DE3919382A1 - Vorrichtung zur streckgrenzenerhoehung von warm gewalztem draht - Google Patents
Vorrichtung zur streckgrenzenerhoehung von warm gewalztem drahtInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf eine Vorrichtung zur Streck
grenzenerhöhung von warm gewalztem Draht, insbesondere von
geripptem Betonstahl mit einem Durchmesser von etwa 4 bis
18 mm.
Draht ist ein in Bunden oder Ringen aufgehaspelter Walzstahl in
dünnen Abmessungen, der durch Warmwalzen hergestellt und viel
fach kalt weiterverarbeitet wird. Um die Abmessungen des Walz
drahtes zu verringern, die Maßgenauigkeit und Oberfläche zu
verbessern und die Werkstoffeigenschaften zu verändern, wird
der Walzdraht häufig durch Ziehen weiterverarbeitet. Um die
Streckgrenze von Stahl, die ein Maß für dessen Formbeständig
keit ist, zu erhöhen, wird der Stahl entweder vergütet oder
z. B. durch Kaltverformen weiterverarbeitet.
Bei dem zur Bewehrung von Beton verwendeten Betonstahl nimmt
der Betonstahl die Zug- und Schubkräfte auf, während der Beton
die Druckspannungen aufnimmt. Die sich aus der Stahlzusammen
setzung ergebende Festigkeit des Betonstahls kann durch Karl
verformung erhöht werden. In Literatur und Praxis sind folgende
Verfahren zur Streckgrenzerhöhung von warm gewalztem Betonstahl
bekannt.
Eine relativ einfach in der Praxis durchzuführende Erhöhung der
Streckgrenze kann durch Zusatz von Mikrolegierungselementen wie
Vanadin und Niob erreicht werden. Dadurch entstehen jedoch
erhebliche Kosten, die sich in der Zukunft noch erhöhen werden,
da die Legierungselemente als strategisch wichtig angesehen und
nur aus politisch unsicheren Ländern exportiert werden können.
Weiter ergeben sich bei diesem Verfahren und dem bei dem Warm
walzen stattfindenden Ausscheidungsprozeß relativ hohe Eigen
spannungen in dem fertig gewalzten Betonstahl, die zu Verar
beitungsproblemen im Biegebetrieb führen können.
Ein weiteres Verfahren zur Streckgrenzenerhöhung ist die als
Tempcore-Verfahren bekannte Wasservergütung des warm gewalzten
gerippten Betonstahls. Dieses relativ preisgünstige Vergü
tungsverfahren wird überwiegend bei der Herstellung von ge
ripptem Stabstahl im Durchmesserbereich von 14 bis 50 mm einge
setzt. Das Verfahren zeichnet sich neben der Preisgünstigkeit
vor allem durch die guten Verarbeitungseigenschaften des
wasservergüteten Betonstahls aus. Dieses Verfahren kann jedoch
bei der Herstellung von Betonstahl mit einer Mindeststreck
grenze von 500 N/mm2 und mit einem Durchmesser von 6 bis 12 mm
auf hochmodernen Drahtstraßen nicht eingesetzt werden, weil die
Walzgeschwindigkeit größer als 45 m pro Sekunde ist und teil
weise sogar über 100 m pro Sekunde beträgt. Damit ist der
Durchlaufwiderstand des gerippten Walzgutes in den Wasserkühl
strecken so hoch, daß das Walzgut aus der Walzlinie leicht
ausbricht.
Bei der Herstellung von Baustahlmatten erzielt man die Streck
grenzenerhöhung von dem als Ausgangsmaterial dienenden glatten
Walzdraht durch eine Kombination von Querschnittsverformung und
Rippung. Der Nachteil dieses Verfahrens ergibt sich aus der
Kombination von Rippung und Kaltverformung, d. h. Querschnitts
reduktionen von mehr als 12%, weil bei derartigen Quer
schnittsverformungen die mechanisch-technologischen Eigen
schaften des Betonstahls, wie Gleichmaßdehnung und Streck
grenzenverhältnis, erheblich leiden.
Es wurden daher die beiden Prozesse Rippung und Kaltverformung
mit dem Ziel der Streckgrenzenerhöhung nicht mehr in einem
Verfahrensgang, sondern in zwei Verfahrensgängen durchgeführt.
