DE3900942C2 - Mehrfachsensorik - Google Patents
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Description
Die Messung von strömenden Mehrphasengemischen
und die Überwachung der entsprechenden Transportsy
steme ist eine insbesondere mit der Einführung neuer
Technologien wie z. B. der Unterwasserförderung bei
der Öl- und Gasgewinnung oder auch der Rauchgasent
giftung eine wichtige Aufgabe mit erheblichen Anforde
rungen an die Sensorik geworden. So werden in Rohr
leitungen, Maschinen und Apparaturen oftmals Mehr
phasengemische transportiert, die die Belastungen der
Wandmaterialien stark erhöhen können. Hierzu gehö
ren besonders Förderanlagen für Flüssigkeiten mit
Feststoffteilchen und Gasblasen, Suspensionen, Aeroso
le, feststoffhaltige Gasströme und mehrphasige Flüssig
keiten. Dabei erzeugen hohe Strömungsgeschwindig
keiten, Druck- und Temperaturänderungen kritische
Zustände, die oftmals die Funktionsfähigkeit der Anlage
einschränken.
Darüber hinaus bewirken harte Partikel und Gasbla
senbildung an spezifischen Rohrstellen wie Biegungen,
Verteilern und Verbindungen erhöhte Korrosion und
Erosion. Spezifische korrosive Komponenten, Salze,
Hydroxylionen und Protonen, beschleunigen den Auflö
sungsvorgang des Wandmaterials.
Eine weitere Problematik besteht in der Ablagerung
von Feststoffen, die verstärkt in Pipelines zu Engstellen
bzw. Pfropfenbildung führen.
Diese unterschiedlichen Angriffe und Störungen wir
ken sich auf den Betrieb aus und erfordern Vorsichts
maßnahmen, die sich bis dato in Sekundärpreventionen
wie hohen Wandstärken, Einsatz teuerer Werkstoffe,
Reinigung, Anwendung des kathodischen Schutzes er
schöpften.
Die in den Ansprüchen dargestellte und erfinderisch
fortentwickelte Sensorik erlaubt nun eine weitgehende
Überwachung der Systeme und ein gezieltes Eingreifen
in den Transportprozeß. Dadurch wird nicht nur die
Lebensdauer von Anlagen erhöht sondern bestimmte
neue Technologien erst realisierbar gemacht.
Zum Stand der Technik ist festzustellen, daß in dem US-Patent US 31 55 898
zwar eine Reihe von Signalen auf der Basis von elektromagnetischen Strah
lungseffekten ausgewertet werden, elektrochemische Verfahren, der Kern des
vorliegenden Patentes, jedoch nicht angesprochen werden kann.
Die eingesetzte Sensorik muß in Elektroden, die als
Antennen wirken, Versorgungselektronik, Signalaufbe
reitung, Plausibilitätsprüfung, Kalibrierung und Daten
übertragung differenziert werden. Die nachfolgende
Aktorik ist notwendig für die Umsetzung der Sensor
aussagen und nicht mehr Teil der Anmeldung.
Die Elektroden, die nach Abb. 1 in ein Rohrelement
oder ein anderes Bauteil eingefügt werden müssen, sind
so auszulegen, daß sie den extremen Bedingungen an
der Phasengrenze zum Detektionsbereich genügen.
Vom Typ her sind diese Elektroden fünf Aufbauarten
zuordenbar:
- - Inaktive Flächen, zumeist aus Edelmetall, zur Bestimmung der Potentiale, Ströme (Stromdich ten), Leitfähigkeiten, Impedanzen, differentiellen Widerstände, des elektrochemischen Rauschens (Partikelraten) und der Dielektrizitätskonstanten.
- - Funktionsaktive Keramikelektroden als NTC- oder Piezomaterialien zur schnellen Druck- und Temperaturbestimmung bzw. Detektion der Prall raten.
- - Schichtstrukturen mit Metall-, Keramik- Cer metlagen zur Festlegung von Gasanteilen, beson ders Sauerstoff, und zur Detektion von Ionen.
