DE3928255A1 - Verfahren und vorrichtung zur biologischen ab- und trinkwasseraufbereitung - Google Patents
Verfahren und vorrichtung zur biologischen ab- und trinkwasseraufbereitungInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur biolo
gischen Ab- und Trinkwasseraufbereitung, insbesondere auch
auf ein Verfahren zur Denitrifikation bzw. Nitrifikation
von Grund- und Abwasser, unter Einsatz einer Biomasse aus
einem Gel oder Polymer sowie darin eingeschlossenen immobi
lisierten Mikroorganismen und/oder Enzymen. Des weiteren
hat die Erfindung eine Vorrichtung zur Durchführung eines
derartigen Verfahrens zum Gegenstand, die mit einem Träger
zur Halterung einer Biomasse der vorgenannten Art versehen
ist.
Die Belastung von Trink- und Abwasser wird zunehmend viel
fältiger und bereitet demzufolge hinsichtlich der Aufberei
tung Probleme. Im Trinkwasserbereich ist inzwischen insbe
sondere auch aufgrund von Überdüngung von Böden die stei
gende Nitratkonzentration ein grundsätzliches Problem.
Eine biologische Trinkwasseraufbereitung ist dabei neben
wirtschaftlichen Gesichtspunkten insbesondere auch wegen
der natürlichen Verfahrensweise und der Selektivität eine
bevorzugte Maßnahme. Nachteilig bei herkömmlichen biolo
gischen Aufbereitungsverfahren ist jedoch der direkte Kon
takt einer losen Biomasse mit dem aufzubereitenden Trink
wasser. Bei den sogenannten heterotrophen Verfahren, bei
denen z. B. Ethanol zugesetzt wird, ist nachteilig, daß
das Trinkwasser durch diese Zugabe zunächst verunreinigt
und nach der Denitrifikation durch aufwendige Maßnahmen
nachbehandelt werden muß.
Bei der Aufbereitung von Abwässern sind die Probleme noch
vielfältiger. Die für die herkömmlichen biologischen Auf
bereitungsverfahren zur Verfügung zu stellenden Mikroorga
nismen können teilweise nur durch sehr aufwendige Verfah
rensschritte angezüchtet werden mit der Konsequenz, daß
sie an sich viel zu wertvoll sind, um sie mit dem Abwasser
verlorengehen zu lassen. Beispielhaft sei hier die Nitrifi
kation in kommunalen Kläranlagen angeführt, in denen mit
herkömmlichen biologischen Verfahren die Nitrifikation
nur schwerlich in Gang zu bringen ist. Im Falle eines Un
falles, bei dem eine biologische Aufbereitung sehr schnell
mit einer hohen Abbauleistung gefordert ist, sind herkömm
liche biologische Verfahren nicht mit dem gewünschten Ergeb
nis realisierbar, da es mitunter Monate dauern kann, bis
sich eine geeignete Biomasse im Reaktor bildet.
Um insbesondere die Aufbereitungsergebnisse zu verbessern,
ist ein Verfahren der eingangs genannten Art bekannt gewor
den (DE-OS 36 13 575), bei dem eine Biomasse Verwendung
findet, die aus einer Gelschicht besteht, in die Mikro
organismen oder Enzyme eingebracht werden. Diese die Mikro
organismen bzw. Enzyme enthaltende Gelschicht wird in ein
poröses Trägermaterial eingebracht und ausgehärtet. Nach
teilig hierbei ist jedoch, daß die Abbaurate insbesondere
auch in zeitlicher Hinsicht noch nicht zu überzeugen vermag,
was insbesondere auch darauf zurückzuführen ist, daß die
mit den Abwässern direkt in Kontakt kommende Oberfläche
der Biomasse insgesamt relativ gering ist, die in den Hohl
räumen eingeschlossene Biomasse jedoch erst nach zeitrau
bender Diffusion reaktionsbereit ist. Zudem sind derartige
offenzellige, getränkte Kügelchen in besonderen Vorrich
tungen einsetzbar, damit die Kügelchen nicht im Einsatzfall
verlorengehen. Insbesondere im Falle eines Unfalls mit
der zuvor beschriebenen Forderung nach einer hohen Abbau
leistung ist somit auch dieses Verfahren noch nicht mit
dem gewünschten Erfolg einsetzbar.
