DE3627798A1 - Verfahren und werkzeug zur herstellung von gewindebohrungen - Google Patents
Verfahren und werkzeug zur herstellung von gewindebohrungenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von
Gewindebohrungen mittels eines Bohrwerkzeugs, wobei die
Gewindekernbohrung gebohrt bzw. aufgebohrt und
anschließend die Gewindegänge durch spanabhebende
Bearbeitung hergestellt werden.
Bei dem herkömmlichen Verfahren zur Herstellung von
Gewindebohrungen auf einer numerisch gesteuerten Fräs
oder Bohrmaschine oder einem Bearbeitungszentrum wird
zunächst die Gewindekernbohrung mittels eines
Bohrwerkzeugs gebohrt. Wenn bereits eine Vorbohrung
vorhanden ist, wird diese auf den Gewindekerndurchmesser
aufgebohrt. Anschließend erfolgt das maschinelle
Gewindeschneiden mittels eines Maschinengewindebohrers,
der in einer besonderen Werkzeugaufnahme angeordnet ist,
die in der Regel einen Längenausgleich zuläßt. Stattdessen
kann auch vorgesehen sein, die Vorschubbewegung mit der
Drehbewegung in Abhängigkeit von der Steigung des zu
schneidenden Gewindes zu synchronisieren.
Der erforderliche Zeitaufwand ist verhältnismäßig hoch,
weil beim Gewindeschneiden jeder einzelne Gewindegang
durch wendelförmiges Einschneiden hergestellt wird. Es ist
zwar bekannt, Kombinationswerkzeuge einzusetzen, die aus
einem Bohrer und einem dahinter angeordneten
Gewindeschneidwerkzeug bestehen, so daß ein
Werkzeugwechsel entfällt. Der gesamte Zeitaufwand
verringert sich dadurch aber nicht wesentlich, weil der
verhältnismäßig hohe Zeitaufwand für das Gewindeschneiden
unverändert bleibt, weil das Gewindeschneiden in
Abhängigkeit von der Gewindesteigung nur mit relativ
niedriger Vorschubgeschwindigkeit im Vor- und
Rückwärtslauf stattfinden kann. Außerdem sind diese
Kombinationswerkzeuge nur bei durchgehenden
Gewindebohrungen einsetzbar.
Der Zeitaufwand erhöht sich noch beträchtlich, wenn für
die Bearbeitung des Gewindeeinlaufs ein zusätzliches
Senkwerkzeug benutzt wird.
Aufgabe der Erfindung ist es daher, ein Verfahren der
eingangs genannten Gattung zu schaffen, das es ermöglicht,
Gewindebohrungen mit wesentlich geringerem Zeitaufwand
herzustellen.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß das
Bohrwerkzeug an seinem Umfang dem zu erzeugenden
Gewindeprofil entsprechende Fräserschneiden aufweist, daß
das Bohrwerkzeug nach der Vorschubbewegung für den
Bohrvorgang in eine zur Bohrungsachse exzentrische
Stellung verfahren wird, daß das Bohrwerkzeug entlang
einer konzentrisch zur Bohrungsachse verlaufenden, der
Gewindesteigung entsprechenden Wendellinie eine
Fräsvorschubbewegung von mindestens 360° ausführt und
dabei alle Gewindegänge fräst, und daß das Bohrwerkzeug in
eine zentrische Stellung zurückkehrt und eine
Rückzugsbewegung ausführt.
Da die Herstellung der Gewindebohrung in einem einzigen
Arbeitsablauf erfolgt und da das Gewinde gefräst wird,
wird ein erheblicher Zeitgewinn gegenüber dem bekannten
Verfahren erreicht. Der Zeitbedarf verringert sich auf
einen Bruchteil der bei dem beschriebenen herkömmlichen
Verfahren benötigten Zeit. Die Zeitersparnis ist um so
größer, je größer die Anzahl der herzustellenden
Gewindegänge ist, weil bei dem erfindungsgemäßen Verfahren
unabhängig von der Anzahl der Gewindegänge der
Fräsvorgang nur entlang eines einzelnen Gewindeganges
ausgeführt werden muß, wobei alle Gewindegänge
gleichzeitig gefräst werden.
