Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur gezielten Zerlegung
(Cracken) von Kohlenwasserstoffen gemäß dem Oberbegriff des An
spruchs 1. Eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens ist in
den Unteransprüchen 9 bis 13 gekennzeichnet.
Polychloridbenzodioxine (PCDD) und polychlorierte Dibenzofurane
(PCDF) spielen hierbei eine besondere Rolle, und am Beispiel die
ser Stoffgruppe soll die anstehende Problematik erläutert werden,
wozu mehrere aktuelle Vorfälle Anlaß gegeben haben. PCDD und PCDF
haben sich als äußerst ungeliebte Substanzen erwiesen. Es gibt
eine weitgehende Übereinstimmung in Wissenschaft, Wirtschaft und
Politik, diese Stoffe selbst nicht mehr zu handeln und auch ihre
Entstehung zu verhindern. Solcher Vorsatz wird natürlich nur dann
wirksam, wenn das Problem der "Altlasten" bewältigt werden kann.
Das bedeutet, daß die bereits vorhandenen "Altlasten" oder deren
Erzeuger, wie z. B. polychlorierte Biphenyle (PCB), vernichtet wer
den müssen. Dabei ist es finanziell sinnvoller, die Altlasten PCDD
und PCDF zu beseitigen, als sie zu verwalten und zu betreuen.
PCDD und PCDF entstehen als Spurenprodukte bei der chemischen Syn
these von Chlorkohlenwasserstoffen, vor allem bei der Synthese von
höher chlorierten aromatischen Kohlenwasserstoffen, und sie können
auch entstehen, wenn aromatische Chlorkohlenwasserstoffe bei che
mischen Synthesen als Zwischenprodukte eingesetzt werden.
Bevorzugte Reaktionsbedingungen zur Bildung von PCDD und PCDF sind
hohe Temperaturen und alkalisches Medium.
Weiter können PCDD und PCDF auch bei Verbrennungsprozessen aller
Art entstehen, wenn organische Chlorverbindungen gegenwärtig sind.
Ein bekanntes Beispiel sind die Müllverbrennungsanlagen. Aber auch
beim Verbrennen von Holz und von Treibstoffen muß mit der Bildung
von PCDD und PCDF in geringen Mengen gerechnet werden.
Die Bildung von größeren Mengen von PCDF wurde in mehreren Fällen
bei Schwelbränden von Transformatoren, welche mit PCB gefüllt wa
ren, berichtet.
Durch eine Reihe von Unfällen in den vergangenen 40 Jahren gelang
ten PCDD und PCDF in die Umwelt. Der bekannteste dieser Unfälle
war 1976 in Seveso, Italien, als bei der Herstellung von 2,4,5-
Trichlorphenol ca. 2,5 kg 2,3,7,8-TCDD in die Umwelt gelangten.
Die Gruppe der PCDD und PCDF ist heute als eine vorwiegend anthro
pogene Umweltkontamination praktisch überall in der Natur nach
weisbar. Die Identifizierung und besonders die Quantifizierung
dieser durch eine große Anzahl von Isomeren gekennzeichneten Sub
stanzklasse - in der Öffentlichkeit häufig vereinfachend als "Dio
xine" bezeichnet - wurde erst durch die moderne instrumentelle
Analytik möglich.
Die Hauptforderung bei der Beseitigung von PCCD- und PCDF-haltigen
Abfällen ist die Entfernung dieses Materials aus dem Kreislauf der
Natur. Dabei sind jedoch besonders die Gegebenheiten der jeweili
gen geltenden Gesetze zu beachten. Der Beurteilungsmaßstab, wel
cher Beseitigungspfad eingeschlagen werden muß, ist zum einen der
Gehalt an den Schadstoffen PCDD und PCDF in den Abfällen, zum an
deren das Niveau der Beseitigungsanlagen.
Die bisherigen Methoden einer umweltgerechten Beseitigung von
PCDF-haltigen Abfällen, wie Deponierung, Verbrennung, oder che
misch-physikalische Behandlung erwiesen sich als sehr problema
tisch.
Ein Verfahren zum Cracken eines flüssigen, kohlenwasserstoffhalti
gen Brennstoffs in einem Fließbett nach dem Oberbegriff des An
spruchs 1 ist bereits bekannt (US-PS 35 97 327). In dem Fließbett
befinden sich Kokspellets, die als Stützpunkte für die Bildung von
Frischkoks dienen. Die einzugebenden Stoffe, wie Rückstandsöl,
werden in das Fließbett eingespritzt. Als Wirbelgas wird Luft oder
ein anderes sauerstoffhaltiges Gas zugeführt. Als Ergebnis des
Crackvorganges erhält man als gasförmiges Produkt ein methan- und
wasserstoffhaltiges Gas und als festes Produkt reinen Koks. Bei
diesem Verfahren steht die Technik der Verkokung mit dem Ergebnis
eines gepreßten Koksprodukts im Vordergrund.
Der Erfindung liegt nun die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zu
finden, das eine umweltfreundliche Beseitigung von halogenkohlen
wasserstoffhaltigen Abfällen, wie sie bei der Herstellung von
Werkstücken anfallen, mit dem Ziel ermöglicht, reine Rohstoffe,
die halogen- und koksfrei sind, aus den Abfallstoffen zu erhalten,
wozu eine Vorrichtung angegeben ist, mit welcher dieses Verfahren
durchgeführt werden kann.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch das mit den kennzeichnen
den Merkmalen des Anspruchs 1 umrissene Verfahren gelöst.
