DE3714972C2 - Verfahren zum Herstellen einer Faser bzw. eines Garnes aus Polybutylenterephthalat und Polyethylenterephthalat - Google Patents
Verfahren zum Herstellen einer Faser bzw. eines Garnes aus Polybutylenterephthalat und PolyethylenterephthalatInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur
Herstellung von Polybutylenterephthalat (PBT) und Poly
ethylenterephthalat (PET) enthaltenden Fasern und Gar
nen mit verbesserten Eigenschaften.
Es ist bekannt, daß Polyester, die sich von Terephthal
säure oder deren Derivaten ableiten, ein Spektrum von
Eigenschaften besitzen, die sie für eine Vielzahl von
Faser-Anwendungen geeignet machen. Das Polymer, das die
am weitesten verbreitete technische Anwendung gefunden
hat, ist Polyethylenterephthalat (PET), das im allge
meinen ausgezeichnete mechanische und andere Eigen
schaften besitzt, die bei der Verwendung der Fasern
bedeutsam sind, und das sich leicht zu einer Mannigfal
tigkeit wertvoller Produkte aus der Schmelze verspinnen
läßt. Jedoch trotz der allgemeinen Einsetzbarkeit des
PET bei Faser-Anwendungen gibt es Verwendungszwecke,
bei denen etwas andere Eigenschaften gefordert werden
als die, die den PET-Fasern eigen sind, d. h. ein höhe
rer Grad der Elastizität oder Dehnbarkeit, als er bei
spielsweise gewöhnlich erforderlich ist, für bestimmte
Typen Stretchstoffe, Florteppiche oder Faserfüllungen.
Es wurde gefunden, daß für diese Anwendungen Polytetra
methylenterephtalat, gelegentlich als Polybutylente
rephthalat (PBT) bezeichnet, den Zweck besser erfüllen
kann als PET.
Diese Unterschiede zwischen den Eigenschaften des PET
und des PBT hängen mit einer den faserbildenden PBT-
Polymeren eigenen kennzeichnenden Eigenschaft zusammen,
die PET nicht besitzt. Es hat sich nämlich gezeigt, daß
schmelzgesponnene PBT-Fasern zwei Kristallformen be
sitzen, die als "alpha" und "beta" bezeichnet werden.
Darüber hinaus erleidet die PBT-Faser einen reversiblen
spannungsinduzierten Kristall-Übergang zwischen diesen
Formen, wobei die beta-Form erhalten wird, wenn eine
genügend hohe Spannung von außen an die Faser angelegt
wird, und die Rückkehr in die alpha-Form bei Entfernung
der Last erfolgt. Dieser Kristall-Übergang erfolgt
ziemlich scharf bei einer Streckung von 4 bis 12%, was
ein Plateau in der Spannungs-Dehnungs-Kurve der Faser
in diesem Bereich zur Folge hat. Es wurde gefunden, daß
die beta-Form, die vorherrscht, wenn die äußerlich
angelegte Spannung den letztgenannten Dehnungsbereich
überschreitet, stärker gedehnt wird als die alpha-Form.
Im übrigen bewirken eine Entlastung der Spannung und
der Übergang des PBT in die alpha-Form eine Vermin
derung der Faserlänge aufgrund dieses Übergangs, die
unabhängig von der normalen Verkürzung ist, die von der
Eliminierung der mit einer normalen, linearen Span
nungs-Dehnungs-Kurve verbundenen Kristallverformung
unabhängig ist. Der Kristall-Übergang unter Spannung
erfolgt in beiden Richtungen leichter bei erhöhten
Temperaturen in der Nähe oder oberhalb der Glasüber
gangstemperatur des Polymers als bei niedrigen Tempera
turen.
Das Phänomen des Kristall-Übergangs in PBT-Fasern ist
verschiedentlich in der Literatur dokumentiert, dar
unter in den folgenden Artikeln: I. H. Hall et al.,
"Chain Conformation of Poly(tetramethylene terephtha
late) and its Change with Strain", erschienen in Pol
ymer 1976, Band 17, Seiten 807-815; und K. Tashiro et
al., "Solid-State Transition of Poly(butylene tere
phthalate) Induced by Mechanical Deformation", erschie
nen in Macromolecules 1980, Band 13, Seiten 137-145.
