DE3827613A1 - Binder und trockenmoertel fuer anhydrit-fliessestrich und fliessestrich daraus - Google Patents

Binder und trockenmoertel fuer anhydrit-fliessestrich und fliessestrich daraus

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Description

Die Erfindung betrifft einen Binder für Anhydrit-Fließe­ strich, sowie einen Trockenmörtel mit diesem Binder und einem daraus erstellten Fließestrich.
Es ist bekannt, einen Estrich aus Anhydrit und Zuschlagstof­ fen unter Zusatz von Abbindebeschleunigern und Fließmitteln herzustellen. Diese Estriche werden als Unterlagsböden und für Nutzbeläge aller Art in der Bauindustrie verwendet. Außer Anhydrit als Bindemittel kann auch Zement verwendet werden.
Bei der Verlegung des Estrichs müssen verschiedene Verar­ beitungsmerkmale beachtet werden. Das Material muß ein gu­ tes Fließverhalten haben, damit es sich auf dem Untergrund gleichmäßig verteilt und dabei die erforderliche, gleich­ mäßige Schichtdicke erreicht. Das heißt, daß die Oberfläche des Estrichs auch bei einem unebenen Untergrund vollkommen eben sein muß. Nur so kann z.B. die Verlegung von Parkett­ böden oder Teppichböden voll gewährleistet sein.
Ein Fließestrich soll nach 25 Minuten langsam verfestigen. Die Erstarrung muß nach ca. 12 Stunden beendet sein. Der Estrich muß raumbeständig sein, darf also während der weiteren Verfestigung nach 28 Tagen keine Risse und Uneben­ heiten aufweisen, wobei die Druckfestigkeitswerte je nach Festigkeitsklasse des Binders z.B. bei über 20 N/mm2 und die Biegezugfestigkeit über 4 N/mm2 liegen soll.
Die geforderten Eigenschaften sind erforderlich um eine ein­ wandfreie Verarbeitung zu gewährleisten und gute Festigkeits­ werte zu erzielen.
Nachdem die Zuschlagstoffe inert sind, sind die Eigenschaften des Estrichbinders ausschlaggebend für die Güte des Estrichs. Gemäß DIN 4208 müssen Anhydritbinder bestimmte Kennwerte er­ reichen, die einer regelmäßigen Prüfung unterzogen werden. Sie werden nach den erreichten Festigkeitswerten bezeichnet, z.B. AB 20, entsprechend einer Druckfestigkeit von mindestens 20 N/mm2 nach 28 Tagen.
Ein zweites Problem ist der große Anteil an anfallendem Indu­ striegips aus Chemieanlagen, aus Entschwefelungsanlagen in Kraftwerken und dergleichen mehr. Dieses Problem ist dadurch gegeben, daß man in der Gipsindustrie nur Industriegipse mit einem Weißgrad von mindestens 70 verarbeiten kann. Die Ge­ winnung von REA-Gips kann zu wertmäßig guten Gipsen mit hohem Weißgrad führen, wenn der Einsatz von entsprechend hochwertigen Kalksteinen gegeben ist. Anders ist es z.B. in der chemischen Industrie. Um Produktionskosten nicht unnötig zu steigern, kann man, wenn es die Verfahren ermöglichen, in der Produktion auch minderwertigen Kalkstein verarbeiten, der als Endprodukt einen Gips mit niedrigeren Weißgraden ergibt. Der Gips kann aber auch infolge der chemischen Verfahren verfärbt sein. Derartige Gipse müssen dann deponiert werden. Die Deponie­ kosten sind sehr hoch, insbesondere wenn Sonderdeponien erforder­ lich werden. Abgesehen davon sind die Möglichkeiten zu Deponieren abhängig von den Deponieflächen, die auf Dauer auch nur be­ schränkt verfügbar sind.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde einen Binder und einen Trockenmörtel für einen Anhydrit-Fließestrich zu schaffen, die sich einerseits gut zu Fließestrich verarbeiten lassen, die ent­ sprechende Beständigkeit haben und die andererseits eine wirt­ schaftliche Verwertung eines verfärbten Industriegipses ermög­ lichen.
Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, daß der Anhydrit durch ther­ mische Behandlung eines Industriegips gebildet wird, wobei die thermische Behandlung des Industriegips in einem an sich be­ kannten Reaktor bei Temperaturen zwischen 700 und 900°C durch­ geführt wird, so daß sich ein BET-Wert zwischen 2 und 3 m2/gr des Anhydrit einstellt.
