DE3610942A1 - Verfahren zur simultanen schadstoffbeseitigung aus rauchgasen und reaktor zur durchfuehrung des verfahrens - Google Patents
Verfahren zur simultanen schadstoffbeseitigung aus rauchgasen und reaktor zur durchfuehrung des verfahrensInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Schadstoffbesei
tigung aus Rauchgasen durch Zugabe eines feinkörnigen, schad
stoffbindenden, festen Additivs zu dem Rauchgas abströmseitig
des Dampfkessels, teilweise Umsetzung des Additivs mit dem im
Rauchgasstrom enthaltenen Schadstoffen bei vielfacher Änderung
der Strömungsrichtung des mit Additiv beladenen Rauchgases in
einem Reaktor und Abtrennung des Additivs von dem Rauchgas hin
ter dem Reaktor und dann in einem Filter. Die Erfindung be
trifft auch einen Reaktor zur Durchführung dieses Verfahrens,
der einen zylindrischen Behälter mit Eintritts- und Austritts
stutzen für das Rauchgas, eine zentrale, mit Aufbauten be
stückte, antreibbare Welle und von der Behälterwandung nach
innen ragende Einbauten aufweist.
Bei den bekannten Trocken-Rauchgasentschwefelungsver
fahren wird das schadstoffbindende, pulverförmige Additiv aus
z.B. Kalkhydrat, Calciumcarbonat, Magnesiumoxid oder dergl.
z.B. in einer Mischdüse dem Rauchgas beigemischt und nach ei
ner gewissen Reaktionsstrecke wieder vom Rauchgas getrennt.
Die Berührungszeit zwischen Additiv und Rauchgas ist relativ
kurz und dementsprechend niedrig ist die Umsetzung des Additivs
und der Entschwefelungsgrad des Rauchgases. Dieser liegt in
der Größenordnung von 45%.
Zur Vergrößerung der Kontaktzeit zwischen Additiv und
Rauchgas sind Reaktoren mit festen Einbauten bekannt, die sich
jedoch relativ schnell zusetzen. Es wurde auch schon vorge
schlagen, den Reaktor mit beweglichen Einbauten, insbesondere
mit einer vertikalen Schnecke auszurüsten. Diese beweglichen
Einbauten sollen eine Veränderung, insbesondere Verlängerung
der Verweilzeit der gröberen Additiv-Teilchen ermöglichen und
Ankrustungen an den Innenseiten des Reaktors vermeiden. Tat
sächlich kann aber die Umsetzung des Additivs in diesem Reak
tor nur unwesentlich gesteigert werden, weil die gröberen,
agglomerierten Teilchen mit dem Rauchgasstrom nur unzureichend
in Berührung kommen und die Reaktion bei dem gröberen Korn
nicht bis zum Korninneren fortschreiten kann.
Aus der DE-OS 32 32 080 ist es auch bereits bekannt, die
in einem Feststoffabscheider aus dem Rauchgas abgeschiedenen
Zusatzstoffe dem Brennstoff oder Rauchgas wieder beizugeben.
Die Rückführung in den Brennstoff ist nur beschränkt möglich,
da der Feuerungsbetrieb und die Kesselanlage nicht beein
trächtigt werden dürfen. Darüber hinaus bedeutet die teilweise
Rückführung aller abgeschiedenen Feststoffe in das Rauchgas,
daß auch der weitgehend ausreagierte Feinanteil des Additivs
zurückgeführt wird und somit eine wachsende Additiv-Beladung
des Rauchgases nicht von einem entsprechenden Anstieg der
SO2 - Bindungskapazität begleitet ist.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren
zur Schadstoffbeseitigung aus Rauchgasen und Entstickung zu
schaffen, das sich durch eine erhöhte Ausnutzung des Additivs
auszeichnet. Ferner soll ein Verfahren zur trockenen Rauchgas
entschwefelung geschaffen werden, bei dem eine im Vergleich zu
bekannten Trocken-Schadstoffbeseitigungs-Verfahren erhöhte
Schadstoff-Entfernung aus dem Rauchgas erreicht wird. Darüber
hinaus soll auch ein Reaktor zur Rauchgas-Schadstoffbeseiti
gung geschaffen werden, der eine erhöhte Verweilzeit gröberer
Additiv-Teilchen in dem Rauchgas und eine größere Realtivge
schwindigkeit dieser Teilchen im Rauchgasstrom ermöglicht.
