DE3937660C2 - Verfahren zur Bestimmung von Antigenen in Körperflüssigkeiten - Google Patents
Verfahren zur Bestimmung von Antigenen in KörperflüssigkeitenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft
ein Verfahren
gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
Es ist bekannt, daß Tumorgewebe, die im menschlichen oder
tierischen Körper wachsen, tumorassoziierte Substanzen abscheiden.
Die zeitliche Entwicklung der Konzentration bestimmter Antigene
erlaubt Rückschlüsse auf das Tumorwachstum (L. Melson et al., Cancer Research 35 (1975), 2594-2599;
L. Dipersio et al., Exp. Cell Biol. 48 (1980), 429-438).
Deshalb werden beispielsweise in der Nachsorge bei Krebs
patienten laufend entsprechende krebsspezifische Antigenbe
stimmungen im Blut durchgeführt, um den Verlauf der Therapie
überwachen zu können.
Das karzinoembryonale Antigen (CEA) ist hierbei eines der
wichtigsten Antigene. Methoden zur Bestimmung dieses Anti
gens im Patientenblut sind bekannt vgl. etwa H. J. Hansen et al., Human Pathology 5 (1974), 139-147;
H. J. Staab et al., Tumor Diagnostik & Therapie 3 (1982), 183-194.
Bei einer radioimmunologischen Bestimmungsmethode wird das
CEA aus dem Plasma bzw. dem Serum des Patientenblutes extra
hiert und mit einem spezifischen Ziegen-Anti-CEA-Serum zur
Reaktion gebracht. Danach wird eine definierte Menge 125J-
CEA zugesetzt, das mit der Proben-CEA-Menge um die Bindungs
stellen des Antikörpers konkurriert. Nach Gleichgewichts
einstellung wird das ungebundene 125J-CEA zum Beispiel mit
Hilfe von Zirkonylphosphat-Gel abgetrennt.
Mit einem Gammaszintillationzähler wird die Menge an gebun
denem 125J-CEA bestimmt und aus dem Verhältnis von gebun
denem zu freiem 125J-CEA die ursprünglich im Plasma vor
handene Menge an CEA errechnet bzw. anhand einer Standard-
Inhibitionskurve abgelesen. Diese Standard-Inhibitionskurve
wird mit Hilfe von Standard-Substanzen, die in einer be
stimmten Verdünnungsreihe eingesetzt werden, aufgestellt.
Die Standard-Substanzen enthalten aus menschlichen Geweben
bzw. Flüssigkeiten gewonnenes Antigen, das im allgemeinen
einer chemischen Behandlung unterworfen werden muß, um
störende Begleitsubstanzen zu entfernen bzw. zu inakti
vieren.
Da im jeweiligen Einzelfall nur begrenzte Mengen individu
ellen menschlichen Materials zur Verfügung stehen, kommt in
der Regel Material von verschiedenen Individuen zur Aufar
beitung, weshalb die biologische Aktivität des Standard-Anti
gens je nach Herkunft und Aufbereitung Unterschiede auf
zeigt.
Bei einer enzymimmunologischen Bestimmungsmethode werden
anstelle eines Antiserums beispielsweise Kugeln verwendet,
die mit CEA-Antikörpern beladen sind. Das CEA aus der zu
untersuchenden Probe wird durch diese Antikörper gebunden
und z.B. mit Hilfe Peroxidase-markierter polyklonaler
CEA-Antikörper nach Entfernen von überschüssigen Substanzen
durch Waschung und Inkubation mit einer Substratlösung durch
eine Enzymreaktion zwischen der Peroxidase und dem Substrat
nachgewiesen. Hierbei tritt eine Färbung ein, deren Inten
sität der Konzentration des CEA in der Probe proportional
ist. Diese Färbung wird mit einem Photometer gemessen und
daraus die CEA-Konzentration ermittelt. Auch hier wird mit
Hilfe von Standards mit bekannter CEA-Konzentration zunächst
eine Standardkurve erstellt, indem die Extinktionswerte der
Standards in ein Diagramm aufgetragen und miteinander ver
bunden werden. Auch hier werden Standards verwendet, die aus
menschlichem Material gewonnen wurden und ebenfalls indivi
duelle Unterschiede aufzeigen.
Nach Transplantation von menschlichen und tierischen Geweben,
Tumoren oder Zellen in immundefiziente Tiere wurde
beobachtet, daß mit dem Wachstum des Transplantats Antigene
in das Blut der Tiere abgegeben und in der Regel keine Antikörper
gegen diese fremden Antigene gebildet werden.
Nach J. E. Dick, Current Topics in Microbiol. and Immunol.
