DE4022653A1 - Verfahren zum giessen von praezisionsgussstuecken - Google Patents
Verfahren zum giessen von praezisionsgussstueckenInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Gießen von
Präzisionsgußstücken. Dieses Verfahren stellt insbesondere ein
verbessertes Wachsausschmelz-Gießverfahren dar. Die Präzisions
gußstücke können aus Wachs, Kunststoff oder Metall sein.
Das bekannteste Verfahren zur Herstellung von Gußteilen ist in der
Schmuckindustrie das sogenannte Wachsausschmelzverfahren. Es be
steht aus mehreren Verfahrensschritten, nämlich Herstellen einer
Gummiform (Negativmatritze) des Originalmodelles (= ein metalli
sches Schmuckstück oder ein Teil davon), Anfertigung der Wachs
modelle, Aufbauen der Wachsmodelle zum Wachsbaum, Herstellen der
Gießform aus feuerfester Einbettungsmasse, Ausschmelzen, Aus
brennen und Glühen der Gußform, Schmelzen und zentrifugales Ein
gießen des Metalles, Abkühlen, Ausformen und Reinigen der Guß
teile. Nach diesem Verfahren werden Schmuckgußteile erhalten,
die hinsichtlich der erzielbaren Feinheit der räumlichen Gestal
tungen und hinsichtlich der Oberflächengüte in manchen Fällen
nicht mehr ganz befriedigen.
Aus der P 38 24 574.4-24 ist ein Verfahren zum Gießen von Präzisions
gußstücken bekannt. Dieses Verfahren ist dadurch gekennzeichnet,
daß die Formhälften, deren Material gemäß Merkmal (a) aus einem
Siliconkautschuk-Vulkanisat besteht, vor dem Zusammensetzen zur
Negativform und vor dem Einspritzen von heißem Modellspritzwachs
(= Positiv-Formmasse) in heißes Wasser, welchem ein oberflächen
aktives Mittel zugesetzt worden ist, getaucht werden, nach dem
Herausnehmen aus diesem heißen Wasserbad mit Preßluft ausgeblasen
werden und dann zur Negativform zusammengefügt werden. Dieses Ver
fahren ist hervorragend geeignet um sehr feine und präzise Wachs-
und Gußteile (Drahtstärken unter 0,4 mm, Blechstärken unter 0,5 mm,
bis 20 mm Länge) herzustellen.
Ein Verfahren zum Gießen von Gußstücken, die ein möglichst genau
es Abbild auch von kompliziert geformten, fein ausgebildeten,
oberflächenglatten Modellen geben, deren Drahtstärken zwischen
0,2 mm und 0,4 mm liegen und deren Blechstärken 0,2 mm bis 0,5 mm
betragen und deren Durchmesser über 20 mm liegt, steht nicht zur
Verfügung.
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein derartiges
Verfahren bereitzustellen.
Zur Lösung dieser Aufgabe wurde nun gefunden, daß bei einem Wachs
ausschmelz-Gießverfahren (a) die Negativformen zur Herstellung der
Wachsmodelle aus einem fließfähigen Siliconkautschuk, der sich zu
einem Siliconelastomer verfestigen läßt, herzustellen sind, (b)
die Siliconelastomer-Negativformhälften vor dem Einspritzen einer
Positiv-Formmasse, insbesondere Modellspritzwachs, mit Abluft
kanälen versehen sind und (c) das heiße Modellspritzwachs in die
Form aus einem Siliconelastomer nach Anlegen eines Vakuums einge
spritzt werden muß.
Gegenstand der Erfindung ist somit das Verfahren zum Gießen von
Präzisionsgußstücken nach Anspruch 1. Vorteilhafte weitere Aus
gestaltungen des Verfahrens der Erfindung sind in den Unteran
sprüchen gekennzeichnet. Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist
es, als Positiv-Formmasse einen spritzgießbaren Kunststoff oder
eine niedrig-schmelzende Metallegierung einzusetzen; in diesem
Fall ist das in der Siliconelastomer-Negativform gegossene Prä
zisionsgußstück das gewünschte Produkt, wie in den Nebenansprüchen
gekennzeichnet.
