DE4005152A1 - Verbesserung der transformation von pflanzenzellen - Google Patents
Verbesserung der transformation von pflanzenzellenInfo
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- C12N15/82—Vectors or expression systems specially adapted for eukaryotic hosts for plant cells, e.g. plant artificial chromosomes (PACs)
- C12N15/8201—Methods for introducing genetic material into plant cells, e.g. DNA, RNA, stable or transient incorporation, tissue culture methods adapted for transformation
- C12N15/8206—Methods for introducing genetic material into plant cells, e.g. DNA, RNA, stable or transient incorporation, tissue culture methods adapted for transformation by physical or chemical, i.e. non-biological, means, e.g. electroporation, PEG mediated
Description
Die Erfindung betrifft die Verwendung eines DNA-Histon-
Komplexes zur Transformation von Pflanzenzellen-Protoplasten.
Weitere Aspekte der Erfindung werden im folgenden erläutert
und in den Patentansprüchen definiert.
Wienhues et al., DNA 6 (1987) 81-89 haben erkannt, daß die
Übertragung "nackter" DNA in eukaryotische Zellen unter
unnatürlichen Bedingungen erfolgt, weshalb sie es für
wünschenswert erklärten, die DNA in natürlicherer
Konformation, möglicherweise als DNA-Protein-Komplex, zu
übertragen. Sie benützten deshalb einen Komplex aus
Adeno-Virus 2-Protein VII, einem stark basischen viralen
Protein, oder Protamin und Adeno-Virus-DNA, um damit humane,
Hamster- oder Insektenzellen zu transfizieren.
Böttger et al., Biochimica et Biophysica Acta 950 (1988)
221-228 beschäftigten sich mit der Verpackung von Vektoren
in natürliche Chromatin-Bestandteile. Sie erzeugten hierzu
einen Komplex aus dem chromosomalen Nicht-Histon HMG1 und
Vektor-DNA. Dieser Komplex kann in Säugerzellen unter
physiologischen Bedingungen eingebracht werden. Die
Transfektionsraten werden als gleich oder sogar höher als
mit der Calciumphosphat-Copräzipitationsmethode angegeben.
Es wurde weiterhin ein Schutz der DNA im Komplex vor dem
Angriff durch Endonucleasen festgestellt.
Kaneda et al., Science 243 (1989) 375-378 brachten Vesikel-
Komplexe aus DNA und dem Kern-Protein HMG1 in Ratten-Leber
zellen ein. Sie spekulierten, daß der Komplex beständiger
gegen Nukleasen sei oder Konformationseigenschaften habe,
die einen leichteren Durchgang durch die Kernporen erlaubten
als für DNA.
Scherneck et al., Acta virol. 27 (1983) 1-11 studierten den
Einfluß von Nukleoprotein-Komplexen auf die Transfektion
von Hamsterzellen mit SV40-DNA. Hierbei stellten sie fest,
daß die Transformationsfähigkeit der viralen DNA nicht
gesteigert werden konnte, wenn sie mit den vier nukleosomalen
Histonen assoziiert wurde (Kontrolle: proteinfreie SV40-DNA).
Entsprechende Transformationsexperimente mit Pflanzenzellen
wurden bisher nicht beschrieben. Überraschenderweise wurde
nun gefunden, daß Protoplasten von Pflanzenzellen sehr
effektiv mit DNA-Histon-Komplexen transformiert werden
können. Im Vergleich zu anderen Methoden des direkten
Gentransfers wird nicht nur die Transformationsrate drastisch
und reproduzierbar erhöht, sondern es werden auch in den
Transformanten mehr intakte Kopien des eingebrachten
Fremdgens gefunden. Es ist somit möglich und gewährleistet,
daß das Fremdgen unter der Kontrolle eines miteingebrachten
effektiven Promotors exprimiert wird. Hierdurch und durch
die vermehrte Anzahl an funktionsfähigen Genkopien kann eine
hohe Expressionsrate erzielt werden.