Dabei wird die Rippung während des Warmwalzvorganges erzeugt,
während die anschließende Verformung mit der entsprechenden
Streckgrenzensteigerung in einem Kaltverformungsprozeß erfolgt.
Bei einer Aufteilung und Verlagerung des Rippvorganges in das
vorgeschaltete Warmwalzwerk ist eine Streckgrenzenerhöhung auf
die notwendigen Mindestwerte bei einem Verformungsgrad von
kleiner als 12% möglich.
Basierend auf diesen Überlegungen wurde bereits ein diskon
tinuierlicher Prozeß zur Herstellung von tordiertem geripptem
Betonstahl (Torstahl) in der Praxis eingeführt. Bei diesem Ver
fahren wird als Ausgangsmaterial warm gewalzter gerippter
Betonstahl in Stäben erzeugt, der anschließend auf einer Tor
sionsmaschine durch Torsion kalt verformt wird. Ein ähnliches
Verfahren ist als sogen. Biege-Richtverfahren bekannt, bei dem
die Torsion durch Recken ersetzt wird.
Bei Draht-Ziehmaschinen ist es üblich den zu ziehenden Draht
mehrfach um eine Scheibe mit einem Durchmesser von etwa 600 bis
750 mm zu umschlingen (3 bis 5fach). Im laufenden Betrieb läuft
soviel neuer Draht von unten auf die Scheibe, wie oben auf der
Scheibe abläuft, d. h. der Draht rutscht auf der Scheibe von
unten nach oben, man spricht von "Schollen" auf der Zieh
scheibe. Dieser Vorgang ist möglich, weil der gezogene Draht
glatt und beseift ist und die Ziehscheibe eine Konizität auf
weist. Warmgewalzter gerippter Betonstahl weist jedoch eine
trockene, z. T. rostige verzunderte Oberfläche auf. Aufgrund
dieser Oberflächenbeschaffenheit und der Rippen schollt der
Betonstahl auf einer Ziehscheibe nicht, sondern der neu auf
laufende Draht klettert über den auf der Ziehscheibe befind
lichen Draht. Es kommt zu erheblichen Störungen und Stillstand
des Prozesses nach wenigen Sekunden.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, eine Vor
richtung der eingangs genannten Art zu schaffen, mit der warm
gewalzter Draht, insbesondere gerippter Betonstahl, zur Streck
grenzenerhöhung kontinuierlich kaltverformt werden kann.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß im wesentlichen dadurch
gelöst, daß mindestens zwei umlaufende Reckscheiben vorgesehen
sind, die mit unterschiedlichen Umfangsgeschwindigkeiten lau
fen, daß der Durchmesser der Reckscheiben größer als 1000 mm
ist und daß die Reckscheiben am Scheibenumfang einen vorzugs
weise V-förmigen Einstich aufweisen. Damit wird ein konti
nuierlich arbeitendes Verfahren geschaffen, mit dem Walzdraht
zur Streckgrenzenerhöhung behandelt werden kann. Durch die Wahl
eines Scheibendurchmessers von mehr als 1000 mm wird erreicht,
daß der Draht während des Reckvorganges nicht zu stark durch
gebogen wird und damit der Stahl nach der Behandlung sich im
elastischen Bereich verformen kann. Außerdem bietet eine der
artige Reckscheibe mehr Angriffspunkte und somit eine erhöhte
Reibung. Diesem Ziel dient auch die Verwendung eines V-förmigen
Einstichs am Scheibenumfang, da der Draht damit zwei Berüh
rungslinien hat.
Gemäß einer bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung sind zwei
Reckscheiben vorgesehen, wobei die einlaufseitige Reckscheibe
eine geringere Umfangsgeschwindigkeit als die auslaufseitige
Reckscheibe aufweist. Selbstverständlich kann die Vorrichtung
erfindungsgemäß auch mit mehreren Reckscheiben betrieben wer
den, wobei die der ersten Reckscheibe nachfolgenden Reckschei
ben jeweils eine größere Umfangsgeschwindigkeit aufweisen,
jedoch ist bereits mit zwei Reckscheiben eine ausreichende
Streckgrenzenerhöhung zur Erzielung hervorragender Drahteigen
schaften ausreichend.
Eine besonders vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung sieht
vor, daß die Reckscheiben den gleichen Durchmesser aufweisen.
Hierbei werden die einzelnen Reckscheiben von je einem Motor
mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten angetrieben.
