DE3825541A1 - Verfahren zur bewertung der reststandzeit von waermebestaendigem stahl - Google Patents
Verfahren zur bewertung der reststandzeit von waermebestaendigem stahlInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Bestimmung oder
Bewertung der Reststandzeit von hitze- oder wärmebe
ständigen Stählen, die unter erschwerten Betriebsbe
dingungen bei hohen Temperaturen eingesetzt werden.
Überhitzerröhren von Kesseln in Kraftwerken unterliegen
beispielsweise einer Verschlechterung der Werkstoffeigen
schaften nach längerem Betrieb, weil sie unter erschwerten
Bedingungen bei hohen Temperaturen und Drücken eingesetzt
werden. Wenn die Betriebslebensdauer bzw. Standzeit des
Werkstoffs voll erschöpft ist, können Unfälle, z.B. durch
Brüche, auftreten. Zur Vermeidung solcher Unfälle sind
bereits verschiedene Verfahren zur Bewertung der Rest
standzeit von wärmebeständigen Stählen angewandt worden,
beispielsweise ein Dauerstandversuch am Werkstoff, ein
Verfahren, das auf der Untersuchung der Änderung der me
chanischen Festigkeit, wie Härte, oder des Gefüges beruht,
oder ein zerstörungsfrei arbeitendes Prüfverfahren für
die Feststellung etwaiger Risse.
Zerstörende Prüfverfahren, z.B. der Dauerstandversuch,
erfordern jedoch aufwendige Arbeitsgänge, wie Proben
nahme durch Zerschneiden von tatsächlich benutzten Teilen
und Langzeituntersuchung oder -prüfung, die über einen
langen Zeitraum entsprechend einem Mehrfachen von tausend
Stunden durchgeführt werden muß. Mittels eines solchen
Verfahrens ist es mithin unmöglich, die Reststandzeit
in kurzer Zeit und in zerstörungsfreier Weise zu be
stimmen. Das auf der Feststellung der Änderung in den
mechanischen Eigenschaften, wie Härte, beruhende Verfahren
vermag keine genaue Information bezüglich der Reststand
zeit über einen langen Zeitraum vom Beginn bis zum Ende
des Einsatzes des betreffenden Teils zu liefern; dies be
ruht zum Teil darauf, daß die Änderung in den mechanischen
Eigenschaften hauptsächlich in der Endphase der Stand
zeit oder Betriebslebensdauer auftritt, und zum Teil
darauf, daß die sich ändernden Eigenschaften stark
variieren. Es ist auch bekannt, daß eine Änderung im Ge
füge oder in der Struktur im Langzeitbetrieb einen der
kritischsten Faktoren bezüglich der Eigenschaftsver
schlechterung des Werkstoffs darstellt. Es ist jedoch
noch kein wirksames Verfahren entwickelt worden, das
eine quantitative Untersuchung bzw. Auswertung der Ge
fügeänderung von wärmebeständigen Stählen zum Zwecke der
Bewertung der Reststandzeit erlaubt. Eine zerstörungs
freie Untersuchung bzw. Prüfung zur Feststellung von
Rissen in wärmebeständigen Stählen, die bei hoher Tempera
tur und unter hoher Beanspruchung eingesetzt werden,
ist zwar für die Bewertung der Reststandzeit sehr wirk
sam, doch liefert diese Methode keine Information bezüg
lich des Werkstoffzustands, bevor tatsächlich ein Riß
auftritt.
Die Erfindung ist nun entwickelt worden, um die Lücke
zwischen dem Stand der Technik und dem tatsächlichen Be
darf zu schließen und ein Verfahren zu schaffen, das eine
genaue Bewertung der Reststandzeit von wärmebeständigem
Stahl anhand einer Information bezüglich einer Dichte
änderung eines Legierungselements in diesem Stahl er
möglicht.
Aufgabe der Erfindung ist damit die Schaffung eines Ver
fahrens zur Bewertung der Reststandzeit von bei hoher
Temperatur und unter hohem Druck eingesetzten wärmebe
ständigen Stählen, das eine sichere Bewertung dieser
Reststandzeit in zerstörungsfreier Weise erlaubt.
Diese Aufgabe wird bei einem Verfahren zur Bewertung der
Reststandzeit eines wärmebeständigen Stahls nach Betrieb
oder Einsatz bei hoher Temperatur und unter hoher Bean
spruchung erfindungsgemäß dadurch gelöst daß die Dichte
eines Legierungselements in einem winzigen oder kleinsten
Bereich jeder einer Vielzahl von Meßstellen auf der Ober
fläche des wärmebeständigen Stahls gemessen wird und eine
Vorausbestimmungsgröße für die Reststandzeit durch Auf
tragen von Daten betreffend die Meßwerte der Dichte des
Legierungselements auf ein im voraus abgeleitetes oder
aufgestelltes Reststandzeit-Bewertungsbezugsdiagramm ge
wonnen bzw. abgeleitet wird, welches die Beziehung zwi
schen der Dichte des Legierungselements und der mittels
zerstörungsfreier Prüfung oder einer Kräftebestimmung
an zahlreichen (Proben-)Stücken des unter verschiedenen
Bedingungen eingesetzten wärmebeständigen Stahls er
mittelten Betriebslebensdauer- oder Standzeitabnahme dar
stellt.
Gegenstand der Erfindung ist auch ein Verfahren zur Be
wertung der Reststandzeit eines wärmebeständigen Stahls
nach Betrieb oder Einsatz bei hoher Temperatur und unter
hoher Beanspruchung, das dadurch gekennzeichnet ist, daß
von der Oberfläche des wärmebeständigen Stahls eine
Nachbildungs-Probe (replica) gewonnen oder entnommen
wird, der Zustand der Verschlechterung des metallurgischen
Gefüges des wärmebeständigen Stahls und/oder der Zustand
von Ausfällungen bzw. Ausscheidungen in der Probe be
stimmt wird und eine Vorausbestimmungsgröße für die
Reststandzeit durch Auftragen von Daten betreffend die
bestimmten Größen für die Verschlechterung des metallurgi
schen Gefüges und/oder den Zustand von Ausfällungen bzw.