Die Erfindung betrifft somit auch ein Verfahren zur Expression
von Fremdgenen in Pflanzenzellen, das dadurch gekennzeichnet
ist, daß man die Protoplasten mit DNA-Konstruktionen, die
Histone gebunden enthalten, transformiert. Es ist bekannt,
daß Histone im allgemeinen sehr hochkonservierte Proteine
sind und daß Histon H3 und H4 aus Tieren, Pflanzen und
Mikroorganismen wie Hefe einen hohen Grad an Homologie
aufweisen. Es wurde bereits eine ganze Reihe von Histongenen
kloniert, so daß diese Produkte leicht zugänglich sind.
Aus Hofmann et al., FEBS Letters 256 (1989) 123-127 ist
es bekannt, daß die Rekonstitution von Nukleosomen aus
klonierter DNA und tierischen Histonen unproblematisch ist.
Hierfür wurden entweder Zellextrakte oder gereinigte Histone
eingesetzt. Die Isolierung funktionsfähiger pflanzlicher
Histone gelingt durch Salzextraktion in Gegenwart von Harnstoff.
Für die Herstellung transgener Nutzpflanzen ist es natürlich
wünschenswert, daß - außer dem gewünschten zu exprimierenden -
kein fremdes Protein in die Zelle eingebracht wird. Lediglich
aus diesem Gesichtspunkt, nicht aus Gründen der praktischen
Durchführbarkeit werden pflanzliche Histone für die
Komplexbildung bevorzugt.
Aus Hofmann et al., a. a. O., ist es bekannt, daß auch Komplexe,
die keine nukleosomale Organisation aufweisen, DNA innerhalb
dieser Komplexe gegen Nukleasen stabilisieren. Wie bereits
erwähnt, vermuteten Kaneda et al., a. a. O., daß der Angriff
von Nukleasen einen Einfluß auf die Transformationsrate
haben könne.
Im Hinblick auf diese Befunde ist es also nicht
erforderlich, daß die zur Transformation eingesetzten Komplexe
eine strenge nukleosomale Organisation aufweisen. Bevorzugt
sind jedoch Komplexe, bei denen zumindest im wesentlichen
eine derartige Organisation vorliegt. Ein leistungsfähiges
Verfahren zur Herstellung solcher Komplexe ist bei Hofmann
et al. beschrieben.
Im Prinzip kann die erfindungsgemäße Transformation mit
Komplexen aus Vektor-DNA und Histonen durchgeführt werden.
Bevorzugt wird ein direkter Gentransfer mit den üblichen
Methoden. Besonders bewährt hat sich der direkte Gentransfer
mittels Elektroporation (Weising et al., Annu. Rev. Genet.
22 (1988) 421-477), mit der schon über 50 Pflanzenarten
stabil transformiert werden konnten.
Die Erfindung betrifft weiterhin Kalli, die aus den
erfindungsgemäß erzeugten Transformanten gewonnen werden,
aus solchen Kalli regenerierte Pflanzen sowie auf
Vermehrungsgut, das aus einem solchen Kallus oder aus einer
regenerierten Pflanze gewonnen wurde.
Die Erfindung wird in den folgenden Beispielen näher
erläutert.
Für alle Transformationsexperimente wurde das Plasmid
pLGV 1103 neo (Czernilovsky et al., DNA 5 (1986) 101-113)
eingesetzt. Dieses Plasmid enthält die Sequenz des
Transposons Tn 5, das für die Neomycinphosphotransferase
II (NPT-II) codiert, deren Gen unter der Kontrolle des
konstitutiven Nopalinsynthetase (NOS)-Promotors steht
und am 3′-Ende mit der entsprechenden Octopinsynthetase-
Terminatorsequenz gekoppelt ist. Zusätzlich enthält das
Plasmid noch das Transposon Tn 903, das prokaryotische
Kanamycinresistenz vermittelt. Das Gen für Kanamycin-
Resistenz kodiert ein Protein, das Neomycin und Kanamycin
phosphoryliert und damit inaktiviert. Es kann somit als
selektierbarer Marker für Organismen eingesetzt werden,
die nicht schon von Natur aus tolerant gegen Kanamycin
sind. Für alle Transformationsversuche wurde pLGV 1103 neo
an der EcoRI-Schnittstelle des pBR322 linearisiert und
frei oder als Histonkomplex (Hofmann et al., a. a. O.)
eingesetzt.
