DE3621218C2 - - Google Patents
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- C08B37/0024—Homoglycans, i.e. polysaccharides having a main chain consisting of one single sugar, e.g. colominic acid beta-D-Glucans; (beta-1,3)-D-Glucans, e.g. paramylon, coriolan, sclerotan, pachyman, callose, scleroglucan, schizophyllan, laminaran, lentinan or curdlan; (beta-1,6)-D-Glucans, e.g. pustulan; (beta-1,4)-D-Glucans; (beta-1,3)(beta-1,4)-D-Glucans, e.g. lichenan; Derivatives thereof
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur
Herstellung eines Bindemittels für holz- oder cellulosehaltige
Stoffe unter Verwendung von Ligninverbindungen
sowie die Verwendung des so hergestellten Bindemittels
für die Herstellung von Holz-, Papp- und
Papierprodukten.
Beim Aufschluß des Holzes zur Zellstoffherstellung
fallen weltweit jährlich etwa 10⁷ τ Sulfitablaugen an.
Nur ein Bruchteil davon wird bislang technisch verwertet,
der Hauptteil jedoch muß noch immer verbrannt werden,
weil er nicht in die Flüsse geleitet werden kann.
Abgesehen davon, daß bei der Verbrennung erhebliche
Mengen an SO₂ emittiert werden, ist der kalorische
Nutzen, der so erzielt wird, verhältnismäßig gering,
verglichen mit dem großen Rohstoffpotential, das das
in den Sulfitablaugen zu ca. 50% enthaltene Lignin
bilden könnte.
In der DE-PS 24 06 887 ist ein Verleimungsprozeß beschrieben,
bei dem bis zu 50% des für die Verleimung erforderlichen
Phenolformaldehydharzes durch Ligninsulfonat ersetzt
werden kann. Bei diesem Verfahren ist jedoch das Ligninsulfonat
nicht aktiv am Verleimungsprozeß beteiligt.
Es ist bereits versucht worden, Sulfitablaugen ohne
Zusatz von Kunstharzen als Klebstoff für Spanplatten
zu verwenden. Diese Versuche sind jedoch wegen der auftretenden
Korrosionsprobleme und der hohen Energiekosten
eingestellt worden.
Die DE-PS 30 37 992 beschreibt ein Verfahren zur Herstellung
eines Bindemittels für Holzwerkstoffe unter
Verwendung von phenolischen Stoffen, insbesondere Ligninsulfonat,
bei dem der phenolische Stoff zwecks Aktivierung
mit Enzymen versetzt wird, die Phenole nach einem Radikalmechanismus
oxidativ polymerisieren, wobei der phenolische
Stoff in ein aktives Bindemittel umgeformt wird. Die
Enzyme werden dabei vorzugsweise aus Weißfäulepilzen
gewonnen.
Es hat sich gezeigt, daß die Aktivität der so hergestellten
Enzymkomponente bei längerem Aufbewahren abnimmt.
Außerdem ist eine Konzentrierung der Kulturflüssigkeit
erforderlich, wenn eine auch stärkeren
Anforderungen gerecht werdende Klebkraft erzielt werden
soll. Die Enzymproduktion ist zeitaufwendiger.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein einfaches
Verfahren zur Herstellung eines Bindemittels für holz-
oder cellulosehaltige Stoffe unter Verwendung von Ligninverbindungen
zu schaffen, das längere Lagerzeiten ermöglicht,
ohne seine verklebende Aktivität zu verlieren und
das ohne Konzentrierung der Kulturflüssigkeit eine verbesserte
Klebkraft bei schneller Herstellung der Ausgangsstoffe
aufweist.
Gelöst wird diese Aufgabe dadurch, daß die Ligninverbindungen
mit Exopolysacchariden, die aus Kulturflüssigkeiten
von Exopolysaccharid-erzeugenden Mikroorganismen erhalten
worden sind, umgesetzt werden.
Das erfindungsgemäß hergestellte Bindemittel kann für die
Herstellung von Holz-, Papp- oder Papierprodukten verwendet
werden.
Die erfindungsgemäß hergestellten Bindemittel weisen
hervorragende Kaltverklebungseigenschaften auf.
Sie lassen sich aber auch
heiß verkleben, was bei der Herstellung von Spanplatten
wegen der besseren Maßhaltigkeit vorteilhaft ist.
