DE3932640C2 - Verfahren zur Regelung einer Belebtschlamm-Kläranlage anhand gezielter Kontrolle einzelner Parameter - Google Patents
Verfahren zur Regelung einer Belebtschlamm-Kläranlage anhand gezielter Kontrolle einzelner ParameterInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Steuerung der Belebtschlammstufe
einer Kläranlage durch Kontrolle der Abbauleistung von Belebtschlämmen und
die Verwendung dieses Verfahrens.
DE 29 35 120 C2 beschreibt ein Verfahren zur Optimierung des Lufteintrags
in ein Abwasser-Belebtschlammgemisch, bei dem der Lufteintrag in Abhängig
keit von dem Sauerstoffanteil des aus dem Gemisch austretenden Gases
geregelt wird. Es wird dabei von der Erkenntnis ausgegangen, daß der
Sauerstoffverbrauch beim Belebtschlammverfahren proportional der Respira
tionsmenge des Belebtschlammes ist. Mit der Lehre der DE 29 35 120 C2 ist
es jedoch nur möglich, die Beckenbelüftung zu optimieren. Mit einem solchen
Verfahren kann dagegen die Abbauleistung eines Belebtschlammes für einzelne
der vielzähligen Verunreinigungen nicht bestimmt werden.
K. Prodisch et al. (GWF-Wasser/Abwasser 120 (1979), 524-527) beschreiben
die Messung von Enzymaktivitäten als Kennwerte des belebten Schlammes,
welche mit der Eliminierung leicht abbaubarer organischer Substanzen (BSB5)
korreliert werden können. Mit diesem Verfahren erfaßte Aktivitäten beziehen
sich jedoch lediglich auf die Leistungsfähigkeit eines Belebtschlammes, die
bereits durch den BSB5 erfaßbar ist.
Bisher wurde die Leistungsfähigkeit von Klärwerken über Messung der
abzubauenden oder zu eliminierenden Substanzen im Abwasserzufluß und
Auslauf eines Klärwerks bemessen, wobei als Maßzahl die Reduktion der
jeweiligen Schmutzfracht in Prozent errechnet wurde. Als abzubauende
Substrate kommen z. B. chemischer und biologischer Sauerstoffbedarf,
Ammonium-, Nitrit- und Nitratstickstoff und Phosphate in Frage. Die so
erhaltenen Daten sind aber nur über längere Zeiträume schlüssig, da die Werte
durch viele Parameter beeinflußt werden. Kurzfristige Schwankungen in der
Leistungsfähigkeit des Belebtschlamms können damit nicht erfaßt werden, so
daß diese Daten als Regelgrößen für die Klärwerkssteuerung nicht tauglich
sind. Die Aktivität von Schlämmen wurde bisher nur in bezug auf die
Eliminierung leicht abbaubarer organischer Substanzen, die durch den BSB5
(biologischer Sauerstoffbedarf) erfaßt werden, über Atmungsmessung
bestimmt. Außerdem standen den Klärwerken nur wenige, meßbare Betriebs
parameter zur Verfügung, die sich für eine Steuerung eignen, wie z. B. der
Schlamm-Volumen-Index für das Absetzverhalten des Schlamms, die mit
Elektroden gemessene Sauerstoffkonzentration in den Belebtbecken, das
Schlammalter oder die Menge des Überschußschlamms. Auf diese Weise
können jedoch die Probleme von Klärwerken, insbesondere von industriellen
Anlagen, bei der Beseitigung spezieller störender Substanzen, nicht berücksich
tigt werden.
Es war daher Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren zu finden, mit dem
Parameter schnell, einfach und reproduzierbar erfaßt werden können, die für
die Regelung der Belebtschlammstufe einer Kläranlage geeignet sind. Die
Erfindung hat weiterhin zum Ziel, ein Verfahren bereitzustellen, mit dem aus
der Vielzahl der einzelnen Abbaureaktionen ganz gezielt einzelne Abbaulei
stungen bestimmt und gemessen werden können.
Diese Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren zur Regelung der Belebt
schlammstufe einer Kläranlage durch Kontrolle der Abbauleistung des
Belebtschlammes, das dadurch gekennzeichnet ist, daß man eine Belebt
schlammprobe zur getrennten Erfassung der einzelnen Abbauleistungen unter
genau definierten Bedingungen, die bezüglich des pH-Wertes, der Temperatur
und der Salzkonzentration optimiert sind, mit einem Überschuß an dem oder
den interessierenden Substraten oberhalb des Sättigungsbereiches inkubiert
und in der Anfangsphase die Abnahme des Substrats oder die Zunahme eines
Abbauproduktes als Maß der Abbauleistung für dieses Substrat kinetisch
bestimmt und die ermittelte Maßzahl als Regelgröße zur Steuerung für die
Kläranlage verwendet, wobei nur der lineare, obere Teil der Reaktionskurve für
die Aktivitätsbestimmung genutzt wird, wie es im Patentanspruch 1 angege
ben ist.
Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren kann die Leistungsfähigkeit von Belebt- und
Faulschlämmen für bestimmte Substrate innerhalb kurzer Zeit bestimmt
werden. Die Messungen ergeben Regelgrößen, die verfahrenstechnische
Eingriffe in die Abbau- und Eliminierungsleistung erleichtern und verbessern
und somit der Leistungsverbesserung und Kostenoptimierung dienen. Die
Vermessung der Leitgrößen erfolgt unter optimalen und standardisierten
Bedingungen, analog einer Enzymbestimmung.
