DE4120068C2 - Verfahren zur Schwermetallreduzierung im Abwasser von zahnärztlichen Praxen - Google Patents

Description

Die vorliegende Erfindung hat die Reduzierung des Schwermetallgehaltes in Abwässern zum Ziel, wie sie insbesondere in zahnärztlichen Praxen, z. B. bei Spülungen und der Wartung und Reinigung von Geräten und Einrichtungen anfallen; sie sieht den Einsatz eines speziellen Reduziermittels in einem alkalisch gehaltenen Milieu vor.

Bisher hat man zwar schon versucht, das aus Zahnarztpraxen stammende und die öffentlichen Abwässer belastende Amalgam, also Legierungen von Quecksilber mit anderen Metallen, durch Abscheider abzufangen. Diese Amalgam-Abscheider zum Abfangen z. B. des Amalgamverschliffs werden von verschiedenen Firmen gebaut und erhielten auch die erforderliche Zulassung. Indessen ist bei deren Benutzung im Zusammenhang mit den sonst im Praxisbereich eingesetzten Chemikalien die Bildung von löslichen Quecksilber-Verbindungen oder Quecksilberionen sowie feindispersen festen Quecksilberverbindungen oder Quecksilber nicht völlig ausgeschlossen mit der Folge, daß in das öffentliche Abwasser doch noch stark toxische Stoffe übergehen können.

Hier greift die Erfindung ein, indem in die Absauganlagen bzw. den Speischalenbereich und die nachgeordneten Teile wie Abscheider, etwa bei der täglichen Pflege das anspruchsgemäß vorgesehene Mittel eingebracht wird und dabei der pH-Wert auf alkalischem Niveau, vorzugsweise zwischen 9 und 13, gehalten wird. Das für diesen Zweck vorgesehene Schwermetallreduziermittel enthält neben Buildern noch die spezifischen Wirkungskomponenten für das Aufnehmen der schwermetallhaltigen Stoffe, nämlich solche, die absortiv, ionenaustauschend und/oder chemisch bindend wirken. Als letztere kommen z. B. in Frage kationenaktive Austauscherharze in Pulverform, z. B. auf Basis von Styrol-Divinylbenzol-Harzen mit Thioureido-Gruppen (wie das Handelsprodukt Lewatit TP 214). Als absortiv wirksam wurden Betonite, also Tonmineralien vom Montmorillonit-Typ, wie das Handelsprodukt Silitonit, als chemisch bindend Carbamate oder Halogene, wie z. B. Kaliumjodid, gefunden. Alle drei Komponenten können für sich allein oder auch gemeinsam zur Anwendung kommen. Das einzusetzende Mittel kann gewünschtenfalls auch Tenside, Desinfektionsmittel, Entschäumer, Farb- und/oder Duft-Additive enthalten.

Als Entschäumer kommen einmal in Betracht solche vom schnellwirkenden Typ auf Basis von Siliconemulsionen, wie Emulsionen aus Dimethylpolysiloxanen mit einer Viskosität von 1 bis 5 und andererseits die von retardierender Art, wie Polyethylenglykole oder Ethylenoxidanlagerungsprodukte als Matrix für die eingesetzten Entschäumer, mit welchen je nach Kettenlänger die Wirkzeit eingestellt werden kann. Vorteilhafterweise werden mindestens je ein Vertreter aus diesen beiden Typen gemeinsam verwendet. Die im Mittel vorhandenen Builder bestehen aus Natriummetasilikaten und Alkalicarbonaten, Boraten oder Hydroxiden. Zur Reinigungsunterstützung wird ein nichtionisches Tensid verwendet. Als desinfizierende Bestandteile kommen sauerstoffabspaltende Säuren, wie Peressigsäure, oder deren Salze sowie quaternäre Ammoniumverbindungen in Betracht, auch amphotere Tenside mit desinfizierender Wirkung sowie chlorabspaltende Desinfektionsmittel sind geeignet.

Das für die Schwermetallreduzierung vorgesehene Mittel kann in fester Form, z. B. als Granulat oder Pulver, oder flüssig zum Einsatz mit Wasser als Lösungsmittel zum Einsatz kommen.

Eine allgemeinere Zusammensetzung für Pulver- oder Granulatform ist z. B.:

30-95 Gew.-% Builder sowie jeweils bis zu 5 Gew.-% an Tensiden, desinfizierenden Mitteln, Entschäumern langsam und schnellwirkend, Farb- und Duftadditiven und den als solche die Schwermetalle durch Absorption oder Ionenaustausch und chemisch aufnehmenden Komponenten.

Die angeführten oberen Prozentwerte stellen dabei sehr hohe Konzentrationen dar; diese könnten zwar ohne Herstellungsprobleme erhöht werden, indessen würde dies zu keinen praxisgerechten, sinnvollen Rezepturen führen.

Eine besonders geeignete Rezeptur für ein festes Präparat ist

Natriummetasilikat
83 Gew.-%
Alkalicarbonat
3 Gew.-%
nichtionisches Tensid	3 Gew.-% @	Dichlorisocyanurat	3 Gew.-% @	Lewatit Tp 214 gemahlen	2 Gew.-% @	Silitonit	1 Gew.-% @	Kaliumjodid	2 Gew.-% @	Hilfsstoffe	3 Gew.-%

Eine Anwendungsform für das Mittel und Verfahren ist die Einfüllung in eine Patrone, die dann in die Abwasserleitung der Dentalgeräte geschaltet wird.

Ein flüssiges Schwermetallreduziermittel kann den folgenden Aufbau haben:

Reinigungskomponente
92 Gew.-%
Silitonitdispersion 50%ig
2 Gew.-%
Lewatitdispersion 50%ig	4 Gew.-% @	Kaliumjodid	2 Gew.-%

Im Zuge des Einsatzes von dem Mittel sammeln sich die die Schwermetalle aufnehmenden Komponenten als Feststoffe im Sammelbehälter des Amalgamabscheiders. Dessen Inhalt kann dann mit den aufgenommenen Schwermetallen zur weiteren Entsorgung gegeben werden.

Claims (3)

1. Verfahren zur Schwermetallreduzierung im Abwasser von zahnärztlichen Praxen, dadurch gekennzeichnet, daß in den Absauganlagen- bzw. Speischalenbereich und die diesem nachgeordneten Teile, wie einem Abscheider, ein Mittel zugeführt wird, das neben Buildern spezifische, die Aufnahme der schwermetallhaltigen Stoffe durch Ionenaustausch, Absorption und/oder chemische Bindung beeinwirkende Komponenten enthält, wobei durch die Zugabe des Mittels der pH-Wert des Abwassers auf alkalisches Niveau, vorzugsweise zwischen pH 9 und pH 13, eingestellt wird, und daß die Komponenten mit den aufgenommenen Schwermetallen als Feststoffe im Sammelbehälter des Abscheiders abgeschieden werden.

2. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Mittel noch Tenside, Desinfektionsmittel, Entschäumer, Farb- und/oder Duftaktive enthält.

3. Verfahren gemäß Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß in dem Mittel mindestens zwei entschäumend wirkende Substanzen vorhanden sind, nämlich eine vom schnellwirkenden Typ auf Basis von Siliconemulsionen und die andere von retardierender Art auf Basis von Polyethylenglykolen oder Ethylenoxidanlagerungsprodukten.