Während nach bekannten Verfahren hergestellte PBT-Fa
sern oft bei Anwendungsformen befriedigend sind, die
einen relativ hohen Grad der Dehnbarkeit und Elastizi
tät erfordern, gibt es dessenungeachtet unter bestimm
ten Umständen Grenzen ihrer Herstellung und ihrer Ei
genschaften, die zu überwinden wünschenswert wäre, und
diese Grenzen beziehen sich auf die Eigenschaft des
oben beschriebenen Kristall-Übergangs unter Spannung.
So gibt es eine Begrenzung der Spinngeschwindigkeit,
d. h. der anfänglichen Aufwickelgeschwindigkeit des PBT
unter Anlegen von Garnspannungen, die normalerweise für
dieses Polymer angewandt werden, da bei hohen Geschwin
digkeiten die Fadenspannung infolge Einwirkens der
Reibung und der Luft auf die erstarrte, jedoch noch
heiße Faser dazu führen kann, daß die kritische Span
nung für alpha-beta-Übergang überschritten wird, was zu
der beta-Kristallform beim Aufwickeln auf die Spule
führt. Beim anschließenden Abkühlen der Faser neigt
diese dazu, in die alpha-Form überzugehen, womit die
zugehörige Schrumpfung einhergeht. Dies verursacht eine
erhebliche zusätzliche Krafteinwirkung auf den Garnkör
per, der zerdrückt werden kann, wenn er nicht hinrei
chend starr ist. Als Folge dieser Erscheinung über
schreitet die beim Schmelzspinnen von PBT eingesetzte
Aufwickelgeschwindigkeit oft etwa 3000 m/min nicht, da
die Gefahr besteht, daß übliche Garnkörper zerdrückt
werden würden, sofern höhere Geschwindigkeiten benutzt
werden.
Eine andere Einschränkung, der der Einsatz von PBT
unterliegt, ist der Grad seiner Dehnbarkeit in den
Fertigprodukten zur Endverwendung, insbesondere in
gekräuselter oder texturierter Form. Wiewohl ein
solcher Grad der Dehnbarkeit für manche Anwendungs
formen als angemessen und sogar überlegen angesehen
wird, gibt es andere Anwendungsformen, für die sogar
ein höherer Grad der Dehnbarkeit erwünscht wäre.
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen
einer Faser bzw. eines Garns aus Poly(butylenterephtha
lat) und Poly(ethylenterephthalat), umfassend das
Schmelzspinnen einer faserbildenden Zusammensetzung aus
einem Gemisch aus einem faserbildenden Poly(butylente
rephthalat), das wenigstens 85 Gew.-% polymerisierte
Tetramethylenterephthalat-Einheiten in der Polymer-
Kette enthält, und 5 bis 25 Gew.-% eines faserbildenden
Poly(ethylenterephthalats), das wenigstens 85 Gew.-%
polymerisierte Ethylenterephthalat-Einheiten in der
Polymer-Kette enthält, zu einer Faser oder einem Garn,
das Vertrecken der schmelzgesponnenen Faser oder des
schmelzgesponnenen Garns bei erhöhter Temperatur, wo
durch ein verstrecktes Garn in beta Kristallform er
halten wird, und das Kühlen der Faser oder des Garns
auf eine Temperatur unterhalb der Glasübergangstempe
ratur des Poly(ethylenterephtalats), wodurch ein Garn
erhalten wird, in dem das Poly(butylenterephthalat) im
wesentlichen in der stabilen beta-Kristallform in einem
entspannten Zustand vorliegt.
