Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Anlage
zur Entgasung von festem Brennstoff in einem Wirbel
schichtreaktor, wobei die zur Entgasung erforderliche
Wärmeenergie in einer Wirbelschichtfeuerung erzeugt
und in den Wirbelschichtreaktor eingekoppelt wird ge
mäß Hauptpatent 39 04 712.
Zur Verringerung der Stickoxidemission von mit
Festbrennstoffen betriebenen Großfeuerungsanlagen
ist es bekannt, der Hauptfeuerungszone eine sogenann
te Reduktionszone nachzuschalten, in die ein Reduk
tionsmittel zur Reduktion der in der Hauptfeuerungszo
ne gebildeten Stickoxide eingeleitet wird. Dabei kann
das benötigte Reduktionsgas auch durch Ent- bzw. Ver
gasung einer entsprechenden vom Primärbrennstoff ab
gezweigten Brennstoffmenge gewonnen werden (DE-
OS 34 13 564), wobei unter Entgasung sowohl eine voll
ständige Entgasung als auch eine Teilentgasung des
Brennstoffes zu verstehen ist. Dadurch können die -
bei Einsatz von zusätzlichen Energien und Stoffen wie
z. B. Erdgas relativ hohen - Bereitstellungskosten für
das Reduktionsmittel gesenkt werden.
Eine weitere Senkung der Stickoxidemission wird er
reicht, wenn der gesamte feste Brennstoff vor seiner
Verfeuerung entgast wird (DE-OS 36 14 497), wobei
wiederum Teile der freigesetzten flüchtigen Bestandtei
le unmittelbar als Reduktionsmittel eingesetzt werden
können. Durch die Entgasung des gesamten zu verfeu
ernden festen Brennstoffes wird die Feuerraumtempe
ratur günstig beeinflußt und so die Stickoxidkonzentra
tion in der Hauptfeuerungszone vermindert, wobei le
diglich noch der im entgasten festen Brennstoff verblie
bene Reststickstoff in die Hauptfeuerungszone gelangt
und in geringerem Maße zur Stickoxidbildung führt. Die
niedrigere Stickoxidbildung schon in der Hauptfeue
rungszone wirkt sich besonders vorteilhaft auf die Ge
samtstickoxid-emission aus, da in der Reduktionszone,
nach derzeitigem Kenntnisstand, die auf niedrigem Ni
veau in der Hauptfeuerungszone gebildeten Stickoxide
weiter reduziert werden.
In der DE-OS 36 14 497 wird weiter vorgeschlagen,
die Entgasungseinrichtung für den festen Brennstoff di
rekt im Rauchgasstrom einer Großfeuerungsanlage,
z. B. eines Kraftwerkskessels anzuordnen und so die zur
Entgasung des festen Brennstoffes erforderliche Wär
meenergie aus dem Rauchgas der Großfeuerungsanlage
auszukoppeln. Bei dieser Anordnung ist natürlich nur
ein gleichzeitiger Betrieb beider Einrichtungen, der
Großfeuerungsanlage und der Entgasungseinrichtung,
möglich, wobei sich zudem beide Einrichtungen gegen
seitig beeinflussen. Eine solche Anordnung der Entga
sungseinrichtung ist darüber hinaus nur bei Neuanlagen
möglich.
Aus der DD 239 419 A1 ist ein Integriertes Pyrolyse-
Verbrennungsverfahren bekannt bei dem der Kohle die flüch
tigen Bestandteile unter den Bedingungen einer Wirbel
schicht durch Schwelung entzogen werden und der Wärmebarf
der Schwelung direkt durch Überführung heißer Asche aus ei
ner Brennkammer in den Schwelreaktor gedeckt wird.
Vorteilhaft bei einem solchen Verfahren ist, daß die
Schwelung als Tieftemperaturverkokung bei etwa 450°C bis
600°C einen mäßigen Wärmebedarf erfordert, der durch heiße
Asche gedeckt werden kann.
Als besonders nachteilig ist jedoch die Tatsache anzu
sehen, daß dieser Wärmezustrom durch direkten Wärmeaus
tausch auch an einen Massestrom gekoppelt ist, der bei ei
ner Weiterverwendung des entstandenen Gemisches aus Asche,
Schwelgas und Schwelkoks als Brennstoff für eine Wirbel
schichtfeuerung zunächst erfordert, daß das Schwelgas in
einem zusätzlichen Abscheidezyklon vom Asche-Schwelkoks-
Gemisch getrennt wird. Nur dann kann der Schwelkoks als
rußfreier, nichtrauchender Brennstoff gleichzeitig als Re
duktionsmittel im Brennraum wirken.
Im Hauptpatent 39 04 712 wird daher vorge
schlagen, die Entgasungseinrichtung von der Großfeuerung
betrieblich abzukoppeln und die Entgasung des festen Brenn
stoffes außerhalb der Großfeuerung in einem Wirbelschicht
reaktor durchzuführen, wobei die zur Entgasung des festen
Brennstoffes erforderliche Wärmeenergie durch Verbrennen
von festem Brennstoff in einer gesonderten Wirbelschicht
feuerung erzeugt wird.