Für die gesamte Gewindeherstellung wird nur ein einziges
Werkzeug benötigt, so daß Werkzeugwechselzeiten entfallen.
Für den erforderlichen Bewegungsablauf können NC-
Softwaremodule verwendet werden, die in den meisten Fällen
bei NC-Bohr- oder Fräsmaschinen bzw. Bearbeitungszentren
ohnehin vorhanden sind und für das Zirkularfräsen bzw. das
Bohren bzw. Zylinderfräsen vorgesehen sind. Spezielle
Werkzeughalter für das Gewindebohren sind nicht
erforderlich.
Besonders vorteilhaft ist es, wenn gemäß einer
Weiterbildung des Erfindungsgedankens das Bohrwerkzeug am
Ende der Vorschubbewegung für den Bohrvorgang auch eine
Gewindeeinlaufform durch Ansenken herstellt. Dadurch läßt
sich eine beliebige Gewindeeinlaufform, beispielsweise
eine Fase oder Ansenkung im gleichen Arbeitsablauf
erzeugen.
Die Erfindung betrifft außerdem ein Werkzeug zur
Durchführung des Verfahrens, das dadurch gekennzeichnet
ist, daß ein Bohrfräswerkzeug einen Bohrkopf mit einem dem
Gewindekerndurchmesser entsprechenden Bohrkopfdurchmesser
aufweist, und daß sich an den Bohrkopf ein Frässchaft
anschließt, der dem zu erzeugenden Gewindeprofil - ggf.
mit einer Korrektur - entsprechende Fräserschneiden mit
mehreren Zähnen trägt, deren Spitzendurchmesser höchstens
gleich dem Bohrkopfdurchmesser ist.
An den Frässchaft kann sich ein Senkwerkzeug für die
Gewindeeinlaufform anschließen, das entweder einstückig
mit dem Frässchaft ausgeführt ist oder auf einem sich an
den Frässchaft anschließenden Aufnahmeschaft aufgesetzt
ist. Durch die auswechselbare Gestaltung des Senkwerkzeugs
sind unterschiedliche Gewindeeinlaufformen mit geringem
Werkzeugaufwand herstellbar. Das erfindungsgemäße Werkzeug
kann wie ein herkömmliches Bohr- oder Fräswerkzeug
nachgeschliffen werden, wobei es sogar möglich ist, ein
abgenutztes Bohrfräswerkzeug zur weiteren Verwendung für
Gewindebohrungen geringeren Durchmessers nachzuschleifen.
Eine besonders starke Verringerung des Zeitaufwandes läßt
sich dadurch erreichen, daß das Fräsen der Gewindegänge
als Hochgeschwindigkeitsfräsen durchgeführt wird.
Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen des
Erfindungsgedankens sind Gegenstand weiterer
Unteransprüche.
Die Erfindung wird nachfolgend an Ausführungsbeispielen
erläutert, die in der Zeichnung dargestellt sind. Es
zeigt:
Fig. 1 ein Bohrfräswerkzeug zur Herstellung von
Gewindebohrungen,
Fig. 2 eine Stirnansicht des Bohrwerkzeugs nach Fig. 1 und
Fig. 3 in mehreren Stellen den Arbeitsablauf bei der
Herstellung einer Gewindebohrung.
Das in den Fig. 1 und 2 gezeigte Bohrfräswerkzeug 1
weist an seinem vorderen Ende einen Bohrkopf 2 auf, der an
seinem Umfang beispielsweise zwei Fräserschneiden 3
aufweist. Der Bohrkopfdurchmesser, d.h. der von den
Fräserschneiden 3 erzeugte Durchmesser, entspricht dem
Gewindekerndurchmesser des herzustellenden Gewindes.
An den Bohrkopf 2 schließt sich ein Frässchaft 4 an, der
an beispielsweise zwei gegenüberliegenden Mantellinien
Fräserschneiden 5 aufweist, die dem zu erzeugenden
Gewindeprofil entsprechen. Der Spitzendurchmesser der
Fräserschneiden 5 ist höchstens gleich dem
Bohrkopfdurchmesser; der Spitzendurchmesser des
Fräserschafts ist höchstens um ein Viertel des
Gewindenenndurchmessers geringer als der
Bohrkopfdurchmesser. Der Drallwinkel der Fräserschneiden 5
wird je nach Bearbeitungswerkstoff zwischen 0° und 30°
gewählt. Die Spanwinkel liegen je nach
Bearbeitungswerkstoff zwischen -10° und 30°.