Ausscheidungen auf ein im voraus aufgestelltes Reststand
zeit-Bewertungsbezugsdiagramm gewonnen oder abgeleitet
wird, welches die Beziehung zwischen dem Zustand der
Verschlechterung des metallurgischen Gefüges und/oder dem
Zustand der Ausfällungen bzw. Ausscheidungen und der mit
tels zerstörungsfreier Prüfung oder einer Kräftebestimmung
an zahlreichen (Proben-)Stücken des unter verschiedenen
Bedingungen eingesetzten wärmebeständigen Stahls ermittel
ten Betriebslebensdauer- oder Standzeitabnahme darstellt.
Erfindungsgemäß durchgeführte ausgedehnte Untersuchungen
an wärmebeständigen Stählen, die bei hoher Temperatur und
hohem Druck eingesetzt werden, haben gezeigt, daß eine
sehr enge Beziehung zwischen der Reststandzeit solcher
Stähle und dem Zustand der Dichte von Stahl-Legierungs
elementen sowie dem Verschlechterungszustand des metallurgi
schen Gefüges der Stähle und/oder dem Fällungs- bzw. Aus
scheidungszustand besteht.
Die Erfindung beruht nun auf dieser Feststellung. Er
findungsgemäß werden die Dichten von Legierungselementen
in winzigen bzw. kleinsten Bereichen auf der Oberfläche
des wärmebeständigen Stahls an einer Vielzahl von Stellen
gemessen; wahlweise wird der Verschlechterungszustand
(oder auch Zerfallszustand) des metallurgischen Gefüges und/oder
der Ausscheidungszustand an einer Nachbildungs-Probe (replica) bestimmt,
die von der Oberfläche des wärmebeständigen Stahls ent
nommen worden ist. Gleichzeitig werden Beziehungen zwi
schen diesen Faktoren und der Standzeitabnahmerate (life
consumption rate) im voraus mittels einer zerstörenden
Prüfung oder einer Kräftebestimmung bestimmt, und die da
bei gewonnenen Daten werden in Form eines Reststandzeit-
Bewertungsbezugsdiagramms gespeichert. Die Reststandzeit
oder -lebensdauer des wärmebeständigen Stahls kann damit
unter Bezugnahme auf dieses Diagramm bewertet werden.
Erfindungsgemäß ist somit eine genaue Bewertung in kurzer
Zeit und ohne die Notwendigkeit für eine zerstörende
Prüfung möglich. Zudem vermag das erfindungsgemäße Ver
fahren Informationen bezüglich der Reststandzeit (residual
life) von wärmebeständigem Stahl über einen langen Zeit
raum vom Einsatzbeginn bis zum Betriebsende zu liefern.
Im folgenden sind bevorzugte Ausführungsbeispiele der Er
findung anhand der Zeichnung näher erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 eine graphische Darstellung der Mo-Dichtever
teilung, ermittelt unter Verwendung eines unbe
nutzten ferritischen wärmebeständigen Stahls und
eines ferritischen wärmebeständigen Stahls nach
Langzeiteinsatz, für ein erstes Ausführungsbei
spiel der Erfindung,
Fig. 2 ein Reststandzeit-Bewertungsbezugsdiagramm zur
Darstellung der Beziehungen zwischen dem größten
Flächenfaktor der Mo-Dichteverteilung und der
Dauerstandfestigkeitsabnahme bei einem ferritischen
wärmebeständigen Stahl,
Fig. 3 ein Reststandzeit-Bewertungsbezugsdiagramm zur
Darstellung der Beziehung zwischen der Halb
wertsbreite der Mo-Dichte eines ferritischen wärmebeständigen
Stahls und der Dauerstandfestigkeitsabnahme
(creep rupture life consumption),
Fig. 4 eine schematische Darstellung der Bestimmung oder
Definition des Flächenfaktors (area factor) als
erfindungsgemäß eingeführter Begriff, bei einem
zweiten Ausführungsbeispiel der Erfindung,
Fig. 5 eine graphische Darstellung der Definition des
Einheitsdichtebereichs (unity density section),
ebenfalls als erfindungsgemäß eingeführter Begriff,
Fig. 6 eine graphische Darstellung des Cr- und Mo-Dichte
spektrums in einem ferritischen wärmebeständigen
Stahl nach 140 000-stündigem Betrieb als wärme
und druckbeständiger Bauteil eines Kessels in
einem Kraftwerk,
Fig. 7 ein Reststandzeit-Bewertungsbezugsdiagramm zur
Darstellung der Beziehung oder Korrelation zwi
schen logarithmischen Dämpfungsfaktoren von Cr-
und Mo-Dichtespektren bei einem unter verschie
denen Bedingungen eingesetzten wärmebeständigen
Stahl und dem Standzeitabnahmefaktor, anhand
eines Bruchversuchs bestimmt,
Fig. 8 eine für ein drittes Ausführungsbeispiel der Er
findung geltende Darstellung eines analytischen,
elektronenmikroskopisch bestimmten Gefüges eines
Dünnschichtprüflings, aus einer kleinen Probe
von 3 mm Durchmesser und 1 mm Tiefe gewonnen,
die aus einem ferritischen wärme- und druckbe
ständigen Bauteil eines in einem Kraftwerk ein
gesetzten Kessels entnommen wurde,
Fig. 9 ein Reststandzeit-Bewertungsbezugsdiagramm zur
Darstellung der Beziehung zwischen der Dauer
standfestigkeitsabnahme und der Molybdändichte
in Matrixphase,
Fig. 10 eine für ein viertes Ausführungsbeispiel der Er
findung geltende Darstellung einer Elektronen
mikroskop-Gefügeaufnahme zur Messung des Kugelig
keitsfaktors (spheroidizing factor) von Korn
grenzenkarbiden,
Fig. 11 ein Reststandzeit-Bewertungsbezugsdiagramm zur
Darstellung der Beziehung zwischen dem Kugelig
keitsfaktor von Korngrenzenkarbiden und der
Dauerstandfestigkeitsabnahme,
Fig. 12 ein Fließdiagramm eines Verfahrens gemäß einem
fünften Ausführungsbeispiel der Erfindung,
Fig. 13 eine für ein sechstes Ausführungsbeispiel der
Erfindung geltende Darstellung einer elektronen
mikroskopischen Übertragungs- oder Durchlaß-Ge
fügeaufnahme einer Nachbildungs-Probe (replica),
die von der Oberfläche eines temperatur- und
druckbeständigen Bauteils eines über einen langen
Zeitraum in einem Kraftwerk eingesetzten Kessels
entnommen wurde, und
Fig. 14 ein Reststandzeit-Bewertungsdiagramm zur Dar
stellung der Beziehung zwischen der M6C-Karbid
fällung und der Standzeitabnahme bei einem
ferritischen wärmebeständigen Stahl.
