DE3935333A1 - Niederschlagsmessgeraet - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur Messung von flüssigen
Niederschlägen aus der Atmosphäre durch Wägung der Niederschlagsmasse.
Der durch eine definierte und begrenzte horizontale Fläche (z. B.
normgerechte Kreisfläche von 200 cm2) und einen darunterliegenden
Trichter aufgefangene Niederschlag wird in einen mit einer Wägevor
richtung versehenen Auffangbehälter geleitet, wo die Zunahme der
Niederschlagsmenge analog, d. h. stufenlos, als Gewichtszunahme gemes
sen und registriert wird.
Aufgrund der begrenzten Aufnahmefähigkeit ist in gewissen zeitlichen
Abständen eine Entleerung des Auffangbehälters erforderlich, die durch
eine selbsttätige Einrichtung oder von außen gesteuert erfolgen kann.
Es sind zahlreiche technische Methoden zur Messung atmosphärischen
Niederschlags bekannt. Das einfachste klassische Gerät zur Bestimmung
der Niederschlagshöhe durch Messung des Niederschlagsvolumens ist der
Niederschlagsmesser nach Prof. Hellmann, bei dem die aufgefangene
Flüssigkeitsmenge in einem Behälter gemessen wird, der über eine in mm
Niederschlagshöhe kalibrierte Skala verfügt (Anweisung für den Beob
achter an Niederschlagsstationen (ABAN), DVWK-Regel 126, Verlag Paul
Parey, Hamburg und Berlin, 1988, S. 5).
Zum Zwecke der laufenden Niederschlagsregistrierung wurde der Hell
mann-Niederschlagsmesser erweitert zum Hellmann-Niederschlagsschrei
ber, bei dem die Niederschlagshöhe durch eine mit einem Schwimmer
verbundene Schreibvorrichtung aufgezeichnet wird. Die Schreibvorrich
tung ist im allgemeinen ein Trommel- oder Bandschreiber, bei dem ein
Uhrwerk für einen kontinuierlichen Vorschub des Schreibstreifens
sorgt, während das Aufzeichnen der Niederschlagshöhe senkrecht zur
Streifentransportrichtung unmittelbar durch die Schwimmerbewegung im
Auffangbehälter bewirkt wird. Die selbsttätige Entleerung des Auffang
behälters erfolgt durch eine Heberleitung (ADAN, S. 9 ff.).
Um die Niederschlagsmessung elektrisch auswerten zu können, wurde der
Hellmann-Niederschlagsschreiber derart abgewandelt, daß der Schwimmer
im Auffangbehälter auf einen Schleifwiderstand wirkt, der ein zum
Füllstand proportionales elektrisches Signal abgibt (Übersichtskatalog
1988 der Fa. Lambrecht, Göttingen).
Ein Niederschlagsmeßverfahren, das die Niederschlagshöhe über die Nie
derschlagsmasse erfaßt, ist die Horner′sche Wippe. Eine mittig gela
gerte Wippe besteht aus zwei einander gegenüber angeordneten Auf
fangschalen, von denen jeweils nur eine unter dem Zulaufrohr liegt.
Hat sich die beaufschlagte Schale über ein bestimmtes Maß gefüllt, so
kippt die Wippe, die volle Schale entleert sich, und die andere Schale
kommt unter das Zulaufrohr. Bei jedem Kippen wird ein elektrischer
Impuls ausgelöst, der in Verbindung mit einer geeigneten Zähleinrich
tung die elektrische Fernmessung der Niederschlagshöhe gestattet
(Taschenbuch der Wasserwirtschaft, Verlag Paul Parey, 6. Auflage,
Hamburg und Berlin, 1982, S. 156).
Zur elektrischen Erfassung auch kleinster Niederschlagsmengen wurde
beim Ombrometer HP die Horner′sche Wippe mit einem Tropfenzähler
kombiniert, der einen elektrischen Impuls auslöst, sobald ein von
einer geeigneten Vorrichtung erzeugter "Normtropfen" eine elektrische
Lichtschranke passiert (Taschenbuch der Wasserwirtschaft, S. 157).
