DE3935740A1 - Steuerung fuer den neigungsfaehigen wagenkasten eines spurgebundenen fahrzeugs - Google Patents
Steuerung fuer den neigungsfaehigen wagenkasten eines spurgebundenen fahrzeugsInfo
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Description
Die Erfindung betrifft eine Steuerung gemäß dem Oberbegriff des
Anspruches 1.
Die gattungsbildenden Maßnahmen sind bei Personenzügen bekannt,
die kurvenreiche Strecken mit hoher Reisegeschwindigkeit durch
fahren sollen, vgl. den Beitrag "Umbau für den Super-Zug" in
Nürnberger Nachrichten vom 12. 3. 1989, Seite 17 rechts oben. Dabei
wird während schneller Kurvenfahrt die für den Fahrgast unan
genehme, nach bogenaußen wirkende Fliehkraft durch entsprechende
Neigung des Wagenkastens gemindert.
Solche Neigung des Wagenkastens wird mittels einer sogenannten
gleisbogenabhängigen Wagenkastensteuerung (GSt), die die Hydrau
likeinrichtung des Neigungsmechanismus ansteuert, bewirkt, vgl.
den Beitrag "Der neue elektrische Triebzug der Italienischen
Staatsbahnen, Baureihe ETR 450, für den Hochgeschwindigkeitsver
kehr - eine Fortentwicklung des "Pendolino" in "Zeitschrift für
Eisenbahnwesen und Verkehrstechnik, ZEV-Glas. Ann." 112 (1988)
Nr. 5.
Die gleisbogenabhängige Wagenkastensteuerung enthält Beschleuni
gungsaufnehmer, die an der Zugspitze im Fahrgestell auftretende
Beschleunigungen messen. Die aus den Beschleunigungsmeßwerten
bestimmten Steuersignale für die Neigungshydraulik werden gemäß
der momentanen Fahrgeschwindigkeit längs des Zuges weiter
geschaltet, um nacheinander die einzelnen Wagen der von ihnen
augenblicklich überfahrenen Strecke entsprechend zu neigen. Dabei
wird jedoch aufgrund von Messungen gesteuert, die erheblichen
Störeinflüssen, wie z. B. von Schienen- und Weichenstößen,
unterliegen. Um die gewünschte Meßgröße (Nutzsignal) deutlich
genug von diesen Störeinflüssen (Störsignale) abzuheben, werden
deshalb eigens im Schienenweg sogenannte Ansprechpunkte in Form
von deutlichen, d. h. unsanften und eigentlich unerwünschten
Übergängen zwischen Streckenstücken unterschiedlicher Krümmungs
radien geschaffen. Das aber bedeutet nicht nur hohe Umbaukosten
für die Strecken, damit sie für den Einsatz dieser Züge geeignet
werden, sondern auch erhöhten Erhaltungsaufwand. Da die für den
Einbau solcher Züge in Frage kommenden Strecken zudem stets im
Gemischtverkehr mit Güter- und konventionellen Reisezügen betrie
ben werden, ergeben sich für die konventionellen Züge aus den
Streckenumbauten auch merkliche betriebliche Nachteile.
Weiterhin ist das gesamte System dieser gleisbogenabhängigen
Wagenkastensteuerung mit erheblichen Trägheiten behaftet, so daß
bei Kurzzügen die streckengerechte Neigung des Wagenkastens bei
Fahrt mit hoher Geschwindigkeit kaum erreicht werden kann. Dadurch
wird bei diesen Zügen die Wirksamkeit des neigbaren Wagenkastens
zum Abbau der Fliehkraft im Wageninneren bei schneller Fahrt
deutlich verringert.
In Erkenntnis dieser Gegebenheiten liegt der Erfindung die Aufgabe
zugrunde, eine Steuerung gattungsgemäßer Art so auszulegen, daß
keine, vor allem keine anderweitig betriebsnachteiligen Umbauten
am Schienenstrang erforderlich sind und insbesondere für Kurzzüge
die dynamischen Eigenschaften der Wagenkastensteuerung und damit
die Wirksamkeit des neigbaren Wagenkastens verbessert werden.