Es ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren
zur biologischen Ab- und Trinkwasseraufbereitung zur Verfü
gung zu stellen, mit dem die entsprechende Abwasseraufbe
reitung effektiver und schneller zu vollziehen ist. Zur
Lösung dieser Aufgabe zeichnet sich das Verfahren der ein
gangs genannten Art dadurch aus, daß zur Wasseraufbereitung
ein in einen Feststoff oder Wirbelbettreaktor einsetzbarer
Füllkörper Verwendung findet, auf dessen äußerer, im wesent
lichen geschlossener Oberfläche vor Einsetzen in den Reaktor
ein hinsichtlich Dicke und Zusammensetzung variabler, aus
härtbarer Biomassefilm aufgebracht ist.
Durch die Verwendung des filmbeschichteten Füllkörpers
steht ein Träger zur Verfügung, der nach der Beschichtung
eine sehr große Biomassekontaktfläche für die aufzuberei
tenden Abwässer hat. Besonders vorteilhaft ist, daß bei
dem Verfahren nach der Erfindung der Füllkörper auf ein
fache Weise erst im Bedarfsfall mit der Biomasse beschichtet
werden muß und dann nach dem Aushärteprozeß ausgesetzt
wird. Beispielsweise im Falle eines Unfalles ist es somit
möglich, die aufzubringende Biomassefilmschicht den in
der Praxis anfallenden Notwendigkeiten hinsichtlich Auswahl
der erforderlichen Mikroorganismen bzw. Enzymen anzupassen,
aber auch Filmdicke, Konzentration der zuzugebenden Mikro
organismen und dgl. problemorientiert vorzusehen. Die Ein
satz findenden Mikroorganismen lassen sich damit vor ihrem
Einsatz in Fermentatoren als Reinkultur oder auch als Misch
kultur unter optimalen Bedingungen leicht anzüchten und
können auch problemlos gelagert werden, bis sie im Bedarfs
fall einfach und schnell immobilisiert über die Füllkörper
Einsatz finden können. Hinsichtlich weiterer vorteilhafter
Ausgestaltungen des Verfahrens wird auf die Ansprüche 2
bis 4 verwiesen.
Die für das Verfahren einsetzbare Vorrichtung zeichnet
sich zunächst dadurch aus, daß der Träger für die Biomasse
durch einen beschichtbaren sowie einem Aushärtungsprozeß
unterziehbaren Füllkörper mit im wesentlichen geschlossener
Körperoberfläche gebildet wird. Dieser Füllkörper kann
z. B. durch handelsübliche, in Füllkörperkolonnen einsetz
bare Füllkörper gebildet sein, beispielsweise auch aus
Kunststoff, die bereits eine im wesentlichen geschlossene
Körperoberfläche mit der Konsequenz aufweisen, daß die
aufgebrachte Filmschicht aus dem Gel und den Mikroorganismen
als Abwasserkontaktfläche zur Verfügung steht. Beispiels
weise können die Füllkörper igel-, gitterrohr-, ring-,
rohr- oder eine kugelförmige Gestalt haben. Sie können
dabei verschiedenfach dimensioniert sein, so daß sie bei
spielsweise auch insgesamt einen Festkörperreaktor bilden
können, der beispielsweise im Falle eines Unfalles in die
aufzubereitende Abwassermenge eingelassen wird. Nach Ver
brauch des Biomassefilms ist der Füllkörper darüber hinaus
voll wiederverwendbar und für einen nachfolgenden Aufberei
tungsprozeß mit dem entsprechend geforderten Biomassefilm
zu beschichten. In vielen Fällen, z. B. in Kläranlagen,
können die filmbeschichteten Füllkörper einmalig eingesetzt
werden, wobei sich nach Verbrauch bzw. Ablösen des Bio
massefilms ein stabiler Film mit direktem Kontakt zum Füll
körper selbständig gebildet hat.
Es bietet sich darüber hinaus auch an, die in der Film
schicht aufgebrachten Mikroorganismen durch den Füllkörper
selber mit Nährstoffen und/oder Energiestoffen zu versehen,
z. B., indem der Füllkörper eine Kohlenstoffquelle bildet
bzw. als Elektronendonator ausgebildet ist. Hierzu bietet
sich auch Calciumcarbonat an, das für einen Calciumalginat
umfassenden Biomassefilm filmstabilisierend wirkt. Die
Beschichtung kann derart erfolgen, daß die zunächst für
die entsprechende Wasseraufbereitung spezifischen Mikro
organismen, sei es als Reinkultur oder als Mischkultur,
mit einem Gelbildner wie z. B. Agga, Alginat und dgl. ver
mischt werden. Der Füllkörper wird dann in eine derartige
Suspension getaucht und dabei filmbeschichtet. Alsdann
kann der Filmkörper mitsamt der aufgebrachten Biomasse
in einer Vernetzungschemikalien enthaltenden Lösung, z.