Der Kern der Erfindung liegt in der Erkenntnis, daß nach Formge
bung und Oberflächengüte besonders hervorragende Präzisionsguß
stücke sich durch Gießen nach dem Wachsausschmelzverfahren her
stellen lassen, wenn zur Herstellung der sogenannten Wachsform
heißes Wachs unter Vakuum in eine aus einem Siliconelastomer be
stehende Negativform des Präzisionsmodellstückes eingespritzt
wird.
Das Verfahren der Erfindung ermöglicht die Herstellung von Wachs-,
Kunststoff- und Metall-Gußstücken aus Modellstücken, wobei die
Feinheit der reproduzierten räumlichen Formen und die Güte der
Oberflächen eines danach erhaltenen Gußstückes ganz erheblich ge
steigert werden konnte.
Erfindungsgemäß einsetzbare Siliconkautschuke sind solche, die
- i) vor dem Vernetzen (Verfestigen) genügend fließfähig sind, damit sie das abzuformende Modell dicht anliegend zu um geben vermögen, auch wenn die Formen sehr fein und kom pliziert sind,
- ii) sich relativ rasch verfestigen lassen, also in einem Zeit raum von 1/4 Stunde bis einige Stunden, und die
- iii) nach dem Verfestigen ein Siliconkautschuk-Elastomer mit niedriger Härte, hoher Dehnbarkeit und sehr hohem Ein- und Weiterreißwiderstand geben.
Gießbare und vulkanisierbare Siliconkautschuke, die die Anforde
rung (i), (ii) und (iii) erfüllen, werden in den Industrieländern
in großer Zahl und mit breit gefächerter Palette von Eigenschaften
zur Verfügung gestellt. Die verschiedenen Typen von Silicon
kautschuken unterscheiden sich nach Art und Menge des Silicon
polymers, des Vernetzungsmittels und des Katalysators sowie nach
der Art der Vernetzungsreaktion. Die diesbezüglichen Einzelheiten
sind jedoch, abgesehen von den Verarbeitungsvorschriften, gut ge
hütete Fabrikationsgeheimnisse des jeweiligen Herstellers.
Die Anforderungen, die ein bestimmtes Gußmodell hinsichtlich Ab
formgenauigkeit, Entformbarkeit der Originalform aus den Negativ-
Formhälften und Entnahme des Wachsmodelles aus den Negativ-Form
hälften stellen, hängen stark von der Formgebung des Original
modelles und von den Qualitätsanforderungen an das nach dem er
findungsgemäßen Verfahren herzustellende Präzisionsgußstück ab.
Dementsprechend kann aus der breiten Palette der kommerziell zur
Verfügung stehenden, gießbaren Siliconkautschuke, die sich zu
einem Siliconelastomer vernetzen lassen, ein gut geeignetes Prä
parat durch einige Versuche leicht ermittelt werden. Auch lassen
sich die Eigenschaften der geeigneten Siliconkautschuke dadurch
variieren und dem speziellen Zweck anpassen, indem man zwei unter
schiedliche Präparate vom an sich gleichen Typ miteinander mischt.
Bevorzugte Siliconkautschuke, die gießbar und zu Elastomeren ver
festigbar sind, haben vor dem Vulkanisieren eine (Mischungs-)vis
kosität im Bereich von 17 000 bis 40 000 mPas, besonders bevor
zugt im Bereich von 18 000 bis 30 000 mPas, und nach dem Vulkani
sieren hat das erhaltene Vulkanisat eine Shore-Härte A vorzugs
weise im Bereich von 19 bis 50, besonders bevorzugt im Bereich
von 20 bis 40 und ganz besonders bevorzugt im Bereich von 23 bis
33.
Bevorzugte, erfindungsgemäß einsetzbare Siliconkautschuke sind
additionsvernetzende Zweikomponentensysteme (RTV-2): Sie sind
bei Beginn der Vernetzung ausreichend fließfähig; ihre Verarbei
tungszeit läßt sich zwischen einigen Minuten und einigen Stunden
einstellen; das erhaltene Vulkanisat hat eine niedrige Härte,
hohe Dehnbarkeit und einen sehr hohen Ein- und Weiterreißwider
stand. Zum Beispiel hat ein im Sinne der Erfindung gut geeigneter
Siliconkautschuk dieser Art die in Tabelle 1 angegebenen Eigen
schaften.