Exopolysaccharide werden von einer Reihe von Mikroorganismen -
sowohl von Bakterien als auch von Pilzen - produziert:
z. B. Bakterien:
Xanthomonas campestris (Xanthan), Pseudomonas sp. (Galactoglucan), Azotobacter vinelandii (Alginsäure), Alcaligenes faecalis var. myxogenes (Succinoglycan (= wasserlöslich) und Curdlan (= wasserunlöslich)) oder
Xanthomonas campestris (Xanthan), Pseudomonas sp. (Galactoglucan), Azotobacter vinelandii (Alginsäure), Alcaligenes faecalis var. myxogenes (Succinoglycan (= wasserlöslich) und Curdlan (= wasserunlöslich)) oder
Pilze:
Botrytis cinerea (β-D-Glucan), Sclerotium sp. und Schizophyllum commune (b-1,3-Glucan), Aureobasidium pullulans (Pullulan), oder Plectania occidentalis, Claviceps fusiformis und Helotium spec. (β-1,3-Glucan).
Botrytis cinerea (β-D-Glucan), Sclerotium sp. und Schizophyllum commune (b-1,3-Glucan), Aureobasidium pullulans (Pullulan), oder Plectania occidentalis, Claviceps fusiformis und Helotium spec. (β-1,3-Glucan).
Bevorzugt können beispielsweise Sclerotium rolfsii, Schizophyllum
commune oder Aureobasidium pullulans verwendet werden.
Im Falle von Schizophyllum commune und Sclerotium sp. handelt
es sich um verzweigte neutrale Polysaccharide, nämlich u. a. um
ein 1,3-β-D-Glucan (Hauptkette) mit 1,6-Vernetzungen an durchschnittlich
jedem vierten Monomer (Schizophyllum). Das Skleroglucan
von Sclerotium sp. ist ebenfalls ein 1,3-β-D-Glucan mit
1,6-β-D Verzweigungen an durchschnittlich jedem dritten Monomer
(vgl. Abb. 1).
Es wurde gefunden, daß beispielsweise der Pilz Schizophyllum
commune - wie auch andere Pilze - Polysaccharide
an das Nährmedium abgibt (daher der Name "Exopolysaccharide"),
wenn dieses Glucose oder eine andere Kohlenstoffquelle
enthält. In Anwesenheit von Sulfitablauge ist
eine erhöhte Exopolysaccharidproduktion zu beobachten.
Der Pilz läßt sich daher auf reiner, verdünnter Sulfitablauge
kultivieren, wenn diese außer dem Ligninsulfonat
genügend Kohlehydrate enthält, um pilzliche Exopolysaccharide
zu produzieren.
Der Gesamt-Feststoffgehalt der als Bindemittel zu verwendenden
Lösung soll mindestens etwa 20 Gew.-% betragen,
insbesondere mindestens etwa 30 Gew.-% und
vorzugsweise mindestens etwa 30 Gew.-% bis 90 Gew.-%.
Besonders bevorzugt ist es, Lösungen mit einem Gesamt-
Feststoffgehalt von etwa 50 bis 70 Gew.-% zu verwenden.
Die Feststoffe in der Lösung bestehen zum größten Teil
aus Ligninverbindungen, die in Sulfitablaugen beispielsweise
in Form von Ligninsulfonat vorliegen. Hinzu kommen
die zur Herstellung des Bindemittels eingesetzten Exopolysaccharide,
die im allgemeinen jedoch nur einen
kleineren Teil des Gesamt-Feststoffgehaltes ausmachen.
Die bei der Zellstoffproduktion anfallenden Sulfitablaugen
enthalten im allgemeinen etwa 10 bis 20% Trockensubstanz.
Die Sulfitablaugen haben einen Gehalt von
etwa 9 bis 11% Ligninsulfonat und etwa 6 bis 7% reduzierenden
Zuckern. Diese Sulfitablaugen können unkonzentriert
oder in konzentrierter Form eingesetzt werden. Die
Sulfitablaugen werden dann mit Exopolysaccharidlösungen
auf die oben angegebenen Feststoffgehalte eingestellt.
Dabei können jeweils eine oder die andere der
Lösungen, die Exopolysaccharidlösung oder die Sulfitablauge
stärker verdünnt sein, wenn jeweils die andere
Lösung so konzentriert ist, daß die oben angegebenen
Feststoffgehalte erreicht werden.