Diese Aufgabe ist erfindungsgemäß im wesentlichen dadurch gelöst,
daß bei einer Steuerung nach dem Oberbegriff des Anspruches 1 die
Maßnahmen gemäß dessen kennzeichnenden Teils vorgesehen werden.
Nach dieser Lösung wird die Neigungsbewegung des Wagenkastens
nicht aufgrund von momentanen, ggf. gestörten und jedenfalls
relativ langwierigen Beschleunigungsmessungen an Bord des fahren
den Zuges gesteuert, sondern es liegen im Zug bereits alle dafür
erforderlichen Streckendaten gespeichert und schnell auslesbar
vor. Mit Hilfe dieser Daten ist die automatische Steuerung opti
maler Neigungsbewegungen während einer vollständigen Reise des
Zuges über seine vorgegebene Einsatzstrecke hin möglich. Diese
Streckendaten werden fahrtabhängig ausgelesen und mit der aktuel
len Fahrgeschwindigkeit verknüpft. Die Streckendaten stehen insbe
sondere auch bereits vor dem Erreichen des nächsten Strecken
abschnitts mit anderer Krümmung oder Überhöhung zur Verfügung, so
daß schon für den ersten Wagen die entsprechende Neigungsbewegung
des Wagenkastens vorausschauend eingeleitet werden kann. Es muß
also nicht erst zugewartet werden, bis Ergebnisse von Beschleuni
gungsmessungen die Notwendigkeit einer Neigungsänderung aufzeigen;
denn auch der Fahrgast hat die Querkräfte dann bereits verspürt.
Statt dessen wird nun durch streckengerecht vorbestimmte und
vorausschauende Funktionen der Steuerung für die Wagenkasten-
Neigungsvorrichtung deren Wirksamkeit zur Steigerung des
Wohlbefindens der Reisenden deutlich erhöht.
Es können von der Steuerung auch aktuelle Streckeninformationen,
z. B. bei außerplanmäßiger Überleitung auf ein anderes vorberei
tetes Gleis, die von einer Leitstelle, z. B. über Linienleiter oder
über Funk, vorgegeben werden, automatisch berücksichtigt werden.
Solche Informationen können bedarfsweise auch vom Lokführer
manuell eingegeben werden, oder es können zusätzliche Bedingungen,
z. B. aufgrund von aktuellen Meßwerten, selbsttätig in die Steue
rung eingehen. Um den Aufwand günstig zu halten, ist es ohnehin
zweckmäßig, eine zentrale Steuereinheit, z. B. im Triebfahrzeug,
funktionell an den Streckendaten-Speicher und die Kommunikations-
und Meßmittel angeschlossen, vorzusehen, von der aus etwa über
einen Systembus die Neigungsinformationen zu untergeordneten
Neigungssteuerungen der einzelnen Wagen übermittelt werden. Diese
Neigungssteuerungen steuern, regeln und überwachen die Funktion
der allgemein zwei Hydraulikaggregat-Bereiche eines jeden Wagens,
die sich an den beiden Wagenenden befinden, und geben Betriebs-
und Störungsmeldungen an die Zentrale Steuereinheit zurück.
Es erscheint aus betriebstechnischen Gründen sinnvoll, neben
dieser neuartigen determinierten, gleisbogenabhängigen Wagen
kasten-Steuerung noch eine vereinfachte gleisbogenabhängige
Wagenkasten-Steuerung herkömmlicher Art mit Beschleunigungs
aufnehmern vorzusehen. Diese zusätzliche Steuerung kann die
Funktion der determinierten Steuerung im Normalbetrieb zur
Sicherheit laufend überwachen und umgekehrt. Sie kann darüber
hinaus in einer Art Notbetrieb die Steuerungsfunktionen der
Zentralen Steuereinheit der determinierten, gleisbogenabhängigen
Wagenkasten-Steuerung, z. B. im Zusammenwirken mit den Neigungs
steuerungen der einzelnen Wagen, übernehmen, wenn der Zug im
Sonderfall auf einer nicht im Streckendaten-Speicher erfaßten und
nicht mit einem Streckensynchronisations-System (siehe unten)
ausgestatteten Strecke verkehrt.