Gemäß der vorliegenden Erfindung wird ein faserbilden
des PBT mit 5 bis 25 Gew.-%, vorzugsweise wenigstens
10 Gew.-%, eines faserbildenden PET vermischt, und das
Gemisch wird zu Filamenten schmelzgesponnen, die dann
bei höherer Temperatur verstreckt und unter Spannung
rasch auf einen Wert unterhalb der Glasübergangstempe
ratur des PET abgeschreckt werden. Es wurde gefunden,
daß die erhaltenen verstreckten Filamente eine stabile
beta-Kristallform besitzen, die ihre Stabilität in Ab
wesenheit irgendeiner von außen angelegten Spannung be
hält. Als Folge dieser Eigenschaft können die Fasern
bei höheren Geschwindigkeiten als gewöhnlich ohne Ge
fahr eines Zerdrückens der Garnkörper aufgewickelt wer
den, da beim Abkühlen des Garns kein Übergang der Kri
stallstruktur des Polymers aus der beta- in die alpha-
Form mit gleichzeitiger Schrumpfung des Garns und Zu
nahme der Krafteinwirkung auf die Garnkörper statt
findet. Darüber hinaus läßt sich das Garn mit einer
stabilen beta-Kristallform, entweder mit oder ohne
vorherige Kräuselung oder Texturierung, zu einem
Textilmaterial wirken oder weben und das Textilmaterial
läßt sich im entspannten Zustand auf einen Wert ober
halb der Glasübergangstemperatur des PET erhitzen, was
zu einem Übergang der polymeren Kristallstruktur des
Garns von beta in alpha führt, womit eine Schrumpfung
der einzelnen Filamente verbunden ist. Es wurde nun
gefunden, daß das so behandelte Textilmaterial Eigen
schaften besitzt, die demjenigen des PBT ähneln, jedoch
einen höheren Grad der Dehnbarkeit aufweist als das
Textilmaterial vor der Wärmebehandlung.
Alternativ kann das Garn mit einer stabilen beta-Kri
stallform, entweder mit oder ohne vorherige Kräuselung
oder Texturierung, vor dem Wirken oder Weben zu einem
Textilmaterial in der Wärme entspannt werden. Das re
sultierende wärmebehandelte Garn hat einen Grad der
Dehnbarkeit, der größer ist als der eines herkömmlichen
gekräuselten oder texturierten PBT. Ein solches in der
Wärme entspanntes Garn läßt sich anschließend zu Tex
tilmaterialien wirken oder weben, die ebenfalls einen
höheren Grad der Dehnbarkeit haben als Textilmateria
lien, die aus konventionelleren PBT-Garnen gefertigt
wurden.
Das für die vorliegende Erfindung in Frage kommende
faserbildende PBT enthält wenigstens 85 Gew.-% poly
merisierte Tetramethylenterephthalat-Einheiten, d. h. es
wird aus einem monomeren Gemisch aus wenigstens
85 Gew.-% stöchiometrischer Mengen Butandiol-1,4 und
Terephthalsäure oder eines Derivats derselben herge
stellt. Der Rest des Polymers kann aus beliebigen Ein
heiten bestehen, die sich von verschiedenartigen sub
stituierten Glycolen, Dicarbonsäuren oder Hydroxycar
bonsäuren ableiten, wie sie in der Fachwelt wohlbekannt
sind, von denen beispielsweise einige in den US-PS
3 822 334 (Patterson) und 4 159 617 (Allan) aufgeführt
sind, auf deren gesamte Offenbarungen hier Bezug ge
nommen wird. In ähnlicher Weise kann das faserbildende
PET ein beliebiges Polymer sein, das wenigstens etwa
85 Gew.-% polymerisierte Ethylenterephthalat-Einheiten
enthält und hergestellt ist aus einem monomeren Gemisch
aus wenigstens 85 Gew.-% stöchiometrischer Mengen Ethy
lenglycol und Terephthalsäure oder eines Derivats der
selben, wobei der Rest irgendeines der bekannten sub
stituierten Glycole, Dicarbonsäuren oder Hydroxycar
bonsäuren ist, etwa diejenigen, die in den genannten
Patenten von Patterson oder Allan aufgeführt sind.
Viele faserbildende PBTs haben eine logarithmische
Viskositätszahl ("inherent viscosity": IV), die bei
spielsweise im Bereich von etwa 0,65 bis 1,2 dl/g;
liegt, und die in Frage kommenden PETs haben oft IV-
Werte, die beispielsweise im Bereich von etwa 0,50 bis
0,80 dl/g liegen.