Bei der Herstellung der erfindungsgemäßen Bindemittel
werden den Lösungen etwa 0,02 bis 10 Gew.-% Exopolysaccharide
zugesetzt. Bevorzugt werden etwa 0,05 bis
6 Gew.-% verwendet, besonders bevorzugt etwa 0,1 bis
3,5 Gew.-%. Die Exopolysaccharide können aus den Kulturlösungen
der Mikroorganismen gewonnen werden, sie
können aber auch mit den Kulturlösungen direkt ohne
Abtrennung eingesetzt werden.
Die Ligninverbindungen und die Exopolysaccharide werden
in den Bindemitteln in einem solchen Mengenverhältnis
eingesetzt, daß eine merkliche Zunahme der Viskosität
erhalten wird. Beim Zusammengeben der Komponenten erhält
die Lösung eine honigartige Beschaffenheit.
Im allgemeinen werden die beiden Komponenten des Systems,
die Ligninverbindung und das Exopolysaccharid, in wäßriger
Lösung eingesetzt. Die Sulfitablaugen stellen im
allgemeinen wäßrige Lösungen dar, und auch die Exopolysaccharide
liegen in wäßrigen Lösungen vor, da die
Anzucht der Mikroorganismen und die damit verbundene
Bildung der Exopolysaccharide im allgemeinen gleichfalls
in wäßrigen Medien erfolgt. Es gibt aber auch besondere
Fälle, in denen ganz oder teilweise andere Lösungsmittel,
wie beispielsweise organische Solventien, eingesetzt
werden können.
Als Kulturlösung für die Anzucht der Mikroorganismen
kann jede beliebige Kohlehydrat-haltige Nährlösung verwendet
werden, wobei vorzugsweise billige Kohlehydrat-
haltige Nährlösungen, vorzugsweise zuckerhaltige Nährlösungen,
eingesetzt werden. So kann die Anzucht der
Mikroorganismen beispielsweise auf Sulfitablaugen erfolgen,
die ja u. a. gärfähige und damit für Mikroorganismen
abbaubare Zucker enthalten. Falls solche Ablaugen
einen zu hohen Gehalt an toxischen Stoffen aufweisen,
kann es erforderlich sein, die prozentuale Menge dieser
Stoffe durch Verdünnung zu erniedrigen. Weitere Lösungen,
die beispielsweise eingesetzt werden können, sind
u. a. Melasse oder der Überstand der Polyiminfällungsreaktionen
nach dem Verfahren der EU-PS 00 49 831.
Wenn der Gehalt an Kohlehydraten nicht hoch genug ist,
kann er durch Zusatz weiterer billiger Kohlenstoffquellen
erhöht werden.
Als Ligninverbindungen können Ligninsulfonat, vornehmlich
als Calcium- oder Magnesiumsalz, oder Sulfitablaugen,
wie Calciumsulfitablaugen oder Magnesiumsulfitablaugen,
die im wesentlichen Calcium- oder Magnesium-Ligninsulfonat
enthalten, verwendet werden. Auch die Verwendung von
Organosolv-Lignin in Mischungen mit mindestens einer
solchen Menge Sulfitablaugen, daß der Anteil des Organosolv-
Lignins bis zu 30 Gew.-% der Gesamtmenge des Lignins
der Mischung beträgt, ist möglich. Weiterhin kann
auch Sulfitablauge mit einem Anteil bis zu etwa 20 Gew.-%
Chlorlignin, bezogen auf den Feststoffgehalt, in Form
eines Polyimin-Chlorlignin-Komplexes eingesetzt werden,
wie er beispielsweise bei der Fällung von Chlorlignin
nach der EU-PS 00 49 831 oder nach der DE-PS 30 38 241
entsteht.
Bei der Verwendung von Sulfitablaugen wurde festgestellt,
daß aus Calcium- oder Magnesium-Sulfitablaugen Produkte
mit guter Klebkraft erhalten wurden, während die Klebkraft
von Produkten aus Sulfitablaugen, die einwertige
anorganische Ionen enthalten, geringer ist. Da die
üblicherweise anfallenden Sulfitablaugen zweiwertige
Ionen enthalten, läßt sich das erfindungsgemäße Verfahren
mit den üblichen Sulfitablaugen durchführen.