Dazu wird ein interessierendes Substrat oder mehrere Substrate nebeneinander
unter genau definierten Bedingungen, die hinsichtlich pH-Wert, Temperatur und
Salzkonzentration optimiert sind, gemessen. Die jeweils geeigneten Bedingun
gen können durch Messungen ermittelt werden oder sind dem Fachmann für
das jeweilige Substrat bekannt. Die Bestimmung der Substrate erfolgt nach an
sich bekannten Methoden, wobei bevorzugt die für die jeweiligen Substrate in
den Deutschen Einheitsmethoden (Deutsche Einheitsverfahren zur Wasser-,
Abwasser- und Schlammuntersuchung (DEV): Physikalische, chemische,
biologische und bakteriologische Verfahren (Herausgeber: Fachgruppe
Wasserchemie in der Gesellschaft Deutscher Chemiker) VCH Verlagsgesell
schaft, Weinheim) vorgeschriebenen Verfahren verwendet werden. Es wurde
die Bestimmung des Nitrat- und Nitritions nach DIN 38 405, Teile D9 und D10
des Deutschen Einheitsverfahrens zur Wasser-, Abwasser- und Schlammunter
suchung, die Bestimmung des Ammoniumions nach DIN 38 406, Teil D5 des
Deutschen Einheitsverfahrens und die Bestimmung des Phosphations nach DIN
38 405, Teil D11 des Deutschen Einheitsverfahrens, VCH Verlagsgesellschaft
Weinheim, 19. Lieferung 1967 durchgeführt. Unter diesen Bedingungen erhält
man zu Anfang scheinbar eine Reaktion nullter Ordnung mit einer linearen
Abnahme des Substrats und linearen Zunahme des Produkts. Nur der lineare,
obere Teil der Reaktionskurve wird erfindungsgemäß für die Aktivitätsbestim
mung genutzt. Bevorzugt werden in der Anfangsphase zwei Messungen im
Abstand von 5 bis 60 Minuten durchgeführt. Die so bestimmten Reaktionsge
schwindigkeiten sind linear abhängig von der Menge des eingesetzten
Katalysators, woraus sich auf die Menge der in dem Schlamm vorhandenen
Bakterien in Verbindung mit ihrem Aktivitätszustand schließen läßt. Solange
die Messungen unter genau definierten Bedingungen durchgeführt werden,
ergeben sich Maßzahlen, die auch über längere Zeiträume und verschiedene
Klärwerke vergleichbar sind. Im Gegensatz zu bekannten Meßverfahren von
Abbauleistungen reduziert sich die Meßzeit von mehreren Stunden auf wenige
Minuten, da nur die Anfangsgeschwindigkeit gemessen wird. Die abgeleiteten
Maßzahlen stehen also schnell für Regelprozesse zur Verfügung und sind
außerdem standardisierbar, so daß für längere Zeiträume und mehrere
Klärwerke Regeln zur Steuerung aufgestellt werden können, die sich an diesen
Größen orientieren.
Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich zur Kontrolle der Abbauleistung
vieler verschiedener Substrate. So ist das Verfahren beispielsweise geeignet
zur Kontrolle der Nitrifikation, biologischen Phosphateliminierung, Denitrifika
tion, Entfernung von Schwermetallen und dem Abbau von schwer abbaubaren
organischen Substanzen.
Unter Nitrifikation wird die Oxidation von Ammonium zu Nitrit und dann von
Nitrit zu Nitrat verstanden. Dazu kann der Belebtschlamm in Reaktionsgefäßen
unter starker Belüftung bei konstanter Temperierung und konstantem pH mit
einem Überschuß an Ammonium oder Nitrit inkubiert werden. Die Ammonium- und
Nitritoxidation kann unabhängig voneinander bestimmt werden, wobei im
ersten Fall die Nitrit oxidierenden Bakterien mit Chlorat und im zweiten Fall die
Ammonium oxidierenden Bakterien mit Allyl-Thioharnstoff gehemmt werden.
Zu verschiedenen Zeiten werden Proben entnommen und die Konzentrationen
des gebildeten Nitrits oder verbrauchten Nitrits, verbrauchten Ammoniums
oder des gebildeten Nitrats photometrisch nach bekannten Methoden
bestimmt. Eine Zwei-Punkt-Messung mit Inkubationszeiten von 5 bis 20
Minuten ist zur Durchführung des Tests normalerweise ausreichend, so daß
erste Meßwerte bereits kurz nach Entnahme der Probe vorliegen können. Der
Nachweis kann auch über Elektroden durchgeführt werden, wobei entweder
die Abnahme des Sauerstoffs über eine Clark-Elektrode oder die Zunahme von
Nitrat über eine Nitrat-Elektrode gemessen werden kann. Dieses Meßprinzip
eignet sich auch für eine vollautomatisierte Messung der Nitrifikationsleistung
im Bypass eines Belebungsbeckens.
Bei der biologischen Phosphateliminierung wird Phosphat von Bakterien des
Belebtschlamms aufgenommen, als Polyphosphat gespeichert und damit aus
dem Abwasserstrom in den Klärschlamm entfernt. Die Entphosphatierung kann
über die Abnahme der Konzentration an ortho-Phosphat in dem Reaktions
medium bestimmt werden. Dazu wird die Belebtschlammprobe in einem
gepufferten Salznährmedium mit Phosphat inkubiert, zu verschiedenen Zeiten
der Schlamm von diesem Medium abgetrennt und das Phosphat in dem
Medium nachgewiesen, z. B. indem es als Phosphomolybdän-Komplex
photometrisch quantifiziert wird. Die Anfangsgeschwindigkeit der Phosphatab
nahme ergibt die Maßzahl für die Leistungsfähigkeit eines Schlamms zur
Entphosphatierung.