Die Züge mit der determinierten, gleisbogenabhängigen Wagenkasten-
Steuerung können ferner auch auf mehreren erfaßten und mit dem
Streckensynchronisations-System ausgestatteten Strecken eingesetzt
werden, wenn der Speicher für die Streckendaten entsprechend groß
oder leicht auswechselbar ist. Dies sollte ohnehin auch für die
laufende einfache Aktuallisierung der Streckendaten gegeben sein:
Zum Beispiel im Betriebswerk der Züge werden aufgrund der vorliegenden
genauen aktuellen Meß- und Baudaten der zu befahrenden Strecke die
vorbearbeiteten geeigneten Streckendaten ermittelt und in den
Streckendaten-Speicher eingegeben, so daß der dafür erforderliche
Rechner- und Programmieraufwand nur einmal zentral für z. B. einen
ganzen Direktionsbereich vorzuhalten ist. Dazu kommen noch Daten
der fraglichen Zuggattung und spezifische Daten des speziellen
Zuges in den Speicher. Es können dann aus diesen vorbearbeiteten
Informationen mit entsprechend reduziertem Rechenaufwand an Bord
des Zuges während der Fahrt über die vorbestimmte Fahrtstrecke
orts- und geschwindigkeitsabhängig die aktuellen Vorgaben,
insbesondere die Neigungswinkel-Vorgaben für die einzelnen Wagen-
Neigungssteuerungen, einfach und schnell ermittelt werden.
Auch sind zweckmäßigerweise längs der Strecke ortsfeste Positions
geber, mit entsprechenden Aufnehmern an den Zügen, eingerichtet,
mit deren Hilfe sich die determinierte, gleisbogenabhängige
Wagenkasten-Steuerung an Bord des Zuges zur genauen Ortsbestimmung
in gewissen Abständen an der tatsächlichen Strecke synchronisieren
kann. In den Intervallen zwischen zwei solchen Synchronisations
punkten bestimmt die Steuerung selbst mittels laufender genauer
Wegmessungen die aktuelle Position des Zuges auf der Strecke.
Bei den in Zusammenhang mit vorliegender Erfindung in Betracht
kommenden Fahrzeugen, kann es sich um jede Art spurgebundener
Einrichtungen handeln, insbesondere neben herkömmlichen
Schienenfahrzeugen auch um Hänge- und Schwebebahnen.
Zusätzliche Alternativen und Weiterbildungen ergeben sich aus den
weiteren Ansprüchen. Nachstehend ist die Erfindung anhand eines
bevorzugten Ausführungsbeispieles näher erläutert.
In der Zeichnung zeigt
Fig. 1 symbolisch vereinfacht ein Schienenfahrzeug mit zwei
Wagen mit seitlich neigbar aufgehängten Wagenkästen und den
Grundelementen einer determinierten, gleisbogenabhängigen
Wagenkastensteuerung im erfindungsgemäßen Sinne,
Fig. 2 im vereinfachen einpoligen Blockschaltbild (Funktions
schaltbild) eine determinierte, gleisbogenabhängige Wagenkasten
steuerung mit (verstärkt gezeichnet) ihren Grundelementen,
nämlich insbesondere:
(1) Neigungssteuerung der einzelnen Wagen zur Steuerung z. B. von zwei Hydraulikaggregaten (11) für den Neigungsmechanismus des Wagenkastens (20) und zur Regelung des von der Zentralen Steuereinheit vorgegebenen und von der Hydraulik mittels der Neigungsmechanik eingestellten Neigungswinkels des Wagenkastens sowie zur Überwachung aller Funktionen und zur Rückmeldung an die Zentrale Steuereinheit.
(2) Systembus als leistungsfähiger Informationskanal zwischen den einzelnen Steuerungsteilen wie der Zentralen Steuerein heit (3), den Neigungssteuerungen der einzelnen Wagen (1) und der Überwachungs- und Not-Steuereinheit (9).
(3) Zentrale Steuereinheit mit Prozessor und Ein- und Ausgabe schnittstellen.
(4) Anzeige und Bedienung integriert in den Führerstand des Lokführers.
