DE3900942A1 - Mehrfachsensorik - Google Patents
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Description
Die Messung von strömenden Mehrphasengemischen und die Über
wachung der entsprechenden Transportsysteme ist eine insbe
sondere mit der Einführung neuer Technologien wie z.B. der
Unterwasserförderung bei der Öl- und Gasgewinnung oder auch
der Rauchgasentgiftung eine wichtige Aufgabe mit erheblichen
Anforderungen an die Sensorik geworden. So werden in Rohr
leitungen, Maschinen und Apparaturen oftmals Mehrphasenge
mische transportiert, die die Belastungen der Wandmaterialien
stark erhöhen können. Hierzu gehören besonders Förderanlagen
für Flüssigkeiten mit Feststoffteilchen und Gasblasen, Sus
pensionen, Aerosole, feststoffhaltige Gasströme und mehrpha
sige Flüssigkeiten. Dabei erzeugen hohe Strömungsgeschwindig
keiten, Druck- und Temperaturänderungen kritische Zustände,
die oftmals die Funktionsfähigkeit der Anlage einschränken.
Darüber hinaus bewirken harte Partikel und Gasblasenbildung
an spezifischen Rohrstellen wie Biegungen, Verteilern und
Verbindungen erhöhte Korrosion und Erosion. Spezifische kor
rosive Komponenten, Salze, Hydroxylionen und Protonen, be
schleunigen den Auflösungsvorgang des Wandmaterials.
Eine weitere Problematik besteht in der Ablagerung von Fest
stoffen, die verstärkt in Pipelines zu Engstellen bzw. Pfro
pfenbildung führen.
Diese unterschiedlichen Angriffe und Störungen wirken sich
auf den Betrieb aus und erfordern Vorsichtsmaßnahmen, die
sich bis dato in Sekundärpreventionen wie hohen Wandstärken,
Einsatz teuerer Werkstoffe, Reinigung, Anwendung des katho
dischen Schutzes erschöpften.
Die in den Ansprüchen dargestellte und erfinderisch fortent
wickelte Sensorik erlaubt nun eine weitgehende Überwachung
der Systeme und ein gezieltes Eingreifen in den Transportpro
zeß. Dadurch wird nicht nur die Lebensdauer von Anlagen er
höht sondern bestimmte neue Technologien erst realisierbar
gemacht.
Die eingesetzte Sensorik muß in Elektroden, die als Antennen
wirken, Versorgungselektronik, Signalaufbereitung, Plausibi
litätsprüfung, Kalibrierung und Datenübertragung differen
ziert werden. Die nachfolgende Aktorik ist notwendig für die
Umsetzung der Sensoraussagen und nicht mehr Teil der Anmel
dung.
Die Elektroden, die nach Abb. 1 in ein Rohrelement oder ein
anderes Bauteil eingefügt werden müssen, sind so auszulegen,
daß sie den extremen Bedingungen an der Phasengrenze zum De
tektionsbereich genügen. Vom Typ her sind diese Elektroden
fünf Aufbauarten zuordenbar:
- - Inaktive Flächen, zumeist aus Edelmetall, zur Bestimmung der Potentiale, Ströme (Stromdichten), Leitfähigkeiten, Impe danzen, differentiellen Widerstände, des elektrochemischen Rauschens (Partikelraten) und der Dielektrizitätskonstanten.
- - Funktionsaktive Keramikelektroden als NTC- oder Piezomate rialien zur schnellen Druck- und Temperaturbestimmung bzw. Detektion der Prallraten.
- - Schichtstrukturen mit Metall-, Keramik- Cermetlagen zur Festlegung von Gasanteilen, besonders Sauerstoff, und zur De tektion von Ionen.
- - aktivierbare Elektroden zur Bestimmung der Korrosivität bzw. Schichtbildung und zur Erzeugung von Ionenströmen (Be stimmung des Durchflusses).
- - enge Kombinationen der obengenannten Strukturen, z.B. aktivierbare und inaktive Elektroden mit Zwischenisolation zur Durchflußmessung.