Eigenschaften einer additionsvernetzenden Siliconkautschuk-Formmasse (RTV-2) | ||
Katalysierte Masse: | ||
Mischungsverhältnis (Gewichtsteile) A : B | 9 : 1 | |
Mischungsviskosität | 18 000 mPa·s | |
Topfzeit (23°C, bis 100 000 mPa·s) | 60 min | |
Vulkanisat: @ | Dichte (DIN 51 757) | 1,13 g/cm³ |
Shore-Härte A (DIN 53 505) | 27 +/-3 | |
Reißfestigkeit (DIN 53 504-S1) | 6,0 N/mm³ | |
Reißdehnung (DIN 53 504-S1) | 450% | |
Weiterreißwiderstand (ASTM-D624B) | 20 N/mm | |
Rückprallelastizität (DIN 53 512) | 40% | |
Linearer Ausdehnungskoeffizient (20-150°C) | 2,4×10-4 m/m·K |
Andere, ebenfalls bevorzugte Siliconkautschuke mit den vorstehend
angegebenen Eigenschaften sind kondensationsvernetzende Zweikom
ponentensysteme (RTV-2).
Ebenfalls bevorzugte Siliconkautschuke mit den vorstehend angege
benen Eigenschaften (i), (ii) und (iii) sind Silicon-Heißkautschuke
(HTV); es handelt sich hier um Siliconkautschuke, die infolge ihres
Gehalts an organischen Peroxiden oder speziellen Katalysatoren
unter Hitzeeinwirkung vulkanisiert werden. Diese Silicon-Heiß
kautschuke vom Typ HTV erfordern zwar einen höheren apparativen
Aufwand, da sie unter Druck, z. B. 10-70 bar, und bei erhöhten
Temperaturen, z. B. 160°C, verarbeitet werden müssen. Dafür
weisen die daraus erhaltenen Siliconelastomer-Negativformen eine
höhere Temperaturbeständigkeit auf, was beim Einspritzen von
Kunststoffmassen oder Eingießen von flüssigen Metallegierungen in
die Siliconelastomer-Negativformen erwünscht sein kann.
Aktivierter Silicon-Heißkautschuk (HTV) kann auch in Form von
Profilbändern, Streinerschnüren oder Granulat eingesetzt werden,
denn die zur Verarbeitung genügende Fließfähigkeit wird hier
durch Anwendung von erhöhten Temperaturen und Drücken, z. B. 50 bar
und 160°C, erreicht, und das abzuformende Modell befindet sich in
einem dazu geeigneten Behältnis. Die erforderliche Gießbarkeit
eines Silicon-Heißkautschuks ist also im Sinne der Erfindung im
allgemeinen erst bei erhöhten Temperaturen und Drücken gegeben.
Gemäß Merkmal (b) werden die erhaltenen Siliconelastomer-Negativ
formhälften mit Abluftkanälen versehen, bevor sie zu Negativformen
zusammengesetzt und gemäß Merkmal (c) eingesetzt werden können. Die
Abluftkanäle werden an den Stellen in der Form, an denen sich beim
Einspritzen von heißem Modellspritzwachs im Wachsmodell Blasen bil
den, mit einem V-förmigen Schnitt angebracht. Nach einigen Milli
metern außerhalb des gewünschten Präzisionsformteiles enden diese
Abluftkanäle in einem Hohlraum, in den die Restluft in der Form ab
geleitet wird. In manchen Fällen können die Abluftkanäle hergestellt
werden, indem an der Stelle, an der sich eine Luftblase im Formteil
bildet, eine Bohrung durch die Form vorgenommen wird und an der
Außenseite der Form der gewünschte Hohlraum in die Form geschnitten
wird. Beim Absaugen vom Vakuum wird dieser Hohlraum dann vakuum
dicht verschlossen.