(5) Wechselbarer Speicher für Strecken- und Fahrzeugdaten (Streckendaten-Speicher).
(7) Wegaufnehmer.
(8) Ortsfester Geber und fahrzeugfester Aufnehmer für die Synchronisation mit der Strecke.
(1) Neigungssteuerung der einzelnen Wagen zur Steuerung z. B. von zwei Hydraulikaggregaten (11) für den Neigungsmechanismus des Wagenkastens (20) und zur Regelung des von der Zentralen Steuereinheit vorgegebenen und von der Hydraulik mittels der Neigungsmechanik eingestellten Neigungswinkels des Wagenkastens sowie zur Überwachung aller Funktionen und zur Rückmeldung an die Zentrale Steuereinheit.
(2) Systembus als leistungsfähiger Informationskanal zwischen den einzelnen Steuerungsteilen wie der Zentralen Steuerein heit (3), den Neigungssteuerungen der einzelnen Wagen (1) und der Überwachungs- und Not-Steuereinheit (9).
(3) Zentrale Steuereinheit mit Prozessor und Ein- und Ausgabe schnittstellen.
(4) Anzeige und Bedienung integriert in den Führerstand des Lokführers.
(5) Wechselbarer Speicher für Strecken- und Fahrzeugdaten (Streckendaten-Speicher).
(7) Wegaufnehmer.
(8) Ortsfester Geber und fahrzeugfester Aufnehmer für die Synchronisation mit der Strecke.
Vorteilhafte mögliche Zusatzeinrichtungen (schwach gezeichnet) sind
vor allem:
(6) Fernübertragungseinrichtung von zusätzlichen aktuellen Streckeninformationen aus der Zugleit-Zentrale z. B. für Langsam fahrstrecken, Überleitungen auf ein alternatives Gleis etc., die von der Zentralen Steuereinheit automatisch bearbeitet und für die Neigungssteuerung berücksichtigt werden können.
(9) Überwachungs- und Not-Steuereinheit mit Beschleunigungs aufnehmer-System (10) als übergeordnete Steuerung herkömmlicher Art zur Überwachung der Steuervorgaben, insbesondere des vorge gebenen Neigungswinkels der determinierten Steuerung, und als universell einsetzbare Notsteuerung, wenn die determinierte Steuerung nicht betriebsbereit ist, wie z. B. bei Fahrten auf nicht "vorbereiteten" (gespeicherten) Strecken. Die Überwachungs- und Not-Steuereinheit (9) ist an den Systembus (2) angekoppelt und arbeitet im Normalfall durch Austausch von Informationen über diesen Bus mit der Zentralen Steuereinheit (3) laufend gegenseitig überwachend zusammen. Sie ist jedoch auch z. B. direkt mit jeder der Neigungssteuerungen der einzelnen Wagen verbunden, um von dort unmittelbar Informationen zu erhalten und im Not-Steuerbetrieb auch die erforderlichen Steuervorgaben - insbesondere den Neigungswinkel - zu geben.
(10) Beschleunigungsaufnehmer-System herkömmlicher Art zur Messung der Querbeschleunigung und der Gleisüberhöhung allgemein an den beiden Zugenden.
(12) Zugüberwachungssystem unter anderem zur Überwachung der wesentlichen Teile der Wagenkastensteuerung wie z. B. Zentrale Steuereinheit (3) und Überwachungs- und Notsteuereinheit (9), Neigungssteuerungen der Wagen (1) und Meßsysteme (7, 8 und 9) sowie zur automatischen Fehlerbearbeitung und zur Fehlermeldung über Anzeige und Bedienung im Führerstand.
(6) Fernübertragungseinrichtung von zusätzlichen aktuellen Streckeninformationen aus der Zugleit-Zentrale z. B. für Langsam fahrstrecken, Überleitungen auf ein alternatives Gleis etc., die von der Zentralen Steuereinheit automatisch bearbeitet und für die Neigungssteuerung berücksichtigt werden können.