Im folgenden ist die Erfindung anhand eines ersten Aus
führungsbeispiels erläutert.
Erfindungsgemäß wurden ausgedehnte Untersuchungen an
ferritischen und austenitischen wärmebeständigen Stählen
durchgeführt, die im Langzeitbetrieb bei hohen Tempera
turen eingesetzt waren. Als Ergebnis dieser Unter
suchungen hat es sich gezeigt, daß im Fall von ferritischen
wärmebeständigen Stählen die Eigenschafts-Verschlechterung
des Stahls eng mit der Kugelbildung (nodulation) von
Mo2C-Karbiden im Ferritkorn unter Fällungs- oder Aus
scheidungsvergröberung von M6C-Karbiden in der Korngrenze,
die im Langzeitgebrauch des Stahls auftreten, verbunden ist.
Im Fall von austenitischem wärmebeständigen Stahl hat es
sich außerdem gezeigt, daß die Verschlechterung eng mit
der Fällung oder Ausscheidung (Ausseigerung) der δ-Phase
zu den Korngrenzen und der resultierenden Entstehung
einer chromarmen Schicht verbunden ist. Erfindungsgemäß
hat es sich weiterhin gezeigt, daß diese strukturellen
Änderungen der jeweiligen wärmebeständigen Stahlsorten
dadurch festgestellt werden können, daß eine Änderung in
der Dichte von Molybdän und Chrom, die Legierungselemente
solcher Stähle darstellen, festgestellt oder gemessen
wird.
Das erste Ausführungsbeispiel der Erfindung beruht auf
diesen Feststellungen. Dabei wird somit die Änderung im
Verteilungszustand der Elementdichte eines wärmebe
ständigen Stahls quantitativ gemessen, und die Reststand
zeit oder -lebensdauer dieses Stahls wird anhand der Meß
daten unter Bezugnahme auf ein Reststandzeit-Bewertungs
bezugsdiagramm bewertet, welches die Beziehung zwischen
der quantitativen Größe der Dichteverteilung und der
Standzeitabnahmerate angibt; dieses Diagramm wird durch
tatsächliche Messung mittels zerstörender Prüfung oder
Spannungsanalyse bzw. Kräftebestimmung aufgestellt.
Für einen ferritischen wärmebeständigen 2 1/4Cr-1Mo-Stahl
und einen anderen ferritischen wärmebeständen Stahl, die über
einen langen Zeitraum hinweg in Überhitzerröhren und
Hauptdampfröhren eines Kraftwerk-Kessels eingesetzt waren, werden
die Dichten von Mo als Legierungselement eines solchen
wärmebeständigen Stahls gemessen und mittels eines Röntgen-
Analysiergeräts an einer großen Vielzahl von 1×1 mm
großen Stellen (1000×1000 Stellen) analysiert bzw.
aufgestellt.
Über den gesamten Dichtebereich hinweg wurde eine Ab
stufung oder Skala in Einheiten von 0,2% aufgestellt. Das
Verhältnis der Zahl der in jedem Dichtebereich liegenden
Untersuchungsstellen zur Gesamtzahl der Untersuchungs
stellen wurde längs des Dichtepegels aufgetragen. Fig. 1
veranschaulicht die Mo-Dichteverteilung 1 in einem nicht
benutzten Werkstoff und die Mo-Dichteverteilung eines über
einen längeren Zeitraum hinweg benutzten Werkstoffs. Der
von Langzeitbenutzung herrührende Grad der Unebenheit
oder Ungleichmäßigkeit der Mo-Dichte wurde anhand des
Höchstwerts 3 des Flächenfaktors der Mo-Dichteverteilung
und der Halbwertsbreite 4 des Verteilungsspektrums ausge
wertet. Für jeden der verschiedenen Stahlwerkstoffe wurde
ein Reststandzeit-Bewertungsbezugsdiagramm gezeichnet,
welches die Beziehung oder Korrelation zwischen der Dauer
standfestigkeitsabnahme und dem Höchstwert des Flächen
faktors oder der Halbwertsbreite des Verteilungsspektrums
angibt. Fig. 2 veranschaulicht ein solches Reststandzeit-
Bewertungsbezugsdiagramm, das in Übereinstimmung mit dem
maximalen oder größten Flächenfaktor der Mo-Dichtever
teilung von 2 1/4Cr-1 Mo-Stahl aufgetragen wurde, während
Fig. 3 ein ähnliches, auf der Grundlage der Halbwerts
breite festgelegtes Diagramm veranschaulicht.
Sodann wurde die Mo-Dichteverteilung nach der vorstehend
beschriebenen Methode im Oberflächenbereich von Über
hitzerröhren, die im Langzeitbetrieb in einem Kraftwerk-
Kessel benutzt worden waren, gemessen, und die Dauer
standfestigkeitsabnahme (creeprupture life consumption)
wurde anhand dieses Bezugsdiagramms unter Heranziehung
des gemessenen größten Flächenfaktors und der Halbwerts
breite vorausbestimmt. Die auf der Grundlage des größten
Flächenfaktors vorausbestimmte Größe der Standzeitabnahme
betrug 53%, während die auf der Grundlage der Halbwerts
breite vorausbestimmte Standzeitabnahme 56% betrug. Anderer
seits wurde die Dauerstandfestigkeitsabnahme der Über
hitzerröhre mittels eines Dauerstandversuchs gemessen.