Die erfindungsgemäße Ausführung gemäß Verfahrensschritt (b) be
wirkt, daß bei den in den Siliconelastomer-Negativformen gegossenen
Wachsmodellen keine Fehler, wie z. B. Hohlräume oder Wachskon
traktionen, auftreten und daß Präzisionswachsmodelle somit fehler
frei und zuverlässig hergestellt werden können. Bei einfacher ge
formten, gröberen Modellen und sofern keine so hohen Qualitätsan
forderungen an die Abformpräzision gestellt werden, kann die Aus
führung gemäß dem Verfahrensschritt (b) entfallen. Es hat sich
allerdings herausgestellt, daß zur Herstellung von Präzisions
wachsmodellen die Durchführung des Verfahrensschrittes (b) uner
läßlich ist, da andernfalls an sehr feinen Formausgestaltungen
das Auftreten von Fehlern unvermeidbar ist; daß heißt, bei Prä
zisionswachsmodellen würde der Anteil an unbrauchbarem Ausschuß
rapide ansteigen, und die Abformung von besonders fein, dünn und/
oder kompliziert ausgestalteten Details würde überhaupt nicht
mehr gelingen.
Wird als Positiv-Formmasse nicht Modellspritzwachs, sondern ein
Kunststoff oder eine niedrig-schmelzende Metallegierung eingesetzt,
so werden nach einer bevorzugten Ausführungsform die Silicon
kautschuk-Formhälften anstelle der Vorbehandlung gemäß Merkmal (b)
oder zusätzlich zur Vorbehandlung gemäß Merkmal (b) vor dem Zusam
menfügen zu Negativformen mit Graphit, Acetylen, Ruß oder Silicium
carbid feinster Körnung eingepudert. Durch die zusätzliche Maßnahme
wird vermieden, daß das verfestigte Präzisionsgußstück an der Nega
tivform festklebt, was zur Zerstörung des Präzisionsgußstückes beim
Ausformen aus der Negativform führen könnte.
Als Modellspritzwachse zur Herstellung einer Positivform können
alle handelsüblichen Modellspritzwachse eingesetzt werden, beson
ders aber diejenigen, die zum Gießen von Schmuckstücken aus Metall
üblicherweise eingesetzt werden. Das Wachs kann auch eine Modell
spritzkunststoffmasse sein. Zur Herstellung einer Positivform
können gemäß der Erfindung als Positiv-Formmassen auch andere
gießbare und/oder einspritzbare Materialien, die sich durch Ver
netzung verfestigen lassen oder die durch Abkühlen auf Raumtempe
ratur verfestigt werden, eingesetzt werden, wie z. B. Kunststoffe
und niedrig-schmelzende Metalle. Bevorzugte Kunststoffe sind Poly
ester, Epoxidharze und Polyurethane.
Um eine möglichst hohe Abbildungsgenauigkeit und eine hohe Abbil
dungsfeinheit zu erreichen, wird gemäß der Erfindung das heiße
Modellspritzwachs in die vorher evakuierte Siliconelastomer-Nega
tivform unter Vakuum eingespritzt.
Zur Einspritzung des Wachses dient z. B. ein handelsüblicher Heiß
wachsinjektor, der an die Einlaßöffnung der Siliconelastomer-Nega
tivform vakuumdicht angesetzt wird.
Die Herstellungsweisen der feuerfesten Gußformen und die dazu ver
wendeten Einbettungsmaterialien sind die in der Gießereiindustrie
üblichen Verfahren und Materialien; sie sind jedem Fachmann auf
diesem Gebiet geläufig.
Die Entnahme des metallischen Präzisionsgußstückes aus der Gußform
erfolgt im allgemeinen dadurch, daß es durch einen Hochdruckwasser
strahl schonend und sauber aus dem Formzylinder ausgeschält wird;
dabei wird die Gußform zerstört. Darüber hinausgehende Nachbehand
lungsschritte, wie z. B. Polieren oder galvanisches Glänzen können
wie üblich vorgenommen werden.
Die erfindungsgemäß hergestellten Präzisionsgußstücke lassen sich
überall dort einsetzen, wo an die Präzisionsgußstücke besonders
hohe Qualitätsanforderungen, insbesondere hinsichtlich Oberflächen
güte, Detailfeinheit, Wiedergabe komplizierter Formen und Wieder
gabegenauigkeit, gestellt werden und wo es gilt, die Herstellungs
kosten herabzusetzen, insbesondere durch Verringerung des Material
verbrauches, der Nachbehandlungsschritte und von Ausschußstücken.