Nach der Kultivationszeit wird der Pilz von der Kulturlösung
durch Dekantieren oder Zentrifugieren getrennt. Die polysaccharidhaltige
Kulturlösung (= Überstand) kann so wie sie ist als Bindemittelkomponente
verwendet werden; sie enthält außer dem Polysaccharid
noch Salze, geringe Mengen Protein und Restzucker.
Diese Substanzen wirken sich jedoch nicht nachteilig auf die
Verklebung aus. Das Polysaccharid kann auch durch Ausfällen mit
Alkohol von den restlichen Bestandteilen der Kulturlösung getrennt
und so rein gewonnen und zur Verklebung eingesetzt werden, nachdem
es in Wasser wieder aufgenommen wurde. Diese eine Komponente des
Bindemittels (= Biokomponente) wird mit der zweiten Komponente,
z. B. der getrockneten Sulfitablauge, beispielsweise im Verhältnis
1 : 1,5 bis 4 gemischt und so der fertige Leim gewonnen.
Das erhaltene Exopolysaccharid kann getrocknet
werden und im getrockneten Zustand aufbewahrt werden.
Zur Herstellung des Bindemittels kann es beispielsweise
in heißem Wasser gelöst werden. Diese Lösung wird dann
mit einer Lösung einer Ligninverbindung, beispielsweise
Ligninsulfonat oder einer Sulfitablauge, wie beispielsweise
Calciumbisulfitablauge, Magnefitablauge, Calcium-
Magnesiumsulfitablauge oder dergl. vermischt. Dadurch
wird eine Bindemittellösung erhalten,
die ausgezeichnete klebende
Eigenschaften aufweist.
Überraschenderweise hat sich gezeigt, daß die aus den
Kulturlösungen erhaltenen Exopolysaccharide, die keine
Phenoloxidasen enthalten, eine mindestens ebenso gute
Klebwirkung zeigen als die enzymatisch erhaltenen Bindemittel
der DE-OS 30 37 992. Der zugrundeliegende Reaktionsmechanismus
ist noch unbekannt. Anscheinend ergibt
sich aus der Mischung der Exopolysaccharide mit den
Sulfitablaugen ein synergistischer Effekt, durch den
die Klebkraft der Einzelkomponenten wesentlich übertroffen
wird.
Das erfindungsgemäß erhaltene Bindemittel bietet gegenüber
den bekannten Bindemitteln, die z. B. in der Holzindustrie
verwendet werden, eine Reihe von Vorteilen:
Es werden keine teuren Kunstharze benötigt, insbesondere
wird der Einsatz von Formaldehydharzen vermieden.
Dadurch kann auch kein Formaldehyd freigesetzt werden.
Die Aushärtung kann unter den bei der Spanplattenherstellung
üblichen Reaktionsbedingungen, aber auch bei
niedrigen Temperaturen erfolgen. Für beide Komponenten
kann Sulfitablauge eingesetzt werden, was eine Entschärfung
des Ablaugenproblems bedeutet, da die Sulfitablauge
sowohl als Kulturflüssigkeit zur Anzucht des Mikroorganismus
als auch als zweite Bindemittelkomponente
verwendet werden kann.
Die Kulturlösungen sind auch bei höherer Temperatur
haltbar, da zur Verklebung keine Enzymaktivität
erforderlich ist. Dadurch ist eine temperaturunabhängige
Spanplattenherstellung möglich.
Zur Polysaccharidproduktion ist kein Induktor nötig.
Es ist keine weitere Konzentrierung des Kulturmediums erforderlich.
Die Produktion des Exopolysaccharids kann nicht nur auf verdünnten
Sulfitablaugen, sondern auch auf dem zuckerhaltigen
Überstand von Sulfitablaugen und/oder Bleichereiabwässern
mit Polyimin (DBP 30 38 241) erfolgen.
Auch andere zuckerhaltige Abfallstoffe - z. B. Melasse - sind als
Nährlösung geeignet.
Ein weiterer sehr wesentlicher Vorteil ist, daß die
Produktion der Exopolysaccharide bereits nach wenigen
Tagen ihr Maximum erreicht. Bei Aureobasidium pullulans
ist dies bereits nach etwa 2 Tagen der Fall, bei
Schizophyllum commune nach etwa 7 Tagen.