Protoplasten wurden aus jungen Blättern steril
angezogener Tabakpflanzen (Nicotiana tabacum, cv. Petit
Havanna SR-1) isoliert. Vorversuche ergaben, daß die
höchste Protoplastenausbeute aus der Sorte SR 1
gewonnen werden konnte, welche dann in allen Versuchen
eingesetzt wurde. Der osmotische Wert aller Lösungen
wurde mit einem Osmometer kryoskopisch ermittelt und
durch Zugabe von destilliertem Wasser oder kristallinem
Mannit eingestellt. Für die Isolation von Protoplasten
aus Blättern von Nicotiana tabacum erwies sich ein Wert
von 700 mosmol als ideal. Daher wurden alle eingesetzten
Lösungen auf einen Wert von 700 mosmol ± 3%
eingestellt.
In eine Rollflasche (ca. 2 l) wurden 40 ml Gamborg
B-5-Medium (Gamborg et al., Exp. Cell Res. 506 (1968)
148-151) sowie 10 ml Enzymlösung I gegeben.
1,0% Cellulase R 10
0,2% Macerozym R 10 (technische Pektinase)
4,3% Mannit
5-6 junge Tabakblätter wurden in einer Petrischale mit 0,3 M Mannit benetzt und in etwa 2×2 mm große Stücke geschnitten. Nach dem Absaugen überschüssiger Flüssigkeit wurden die Blattfragmente in die Rollflasche gegeben und 15-20 Stunden lang bei Raumtemperatur mit 5-10 rpm inkubiert. Die Vollständigkeit der Verdauung wurde unter dem Mikroskop geprüft. Die Protoplasten müssen kugelförmig sein. Zur Abtrennung von Sklerenchymresten, Leitbündelteilen usw. wurde durch ein Nylonnetz mit 80 µm Maschenweite gesiebt und mit Lösung W 5 (Menczel et al., Theor. Appl. Genet. 59 (1981) 191-195) auf 75 ml aufgefüllt.
0,2% Macerozym R 10 (technische Pektinase)
4,3% Mannit
5-6 junge Tabakblätter wurden in einer Petrischale mit 0,3 M Mannit benetzt und in etwa 2×2 mm große Stücke geschnitten. Nach dem Absaugen überschüssiger Flüssigkeit wurden die Blattfragmente in die Rollflasche gegeben und 15-20 Stunden lang bei Raumtemperatur mit 5-10 rpm inkubiert. Die Vollständigkeit der Verdauung wurde unter dem Mikroskop geprüft. Die Protoplasten müssen kugelförmig sein. Zur Abtrennung von Sklerenchymresten, Leitbündelteilen usw. wurde durch ein Nylonnetz mit 80 µm Maschenweite gesiebt und mit Lösung W 5 (Menczel et al., Theor. Appl. Genet. 59 (1981) 191-195) auf 75 ml aufgefüllt.
154 mM NaCl
125 mM CaCl2
5 mM KCl
5 mM Glucose (pH 5,7).
125 mM CaCl2
5 mM KCl
5 mM Glucose (pH 5,7).
Im Ausschwingrotor wurde 3 Minuten lang bei 1000 rpm
ohne Bremse zentrifugiert und der Überstand dekantiert.
Die Pellets wurden sehr vorsichtig in W5 resuspendiert.
Nach erneuter Zentrifugation wurden die Pellets in einer
Saccharoselösung resuspendiert.