Die Denitrifikation dient dazu, Nitrat aus dem Abwasser zu entfernen. Bei
diesem Prozeß wird von Bakterien unter Sauerstoffmangel organisches
Substrat nicht mit Luft-Sauerstoff oxidiert, sondern mit Nitrat als Oxidations
mittel, wobei elementarer Stickstoff entsteht. Die Denitrifikationsleistung kann
unter anderem bestimmt werden, indem die Belebtschlammprobe mit Nitrat
und einem geeigneten Substrat, wie beispielsweise Glucose oder Acetat, in
einer Meßküvette inkubiert wird, die mit Argon zur Einstellung sauerstofffreier
Verhältnisse begast wird und in der die Nitratkonzentration über eine
Nitratelektrode gemessen werden kann. Bei optimaler Temperatur, pH- und
Salzkonzentration und bei sättigenden Substratkonzentrationen ist die
Nitratabnahme zu Beginn der Reaktion linear zur Zeit und ein Maß für die
Denitrifikationsleistung eines Schlamms. Die Nitratkonzentration kann ebenso
kolorimetrisch nach bekannten Methoden bestimmt werden.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Entfernung von Schwermetallen aus dem
Abwasser. Dies kann durch Aufnahme von Schwermetallen in Bakterien
erfolgen, die Phosphat aus dem Abwasser entnehmen oder als Polyphosphat
speichern. Dabei werden ebenfalls bivalente Kationen aufgenommen und über
Komplexbindung an das Polyphosphat eingelagert. Die Aufnahmegeschwindig
keit des Belebtschlamms für das Schwermetall kann über bekannte Verfahren
zur Schwermetallbestimmung, wie z. B. Atomabsorptions-Spektrometrie oder
Ionen-Scan-Analyse bestimmt werden.
Wichtig ist weiterhin die Überwachung der Abbauleistung für schwer
abbaubare organische Substanzen, wie halogenierte Kohlenwasserstoffe und
Aromaten oder sulfonierte Aromaten. Die Abbauleistung des Belebtschlamms
für diese halogenierten Kohlenwasserstoffe kann über die Zunahme des
Chlorids im Nährmedium oder über chromatographische Bestimmung der
Ausgangssubstanzen bzw. der Folgeprodukte bestimmt werden.
Erfindungsgemäß ist es möglich, einen Belebtschlamm mit Hilfe von Maßzahlen
bezüglich seiner spezifischen Leistungsfähigkeit und Qualität exakt zu
beschreiben. Dadurch wird es möglich, die Klärung im Hinblick auf bestimmte
angestrebte Abbauleistungen sehr genau zu steuern und zu regeln. So kann
beispielsweise die Sauerstoffzufuhr abhängig von der Abbauleistung genau
eingestellt werden. Da die Belüftung der Belebtbecken der energieaufwendigste
Prozeß beim Betrieb eines Klärwerks ist, können so Kosteneinsparungen bei
gleichbleibender Leistung des Klärwerks erzielt werden. Die Sauerstoffzufuhr
ins Belebtbecken wurde bisher an der Gesamt-Atmungsaktivität orientiert, die
hauptsächlich den BSB5-Abbau erfaßt. Aufgrund der Sauerstoff-Zehrungsbe
dingungen von Belebtschlämmen wurden Sauerstoffkonzentrationen von 1 bis
2 mg/l als ausreichend bezeichnet. Unter bestimmten Bedingungen kann dies
für die Abbauleistung der Nitrifikation nicht ausreichen und zur Optimierung ist
es dann von Vorteil, die Sauerstoffzufuhr an der Nitrifikationsleistung zu
orientieren. Als weitere Regulationsmöglichkeit bei Klärwerken mit parallelen
Beckenstraßen bietet sich die Zumischung von Überschußschlämmen aus
Beckenstraßen mit hoher Leistungsfähigkeit in Beckenstraßen niedriger
Leistung an. Die Zugabe von Hilfsmitteln wie Eisenionen in das Belebtbecken
wird ebenfalls zur Verbesserung der Schlammeigenschaften und zur Fällung
von Phosphaten benutzt. Damit kann auch das Alter des Schlamms erhöht und
die Leistungsfähigkeit z. B. in bezug auf die Nitrifikation verbessert werden. Da
die Eisendosierung teuer und für die Umwelt nicht unproblematisch ist und
außerdem zu Problemen bei der Klärschlammentsorgung führen kann, sollte sie
auf ein Mindestmaß reduziert werden. Außerdem können etliche Nährstoffe auf
den Belebtschlamm einen positiven Effekt ausüben. Hierunter sind alle
chemischen Substanzen zu verstehen, die die Abwasser-Zusammensetzung
beeinflussen können. Beispiele sind Spurenelemente, Wachstumsfaktoren,
chemische Mittel, die Hemmstoffe zu blockieren vermögen, Hilfsmittel wie z. B.
Eisenionen, die eine Phosphatfällung im Becken hervorrufen und auch eine
Veränderung der Schlammdichte zu bewirken vermögen, Düngung von
einseitig belasteten Industrieabwässern mit Nitraten und Phosphaten. Diese
Substanzen sind teilweise teuer und müssen teilweise sehr genau dosiert
werden, um keine schädlichen Wirkungen hervorzurufen. So müssen
Düngungen mit Phosphat, Nitrat oder Harnstoff auf ein Mindestmaß reduziert
werden, um eine Eutrophierung der Gewässer zu vermeiden. Auch eine zu
hohe Dosierung von Eisensalzen kann sich negativ auswirken, insbesondere
in Verbindung mit einer zu hohen Dosierung anderer Nährstoffe wie Folsäure.