An den Frässchaft 4 schließt sich bei dem in Fig. 2
dargestellten Ausführungsbeispiel ein Senkwerkzeug 6 für
die Gewindeeinlaufform an, das beispielsweise zwei schräge
Fräserschneiden aufweist, die eine Fase am Gewindeeinlauf
ausbilden. Ein anschließender Aufnahmeschaft 7 dient zur
Aufnahme des Bohrfräswerkzeugs 1 in der Werkzeugspindel
der Bearbeitungsmaschine.
Der Bearbeitungsvorgang wird in seinen einzelnen
Bearbeitungsschritten in Fig. 3 a) bis g) erläutert. Das
hierbei verwendete Bohrfräswerkzeug 1 unterscheidet sich
von dem in den Fig. 1 und 2 dargestellten
Bohrfräswerkzeug im wesentlichen nur dadurch, daß auf ein
Senkwerkzeug für die Gestaltung des Gewindeeinlaufs
verzichtet wurde. Es versteht sich jedoch, daß ein solches
Senkwerkzeug auch in diesem Fall vorgesehen werden kann.
Aus der in Fig. 3 a) dargestellten Ausgangsstellung wird
das Bohrfräswerkzeug 1 gegen das Werkstück 8 vorgefahren.
Bei dieser Vorschubbewegung (Fig. 3 b) wird die
Gewindekernbohrung 9 gebohrt oder aufgebohrt. Bei der
Verwendung eines Senkwerkzeugs würde in diesem
Verfahrensschritt auch die Gewindeeinlaufform hergestellt.
Anschließend wird das Bohrfräswerkzeug 1 um mindestens
eine Gewindesteigung zurückgezogen (Fig. 3 c). Aus dieser
Stellung wird das Bohrfräswerkzeug 1 seitlich bis in eine
zur Bohrungsachse exzentrische Stellung verfahren (Fig. 3
d). Diese Stellung kann radial oder auf einer Spirale
angefahren werden, um eine Markierung auf der erzeugten
Oberfläche auszuschließen.
Aus dieser Stellung führt das Bohrfräswerkzeug 1 entlang
einer konzentrisch zur Bohrungsachse verlaufenden
Wendellinie, die in ihrer Steigung der Gewindesteigung
entspricht, eine Fräsvorschubbewegung von mindestens 360°
aus, wobei alle Gewindegänge 10 gefräst werden (Fig. 3
e). Dieser Verfahrensschritt kann als Wendelfräsen
bezeichnet werden, da das Werkzeug beim Fräsvorgang eine
Vorschubbewegung auf einer Wendellinie oder Schraubenlinie
ausführt; hierbei wird einer Zirkularbewegung von
mindestens 360° eine axiale Vorschubbewegung von
mindestens einer Gewindesteigung überlagert.
Anschließend kehrt das Bohrfräswerkzeug 1 in die
zentrische Stellung zurück (Fig. 3 f) und wird in seine
Ausgangsstellung zurückgezogen (Fig. 3 g).
Während des Fräsens der Gewindegänge 10 haben die
Fräserschneiden 3 des Bohrkopfes 2 einen Freistich 11 am
Gewindeauslauf gefräst. Der gesamte Bearbeitungsvorgang,
zumindest aber das Fräsen der Gewindegänge 10, kann auch
als Hochgeschwindigkeitsfräsen erfolgen. Für die
Herstellung einer 30 mm tiefen Gewindesackbohrung M 10
werden beim Hochgeschwindigkeitsfräsen 6 Sekunden, bei
normaler Fräsgeschwindigkeit etwa 11 Sekunden benötigt,
während beim herkömmlichen Herstellungsverfahren mit
Werkzeugwechsel etwa 27 Sekunden benötigt werden.