- - aktivierbare Elektroden zur Bestimmung der Korrosivität bzw. Schichtbildung und zur Erzeu gung von Ionenströmen (Bestimmung des Durch flusses).
- - enge Kombinationen der obengenannten Struk turen, z. B. aktivierbare und inaktive Elektroden mit Zwischenisolation zur Durchflußmessung.
Eine erste Aufgabe der Elektronik besteht in der Ver
sorgung der Elektroden mit konstanten Potentialdiffe
renzen oder verschiedenen Wechselspannungen. Poten
tiostat- und Impedanzwandlerschaltungen werden in
der Nähe der Elektroden außerhalb oder innerhalb des
Rohres integriert. Die hohen Anforderungen der An
wendung erfordern größtmöglichste Integration der
Bauelemente und besondere Vorkehrungen zu ihrem
Schutz.
Die Auswertung der entstehenden Meßströme, die
Zuordnung von weiteren Potentialen, Auftreffereignis
sen und Meßergebnissen stellen die zweite Ebene der
Elektronikaufgaben dar.
Die dritte Ebene beinhaltet einen Wertevergleich und
Plausibilitätsalgorithmus, der entsprechend der Anwen
dung einprogrammiert sein muß (Siehe Beispiele bzw.
Abb. 5). Hierzu ist die Prozessor- und Speichertechno
logie und deren Einsatz, ebenfalls unter extremen Be
dingungen notwendig.
Die Datenübertragung ist in der Abb. 6 schematisch
dargestellt. Sie wird im Falle der Unterwassertechnolo
gie vorzugsweise über erprobte LWL oder Tiefseekabel,
im Falle der Prozeßtechnologie konventionell
durchgeführt.
Auf Keramikunterlage werden drei Elektrodenbän
der eingesetzt (Länge etwa 1-5 cm, Breite etwa 1 cm).
Als Materialien werden Tantal, Platin massiv oder Platin
aktiviert mit Cermetschutzschicht verwendet. Je nach
Elektrolyt, Gas-, besonders Sauerstoff- und Wasser
stoffanteil stellen sich zwischen diesen Elektroden un
terschiedliche Potentiale ein. Bei einer von außen aufge
zwungenen Potentialänderung fließen Ströme, die einer
zumeist katalysierten Umsetzung bzw. dem Auf- und
Abbau von Deckschichten zuordenbar sind.
Die Kalibrierung der Zusammenhänge in Mehrpha
senströmungen geschieht durch Zugabe von Mischun
gen, die einen definierten Wasser-, Elektrolyt-, Sauer
stoff-, Wasserstoff-, Kohlendioxidanteil besitzen. Man
erhält damit ein Sensorpaket aus der Verknüpfung der
Elektrodenbänder 1/2, 2/3, 1/3, wobei Potentiale sta
tisch, Ströme statisch und dynamisch abgefragt werden.
Unter den Realbedingungen einer Mehrphasenströ
mungen in Pipelines oder sonstigen Rohren und Anla
gen zeigt diese Multisensorik sowohl die wechselnden
Mengen an Elektrolyt in hydrophiler Umgebung als
auch die Anteile korrosiver Gase auf. Bei einer Dämp
fung der Meßwerte möglichst mit der Detektion des
Druckanstieges vor dem genannten Sensorpaket kann
auf Pfropfen- oder Schichtbildung geschlossen werden.
Zwei Tantal- und zwei Cermet-Pt-Elektroden werden
nebeneinander oder gegenüber in Größen 1mal 5 cm, 5
mal 5 cm oder 5 mal 10 cm, je nach Anlagengröße oder
Rohrdurchmesser, isoliert eingebracht. Mit diesen Elek
troden ist die Bestimmung der elektrolytischen Leitfä
higkeiten mit Hilfe einer Wechselstromaufprägung
machbar. Dieses Verfahren ist insbesondere in der Elek
trochemie für analytische und kinetische Untersuchun
gen eingesetzt. Die Messungen werden im vorliegenden
Fall bei zwei verschiedenen Frequenzen durchgeführt,
damit die Unterscheidung einer Polarisationsimpedanz
vom einfachen Elektrolytwiderstand durchgeführt wer
den kann.