Zusätzlich zu dem PBT und 5 bis 25 Gew.-% PET, wie im
Vorstehenden definiert, kann das Polymer-Gemisch klei
nere Mengen anderer Polymerer für verschiedene Zwecke
enthalten. Die faserbildenden Polymeren bestehen jedoch
jeweils aus mindestens 85 Gew.-% PBT und aus mindestens
85 Gew.-% PET, d. h. kein anderes Polymer ist vorhanden,
das die grundlegende und wesentliche Charakteristik der
Zusammensetzung ändert. Vorzugsweise bestehen die
faserbildenden Polymeren aus PBT und PET.
Die Polymer-Gemische zum Schmelzspinnen können mit Hil
fe irgendeines zweckmäßigen, bekannten Verfahrens durch
den Fachmann hergestellt werden. Beispielsweise können
PBT-Granulat und PET-Granulat miteinander vermischt,
durch einen Schnecken-Extruder extrudiert und erneut zu
Granulat verarbeitet werden. Das Granulat des Gemischs
kann mittels üblicher Techniken schmelzgesponnen wer
den, d. h. durch Einführen des Granulats über einen
Fülltrichter in einen beheizten Schnecken-Extruder, aus
dem es in einen beheizten Block oder eine beheizte
Spinnkammer und durch eine Filterpackung und die Löcher
einer Spinndüse gefördert wird. Die extrudierten ge
schmolzenen Filamente werden mittels eines beschleu
nigten Luftstroms auf einen Wert unterhalb der Glas
übergangstemperatur der Polymer-Komponenten abge
schreckt. Die erhaltenen Filamente werden dann zu einem
Garn "wie gesponnen" gesammelt, das auf Aufwickelwalzen
aufgenommen wird. Das Polymer-Gemisch kann bei einer
Temperatur von, beispielsweise, 265°C bis 290°C unter
Benutzung einer Spinndüse mit, beispielsweise, 1 bis
200 Löchern mit einem Durchmesser von jeweils 0,125 mm
bis 0,75 mm (0,005 bis 0,030 in.) mit einer Aufwickel
geschwindigkeit von beispielsweise 1000 bis
6000 m/min gesponnen werden, wobei ein Garn mit der
gleichen Anzahl Filamente und einem Gesamttiter von 2,2
bis 880 dtex (2 bis 800 den) erhalten wird. Das Garn
wird dann, z. B. mit einem Streckverhältnis von wenig
stens 1,1, vorzugsweise von 1,1 bis 2,0, und eher be
vorzugt von 1,3 bis 1,9, unter einer Spannung von bei
spielsweise 20 bis 120 cN über einer heißen Platte oder
einer anderen Heizvorrichtung bei einer Temperatur von
130°C bis 220°C, vorzugsweise von 130°C bis 210°C,
heißverstreckt. Das heiß-verstreckte Garn wird dann auf
eine Temperatur unterhalb der Glasübergangstemperatur
des PET abgekühlt, z. B. durch Abschrecken während einer
Zeitspanne von 1 bis 60 s, in einem Strom beschleunig
ter Luft oder eines anderen Gases, gegen das das Garn
inert ist, auf eine Temperatur von 5°C bis 30°C, vor
zugsweise von 10°C bis 25°C, wodurch ein orientiertes
Garn erhalten wird, das PTB-Segmente in der stabilen
beta-Kristallform enthält. In einigen Fällen, insbe
sondere bei Aufwickelgeschwindigkeiten des Spinngarns
oberhalb von 3000 m/min, reichen die Einwirkung der
Fadenspannung infolge der Reibung und des Luftwider
standes auf das Garn, während dieses abkühlt, aus, um
das Polymer zu orientieren und die PBT-Segmente während
einer Zeitspanne in der beta-Form zu halten, die zur
Stabilisierung der beta-Form selbst ohne nachfolgenden
Schritt des Heiß-Verstreckens ausreicht.