152 (1989), 219-224, war es in verschiedenen Experimenten
z. B. mit der SCID-Maus gelungen, menschliche hematopoetische
Zellen in immundefiziente Tiere zu übertragen, um eine
im immundefizierten Tiersystem funktionierende heterologe
Differenzierung, verbunden mit Sekretion heterologer Substanzen
hervorzurufen. So war es nach K. Dorshkind, et al.,
J. Immunology 137 (1986) 11, 3457-3463 auch möglich, nach
isologer Transplantation von Lymphocyten aus Langzeitknochenmarkskulturen
isologes IgG im Blut der transplantierten
Tiere nachzuweisen, ohne daß eine idiotypische Immunantwort
auftrat.
Es wurde nun überraschend gefunden, daß aus immundefizienten
Tieren gewonnene Antigene bzw. das antigenhaltige Serum
und andere antigenhaltige Körperflüssigkeiten für die Bestimmung
des Antigengehaltes in Körperflüssigkeiten von zu
untersuchenden Lebewesen verwendet werden können.
Gegenstand der Erfindung ist somit ein Verfahren mit den Merkmalen im Anspruch 1.
Unter immundefizienten Tieren werden solche verstanden, die
keine normale Immunreaktion gegen das xenogene Transplantat
bzw. gegen von diesem abgegebene Substanzen zeigen. Hierzu
gehören auf genetischer Grundlage immundefiziente Tiere wie
die Nacktmaus (athymische Maus), die Nacktratte und Nacktmeerschweinchen.
Diese Tiere besitzen keine bzw. keine
funktionierende Thymusdrüse. Weiterhin gehören hierzu die
durch Behandlung immundefizient gemachten Tiere, wie thymektomierte
und/oder bestrahlte Tiere sowie Tiere, die aufgrund
chemischer Behandlung mit Medikamenten, z. B.
Steroid-Präparaten, keine oder eine ausreichend niedrige
Immunantwort zeigen.
Unter xenogenen Transplantaten versteht man genetisch einheitliche
Zellen bzw. Zellgewebe von artfremden Lebewesen
und im vorliegenden Fall besonders von Menschen. Von besonderer
Bedeutung sind hier maligne Tumoren, benigne Tu
moren sowie Normalgewebe aus verschiedenen Organen.
Als Körperflüssigkeiten kommen hauptsächlich Blut, Urin und
Ascites in Frage.
Die vom xenogenen Transplantat abgegebenen biologischen
Substanzen können unterschiedlicher Natur sein, wie bei
spielsweise Peptide, Proteine, Lipoproteine, Glykoproteine
und andere Proteine. Von besonderer Bedeutung sind biolo
gische Substanzen, die als Tumormarker verwendet werden
können. Dabei ist das CEA-Antigen menschlichen Ursprungs
besonders hervorzuheben.
Durch die Erfindung können die qualitative und quantitative
Bestimmung von Antigenen in Körperflüssigkeiten von Pa
tienten, die von körpereigenen Geweben, insbesondere Tumor
geweben abgegeben werden, einfacher und sicherer durchge
führt werden. Hierbei ist von großem Vorteil, daß die bio
logischen Substanzen, die vom xenogenen Transplantat abge
geben werden und mit den Körperflüssigkeiten der immunde
fizienten Tiere gewonnen werden können, individuell gene
tisch einheitlich sind. Dies ist darauf zurückzuführen, daß
als xenogenes Transplantat Zellen bzw. Gewebe verwendet
werden können, die von einem Individuum stammen und somit
genetisch einheitlich sind.
Weiterhin stehen die biologischen Substanzen, die aus den
immundefizienten Tieren gewonnen werden, in verhältnismäßig
großer Menge zur Verfügung, da sich die Transplantation des
genetisch einheitlichen Materials beliebig oft wiederholen
läßt. Man ist somit nicht mehr darauf angewiesen, das Anti
gen, das zur Herstellung der Standardkurve oder als Referenz
zur Eichung der Standardkurve benötigt wird, direkt aus
menschlichen Geweben bzw. Flüssigkeiten zu gewinnen. Auch
entfällt das Zusammenfassen von Antigenproben unterschied
licher Herkunft von verschiedenen Menschen, das zwangsläufig
zu genetisch uneinheitlichen Standardsubstanzen führte.
Hinzu kommt noch, daß die aus den immundefizienten Tieren
gewonnenen Körperflüssigkeiten aufgrund der Immundefizienz
dieser Tiere keine Antikörper gegen die entsprechenden Sub
stanzen enthalten, so daß keine störenden Immunreaktionen
bei den Bestimmungen zu befürchten sind, was bei Verwendung
von humanen Poolseren grundsätzlich nicht auszuschließen
ist. Dies hat zur Folge, daß die aus den immundefizienten
Tieren gewonnenen Körperflüssigkeiten, ggf. nach ausreichen
der Verdünnung, unmittelbar als Testflüssigkeit eingesetzt
werden können. Sofern erwünscht, können natürlich andere
Begleitstoffe entfernt oder die interessierenden biologischen
Substanzen isoliert werden.