Die wichtigsten Methoden zur Festlegung der Di
elektrizitätskonstanten beruhen auf Kapazitätsverglei
chen. Bei hohen Frequenzen wird die Impedanz zuneh
mend durch die kapazitive Komponente bestimmt, und
dies erlaubt wechselnde DK-Werte zu bestimmen, wo
bei ebenfalls Vorkalibrierungen durchgeführt und kenn
feldartig abgespeichert werden.
Zur Beurteilung der Mehrphasenströmungen beson
ders in der Pipelineanwendung ergänzen sich die ge
nannten beiden Methoden ganz außerordentlich. Die
DK-Messung stellt geringe Mengen an Wasser in Ölen
außerordentlich genau fest. Der Wechsel der Elektrolyt
substanzen einerseits und die Schichtbildung bzw. Re
aktionen an den Elektroden andererseits sind mit der
Impedanzbestimmung erfaßbar. Dies erlaubt die Unter
scheidung zwischen Wasseranteilen, weniger korrosi
ven Elektrolyten und aggressiven Bestandteilen.
Elektroden aus Piezokeramik und NTC-Keramikma
terial werden auf Keramikfaserträger aufgebracht und
in Größen von 1 mal 1, bzw. 2 mal 2 cm in die Rohre
eingbracht. Es werden über die Ableitungen in der fa
serverstärkten Trägerschicht Elektrodenfelder aufge
baut, die sowohl integrale Druck- und Temperatur
schwankungen als auch nach Art des Mikrofoneffektes
Aufprallereignisse erfassen lassen.
Als Materialien werden stabile Oxidkeramiken heran
gezogen, die schnelle Temperaturänderungen aufgrund
ihrer Widerstandsvariation anzeigen können (Siehe ei
genes DP 29 19 273). Herkömmliche Piezokeramiken
oder bei geringerer Temperaturbelastung auch Piezofo
lien aus PVDF sind ebenfalls geeignet, schnelle Vorgän
ge punktförmig oder als Gesamtdruckschwankungen
aufzunehmen.
Druck und Temperaturänderungen sind entschei
dend, um Übergänge von stabilen in metastabile und
instabile Phasen voraussagen zu können. Kavitation und
Korrosion hängen von diesen Bedingungen wesentlich
ab, während sich die Erosion vom Aufschlag der Fest
körperteilchen ableitet.
Für Mehrphasenströmungen, ihre Entmischung, das
Ausfallen von festen Teer- und Wachsbestandteilen gibt
die kombinierte Temperatur- und Druckanalyse Auf
schlüsse. Die schnelle Erfassung über eine Serie von
Sensorelementen entlang der Rohrleitung lassen dieses
Paket ebenfalls als Basis zur Bestimmung der Strö
mungsverhältnisse und zur Regelung der Kompresso
ren und Mischventile zu.
Mehrschichtkeramiken mit Cermetzwischenlagen
sind optimal geeignet, wichtige Gasanteile wie Wasser
stoff, Sauerstoff und Kohlendioxid oder auch Schwefel
wasserstoff zu identifizieren. Eine modifizierte Struktur:
Poröse Keramik/Cermet/Platin/ Zirkondioxid/Metall-Metalloxid/Keramikschicht
(Eigenes DP 35 29 290)
steht für die Sauerstoffmessung, ein ähnlicher Aufbau
mit Anpassung an die Sulfid-, Protonen- und Karbonat
festkörperionenleitung für die Wasserstoffdetektion
usw. zur Verfügung (Abb. 3).
Die Lösung dieser Gase unter Druck und ihre Ausga
sung bei Änderung der Bedingungen sind in Rohrleitun
gen durch die genannte Schichtelektrodenanordnung si
cher erfaßbar. So können Korrosion, Oxidbildung, Was
serstoffversprödung bei Summierung der Meßwerte
bzw. der Belastung und Vergleich mit Modellkennfel
dern vorausgesagt werden. Dies ist für die Beurteilung
der Langzeithaltbarkeit besonders wichtig.