(9) Überwachungs- und Not-Steuereinheit mit Beschleunigungs aufnehmer-System (10) als übergeordnete Steuerung herkömmlicher Art zur Überwachung der Steuervorgaben, insbesondere des vorge gebenen Neigungswinkels der determinierten Steuerung, und als universell einsetzbare Notsteuerung, wenn die determinierte Steuerung nicht betriebsbereit ist, wie z. B. bei Fahrten auf nicht "vorbereiteten" (gespeicherten) Strecken. Die Überwachungs- und Not-Steuereinheit (9) ist an den Systembus (2) angekoppelt und arbeitet im Normalfall durch Austausch von Informationen über diesen Bus mit der Zentralen Steuereinheit (3) laufend gegenseitig überwachend zusammen. Sie ist jedoch auch z. B. direkt mit jeder der Neigungssteuerungen der einzelnen Wagen verbunden, um von dort unmittelbar Informationen zu erhalten und im Not-Steuerbetrieb auch die erforderlichen Steuervorgaben - insbesondere den Neigungswinkel - zu geben.
(10) Beschleunigungsaufnehmer-System herkömmlicher Art zur Messung der Querbeschleunigung und der Gleisüberhöhung allgemein an den beiden Zugenden.
(12) Zugüberwachungssystem unter anderem zur Überwachung der wesentlichen Teile der Wagenkastensteuerung wie z. B. Zentrale Steuereinheit (3) und Überwachungs- und Notsteuereinheit (9), Neigungssteuerungen der Wagen (1) und Meßsysteme (7, 8 und 9) sowie zur automatischen Fehlerbearbeitung und zur Fehlermeldung über Anzeige und Bedienung im Führerstand.
Ferner dargestellt in Fig. 1:
(11) Stelleinrichtung für die Wagenkasten-Neigungsmechanik, z. B. Hydraulikaggregate.
(11) Beidseitig aufgehängter Wagenkasten eines jeden Wagens, der um seiner Längsachse etwa in Höhe der Schwerpunkte der Passa giere neigbar ist.
(21) Fahrwerk eines jeden Wagens, auf dem die Neigungsmechanik für den Wagenkasten (20) aufbaut.
(30) Schienen des spurgebundenen Fahrzeugs.
(11) Stelleinrichtung für die Wagenkasten-Neigungsmechanik, z. B. Hydraulikaggregate.
(11) Beidseitig aufgehängter Wagenkasten eines jeden Wagens, der um seiner Längsachse etwa in Höhe der Schwerpunkte der Passa giere neigbar ist.
(21) Fahrwerk eines jeden Wagens, auf dem die Neigungsmechanik für den Wagenkasten (20) aufbaut.
(30) Schienen des spurgebundenen Fahrzeugs.
Das in Fig. 1 in Seitenansicht skizzierte Schienenfahrzeug, das hier
aus zwei Wagen besteht, weist an jedem seiner beiden Fahrge
stelle (21) eine spezielle Aufhängeeinrichtung für seinen Wagen
kasten (20) auf. Dadurch ist dieser mittels beispielsweise
elektromechanischer oder elektrohydraulischer Stelleinrich
tungen (11) um eine etwa in Höhe der Schwerpunkte der Reisenden in
Fahrtrichtung verlaufenden Achse seitlich neigbar. Die Neigung des
Wagenkastens (20) bei Kurvenfahrt längs des Schienenweges soll
möglichst vermeiden, daß im Inneren des Wagenkastens (20) unange
nehm große Querkräfte auftreten. Eine optimal an die befahrene
Kurvenstrecke und an die Fahrgeschwindigkeit angepaßte Neigung des
Wagenkastens (20) bewirkt, daß auf die in ihren Sesseln sitzenden
Reisenden eine resultierende Kraft aus der Schwerkraft und den
Fliehkräften wirkt, die senkrecht gegen die Sitzfläche bzw. den
Wagenkasten-Boden gerichtet ist. Diese Kraft ist zwar größer als
die normale Erdanziehungskraft, wird aber nicht störend empfunden,
da sie nicht die Sitzposition beeinflußt, also keine Gegenbewegung
des Körpers zur Korrektur der Sitzposition erfordert. Gleiches
gilt natürlich für Gegenstände im Wagen, die dann nicht verrut
schen oder kippen.