Die Wirbelschichtfeuerung ist dabei innerhalb des Ent
gasungsreaktors angeordnet. Sie kann in mehrere einzelne
Feuerungsräume unterteilt werden, deren Wandungen aus
wärmeleitendem Werkstoff bestehen und die erzeugte Wärme
unmittelbar auf den zu entgasenden Festbrennstoff übertra
gen.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, dieses
Verfahren der eingangs beschriebenen Art weiter zu
verbessern sowie eine Anlage zur Durchführung des
verbesserten Verfahrens anzugeben.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß
als Brennstoff für die Wirbelschichtfeuerung entgaster
Brennstoff von einem als Wirbelschichtreaktor betriebenen
Entgasungsreaktor oder Heißgas-Wärmeübertrager verwendet
wird.
Der in der Wirbelschichtfeuerung benötigte entgaste
Brennstoff kann unmittelbar, z. B. mechanisch, aus dem
Wirbelschichtreaktor in die Wirbelschichtfeuerung ge
fördert werden. Gemäß einem weiteren Merkmal der
Erfindung erfolgt der Brennstoffeintrag aus dem Wir
belschichtreaktor in die Wirbelschichtfeuerung jedoch
zweckmäßigerweise pneumatisch, wobei als Fluidgas
ein Gemisch aus einem Inertgas und einem Sauerstoff
träger verwendet wird.
Durch die Verwendung von entgastem Festbrenn
stoff auch in der Wirbelschichtfeuerung kann auch hier
die Stickoxidemission weitgehend reduziert werden.
Über das Mengenverhältnis Inertgas zum Sauerstoff
träger bzw. zu dessen Sauerstoffanteil läßt sich der An
teil des im Inertgas-Sauerstoff-Gemisch enthaltenen
Sauerstoffes an den Sauerstoffbedarf der Wirbel
schichtfeuerung anpassen und damit sowohl ihre Wär
meleistung regeln als auch ein benötigter Fluidstrom
einstellen.
Als Inertgas wird zweckmäßigerweise rezirkuliertes
Rauchgas der Wirbelschichtfeuerung verwendet.
Während der Wirbelschichtreaktor ausschließlich mit
fein aufgemahlenem Feststoff - ohne zusätzliches iner
tes Bettmaterial - betrieben wird, wird die Wirbel
schichtfeuerung zweckmäßigerweise mit einem inerten
Bettmaterial, dessen Korngröße größer als die Korn
größe des entgasten Festbrennstoffes ist betrieben. Da
durch wird die Wandergeschwindigkeit der verbrennen
den Feststoffteilchen in der Wirbelschichtfeuerung ver
zögert und insgesamt eine bessere Temperaturvertei
lung über die Länge der Wirbelschichtfeuerung und ein
besserer Wärmeübergang erreicht.
Eine Anlage zur Durchführung des Verfahrens mit
einer innerhalb des Wirbelschichtreaktors angeordne
ten und aus einer oder mehreren parallel zueinander
angeordneten vertikalen Kammern bestehenden Wir
belschichtfeuerung zeichnet sich dadurch aus, daß die
Kammern in das Wirbelbett des Wirbelschichtreaktors
bis oberhalb des Düsenbodens eintauchen und daß un
terhalb der Kammern Injektordüsen zur Einleitung ei
nes Inertgas-Sauerstoff-Gemisches zusammen mit ent
gastem Brennstoff aus dem Wirbelschichtreaktor in die
Kammern der Wirbelschichtfeuerung angeordnet sind,
wobei die Beschickung des Wirbelschichtreaktors mit
frischem, zu entgasendem Brennstoff im Bereich der
Wirbelbettoberfläche erfolgt.
Eine weitere Anlage zur Durchführung des Verfah
rens zeichnet sich dadurch aus, daß die Beschickung des
Wirbelschichtreaktors von unten erfolgt und der entga
ste Brennstoff im Bereich der Bettoberfläche abgezo
gen wird. Über einen oder mehrere Rückführkanäle
wird ein Teil des entgasten Brennstoffes in die Kammer
bzw. die Kammern der Wirbelschichtfeuerung geför
dert. Vor Einmündung des oder der Rückführkanäle in
die Kammer bzw. die Kammern der Wirbelschichtfeue
rung sind Injektordüsen zum pneumatischen Dosieren
und Fördern des entgasten Brennstoffes in die Kammer
bzw. die Kammern der Wirbelschichtfeuerung vorgese
hen.
In den Fig. 1 und 2 sind mögliche Ausführungsformen
einer erfindungsgemäßen Anlage schematisch darge
stellt. Es zeigen
Fig. 1 eine schematische Darstellung einer Anlage ge
mäß Anspruch 6,
Fig. 2 eine schematische Darstellung einer Anlage ge
mäß Anspruch 7.