Durch Messung der spezifischen Belebtschlamm-Aktivität kann die optimale
Dosierung erkannt und gesteuert werden.
Erfahrungen haben gezeigt, daß sich Stoßbelastungen, wie sie beispielsweise
durch hohe Wassermengen bei Regen auftreten, negativ auf die Nitrifikation
auswirken. Um solche Stoßbelastungen zu vermeiden, können im Kanalisa
tionsnetz Wasserstauräume vorgesehen werden. Die Einleitung des dort
aufgefangenen Regenwassers kann dann, kontrolliert durch die erfindungsge
mäßen Meßdaten, erfolgen.
Besondere Leistungen von Klärwerken wie die biologische Entphosphatierung
und die Denitrifikation werden durch Einbau von anaeroben und anoxischen
Zonen vor der Belüftungszone erreicht. Die Verweilzeiten des Schlamms in
solchen Zonen und das Mischverhältnis zwischen Schlamm und Abwasser
werden in der Regel empirisch bestimmt. Eine Orientierung dieser Betriebspara
meter an den Leistungsdaten bringt hier eine weitere Verbesserung.
Auch die Regelung der Beckentemperatur über die Leistungsgrößen bringt eine
Optimierung der Abbauleistung.
Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren ist es also möglich, die Leistungsfähig
keit von Klärwerken durch Regelung über die ermittelten Maßzahlen zu
verbessern. Insbesondere ist es möglich, bei verschiedenen Klärwerken die
Beseitigung spezieller störender Substanzen, wie sie insbesondere bei
Industrie-Kläranlagen auftreten, gezielt durchzuführen.
Die durch die Vermessung der Reaktionsgeschwindigkeit nullter Ordnung
gewonnenen Maßzahlen lassen sich weiterhin zur Vorhersage der Abbaulei
stung des Klärwerks unter realen und fiktiven Bedingungen nutzen, wenn sie
in Beziehung zu den für jede Abbauleistung individuell zu bestimmenden
kinetischen Charakteristika (Abhängigkeit der Reaktionsgeschwindigkeit von
der Temperatur, pH-Wert, Substratkonzentration, Hemmstoffen) und den
Betriebsparametern des Klärwerks (Belebtbeckenvolumen, Mischverhältnis
Abwasser zu Belebtschlamm, Verweilzeit des Abwassers) gesetzt werden. Es
können dann exakte Prognosen zur Veränderung der Leistung bei einer
Veränderung der Betriebsparameter aufgestellt werden, die eine Optimierung
des Klärwerks im Sinne einer Leistungsverbesserung ermöglichen.
Ein Gegenstand der Erfindung ist daher auch die Verwendung des erfindungs
gemäßen Verfahrens zur Vorhersage der Leistung eines Klärwerks unter
verschiedenen Betriebsbedingungen und zur Verbesserung dieser Leistung
durch Änderung der Verfahrenstechnik.
Die Abbauleistung der Belebtschlammstufen von biologischen Kläranlagen
beruht auf der Aktivität verschiedener, spezialisierter Bakterienarten. Für die
Beurteilung der Leistung dieser Belebtschlämme in bezug auf Nitrifikation,
Denitrifikation, biologische Phosphoreliminierung, Eliminierung von Schwerme
tallen und Oxidation von schwer abbaubaren Chemikalien gab es bisher keine
meßbaren Zustandsgrößen, die sich für die Steuerung oder Regelung des
Klärwerks eignen. Bisher wurden diese Leistungen aufgrund von Analysedaten
der zu- und ablaufenden Abwässer beurteilt. Dieses Problem wird erfindungs
gemäß dadurch gelöst, daß die Aktivität der Belebtschlämme ähnlich wie bei
der Enzymbestimmung als Maximalgeschwindigkeit durch Vermessung einer
Reaktionskinetik nullter Ordnung bestimmt, eine standardisierbare Maßzahl
errechnet und als Regelgröße für die Leistungsoptimierung genutzt wird. Dabei
ist von Bedeutung, daß diese Messung innerhalb kurzer Zeit durchgeführt
werden kann und für unmittelbare verfahrenstechnische Änderungen zur
Verfügung steht. Beispielhaft wurden für die Oxidation von Ammonium und
Nitrit solche Regelgrößen zur Steuerung eines Klärwerks eingesetzt und eine
Leistungsoptimierung übereinfache,verfahrenstechnische Maßnahmen erzielt.
Die erfindungsgemäß ermittelten Meßzahlen eignen sich weiterhin zur
Vorhersage der Leistungsfähigkeit des Klärwerks unter realen und angenomme
nen Betriebsbedingungen, da die gesetzmäßigen Abhängigkeiten der
Bakterien-Aktivitäten von den Betriebsparametern bekannt sind oder ermittelt
werden können. Daraus können Prognosen für Verfahrensänderungen im Sinne
einer Leistungsoptimierung abgeleitet werden.
Die Erfindung wird durch die folgenden Figuren und Beispiele erläutert.
Fig. 1 zeigt ein Diagramm, auf dem die Abnahme des Ammoniums und die
Zunahme des Nitrats bei der Überwachung der Nitrifikation aufgetragen
ist.
Fig. 2 zeigt ein Diagramm, in dem der Anstieg der Nitrit-Konzentration bei
Messung der Aktivität Ammonium-oxidierender Bakterien bei Vorliegen
gesättigter Bedingungen aufgetragen ist.