Die Spannung-Dehnung der gemäß dem Verfahren der vor
liegenden Erfindung hergestellten Garne, weisen kein
Plateau im Dehnungsbereich von 4 bis 12% auf, und ihre
Röntgenbeugungsdiagramme zeigen, daß ihre PBT-Segmente
selbst bei Abwesenheit irgendeiner von außen angelegten
Spannung, in der beta-Kristallform vorliegen, offenbar
in der Position festgehalten durch die eingefrorenen
amorphen PET-Segmente. Dies steht in ausgeprägtem Ge
gensatz zu im wesentlichen identisch hergestellten
Garnen aus 100% PBT, deren Spannungs-Dehnungs-Kurven
ein Plateau im Dehnungsbereich von 4 bis 12% zeigen
und deren Röntgenbeugungsdiagramme erkennen lassen, daß
das PBT im entspannten Zustand die alpha-Kristallform
und bei Anliegen einer äußeren Spannung, die eine
Dehnung von 12% oder darüber hervorruft, die beta-
Kristallform hat.
Wenn die so verstreckten, PBT-Segmente in der beta-
Kristallform enthaltenden Garne in der Wärme entspannt,
d. h. während einer Zeitspanne von 4 bis 60 s im ent
spannten Zustand auf 120°C bis 180°C, vorzugsweise
120°C bis 175°C, erhitzt werden, zeigen ihre PBT-
Segmente danach das gleiche Muster des Übergangs alpha
beta-Kristallform wie Garne, die aus 100% PBT be
stehen. Dies geht einher mit einer gewissen Schrumpfung
der Filamente aufgrund der Tatsache, daß die alpha-
Kristallform weniger stark gedehnt ist als die beta-
Form. Das in der Wärme entspannte Garn, in dem die PBT-
Segmente in der alpha-Kristallform vorliegen, haben
Eigenschaften, die denjenigen der identisch erzeugten,
aus 100% PBT bestehenden Garne ähneln.
Wegen der Stabilität der beta-Form der PBT-Segmente der
Garne können solche Garne entweder so, wie sie ver
streckt sind, oder in einigen Fällen so, wie sie
gesponnen sind, mit relativ hohen Aufwickelgeschwindig
keiten, d. h. mit über 3000 m/min, aufgewickelt werden,
ohne daß das aufgewickelte Garn eine unangemessen große
Kraft auf den Garnkörper ausübt und diesen möglicher
weise zusammendrückt.
Die Garne mit PBT-Segmenten in der stabilen beta-Form
haben eine Festigkeit beispielsweise im Bereich von
1,77 bis 5,30 cN/dtex (2 bis 6 g/den), vorzugsweise
2,21 bis 3,97 cN/dtex (2,5 bis 4,5 g/den), eine Dehnung
von 5 bis 50, vorzugsweise von 10 bis 50%, einen Modul
von 8,8 bis 106 cN/dtex (10 bis 120 g/den), vorzugs
weise von 26,5 bis 53 cN/dtex (30 bis 60 g/den) und
einer Fadenstärke von 1,11 bis 11,1 dtex pro Filament
(1 bis 10 Denier pro Filament), vorzugsweise von 4,44
bis 7,77 dtex pro Filament (4 bis 7 Denier pro Fila
ment). Solche Garne können entweder vor oder nach dem
Kräuseln oder Texturieren zu Textilstoffen gewirkt oder
gewebt werden, oder das Textilmaterial kann wie im
Vorstehenden beschrieben in der Wärme entspannt werden,
und das erhaltene Textilmaterial hat eine größere
Dehnbarkeit als vor dem Entspannen in der Wärme und
auch eine größere Dehnbarkeit als Textilmaterialien,
die ursprünglich aus Garne hergestellt sind, entweder
gekräuselt oder texturiert, oder aber flach, mit PBT-
Segmenten in der alpha-Form.
Die Verfahren des Kräuselns und Texturierens, die für
den Einsatz in Verbindung mit der vorliegenden Erfin
dung geeignet sind, sind das Stauchkammer-Kräuseln, das
Dampfblas-Kräuseln oder Kräuseln in einem anderen
heißen Fluid, das Zahnrad-Kräuseln, das Knit-Deknit-
Kräuseln, das Rakelkanten-Kräuseln, das Falschdraht-
Texturieren und das Luftstrom-Texturieren.