Schließlich soll die Reaktionsfähigkeit grober und/oder agglo
merierter Additiv-Teilchen in dem Reaktor gesteigert werden.
Diese Aufgabe wird bei dem eingangs genannten Verfahren
erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß man die gröbere Fraktion
des Additivs von dem Rauchgasstrom vor dem Verlassen des Reak
tors abtrennt, aus dem Reaktor austrägt und dem Rauchgasstrom
zwischen Kessel und Reaktor oder kurz nach Eintritt in den
Reaktor wieder zusetzt. Erfindungsgemäß wird also nicht ein
Teil aller in einem Abscheider, wie z.B. einem Schlauchfilter
oder Multizyklon, abgeschiedenen Feststoffe in den Rauchgas
strom zurückgeführt, sondern die am Ausgang des Reaktors und
des nachgeschalteten Zyklon-Abscheiders nach erfolgter Teilum
setzung abgeschiedene, ummäntelte Additiv-Fraktion. Es hat
sich nämlich gezeigt, daß diese Fraktion zu einem wesentlich
geringeren Anteil umgesetzt ist als die mit dem Rauchgasstrom
aus dem Reaktor und Zyklon-Abscheider ausgetragene, relativ
feine Fraktion. Die Rückführung der abgeschiedenen Fraktion in
den zu entschwefelnden Rauchgasstrom bzw. den Reaktor ermög
licht daher eine erhebliche Steigerung der Additiv-Umsetzung
bzw. -Ausnutzung insgesamt, ohne daß der Reaktor mit der be
reits weitgehend umgesetzten Feinfraktion des Additivs erneut
belastet wird. Da zudem die Beladung des Rauchgasstroms mit
Additiv bzw. der zurückgeführten Grobfraktion im Reaktor im
Vergleich zu bekannten Trocken-Entschwefelungsverfahren erheb
lich gesteigert und reaktiviert wird, wird die Schadstoffre
duzierung der Rauchgase im Reaktor auf etwa 80% oder mehr ver
bessert und hinter dem Filter über 90% gebracht. Dabei werden
wie bei anderen Verfahren neben dem SO2 auch andere umweltbe
lastende Rauchgas-Verunreinigungen, wie NO x , SO3, HCl, HF eben
falls aus dem Gas entfernt. Die im zurückgeführten Additiv
enthaltene Flugasche unterstützt die Ad-/Absorption der Rauch
gasverunreinigungen.
Nach der bevorzugten Ausführungsform verringert man die
Geschwindigkeit des Rauchgasstroms vor Verlassen des Reaktors
und scheidet dadurch die gröbere Additiv-Fraktion aus dem Gas
strom ab. Die feinere Additiv-Fraktion wird mit dem Rauchgas
strom aus dem Reaktor ausgetragen und in einem nachgeschalte
ten Zyklon-Abscheider bis zu etwa dem stöchiometrisch erfor
derlichen Wert von dem Gasstrom abgetrennt. Die Abscheidung
der Grobfraktion aus dem Rauchgasstrom im Reaktor kann durch
ein- oder mehrfache Umlenkung des Gasstroms auf dieser Strecke
verlangsamter Geschwindigkeit unterstützt werden.
Nach der bevorzugten Ausführungsform zerkleinert man die
aus dem Reaktor und Abscheide-Zyklon abgezogene Fraktion in
einem Teil des zum Reaktor strömenden Rauchgases, belädt den
Rauchgasteilstrom dabei mit der zerkleinerten und wieder akti
vierten Additiv-Fraktion und vereinigt diesen Rauchgasteil
strom wieder mit dem anderen Teil des zu reinigenden Rauch
gases. Durch diese Zerkleinerung der zurückgeführten Fraktion
wird die Reaktionsfähigkeit dieses Anteils erhöht, da nicht
umgesetztes Additiv aus dem Korninneren freigelegt und für die
Umsetzung zugänglich wird. Selbstverständlich ist es auch mög
lich, die Grobfraktion zunächst zu zerkleinern und dann dem zu
entschwefelnden Rauchgasstrom oder einem Teil davon zuzusetzen.