Mit der erfindungsgemäßen Maßnahme wird mit einfachsten Mitteln die Herstellung eines Trockenmörtels für Fließestrich mit einer späten Abbindung erreicht, wobei gleichzeitig eine Beseitigung von Altlasten, nämlich eine Beseitigung von auf Halden oder in Sonderdeponien gelagerten Industriegips gegeben ist. Es sind Stoffe, die den Umweltschutz verbessern. Die erreichbare Druck­ festigkeit des Estrichs liegt bei ca. 35 N/mm2.
Ein vorteilhafter Binder besteht aus 65 bis 90 Gew.-% Anhydrit und 10 bis 35 Gew.-% an Zuschlagstoffen. Dabei können die Zu­ schlagstoffe aus einem Binder mit Abbindeverzögerer, einem Be­ schleuniger für Anhydrit und einem hydraulischen Binder bestehen.
Eine besonders vorteilhafte Mischung für die Zuschlagstoffe be­ steht aus folgenden Stoffen:
  • a) 10-25 Gew.-% β-Halbhydrat plus Verzögerer
  • b) 0,3-1 Gew.-% K₂SO₄ und
  • 1-4 Gew.-% Calciumoxid
  • c) 5-18 Gew.-% gemahlene Hochofenschlacke.
Weitere Erfindungsmerkmale sind in den Unteransprüchen gekenn­ zeichnet und nachfolgend in einem Ausführungsbeispiel näher be­ schrieben.
Auf einem Lagerplatz 1 ist eine Halde 2 aus Industriegips ge­ stapelt, der durch organische Stoffe verfärbt ist und bei­ spielsweise eine Oberflächenfeuchtigkeit von ca. 25% auf­ weist. Eine vorzugsweise Körnung des Industriegipses liegt zwischen 1 und 5 mm. Sollte der zu verarbeitende Industrie­ gips eine gröbere Körnung haben, so wird er mittels einer Zu­ führung 4 einer Mühle 3 zugeführt, von wo aus der Industrie­ gips mittels einer Fördereinrichtung 5 der Halde 2 in geeig­ neter Körnung zugeführt wird. Von hier wird der Industriegips mittels Fördermittel 6 einer Einlaufschurre 7 eines Drehrohr­ ofens zugeführt, der mittels eines Brenners 9 beheizt wird. Das zu calcinierende Gut kann sowohl im Gleichstrom als auch im Gegenstrom zur Brennerflamme betrieben werden. Der Industriegips wird innerhalb des Drehrohrofens 8 zwischen 700 und 900°C cal­ ciniert, so daß er einen BET-Wert von ca. 2 m/gr erreicht. Das hierdurch entstandene Anhydrit eignet sich in besonderer Weise für die Herstellung eines Fließestrichs. Über ein Fördermittel 10 wird das Anhydrit einem Zwischenbunker 13 zugeführt, er­ forderlichenfalls kann auch eine Kühleinrichtung 11 vorgesehen sein, aus der das Anhydrit mittels eines Fördermittels 12 weiter transportiert wird. Mittels einer Bunkeraustragsvor­ richtung 14 wird das Anhydrit einer Mühle 15 zugeführt, wo es einer Nachzerkleinerung auf eine Körnung unter 100 µm unter­ worfen wird. Die Zuschlagstoffe können dem im Drehrohrofen er­ zeugten Anhydrit vor oder hinter der Nachzerkleinerungsanlage 15 zugegeben werden. Im Ausführungsbeispiel ist eine Leitung 16 für die Zuführung eines Anregers und eine Leitung 17 für die Zuführung eines Verflüssigers vorgesehen. Alle 3 Kompo­ nenten werden gemeinsam zerkleinert, so daß mittels der Lei­ tung 18 ein gut gemischter Binder anfällt. Es besteht auch die Möglichkeit zur Steigerung der Druckfestigkeit beim Mahlen an­ derer Materialien, wie z.B. Calciumhydrat, β-Halb­ hydrat und gemahlene Hochofenschlacke zuzugeben. Der fertigge­ mischte Binder kann in Säcken verpackt oder mittels eines Kes­ selwagens 19 o. dgl. an den Verwendungsort transportiert werden. Auch kann der Binder mit Sand zu einem Trockenmörtel vermischt werden, der ebenfalls in Säcken verpackt an den Verwendungsort transportiert werden kann. Nach dem Ausführungsbeispiel ist vor­ gesehen, daß der Binder an den Verwendungsort 20 transportiert wird und daß erst dort bei 22 der Sand zugemischt wird und dann mittels Wasserzugabe 21 der plastische Estrich zur Verlegung er­ zeugt wird.