Das erfindungsgemäße Verfahren zur Herstellung von Präzisionsguß
stücken kann insbesondere zur Herstellung von Schmuckstücken aus
Edelmetallen eingesetzt werden.
Die erfindungsgemäß hergestellten Präzisionsgußstücke können aber
auch als Galvanisierformkerne bei Galvanoplastikverfahren einge
setzt werden. In diesem Fall ist das Präzisionsgußstück aus einer
niedrig-schmelzenden Metallegierung, z. B. einer Zink-/Aluminium-
oder Blei-/Zinn-/Wismut-Legierung, deren Schmelzpunkt je nach
Legierungszusammensetzung zwischen 100 und 200°C liegt. Nach einer
alternativen Ausführungsform kann als Galvanisierformkern auch ein
erfindungsgemäß hergestelltes Wachsmodell verwendet werden. Dazu
wird die Oberfläche des Wachsmodelles durch eine Nachbehandlung
elektrisch leitend gemacht, oder es wird von vornherein ein elek
trisch leitfähiges Modellspritzwachs eingesetzt.
Galvanoplastische Verfahren dienen zur Herstellung von Goldhohl
schmuck und von komplizierten Bauteilen in der Flugzeug-, Rake
ten- und Satellitentechnik.
Das nachfolgende Beispiel erläutert die Erfindung.
Das Originalmodell ist ein Schmuckanhänger aus Gold in Form eines
Clowngesichtes. Das Modell ist oval, ca. 32 mm lang und 24 mm breit
und konkav gewölbt. Die Blechstärke beträgt 0,3 mm. Die Augen des
Clowns bestehen aus einem ovalen Drahtgeflecht von jeweils 7 mm
Länge und 5 mm Breite und einer Drahtstärke von 0,2 mm. Die als
Netz gebildeten Augen weisen in der Längsrichtung 8 Drähte und in
der Querrichtung 9 Drähte auf.
An das Originalmodell wird ein Steg, der später den Gußkanal bildet,
angeklebt. Am Ende dieses Steges wird ein kegelförmiges Teil auf
gesteckt, welches der Form nach einen trichterförmigen Einlaß zum
Einspritzen des Modellwachses ausspart. Das so vorbereitete Modell
wird in einen oben offenen Behälter aus Polyester oder Acrylglas
aufgebaut, wobei das kegelförmige Teil eng an einer Seitenwandung
anliegt. Sodann wird eine unter Vakuum angeführte Siliconmasse vor
sichtig in den Behälter gegossen, bis das Originalmodell gut abge
deckt ist. Die eingesetzte Siliconmasse ist ein handelsübliches
Zweikomponenten-Siliconkautschuk-Gemisch mit einem Gewichtsverhält
nis der zu vermischenden Komponenten zueinander von 9 : 1. Die
Siliconmasse stellt unmittelbar nach dem Vermischen der Komponenten
eine gießbare, leicht fließfähige Flüssigkeit dar, die 5 Minuten
lang verarbeitbar ist und die nach 30 Minuten Stehen bei Raumtem
peratur ausgehärtet ist; das erhaltene Siliconelastomer hat eine
Shore-Härte A von etwa 27. Dann wird der gebildete Siliconelastomer
körper aus dem Behälter herausgelöst; beginnend vom Gußkanal wird
er unter Zick-Zack-Bewegung mittels eines skalpellartigen Messers
in zwei Hälften aufgeschnitten, und das Originalmodell wird ent
nommen.
Danach wird zunächst Heißwachs eingespritzt, um die Stellen in der
Form sichtbar zu machen, an denen sich Bläschen bilden. Durch
Schneiden oder Bohren werden an diesen Stellen Abluftkanäle an
der Siliconform angebracht, die in einem Hohlraum enden, der beim
Absaugen des Vakuums keine Luft von außen in die Form eindringen
läßt. Beim erneuten Einspritzen von Heißwachs kann nun die Rest
luft in diese Abluftkanäle geleitet werden, wodurch eine Blasen
bildung vermieden wird. Bei Blasen, die sich in der Mitte des
Clowngesichtes bilden, wird die Restluft durch eine Bohrung mit
einem Diamantbohrer durch die Formhälfte an die Außenseite der
Form in einen Hohlraum abgeleitet. Jetzt werden die beiden Sili
conelastomerformhälften an den Schnittflächen vakuumdicht zu
einer Negativform zusammengefügt.