Fig. 3 zeigt ein Diagramm, in dem die Abhängigkeit der Reaktionsgeschwindig
keit der Ammoniumoxidation von der Temperatur dargestellt ist.
Fig. 4 zeigt ein Diagramm, in dem die Abhängigkeit der Reaktionsgeschwindig
keit von der Ammonium-Konzentration aufgezeigt wird.
Fig. 5 zeigt ein Diagramm, in dem die Menge des eingesetzten Belebtschlamms
zur Reaktionsgeschwindigkeit in Beziehung gesetzt wird.
Fig. 6 zeigt ein Diagramm, in dem die Abnahme des Nitrits pro Zeiteinheit bei
der Bestimmung der Aktivität Nitrit-oxidierender Bakterien gezeigt wird.
Fig. 7 zeigt ein Diagramm, in dem die Steigerung der Atmungsaktivität im
Belebtschlamm, gemessen als Abnahme des Sauerstoffgehalts pro
Zeiteinheit vor und nach Zugabe von 2 mM Ammoniumsulfat dargestellt
ist.
Fig. 8 zeigt ein Diagramm, in dem die Geschwindigkeit der Phosphataufnahme
gezeigt wird.
Fig. 9 zeigt ein Diagramm, in dem ein Vergleich der Verläufe der Nitrifikations
leistung zwischen den Durchschnittswerten aus den Beckenstraßen 2
bis 4 und Beckenstraße 1, gemessen als prozentuale Abnahme der
Ammoniumkonzentration zwischen Ab- und Zulauf der Belebtbecken,
dargestellt ist.
Fig. 10 zeigt ein Diagramm, in dem die spezifische Aktivität der Ammonium
oxidierenden Bakterien im Belebtschlamm dargestellt ist. Hierzu wurde
Ammonium als Substrat und Natriumchlorat zur Hemmung der Nitrit
oxidierenden Bakterien hinzugegeben und die spezifische Aktivität aus
der Differenz der Werte für den Ammoniumgehalt in einer Zweipunkt
messung ermittelt, wobei zu einem bestimmten Zeitpunkt (Pfeil) durch
Mischen des Überschußschlamms von Beckenstraße 4 in 2 regelnd
eingegriffen wurde.
Fig. 11 zeigt ein Diagramm, in dem die spezifische Aktivität der Nitrit
oxidierenden Bakterien im Belebtschlamm dargestellt ist. Hierzu wurde
Nitrit als Substrat und Allylthioharnstoff zur Hemmung der Ammonium
oxidierenden Bakterien hinzugegeben und die spezifische Aktivität aus
der Differenz der Werte für den Nitritgehalt in einer Zweipunktmessung
ermittelt, wobei zu bestimmten Zeitpunkten (Pfeile) durch Erhöhung der
Luftzufuhr regelnd eingegriffen wurde.
Belebtschlamm des Klärwerks Nord, Abwasserzweckverband Heidelberg, wird
im Verhältnis 1 : 1 in einem Gesamtvolumen von 6 ml mit einem Salzmedium
vermischt, das das Wachstum von Ammonium-oxidierenden und Nitrit
oxidierenden Bakterien unterstützt (S. Soriano und N. Walker, 1968, Isolation
on ammonia-oxidizing autotrophic bacteria, J. Appl. Bacteriol., Band 31, Seiten
493 bis 497). Es enthält sämtliche erforderlichen Mineralsalze, CO2 als
C-Stoffquelle und Phosphat als Nährsalz und Puffer zu gleich. Der pH-Wert
eines solchen Ansatzes beträgt 7,2. Als Energiequelle wird das Substrat
Ammonium für Ammoniumoxidierer und das Substrat Nitrit für Nitritoxidierer
vor Beginn der Messung in Konzentrationen von 2,5 mM bzw. 0,6 mM
zugesetzt. Diese Mischung wird in Reagenzgläsern in einem temperierten
Trockeninkubator bei 30°C und durch eine Aquariumpumpe über eine
Injektionsnadel oder eine Fritte belüftet. Zu verschiedenen Zeiten werden
Proben entfernt und der Belebtschlamm durch Zentrifugation bei 10000 × g
für 4 Minuten oder durch Filtration entfernt. In dem Medium können nun
Nitrat, Nitrit und Ammonium gemäß den Deutschen Einheitsverfahren (DEV
DIN 38 405 und 38 406) photometrisch bestimmt werden. Fig. 1 zeigt die
Abnahme des Ammoniums und Zunahme des Nitrats in einem solchen
Testansatz. Erfaßt werden bei dieser Messung die Aktivität sowohl der
Ammonium-oxidierenden wie auch der Nitrit-oxidierenden Bakterien, was an
dem anfänglichen Anstieg der Nitritkonzentration und danach Abnahme
festzustellen ist. Die Ammoniumoxidierer können getrennt erfaßt werden,
wenn die Nitritoxidierer durch Zugabe von Natriumchlorat in einer Konzentra
tion von 18 mM gehemmt werden. Aus Fig. 2 ist in einem solchen Testansatz
ein linearer Anstieg der Nitritkonzentration in den ersten 30 Minuten erkenn
bar. In diesem Zeitraum verhält sich die Katalyse wie eine Reaktion nullter
Ordnung und die aus der Zunahme des Produkts errechnete Anfangsgeschwin
