DE4028764A1 - Verfahren zur herstellung von poly-d,l-lactid und seine verwendung als wirkstofftraeger - Google Patents
Verfahren zur herstellung von poly-d,l-lactid und seine verwendung als wirkstofftraegerInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein neues Verfahren zur
Herstellung niedermolekularer Poly-D,L-lactide sowie
deren Verwendung als Wirkstoffträger für Arzneimittel.
Aus dem Stand der Technik sind zahlreiche
Wirkstofffreigabesysteme auf Basis resorbierbarer
Polymere bekannt, die injiziert oder implantiert
werden. Solche Systeme werden immer dann bevorzugt,
wenn der Wirkstoff über einen längeren Zeitraum
freigesetzt werden soll und eine perorale Applikation
nicht möglich bzw. nicht ausreichend verläßlich bzw.
wirksam ist. Ein wirkstoffhaltiges resorbierbares
Implantat ist gegenüber der oralen Applikation auch
dann bevorzugt, wenn der Wirkstoff im Körper innerhalb
eines definierten räumlichen Bereichs abgegeben werden
soll, z. B. hochwirksame Cytostatica in Tumore.
Implantierbare Wirkstoffträger sollten folgende
Kriterien erfüllen:
Der Wirkstoff sollte über längere Zeit in
gleichbleibender Geschwindigkeit abgegeben und der
Polymerträger in einem angemessenen Zeitraum abgebaut
werden, so daß eine operative Entfernung des Implantats
nach der Wirkstofffreigabe entfällt. Wichtige Parameter
sind in diesem Zusammenhang die Quellfähigkeit
(Wasseraufnahme), die Molmassenabnahme und die
Massenabnahme des Polymeren.
Verfahren zur Herstellung von Poly-D,L-lactid - z. B.
durch Polymerisation von Lactid in Gegenwart geeigneter
Polymerisationskatalysatoren (höhere Molmassen) oder
durch Polykondensation von Milchsäure (niedrige
Molmassen) - gehören zum Stand der Technik.
Unter "Polymilchsäure" werden hier Polymere verstanden,
die aus Milchsäureeinheiten aufgebaut sind und einen
niedrigen Polymerisationsgrad aufweisen. Solche
Polymilchsäuren werden üblicherweise durch Kondensation
von Milchsäuren hergestellt, werden aber auch bei der
ringöffnenden Polymerisation von Lactiden unter
geeigneten Bedingungen erhalten.
Überraschenderweise wurde gefunden, daß ein
implantierbarer Wirkstoffträger, der aus einem
Poly-D,L-lactid mittlerer Molmasse, das nach dem
folgenden Verfahren hergestellt wird, besondere
Vorteile aufweist.
Das erfindungsgemäße Verfahren ist dadurch
charakterisiert, daß D,L-Lactid in Gegenwart geeigneter
Polymerisationskatalysatoren unter Zusatz definierter
Anteile von Polymilchsäure polymerisiert wird.
Geeignete Polymerisationskatalysatoren sind aus dem
Stand der Technik bekannt, so z. B. organische und
anorganische Zinnverbindungen, wie beispielsweise
Zinnlactat, Zinntartrat, Zinnoxalat, Zinndicaprylat,
Zinndilaurat, Zinndipalmitat, Zinnchlorid u. a.
Besonders bevorzugt ist Zinndioctoat, besser bezeichnet
als Zinn-di-(2-ethyl-hexanoat).
Der Zusatz an Polymilchsäure - bevorzugt
Poly-D,L-milchsäure - liegt zwischen 5 und 40,
vorzugsweise zwischen 20 und 30%, bezogen auf das
eingesetzte D,L-Lactid. Erfindungsgemäß wird unter
Polymilchsäure: Poly-D-, Poly-L- oder
Poly-D,L-milchsäure verstanden. Die eingesetzte
Polymilchsäure sollte ein mittleres Molekulargewicht,
bestimmt durch Endgruppentitration, von ca. 1800 bis
2500 (Zahlenmittel) besitzen.
Das Gewichtsmittel, bestimmt durch
Gelpermeationschromatographie gegen engverteilte
Polystyrol-Standards, sollte zwischen 3000 und 4000
liegen, die Polydispersität bei ca. 2,5 bis 3,5.
Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestelltes
Poly-D,L-lactid, inhärente Viskosität (i.V.) - gemessen
in Chloroform bei 25°C, c=100 mg/100 ml - zwischen 0.15
und 0,25, bevorzugt 0,17-0,20 dl/g, gewichtsmittlere
Molmasse (Mw) - bezogen auf engverteilte
Polystyrolstandarts in Chloroform - zwischen 1·104
und 1,4· 104, bevorzugt 1,2·104, Polydispersität
D: 1,7 bis 2,0 eignet sich zur Herstellung der
erfindungsgemäßen implantierbaren Wirkstoffträger.
Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellte
Polymere und daraus gefertigte Implantate weisen
folgende Vorteile auf:
- 1) Schmelzverhalten:
niedriger Schmelzbereich, bevorzugt 60-75°C. Daher niedrige Massetemperatur bei der Verarbeitung mittels Extrusion. - 2) Glasübergangstemperatur (TG):
Die erfindungsgemäß hergestellten Polymere behalten ca. 30 Tage lang einen TG von ca. 45°C, d. h. über der Körpertemperatur. Implantate aus diesen Polymeren behalten daher diese Zeit, den ursprünglichen mechanischen Zustand und gewährleisten so konstante Freigabebedingungen. - 3) Quellverhalten:
Im Gegensatz zu Poly-(D,L-lactid-co-glycolid) beginnt das erfindungsgemäß hergestellte Poly-D,L-lactid praktisch erst nach 38 Tagen mit einer stärkeren Wasseraufnahme. Bei Poly-(D,L-lactid-co-glycolid) (Molverhältnis: 1 : 1, i.V. ca. 0,4) tritt dies bereits nach 8 Tagen ein. Diese Eigenschaft spielt für die Stabilität inkorporierter, hydrolyseempfindlicher Wirkstoffe eine große Rolle. - 4) Molmassenabnahme:
Die erfindungsgemäß hergestellten Polymere zeigen erst nach ca. 10 Tagen eine signifikante Molmassenabnahme und sind demnach besser zur Herstellung von Freigabesystemen mit konstantem Freigabeverhalten geeignet. Für die Wirkstofffreigabe ist von großer Bedeutung, daß bei einen Körper, z. B. einem Implantat, der Polymerabbau im Inneren rascher erfolgt als an der dem wässerigen Medium ausgesetzten Oberfläche. Dadurch entsteht eine Barriere, deren Permeabilität die Freigabe der inkorporierten Wirkstoffe und Polymerabbauprodukte kontrolliert. - 5) Masseabnahme:
Ca. 35 Tage lang nach Einbringen in Phosphatpuffer (isoton, pH 7,4; 37°C) erfolgt keine Massenabnahme, danach kommt es innerhalb von ca. 40 Tagen zum vollständigen Polymerabbau zu Milchsäure.
Die Implantate aus den erfindungsgemäß hergestellten
Polymeren können nach verschiedenen Verfahren
hergestellt werden, so z. B. durch Extrusion (I) oder
nach der Lösungsmethode (II).
Zu I: Poly-D,L-lactide mit inhärenten Viskositäten
zwischen 0,15 und 0,25 weisen einen niedrigen
Schmelzbereich auf und können somit mit vielen
Arzneistoffen ohne deren thermische Zersetzung
mittels Extrusion verarbeitet werden. Hierzu
wird das Polymer in Form eines Pulvers oder
Granulats mit dem Wirkstoff vermischt und
brikettiert. Falls gewünscht, können weitere
Hilfsstoffe, z. B. wasserlösliche Porenbildner
wie Lactose, zugesetzt werden. Anschließend wird
die Mischung extrudiert und zu Stücken (z. B.
Zylinder, Durchmesser 2 mm, Länge 2 cm)
geschnitten.
Zu II: Bei der Lösungsmethode werden das Polymer und
eventuelle Hilfsstoffe - wie Weichmacher - in
einem geeigneten Lösungsmittel gelöst, zu Filmen
oder in Formen gegossen, getrocknet und
weiterverarbeitet. Hierbei sind folgende
Ausführungsformen denkbar:
- A) massive Stäbchen,
- B) gerollte Filme,
- C) ummantelte Stäbchen,
- D) schlauchförmige Körper,
- E) ummantelte schlauchförmige Körper.