Danach wird die Heißwachseinspritzdüse auf die trichterförmige
Einlaßöffnung in der Negativform dichtend aufgesetzt; nach Betä
tigung eines Fußschalters wird die Luft aus der Negativform eva
kuiert, und 100°C heißes Modellspritzwachs wird in das entstan
dene Vakuum durch Betätigung des Fußschalters in die andere
Richtung eingespritzt; der Einspritzdruck beträgt 0,4 bis 0,5
atü. Nach dem Erkalten und Erstarren des Wachses wird die Negativ
form geöffnet und das Wachsmodell entnommen. Dieser Vorgang wird
mehrmals wiederholt, um die gewünschte Menge an Wachsmodellen her
zustellen.
Diese Wachsmodelle werden an einem zentralen Wachsstrang zu einem
Wachsbaum zusammengestellt. Der Wachsbaum, der auf einem Hartgummi
teller aufgebaut ist, wird in einer zylinderförmigen Küvette mit
einer feuerfesten Einbettungsmasse durch Eingießen umgeben. Diese
Einbettungsmasse besteht z. B. aus einem sehr sehr feinen Alabaster,
welcher mit Wasser unter Vakuum angerührt wird. Nach dem Eingießen
der Einbettungsmasse in die Küvette wird das Ganze unter Rütteln
auf einem Rütteltisch unter Vakuum entlüftet. Die Einbettungsmasse
ist nach 30 Minuten erstarrt. Danach wird das Wachs durch Aus
glühen der Gußform in einem Glühofen, der von Raumtemperatur um
150°C pro Stunde bis auf 800°C erhitzt wird, verbrannt.
Die so hergestellte Gußform wird bei einer Temperatur von 750°C
in eine zentrifugale Schmelz- und Schleudermasse eingebracht. So
dann wird eine flüssige Goldlegierung in die neben dem Tiegelaus
guß aufgespannte Gußform zentrifugal eingegossen. Das Metall läßt
man dann in der rotierenden Schleudergußmaschine erstarren. Nach
dem Abkühlen der Gußküvette auf etwa 40°C wird diese durch Auf
schlagen mit einem Gummihammer zum Zerspringen gebracht.
Vom zentralen Gußkanalstück werden die einzelnen Schmuckgußstücke
mit einem Seitenschneider abgeschnitten; Reste des Gußkanales
werden mit einer Trennscheibe abgeschnitten, und die Schnittstelle
wird mit einem Gummirad glatt geschliffen. Das Schmuckstückteil
wird sodann in einem galvanischen Glänzbad poliert und ist sodann
verkaufsfertig.
Der mit diesem Verfahren hergestellte Schmuckanhänger weist eine
Feinheit auf, die mit herkömmlichen Herstellungsverfahren nicht
erzielt werden kann.
Claims (13)
1. Verfahren zum Gießen von Präzisionsgußstücken, insbesondere
Schmuckstücken, durch
- - Umgeben eines Original-Modelles mit einer Formmasse und an schließendes Verfestigen der Formmasse,
- - Entfernen des Original-Modelles aus der verfestigten Form masse nach Aufschneiden oder Aufreißen derselben und Wieder zusammenfügen der aufgeschnittenen Formhälften zu einer Negativform,
- - Einspritzen von heißem Modellspritzwachs in die Negativform und Entnahme des nach dem Erkalten gebildeten Wachsmodelles (= Positiv-Form),
- - Herstellen einer feuerfesten Gießform aus einer feuerfesten Einbettungsmasse mittels des Wachsmodelles,
- - Gießen von geschmolzenem Metall in die feuerfeste Gießform,
- - Entnahme des metallischen Gußstückes nach dem Erkalten unter Zerstörung der Gießform, dadurch gekennzeichnet, daß
- a) die Formmasse ein gießbarer und vulkanisierbarer Silicon kautschuk ist, der unmittelbar nach dem Zusammenmischen der beiden Komponenten oder als aktiviertes Gemisch ein fließ fähiges Gemisch darstellt, welches unter der Wirkung der zweiten Komponente oder unter Hitzeeinwirkung in einem Zeitraum von einigen Minuten bis Stunden zu einem Vulkani sat mit niedriger Härte, hoher Dehnbarkeit und sehr hohem Ein- und Weiterreißwiderstandt vernetzt wird,
- b) die Formhälften, deren Material gemäß Merkmal (a) aus einem Siliconkautschuk-Vulkanisat besteht, mit Abluftkanälen ver sehen sind,
- c) das heiße Modellspritzwachs (= Positiv-Formmasse) in die gemäß Merkmal (b) vorbereitete, vorher evakuierte Silicon kautschuk-Vulkanisat-Negativform eingespritzt wird.
2. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
Siliconkautschuk-Formmasse gemäß Merkmal (a) vor bzw. zu
Beginn der Vulkanisation eine Mischungsviskosität im Bereich
von 17 000 bis 40 000 mPas hat.
3. Verfahren gemäß Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die
Mischungsviskosität im Bereich von 18 000 bis 30 000 mPas
liegt.
4. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1-3, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Siliconkautschuk-Formmasse gemäß Merkmal
(a) nach dem Vulkanisieren eine Shore-Härte A im Bereich
von 19 bis 50 hat.
5. Verfahren gemäß Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die
Shore-Härte A im Bereich von 23 bis 33 liegt.
6. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Siliconkautschuk-Formmasse gemäß Merkmal
(a) ein Zweikomponentensystem ist, welches durch Additions
vernetzung bei Raumtemperatur vulkanisiert.
7. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Siliconkautschuk-Formmasse gemäß Merkmal
(a) ein Zweikomponentensystem ist, welches durch Kondensations
vernetzung bei Raumtemperatur vulkanisiert.
8. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1, 4 und 5, dadurch ge
kennzeichnet, daß die Siliconkautschuk-Formmasse gemäß
Merkmal (a) ein Silicon-Heißkautschuk ist.
9. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Abluftkanäle gemäß Merkmal (b) in einem
Hohlraum enden.
10. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekenn
zeichnet, daß der Hohlraum so in der Form angebracht ist,
daß die Form vakuumdicht evakuiert werden kann.
11. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch ge
kennzeichnet, daß die Abluftkanäle gemäß Merkmal (b) in die
Form gebohrt werden.
12. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch ge
kennzeichnet, daß die Abluftkanäle in die Form geschnitten
werden.
13. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch ge
kennzeichnet, daß die Abluftkanäle und Hohlräume am Modell
durch Anbringen von entsprechenden Stegen am Originalmodell
bei der Formherstellung mitgegossen werden.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19904022653 DE4022653A1 (de) | 1990-07-17 | 1990-07-17 | Verfahren zum giessen von praezisionsgussstuecken |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19904022653 DE4022653A1 (de) | 1990-07-17 | 1990-07-17 | Verfahren zum giessen von praezisionsgussstuecken |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE4022653A1 true DE4022653A1 (de) | 1992-01-23 |
Family
ID=6410415
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19904022653 Withdrawn DE4022653A1 (de) | 1990-07-17 | 1990-07-17 | Verfahren zum giessen von praezisionsgussstuecken |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE4022653A1 (de) |
Cited By (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
WO1998057766A2 (de) * | 1997-06-17 | 1998-12-23 | Speedform Gmbh | Verfahren zum herstellen einer giessform aus silikon |
WO2011070557A3 (en) * | 2009-12-08 | 2011-11-24 | Siemens Energy, Inc. | Investment casting utilizing flexible wax pattern tool |
-
1990
- 1990-07-17 DE DE19904022653 patent/DE4022653A1/de not_active Withdrawn
Cited By (3)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
WO1998057766A2 (de) * | 1997-06-17 | 1998-12-23 | Speedform Gmbh | Verfahren zum herstellen einer giessform aus silikon |
WO1998057766A3 (de) * | 1997-06-20 | 1999-03-25 | Speedform Gmbh | Verfahren zum herstellen einer giessform aus silikon |
WO2011070557A3 (en) * | 2009-12-08 | 2011-11-24 | Siemens Energy, Inc. | Investment casting utilizing flexible wax pattern tool |
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