0,6 M Saccharose
0,1% 4-Morpholin-ethansulfonsäure (MES, pH 5,7)
4% Percoll® (Pharmacia, synth. Polysaccharid).
0,1% 4-Morpholin-ethansulfonsäure (MES, pH 5,7)
4% Percoll® (Pharmacia, synth. Polysaccharid).
Nach 10minütiger Zentrifugation bei 1000 rpm flotieren
die Protoplasten als Bande und können mit einer 1 ml
Eppendorfpipette mit abgeschnittener blauer Spitze
abgesammelt werden. Sie wurden einmal mit MES-Puffer
gewaschen und die Pellets nach der Zentrifugation in
2-4 ml MES-Puffer resuspendiert.
0,1% MES (pH 5,7)
15 mM MgCl2
Mannit ad 600 mosmol.
15 mM MgCl2
Mannit ad 600 mosmol.
Die aufbereitete Protoplastensuspension wurde unter dem
Mikroskop kontrolliert. Gereinigte Protoplasten
erscheinen kugelförmig und sind nahezu frei von
kontaminierenden Zellbestandteilen. Die Suspension
wurde verworfen, wenn mehr als 10% sichtbar geschädigte
Protoplasten enthalten waren, da dann eine ausreichende
Regenerationsrate nicht sichergestellt war. Die
hochgereinigten Protoplasten können direkt für die
Elektroporation eingesetzt werden.
Alle Experimente wurden mit dem "ELEKTROPORATOR®"
(DiaLog) nach einer modifizierten Methode von Shillito
et al., Biotechnology 3 (1985) 1099-1103)
durchgeführt. Das Volumen der zylindrischen Kammer
beträgt 1 ml bei einem Elektrodenabstand von 1 cm.
Aufgrund der Ergebnisse der Vorversuche wurden für die
Transformationsversuche folgende Bedingungen der
Elektroporation festgelegt:
- - Feldstärke 800 V/cm
- - Kapazität 50 nF (vollständige Entladung)
- - 3 Pulse im Abstand von je 20 s.
Für die vergleichenden Versuche zwischen der Anwendung
freier und nukleosomal organisierter DNA wurde die
Gesamtausbeute einer Protoplastenpräparation jeweils im
Verhältnis 45 : 45 : 10 aufgeteilt. Je 45% wurden mit
freier beziehungsweise nukleosomal organisierter DNA
elektroporiert; 10% der Protoplasten wurden als
Kontrolle ohne Zusatz von DNA elektroporiert. Die
Elektroporationsexperimente wurden nach der im folgenden
beschriebenen Methode durchgeführt.
Für die Elektroporation wurden 700 µl der
Protoplastensuspension in ein Eppendorf-Gefäß gegeben
und mit 50 µg Kalbsthymus-DNA als Carrier sowie 20 µg
linearisiertem Plasmid pLGV 1103 neo beziehungsweise 20 µg
nukleosomal organisiertem linearisiertem Plasmid pLGV
1103 neo versetzt. Nach 5 Minuten wurden 350 µl 20%
Polyethylenglykol 6000 zugesetzt und weitere 10 Minuten
bei Raumtemperatur inkubiert, gefolgt von einer 5
minütigen Inkubation auf Eis. 1010 µl der Suspension
wurden luftblasenfrei in die vorgekühlte Kammer
überführt und sofort elektroporiert.
Nach der Elektroporation wurden die Proben mit
Waschpuffer W 5 (= Lösung W 5, wie oben definiert)
aufgefüllt und 3 Minuten bei 1000 rpm ohne Bremse
zentrifugiert. Der Niederschlag wurde anschließend
vorsichtig in Gamborg B-5-Medium vorsichtig
resuspendiert, dem folgende Hormone zugesetzt waren:
- - 0,5 µg/ml 6-Benzylaminopurin (BAP)
- - 0,5 µg/ml a-Naphthyl-essigsäure (NAA)
- - 0,5 µg/ml 2,4-Dichlorphenoxy-essigsäure (2.4-D).