Gemäß einer weiteren Ausgestaltung dieses Erfindungsgedankens
weisen die Reckscheiben einen unterschiedlichen Durchmesser
auf. Hierbei soll der Durchmesser der ersten Scheibe geringer
sein als der Durchmesser der zweiten Scheibe. Bei dieser Aus
führungsform braucht nur ein Motor zum Betrieb der beiden oder
mehreren Reckscheiben vorgesehen sein.
Zweckmäßigerweise beträgt der Durchmesser der Reckscheiben etwa
2000 mm. Bei einem derartigen Durchmesser wird eine ausreichend
große Reibfläche bei geringer Durchbiegung des Drahtes ge
schaffen. Damit lassen sich Gleichmaßdehnungen von mehr als 5%,
vorzugsweise 6% und ein Streckgrenzenverhältnis von etwa 1,108,
vorzugsweise von 1,10 erreichen.
Um eine besonders klein bauende Vorrichtung zu erreichen, ist
erfindungsgemäß vorgesehen, daß die Reckscheiben eine gegen
läufige Drehrichtung aufweisen.
Eine zusätzliche Erhöhung der Reibung kann in einfacher Weise
erfindungsgemäß dadurch erzielt werden, daß der V-förmige
Einstich Riffelungen aufweist. Aus dem gleichen Grund können in
dem V-förmigen Einstich auch Nuten ausgebildet sein.
Um die entsprechenden Reibkräfte sicher auf die umlaufenden
Reckscheiben aufbringen zu können, ist erfindungsgemäß vorge
sehen, daß über dem Umfang der Reckscheiben Druckrollen an
geordnet sind, die in Richtung auf den V-förmigen Einstich
wirken. In Weiterbildung dieses Erfindungsgedankens ist vor
gesehen, daß der Anpreßdruck der Druckrollen veränderbar ist.
Somit können die benötigten Reibkräfte des Drahtes in einfacher
Weise variiert und geregelt werden. Eine zusätzliche Vergrö
ßerung des Reibbeiwerkes läßt sich erfindungsgemäß erreichen,
wenn auch die Druckrollen einen V-förmigen Einstich aufweisen.
Da die aufzubringenden Reckkräfte auch vom Umschlingungswinkel
der Reckscheiben beeinflußt werden, ist zur Verringerung der
vom Motor aufzubringenden Leistung vorgesehen, daß die Um
schlingung der Reckscheiben etwa 180° bis 270°, vorzugsweise
210° beträgt.
Weiterbildungen, Vorteile und Anwendungsmöglichkeiten der
Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung von
Ausführungsbeispielen und der Zeichnung. Dabei bilden alle
beschriebenen und/oder bildlich dargestellten Merkmale für sich
oder in beliebiger Kombination den Gegenstand der Erfindung,
unabhängig von ihrer Zusammenfassung in den Ansprüchen oder
deren Rückbeziehung.
Es zeigen:
Fig. 1 die schematische Darstellung einer erfindungsgemäßen
Vorrichtung zur Streckgrenzenerhöhung von warm ge
walztem Draht und
Fig. 2 eine vergrößerte Darstellung aus Fig. 1 zur Ver
anschaulichung der Drahtführung.
Die in Fig. 1 dargestellte Vorrichtung 1 zur Streckgrenzen
erhöhung weist zwei Reckscheiben 2 und 3 auf, die von einem
nicht dargestellten Motor angetrieben werden und um die ein
warmgewalzter gerippter Betonstrahldraht 4 gewunden ist, der
einen Durchmesser von etwa 4 bis 18 mm aufweist. Der Beton
stahldraht tritt bei einem Drahteinlauf 5 in die Vorrichtung 1
ein und wird durch die einlaufseitige Reckscheibe 2 zur aus
laufseitigen Reckscheibe 3 umgelenkt, die er in einem Winkel
bereich von etwa 210° umschlingt, von wo er zur einlaufseitigen
Reckscheibe 2 zurückgeführt wird. Diese umschlingt der Beton
stahldraht 4 ebenfalls in einem Winkelbereich von etwa 210° und
gelangt von dort zum Drahtauslauf 6. Der eigentliche Reckvor
gang findet in dem Bereich zwischen den beiden Reckscheiben 2
und 3 statt.