Als Kulturflüssigkeit für die Anzucht der Mikroorganismen
können Sulfitablaugen mit einem pH-Wert von 4,5
bis 7, deren Gehalt an toxischen Stoffen ggflls. durch
Verdünnen herabgesetzt wird, oder der Überstand einer
Polyiminfällung von Sulfitablaugen oder Bleichereiabwässern
verwendet werden. Billige kohlehydrathaltige
Abfallprodukte, wie z. B. Melasse oder Torfhydrolysat,
können zugesetzt werden.
Bei der Anzucht von Mikroorganismen der Gattung Aureobasidium
hat es sich beispielsweise als vorteilhaft erwiesen,
als Kulturflüssigkeit unverdünnte Überstände
der Polyiminfällung von Bleichereiabwässern zu verwenden,
die auf einen pH-Wert von etwa 4,5 bis 7 eingestellt
werden. Der Gehalt an Kohlehydraten soll etwa 0,5 bis 5 Gew.-%
betragen. Falls er tiefer liegt, kann er durch
einen Zusatz von billigen Kohlehydratquellen, wie z. B.
Melasse oder Torfhydrolysat, entsprechend erhöht werden.
Für die Anzucht von Mikroorganismen der Gattung Schizophyllum
commune haben sich die Überstände der Polyiminfällung
von Sulfitablaugen mit einem pH-Wert von etwa 4,5
bis 7 als sehr geeignet erwiesen. Der Gehalt an Kohlehydraten
soll bei etwa 0,5 bis 5 Gew.-% liegen. Falls
der Gehalt an toxischen Stoffen zu hoch ist, muß die
Lösung entsprechend verdünnt werden, wobei nach dem
Verdünnen die genannten Parameter eingestellt werden
müssen.
Die Erfindung wird nachfolgend anhand von Ausführungsbeispielen
näher erläutert.
Der Basidiomycet Schizophyllum commune wird auf einem
Kulturmedium folgender Zusammensetzung kultiviert:
MgSO₄0,5 g
KH₂PO₄0,5 g
KCl0,5 g
Asparagin0,68 g
Hefeextrakt0,5 g
Glucose10 g
Wasser1000 ml
Spurenelemente
pH 6,9
pH 6,9
Die gebildeten Pilzhyphen werden mit einem Ultraturrax-
Homogenisator zertrümmert und als Inoculum verwendet.
Es wird bei Raumtemperatur als Standkultur auf Calciumbisulfitablauge
ohne weitere Zusätze (1 : 10 mit Wasser
verdünnt) bei einem pH-Wert von 6,5 etwa 12 Tage kultiviert,
bis mindestens 1,4 g Exopolysaccharid pro l
Kulturflüssigkeit gebildet worden sind. Während dieser
Zeit wächst das Inoculum zu einer Mycelmatte heran,
die auf der Flüssigkeit schwimmt. Das Mycel sondert
während der Kultivationszeit extrazelluläres Exopolysaccharid
ab, das in der Kulturflüssigkeit akkumuliert,
so daß die Viskosität der Kulturflüssigkeit
ständig zunimmt. Dann wird das Mycel durch Zentrifugation
bei 10 000 UpM (30 min) von der Kulturflüssigkeit
getrennt.
Der Überstand enthält das Exopolysaccharid in einer
Konzentration von 1,4 g/l und wird als Leimkomponente
verwendet. Dazu wird soviel pulverförmige Calciumbisulfitlauge
zugegeben, daß ein streichfähiger Kleber
von honigartiger Konsistenz erhalten wird.
Der Kleber wird auf Klebeflächen von Fichten-Vollholzbrettchen
(5 × 5 × 1 cm) gleichmäßig aufgetragen (ca. 0,6
bis 0,9 g Trockensubstanz). Der Feststoffgehalt beträgt
etwa 66 Gew.-%. Die verklebten Brettchen werden
unter einem Druck von 1-1,5 kp/cm² 24 h bei Raumtemperatur
ausgehärtet. Die so verklebten Brettchenpaare
ergaben bei der Untersuchung mit einer Universal-Zugmaschine
eine Querzugfestigkeit von 2,0 N/mm².
Das Beispiel 1 wird wiederholt, wobei die Anzucht
nicht auf Calciumbisulfitablauge, sondern auf einem
Kulturmedium erfolgt, das dem in Beispiel 1 verwendeten
Medium für die Herstellung des Inoculums entspricht.
Die Klebkraft ist geringer als im Beispiel 1 (1,2 N/mm²).