Um bakteriellen Infektionen vorzubeugen, wurden dem
Medium folgende Antibiotica zugesetzt:
- - 200 µg/ml Cefotaxim
- - 200 µg/ml Carbenicillin.
Die Suspension wurde mit einer Eppendorfpipette in
Portionen zu je 2 ml in Petrischalen (⌀ 6 cm) überführt.
Die Protoplasten wurden zunächst in dem geschilderten
Medium 6 Tage lang im Dunklen bei 22°C kultiviert. Der
Inhalt der Petrischalen wurde täglich leicht bewegt.
Nach einer Woche wurde 1 ml Gamborg B-5-Medium (unter
Zusatz von 0,5 µg/ml BAP, 0,5 µg/ml NAA, 0,5 µg/ml
2.4-D, jedoch ohne Antibiotika) mit einem osmotischen
Wert von 400 mosmol zugegeben. Gleichzeitig wurde die
Verdunklung entfernt. Am 10. Tag nach der Isolation
wurde das Medium gegen Gamborg B-5-Medium mit einem
osmotischen Wert von 400 mosmol mit den oben
beschriebenen Zusätzen getauscht. Am 15. Tag wurde das
Medium gegen frisches Gamborg B-5-Medium (unter Zusatz
von 0,5 µg/ml BAP, 0,5 µg/ml NAA, 0,5 µg/ml 2.4-D,
jedoch ohne Antibiotika) ausgetauscht. Am 20. Tag hatten
die Kalli eine Größe von durchschnittlich 20-50 Zellen
erreicht.
Nachdem in Vorversuchen mit unbehandelten Zellen in
keinem Falle eine spontane Toleranz gegen eine
Kanamycinkonzentration von 60 µg/mI nachgewiesen werden
konnte, wurden alle weiteren Versuche mit Kanamycin als
Selektionsmittel ausgeführt.
Zur Selektion wurden die Kalli am 20. Tag nach der
Protoplastenisolation in Gamborg B-5-Medium mit 0,8%
Agarose, 0,5 µg/ml BAP, 0,5 µg/ml NAA, 0,5 µg/ml 2.4-D
sowie 60 µg/ml Kanamycinsulfat eingebettet. Die Hormone
sowie das Kanamycinsulfat (aus einer wäßrigen Stammlösung
mit einer Konzentration von 60 mg/ml) wurden bei 50°C
zugesetzt. Anschließend wurde das Medium im Wasserbad
auf 37°C abgekühlt. Die Kalli wurden in das auf 37°C
abgekühlte Medium (je Petrischale 3 ml) eingegossen und
möglichst gleichmäßig verteilt. Unter diesen Bedingungen
eingegossene Kalli können mit einem inversen Mikroskop
ohne Schwierigkeiten beobachtet werden. Am 34. Tag nach
der Einbettung in das Selektionsmedium wurden die Kalli
zusammen mit der Agarose auf sterile Rundfilter (⌀ 80 mm)
überführt. Der Inhalt wurde gleichmäßig auf 2
Rundfilter verteilt und mit einem Löffelspatel dünn
ausgestrichen. Die Filterpapiere wurden anschließend auf
Petrischalen (⌀ 95 mm) gelegt, die mit Selektionsmedium
(Gamborg B-5-Medium mit den oben beschriebenen
Hormonzusätzen sowie 60 µg/ml Kanamycinsulfat) gelegt.
Aufgrund der Diffusion wurden die Kalli nun mit den
Bestandteilen der frischen Medienschicht versorgt, so
daß ein Mangel an Ionen oder Hormonen sowie
Kanamycinsulfat durch Verbrauch oder Zerfall ausgeglichen
werden kann.