Als weiteres elektrisches Niederschlagsmeßverfahren ist eine Vorrich
tung bekannt, die den Füllstand in einem Auffangbehälter elektro
kapazitiv mißt. Unter einem Auffangtrichter steht ein Auffangbehälter
mit relativ großem Querschnitt, der zur Beruhigung der zufließenden
Flüssigkeit und zum Absetzen von Schmutzstoffen dient. An diesen
Behälter durch eine Verbindungsleitung angeschlossen ist ein ebenfalls
stehender kleiner Behälter, in dem die Flüssigkeit aufgrund des
′Prinzips der kommunizierenden Röhren′ genauso hoch steht wie im
großen Auffangbehälter. Der kleine Behälter ist mit einem metallischen
Kern und Mantel versehen, die die Platten eines elektrischen Kondensa
tors bilden, während (im wesentlichen) die Flüssigkeit im Behälter das
Dielektrikum bildet. Wechselnder Flüssigkeitsstand bedeutet wechselnde
elektrische Kapazität, die wiederum mit einer geeigneten elektroni
schen Schaltung zur Auswertung der Niederschlagsmenge herangezogen
wird (Deutsche Patentschrift DE 27 20 602 C2, 29.10.1987).
Alle genannten Niederschlagsmeßverfahren weisen spezifische Nachteile
und Schwächen auf:
Bei der klassischen manuellen Messung des Niederschlagsvolumens nach
Hellmann ist keine kontinuierliche Registrierung der Niederschlags
menge möglich. Niederschlagsbeginn und -ende, Niederschlagsintensitä
ten und die zeitliche Trennung einzelner Niederschlagsereignisse
können praktisch nicht festgestellt werden. Zudem erfordert die
Meßmethode einen erheblichen Einsatz von Bedienungspersonal, dessen
Fertigkeiten und Sorgfalt das Meßergebnis entscheidend beeinflussen.
Die Verwendung des Hellmann-Niederschlagsschreibers macht zwar eine
fortlaufende, zeitabhängige Auswertung von Niederschlagsereignisssen
möglich, stellt aber noch höhere Anforderungen an die Qualifikation
des Bedienungspersonals als die manuelle Niederschlagsmessung. Neben
dem in regelmäßigen Abständen erforderlichen Auswechseln der Schreib
streifen erfordert insbesondere die Auswertung der Schreiberdiagramme
besondere Sorgfalt und Kenntnisse. Ferner bietet die verhältnismäßig
komplizierte Mechanik des Niederschlagsschreibers (Schwimmer, Heber
leitung, Schreiberantrieb, Papierführung, Schreibspitze usw.) eine
Vielzahl von Fehlermöglichkeiten. Wertvolle Hinweise auf die zahlrei
chen Fehlermöglichkeiten des Hellmann-Niederschlagsschreibers bietet
die "ABAN" des DVWK (s. o.).
Bei dem Niederschlagsmesser mit elektrischer Pegelmessung im Auffang
behälter (Schleifwiderstand) entfallen zwar die Fehlerquellen des
mechanischen Schreibers, es bleiben aber die Störungsmöglichkeiten der
mechanischen Wasserspiegelmessung (verklemmter oder schwergängiger
Schwimmer, verschmutztes und dadurch im Volumen verkleinertes Auffang
gefäß) und es kommt die Fehleranfälligkeit des elektrischen Schleifwi
derstandes hinzu.