Eine erste Aufgabe der Elektronik besteht in der Versorgung
der Elektroden mit konstanten Potentialdifferenzen oder ver
schiedenen Wechselspannungen. Potentiostat- und Impedanzwand
lerschaltungen werden in der Nähe der Elektroden außerhalb
oder innerhalb des Rohres integriert. Die hohen Anforderungen
der Anwendung erfordern größtmöglichste Integration der Bau
elemente und besondere Vorkehrungen zu ihrem Schutz.
Die Auswertung der entstehenden Meßströme, die Zuordnung von
weiteren Potentialen, Auftreffereignissen und Meßergebnissen
stellen die zweite Ebene der Elektronikaufgaben dar.
Die dritte Ebene beinhaltet einen Wertevergleich und Plausi
bilitätsalgorithmus, der entsprechend der Anwendung einpro
grammiert sein muß (Siehe Beispiele bzw. Abb. 5).
Hierzu ist die Prozessor- und Speichertechnologie und deren
Einsatz, ebenfalls unter extremen Bedingungen notwendig.
Die Datenübertragung ist in der Abb. 6 schematisch darge
stellt. Sie wird im Falle der Unterwassertechnologie vorzugs
weise über erprobte LWL oder Tiefseekabel, im Falle der Pro
zeßtechnologie konventionell durchgeführt.
Auf Keramikunterlage werden drei Elektrodenbänder eingesetzt
(Länge etwa 1-5 cm, Breite etwa 1 cm). Als Materialien
werden Tantal, Platin massiv oder Platin aktiviert mit Cer
metschutzschicht verwendet. Je nach Elektrolyt, Gas-, beson
ders Sauerstoff- und Wasserstoffanteil stellen sich zwischen
diesen Elektroden unterschiedliche Potentiale ein. Bei einer
von außen aufgezwungenen Potentialänderung fließen Ströme,
die einer zumeist katalysierten Umsetzung bzw. dem Auf- und
Abbau von Deckschichten zuordenbar sind.
Die Kalibrierung der Zusammenhänge in Mehrphasenströmungen
geschieht durch Zugabe von Mischungen, die einen defi
nierten Wasser-, Elektrolyt-, Sauerstoff-, Wasserstoff-, Koh
lendioxidanteil besitzen. Man erhält damit ein Sensorpaket
aus der Verknüpfung der Elektrodenbänder 1/2, 2/3, 1/3, wobei
Potentiale statisch, Ströme statisch und dynamisch abgefragt
werden.
Unter den Realbedingungen einer Mehrphasenströmungen in Pipe
lines oder sonstigen Rohren und Anlagen zeigt diese Multisen
sorik sowohl die wechselnden Mengen an Elektrolyt in hydro
philer Umgebung als auch die Anteile korrosiver Gase auf. Bei
einer Dämpfung der Meßwerte möglichst mit der Detektion des
Druckanstieges vor dem genannten Sensorpaket kann auf Pfrop
fen- oder Schichtbildung geschlossen werden.
Zwei Tantal- und zwei Cermet-Pt-Elektroden werden nebenein
ander oder gegenüber in Größen 1 mal 5 cm, 5 mal 5 cm oder 5
mal 10 cm, je nach Anlagengröße oder Rohrdurchmesser, iso
liert eingebracht. Mit diesen Elektroden ist die Bestimmung
der elektrolytischen Leitfähigkeiten mit Hilfe einer Wechsel
stromaufprägung machbar. Dieses Verfahren ist insbesondere
in der Elektrochemie für analytische und kinetische Unter
suchungen eingesetzt. Die Messungen werden im vorliegenden
Fall bei zwei verschiedenen Frequenzen durchgeführt, damit
die Unterscheidung einer Polarisationsimpedanz vom einfachen
Elektrolytwiderstand durchgeführt werden kann.
Die wichtigsten Methoden zur Festlegung der Dielektrizitäts
konstanten beruhen auf Kapazitätsvergleichen. Bei hohen Fre
quenzen wird die Impedanz zunehmend durch die kapazitive Kom
ponente bestimmt, und dies erlaubt wechselnde DK-Werte zu be
stimmen, wobei ebenfalls Vorkalibrierungen durchgeführt und
kennfeldartig abgespeichert werden.
Zur Beurteilung der Mehrphasenströmungen besonders in der
Pipelineanwendung ergänzen sich die genannten beiden Methoden
ganz außerordentlich. Die DK-Messung stellt geringe Mengen an
Wasser in Ölen außerordentlich genau fest. Der Wechsel der
Elektrolytsubstanzen einerseits und die Schichtbildung bzw.