Werden nach herkömmlicher Art die fahrtgeschwindigkeits- und
streckenabhängigen Querkräfte mittels eines Beschleunigungs-
Meßsystems (10, Fig. 2) im Fahrgestell des Zuges gemessen und wird
daraus in einer Steuereinheit (9, Fig. 2) das Führungssignal für
die Neigung ermittelt, das der Steuerung (1) für die Wagenkasten-
Neigungsvorrichtung zugeführt wird, so werden die Querkräfte erst
kompensiert, nachdem sie bereits aufgetreten sind und auch vom
Fahrgast empfunden wurden. Nur bei langen Zügen kann durch ein
Weiterschalten des Führungssignals zu den nachfolgenden Wagen, das
entsprechend der augenblicklichen Fahrgeschwindigkeit erfolgt,
erreicht werden, daß die hinteren Wagen strecken- und geschwindig
keitsgerecht geneigt werden. Hierzu sind jedoch sehr kurze Reak
tionszeiten des gesamten Systems erforderlich, das naturgemäß mit
erheblichen Trägheiten behaftet ist. Es muß folglich auch dafür
gesorgt sein, daß das Meßsystem schnell und eindeutig arbeitet,
was nur dann gegeben ist, wenn das Nutzsignal sich stets deutlich
von den möglichen Störsignalen abhebt. Dies wird durch Einbau von
harten Krümmungsübergängen, sogenannten "Ansprechpunkten", in die
Schienenstrecke (30) erreicht. Solch ein Streckenumbau bringt
neben den Kosten aber auch erhebliche Nachteile für das Fahrver
halten des Zuges und insbesondere für den Gesamtbetrieb der
Strecke mit sich.
Um diese Nachteile zu vermeiden und im Normalbetrieb eine
strecken- und geschwindigkeitsgerechte Neigung aller Wagen im Zug
zu erreichen, ist erfindungsgemäß eine Ansteuerung der Zentralen
Steuereinheit (3) der determinierten, gleisbogenabhängigen Wagen
kasten-Neigungssteuerung mit aus einem Streckendatenspeicher (5)
fahrtabhängig abgerufenen Streckeninformationen vorgesehen. Die
Streckeninformationen werden entsprechend der zurückgelegten
Strecke (30) rechtzeitig, d. h. vorausschauend abgerufen und von
der Zentralen Steuereinheit (3) ebenso bearbeitet, so daß die
Führungsinformationen für die Neigungssteuerungen der einzelnen
Wagen (1) dort so frühzeitig anstehen, daß die Wagenneigung dem
überfahrenen Streckenabschnitt (30) günstigst angepaßt ist.
Die zurückgelegte Fahrtstrecke des Fahrzeuges wird mittels
mehrerer etwa die Rollbewegungen oder den Schlupf der Räder
ausmittelnden Wegaufnehmer (7) bestimmt und in entsprechenden
Abständen durch ein System, z. B. aus ortsfestem Positionsgeber auf
der Strecke und etwa einem Positionsaufnehmer am Zug, d. h. durch
ein Strecken-Synchronisationssystem (8), präzise mit der tatsäch
lichen Strecke (30) synchronisiert. Da das nach der Zeit differen
zierte Bewegungssignal der Wegaufnehmer (7) die aktuelle Fahr
geschwindigkeit ergibt, stehen somit der Zentralen Steuerein
heit (3) alle Daten zur Verfügung, um den günstigsten, unter
Berücksichtigung von Sicherheits- und besonderen Streckenkriterien
geeigneten aktuellen Neigungswinkel für jeden Wagen des Zuges zu
bestimmen. Diese Neigungswinkel, ggfls. verbunden mit Zusatz- und
Sicherheitsinformationen, werden etwa über einen leistungsfähigen
Systembus (2, Fig. 2) an die Neigungssteuerungen der einzelnen
Wagen so zeitgerecht gesendet, daß diese Steuerungen eine Nei
gungsänderung entsprechend den normalen sanften Krümmungsüber
gängen der Strecke frühzeitig einleiten können. Damit können
Querkräfte im Wageninneren auch in diesem Bereich bereits weit
gehend ausgeglichen oder zumindest angenehme sanfte Übergänge
erreicht werden. So ist eine außerordentlich ruhige Fahrweise
erreichbar, indem die Neigung der Wagenkästen (20) orts- und
geschwindigkeitsabhängig gemäß den abgespeicherten Streckendaten
des Schienenweges (30) gesteuert wird.