Eine Verbesserung gegenüber dem Hellmann-Niederschlagsschreiber (bzw.
seiner Modifizierung durch Schleifwiderstand) hinsichtlich mechani
schem Aufwand und der Möglichkeit, die Meßergebnisse relativ störungs
sicher fernzuübertragen, stellt das Meßprinzip der Horner′schen Wippe
dar. Kennzeichnender Nachteil dieses Meßprinzips ist die begrenzte
Auflösung der Niederschlagsmenge (1 Wippenschale), die sehr kleine
Niederschlagsmengen unterdrückt bzw. nachfolgenden Niederschlagsereig
nissen zurechnet. Ferner besteht die Gefahr, daß sich die Masse der
Wippenschalen durch Schmutzablagerungen verändert, was zu einem zuneh
menden systematischen Fehler der Messungen führen kann.
Die Kombination der Horner′schen Wippe mit einem "Normtropfenzähler"
erhöht zwar die Auflösung der Meßwerte, führt aber die Störungsmög
lichkeiten eines Tropfenerzeugers ein. Da die Tropfenbildung nur durch
eine verhältnismäßig feine Vorrichtung erreicht werden kann
(Kapillare, Düse, Strömungsbremse durch Sandpackung o. ä.), besteht
sehr leicht die Gefahr einer Verschmutzung durch Staub, Pflanzenteile
usw., bzw. durch Veralgung, was die Tropfengröße mit Sicherheit
verändert, wenn nicht der Zulauf sogar vollkommen zum Stillstand
kommt.
Die Messung der Niederschlagsmenge mit einem elektro-kapazitiven
Verfahren vermeidet bewegte mechanische Teile und ermöglicht theore
tisch eine sehr feine Auflösung der Meßwerte. Entscheidender Nachteil
dieses Verfahrens ist seine große Empfindlichkeit gegen Verschmutzung
und gegen unterschiedliche Benetzung der Meßgefäßinnenwand. Dem Anmel
der ist aus früheren, eigenen Untersuchungen bekannt, daß die Be
netzung der Wand eines ′Kondensator-Meßgefäßes′ infolge ihrer flächen
haften Eigenschaft die Dielektrizitätseigenschaften überproportional
stark beeinflußt. So hat nach einem schnellen Entleeren des Gefäßes
das elektrische Ausgangssignal einen deutlich zu hoch liegenden Wert,
der wegen des langsamen Ablaufens der Wandfeuchtigkeit z. T. erst nach
mehreren Minuten seinen korrekten ′Leerwert′ erreicht. Bei der Ent
wicklung eines Bakterien- oder Algen-′Rasens′ auf der Gefäßinnenwand
wird dieser Effekt noch verstärkt. Der in der oben genannten Patent
schrift vorgesehene große Beruhigungsbehälter vor dem eigentlichen
Meßgefäß vermindert zwar die Schmutz- und damit auch Algenbelastung
des Meßgefäßes, verschlechtert andererseits aber die Vergrößerung der
Niederschlagshöhe (Wasserspiegelhub), wie sie bei allen gängigen
volumetrischen Niederschlagsmeßverfahren zur Verbesserung der Auflö
sung angestrebt wird. Um eine möglichst große Meßwertauflösung zu
erzielen, muß hier entweder die Fläche des Auffangtrichters vergrößert
oder das kapazitive Meßverfahren verfeinert werden, was wegen der oben
erwähnten Benetzungsproblematik schnell seine Grenzen findet.
Die aufgeführten Nachteile und Einschränkungen der bekannten Nieder
schlagsmeßverfahren sollen durch die Erfindung vermieden werden.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß der aufgefan
gene Niederschlag einem mit einer Wägevorrichtung versehen Meßgefäß
zugeführt wird. Die Wägevorrichtung (Wägezelle) besteht aus einem mit
elektronischen Dehnungsmeßstreifen ausgestatteten Stahl-Biegeelement,
das es ermöglicht, den Niederschlagszuwachs als Gewichtszunahme mit
sehr feiner Auflösung zu messen. Wegen der begrenzten Aufnahmefähig
keit des Meßgefäßes ist von Zeit zu Zeit eine Gefäßentleerung
notwendig, die durch verschiedene Methoden entweder selbsttätig
(füllstandsabhängig) oder rechnergesteuert erfolgen kann. Die Meßvor
richtung kann im Rahmen einer automatischen Wetterstation oder als
Bestandteil einer eigenständigen automatischen Niederschlagsmeßstation
Verwendung finden.
