DE3901404C2 - Verfahren zur Anaerobfermentation organischer Abprodukte - Google Patents
Verfahren zur Anaerobfermentation organischer AbprodukteInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur anaeroben mikro
biologischen Abproduktverwertung, das geeignet ist, ammoniak
haltige wäßrige Dispersionen und Lösungen mit biologisch ab
baubaren organischen Substanzen, so Abprodukte der Landwirt
schaft, wie Güllen, so Abprodukte der Lebensmittelindustrie,
wie Schlachtabfälle, und Abprodukte der chemischen Industrie
unverdünnt zu sogenanntem Biogas und hochwertigen natürlichen
Düngemittel umzuwandeln.
Es ist allgemein bekannt, daß organische Stoffe, bevorzugt
Abprodukte aus verschiedenen Produktionszweigen, mikrobiolo
gisch unter anaeroben Bedingungen in ein hochwertiges brenn
bares Gas, sogenanntes Biogas, umgewandelt werden können. Da
bei erfolgt der Abbau der organischen Bestandteile, vorwiegend
Kohlehydrate, Eiweiße und Fette, zweistufig. Sogenannte säure
bildende Bakterien spalten die Kohlenhydrate, Eiweiße und Fette
in niedermolekulare Fettsäuren, die danach in einer zweiten
Stufe durch methanbildende Bakterien weiter in Methan und
Kohlendioxid umgewandelt werden.
Es ist weiter allgemein bekannt, daß ein steigender Ammoniak-
bzw. Ammoniumgehalt die methanbildenden Mikroorganismen erst
hemmt und bei hoher Ammoniak- bzw. Ammoniumkonzentration irre
versibel schädigt. Die Ammoniak- bzw. Ammoniumkonzentration
wird von den methanbildenden Mikroorganismen in Abhängigkeit
von den Milieubedingungen, wie Pufferwirksamkeit des Sub
strats, pH-Wert usw., unterschiedlich toleriert. Kaltwasser
(B. J. Kaltwasser: Biogas regenerative Energieerzeugung durch
anaerobe Formentation organischer Abfälle in Biogasanlagen,
Bauverlag Berlin 1980) gibt eine Abhängigkeit der sogenannten
Ammoniaktoxizität für ammonium- bzw. ammoniakhaltige Sub
strate an, aus der hervorgeht, daß bei steigenden pH-Werten
z. B. von 7,5 auf 8,0 eine starke Erhöhung der Ammoniumtoxi
zität beobachtet wird.
Des weiteren ist bekannt, daß Abprodukte mit hohen Ammonium-
bzw. Ammoniakkonzentrationen sich nur dann anaerob fermen
tieren lassen, wenn diese Hemmstoffkonzentration durch Ver
dünnen mit Wasser oder Abwasser abgesenkt wird (N. Scheurer:
Untersuchungen aus anaeroben Abbau von Hühnerflüssigmist;
Dissertation Universität Hohenheim 1986).
Durch diese Verdünnung steigt jedoch die für die mesophile
oder termophile Fermentation aufzuheizende Flüssigkeitsmenge
des Substrates und die anschließend zu verwertende Faulgut
menge stark an, was sich u. a. nachteilig auf den Heizenergie
betrag, die Reaktorgröße und die Transportkosten auswirkt.
Es ist bekannt, daß Ammoniak aus verdünnten Lösungen besei
tigt werden kann. Dabei sind prinzipiell 3 Methoden gebräuch
lich:
- - die destillative Entfernung aus alkalisch reagierenden Ammoniak enthaltenden Flüssigkeiten DE PS 35 20 934,
- - die Alkalisierung mittels Basen, wie Alkali- oder Erdalka libasen und Gasstrippung des Ammoniaks aus ammoniakhalti gen Flüssigkeiten DE OS 27 22 419,
- - die Kopplung von Alkalisierung und Dampfstrippung zur Ammoniakentfernung DE OS 29 11 745, DE OS 27 22 559.
Im DE Patent 29 52 794 wird die Möglichkeit der Kopplung von
Alkalisierung und Dampfstrippung zur Ammoniakbeseitigung für
Gülle beschrieben.