Das ist auf eine vermehrte Schleimproduktion auf Sulfitablaugemedium
zurückzuführen (1,4 g/l auf Sulfitablauge
und nur 0,4 g/l auf 1% Glucose).
Das Beispiel 1 wird wiederholt, wobei ein anderer Pilz,
nämlich Sclerotium rolfsii, verwendet wird, der bei
30°C als Schüttelkultur auf einer Kulturflüssigkeit
gezüchtet wird, die neben 1,5% Glucose noch Salze und
eine Stickstoffquelle enthält. Die Klebkraft entspricht
mit 2 N/mm² der des Exopolysaccharids von Schizophyllum
commune.
Es wird verfahren wie in Beispiel 1, außer daß statt der gesamten
Kulturflüssigkeit nur das isolierte Polysaccharid zur Verleimung
verwendet wird. Es wird wie folgt hergestellt: Das Polysaccharid
wird durch Zugabe von Ethanol (96%) zur Kuklturflüssigkeit (nach
Abtrennen des Mycels) ausgefällt und durch Zentrifugation von der
restlichen Kulturflüssigkeit abgetrennt. Das Sediment (= Polysaccharid)
wird in heißem Wasser zu einer Endkonzentration von 3,5%
aufgenommen und mit einem Ultraturrax-Homogenisator homogenisiert.
Die Klebkraft, die mit dieser Biokomponente erhalten wurde, ist
die gleiche wie in Beispiel 1. Das bedeutet, daß eine Isolierung
des Polysaccharids aus der Kulturlösung nicht erforderlich ist
und daß die in der Kulturlösung enthaltenen anderen Substanzen sich
nicht störend auf die Verklebung auswirken.
Es wird verfahren wie in Beispiel 4, außer daß die Konzentration
des Polysaccharids in der Biokomponente statt 3,5 nur 2,5% beträgt.
Hierdurch wird keine Verminderung der Klebkraft bewirkt.
Es wird verfahren wie in Beispiel 1, außer daß die Kulturflüssigkeit
nach dem Abtrennen vom Pilzmycel für 14 Tage im Kühlschrank aufbewahrt
wurde. Die Klebkraft war die gleiche wie im Beispiel 1.
Dadurch ist gezeigt, daß die Kulturflüssigkeit haltbar ist.
Das gleiche Ergebnis wird erzielt, wenn man die Kulturflüssigkeit
mehrmals einfriert und wieder auftaut.
Vergleich mit Kontrollen, die nur aus einer Komponente
(Sulfitablauge oder Exopolysaccharid) bestehen.
In der nachfolgenden Tabelle sind Vergleichsversuche
zusammengefaßt, in denen mehrere der erfindungsgemäßen
hergestellten Bindemittel hinsichtlich ihrer Klebwirkung
mit den Einzelkomponenten Sulfitablauge bzw.
Exopolysaccharid verglichen werden. Dazu wurden jeweils
zwei Fichtenholzklötzchen mit den Abmessungen 5 × 5 × 2,5 cm
unter Verwendung der in Tabelle 1 angegebenen Komponenten
miteinander verleimt. Dabei zeigte sich, daß
die Exopolysaccharide allein keine Klebwirkung aufweisen,
während die Klebwirkung der Sulfitablauge
schwach ist.
In der Tabelle bedeuten:
CaLSNAG- Calciumbisulfitablauge, getrocknet,
Bofo- Calciumbisulfitablauge (Buche) aus Bonaforth, getrocknet,
MgLS- Magnesiumligninsulfonat Borregaard, Norwegen, getrocknet,
S. r.- Sclerotium rolfsii
S. c.- Schizophyllum commune
Der Vergleichsversuch CaLSNAG - S. r. entspricht dem
Beispiel 3, der Vergleichsversuch CaLSNAG - S. c.
entspricht dem Beispiel 1. Die Kontrollen mit Wasser
wurden entsprechend Beispiel 1 durchgeführt, wobei
Wasser anstelle der Enzymkomponente in gleicher Menge
verwendet wurde. Bei den Kontrollversuchen 4 und 5
wurde die Sulfitablaugenkomponente durch Wasser
ersetzt.