digkeit ist eine standardisierbare Maßzahl zur Bestimmung der Leistungsfähig
keit der ammoniumoxidierenden Bakterien in Belebtschlämmen. Im vorliegen
den Fall wurde für die Anfangsgeschwindigkeit die Bildung von 6,5 nMolen
Nitrit und der Verbrauch von 7,1 nMolen Ammonium pro Minute pro ml des
Reaktionsansatzes gemessen. Als Bezugsgröße kann das Feuchtgewicht des
eingesetzten Schlamms, aber auch das Trockengewicht, der Glühverlust oder
der Protein- oder DNA-Gehalt des Schlamms bestimmt werden. Im vorliegen
den Fall enthielt 1 ml des Reaktionsansatzes 43,4 mg feuchten Belebt
schlamm, woraus sich ein Umsatz von ca. 149 nMolen Substrat zu Produkt
pro Minute pro Gramm Feuchtgewicht ergibt. Da die Reaktion unter optimalen
pH-, Temperatur- und Substratbedingungen ablief, entspricht die Abbauge
schwindigkeit der Maximalgeschwindigkeit Vmax, die wie bei Enzymen in der
SI-Einheit Katal ausgedrückt werden kann. Es ergibt sich eine spezifische
Aktivität des Belebtschlamms für die Ammoniumoxidation von 2,49 nKatal pro
Gramm Feuchtgewicht. Das Temperaturoptimum ist in Fig. 3 dargestellt, wobei
die Reaktionsgeschwindigkeit in Prozent der maximal möglichen Umsatzrate
gegen die Temperatur aufgetragen wurde. Fig. 4 zeigt die Abhängigkeit der
Reaktionsgeschwindigkeit v von der Ammoniumkonzentration, woraus
hervorgeht, daß bei einer Ammoniumkonzentration im Bereich über 0,5 mM die
Sättigung des Katalysators erreicht ist. Unter solchen optimalen Bedingungen
ist die Reaktionsgeschwindigkeit v direkt proportional zur Menge des
eingesetzten Belebtschlamms, was aus Fig. 5 hervorgeht.
In der oben beschriebenen Durchführung kann der Test schnell auf folgende
Weise durchgeführt werden:
Belebtschlamm wird im Verhältnis 1 : 1 mit dem Salzmedium, 2,5 mM Ammonium und 18 mM Natriumchlorat vermischt, bei 30°C unter Belüftung für 5 Minuten inkubiert und dann eine erste Probe entnommen und der Nitritgehalt photometrisch nach 50facher Verdünnung der Probe bestimmt. Nach 15 Minuten wird eine weitere Probe entnommen und der Nitritgehalt bestimmt. Aus der Differenz der photometrischen Bestimmung ergibt sich nach Umrechnung auf eine Sekunde und 1 g Feuchtgewicht des eingesetzten Belebtschlamms die standardisierte Meßzahl für die Aktivität der Ammonium oxidierenden Bakterien in Katal pro Gramm Feuchtgewicht.
Belebtschlamm wird im Verhältnis 1 : 1 mit dem Salzmedium, 2,5 mM Ammonium und 18 mM Natriumchlorat vermischt, bei 30°C unter Belüftung für 5 Minuten inkubiert und dann eine erste Probe entnommen und der Nitritgehalt photometrisch nach 50facher Verdünnung der Probe bestimmt. Nach 15 Minuten wird eine weitere Probe entnommen und der Nitritgehalt bestimmt. Aus der Differenz der photometrischen Bestimmung ergibt sich nach Umrechnung auf eine Sekunde und 1 g Feuchtgewicht des eingesetzten Belebtschlamms die standardisierte Meßzahl für die Aktivität der Ammonium oxidierenden Bakterien in Katal pro Gramm Feuchtgewicht.
Die in Beispiel 1 dargelegte Meßanordnung läßt sich ebenfalls zur Bestimmung
der Aktivität nitritoxidierender Bakterien einsetzen. Anstelle von Ammonium
wird dem Ansatz Nitrit in einer Konzentration von 0,6 mM zugefügt und die
Bildung von Nitrit aus Resten von Ammonium im Belebtschlamm durch
Hemmung der ammoniumoxidierenden Bakterien mit 5 mg Allylthioharnstoff
pro 1 unterbunden. Fig. 6 zeigt die Abnahme des Nitrits im Bezug zur Zeit. Die
Abnahme ist während der ersten 60 Minuten linear, so daß die Bestimmung
der Aktivität nitritoxidierender Bakterien gemäß der in Beispiel 1 beschriebenen
Zweipunktmessung 5 Minuten und 15 Minuten nach Beginn der Inkubation
durchgeführt werden kann. Aus den Meßdaten in Fig. 6 ergibt sich eine
Oxidationsgeschwindigkeit des Nitrits von 6,5 nMolen pro ml pro Minute und
hieraus wie für die Ammoniumoxidation in Beispiel 1 eine spezifische Aktivität
von 2,49 nKatal pro Gramm Feuchtgewicht des eingesetzten Belebtschlamms.
Die Aktivitäten der ammoniumoxidierenden und nitritoxidierenden Bakterien ist
somit ausgeglichen, was Voraussetzung für einen optimalen Ablauf der
Gesamtnitrifikation im Klärwerk ist.