Dieser Versuch ergab eine Größe von 51,4%, die somit mit
den nach dem erfindungsgemäßen Verfahren vorausbestimmten
Größen gut übereinstimmt.
Außerdem wurde ein Reststandzeit-Bewertungsbezugsdiagramm
auch für austenitischen Stahl auf der Grundlage der Cr-
Dichteverteilung aufgestellt, und zwar nach einer Methode,
die im wesentlichen der für ferritischen Stahl benutzten
Methode entspricht. Die Reststandzeit wurde anhand des
größten Flächenfaktors und der Halbwertsbreite der Cr-
Dichteverteilung, an einem Langzeitbetrieb ausgesetzten
Werkstoffproben gemessen, bewertet. Das Bewertungsergebnis
stimmte dabei gut mit dem Ergebnis der Bestimmung der
Standzeitabnahme mittels des Dauerstandversuchs überein.
Nachstehend ist ein zweites Ausführungsbeispiel der Er
findung beschrieben. Erfindungsgemäß hat es sich auch
herausgestellt, daß die Reststandzeit oder -lebensdauer
eines ferritischen, bei hoher Temperatur und hohen Be
lastungspegeln verwendeten wärmebeständigen Stahls von
der Art und der Form der Karbide abhängt, die im Ge
brauch des Stahls ausfallen bzw. ausseigern. Ein Prüfling
a 1 (Fig. 4) zeigt eine gleichmäßige Verteilung feiner
Karbide. Bei diesem Prüfling wird ein im wesentlichen
gleichmäßiges Verhältnis von Karbiden über eine Vielzahl
von Untersuchungsstellen hinweg festgestellt. Dies be
deutet, daß die Dichten der die Karbide darstellenden
Elemente, d.h. Cr und Mo im Fall von ferritischen Stählen,
unabhängig von der Lage der Untersuchungsstelle im we
sentlichen konstant sind. Wie aus Fig. 4(b1) hervorgeht,
zeigt daher das Dichtespektrum einen scharfen Peak im Be
reich um die mittlere Dichte herum.
Im Gegensatz dazu variiert bei einem Prüfling (Fig. 4(a2),
bei dem Karbide kondensiert und vergröbert sind,
das Verhältnis der Karbide im Untersuchungsbereich im
großen Maße in Abhängigkeit von der Lage der Unter
suchungsstelle, mit dem Ergebnis, daß unterschiedliche
Untersuchungsstellen verschiedene Dichten von Karbid
bildbildnern zeigen. Demzufolge enthält das Spektrum
lediglich einen niedrigen und breiten Peak (vgl. Fig. 4(b2).
Erfindungsgemäß wurde nun eine Methode entwickelt, die
eine quantitative Erfassung oder Messung der Änderung
in der Dichteverteilung von Chrom (Cr) und Molybdän (Mo)
als Karbidbildner ermöglicht. Dabei wurden insbesondere
die Dichten von Cr und Mo in winzigen oder kleinsten Be
reichen an einer Vielzahl von Untersuchungsstellen auf
der Oberfläche eines ferritischen wärmebeständigen Stahls
gemessen, wobei für jeden Einheits-Dichteabschnitt oder
-bereich das Verhältnis der in jedem Dichtebereich liegen
den Untersuchungsstelle zur Gesamtzahl der Untersuchungs
stellen als Flächenfaktor berechnet wurde. Die Größe der
Flächenfaktoren der jeweiligen Einheits-Dichtebereiche
wurde jeweils für Cr und Mo längs der Dichte (bzw. Dichte
achse) aufgetragen. Als Ergebnis hat es sich gezeigt, daß
das Flächenfaktordämpfungsverhältnis an der Seite der
höheren Dichte des Flächenfaktors des Dichtespektrums
in Abhängigkeit von Faktoren variiert, z.B. der Art der
ausgefällten Karbide und dem Verteilungszustand dieser
ausgefällten Stoffe.
Im folgenden ist die Definition des Einheits-Dichtebe
reichs erläutert.
Gemäß Fig. 5 wird der Dichtebereich zwischen der Mindest
dichte (Cmin) und der Höchstdichte (Cmax) für jeweils Cr
und Mo, an einer Vielzahl von Untersuchungsstellen ge
messen in n Teile der Dichte (Δ C, z.B. 0,1 Gew.-%) unter
teilt. Jeder derartige Teil oder Bereich wird als Einheits-
Dichtebereich (C bis C + Δ C) bezeichnet:
Δ C = (Cmax - Cmin)/n (n = Teiler)
Der Flächenfaktor X(c) wird wie folgt definiert: Der
Flächenfaktor X(c) ist, genauer gesagt, das Verhältnis
der Zahl der in jedem Einheits-Dichtebereich (C bis C + Δ C)
liegenden Untersuchungsstellen (n c ) zur Gesamtzahl (N)
der Untersuchungsstellen. Der Flächenfaktor X(c) bestimmt
sich somit nach folgender Gleichung:
Fig. 6 zeigt Cr- und Mo-Dichtespektren von durch Aus
schneiden bis zu einer Tiefe von mehreren Millimetern
von der Oberfläche her gewonnenen Prüflingen eines
ferritischen wärmebeständigen Stahls, der 140 000 Stunden
lang als Werkstoff eines temperatur- und druckbeständigen
Bauteils eines Kraftwerk-Kessels eingesetzt war. In
Fig. 6 stehen die einzelnen Symbole für die folgenden
Faktoren:
Dabei bedeuten:
N = Gesamtzahl der Untersuchungsstellen,
n (Cr) = Zahl der Untersuchungsstellen mit Cr-Dichte im Bereich zwischen C cr und C Cr + Δ C Cr,
n (Mo) = Zahl der Untersuchungsstellen mit Mo-Dichte im Bereich zwischen C Mo und C Mo + Δ C Mo.