Zum Befahren unterschiedlicher Strecken eines Fahrtgebietes wird
der Streckendaten-Speicher (5) im Schienenfahrzeug jeweils, z. B.
über eine manuelle Eingabe (4) oder über ein Fernübertragungs-
Streckeninformations-System (6, Fig. 2), wie das Leitstellen-
Funknetz oder das Linien-Zugbeeinflussungs-System, auf einen
anderen zugeordneten Bereich im Streckendaten-Speicher (5)
umgeschaltet. Bei Einsatz des Zuges in einem anderen Fahrtgebiet
wird der Streckendaten-Speicher (5) allgemein ausgewechselt. Das
gilt in entsprechender Weise für weitere Parametersätze im
Speicher (5), mit deren Hilfe die Steuerung auch an die speziellen
Fahrzeugdaten, wie z. B. die Anzahl der Wagen, Sicherheitsgrenzen
der Neigung u. a., anpaßbar ist.
Erhöhte Sicherheiten gegen etwaige Fehlfunktionen des Gesamt
systems der Neigungssteuerung eines Zuges lassen sich erzielen,
wenn dem Steuerungssystem aus Speicher (5), Zentraler Steuer
einheit (3) und Systembus (2, Fig. 2) eine Überwachungs- und
Notsteuereinheit (9, Fig. 2) funktionell derart zugeordnet wird,
daß sich beide Steuersysteme stets gegenseitig in Hinblick auf
ihre Funktionsfähigkeit in allen Bereichen überwachen. Dabei
trifft ein übergeordnetes Zugüberwachungssystem (12 , Fig. 2), etwa
aufgrund einer Fehleranalyse, automatisch die erforderlichen
Maßnahmen, oder der Lokführer kann mittels seiner Anzeige- und
Bedienungseinrichtung (4) eingreifen, also Maßnahmen bei
gemeldeten Fehlern treffen. Insbesondere ermittelt die
Überwachungs- und Notsteuerungseinheit (9, Fig. 2) Neigungs
vorgaben nach herkömmlicher Art, d. h. aufgrund von Messungen mit
Hilfe eines Beschleunigungsaufnehmer-Systems (10, Fig. 2). Die von
beiden Steuerungseinheiten (3 und 9, Fig. 2) ermittelten
Neigungsvorgaben werden über den Systembus (2, Fig. 2)
untereinander ausgetauscht und verglichen. Bei nicht zu tolerie
renden Unstimmigkeiten wird vom übergeordneten Zugüberwachungs-
System (12, Fig. 2) eine Entscheidung nach Sicherheitskriterien
getroffen.
Darüber hinaus wird mit der Überwachungs- und Notsteuerungseinheit
(9, Fig. 2) für den Einsatz der Züge auf nicht vorbereiteten
Strecken Unabhängigkeit von gespeicherten Streckendaten und dem
System der Streckensynchronisation (8) erreicht, indem der
Überwachungs- und Notsteuerungseinheit (9, Fig. 2) nach herkömm
licher Art die volle Steuerungsfunktion übertragen wird. Die
Neigungsvorgaben dieser Steuerung werden dann direkt, d. h. nicht
über den Systembus (2, Fig. 2), zeitgerecht an die Neigungs
steuerungen der einzelnen Wagen gegeben.
Claims (8)
1. Neigungs-Steuerung für den Wagenkasten (20) eines
spurgebundenen Fahrzeuges, das mit bei Kurvenfahrt durch
Stellsignale beaufschlagten Neigungs-Stelleinrichtungen (11)
ausgestattet ist, dadurch gekennzeichnet, daß die Stellsignale aus
von einem Streckendaten-Speicher (5) lieferbaren Streckendaten
ableitbar sind, der über eine Folge von Bewegungssignalen aus
einem fahrzeugfesten Wegaufnehmer (7) auslesbar ist.