Alle Ausführungsformen des erfindungsgemäßen Implantats
können mehrschichtig aufgebaut sein. Beispielsweise
kann die Form A nach folgendem Verfahren gefertigt
werden:
In der Polymerlösung (z. B. mit Essigester, Aceton oder
einem anderen pharmakologisch unbedenklichen
Lösungsmittel), wird der Wirkstoff gelöst oder
suspendiert. Wenn erforderlich, können neben dem
Wirkstoff pharmazeutische Hilfsstoffe, wie z. B.
wasserlösliche Porenbildner oder Weichmacher, zugesetzt
werden. Danach wird die Lösung oder Suspension auf
einer definierten Fläche ausgegossen und im Vakuum bis
zu einen Lösungsmittelrestgehalt von bevorzugt 3 bis
6% getrocknet. Geräte und Verfahren zur Herstellung
solcher Filme sind dem Fachmann bekannt und bedürfen
keiner weiteren Ausführungen. Mehrschichtige Gießlinge
werden durch ein wiederholtes Aufbringen von
Polymerlösung (mit oder ohne Wirkstoff) erhalten. Die
bevorzugte Schichtdicke liegt im Bereich 200-300 µm.
Schließlich werden unter aseptischen Bedingungen
Stäbchen der gewünschten Breite und Länge geschnitten.
Rollen des Typs B bestehen aus ein- oder
mehrschichtigen Polymerfilmen, wobei der Wirkstoff nur
in einer oder in allen Schichten enthalten sein kann
und die Dicke der Filme, im allgemeinen zwischen 30 und
500 µm, bevorzugt 70 bis 90 µm beträgt. Nach dem
Trocknen werden die Filme geschnitten und zu Rollen
gewünschter Abmessungen z. B. mit 3 cm Länge geformt.
Durch die Verbindung mehrerer Filmschichten können in
einfacher Weise Wirkstoffe kombiniert werden und
definierte Konzentrationsprofile hergestellt werden, so
daß die einzelnen Schichten verschiedene
Freisetzungsgeschwindigkeiten aufweisen.
In ausgeheizten Zweihalskolben wurden im
Handschuhkasten unter trockenem Stickstoff jeweils 40,
35 und 30 g D,L-Lactid, sowie 10 (20%), 15 (30%) und
20 g (40%) Poly-(D,L-milchsäure) eingewogen.
Die zugesetzte Polymilchsäure (PMS) hatte folgende
analytischen Daten:
Mn=2000 (Endgrupppentitration)
Mn=1100 (GPC, ND-PS Standards)
Mw=3400 (GPC, ND-PS Standards)
Gehalt an D,L-Lactide: 2% (NMR, CDCl₃, 250 MHz)
Wassergehalt: 0,2% (KF-Titration)
Mn=1100 (GPC, ND-PS Standards)
Mw=3400 (GPC, ND-PS Standards)
Gehalt an D,L-Lactide: 2% (NMR, CDCl₃, 250 MHz)
Wassergehalt: 0,2% (KF-Titration)
Unter trockenem Stickstoff wurde das Gemisch bei 130°C
aufgeschmolzen und dann 25.6 mg Zinnoctoat in
toluolischer Lösung als Katalysator zugegeben. Jede
Stunde wurde eine Probe gezogen und die inhärente
Viskosität (IV) bestimmt
(c=0,1 g/100 ml, Chloroform, 25°C).
Im Handschuhkasten wurden unter trockenem Stickstoff
400 g D,L-Lactid und 100 g Poly (D,L-milchsäure) in
einem Kolben eingewogen.
Das Gemisch wurde unter Rühren und Überdeckung mit
trockenem Stickstoff bei 140°C aufgeschmolzen, die
Ölbadtemperatur auf 130°C gesenkt und 256 mg Zinnoctoat
in toluolischer Lösung als Katalysator zugegeben. Die
nach 5 Stunden Polymerisation erhaltene glasartige
Polymerschmelze wurde analysiert:
Inhärente Viskosität: 0,17 dl/g
Restmonomergehalt: 10,5% (NMR, CDCl₂, 250 MHz)
Mw: 13 500 (GPC, PS-Standards, CHCl₃)
Mn: 6200 (GPC, PS-Standards, CHCl₃)
Polydispersität Mw/Mn 2,2
Restmonomergehalt: 10,5% (NMR, CDCl₂, 250 MHz)
Mw: 13 500 (GPC, PS-Standards, CHCl₃)
Mn: 6200 (GPC, PS-Standards, CHCl₃)
Polydispersität Mw/Mn 2,2
Das Polymer wurde anschließend in der vierfachen Menge
Aceton unter kräftigem Rühren in der Siedehitze gelöst,
aus Wasser umgefällt und im Vakuumtrockenschrank bei
30°C getrocknet.
Inhärente Viskosität: 0,18 dl/g.
Inhärente Viskosität: 0,18 dl/g.