Man kann zusammen mit der aus dem Reaktor und Zyklon abgezoge
nen Fraktion auch frisches Additiv und ggfs. einen Teil der
in dem Filter abgetrennten Feinfraktion des Additivs zerklei
nern und dem Reaktor wieder zuführen. Auf diese Weise wird zu
gleich eine Mischung der zerkleinerten Grobfraktion des Addi
tivs mit frischem Additiv erreicht. Eine Rückführung eines
Teils der Feinfraktion aus dem nachgeschalteten Filter wird
man nur in Sonderfällen vornehmen, z.B. während der Anfahr
periode, da dieser Anteil - wie oben dargelegt - bereits weit
gehend ausgenutzt ist. Wie weiter unten ausgeführt wird, hat
es der Betriebsmann in der Hand, den im Reaktor und Zyklon-Ab
scheider abgeschiedenen Grobanteil zu vergrößern oder zu ver
ringern, so daß er das gewünschte Verhältnis von zurückgeführ
tem zu frischem Additiv ohne Zuhilfenahme von Feinanteil aus
dem Filter erreicht. Die Mahlung kann in einer Sichter-Mühle
erfolgen. Die zurückgeführte Fraktion wird zweckmäßigerweise
auf eine Feinheit von 20-5 µm gemahlen.
Vorzugsweise wählt man das Gewichtsverhältnis des zu
rückgeführten Additivs zu dem in den Reaktor eingeführten
frischen Additiv in dem Bereich von 3:1 bis 30:1, insbe
sondere in dem Bereich von 5:1 bis 20:1. Ein typisches
Gewichtsverhältnis liegt bei etwa 10:1. Das hohe Rückführ
verhältnis beruht auf der noch relativ hohen Reaktionsfähig
keit der zerkleinerten rückgeführten Fraktion und führt in dem
Reaktor zu einer hohen Additiv-Konzentration im Rauchgas, die
ihrerseits für eine hohe Schadstoffbindung günstig ist. Im all
gemeinen bringt man das zu reinigende Rauchgas mit einer Addi
tiv-Menge in Berührung, die etwa gleich dem 10- bis 30-fachen
der für die Bindung aller bindungsfähigen Schadstoffe stöchio
metrisch erforderlichen Menge ist.
Zweckmäßigerweise wird die Temperatur in dem Reaktor in
dem Bereich von 140 bis 230°C gehalten und das Rauchgas nach
dem Passieren des Filters oder zwischen dem Reaktor und dem
Filter auf eine Temperatur von 80 bis 130°C abgekühlt und da
bei in einem Wärmeaustauscher Wärme gewonnen. Bei Trocken-
Entschwefelungsverfahren wird zur Steigerung der Reaktions
fähigkeit des Additivs Wasser in den zu reinigenden Rauchgas
strom eingedüst. Durch die wiederholte Rückführung des wenig
ausgenutzten Additiv-Anteils (Dickstrom-Trocken-Schadstoffbe
seitigungs-Verfahren) in Verbindung mit der Reaktivitätsstei
gerung des zurückgeführten Additivs durch die Prallzerkleine
rung im Reaktor und die Feinstvermahlung wird eine Verringe
rung der Wassereindüsung erreicht. Dadurch wird weniger Wärme
im Rauchgas vernichtet, die Reaktionstemperatur liegt relativ
hoch, was für einen hohen Umsetzungsgrad günstig ist, und nach
dem Reaktor kann die Rauchgaswärme noch in einem Wärmeaus
tauscher ausgenutzt werden. Der Wärmeaustauscher wird vorzugs
weise zwischen der Filteranlage und dem Kamin angeordnet. Er
kann aber auch zwischen dem Reaktor und der Filteranlage ange
ordnet werden, um kostengünstigere Filtergewebe einsetzen zu
können. Die Wärmerückgewinnungsquote aus dem Rauchgas liegt in
dem Bereich von 25 bis 45%.