Reaktionen an den Elektroden andererseits sind mit der Impe
danzbestimmung erfaßbar. Dies erlaubt die Unterscheidung zwi
schen Wasseranteilen, weniger korrosiven Elektrolyten und
aggressiven Bestandteilen.
Elektroden aus Piezokeramik und NTC-Keramikmaterial werden
auf Keramikfaserträger aufgebracht und in Größen von 1 mal 1,
bzw. 2 mal 2 cm in die Rohre eingbracht. Es werden über die
Ableitungen in der faserverstärkten Trägerschicht Elektroden
felder aufgebaut, die sowohl integrale Druck- und Temperatur
schwankungen als auch nach Art des Mikrofoneffektes Aufprall
ereignisse erfassen lassen.
Als Materialien werden stabile Oxidkeramiken herangezogen,
die schnelle Temperaturänderungen aufgrund ihrer Widerstands
variation anzeigen können (Siehe eigenes DP 29 19 273). Her
kömmliche Piezokeramiken oder bei geringerer Temperaturbelas
tung auch Piezofolien aus PVDF sind ebenfalls geeignet,
schnelle Vorgänge punktförmig oder als Gesamtdruckschwankun
gen aufzunehmen.
Druck und Temperaturänderungen sind entscheidend, um Über
gänge von stabilen in metastabile und instabile Phasen vor
aussagen zu können. Kavitation und Korrosion hängen von die
sen Bedingungen wesentlich ab, während sich die Erosion vom
Aufschlag der Festkörperteilchen ableitet.
Für Mehrphasenströmungen, ihre Entmischung, das Ausfallen von
festen Teer- und Wachsbestandteilen gibt die kombinierte Tem
peratur- und Druckanalyse Aufschlüsse. Die schnelle Erfassung
über eine Serie von Sensorelementen entlang der Rohrleitung
lassen dieses Paket ebenfalls als Basis zur Bestimmung der
Strömungsverhältnisse und zur Regelung der Kompressoren und
Mischventile zu.
Mehrschichtkeramiken mit Cermetzwischenlagen sind optimal ge
eignet, wichtige Gasanteile wie Wasserstoff, Sauerstoff und
Kohlendioxid oder auch Schwefelwasserstoff zu identifizieren.
Eine modifizierte Struktur: Poröse Keramik/Cermet/Platin/
Zirkondioxid/Metall-Metalloxid/Keramikschicht (Eigenes
DP 35 29 290) steht für die Sauerstoffmessung, ein ähnlicher
Aufbau mit Anpassung an die Sulfid-, Protonen- und Karbonat
festkörperionenleitung für die Wasserstoffdetektion usw.
zur Verfügung (Abb. 3).
Die Lösung dieser Gase unter Druck und ihre Ausgasung bei Än
derung der Bedingungen sind in Rohrleitungen durch die genannte
Schichtelektrodenanordnung sicher erfaßbar. So können Kor
rosion, Oxidbildung, Wasserstoffversprödung bei Summierung
der Meßwerte bzw. der Belastung und Vergleich mit Modellkenn
feldern vorausgesagt werden. Dies ist für die Beurteilung der
Langzeithaltbarkeit besonders wichtig.
Dieses Sensorpaket erhält seinen Sinn bei Mehrphasengemischen
mit erheblichen Gasanteilen, wobei die Kombination mit dem
Grundpaket zur Detektion der Druck- und Temperaturschwankun
gen vorteilhaft ist. Auf diese Weise können schnelle Änderun
gen größtenteils einem spezifischen Gasanteil zugeordnet wer
den.
Elektroden aus den vorgegebenen Rohrleitungs- und Apparate
bauwerkstoffen werden plan in eine Oberfläche eingebaut und
mit einer Polarisationsmeßvorrichtung verbunden. Die Elektro
den sprechen auf das umgebende Medium und die wechselnden
Bedingungen des Betriebes an.