Ammonium- bzw. ammoniakenthaltende organische Abprodukte
reagieren in den meisten Fällen durch den o. g. ersten Schritt
des Substratabbaues zu Carbonsäuren neutral bzw. schwach
sauer. Aus diesen Substraten kann nur nach Alkalisierung durch
Strippung in der beschriebenen Weise Ammoniak abgetrennt wer
den. Diese Methode verlangt jedoch den Einsatz molarer Mengen
Basen, bezogen auf den abzutrennenden Ammoniak.
Ziel der Erfindung ist es, ein neues anaerobes mikrobiolo
gisches Verfahren zu entwickeln, das es ermöglicht, ammonium-
bzw. ammoniakhaltige wäßrige Dispersionen und Lösungen, die
biologisch abbaubare organische Substanzen enthalten, so Ab
produkte der Landwirtschaft, wie Güllen, so Abprodukte der
Lebensmittelindustrie, wie Schlachtabfälle, und Abprodukte der
chemischen Industrie unverdünnt zu Biogas und hochwertigen
Düngemitteln umzuwandeln und dabei den enthaltenen Ammoniak
abzutrennen.
Aufgabe der Erfindung ist es, ein neues Verfahren zur anaero
ben mikrobiellen Fermentation ammonium- bzw. ammoniakhaltiger
wäßriger Dispersionen und Lösungen, die biologisch abbaubare
organische Substanzen enthalten, zu entwickeln, das ermöglicht,
das Substrat unverdünnt zu Biogas und hochwertigen Düngemit
teln umzuwandeln und den enthaltenen Ammoniak teilweise oder
vollständig abzutrennen.
Erfindungsgemäß wird die Aufgabe dadurch gelöst, daß nach dem
bekannten Substratabbau zu Carbonsäuren bei Temperaturen von
0-65°C eine Selbstalkalisierung des Faulschlammes durch die
anaerobe Fermentation überraschenderweise ausgenutzt werden
kann, um aus einem Teil des ausgekreisten Reaktionsmediums,
allein oder im Gemisch mit Substrat, durch Dampfen oder Gas
strippung Ammoniak zu entfernen. Das sowohl ammonium- bzw.
ammoniakverringerte Gemisch als auch der ammonium- bzw.
ammoniakverringerte Teil des Faulschlammes kann allein oder im
Gemisch mit ammonium- bzw. ammoniakreichem Substrat nach Rück
führung in das Reaktionssystem ohne Zusatz von Verdünnungsmit
teln fermentiert werden, so daß Biogas und hochwertige Dünge
mittel entstehen.
Die Selbstalkalisierung erfolgt dadurch, daß bei der anaeroben
Fermentation organische Säuren zu Methan und Kohlendioxid um
gewandelt werden, die als Gase das Reaktionssystem verlassen.
Dadurch steigt während der Fermentation der pH-Wert an. Bei
stark ammonium- bzw. ammoniakhaltigen Substraten erfolgt durch
diesen pH-Wert-Anstieg auf über 7 eine Selbstalkalisierung.
Obwohl sich durch diesen steigenden pH-Wert die Ammoniaktoxi
zität für die Mikroorganismen verstärkt, macht erst die Kombi
nation der Ammoniakstrippung bei hohen pH-Werten aus einem
Teil des Faulgutes vor bzw. nach der Vermischung mit ammonium-
bzw. ammoniakreichen Substrat eine mikrobielle anaerobe Fer
mentation des Substrates ohne Verdünnungsmittel möglich. Bei
wenig ammonium- bzw. ammoniakhaltigen Substraten tritt die
Selbstalkalisierung erst nach Abpufferung des Frischsubstrates
mit Alkali- bzw. Erdalkalibasen und anschließender Fermenta
tion ein. Danach ist die Ammoniakstrippung selbst bei ge
ringem Ammonium- bzw. Ammoniakkonzentrationen möglich.