Der Basidiomycet Aureobasidium pullulans wurde als
Schüttelkultur bei Raumtemperatur auf Malz/Glucose(2%)-
Medium kultiviert. Nach 7 Tagen waren 1,5 g/l, nach
12 Tagen waren etwa 3 g/l Exopolysaccharid im Kulturmedium
enthalten. Zur Verklebung wurden sowohl die
Kulturflüssigkeit mit verschiedenen Exopolysaccharid-
Konzentrationen nach Abzentrifugieren des Pilzmycels
(APK) als auch die gesamte Kultur einschließlich
Mycel nach Homogenisieren mit einem Ultraturrax-
Homogenisator (APGH) verwendet. Zur Verklebung wurden
die Flüssigkeiten im Mischungsverhältnis 2 : 1 mit
Sulfitablaugenpulver vermischt.
Zur Verklebung wurden Klötzchen aus V 100 Spanplatten
mit den Abmessungen 5 × 5 × 2,5 cm verwendet. Die Verklebung
erfolgte wie unter den vorigen Beispielen angegeben
wurde. Die Prüfung der Querzugfestigkeit der
Prüflinge erfolgte nach DIN 52 365. Die DIN-Anforderung
für den entsprechenden Plattentyp beträgt 0,3 N/mm².
Diese Anforderung wurde bei Verleimungsproben mit
handelsüblichem Calciumbisulfitablaugen-Pulver, Mg-
Ligninsulfonat-Pulver und Mg/Ca-Sulfitablaugen-Pulver
erfüllt, wobei der Bruch nicht in der Leimfuge erfolgte,
sondern bei ca. 0,5-0,7 N/mm in der Spanplatte selbst.
Mit dem Leimsystem Calciumbisulfitablaugen-Pulver/
APK (abzentrifugierte Kulturflüssigkeit) im Verhältnis
2 : 1 wurden Spanplatten unter den für Harnstoff-Formaldehydharz
üblichen Preßbedingungen hergestellt, die
eine Querzugfestigkeit von 0,21 N/mm² aufwiesen. Das
bedeutet eine 100%ige Verbesserung gegenüber den mit
Phenoloxidase/Calciumbisulfitablauge erhaltenen
Werten nach dem Patent 30 37 992 (0,1 N/mm²).
Die geringere Querzugsfestigkeit der Spanplatten-
Verleimung gegenüber den Klötzchen-Verleimungen
beruht auf der nicht gleichmäßigen Verteilung des
Bindemittels auf den Spänen.
Der Vorteil des Leimes ist, daß sein Anwendungsbereich
auf Kaltleime für Holz- und Papierprodukte ausgeweitet
werden kann, die nicht unter Heißpressung verarbeitet
werden müssen.
Abb. 1: Struktur des Polyglucans von Sclerotium sp.
Glcp = Glucopyranosideinheit (Monomer)
Claims (2)
1. Verfahren zur Herstellung eines Bindemittels für
holz- oder cellulosehaltige Stoffe unter Verwendung
von Ligninverbindungen,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Ligninverbindungen mit Exopolysacchariden, die
aus Kulturflüssigkeiten von Exopolysaccharid-erzeugenden
Mikroorganismen erhalten worden sind, umgesetzt
werden.
2. Verwendung des nach dem vorhergehenden Anspruch
hergestellten Bindemittels und dessen Verwendung für die Herstellung von Holz-,
Papp- oder Papierprodukten.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19863621218 DE3621218A1 (de) | 1986-06-25 | 1986-06-25 | Verfahren zur herstellung eines bindemittels fuer holz- oder cellulosehaltige stoffe auf exopolysaccharidbasis |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19863621218 DE3621218A1 (de) | 1986-06-25 | 1986-06-25 | Verfahren zur herstellung eines bindemittels fuer holz- oder cellulosehaltige stoffe auf exopolysaccharidbasis |
Publications (2)
Publication Number | Publication Date |
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DE3621218A1 DE3621218A1 (de) | 1988-01-14 |
DE3621218C2 true DE3621218C2 (de) | 1988-04-07 |
Family
ID=6303628
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
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Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE3621218A1 (de) |
Families Citing this family (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
FI101690B (fi) | 1997-01-14 | 1998-08-14 | Neste Oy | Kuitulevyjen valmistusmenetelmä |
FI970158A (fi) | 1997-01-14 | 1998-07-15 | Neste Oy | Uusi kuitulevyliima |
-
1986
- 1986-06-25 DE DE19863621218 patent/DE3621218A1/de active Granted
Also Published As
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