Die folgenden Beispiele erläutern die vorliegende Er
findung näher.
Diese Beispiele zeigen die Spinnbedingungen und die
Eigenschaften so gesponnener Vorstufen-Garne, die gemäß
der vorliegenden Erfindung hergestellt sind (Beispiele
1, 2 und 3), und zu Vergleichszwecken Garne aus 100%
PBT (Vergleichsbeispiele A, B und C). In den Beispielen
1, 2 und 3 wurden Granulat aus 100% PBT, das voll
ständig aus polymerisierten Tetramethylenterephthalat-
Segmenten bestand und 0,80 IV aufwies, und Granulat aus
100% PET, das im wesentlichen aus polymerisierten
Ethylenterephthalat-Segmenten bestand und 0,65 IV
aufwies, in den angegebenen Mengenverhältnissen mit
einander vermischt, getrocknet, durch einen Doppel
schneckenextruder extrudiert und wiederum granuliert.
Im Fall der Vergleichsbeispiele A, B und C wurde nur
das PBT-Granulat so behandelt. Das Granulat wurde in
Luft bei Umgebungstemperatur mittels konventioneller
Techniken schmelzgesponnen, wobei ein Schnecken
extruder, eine beheizte Spinnkammer und eine Spinn
düsenplatte mit 33 Löchern angeordnet in 5 Reihen,
jedes mit einem Durchmesser von 0,33 mm (0,013 in.)
Durchmesser und 0,46 mm (0,018 in.) Länge, verwendet
wurde, und von einer Aufwickelwalze mit der angegebenen
Aufwickelgeschwindigkeit aufgenommen.
Die Spinnbedingungen und die Eigenschaften der daraus
resultierenden Spinngarne sind in Tabelle 1 zusammen
gefaßt, worin "WUS" die Aufwickelgeschwindigkeit in
m/min bezeichnet.
Die Ergebnisse in Tabelle 1 zeigen, daß die physikali
schen Eigenschaften der unverstreckten Garne, die aus
einem Polymer-Gemisch mit bis zu 25% PET ersponnen
waren, denjenigen aus 100% PBT ähnlich waren.
Die Spinnfasern der Beispiele 1 bis 3 und der Ver
gleichsbeispiele A bis C wurden verstreckt sowohl zu
einer konstanten Fadenfeinheit (Beispiele 4, 5 und 6
und Vergleichsbeispiele D, E und F) und konstanter
Spannung (Beispiele 7, 8 und 9 und Vergleichsbeispiele
G und H). Das Verstrecken erfolgte über einer heißen
Platte bei 140-150°C für PBT, und die Polymer-Gemische
wurden bei 140°C verstreckt. Die Spannung vor (T1) und
hinter (T2) der Heizplatte wurde überwacht. Ein Ver
streckungsverhältnis von 1,4 wurde für die Versuche mit
einem konstanten Verstreckungsverhältnis eingesetzt.
Während der Versuche mit konstanter Spannung wurde T2,
die Spannung zwischen der Heizplatte und der Abzugs
walze konstant bei etwa 90 cN gehalten, und T1 wurde
bei etwa 60 cN gehalten. Die Variablen des primären
Verstreckungsverfahrens und die physikalischen Eigen
schaften der verstreckten Faser sind in Tabelle 2 ange
geben.
Die Ergebnisse der Tabelle 2 zeigen signifikante Diffe
renzen der Eigenschaften der verstreckten Fasern aus
100% PBT und derjenigen, die bis zu 25% PET enthalten.
So ist der Modul der verstreckten Fasern aus 100%
PBT in allen Fällen wesentlich niedriger als derjenige
identisch hergestellter Mischfasern, was anzeigt, daß
die Mischfasern in dieser Stufe beträchtlich steifer
waren als Fasern aus 100% PBT. Darüber hinaus wurden
die Spannungs-Dehnungs-Kurven dieser Proben bestimmt,
und die verstreckten (orientierten) Faserproben aus
100% PBT zeigten das charakteristische Plateau in der
Spannungs-Dehnungs-Kurve, das dem alpha/beta-Kristall-
Übergang zugeordnet ist. Dieses Plateau fehlte jedoch
vollständig in sämtlichen verstreckten Fasern aus den
Polymer-Gemischen.