Der Reaktor zur Durchführung des Verfahrens besteht aus
einem zylindrischen Behälter mit Eintritts- und Austritts
stutzen für das Rauchgas, einer zentralen, mit Aufbauten be
stückten, antreibbaren Welle und von der Behälterwandung nach
innen ragenden Einbauten. Der Reaktor ist erfindungsgemäß da
durch gekennzeichnet, daß in dem Behälter durch die Behälter
einbauten oder die Wellenaufbauten ein die beiden Stutzen ver
bindender Strömungskanal gebildet ist, der in der Nähe des
Austrittsstutzens einen im Vergleich zum übrigen Teil des
Strömungskanals vergrößerten Strömungsquerschnitt aufweist,
und der Behälter in dem Bereich mit vergrößertem Strömungs
kanalquerschnitt mit einer Austragseinrichtung für das abge
schiedene Additiv ausgestattet ist. Im Gegensatz zu dem bis
lang vorgeschlagenen Reaktor mit einem schraubenförmigen
Strömungskanal mit über seine gesamte Länge gleichbleibendem
Strömungsquerschnitt hat der erfindungsgemäße Reaktor in dem
austrittsnahen Bereich, der im allgemeinen 1/5 bis 2/5 der
Reaktorhöhe ausmacht, eine Querschnittserweiterung, so daß in
diesem Bereich eine Verringerung der Strömungsgeschwindigkeit
des Rauchgases und damit eine Abscheidung des Grobanteils
des Additivs eintritt. An der tiefsten Stelle dieses Abschei
dungsbereichs ist die Austragseinrichtung angeordnet, so daß
der im Reaktor abgeschiedene Grobanteil kontinuierlich oder
diskontinuierlich aus dem Reaktor entfernt werden kann, ohne
daß die Abströmung des mit Feinanteil beladenen Rauchgases
irgendwie beeinträchtigt wird. Zweckmäßigerweise befindet sich
der Austrittsstutzen für das Rauchgas ein Stück, z.B. 30
bis 70 cm oberhalb des Behälterbodens, auf dem sich die Grob
fraktion des Additivs sammelt, so daß ein Mitreißen von Grob
anteil durch den Austrittsstutzen vermieden wird.
Bei der bevorzugten Ausführungsform des Reaktors sind
die Behältereinbauten als zur Welle senkrechte, an der Be
hälterwandung mit gegenseitigem Abstand fest angebrachte, mit
versetzten Durchbrechungen versehene Leitböden ausgebildet, die
in dem dem Gasaustrittsstutzen nahen Bereich einen größeren
gegenseitigen Abstand als im übrigen Behälter haben oder ganz
fehlen, und sind ferner die Wellenaufbauten als die Leitböden
und ggfs. die Behälterwandung überstreichende Arme ausgebildet.
Infolge der insbesondere diagonalen Versetzung der Durch
brechungen der Leitböden durchströmt das Rauchgas den Reaktor
hin- und hergehend von oben nach unten oder von unten nach
oben. Infolge des größeren Leitbodenabstandes im austrittsna
hen Behälterbereich tritt hier eine Verlangsamung der Gas
strömung und eine Abscheidung der Grobfraktion ein, die sich
wiederum auf dem Austragsboden ablagert. Bei der hin- und her
gehenden Strömung durch den Reaktor setzen sich insbesondere
die gröberen Anteile des Additivs nach dem Aufprall gegen die
Reaktorwand auf den Leitböden ab. Die rotierenden Abstreifarme
fördern diese Anteile zu den Leitbödendurchbrechungen und wer
fen sie durch die Durchbrechungen mit einer Anfangsgeschwindig
keit v=0 in den Gasraum der jeweils nächsttieferen Etage.
Die Additiv-Teilchen werden dort von dem Rauchgasstrom wieder
erfaßt und horizontal beschleunigt, wobei zwischen Teilchen
und Rauchgasstrom eine Relativgeschwindigkeit besteht, die für
den Stofftransport an der Teilchenoberfläche und damit für die
weitere Umsetzung des Teilchens mit Schadstoffen günstig ist.