N = Gesamtzahl der Untersuchungsstellen,
n (Cr) = Zahl der Untersuchungsstellen mit Cr-Dichte im Bereich zwischen C cr und C Cr + Δ C Cr,
n (Mo) = Zahl der Untersuchungsstellen mit Mo-Dichte im Bereich zwischen C Mo und C Mo + Δ C Mo.
Der Flächenfaktor wird als natürlicher Logarithmus längs
der Ordinate aufgetragen. Ersichtlicherweise verkleinert
sich der natürliche Logarithmus des Flächenfaktors linear
in bezug auf die Dichte bzw. in Abhängigkeit von dieser,
insbesondere im Bereich höherer Dichte, und zwar sowohl
im Cr- als auch im Mo-Dichtespektrum. Der Gradient dieser
linearen Änderung, d.h. die Dämpfungsfaktoren λ C cr und λ C Mo,
wurde nach der Methode des kleinsten Quadrats berechnet.
Fig. 7 ist ein Reststandzeit-Bewertungsbezugsdiagramm
zur Darstellung der Beziehung zwischen der Dauerstand
festigkeitsabnahme und den mit verschiedenen Werkstoffen
nach Langzeitbenutzung ermittelten logarithmischen
Cr- und Mo-Dämpfungsfaktoren. Die auf der Grundlage des
Cr-Dichtespektrums und des Mo-Dichtespektrums des wärme
beständigen Stahls bewerteten oder ermittelten Größen der
Reststandzeit betrugen 73% bzw. 68%. Andererseits betrug
die nach dem Dauerstandversuch an diesem Stahl gemessene
Reststandzeit 65%. Dies bedeutet, daß die Differenz zwi
schen der nach dem erfindungsgemäßen Verfahren bestimmten
Reststandzeitgröße und der nach dem Dauerstandversuch er
mittelten Reststandzeitgröße nicht mehr als 10% beträgt.
Das Reststandzeit-Bewertungsverfahren gemäß der Er
findung ist mithin sehr wirksam bzw. zuverlässig.
Im folgenden ist ein drittes Ausführungsbeispiel der Er
findung beschrieben.
Erfindungsgemäß wurde eine gründliche Untersuchung eines
ferritischen wärmebeständigen Stahls durchgeführt, der
im Langzeitbetrieb als Werkstoff eines mechanischen Bau
teils bei hoher Temperatur benutzt worden war. Dabei zeigte
es sich, daß hauptsächlich durch Molybdän gebildete Kar
bide koagulieren und grob werden, während die Molybdän
dichte in der Matrixphase klein wird, jeweils in Beziehung
zur Abnahme der Betriebslebensdauer oder Standzeit.
Das dritte Ausführungsbeispiel stützt sich auf diese Tat
sache. Genauer gesagt: die Molybdändichte der Matrixphase
einer kleinsten Probe, die aus einem mechanischen, einem
Langzeitbetrieb ausgesetzten Bauteil entnommen wurde,
wird gemessen und auf einem Standzeitabnahme-Bewertungs
diagramm aufgetragen, das im voraus aufgestellt worden
ist, um die Beziehung zwischen der Molybdändichte und der
Standzeitabnahme darzustellen; auf diese Weise wird die
Reststandzeit (residual life) bestimmt.
Fig. 8 ist eine Darstellung einer analytischen elektronen
mikroskopischen Gefügeaufnahme eines Dünnschichtprüflings
in Form einer kleinsten Probe von 3 mm Durchmesser und
1 mm Tiefe, die aus einem ferritischen wärme- und druck
beständigen Stahlbauteil eines Kraftwerk-Kessels ent
nommen wurde. Aus Fig. 8 geht hervor, daß zahlreiche Ausfällungen
oder Ausscheidungen von groben, hauptsächlich durch Molybdän
gebildeten Karbiden 32 des M6C-Typs, die vor der Ver
wendung nicht vorhanden waren, an den Korngrenzen fest
zustellen sind. Die Molybdändichte wurde daher an fünf
Stellen oder Punkten 33-37 in der Matrix gemessen; das Er
gebnis ist in Tabelle 1 aufgeführt, aus welcher hervorgeht,
daß die Molybdändichte in der Matrixphase entsprechend
der Ausfällung der groben Karbide des M6C-Typs abgenommen
hat.
Untersuchungsstelle (Ziffern nach Fig. 1) | |
Mo-Dichte (Gew.-%) | |
1 (33) | |
0,68 | |
2 (34) | 0,65 |
3 (35) | 0,66 |
4 (36) | 0,69 |
5 (37) | 0,67 |
Weiterhin erfolgte eine Untersuchung bezüglich der Be
ziehung zwischen der Dauerstandfestigkeitsabnahme und
der Molybdändichte in der Matrixphase an verschiedenen
Werkstoffen, die einem Langzeiteinsatz ausgesetzt waren,
und künstlich im Zeitstandversuch beschädigten Werk
stoffen. Gemäß Fig. 9 ist dabei eine gute Übereinstimmung
zwischen der Standzeitabnahme und der Molybdändichte in
der Matrixphase zu beobachten. Unter Heranziehung der
graphischen Darstellung als Standzeit-Bewertungsbezugs
diagramm wird die Dauerstandfestigkeitsabnahme des
ferritischen wärmebeständigen Stahls anhand des Mittel
werts der Dichte von Molybdän als Legierungselement zu
63% vorausbestimmt.
Anschließend wurde aus demselben Werkstoff ein Prüfling
entnommen (bzw. ausgeschnitten) und einem Dauerstandver
such zur Bestimmung der Dauerstandfestigkeitsabnahme un
terworfen. Die nach diesem Versuch bestimmte Standzeitab
nahme betrug 58%.
Hieraus ist ersichtlich, daß das Verfahren gemäß diesem
Ausführungsbeispiel, das sich auf die Molybdändichte
stützt, ein Bewertungsergebnis liefert, das nahezu dem
jenigen entspricht, das nach der herkömmlichen Bewertungs
methode erhalten wird; das Verfahren gewährleistet somit
eine ausreichend hohe Zuverlässigkeit. Die Reststandzeit
oder -lebensdauer kann somit einfach durch Messung der
Molybdändichte mit hohem Zuverlässigkeitsgrad bestimmt
werden.