Eine Entspannungs-Behandlung in der Wärme wurde an
ausgewählten Proben durchgeführt, um zu bestimmen, ob
die Abwesenheit des Plateaus in den Spannungs-Dehnungs-
Kurven eine Funktion des Verstreckungs-Experiments war.
Die Proben wurden 10 s auf der Streckmaschine bei
140°C entspannt und zeigten danach das charakteristi
sche Plateau in der Spannungs-Dehnungs-Kurve, was eine
Rückkehr des alpha/beta-Kristall-Übergangs anzeigt.
Zusätzlich zu den Änderungen der Spannungs-Dehnungs-
Kurven wird die Reißdehnung der Faser erhöht. Im Fall
der Faser aus einem Gemisch mit 25% PET wird die
Dehnung um 26 bis 47% erhöht.
Um zu bestimmen, ob ein echter Unterschied in den Kon
formationen zwischen den verstreckten und den in der
Wärme entlasteten Proben vorliegt, wurde das Muster der
Röntgen-Weitwinkel -Streuung bestimmt. Das Beugungs
muster zeigte deutlich, daß die PBT-Komponente in dem
so verstreckten Zustand in einer anderen Kristall
struktur gespannt ist als nach der Entspannung, und daß
das PBT in den so verstreckten Proben in der beta-Form
vorliegt. Die Beugungsmuster legen weiterhin nahe, daß
diese Fasern beim Entspannen in die alpha-Form zurück
kehren.
Die Orientierungen der nicht-kristallinen Bereiche
sowohl der PET- als auch der PBT-Komponente der Faser
nehmen während des Verstreckens zu. Bei der angewandten
Temperatur ist die Spannung hoch genug für das Eintre
ten des Kristall-Übergangs, was darin resultiert, daß
die PBT-Komponente in der beta-Form vorliegt. Sobald
die Faser, noch unter Spannung, von der heißen Platte
entfernt wird und unter die Glasübergangs-Temperatur
des PET abkühlt, nimmt die molekulare Beweglichkeit der
PET-Komponente ab. Die nicht-kristalline Komponente des
PET bleibt erhalten und wird in hochgradig orientierter
Form eingefroren. Wenn die PET-Konzentration in einer
aus einem PET/PBT-Gemisch gesponnenen Faser hoch genug
ist, z. B. 5% PET beträgt, existiert eine zusammenhän
gende PET-Phase längs der Faser. Unterhalb der Glas
übergangstemperatur des PET liefert diese zusammen
hängende Phase ein starres Netzwerk durch die Phase
hindurch, das nicht zuläßt, daß die PBT-Phase entspannt
wird. Sogar nach der Entfernung der Spannung verbleibt
das PBT in der gedehnten Kristall-Konformation. Beim
Wiedererhitzen ohne Spannung wird diejenige Komponente
des nicht-kristallinen Bereichs mit einer hinreichend
hohen Orientierung kristallisieren. Gleichzeitig werden
eine Entspannung und eine Abnahme der Orientierung in
dem weniger orientierten nicht-kristallinen Segment
beobachtet. Diese Entspannung ermöglicht eine Dissi
pation der inneren Spannung in der Faser und erlaubt
eine Entspannung der PBT-Komponente in die alpha-Kri
stall-Konformation. Das Ergebnis ist eine Faser, die
die Spannungs-Dehnungs-Charakteristik von 100% PBT
zeigt.
Wenn die so verstreckten Garne, z. B. diejenigen, die in
den Beispielen 4 bis 9 hergestellt wurden, zu einem
Textilmaterial gewirkt oder gewebt werden und das
Textilmaterial einer Wärmebehandlung zur Entspannung
unterzogen wird, z. B. während eines Zeitraums von 1 bis
10 min bei einer Temperatur von 120°C bis 180°C,
findet man, daß das in der Wärme entspannte Textil
material einen höheren Grad der Dehnbarkeit aufweist,
als es vor der Wärmebehandlung zur Entspannung hatte.