Claims (16)

1. Binder für Anhydrit-Fließestrich, bestehend aus einem Anhy­ drit mit Zuschlagstoffen, dadurch gekennzeichnet, daß der Anhydrit durch thermische Behandlung eines Industriegips gebildet wird.
2. Binder nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die thermische Behandlung des Industriegips in einem an sich be­ kannten Reaktor bei Temperaturen zwischen 700 und 900°C durchgeführt wird, so daß sich ein BET-Wert zwischen 1 und 3 m2/gr des Anhydrit einstellt.
3. Binder nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Anteil des Anhydrit 65-90 Gew.-% und der Anteil der Zuschlagstoffe 10 bis 35 Gew.-% beträgt.
4. Binder nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Zuschlagstoffe aus einem
  • a) Bindemittel mit Abbindeverzögerer
  • b) einem Anreger für Anhydrit und
  • c) einem hydraulischen Binder
bestehen.
5. Binder nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Zu­ schlagstoffe aus folgendem Gemisch bestehen:
  • a) 10-25 Gew.-% b-Halbhydrat
  • b) 0,3-1 Gew.-% K₂SO₄ und
  • 1-4 Gew.-% Calciumoxid
  • c) 5-18 Gew.-% gemahlene Hochofenschlacke.
6. Binder nach den Ansprüchen 3 und 4, dadurch gekennzeichnet, daß dem Gemisch als Verflüssiger 0,1 bis 0,3 Gew.-% trockene, wasserlösliche Harze zugegeben werden.
7. Binder nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß als Reaktor für die thermische Behandlung des Industrie­ gips ein Drehrohrofen verwendet wird.
8. Binder nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß der Indu­ striegips dem Drehrohrofen mit einer Körnung von 1-5 mm zu­ geführt wird.
9. Binder nach den Ansprüchen 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß der Anhydrit nach der thermischen Behandlung zwischenge­ lagert wird.
10. Binder nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß der An­ hydrit vor der Zwischenlagerung einer Kühlung unterworfen wird.
11. Binder nach den Ansprüchen 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß der Anhydrit einer Nachzerkleinerung auf eine Körnung unter 100 µm unterworfen wird.
12. Binder nach den Ansprüchen 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß die Zuschlagstoffe vor und/oder hinter der Nachzerklei­ nerung zugemischt werden.
13. Binder nach den Ansprüchen 6 und 12, dadurch gekennzeichnet, daß der Verflüssiger während der Nachzerkleinerung zugegeben wird.
14. Trockenmörtel für Anhydrit-Fließestrich mit Binder nach den Ansprüchen 1 bis 13, dadurch gekennzeichnet, daß ein Teil Binder mit einem Teil Sand, einer Körnung nach DIN 4208, ge­ mischt wird.
15. Fließestrich aus Trockenmörtel nach Anspruch 14, dadurch ge­ kennzeichnet, daß der Trockenmörtel an der Baustelle mit sauberem Wasser vermischt wird.
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