Der aus diesen Messungen abgeleitete Polarisationswiderstand
ist ein Maß für die Korrosionsrate, wobei Redoxsysteme stö
ren. Zu deren Elimination müssen die vorhergenannten Messun
gen an Edelmetallelektroden herangezogen werden. Vorteilhaft
für dieses Sensorpaket ist die weitere Kombination mit der
Protonen- und Sauerstoffdetektion.
Der multifunktionelle Aufbau erlaubt die Vorhersage der Kor
rosion des eingesetzten Werkstoffes und ist somit ein wich
tiges Element zur Langzeitplanung.
Mit einer anodisch geschalteten Kupferelektrode wird ein Cu-Ionen
strom erzeugt, der von einer zweiten, inerten Edelme
tallelektrode als Grenzstrom bestimmbar ist. Dieser Grenz
strom stellt ein Maß für die Strömungsgeschwindigkeit dar
(Abb. 7a) .
Leitfähigkeits- bzw. Strombestimmung an zwei hintereinander
geschalteten Edelmetallelektroden ergeben bei der Vorüberbe
wegung von Partikeln Signale, aus deren Laufzeit Rückschlüsse
auf die Partikeldurchflußraten und damit auf eine Erosions
belastung gezogen werden (Abb. 7b).
Diese Kombination von vier Elektroden sollte in besonderer
Weise dort eingesetzt sein, wo kritische Durchflußraten und
Partikelangriff verstärkt berücksichtigt werden müssen. Aus
diesem Grunde ist dieses Sensorpaket sowohl zur Steuerung von
Pumpen als auch zur Vorhersage des Abriebes heranziehbar.
Claims (12)
1. Verfahren zur Bestimmung der Innenbelastung von Rohr
leitungen, Bauteilen und Anlagen, die durch strömende, ein
und mehrphasige Medien einer chemischen und mechanischen
Belastung unterworfen sind, dadurch gekennzeichnet, daß sich
mindestens drei (maximal zehn) Elektroden auf einer Basis
fläche befinden und jeweils immer drei Elektrodenmaterialien
derart ausgewählt und zusammengefaßt werden, daß die Phasen
eigenschaften bezogen auf Durchfluß, Korrosivität, Erosion,
Kavitation, Schicht- oder Pfropfenbildung in unterschied
lichen Abhängigkeiten erfaßt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
über drei inerte Elektrodenflächen mit Hilfe der Impedanz
und Leitfähigkeitsbestimmung ionale Anteile bzw. Einflüsse
von Adsorbatschichten auf die Doppelschichtkapazität bestimmt
werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet,
daß Dielektrizitätskonstanten, Korrosions-, Ruhe- bzw. Redox
potentiale bestimmt werden und die Polarisationsmessungen zur
Korrosionsratendefinition herangezogen werden.
4. Verfahren nach den vorhergehenden Ansprüchen, dadurch ge
kennzeichnet, daß die Potentialbestimmungen zwischen Inert-,
Aktivelektroden und/oder Rohrwandmaterial erfolgen.
5. Verfahren nach den vorhergehenden Ansprüchen, dadurch ge
kennzeichnet, daß Grenzstrommessungen für Durchflußbestimmun
gen herangezogen werden.
6. Verfahren nach den vorhergehenden Ansprüchen, dadurch ge
kennzeichnet, daß elektrochemisch über Potential- oder Strom
rauschen Partikelkonzentrationen in Wandnähe bestimmt werden.
7. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
über entsprechende Keramikelektroden (Piezo, NTC) Druck und
Temperatur mitbestimmt werden.
8. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
über entsprechende Keramik- oder Cermetelektroden Prallraten
elektroakustisch bestimmt werden.
9. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
über eine Schichtkeramik mit internem Standard der Gehalt an
Sauerstoff im Phasengemisch erfaßt wird.
10. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
über eine wasserstoffionenleitende Dickschichtkeramik die
Wasserstoffionenkonzentration bestimmt wird.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß
über eine karbonationleitende Schicht die Konzentration des
Kohlendioxides bestimmte werden kann.
12. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß
über eine sulfidionenleitende Schicht die Konzentration des
Schwefelwasserstoffes bestimmt wird.
Priority Applications (1)
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DE19893900942 DE3900942C2 (de) | 1989-01-14 | 1989-01-14 | Mehrfachsensorik |
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DE3900942C2 DE3900942C2 (de) | 1997-05-07 |
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