Dieses Sensorpaket erhält seinen Sinn bei Mehrpha
sengemischen mit erheblichen Gasanteilen, wobei die
Kombination mit dem Grundpaket zur Detektion der
Druck- und Temperaturschwankungen vorteilhaft ist.
Auf diese Weise können schnelle Änderungen größten
teils einem spezifischen Gasanteil zugeordnet werden.
Elektroden aus den vorgegebenen Rohrleitungs- und
Apparatebauwerkstoffen werden plan in eine Oberflä
che eingebaut und mit einer Polarisationsmeßvorrich
tung verbunden. Die Elektroden sprechen auf das umge
bende Medium und die wechselnden Bedingungen des
Betriebes an.
Der aus diesen Messungen abgeleitete Polarisations
widerstand ist ein Maß für die Korrosionsrate, wobei
Redoxsysteme stören. Zu deren Elimination müssen die
vorhergenannten Messungen an Edelmetallelektroden
herangezogen werden. Vorteilhaft für dieses Sensorpa
ket ist die weitere Kombination mit der Protonen- und
Sauerstoffdetektion.
Der multifunktionelle Aufbau erlaubt die Vorhersage
der Korrosion des eingesetzten Werkstoffes und ist so
mit ein wichtiges Element zur Langzeitplanung.
Mit einer anodisch geschalteten Kupferelektrode
wird ein Cu-Ionenstrom erzeugt, der von einer zweiten,
inerten Edelmetallelektrode als Grenzstrom bestimm
bar ist. Dieser Grenzstrom stellt ein Maß für die Strö
mungsgeschwindigkeit dar (Abb. 7a).
Leitfähigkeits- bzw. Strombestimmung an zwei hin
tereinandergeschalteten Edelmetallelektroden ergeben
bei der Vorüberbewegung von Partikeln Signale, aus
deren Laufzeit Rückschlüsse auf die Partikeldurchfluß
raten und damit auf eine Erosionsbelastung gezogen
werden (Abb. 7b).
Diese Kombination von vier Elektroden sollte in be
sonderer Weise dort eingesetzt sein, wo kritische
Durchflußraten und Partikelangriff verstärkt berück
sichtigt werden müssen. Aus diesem Grunde ist dieses
Sensorpaket sowohl zur Steuerung von Pumpen als
auch zur Vorhersage des Abriebes heranziehbar.
Claims (6)
1. Verfahren zur Bestimmung der Innenbelastung von Rohrleitungen und Anlagen
durch strömende Medien mit Hilfe von in der Strömung befindlichen Sensoren,
dadurch gekennzeichnet,
daß mindestens drei elektrochemische Sensoren sich auf der Innenoberfläche des
zu überwachenden Objektes befinden, welche zur Messung von Parametern zur Bestimmung
der Korrosion über Strom-Spannungs-Messungen, zur Messung der Durch
flußgeschwindigkeit über Grenzstrommessungen und zur Messung der Partikelrate
in Wandnähe über Amperometrie benutzt werden, wobei diese Parameter gleichzei
tig erfaßt und ausgewertet werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß als Strom-Spannungs-Messungen Polarisationsmessungen durchgeführt
und Polarisationswiderstände aufgenommen sowie Impedanzmessungen
und Messungen des Strom-, Spannungs- und Widerstandsrauschens durchgeführt
werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß Korrosions-, Ruhe- und Redoxpotentiale gemessen und zur Bestimmung der
Korrosionswahrscheinlichkeit herangezogen werden.
4. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß über Grenzstrommessungen und amperometrische Partikelratenmessungen die
Wandbelastung durch Mehrphasenströmungen bestimmt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Parameter erfaßt und mit einem Plausibilitätsalgorithmus ausgewertet
und verknüpft werden, so daß sie zur Korrosionsüberwachung verwendet werden
können.
6. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß sie mindestens drei elektrochemische Sensoren aufweist, die, bei der Be
stimmung der Innenbelastung von Rohrleitungen in einem Rohrsegment oder bei
der Bestimmung der Innenbelastung von Anlagen auf einem der Innenoberfläche
angepaßten Basiselement angeordnet sind.
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DE3900942A1 DE3900942A1 (de) | 1990-07-26 |
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