B. Calciumchlorid bei Verwendung von Natriumalginat, ein
gebracht, vernetzt und anschließend getrocknet werden.
Durch z. B. Variation der Viskosität des Gelbildners, der
Verweilzeit im Beschichtungsbad und des anschließenden
Trocknungsvorganges können im Hinblick auf die gewünschte
Aufbereitungsart bzw. -leistung verschiedene Schichtdicken
eingestellt werden. Durch verschiedene Trocknungsverfahren
und Aushärtzeiten kann darüber hinaus die Härte bzw. die
Stabilität der gebildeten Filmschicht auch im Hinblick
auf die gewünschte Aufbereitungsart bzw. -leistung variiert
werden. Zudem ist es möglich, durch Wiederholung der vor
genannten Vorgänge mehrere übereinander liegende Film
schichten zu erhalten.
Hinsichtlich weiterer Ausgestaltungen der Vorrichtung wird
auf die Ansprüche 5 bis 15 verwiesen.
Claims (15)
1. Verfahren zur biologischen Ab- und Trinkwasserauf
bereitung, insbesondere auch Verfahren zur Denitrifikation
bzw. Nitrifikation von Grund- und Abwasser, unter Einsatz
einer Biomasse aus einem Gel oder Polymer sowie darin ein
geschlossenen immobilisierten Mikroorganismen und/oder
Enzymen, dadurch gekennzeichnet, daß zur Wasseraufbereitung
ein in einen Feststoff- oder Wirbelbettreaktor einsetzbarer
Füllkörper Verwendung findet, auf dessen äußerer, im wesent
lichen geschlossener Oberfläche vor Einsetzen in den Reaktor
ein hinsichtlich Dicke und Zusammensetzung variabler, aus
härtbarer Biomassefilm aufgebracht ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß nach Verbrauch eines ersten Biomassefilms der Füllkörper
zur weiteren Wasseraufbereitung mit einem neuen Biomassefilm
beschichtet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekenn
zeichnet, daß gleichzeitig und/oder nachfolgend hinsichtlich
Dicke, Konzentration und/oder Zusammensetzung der Bakterien
bzw. Mikroorganismen unterschiedlich filmbeschichtete Füll
körper Verwendung finden.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß den Mikroorganismen bzw. Enzymen während
der Wasseraufbereitung Nährstoffe, Kohlenstoff und/oder
Energiestoffe durch den Füllkörper zugeführt werden.
5. Vorrichtung zur Durchführung insbesondere des Ver
fahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 4, mit einem Träger
zur Halterung einer Biomasse aus in einem Gel oder Polymer
eingeschlossenen immobilisierten Mikroorganismen und/oder
Enzymen, dadurch gekennzeichnet, daß der Träger durch einen
mit dem Biomassefilm beschichtbaren sowie einem Aushärtungs
prozeß unterziehbaren Füllkörper mit im wesentlichen ge
schlossener Körperoberfläche gebildet wird.
6. Vorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet,
daß der filmbeschichtbare Füllkörper als einen Festbett
reaktor ausbildender Festkörper ausgebildet ist.
7. Vorrichtung nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekenn
zeichnet, daß der Füllkörper eine igel-, gitterrohr-,
ring-, rohr- oder kugelförmige Gestalt hat.
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 5 bis 7, dadurch
gekennzeichnet, daß der Füllkörper als Elektronendonator,
Kohlenstoffquelle und/oder Nährstoffversorger ausgebildet
ist.
9. Vorrichtung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet,
daß der Füllkörper durch Gestein gebildet ist.
10. Vorrichtung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet,
daß der Füllkörper ein phosphathaltiges Filmschichtträger
material umfaßt.
11. Vorrichtung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet,
daß der Füllkörper ein kalkhaltiges Filmschichttträgermate
rial aufweist.
12. Vorrichtung nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet,
das das Filmschichtträgermaterial durch calciumreiches
Calcium-Carbonat gebildet ist.
13. Vorrichtung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet,
daß der Füllkörper ein Schwefel umfassendes Filmschicht
trägermaterial aufweist.
14. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 5 bis 13, da
durch gekennzeichnet, daß der Füllkörper eine die Film
schicht stabilisierende Trägersubstanz aufweist.
15. Vorrichtung nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet,
daß der Füllkörper eine Filmschichtträgersubstanz aus Na
triumalginat, Calciumalginat oder Agga aufweist.
Priority Applications (1)
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Publications (2)
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Cited By (4)
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1989
- 1989-08-26 DE DE19893928255 patent/DE3928255A1/de active Granted
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