Mehrere Bohrfräswerkzeuge 1 können in einen
Mehrspindelbohrkopf eingesetzt werden, so daß mehrere
Gewindebohrungen nach dem beschriebenen Verfahren
gleichzeitig hergestellt werden können. Dies ist besonders
zweckmäßig für die Bearbeitung von z.B.
Motorzylinderköpfen.
Als Werkzeugmaschine kann jede NC-gesteuerte Fräs-
Bohrmaschine bzw. ein Bearbeitungszentrum mit mindestens
3-Achsen-Steuerung verwendet werden, die ein wendel- bzw.
schraubenförmiges Eintauchen ermöglicht. Hierfür wird eine
Zirkularbewegung mit einer achsparallelen Vorschubbewegung
überlagert.
Claims (13)
1. Verfahren zur Herstellung von Gewindebohrungen mittels
eines Bohrwerkzeugs, wobei die Gewindekernbohrung gebohrt
bzw. aufgebohrt und anschließend die Gewindegänge durch
spanabhebende Bearbeitung hergestellt werden, dadurch
gekennzeichnet, daß das Bohrwerkzeug an seinem Umfang dem
zu erzeugenden Gewindeprofil entsprechende Fräserschneiden
aufweist, daß das Bohrwerkzeug nach der Vorschubbewegung
für den Bohrvorgang in eine zur Bohrungsachse exzentrische
Stellung verfahren wird, daß das Bohrwerkzeug entlang
einer konzentrisch zur Bohrungsachse verlaufenden, der
Gewindesteigung entsprechenden Wendellinie eine
Fräsvorschubbewegung von mindestens 360° ausführt und
dabei alle Gewindegänge fräst, und daß das Bohrwerkzeug in
eine zentrische Stellung zurückkehrt und eine
Rückzugsbewegung ausführt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
das Bohrwerkzeug nach der Vorschubbewegung für den
Bohrvorgang eine Rückzugsbewegung um mindestens eine
Gewindesteigung ausführt, bevor es in seine exzentrische
Stellung verfahren wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
das Bohrwerkzeug am Ende der Vorschubbewegung für den
Bohrvorgang eine Gewindeeinlaufform durch Ansenken
herstellt.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
mehrere Gewindebohrungen gleichzeitig durch mehrere in
einem Mehrfachbohrkopf aufgenommene Werkzeuge gebohrt und
gefräst werden.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
das Fräsen der Gewindegänge als Hochgeschwindigkeitsfräsen
durchgeführt wird.
6. Werkzeug zur Durchführung des Verfahrens nach einem der
Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß ein
Bohrfräswerkzeug (1) einen Bohrkopf (2) mit einem dem
Gewindekerndurchmesser entsprechenden Bohrkopfdurchmesser
aufweist, und daß sich an den Bohrkopf (2) ein Frässchaft
(4) anschließt, der dem zu erzeugenden Gewindeprofil
entsprechende Fräserschneiden (5) mit mehreren Zähnen
trägt, deren Spitzendurchmesser höchstens gleich dem
Bohrkopfdurchmesser ist.
7. Werkzeug nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß
der Bohrkopf (2) an seinem Umfang Fräserschneiden (3)
aufweist.
8. Werkzeug nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß
sich an den Frässchaft (4) ein Senkwerkzeug (6) für die
Gewindeeinlaufform anschließt.
9. Werkzeug nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß
das Senkwerkzeug (6) einstückig mit dem Frässchaft (4)
ausgeführt ist.
10. Werkzeug nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß
das Senkwerkzeug auf einem sich an den Frässchaft (4)
anschließenden Aufnahmeschaft aufgesetzt ist.
11. Werkzeug nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß
die einzelnen Fräserzähne des Frässchaftes (4) mit einer
Steigung von 0° bis 2° am Frässchaftumfang verlaufen.
12. Werkzeug nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß
das Schneidprofil der einzelnen Fräserzähne des
Frässchaftes (4) zur Erzeugung des vorgegebenen
Gewindeprofils korrigiert ist.
13. Werkzeug nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß
der Spitzendurchmesser des Frässchaftes (4) um höchstens
ein Viertel des Gewindenenndurchmessers geringer als der
Bohrkopfdurchmesser ist.
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