Ein ähnliches Ergebnis wird mit gekräuseltem oder
texturierten Garn erhalten, wenn das Kräuseln oder
Texturieren an dem so verstreckten Garn vor der
Wärmebehandlung zur Entspannung durchgeführt wird.
Darüber hinaus wird ein ähnliches Ergebnis unabhängig
davon erhalten, ob die Wärmebehandlung zur Entspannung
an dem aus dem gekräuselten oder texturierten Garn
hergestellten Textilmaterial oder an dem gekräuselten
oder texturierten Garn selbst durchgeführt wird.
Die gemäß dem Verfahren der vorliegenden Erfindung
hergestellten Fasern, Garne und Textilstoffe eignen
sich für eine breite Mannigfaltigkeit von Fertig
erzeugnissen für den Endverbrauch, darunter Beklei
dungsgegenstände, Teppiche, Florfutter und Faser
füllungen.
Claims (7)
1. Verfahren zum Herstellen einer Faser bzw. eines Garns
aus Poly(butylenterephthalat) und Poly(ethylen
terephthalat), umfassend das Schmelzspinnen einer
faserbildenden Zusammensetzung aus einem Gemisch aus
einem faserbildenden Poly(butylenterephthalat), das
wenigstens 85 Gew.-% polymerisierte Tetramethylentere
phthalat-Einheiten in der Polymer-Kette enthält, und 5
bis 25 Gew.-% eines faserbildenden Poly(ethylentereph
thalats), das wenigstens 85 Gew.-% polymerisierte Ethy
lenterephthalat-Einheiten in der Polymer-Kette enthält,
zu einer Faser oder einem Garn, das Verstrecken der
schmelzgesponnenen Faser oder des schmelzgesponnenen
Garns bei erhöhter Temperatur, wodurch ein verstrecktes
Garn in beta-Kristallform erhalten wird, und das Kühlen
der Faser oder des Garns auf eine Temperatur unterhalb
der Glasübergangstemperatur des Poly(ethylenterephtha
lats), wodurch ein Garn erhalten wird, in dem das Poly-
(butylenterephthalat) im wesentlichen in der stabilen
beta-Kristallform in einem entspannten Zustand vor
liegt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
das Poly(butylenterephthalat) ausschließlich aus poly
merisierten Tetramethylenterephthalat-Einheiten besteht
und das Poly(ethylenterephthalat) ausschließlich aus
polymerisierten Ethylenterephthalat-Einheiten besteht.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß
die schmelzgesponnene Faser oder das schmelzgesponnene
Garn mit einer Geschwindigkeit von 1000 bis 6000 m/min
aufgewickelt wird, das Verstrecken mit einem Streckver
hältnis von 1,1 bis 2,0 und bei einer Temperatur von
130°C bis 220°C durchgeführt wird und das Kühlen in
einem beschleunigten Strom eines Inertgases während
einer Zeitspanne von 1 bis 60 s auf eine Temperatur von
5°C bis 30°C erfolgt.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die Faser oder das Garn, worin das Poly(butylentereph
thalat) im entspannten Zustand im wesentlichen in der
stabilen beta-Kristallform vorliegt, einer Wärmebehand
lung zur Entspannung der Faser oder Garns zur Änderung
der Kristallform des Poly(butylenterephthalats) aus der
beta- in die alpha-Kristallform unterworfen wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß
die Wärmebehandlung zur Entspannung während einer Zeit
spanne von 4 bis 60 s bei einer Temperatur von 120°C
bis 180°C durchgeführt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß
die Wärmebehandlung zur Entspannung an einem Textil
material durchgeführt wird, das aus dem Garn, das gemäß
dem Verfahren von Anspruch 1 hergestellt ist, gewoben
oder gewirkt worden ist.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß
das Garn vor dem Weben oder Wirken zu einem Textil
material gekräuselt oder texturiert wird.
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