Der wesentliche Vorteil des im Anspruch 1 beschriebenen Verfahrens
liegt in der Behandlung von Halogenkohlenwasserstoffen unter defi
nierten reduktiven Bedingungen bei gleichzeitiger sehr konstanter
Temperatur über das gesamte Reaktionsschema. Dadurch ist z. B. die
Möglichkeit geschaffen, PCDD- und PCDF-haltige Abfälle in einer
anaeroben Atmosphäre zu beseitigen. Durch einen hohen Wasserstoff
anteil wird ein starkes Reduktionspotential aufgebaut. Die Reakti
onstemperatur kann auch für längere Zeitdauer sehr exakt auf bes
ser als +/-2°C konstant gehalten werden. Anlagentechnische und
chemische Parameter sind dabei so gewählt, daß z. B. die Bildung
bzw. die Zerstörung von PCDD und PCDF nicht nur kinetisch, sondern
auch über die vorhandenen Reaktionspartner beeinflußt wird.
Vorteilhafte Weiterbildungen des Verfahrens nach Anspruch 1 sind
den Unteransprüchen 2 bis 8 zu entnehmen.
Vorteilhafte Bestandteile einer Vorrichtung, die nach dem Verfah
ren nach Anspruch 1 arbeitet, sind in den Unteransprüchen 9 bis 13
gekennzeichnet.
Die Besonderheit der Vorrichtung liegt darin, daß die Temperatur
über das gesamte Reaktionsvolumen homogen und konstant hergestellt
werden kann. Darüber hinaus kann die Gasatmosphäre für den Reakti
onszeitraum gezielt ausgewählt werden. Speziell im Fließbett haben
die Aluminiumoxidkügelchen mehrere Funktionen:
- 1. Nach der Benetzung der aufgeheizten Kügelchen wird die Wärme
energie schlagartig auf die aufzubereitenden Stoffe übertragen.
- 2. Die Kügelchen transportieren die aufzubereitenden Stoffe durch
das Fließbett hindurch und erhalten den Kontakt mit frischem Reak
tionsgas.
- 3. Durch das Niederdruckfluidisieren ist die Verweilzeit besonders
lang.
- 4. Der dünne Film der aufzubereitenden Stoffe zeigt an der Ober
fläche der Kügelchen eine besondere Reaktionsbereitschaft.
Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in einer Zeichnung dar
gestellt und wird im folgenden näher erläutert. Es zeigt die ein
zige Figur eine Vorrichtung mit einem Fließbett.
Nach der Figur dient der erste Teil der Vorrichtung zur Erzeugung
einer anaeroben Atmosphäre. Hierzu wird ein Schutzgas aus Stick
stoff, Wasserstoff und Restgasen in einer Gasspaltanlage 1 aufbe
reitet. Das so aufbereitete Schutzgas wird in einer der Gasspalt
anlage 1 nachgeschalteten Feinregelungsstufe 2 mit Hilfe von Was
serstoff und/oder Stickstoff weiter veredelt, wobei eine Stell
größe aus einem rechnergesteuerten Gasanalysesystem 6 die Feinre
gelung beeinflußt.
Das Schutzgas wird vorgewärmt und tritt durch Gaseinlaßdüsen 32
unterhalb einer Düsenplatte 31 in ein Fließbett 3 ein. In dem
Fließbett befinden sich feste Stoffe in definierter Kugelgröße,
hier Aluminumoxidkügelchen 34. Unterhalb des Fließbetts befindet
sich ein Behälter 4 für die aufzubereitenden Halogenkohlenwasser
stoffe, die über eine Einspritzpumpe 5 durch Einspritzdüsen 33 in
das Fließbett 3 eingespritzt werden. Durch ständiges Wirbeln der
Halogenkohlenwasserstoffe wird ein stets aufbereitetes Schutzgas
an den Oberflächen der Aluminiumoxidkügelchen vorbeigeführt. Hier
bei werden die Halogene und eventuell vorhandener Sauerstoff vom
Wasserstoff des Schutzgases gebunden. Die gecrackten niedermole
kularen Stoffe werden entsprechend der Strömungsgeschwindigkeit
des Schutzgases aus dem Fließbett 3 herausgetragen und abgesaugt
bzw. ausgeblasen.
Anschließend wird das aus dem Schutzgas und den Crackprodukten be
stehende Gemisch im Gasanalysesystem 6 analysiert. Dieses System
besteht aus einem Gaschromatographen und weiteren Analysesystemen,
von denen aus Stellgrößen an die Feinregelungsstufe 2 übermittelt
werden. Eine anschließende Filterung des aus Schutzgas und Crack
produkten bestehenden Gemisches in einer Waschanlage 7 hat zur
Folge, daß die in dem Gemisch enthaltenen Halogenwasserstoffsäuren
herausgewaschen werden. Danach wird entschieden, ob der Rest durch
Recyclingmaßnahmen zu neuen Stoffen 9 zurückgewaschen oder einer
thermischen Nachverbrennung 8 zugeführt wird. Auch in diesem Fall
können Stellgrößen des Gasanalysesystems 6 den Prozeßablauf im
Endstadium beeinflussen.