Im folgenden ist ein viertes Ausführungsbeispiel der Er
findung erläutert.
Erfindungsgemäß wurde eine gründliche Untersuchung eines
ferritischen wärmebeständigen Stahls nach langem Betriebs
einsatz durchgeführt. Dabei zeigte es sich, daß diese
Art des wärmebeständigen Stahls eine Tendenz dahingehend
zeigt, daß Korngrenzenausfällungen oder -ausscheidungen
kugelig (spheroidized) werden, wenn der Stahl über einen
langen Zeitraum hinweg bei hoher Temperatur eingesetzt
wird, wobei der Grad der Kugeligkeit (spherodization)
von den Größen der Temperatur und der Spannung bzw. Bean
spruchung im Gebrauch abhängt. Als Maß für den Grad der
Kugeligkeit in ferritischem wärmebeständigen Stahl nach
Langzeiteinsatz bei hoher Temperatur wurde ein Konzept
eines Kugeligkeitsfaktors (spheroidizing factor) als Ver
hältnis zwischen dem Mindestwert und dem Höchstwert des
Durchmessers der Kugeln oder Sphären der ausgefällten
Karbide eingeführt. Der Kugeligkeitsfaktor bestimmt sich
damit nach folgender Formel:
Erfindungsgemäß wurde festgestellt, daß dieses neuartige
Konzept des Kugeligkeitsfaktors eine gute Beziehung zur
Standzeitabnahme auf der Grundlage der Kräftebestimmung
aufweist, so daß die Reststandzeit durch Messung des
Kugeligkeitsfaktors einfach und genau bewertet werden
kann.
Nach dem vierten Ausführungsbeispiel kann somit die Rest
standzeit von ferritischem wärmebeständigen Stahl nach
Langzeiteinsatz bei hoher Temperatur dadurch bewertet wer
den, daß der Kugeligkeitsfaktor von in den Korngrenzen
ausgefällten oder ausgeschiedenen Karbiden gemessen und
der so gemessene Kugeligkeitsfaktor auf einem Reststand
zeit-Bewertungsbezugsdiagramm aufgetragen wird, das die
Beziehung zwischen dem erwähnten Kugeligkeitsfaktor und
der Standzeitabnahme zeigt, wobei diese Beziehung im voraus
mittels zerstörender Prüfung oder Kräftebestimmung er
mittelt worden ist.
Ferritischer wärmebeständiger 2 1/4Cr - 1Mo-Stahl und
andere ferritische wärmebeständige Stähle, die einem Lang
zeiteinsatz als Werkstoff von temperatur- und druckbe
ständigen Kesselbauteilen unterworfen waren, wurden mit
tels eines Elektronenmikroskops untersucht.
Fig. 10 ist eine schaubildliche Darstellung der Struktur
dieser, mittels des Elektronenmikroskops untersuchten
Stähle. Die maximale Größe 1 a und die kleinste Größe 1 b
der Korngrenzenkarbide 42 an der Korngrenze 41 wurden bei
jedem dieser Werkstoffe gemessen, wobei der Kugeligkeits
faktor als Verhältnis 1 b /1 a berechnet wurde.
Anschließend wurden ein Dauerstandversuch durchgeführt
und die Betriebslebensdauer- oder Standzeitabnahme als
Verhältnis der Dauerstandzeit zwischen bereits benutztem
Werkstoff und nicht benutztem Werkstoff berechnet, wobei
ein Reststandzeit-Bewertungsbezugsdiagramm gemäß Fig. 11
erhalten wurde, das die Beziehung zwischen dem Kugelig
keitsfaktor und der Dauerstandfestigkeitsabnahme veran
schaulicht.
Anschließend wurden Nachbildungsproben (replica samples)
von der Oberfläche von Überhitzerröhren eines Kraftwerk
Kessels nach Langzeitbetrieb entnommen, und die Kugelig
keitsfaktoren der Korngrenzenkarbide wurden nach der
oben beschriebenen Methode gemessen. Durch Auftragen die
ser Größe des Kugeligkeitsfaktors auf der Kurve des ge
nannten Bezugsdiagramms wurde die Dauerstandfestigkeits
abnahme zu 50% vorausbestimmt bzw. vorausgesagt.
Es wurde ein Dauerstandversuch an denselben Überhitzer
röhrenwerkstoffen und unbenutzten Werkstoffen bei einer
Temperatur von 600°C und Spannungsgrößen von 10 kg/mm2
durchgeführt. Die Bruchzeit betrug 1110 Stunden beim be
reits benutzten Werkstoff und 2140 Stunden beim unbe
nutzten Werkstoff. Die Standzeitabnahme des benutzten
Werkstoffs beträgt somit 51,4%. Dieser Wert entspricht
sehr gut dem nach dem Verfahren gemäß diesem Ausführungs
beispiel vorausbestimmten Wert.
Mit dem vorstehend beschriebenen Verfahren kann somit
die Reststandzeit von ferritischem wärmebeständigen Stahl
nach Langzeiteinsatz bei hoher Temperatur ohne weiteres
bestimmt werden.
Im folgenden ist ein fünftes Ausführungsbeispiel der Er
findung beschrieben.
Bei diesem Verfahren zur Bewertung der Reststandzeit von
wärmebeständigem Stahl werden Proben (replica) und Aus
schnittproben (extract replica) von der Oberfläche des
Stahls gewonnen bzw. entnommen und die Beziehung zwischen
der Defekt- oder Fehlerverteilung im wärmebeständigen
Stahl und der Reststandzeit anhand dieser Proben bestimmt.