Belebtschlamm des Klärwerks Heidelberg wurde für 30 Minuten belüftet, um
Reste von Ammonium und Nitrit vollständig zu veratmen. 100 µl des
Schlamms wurden dann in 3 ml des in Beispiel 1 beschriebenen Salzmediums
eingemischt und in eine Salzküvette mit einer Sauerstoffelektrode (Prinzip
Clark) gefüllt. Fig. 7 zeigt die Schreiberkurve bei einem Papiervorschub von
1 cm pro Minute. Die Temperatur in der Meßküvette wurde auf 30°C konstant
gehalten. Zur Eichung war die Meßküvette mit sauerstoffgesättigtem Wasser
gefüllt worden und der Sauerstoff mit Natriumdithionit entfernt worden. Da die
Sauerstoffkonzentration in sauerstoffgesättigtem Wasser bei 30°C 8,5 mg/l
und das Volumen der Meßküvette 3 ml beträgt, entspricht die am Schreiber
gemessene maximale Abnahme des elektrischen Potentials einer Sauerstoff
menge von 25,5 µg. Durch Eichung der Meßküvette läßt sich der Schreiberaus
schlag genau einer Sauerstoffmenge zuordnen.
Wie aus Fig. 7 hervorgeht, ist nach Beschickung der Küvette mit Belebt
schlamm zunächst eine Abnahme des Sauerstoffs durch endogene Atmung der
Bakterien festzustellen. Nach Zugabe von 2 mM Ammoniumsulfat ist eine
Steigerung der Atmungsaktivität festzustellen. Auch durch Zugabe von
0,6 mM Natriumnitrit kann eine Steigerung der Atmungsaktivität beobachtet
werden. Aus der Zunahme des Sauerstoffverbrauchs nach Zugabe des
Substrats kann ähnlich wie in Beispiel 1 die katalytische Aktivität des
Belebtschlamms in Bezug zur Ammonium-oder Nitritoxidation berechnet
werden. Als Bezugsgröße eignet sich wiederum das Feuchtgewicht des
eingefüllten Belebtschlamms.
Belebtschlämme aus drei Klärwerken in Berlin (Sarfert, Boll, Kayser und Peter,
Biologische Phosphorentfernung in den Klärwerken Berlin-Ruhleben und
Berlin-Marienfelde, 1989, gwf Wasser-Abwasser, Band 130, Seiten 121 bis 130)
wurden in einer der in Beispiel 1 ähnlichen Anordnung auf die Geschwindigkeit
der biologischen Phosphatentfernung hin vermessen. Anstelle des oben
beschriebenen Salzmediums für nitrifizierende Bakterien wurde ein für
entphosphatierende Bakterien definiertes Medium benutzt (Gersberg und Allen,
Phosphorous uptake by Klebsiella pneumoniae and Acinetobacter calcoaceti
cus, 1985, Water Science and Technology, Band 17, Seiten 113 bis 118). Der
pH-Wert wurde auf 7,2 eingestellt. Als Substrat wurde 0,2 mMolar Natrium
phosphat zugesetzt. Zu verschiedenen Zeiten wurden Proben entnommen, der
Schlamm durch Zentrifugation entfernt und der Phosphatgehalt nach 10facher
Verdünnung als Phosphomolybdänkomplex (Phosphomolybdänblau Methode,
DEV DIN 38 405-D11) photometrisch quantifiziert. Fig. 8 zeigt die Aufnahme von
Phosphat in Abhängigkeit zur Zeit, wobei sich wie in Beispiel 1 aus der
Anfangsgeschwindigkeit eine Maßzahl berechnen läßt, die das Leistungsver
mögen eines entphosphatierenden Schlamms beschreibt.
Fig. 9 zeigt den Verlauf der Nitrifikationsleistung im Klärwerk Heidelberg in der
Beckenstraße 1, verglichen mit den Durchschnittswerten aus den Becken
straßen 2 bis 4. Zur Bestimmung wurden die Ammoniumkonzentrationen im
Ablauf und im Zulauf zu den Belebtbecken in Tagesmischproben gemessen und
die Nitrifikationsleistung als prozentuale Abnahme der Ammoniumkonzentration
errechnet. Die Fig. 10 und 11 zeigen die mit den in Beispiel 1 und 2 dargeleg
ten Zweipunktmessungen bestimmten spezifischen Aktivitäten der ammonium
oxidierenden und nitritoxidierenden Bakterien. Während die konventionell
bestimmte Nitrifikationsleistung in Fig. 9 nur über längere Zeiträume interpre
tierbar ist, lassen sich mit den neuen Testsystemen Änderungen schnell und
exakt feststellen und beurteilen.
Am 12.01.1989 wurde das Klärwerk Nord in Heidelberg mit insgesamt 1,48 t
Ammonium-Stickstoff belastet und konnte davon 27%, also 400 kg,
abbauen. Im Zulauf war eine Konzentration von 18 mg/l und im Ablauf eine
Konzentration von 13 mg/l Ammoniumstickstoff festzustellen.
Im Belebtschlamm des Klärwerks wurden an diesem Tag in den Beckenstraßen
1 bis 4 durchschnittliche Aktivitäten der ammoniumoxidierenden Bakterien von
163 nKatal pro 1 gemessen. Da eine Ammoniumkonzentration von 18 mg/l im
Abwasser im Substratsättigungsbereich der Ammoniumoxidation liegt (Fig. 4),
hätten die Belebtbecken aufgrund dieser Ergebnisse bei einer optimalen
Beckentemperatur von 30°C bei einem Abwasser/Rücklaufschlamm-Verhältnis
von 1 : 1 und einem Beckenvolumen von insgesamt 15 920 m3 1,568 t
Ammoniumstickstoff umsetzen können. Mit Hilfe der Temperaturcharakteristik
für die Ammoniumoxidation in Fig. 3 lassen sich nun Abbauleistungen des
Klärwerks bei verschiedenen Temperaturen vorhersagen oder bestätigen.