2. Steuerung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß zusätzlich zur fahrzeugeigenen
Wegmessung (7) ein Strecken-Synchronisationssystem (8) mit
ortsfesten Gebern und fahrzeugfestem Aufnehmer zum Setzen der
aktuellen Information der Wegmessung (7) auf absolute
Ortsinformationen längs der Schienenstrecke (30) vorgesehen ist.
3. Steuerung nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß zusätzlich eine Überwachungs- und Not
steuereinheit (9) vorgesehen ist, die, gemäß den Meßwerten der
Beschleunigungskomponenten, die aus einem Beschleunigungsaufnehmer-
System (10) im Fahrgestell geliefert werden, den Neigungs-Sollwert
für jeden Wagenkasten (20) ermittelt, der im Normalbetrieb mit dem
entsprechenden Neigungs-Sollwert der determinierten Zentralen
Steuereinheit (3) zur Steigerung der Funktions- und Betriebs
sicherheit verglichen und zur Fehlererkennung von einem übergeord
neten Zug-Überwachungssystem (12) überwacht wird und der im
Sonder- oder Notbetrieb die Neigungssteuerung (1) des jeweiligen
Wagens zur Erzeugung der Neigungs-Stellsignale ansteuert.
4. Steuerung nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß ein nach Maßgabe der vorgesehenen
Schienenstrecke (30) und ggf. der gegebenen Fahrzeugdaten
austauschbarer oder umschaltbarer Speicher (5) vorgesehen ist.
5. Steuerung nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß zum Erzielen kurzer Reaktionszeiten
arbeitsteilig in dem Speicher (5) Streckendaten abgelegt sind, die
nach Maßgabe genauer Daten der Schienenstrecke (30) und der
Fahrzeuge in einem ortsfesten Rechner vorbearbeitet wurden, ehe
diese Streckendaten gespeichert an Bord des Zuges gegeben werden
und dort anhand der Fahrzeugposition auf der Strecke aus dem
Speicher (5) ausgelesen, in einer Zentralen Steuereinheit (3)
unter Verknüpfung mit anderen aktuellen Informationen, insbe
sondere der Fahrgeschwindigkeit, zu Neigungswinkel-Vorgaben
zeitgerecht verarbeitet werden, die wiederum zeitgerecht an die
Neigungssteuerungen (1) der einzelnen Wagenkästen (20) weiter
gegeben werden und dort als Sollwert für eine Neigungs-Regelung
dienen.
6. Steuerung nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß die aktuell aus dem Speicher (5)
auszulesenden Streckendaten mittels einer Fernübertragungs-
Streckeninformation (6) oder per Bedienung durch den Lokführer
individualisierbar sind.
7. Steuerung nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, daß an Bord des Zuges über eine Anzeige-
und Bedieneinrichtung (4) manuell auf die Arbeitsweise der
Steuerung und auf die aus dem Streckendaten-Speicher (5)
ableitbaren Vorgaben für die Arbeitsweise der Steuerung (1)
eingewirkt werden kann.
8. Steuerung nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß ein übergeordnetes Zugüberwachungs-
System (12) gegeben ist, das unter anderem die Funktionen, insbe
sondere die Neigungswinkel-Vorgaben der beiden unterschiedlich
arbeitenden Steuereinheiten: determinierte Zentrale Steuereinheit
(3) und Überwachungs- und Notsteuereinheit (9) laufend überwacht,
Informationen von den Aufnehmersystemen (7, 8, 10) sowie aus dem
Speicher (5) abrufen kann und damit selbsttätig Entscheidungen
hinsichtlich des Betriebes aufgrund von Fehleranalysen und
Sicherheitskriterien trifft sowie Meldungen an den Lokführer über
Anzeige und Bedienung (4) gibt und Befehle von diesem empfängt.
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Applications Claiming Priority (1)
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DE3935740A DE3935740A1 (de) | 1989-10-27 | 1989-10-27 | Steuerung fuer den neigungsfaehigen wagenkasten eines spurgebundenen fahrzeugs |
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ID=6392302
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