Weiterhin wird der Verschlechterungszustand des metallurgi
schen Gefüges des wärmebeständigen Stahls auf der Grund
lage der Probe bestimmt, und die Verteilung von Aus
fällungen wird anhand der Ausschnittprobe bestimmt. So
dann werden die Beziehungen oder Korrelationen zwischen den
Ergebnissen und dem Standzeitabschnitt oder Standzeitbereich (life section)
des wärmebeständigen Stahls bestimmt. Dieses Ausführungs
beispiel benutzt somit die Beziehung oder Korrelation
zwischen der Fehlerverteilung und der Reststandzeit sowie
die Beziehung zwischen dem Verschlechterungszustand und
der Ausfällungsverteilung und dem Standzeitahschnitt (life
section). Mittels dieser Beziehungen oder Korrelationen
ist es möglich, die Reststandzeit des wärmebeständigen
Stahls in zerstörungsfreier Weise und in kurzer Zeit vom
Beginn bis zum Ende der Einsatzperiode zu bestimmen.
Eine praktische Ausführungsform dieses Ausführungsbei
spiels ist im folgenden anhand von Fig. 12 beschrieben.
Eine Nachbildung oder Probe 51 und eine Ausschnittnach
bildung oder -probe 57 werden von der Oberfläche eines
wärmebeständigen Stahlelements gewonnen bzw. entnommen,
das bei hoher Temperatur unter einem hohen Beanspruchungs
grad benutzt worden ist. Die Probe 51 wird auf ein optisches
Mikroskop aufgebracht, um etwaige Risse und mikroskopische
Risse festzustellen und den Zustand der Verschlechterung
des metallurgischen Gefüges, z.B. Gleichachsigkeit von
Nebenkorn aufgrund von Umorientierung oder Versetzung,
zu bestimmen. Das Ergebnis dieser Untersuchung wird mit
einem Standardgefüge verglichen, dessen Standzeitabnahme
aufgrund z.B. eines Dauerstandversuchs festgestellt wor
den ist, so daß auf diese Weise der Standzeitabschnitt oder -bereich
(life section) dieses wärmebeständigen Stahlelements be
urteilt wird.
Der unmittelbar auf den Korngrenzenbruch (Bruch aufgrund
der Erzeugung und Fortsetzung oder Ausdehnung von Dehn
poren an der Korngrenze) bezogene Faktor ist die Aus
fällung von M6C-Karbiden (hauptsächlich aus Mo bestehen
den Karbiden) und die erwähnte Gleichachsigkeit des
Nebenkorns. Nach dem beschriebenen Verfahren wird der
Änderungsgrad der Form der M6C-Ausfällungen durch Ver
gleich mit demjenigen des Standardgefüges eingeordnet
(ranked).
Die Probe wird in ein Abtastelektronenmikroskop 55 einge
bracht, um das Vorhandensein und die Verteilung von Dehn
poren (creep voids) 56 zu untersuchen. Das Ergebnis wird
mit dem Standardgefüge 54 verglichen, dessen Standzeitab
schnitte bekannt sind, so daß die Reststandzeit des unter
suchten Stahls als Standzeitabschnitt bestimmt wird. Die
von derselben Stelle wie die Probe 51 gewonnene Aus
schnittprobe 57 wird mittels eines Transmissions- oder
Durchlaßelektronenmikroskops 58 untersucht, um den Ver
teilungszustand der Ausfällungen zu bestimmen. Das Er
gebnis wird mit demjenigen des Standardwerkstoffs mit be
kannten Standzeitabschnitten verglichen, so daß die Rest
standzeit des untersuchten Stahls als Standzeitabschnitt
(life section) bestimmt wird.
Die Standzeitabschnitte werden somit mittels verschiedener
Untersuchungen des wärmebeständigen Stahls bestimmt, z.B.
Untersuchung des Verteilungszustands von Rissen und
mikroskopischen Rissen, Untersuchung der Verteilung von
Dehnporen, Untersuchung auf der Grundlage von Änderung
des metallurgischen Gefüges und Untersuchung der Ver
teilung von Ausfällungen oder Ausscheidungen. Anhand des
genannten Standzeitabschnitts oder -bereichs wird die
Reststandzeit des untersuchten Stahls bewertet.
Nach dem Verfahren gemäß diesem Ausführungsbeispiel wird
ein Reststandzeit-Bewertungsversuch mit 2 1/4Cr - 1Mo-
Stahlproben A, B und C durchgeführt, die von Überhitzer
röhren entnommen wurden, welche sich im Langzeitbetrieb
in einem Kraftwerk-Kessel befanden. Die Ergebnisse sind
in der folgenden Tabelle 2 zusammengefaßt.
Tabelle 2 zeigt auch das Ergebnis der nach einer her
kömmlichen Methode, d.h. einem Dauerstandversuch durchge
führten Reststandzeitbewertung. Der unmittelbar auf den
oben genannten Korngrenzenbruch bezogene Faktor ist, wie
erwähnt, die oben genannte Ausfällung von M6C-Karbiden
und die vorher erwähnte Gleichachsigkeit des Nebenkorns.
Nach dem beschriebenen Verfahren wird der Änderungsgrad
der Form der M6C-Ausfällungen durch Vergleich zu dem des
Standardgefüges eingeordnet.
Aus Tabelle 2 geht hervor, daß das beschriebene Verfahren
die Bewertung der Reststandzeit oder -lebensdauer von
wärmebeständigem Stahl in kurzer Zeit und im Vergleich
zum herkömmlichen Verfahren mit höherem Genauigkeitsgrad
in zerstörungsfreier Weise ermöglicht.
Nachstehend ist ein sechstes Ausführungsbeispiel der Er
findung beschrieben.
Erfindungsgemäß hat es sich gezeigt, daß die Arten der
Ausfällungen oder Ausscheidungen in einem bei hoher
Temperatur und unter hoher Beanspruchung eingesetzten
wärmebeständigen Stahl zeitabhängig variieren, so daß
sich das Verhältnis der Menge einer jeden Ausfällung
zur Gesamtmenge aller Ausfällungen, d.h. die Relativmenge,
(ebenfalls) zeitabhängig ändert. Dies bedeutet, daß die
Relativmenge eine Beziehung zur Abnahme der Dauerstand
festigkeit aufweist.