In einem helicalen Mixer wurden 7,5 kg D,L-Lactid und
2,5 kg Poly(D,L-milchsäure) vorgelegt und unter
Stickstoff aufgeschmolzen. 5 g Zinnoctoat in 20 ml
Toluol wurden zugegeben und 5 Stunden bei 170°C
Ölbadtemperatur polymerisiert.
Ausbeute: 98% d. Einsatzes.
Ausbeute: 98% d. Einsatzes.
Das Polymer wurde in 50 l Aceton in der Siedehitze
gelöst, filtriert, aus Wasser umgefällt und im
Vakuumtrockenschrank bei 38°C getrocknet.
Ausbeute: 77% d.E.
Inhärente Viskosität: 0,19 dl/g
Restmonomergehalt: «1% (NMR, CDCl₃, 250 MHz)
Restmonomergehalt: «1% (NMR, CDCl₃, 250 MHz)
Claims (7)
1. Verfahren zur Herstellung von Poly-D,L-lactid durch
ringöffnende Polymerisation von D,L-Lactid in
Gegenwart von Polymerisationskatalysatoren,
gekennzeichnet durch einen Zusatz definierter
Anteile von Polymilchsäure.
2. Verfahren nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch
einen Anteil von 20 bis 30 Gew.-% Polymilchsäure
bezogen auf eingesetztes D,L-Lactid.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, gekennzeichnet
durch einen Anteil von 20 bis 30 Gew.-%
Poly-D,L-milchsäure.
4. Poly-D,L-lactid hergestellt durch ringöffnende
Polymerisation von D,L-Lactid in Gegenwart von
Polymerisationskatalysatoren unter Zusatz von
Polymilchsäure.
5. Poly-D,L-lactid nach Anspruch 4, gekennzeichnet
durch einen Zusatz an Poly-D,L-milchsäure.
6. Poly-D,L-lactid nach Anspruch mit einer inhärenten
Viskosität zwischen 0,15 und 0,25 dl/g (gemessen in
Chloroform bei 25°C).
7. Implantierbarer Wirkstoffträger auf der Basis von
Poly-D,L-lactid gemäß Anspruch 4, 5 oder 6,
enthaltend mindestens einen pharmakologisch aktiven
Wirkstoff sowie gegebenenfalls übliche Hilfs- und
Trägerstoffe.
Priority Applications (4)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19904028764 DE4028764A1 (de) | 1990-09-11 | 1990-09-11 | Verfahren zur herstellung von poly-d,l-lactid und seine verwendung als wirkstofftraeger |
JP3163737A JPH04226125A (ja) | 1990-06-23 | 1991-06-06 | ポリ−d,l−ラクチドの製造方法及び活性物質の担体としてのそれらの使用 |
US07/717,562 US5302693A (en) | 1990-06-23 | 1991-06-19 | Process for preparing poly-D,L-lactide and the use thereof as a carrier for active substances |
EP91110149A EP0468199A1 (de) | 1990-06-23 | 1991-06-20 | Verfahren zur Herstellung von Poly-(D,L-lactid) und seine Verwendung als Wirkstoffträger |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19904028764 DE4028764A1 (de) | 1990-09-11 | 1990-09-11 | Verfahren zur herstellung von poly-d,l-lactid und seine verwendung als wirkstofftraeger |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE4028764A1 true DE4028764A1 (de) | 1992-03-12 |
Family
ID=6414007
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19904028764 Withdrawn DE4028764A1 (de) | 1990-06-23 | 1990-09-11 | Verfahren zur herstellung von poly-d,l-lactid und seine verwendung als wirkstofftraeger |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE4028764A1 (de) |
Cited By (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
WO1999030684A1 (en) * | 1997-12-12 | 1999-06-24 | Supergen, Inc. | Local delivery of therapeutic agents |
WO2002038574A1 (en) * | 2000-11-10 | 2002-05-16 | Imperial College Innovations Limited | Diamido alkoxides as polymerisation initiators |
-
1990
- 1990-09-11 DE DE19904028764 patent/DE4028764A1/de not_active Withdrawn
Cited By (4)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
WO1999030684A1 (en) * | 1997-12-12 | 1999-06-24 | Supergen, Inc. | Local delivery of therapeutic agents |
US6485514B1 (en) | 1997-12-12 | 2002-11-26 | Supergen, Inc. | Local delivery of therapeutic agents |
WO2002038574A1 (en) * | 2000-11-10 | 2002-05-16 | Imperial College Innovations Limited | Diamido alkoxides as polymerisation initiators |
US7026496B2 (en) | 2000-11-10 | 2006-04-11 | Imperial College Innovations Limited | Diamido alkoxides as polymerisation initiators |
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