Danach konnte das Klärwerk bei bei der in den Beckenstraßen gemessenen
durchschnittlichen Temperatur von 15°C 345 kg Ammonium oxidieren, was
mit dem real gemessenen Wert von 400 kg in etwa übereinstimmt.
Die Fig. 10 und 11 stellen Ergebnisse von Aktivitätsmessungen für die
Ammonium- und Nitritoxidation von Belebtschlämmen aus den vier Becken
straßen des Klärwerks Nord in Heidelberg über 3 1/2 Monate dar. Durch drei
verfahrenstechnische Maßnahmen konnte die Aktivität der Schlämme
verbessert werden. In Fig. 10 wurde ab dem 20.01. (offener Pfeil) Überschuß
schlamm (täglich etwa 20% der Belebtschlammenge) aus der Beckenstraße
4 mit einer hohen in die Beckenstraße 2 mit einer niedrigen Ammoniumoxida
tions-Aktivität gepumpt, wodurch deren Aktivität verbessert und stabil an die
anderen Belebtbecken angeglichen werden konnte. Am 11.01. wurde
weiterhin der Mikronährstoff Folsäure in einer Konzentration von 0,1 ppm in
die Beckenstraße 1 dosiert. Da gleichzeitig alle vier Beckenstraßen mit
Eisen(III)chlorid in einer Konzentration von 80 g pro kg Trockengewicht
Schlamm beschickt wurden, wirkte sich die Folsäure in Verbindung mit dem
Eisenion hemmend auf die Ammonium- (Fig. 10) und Nitritoxidation (Fig. 11)
aus. Nachdem Mitte Februar die Eisensalz-Zufuhr gestoppt wurde, förderte der
Mikronährstoff die Oxidation der beiden Stickstoffverbindungen
(Fig. 10 und 11).
In Fig. 11 wurde am 12.01. die Nitrit-Oxidation in der Beckenstraße 4 durch
Erhöhung der Sauerstoffkonzentration von den von der Abwassertechnischen
Vereinigung empfohlenen 2 mg auf 3 mg/l durch verstärkte Belüftung um das
3- bis 4fache gesteigert (offener Pfeil), wodurch der Austrag von Nitrit aus
dem Klärwerk unterbunden wurde. Am 22.01. (geschlossener Pfeil) wurde
auch in den anderen Beckenstraßen die Sauerstoffkonzentration erhöht,
wodurch in den Beckenstraßen 2 und 3 die Aktivität der Nitrit-Oxidation
gesteigert wurde, in der Beckenstraße 1 jedoch nicht, da hier Folsäure in
Verbindung mit Eisenionen die Nitritoxidation hemmte.
Claims (9)
1. Verfahren zur Regelung der Belebtschlammstufe einer Kläranlage durch
Kontrolle der Abbauleistung des Belebtschlammes,
dadurch gekennzeichnet,
daß man eine Belebtschlammprobe zur getrennten Erfassung der
einzelnen Abbauleistungen unter genau definierten Bedingungen, die
bezüglich des pH-Wertes, der Temperatur und der Salzkonzentration
optimiert sind, mit einem Überschuß an dem oder den interessierenden
Substraten oberhalb des Sättigungsbereiches inkubiert und in der
Anfangsphase die Abnahme des Substrats oder die Zunahme eines
Abbauproduktes als Maß der Abbauleistung für dieses Substrat
kinetisch bestimmt und die ermittelte Maßzahl als Regelgröße zur
Steuerung für die Kläranlage verwendet, wobei nur der lineare, obere
Teil der Reaktionskurve für die Aktivitätsbestimmung genutzt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß man zwei Messungen im Abstand von 5 bis 60 Minuten durchführt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß man zur Kontrolle der Nitrifikation eine Probe des Belebtschlammes
unter starker Belüftung mit einem Überschuß an Ammonium oder Nitrit
inkubiert und anschließend durch zwei Messungen die Abnahme des
Ammoniums oder Nitrits oder die Zunahme des Nitrats bestimmt.
4. Verfahren nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß man die Zunahme des Nitrats über eine Nitratelektrode oder die
Abnahme des Sauerstoffs über eine Sauerstoffelektrode bestimmt.
5. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß man zur Kontrolle der Entphosphatierung eine Probe des Belebt
schlammes in einem gepufferten Salznährmedium mit einem Überschuß
an Phosphat inkubiert und durch zwei Messungen die Anfangsge
schwindigkeit der Phosphatabnahme bestimmt.
6. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß man zur Kontrolle der Denitrifikation eine Probe des Belebtschlam
mes mit einem Überschuß an Nitrat und einem geeigneten Substrat
unter Sauerstoffausschluß inkubiert und die Anfangsgeschwindigkeit der
Nitratabnahme über eine photometrische Zweipunktmessung der
Nitratkonzentration oder eine Nitratelektrode bestimmt.
7. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß man zur Kontrolle der Entfernung von Schwermetallen den
Belebtschlamm mit den interessierenden Schwermetallen inkubiert und
die Anfangsgeschwindigkeit der Aufnahme der Schwermetalle in den
Belebtschlamm bestimmt.
8. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß man zur Kontrolle des Abbaus organischer Stoffe eine Probe des
Belebtschlammes mit Chlorkohlenwasserstoff inkubiert und die Zunahme
des Chlorids im Medium kinetisch bestimmt.
9. Verwendung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 8 zur
Vorhersage der Leistung eines Klärwerks unter verschiedenen Betriebs
bedingungen und zur Verbesserung dieser Leistung durch Änderung der
Verfahrenstechnik.
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