Nach dem Verfahren gemäß dem sechsten Ausführungsbeispiel
wird die Relativmenge einer Ausfällung in einer aus einem
wärmebeständigen Stahl entnommenen Probe gemessen und die
Reststandzeit durch Auftragen der gemessenen relativen
Menge auf ein Diagramm vorausbestimmt, das im voraus auf
gestellt worden ist und das die Beziehung zwischen der
Relativmenge und der Standzeitabnahme darstellt.
Ein praktisches Beispiel für dieses Verfahren ist nach
stehend anhand von Fig. 13 erläutert, die eine sche
matische oder schaubildliche Darstellung einer Durchlaß
elektronenmikroskop-Gefügeaufnahme einer Ausschnittprobe
ist, die in zerstörungsfreier Weise von der Oberfläche
eines druckbeständigen Abschnitts eines Kraftwerk-Kessels
gewonnen wurde. Mittels eines mit diesem Elektronen
mikroskop verbundenen quantitativen Elementdichten-
Analysators wird eine Elementdichtenanalyse an 100 Ein
heiten von Ausfällungen 61 in der Ausschnittprobe
durchgeführt, um damit die Ausfällungen oder Ausschei
dungen zu identifizieren; das Ergebnis erscheint in der
nachstehenden Tabelle 3.
Art der Ausfällung | |
Menge an Ausfällung | |
M₂₃C₆|5% | |
M₇C₃ | 32% |
M₆C | 63% |
Das Verhältnis der hauptsächlich aus Mo und Fe bestehen
den Karbide des Typs M6C als Ausfällungsmenge von M6C
betrug 63%. Fig. 14 veranschaulicht ein im voraus er
mitteltes Reststandzeit-Bewertungsdiagramm zur Dar
stellung der Beziehung zwischen der M6C-Ausfällungsmenge
und der Dauerstandfestigkeitsabnahme bei einem wärmebe
ständigen Stahl, der im Langzeitbetrieb mit Verringerung
seiner Dauerstandfestigkeit eingesetzt worden war. Die
Dauerstandfestigkeitsabnahme des Prüfwerkstoffs wird zu
48% vorausbestimmt, indem die Meßgröße der M6C-Aus
fällung entsprechend auf das Diagramm gemäß Fig. 14 auf
getragen wird. Der gleiche druckbeständige Werkstoff
wurde in Stücke geschnitten und einem Dauerstandversuch
unterworfen, um die Abnahme der Dauerstandfestigkeit
gegenüber dem unbenutzten Werkstoff nach der Larson-
Miller-Parametermethode zu bestimmen. Die damit zu 53%
ermittelte Dauerstandfestigkeitsabnahme entspricht
praktisch der nach dem beschriebenen Verfahren gemäß
der Erfindung vorausbestimmten Dauerstandfestigkeitsab
nahme, wodurch die Gültigkeit des erfindungsgemäßen Ver
fahrens für die zerstörungsfreie Vorausbestimmung der
Reststandzeit bestätigt wird.
Mit dem vorstehend beschriebenen Verfahren gemäß der Er
findung kann somit die Reststandzeit eines wärmebe
ständigen Stahls im Betrieb bei hoher Temperatur und
unter hoher Beanspruchung in kurzer Zeit und mit einem
hohen Genauigkeitsgrad zerstörungsfrei bewertet werden.
Die Erfindung ermöglicht damit die Aufstellung eines
Vorsorgewartungsplans mit dem Ziel der Verbesserung
der Zuverlässigkeit eines den betreffenden wärmebe
ständigen Stahl verwendenden Geräts im Zuge eines zu
verlässigen zerstörungsfreien Prüfverfahrens.
Claims (2)
1. Verfahren zur Bewertung der Reststandzeit eines wärme
beständigen Stahls nach Betrieb oder Einsatz bei hoher
Temperatur und unter hoher Beanspruchung, dadurch ge
kennzeichnet, daß die Dichte eines Legierungselements
in einem winzigen oder kleinsten Bereich jeder einer
Vielzahl von Meßstellen auf der Oberfläche des wärme
beständigen Stahls gemessen wird und eine Vorausbe
stimmungsgröße für die Reststandzeit durch Auftragen
von Daten betreffend die Meßwerte der Dichte des Le
gierungselements auf ein im voraus abgeleitetes oder
aufgestelltes Reststandzeit-Bewertungsbezugsdiagramm
gewonnen bzw. abgeleitet wird, welches die Beziehung
zwischen der Dichte des Legierungselements und der
mittels zerstörungsfreier Prüfung oder einer Kräftebe
stimmung an zahlreichen (Proben-)Stücken des unter ver
schiedenen Bedingungen eingesetzten wärmebeständigen
Stahls ermittelten Betriebslebensdauer- oder Stand
zeitabnahme darstellt.
2. Verfahren zur Bewertung der Reststandzeit eines wärme
beständigen Stahls nach Betrieb oder Einsatz bei hoher
Temperatur und unter hoher Beanspruchung, dadurch ge
kennzeichnet, daß von der Oberfläche des wärmebe
ständigen Stahls eine Nachbildungs-Probe (replica) ge
wonnen oder entnommen wird, der Zustand der Ver
schlechterung des metallurgischen Gefüges des wärmebe
ständigen Stahls und/oder der Zustand von Ausfällungen
bzw. Ausscheidungen in der Probe bestimmt wird und eine
Vorausbestimmungsgröße für die Reststandzeit durch Auf
tragen von Daten betreffend die bestimmten Größen für
die Verschlechterung des metallurgischen Gefüges
und/oder den Zustand von Ausfällungen bzw. Ausschei
dungen auf ein im voraus aufgestelltes Reststandzeit-
Bewertungsbezugsdiagramm gewonnen oder abgeleitet
wird, welches die Beziehung zwischen dem Zustand der
Verschlechterung des metallurgischen Gefüges und/oder
dem Zustand der Ausfällungen bzw. Ausscheidungen und
der mittels zerstörungsfreier Prüfung oder einer
Kräftebestimmung an zahlreichen (Proben-)Stücken des
unter verschiedenen Bedingungen eingesetzten wärme
beständigen Stahls ermittelten Betriebslebensdauer-
oder Standzeitabnahme darstellt.
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