Bei der bevorzugten Verwendung der aus den immundefizienten
Tieren gewonnenen Körperflüssigkeiten, insbesondere des
Serums, als Referenzsubstanz zur Kalibrierung von Tumormar
kertesten wird die Körperflüssigkeit vorzugsweise so weit
verdünnt, daß der Antigengehalt in der Flüssigkeit in den
üblichen Testbereichen liegt.
So kann ein CEA-Antigen enthaltendes Serum z B. mit neu
tralem Pferdeserum verdünnt werden, bis der Antigengehalt in
der gewünschten Größenordnung liegt. Die Festlegung des
Gehalts der biologischen Substanzen in den aus den immun
defizienten Tieren gewonnenen Körperflüssigkeiten kann z. B.
mit Hilfe des WHO-Standards vorgenommen werden.
Nachdem die Konzentration einmal festgelegt ist, kann dann
später stets eine genaue Eichung jeder Standardkurve erfol
gen, auch wenn ihre Reagenzien aus unterschiedlichen Produk
tionschargen stammen. Die Gewinnung der Körperflüssigkeit
aus den immundefizienten Tieren kann grundsätzlich in der
Weise erfolgen, wie dies in der Veröffentlichung von A. G.
Grant und D. Duke in Br. J. Cancer (1981) 44, 388-395
beschrieben ist.
Weitere Vorteile und Merkmale der Erfindung ergeben sich aus
den Unteransprüchen.
Die Herstellungsmethode sei am Beispiel der tumorassoziierten
biologischen Substanz CEA oder CA 19-9 abgeleitet.
Nach Transplantation eines humanen, CEA produzierenden,
individuell genetisch einheitlichen Tumors in immundefiziente
Tiere, z. B. Nacktratten wird nach Erreichen einer bestimmten
Tumormasse, z. B. 2000 mg, Serum der Tiere gewonnen
und vereinigt.
Dieses Serum enthält die xenogene Substanz CEA in der Konzentration
z. B. 2000 µg/l. Als Referenzsubstanz wird das CEA
z. B. in der Konzentration (x), x/10 und x/100, x/1000 notwendig.
Somit kann das CEA unmittelbar (x) oder nach geeigneter
Verdünnung x/10, x/100, x/1000 als Referenzsubstanz
verwendet werden. Ist es erforderlich, eine xenogene Substanz
von wirtseigenen Proteinen zu trennen, können
Trennungsschritte jederzeit eingeleitet werden.
Nach doppelseitiger Transplantation eines humanen CA 19-9
produzierenden individuell genetisch einheitlichen Tumors in
immundefiziente Tiere, z. B. athymische Mäuse, wird nach
Erreichen einer bestimmten Tumormasse (z. B. 300 mg) (Tumorgröße
8×8 mm) Serum der Tiere gewonnen und vereinigt.
Dieses Serum enthält die xenogene Substanz CA 19-9 in der
Konzentration z. B. 200 000 U/l. Als Referenzsubstanz wird das
CA 19-9 z. B. in der Konzentration (x), x/5 und x/50, x/500
notwendig. Somit kann das CA 19-9 unmittelbar (x) oder nach
geeigneter Verdünnung x/5, x/50, x/500 als Referenzsubstanz
verwendet werden. Ist es erforderlich, eine xenogene Substanz
von wirtseigenen Proteinen zu trennen, können Trennungsschritte
jederzeit eingeleitet werden.
Claims (4)
1. Verfahren zur Bestimmung von Antigenen in Körperflüssigkeiten,
insbesondere durch Radioimmuno- oder Enzymimmuno-
Tests, dadurch gekennzeichnet, daß der Antigengehalt
der zu untersuchenden Proben durch Vergleich mit dem Antigengehalt
von Körperflüssigkeiten bestimmt wird, die aus
immundefizienten, ein das Antigen freisetzendes Transplantat
tragenden Tieren gewonnen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch die
Verwendung von aus immundefizienten, ein xenogenes Transplantat
tragenden Tieren gewonnenen Körperflüssigkeiten mit
aus dem Transplantat stammenden, auf individueller genetischer
Grundlage einheitlichen biologischen Substanzen zur
Bestimmung von Antigenen in Körperflüssigkeiten von zu
untersuchenden Lebewesen.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß
die Körperflässigkeiten aus Tieren gewonnen sind, denen
Transplantate humanen Ursprungs implantiert wurden, und
deren Körperflüssigkeiten vom Transplantat freigesetzte
biologische Substanzen enthalten.
4. Verfahren nach Anspruch 3, bei dem die Körperflüssigkeiten
als Standard-, Referenz- oder Kontrollsubstanzen bei
der Bestimmung des entsprechenden Antigens in Körperflüssigkeiten
von Patienten oder zur Kalibrierung bestehender
Tests verwendet werden.
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