Die Verwendung eines drehbar gelagerten Meßgefäßes nach Anspruch 2
setzt eine geeignete elektronische Ansteuerung des Entleerungsmotors
voraus, welche dafür zu sorgen hat, daß das Meßgefäß nach Entleerung
vollkommen frei an der Wägevorrichtung pendeln kann. Durch die Kipp-
Entleerung wird das Meßgefäß (bis auf einen Feuchtigkeitsfilm) restlos
entleert, was Meßfehlern durch Verdunstung oder etwaige Ablagerungs
bildung vorbeugt.
Eine selbsttätige, füllstandsabhängige, Entleerung des Meßgefäßes nach
Anspruch 3 durch eine am Gefäß angebrachte Heberleitung bringt die
Nachteile mit sich, nicht willkürlich ausgelöst werden zu können
(Niederschlag bleibt eventuell sehr lange im Meßgefäß) und stets eine
Restwassermenge im Gefäß zu lassen (Gefahr der Bodensatzbildung), ist
jedoch wegen vollkommen fehlender Achsen, Gelenke, Lager usw. mecha
nisch wesentlich einfacher zu realisieren und praktisch vollkommen
verschleißfrei.
Bei der Entleerung des Meßgefäßes nach Anspruch 4 wird eine von
Meßgefäß und Wägevorrichtung unabhängig installierte selbstansaugende
Pumpe verwendet, deren Saugrohrleitung von oben möglichst nahe bis an
den Boden des Meßgefäßes geführt ist, ohne das Gefäß jedoch in
irgendeinem Meßzustand zu berühren. Diese Variante nimmt eine gewisse
Restwassermenge im Meßgefäß in Kauf und ist in ihrer Realisierung
etwas aufwendiger als die Heber-Variante nach Anspruch 3. Durch die
Verwendung einer Pumpe bietet sich allerdings der Vorteil einer
willkürlichen benutzer- oder rechnergesteuerten Entleerung.
Ein elektronischer Digitalrechner nach Anspruch 5, der entweder von
der Meßvorrichtumg abgesetzt und durch längere Meß- und Steuerleitun
gen mit ihr verbunden ist, oder ein Rechner nach Anspruch 6, der mit
der Meßvorrichtung im selben Gehäuse untergebracht ist, bieten die
Möglichkeit einer vollkommen benutzergerechten Anwendung der Meßvor
richtung. Neben der kontinuierlichen Abspeicherung der Niederschlags
meßwerte in programmierbaren Zeitabständen und der dabei eingeschlos
senen Möglichkeit, laufend, d. h. zeitpunktgenau, die Niederschlagsin
tensität zu berechnen und zu speichern, bietet die Rechnersteuerung
bei Verwendung der Drehgefäß- oder Pumpen-Entleerung den für die
Langzeitgenauigkeit der Meßvorrichtung entscheidenden Vorteil, jeder
zeit den genauen Netto-Niederschlagswert zu bestimmen, indem der der
Gefäßmasse entsprechende Meßwert unmittelbar nach dem Entleeren (in
einer Niederschlagspause) ermittelt und bis zum nächsten Entleeren von
allen weiteren Einzelwerten subtrahiert wird. Auf diese Weise kann die
durch Schmutzablagerungen im Meßgefäß, Temperaturschwankungen und
elektrische Veränderungen unvermeidbare Nullpunktdrift jederzeit eli
miniert werden. Darüberhinaus ist es durch die Verwendung der Rech
nersteuerung möglich, den Meßgefäßinhalt bei jeder beispielsweise
länger als 10 Minuten dauernden Niederschlagspause zu entleeren, um so
einerseits den einmal registrierten Niederschlagswert sicher abzu
speichern und andererseits das gesamte Meßgefäßvolumen bereit zu
halten für das nächste Niederschlagsereignis, so daß die Registrierung
eines möglicherweise kurzen, intensiven Niederschlags nicht durch eine
Gefäßentleerung unterbrochen zu werden braucht, was bei Entleerungen,
die allein füllstandsbedingt erfolgen, (Heber) nicht immer gewährlei
stet ist.