Die Reckscheiben werden gleichmäßig angetrieben. Da die ein
laufseitige Reckscheibe 2 mit etwa 2000 mm einen etwas größeren
Durchmesser D1 als die auslaufseitige Reckscheibe 3 (D2 un
gefähr 1900 mm) hat, weist letztere Reckscheibe 3 eine etwas
höhere Umfangsgeschwindigkeit auf als die dem Drahtauslauf
zugeordnete Reckscheibe 2.
Die unterschiedlichen Umfangsgeschwindigkeiten der Reckscheiben
2 und 3 lassen sich auch dadurch erzielen, daß die Reckscheiben
einen gleichen Durchmesser aufweisen und mit unterschiedlichen
Geschwindigkeiten angetrieben werden.
Am Umfang der Reckscheiben 2 und 3 ist ein V-förmiger Einstich
7 als Drahtführung ausgebildet, der in Fig. 2 vergrößert dar
gestellt ist.
Am Umfang der Reckscheiben 2 und 3 sind Druckrollen 8 ange
ordnet die in Richtung auf den V-förmigen Einstich 7 wirken.
Die Druckrollen 8 sind kraftbelastet wobei der Anpreßdruck der
Druckrollen 8 veränderbar ist. Die Druckrollen 8 sind in be
liebigem Abstand über dem Umfang der Reckscheiben 2 und 3
angeordnet. Um die Reibung zusätzlich zu erhöhen, kann der
V-förmige Einstich 7 eine Riffelung aufweisen. Zusätzlich
können auch die Druckrollen 8 einen V-förmigen Einstich auf
weisen. Den gleichen Zweck erfüllen gleichmäßig oder ungleich
mäßig über die Reckscheiben 2, 3 angebrachte Nuten.
Die notwendige Reckkraft wird dadurch erzeugt, daß die Reck
scheiben 2, 3 mit unterschiedlicher Geschwindigkeit laufen. Die
Vorrichtung kann besonders klein gebaut werden, wenn zwei
Reckscheiben 2, 3 mit gegenläufiger Drehrichtung umlaufen und
der Umschlingungswinkel sowohl der ersten Reckscheibe 2 als
auch der zweiten Reckscheibe 3 etwa 210° beträgt. Mit einer
derartigen Vorrichtung läßt sich jederzeit ein gewünschtes,
optimales Reckverhältnis von etwa 6% erzielen.
Claims (12)
1. Vorrichtung zur Streckgrenzenerhöhung von warm gewalztem
Draht, insbesondere von geripptem Betonstahl mit einem Durch
messer von etwa 4 bis 18 mm, dadurch gekennzeichnet, daß min
destens zwei umlaufende Reckscheiben (2, 3) vorgesehen sind,
die mit unterschiedlichen Umfangsgeschwindigkeiten laufen, daß
der Durchmesser (D1, D2) der Reckscheiben (2, 3) größer als
1000 mm ist und daß die Reckscheiben (2, 3) am Scheibenumfang
einen vorzugsweise V-förmigen Einstich (7) aufweisen.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
einlaufseitige Reckscheibe (2) eine geringere Umfangsgeschwin
digkeit als die auslaufseitige Reckscheibe (3) aufweist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß die Reckscheiben (2, 3) den gleichen Durchmesser (D1, D2)
aufweisen.
4. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß die Reckscheiben (2, 3) einen unterschiedlichen Durchmesser
(D1, D2) aufweisen.
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch ge
kennzeichnet, daß der Scheibendurchmesser etwa 2000 mm beträgt.
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch ge
kennzeichnet, daß die Reckscheiben (2, 3) eine gegenläufige
Drehrichtung aufweisen.
7. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der
V-förmige Einstich (7) Riffelungen aufweist.
8. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß im
V-förmigen Einstich (7) Nuten ausgebildet sind.
9. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch ge
kennzeichnet, daß über dem Umfang der Reckscheiben (2, 3)
Druckrollen (8) angeordnet sind, die in Richtung auf den
V-förmigen Einstich (7) wirken.
10. Vorrichtung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß
die Druckrollen (8) einen V-förmigen Einstich aufweisen.
11. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 9 oder 10, dadurch
gekennzeichnet, daß der Anpreßdruck der Druckrollen (8) ver
änderbar ist.
12. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, da
durch gekennzeichnet, daß die Umschlingung der Reckscheiben (2,
3) etwa 180° bis 270°, vorzugsweise etwa 210° beträgt.
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