Dekormaterial mit rinnenförmig gebogenem Rand in das Formwerkzeug eingelegt wird und die von dem gebogenen Rand gebildete Rinne während der Formfüllung mit thermoplastischem Kunststoff gefüllt wird.