Die Ausstattung des Niederschlagsmeßgerätes mit einer Rechnersteuerung
und einer Bedien- und Ableseeinheit nach Anspruch 7 ermöglicht die
Auswertung der Meßvorrichtung sowie die Eingabe etwaiger Entleerungs
zeiten, die gewünschte Änderung der zeitlichen Speicherdichte usw.
direkt am Aufstellort. Gleichzeitig bleibt die Möglichkeit offen, über
eine vom Steuerrechner bediente Schnittstelle über eine Kommunika
tionsfernleitung mit Hilfe eines anderen Rechners (Bildschirmarbeits
platz) das Niederschlagsmeßgerät auszuwerten und zu bedienen.
Das Grundprinzip der Meßeinrichtung, die Niederschlagsmassenbestimmung
durch eine DMS-Wägezelle, bietet gegenüber herkömmlichen Meßverfahren
den Vorteil, nur wenige mechanisch bewegte Teile in Anspruch nehmen zu
müssen. Die elastische Verformung der Biegefeder als eigentlicher
Meßvorgang unterliegt überhaupt keinem Verschleiß und bedarf auch
keiner Wartung. Die Lagerung des Meßgefäßes bei der Drehgefäß-Lösung
läßt sich als robuste, staub- und feuchtigkeitsgeschützte Kugellage
rung ausführen und kann für sehr lange Zeiträume (Jahre) als war
tungsfrei gelten. Das gleiche gilt für die Lagerung des Vorgefäßes und
für den Entleerungsmotor, der in den für rauhen Industrieeinsatz
verfügbaren Versionen über Jahre hinweg vollkommen wartungsfrei arbei
tet.
Anhand der beigefügten Zeichnungen wird als Ausführungsbeispiel die
Meßvorrichtung mit Drehgefäß-Entleerung und Rechnersteuerung näher
beschrieben.
Es zeigen
Bild 1 Längsschnitt,
Bild 2 Draufsicht,
Bild 3 Querschnitt durch Vor- und Meßgefäß mit vier Entleerungsphasen,
Bild 4 Blockschaltbild des Steuerrechners.
Der Niederschlag wird in flüssiger Form vom Auffangtrichter (für
Schnee, Hagel usw. mit Beheizung) durch die Zulaufleitung (1) dem über
die Achse (2) und dem Doppelkugellager (3) drehbar an der Motorwand
(18) befestigten Vorgefäß (4) zugeführt wird, welches mit einem
geneigten Boden (5) und einer Ablauföffnung (6) versehen ist, durch
die das Wasser in das darunter befindliche Meßgefäß (7) fällt. In
dieser Meßposition läuft das zugeführte Wasser bis auf einen Feuchtig
keitsfilm restlos aus dem Vorgefäß ab.
Das aus Kunststoff bestehende Meßgefäß (7) ist über eine Kragachse (8)
und ein Doppelkugellager (9) an der Biegefeder (10) befestigt, die
ihrerseits als Kragarm fest mit der Ankerwand (17) verschraubt ist
(11). Das Meßgefäß ist leicht außermittig gelagert, damit einerseits,
unabhängig vom Füllstand, stets eine Senkrechtstellung durch Auspen
deln sichergestellt ist, andererseits kein allzu großes Drehmoment
aufgewendet werden muß, um das Meßgefäß zu verdrehen.