Nachstehend wird die Erfindung an 3 Beispielen erläutert:
In einem Biogasreaktor von 20 l Inhalt und einem Reaktions
volumen von 19 l wird kontinuierlich Hühnergülle bei einer Tem
peratur von 35°C fermentiert. Der Reaktor wird alle 24 Stun
den mit 0,6 l Hühnergülle beschickt, so daß sich eine durch
schnittliche mittlere Verweilzeit der Reaktionsmasse von 30
Tagen ergibt. Die verwendete Hühnergülle besitzt folgende
Eigenschaften:
- - Konzentration des Feststoffgehaltes 22,3 Ma.-%,
- - Konzentration des organischen Feststoffgehaltes 16,2 Ma.-%,
- - Konzentration des freien Ammoniak 11,0 g/l,
- - Konzentration der flüchtigen organischen Fettsäuren, be zogen auf Essigsäure 19,7 g/l.
Die Dosierung wird wie folgt durchgeführt:
0,3 l Faulschlamm werden dem Reaktor entnommen und mit 0,6 l frischem Substrat vermischt. Dieses Gemisch wird einer Wasser dampfdestillation unterzogen. Es werden 65,0 ml Kondensat mit einem Ammoniakgehalt von 6,0 g erhalten. Das in seinem Ammo nium- bzw. Ammoniakgehalt verarmte Gemisch wird dem Reaktor zur Fermentation zugegeben, und 0,235 l Faulschlamm werden zur Einhaltung der Konstanz des Reaktionsvolumens abgezogen. Der Reaktor produziert 50,0 l Biogas in 24 Stunden. Der Ammonium- bzw. Ammoniakgehalt im Faulgut schwankt zwischen 4,5-6,5 g/l. Der pH-Wert des Faulschlammes ist durch Selbstalkalisierung infolge der Fermentation gegenüber dem Frischsubstrat trotz Ammoniakabtrennung von 6,5 auf 8,4 gestiegen.
0,3 l Faulschlamm werden dem Reaktor entnommen und mit 0,6 l frischem Substrat vermischt. Dieses Gemisch wird einer Wasser dampfdestillation unterzogen. Es werden 65,0 ml Kondensat mit einem Ammoniakgehalt von 6,0 g erhalten. Das in seinem Ammo nium- bzw. Ammoniakgehalt verarmte Gemisch wird dem Reaktor zur Fermentation zugegeben, und 0,235 l Faulschlamm werden zur Einhaltung der Konstanz des Reaktionsvolumens abgezogen. Der Reaktor produziert 50,0 l Biogas in 24 Stunden. Der Ammonium- bzw. Ammoniakgehalt im Faulgut schwankt zwischen 4,5-6,5 g/l. Der pH-Wert des Faulschlammes ist durch Selbstalkalisierung infolge der Fermentation gegenüber dem Frischsubstrat trotz Ammoniakabtrennung von 6,5 auf 8,4 gestiegen.
In einem Biogasreaktor von 20,0 l Inhalt und einem Reaktions
volumen von 18,0 l wird kontinuierlich Hühnergülle bei einer
Temperatur von 35°C fermentiert. Der Reaktor wird alle 24
Stunden mit 0,6 l Hühnergülle beschickt, so daß sich eine
durchschnittliche mittlere Verweilzeit der Reaktionsmasse von
30 Tagen ergibt. Die verwendete Hühnergülle besitzt folgende
Eigenschaften:
- - Konzentration des Feststoffgehaltes 22,3 Ma.-%,
- - Konzentration des organischen Feststoffgehaltes 16,2 Ma.-%,
- - Konzentration des freien Ammoniak 11,0 g/l,
- - Konzentration der flüchtigen organischen Fettsäuren, be zogen auf Essigsäure 19,7 g/l.
Die Dosierung erfolgt, indem 1 l Faulschlamm entnommen wird.
Dieser Faulschlamm wird bei 35°C einer Ammoniakstrippung im
Vakuum unterzogen. Es werden 75,0 Destillat mit einem
Ammoniakgehalt von 6,5 g erhalten. Der ammonium- bzw. ammoniak
reduzierte Faulschlamm wird mit 0,3 l Frischluftsubstrat zur Ver
besserung dessen Fließeigenschaften vermischt und dem Reaktor
zugegeben. Zur Einhaltung der Konstanz des Reaktionsvolumens
werden 0,225 l Faulschlamm aus dem Reaktor entnommen.