Über eine Brennstoffzuführung 11 wird zu entgasen
der Festbrennstoff in das Wirbelbett 12 eines Wirbel
schichtreaktors 1 eingebracht. Entgaster Brennstoff
wird über Leitung 13 abgezogen und z. B. in einer Groß
feuerungsanlage verfeuert. Die zur Entgasung des Fest
brennstoffes erforderliche Wärmeenergie wird in einer
innerhalb des Wirbelschichtreaktors 1 angeordneten
Wirbelschichtfeuerung 2 durch Verfeuern von im Wir
belschichtreaktor 1 entgastem Festbrennstoff erzeugt
und über Trennwände 21 aus wärmeleitfähigem Materi
al in den Wirbelschichtreaktor 1 übertragen. Die Wir
belschichtfeuerung 2 ist dabei zweckmäßigerweise in
mehrere parallel zueinander angeordnete vertikale
Kammern unterteilt. In den Beispielen der Fig. 1 und 2
sind jedoch zur Vereinfachung der bildlichen Darstel
lung jeweils nur eine Kammer der Wirbelschichtfeue
rung 2 eingezeichnet.
Das im Wirbelschichtreaktor 1 erhaltene Gas wird
nach Feststoffabscheidung in einem Filtersystem 6 über
Leitung 14 abgezogen. Es kann z. B. unmittelbar als Re
duktionsmittel zur weiteren Stickoxidminderung der
mit dem entgasten Festbrennstoff befeuerten Groß
feuerungsanlage verwendet werden.
Ein Teil des Gases wird über Leitung 15 abgezweigt
und, ggf. über eine weitere Gasreinigung 3, ein Gebläse
4 und ein Düsensystem 16 als Fluidisierungsgas in den
Wirbelschichtreaktor 1 zurückgeführt.
Der Eintrag von entgastem Brennstoff in die Wirbel
schichtfeuerung 2 erfolgt pneumatisch durch am Eintritt
in die einzelnen Kammern der Wirbelschichtfeuerung 2
angeordnete - in den Figuren nur schematisch ange
deuteten - Injektordüsen 26, wobei als Fördergas und
als Fluidisierungsgas ebenfalls über Leitung 25 zuge
führtes Inertgas und/oder Brennluft dient. Als Inertgas
wird zweckmäßigerweise Rauchgas aus der Rauchgas
ableitung 23 der Wirbelschichtfeuerung 2 verwendet.
Das Verhältnis Rauchgas zu Brennluft kann dabei ent
sprechend dem Sauerstoffbedarf der Wirbelschichtfeue
rung 2 eingestellt werden.
Im Beispiel der Fig. 1 enden die Kammern der Wir
belschichtfeuerung 2 innerhalb des Wirbelbettes 12, wo
bei der Eintrag von entgastem Brennstoff in das Wirbel
bett 22 der Wirbelschichtfeuerung 2 infolge der Sogwir
kung der Injektordüsen 26 unmittelbar aus dem Bereich
oberhalb des Düsenbodens 17 des Wirbelbettes 12 des
Wirbelschichtreaktors 1 erfolgt. Die Beschickung des
Wirbelschichtreaktors 1 mit frischem zu entgasendem
Festbrennstoff erfolgt in diesem Falle im Oberflächen
bereich seines Wirbelbettes 12.
Im Beispiel der Fig. 2 erfolgt die Beschickung des
Wirbelschichtreaktors 1 mit frischem, zu entgasendem
Festbrennstoff über die Brennstoffzuführung 11 von un
ten durch den Düsenboden 17. Die Rückführung von
entgastem Festbrennstoff zur Wirbelschichtfeuerung 2
erfolgt im gezeichneten Beispiel über Rückführkanäle
18 und 6 aus dem Oberflächenbereich des Wirbelbettes
12 des Wirbelschichtreaktors 1 von unten in die Wirbel
schichtfeuerung 2. Die Einleitung von entgastem Fest
brennstoff in die Wirbelschichtfeuerung 2 kann aber
auch von oben durch einen obenliegenden Rückführka
nal erfolgen.
Zur Unterstützung der Rückführung und Dosierung
von entgastem Brennstoff in die Wirbelschichtfeuerung
2 wird über Düsen 19 zusätzliches Fördergas in die
Rückführkanäle 18, 6 geleitet, wobei als zusätzliches
Fördergas zweckmäßigerweise ein Inertgas verwendet
wird. Der unmittelbare Eintrag des Brennstoffes in die
Wirbelschichtfeuerung 2 erfolgt zusammen mit dem
über Düsen 26 eingeleiteten Inertgas-Sauerstoffträger-
Gemisch. Dabei kann es zur Deckung des Sauerstoffbe
darfes zweckmäßig sein - z. B. zur Reduzierung der
Wirbelgeschwindigkeit in der Wirbelschichtfeuerung 2
- als Sauerstoffträger mit Sauerstoff angereicherte
Brennluft zu verwenden oder die Wirbelschichtfeue
rung unter Druck zu betreiben und verdichtete Brenn
luft einleiten.