Die gesamte Biegefeder ist von ihrer Verankerung bis an das Meßgefäß
heran von einem starren Schutzrohr (12) aus Stahl umgeben, welches im
Bereich der Biegefeder-Verankerung fest an die Biegefeder angeschlos
sen ist. Im Bereich der Meßgefäß-Lagerung (Biegefeder-Kopf) läßt das
Schutzrohr eine innerhalb des Meßbereiches vorgesehene Bewegung berüh
rungsfrei zu, verhindert jedoch bei Überlastungen unzulässig große
Durchbiegungen der Biegefeder, die zu plastischer Verformung und damit
Zerstörung der Biegefeder führen könnten.
Meßgefäß, Lagerung und Biegefeder berühren mit Ausnahme der Veranke
rung im Meßzustand an keinem Punkt irgendeinen Teil der Meßvorrich
tung. Die aus Stahl gefräste Biegefeder ist das zentrale Element der
Wägevorrichtung und wirkt als elastischer Kragbalken. Um den Bereich
der größten Verformung gezielt einzuschränken, ist der Biegefeder-
Längsschnitt im Mittelstück besonders schlank ausgebildet. Hier sind
auf der Ober- und Unterseite (Zug- und Druckzone) je zwei elektrische
Dehnungsmeßstreifen (DMS) (13) angebracht, die zu einer Vollbrücke
verschaltet sind. Die Anschlüsse der DMS sind durch die Bohrungen (14)
bis in das Elektronikgehäuse (15) geführt, in dem die DMS-Stromversor
gung und der die Verformungssignale verarbeitende Instrumentenverstär
ker untergebracht sind.
Die Entleerung des Meßgefäßes erfolgt durch den an der Motorwand (18)
befestigten Getriebe- oder Schrittmotor (16), der über ein fest auf
der Motorwelle sitzendes Nutstück (20) von einer bestimmten Verdrehung
an das Stegstück (21) am Meßgefäß erfaßt und das Meßgefäß dreht. Um
nach beendeter Entleerung das Stegstück des Meßgefäßes wieder vollkom
men freizugeben, wird die Motorwelle mit Hilfe der Gabellichtschranke
(Gabelkoppler) (22) und einem an der Motorwelle sitzenden Unterbrecher
(23) genau positioniert. Die Entleerung des Meßgefäßes kann durch eine
Vollumdrehung (360°) bewirkt werden, was beim Einsatz eines Getriebe
motors ohne Drehrichtungsumkehr zweckmäßig ist. Bei Verwendung eines
genau positionierbaren Schrittmotors ist auch das Verharren des
Meßgefäßes in ′Über-Kopf-Stellung′ und anschließendes Zurückfahren bis
in die Nullstellung möglich.
Während der Meßgefäßdrehung wird über den Mitnehmerstab (24) das
Vorgefäß (4) so verdreht, daß die Ablauföffnung (6) angehoben wird und
damit eventuell durch das Zulaufrohr (1) zufließender Niederschlag
nicht weiterfließen kann, sondern im geneigten Vorgefäß festgehalten
wird. Erreicht das Meßgefäß wieder seine senkrechte Meßstellung, so
pendelt auch das Vorgefäß in seine Ruhestellung zurück, und der
zwischengespeicherte Niederschlag fließt in das Meßgefäß ab. Der an
der Motorwand (18) befestigte Anschlagstab (25) verhindert dabei ein
zu starkes Durchpendeln des Vorgefäßes. Der Meßgefäßinhalt wird in den
mit einer Abflußleitung versehenen Ausguß (26) entleert, dessen Wand
zum Schutz gegen den ersten Ausgießschwall einseitig hochgezogen ist.
Mit dem auf einem Gewindestab verstellbaren Ausgleichsgewicht (27)
läßt sich die einwandfreie senkrechte Ruhestellung des Vorgefäßes
erzielen.
In den Bildern 3a bis 3d sind in einem Querschnitt durch die
Meßvorrichtung vier Phasen einer Meßgefäß-Vollumdrehung dargestellt.