Zur Beendigung der Selektion auf Kanamycinresistenz
wurden die Filterpapiere in neue Petrischalen mit dem
gleichen Medium, jedoch ohne Zusatz von Kanamycinsulfat,
umgesetzt. Dieser Vorgang wurde dreimal im Abstand von
je zwei Tagen wiederholt. Durch die Diffusion gelangte
der größte Teil des Kanamycinsulfats in die untere
Mediumschicht und wurde so von den Kalli entfernt,
während Ionen und Hormone aus der unteren Schicht
nachgeliefert werden können. Die Dauer der Selektion auf
kanamycinhaltigem Medium wurde zwischen 18 und 35 Tagen
variiert. In Kontrollversuchen mit unbehandeltem Kalli
konnte nach 18tägiger Selektion auf 60 µg/ml in
keinem Fall ein überlebender Kallus nachgewiesen werden.
Nach der Selektion wurden die überlebenden Kalli
zunächst 2-6 Wochen lang auf kanamycinfreiem Medium
gehalten, um ein Wachstum bis zu einer Größe von etwa
3-5 mm zu erreichen.
Für die Einleitung der Differenzierung wurden die 3-5 mm
großen Kalli von den Filterpapieren entfernt und in
Petrischalen mit Differenzierungsmedium umgesetzt. Als
Differenzierungsmedium wurde Murashige/Skoog-Medium
(Murashige et al., Physiol. Plant. (1962) 473-497) mit
einem Zusatz von 1,0 µg/ml BAP eingesetzt. Um
sicherzustellen, daß die Kalli auch in dieser Phase der
Ontogenese das NPT-II-Gen exprimieren, wurde
routinemäßig ein Zusatz von 60 µg/ml Kanamycinsulfat
beigegeben. Die Kalli wurden bereits zu diesem Zeitpunkt
vereinzelt und individuell gekennzeichnet. Unter diesen
Bedingungen zeigten die Kalli gutes Wachstum, deutliche
Ergrünung sowie Ansätze zur Sproßbildung. Nach 14 Tagen
wurden die nun ergrünten, teilweise differenzierten
Kalli auf Murashige/Skoog-Medium unter Zusatz von 0,1 µg/ml
BAP umgesetzt. Auf eine weitere Zugabe von
Kanamycinsulfat wurde verzichtet. Innerhalb von 10-20
Tagen differenzierten sich aus jedem Kallus mehrere
Sprosse, die teilweise schon Blätter ansetzten oder
trugen.
Zur Bewurzelung der Sprosse wurden von diesen etwa 1 cm
lange Stücke abgeschnitten und auf frisches hormonfreies
Murashige/Skoog-Medium aufgeIegt. Dem Medium wurden 60 µg/ml
Kanamycinsulfat zugesetzt. Diese zusätzliche
Erschwernis sollte verhindern, daß Transformanten, die
das NPT-II-Gen nur während bestimmter Stadien ihrer
Ontogenese exprimieren, in der Statistik als positive
Klone erscheinen. Durch die Kombination dieser
stringenten Selektions-Schritte sollte sichergestellt
werden, daß weder spontane Mutanten noch Transformanten
mit geringer oder nur temporärer Aktivität des NPT-Gens
fälschlicherweise als positive Klone in statistische
Auswertungen eingehen. Bewurzelte Pflanzen wurden in
Kulturgefäße oder Container mit hormonfreiem
Murashige/Skoog-Medium umgesetzt und bei 22°C im
Kunstlicht kultiviert. Dem Medium wurden grundsätzlich
60 µg/ml Kanamycinsulfat beigegeben, um die
Selektionsbedingungen aufrecht zu erhalten.
Zur Auswertung der Effizienz des Verfahrens wurde die
maximale Kanamycinkonzentration der einzelnen
Transformanten ermittelt, unter welcher diese auf
hormonfreiem Medium noch aus Sproßstücken intakte
Pflanzen regenerieren können.