Der Reaktor produziert 27,5 l Biogas in 24 Stunden.
In einem Biogasreaktor von 20 l Inhalt und einem Reaktionsvo
lumen von 18 l wird kontinuierlich ein Gemisch, bestehend aus
40% homogenisierten Schlachtabfällen und 60% Schweinegülle,
fermentiert. Das Substratgemisch besitzt folgende Eigen
schaften:
- - Konzentration des Feststoffgehaltes 7,1 Ma.-%,
- - Konzentration des organischen Feststoffgehaltes 6,06 Ma.-%,
- - Konzentration des Ammonium- bzw. Ammoniakstickstoffs 4,5 g/l,
- - Konzentration der flüchtigen organischen Fettsäuren, bezo gen auf Essigsäure 8,2 g/l,
- - pH-Wert 6,5.
Die Dosierung wird wie folgt durchgeführt:
Dem Reaktor wird eine Substratgemischmenge von 1,8 l zuge
führt und damit eine mittlere Verweilzeit von 10 Tagen
realisiert. Dieses Substrat wird durch Zugabe von 2 g Soda
oder Kalk auf einen pH-Wert von 6,8 angehoben. Diese pH-Wert-
Anhebung reicht aus, daß infolge der Fermentation eine Selbst
alkalisierung auf einen pH-Wert von 8,0 eintritt. Zur Aufrecht
erhaltung der Konstanz des Reaktionsvolumens werden dem Reak
tor 1,8 l Faulschlamm entnommen. Dieser Faulschlamm wird im
Vakuum bei 40°C einer Ammoniakstrippung unterzogen. Dabei
werden 120 ml einer 8 g Ammoniak enthaltenden Lösung ge
wonnen.
Der Reaktor produziert 37,2 l Biogas in 24 Stunden.
Claims (4)
1. Verfahren zur anaeroben mikrobiellen Fermentation biologisch abbaubarer Substanzen, die
organisch gebundenen Stickstoff enthalten können in ammonium- und ammoniakhaltigen
wäßrigen Dispersionen und Lösungen durch Abbau zu Carbonsäuen bei Temperaturen von
0-65°C und anschließender Bildung von Methan und Kohlendioxid, deren pH-Werte
durch Selbstalkalisierung des Reaktionsmediums auf über 7 angestiegen sind, dadurch
gekennzeichnet, daß Ammoniak durch Strippung mit einem Inertgas oder Wasserdampf
oder durch Reduzierung des Druckes bis zur Flüchtigkeit des Ammoniaks abgetrennt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß ein Teil des durch die
mikrobiologische Fermentation selbstalkalisierten Faulschlammes ausgekreist, sein
Ammoniakgehalt auf 0,1-8,0 g/l reduziert wird, vorzugsweise auf 1,0-4,0 g/l und dann
dem Reaktor wieder zugeführt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß ein Teil des durch die
mikrobiologische Fermentation selbstalkalisierten Faulschlammes ausgekreist, mit
Frischsubstrat in einem solchen Verhältnis gemischt wird, daß dieses Gemisch alkalisch
reagiert, daraus Ammoniak abgetrennt, und das Gemisch danach dem Reaktor wieder
zugesetzt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß durch die Anhebung des
pH-Wertes im Frischsubstrat bis zu dessen neutraler Reaktion durch Zugabe von Alkali-
oder Erdalkalibasen eine Selbstalkalisierung durch die mikrobielle Fermentation erst
ermöglicht wird.
Applications Claiming Priority (1)
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DE102013212357A1 (de) | 2012-07-05 | 2014-01-09 | Wolfgang Tentscher | Verfahren und Vorrichtung zur Behandlung stickstoffhaltiger Biomasse |
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1988
- 1988-01-29 DD DD88312534A patent/DD282671A5/de not_active IP Right Cessation
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1989
- 1989-01-19 DE DE3901404A patent/DE3901404C2/de not_active Expired - Lifetime
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