Die Basiskonstruktion der gesamten Meßvorrichtung bilden die Grund
platte (19), die mit ihr biegesteif verbundene Motorplatte (18) und
Ankerplatte (17). Die Grundplatte ist mit vier festen Gewindebolzen
(28) versehen, die das genaue waagerechte Ausrichten der Meßvorrich
tung auf einer entsprechend angepaßten Halterung (Gehäuseboden, Quer
träger o. ä.) ermöglichen.
Das von der DMS-Brückenschaltung abgegebene, zur Belastung direkt
proportionale elektrische Signal wird von einem Instrumentenverstärker
verstärkt und an den Steuerrechner weitergeleitet (Bild 4), wo es
zunächst von einem Analog/Digital-Wandler in ein elektronisches Digi
talsignal umgewandelt wird. Je nach der Güte des Instrumentenverstär
kers und des A/D-Wandlers können auf diese Weise kleinste Nieder
schlagsmengen (0,01 mm) ohne weiteres zahlenmäßig aufgelöst werden.
Der Steuerrechner besteht aus einem Mikroprozessor, der über einen
Adreß- und Datenbus mit Programm- und Arbeitsspeicher und mit ver
schiedenen Schnittstellenschaltungen verbunden ist. Der Mikroprozessor
registriert pausenlos den jeweiligen Niederschlagswert und ist mit
Hilfe einer in den Rechner eingebundenen elektronischen Echtzeituhr in
der Lage, Niederschlagswerte zu jeder beliebigen Uhrzeit in festem
oder veränderlichem zeitlichem Abstand in einem Datenspeicher zu
sichern und von dort nach Bedarf jederzeit abzurufen und über eine
serielle oder parallele Schnittstelle an einen Auswerterechner weiter
zugeben, mit dem alle Niederschlagswerte bequem mit Bildschirm-
Datensichtgerät und Drucker beobachtet und gesichert werden können.
Über eine Treiberschaltung steuert der Mikroprozessor zu festen Zeiten
oder bei vollem Meßgefäß den Entleerungsmotor an. Zur genauen Positio
nierung der Motorwelle im Ruhezustand wird vom Mikroprozessor über
eine Anpassungsschaltung die Gabellichtschranke (Gabelkoppler) ausge
wertet.
Um das Niederschlagsmeßgerät unmittelbar, d. h. direkt am Aufstellort,
ablesen und bedienen zu können, ist dem Steuerrechner eine Ein- und
Ausgabeeinheit in Form einer Tastatur bzw. einer elektronischen
Digitalanzeige angegliedert, die über entsprechende Anpassungs- bzw.
Treiberschaltungen vom Mikroprozessor mitbedient werden.
Die gesamte Meßvorrichtung wird in ein wetterfestes Schutzgehäuse
eingebaut, an dessen Oberseite sich der Niederschlags-Auffangtrichter
befindet, der mit einer elektrischen Beheizung auszustatten ist, wenn
gefrorener Niederschlag gemessen werden soll. Im selben Schutzgehäuse
wird auch der Betriebsrechner mit Tastatur und Digitalanzeige unter
gebracht.
Claims (7)
1. Vorrichtung zur Messung von Niederschlag durch Wägung der Nieder
schlagsmasse,
dadurch gekennzeichnet, daß durch ein Meßgefäß an einer mit
elektrischen Dehnungsmeßstreifen versehenen Wägevorrichtung die
Masse des über eine definierte Fläche aufgefangenen Niederschlages
in Form eines analogen elektrischen Signals gemessen wird.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß das Meßgefäß an der Wägevorrichtung
drehbar befestigt ist und durch einen nicht zur Wägevorrichtung
gehörenden elektrischen Motor (Schrittmotor oder Getriebemotor) zum
Zweck der Entleerung gedreht (gekippt) werden kann, ohne daß der an
dem Meßgefäß angreifende Motor das Gefäß während des eigentlichen
Wägevorganges (Behälterruhestellung) berührt,
weiter dadurch gekennzeichnet, daß während der Entleerung eventuell
anfallender Niederschlag in einem Vorgefäß zwischengespeichert und
dem Meßgefäß übergeben wird, sobald dieses sich wieder in seiner
Ruheposition (Meßposition) befindet.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß am Meßgefäß, und nur dort, eine
Rohrleitung befestigt ist, die beim Überschreiten eines maximalen
Füllstandes nach dem Prinzip einer hydraulischen Heberleitung in
Funktion tritt und das Meßgefäß in kurzer Zeit bis auf eine geringe
Restwassermenge entleert.
4. Vorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß das Meßgefäß durch eine in das Gefäß
bis nahe an dessen Boden geführte Rohrleitung, die das Meßgefäß
nicht berührt, mittels einer selbstansaugenden Pumpe bis auf eine
geringe Restwassermenge entleert werden kann.
5. Vorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß das analoge elektrische Ausgangssignal
der Wägevorrichtung durch einen Analog/Digital-Wandler in ein
elektrisches Digitalsignal umgewandelt und einem elektronischen
Rechner zugeführt wird, der das Signal zu einem Niederschlagsmeß
wert verarbeitet, indem er bei Erreichen eines maximal zulässigen
Füllstandes sowie zu bestimmten Uhrzeiten und unter weiteren
festzulegenden Bedingungen mittels Zusatzvorrichtungen nach An
spruch 2 und 4 eine Entleerung des Meßgefäßes veranlaßt und den
nach Entleeren registrierten Meßwert als Gefäßmasse von allen
folgenden Meßwerten subtrahiert, um die Netto-Niederschlagsmasse zu
erhalten, welche durch Addition mit bereits entleerten Nieder
schlagsmassen den Gesamtniederschlagswert ergibt,
weiter dadurch gekennzeichnet, daß der Rechner die von ihm erfaßten
digitalen Meßwerte nach festzulegender Vorschrift in auswertbare
Niederschlagswerte (Niederschlagshöhe) umrechnet und einem Beobach
ter durch geeignete Schnittstellen zur Verfügung stellt.
6. Vorrichtung nach Anspruch 1 in Verbindung mit einem elektronischen
Digitalrechner nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet, daß der die Niederschlagsmeßvorrichtung
unmittelbar bedienende Rechner im selben Gehäuse untergebracht ist
wie die Meßvorrichtung und über eine parallele oder serielle
digitale Kommunikationsleitung mit einem weiteren Digitalrechner in
Verbindung steht, der die Auswertung der Niederschlagsmeßwerte in
für einen Beobachter angenehmer Art und Weise (Bildschirmarbeits
platz) ermöglicht.
7. Vorrichtung nach Anspruch 1 in Verbindung mit einem elektronischen
Digitalrechner nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet, daß der die Niederschlagsmeßvorrichtung
unmittelbar bedienende Rechner im selben Gehäuse wie die Meßvor
richtung untergebracht und mit einer elektronischen Digitalanzeige
und einer Eingabevorrichtung (Tastatur) ausgestattet ist, durch
welche die Meßvorrichtung ohne Zuhilfenahme eines weiteren, exter
nen, Rechners beobachtet und bedient werden kann (Ablesen des
Niederschlagswertes, Nullsetzen der Anzeige u. a.).
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19893935333 DE3935333A1 (de) | 1989-10-24 | 1989-10-24 | Niederschlagsmessgeraet |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19893935333 DE3935333A1 (de) | 1989-10-24 | 1989-10-24 | Niederschlagsmessgeraet |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE3935333A1 true DE3935333A1 (de) | 1991-04-25 |
Family
ID=6392056
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19893935333 Withdrawn DE3935333A1 (de) | 1989-10-24 | 1989-10-24 | Niederschlagsmessgeraet |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE3935333A1 (de) |
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