Zur experimentellen Durchführung wurden Sproßstücke auf
hormonfreies Murashige/Skoog-Medium mit verschiedenen
Kanamycinkonzentrationen aufgelegt und geprüft, ob eine
Bewurzelung stattfand. Sproßstücke von etwa 1 cm Länge
wurden dazu leicht in das Medium hineingedrückt. Von
jedem Klon wurden je zwei Kulturen mit den nachfolgenden
Kanamycinkonzentrationen angelegt:
60 µg<ml Kanamycinsulfat
125 µg/ml Kanamycinsulfat
250 µg/ml Kanamycinsulfat
500 µg/ml Kanamycinsulfat
1000 µg/ml Kanamycinsulfat.
60 µg<ml Kanamycinsulfat
125 µg/ml Kanamycinsulfat
250 µg/ml Kanamycinsulfat
500 µg/ml Kanamycinsulfat
1000 µg/ml Kanamycinsulfat.
Während des Versuchs wurden die Pflanzen bei 22°C im
Kunstlicht gehalten. Umsetzungen fanden nicht statt. Die
Auswertung wurde nach 21 Tagen vorgenommen. Es wurde
dabei bewertet, ob die Sproßstücke
- a) Blätter gebildet hatten, die grün und frei von Ausbleichung durch den Einfluß des Kanamycins waren,
- b) deutliche Wurzeln gebildet hatten, die im Medium und nicht nur in der Luft wuchsen, und
- c) die Ergebnisse in den zwei identischen Ansätzen auch identisch waren.
Nur wenn alle drei Bedingungen a) bis c) erfüllt waren,
wurde der Klon als resistent gegen die entsprechende
Kanamycinkonzentration bezeichnet. Konnte erst nach mehr
als 21 Tagen eine Bewurzelung beobachtet werden, so
wurden die entsprechenden Klone als nicht-resistent
gegen die entsprechende Kanamycinkonzentration
bezeichnet, da eine nachlassende Wirkung des Kanamycins
nicht auszuschließen war. Die Ergebnisse wurden in
Statistiken zusammengefaßt und graphisch präsentiert.
Fig. 1 Resistenz gegen Kanamycinsulfat der
Transformanten, die in 5 Versuchsansätzen
erhalten wurden, bei denen je 20 µg freier DNA
zur Transformation eingesetzt wurden.
Fig. 2 Resistenz gegen Kanamycinsulfat der
Transformanten, die in 5 Versuchsansätzen
erhalten wurden, bei denen je 20 µg nukleosomal
organisierte DNA zur Transformation eingesetzt
wurden.
Claims (8)
1. Verwendung eines DNA-Histon-Komplexes zur
Transformation von Pflanzenzellen-Protoplasten.
2. Verfahren zur Expression von Fremdgenen in
Pflanzenzellen, dadurch gekennzeichnet, daß man die
Protoplasten mit DNA-Konstruktionen, die Histone
gebunden enthalten, transformiert.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß
die Histone pflanzliche Histone sind.
4. Verfahren nach Anspruch 2 oder 3, dadurch
gekennzeichnet, daß der DNA-Histon-Komplex nucleosomal
organisiert ist.
5. Verfahren nach einem oder mehreren der vorhergehenden
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die
Transformation mit Hilfe der Elektroporation erfolgt.
6. Kalli, erhalten aus Transformanten, die nach einem oder
mehreren der Ansprüche 2 bis 5 erhalten wurden.
7. Pflanzen, erhalten aus einem Kallus nach Anspruch 6.
8. Vermehrungsgut, erhalten aus einem Kallus nach Anspruch
6 oder aus einer Pflanze nach Anspruch 7.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19904005152 DE4005152A1 (de) | 1990-02-17 | 1990-02-17 | Verbesserung der transformation von pflanzenzellen |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19904005152 DE4005152A1 (de) | 1990-02-17 | 1990-02-17 | Verbesserung der transformation von pflanzenzellen |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE4005152A1 true DE4005152A1 (de) | 1991-08-22 |
Family
ID=6400477
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19904005152 Withdrawn DE4005152A1 (de) | 1990-02-17 | 1990-02-17 | Verbesserung der transformation von pflanzenzellen |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE4005152A1 (de) |
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