Das Teilchen kann sich auf Grund seiner Größe auf der nächst
tieferen Etage wiederum absetzen. Der geschilderte Vorgang
wiederholt sich im Reaktor mehrmals, wodurch die Verweilzeit
der Teilchen im Reaktor wesentlich größer wird als die Verweil
zeit des Rauchgases, was für eine gute Durchreaktion ebenfalls
vorteilhaft ist. Bei der Umlenkung des Additiv-Teilchens um
180° beim Übergang aus einer Etage in die nächsttiefere werden
besonders agglomerierte Additiv-Teilchen gegen die Außenwand
des Reaktors geworfen und dabei zerbrochen, bzw. verlieren
ihre äußere Schicht, und werden dadurch wieder reaktionsfreudi
ger. Die Konstruktion mit den festen Leitböden und rotieren
den Abstreifarmen ist besonders für Reaktoren mit größerem
Durchmesser geeignet und wird favorisiert.
Nach einer anderen Ausführungsform sind die Wellenauf
bauten als im wesentlichen bis an die zylindrische Behälter
wandung reichende Schnecke ausgebildet, die in dem dem Gasaus
trittsstutzen nahen Bereich eine größere Steigung als im übri
gen Behälter hat oder ganz fehlt. Der vom Rauchgas durchströmte
Kanal wird bei dieser Ausführungsform durch die schraubenförmi
gen Schneckengänge gebildet, wobei die Geschwindigkeitsverlang
samung des Rauchgases im austrittsnahen Bereich durch die grö
ßere Steigung oder das Fehlen der Schnecke bewirkt wird. Der
Druckverlust dieses Reaktors ist geringer als bei dem oben ge
nannten Reaktor mit mehreren festen Leitböden, jedoch ist die
Fertigung der Schnecke bei einem größeren Reaktordurchmesser
kostenaufwendiger. Bei dieser Ausführungsform können die Be
hältereinbauten als von der Behälterwandung im wesentlichen
radial nach innen ragende, vertikal verschiebliche, mit
Schabern, Bürsten oder dergl. versehene, der Schnecke anlie
gende Arme gebildet und die Schnecke mit radialen Schlitzen
versehen sein, die einen gegenseitigen Abstand von einer
Schneckensteigung haben. Die mit Schabern oder Bürsten be
stückten Arme werden beim Betrieb des Reaktors durch die ro
tierende Schnecke über das Schneckenblech schabend jeweils um
eine Steigung der Schnecke angehoben und fallen dann durch die
radialen Schlitze der Schnecke wieder um eine Steigung ab.
Zweckmäßigerweise ragen die paarweise ober- und unterseitig
der Schnecke anliegenden, außenseitig der Behälterwandung ge
lagerten und vertikal geführten Arme durch vertikale Schlitze
in der Behälterwandung in den Innenraum des Behälters. Durch
diese paarweise Anordnung der Arme werden beide Seiten der
Schnecke, d.h. die Ober- und Unterseite gereinigt. Da jeder
Arm nur eine Schneckensteigung reinigt, enthält der Reaktor
soviele Reinigungsarme, wie die Schnecke Steigungen hat. Der
Druck der Reinigungsarme auf die Schneckenflächen und die Fall
geschwindigkeit der Reinigungsarme können durch außen ange
brachte Gegengewichte reguliert werden. Dieses Reinigungsprin
zip kann auch bei entgegengesetzter Drehrichtung der Schnecke
angewandt werden: Die Reinigungsarme werden dann durch die
Schnecke gegen die Kraft eines außen hängenden Gegengewichtes
nach unten geschoben und nach Durchfahren einer Steigung
durch die äußeren Gegengewichte wieder durch die Schlitze in
die Ausgangsposition gehoben. Die Reinigungsarme können an ver
tikalen Säulen außenseitig der Behälterwandung geführt sein.
Zweckmäßigerweise sind die Wellenaufbauten, insbesondere
die Schnecke, an ihren äußeren, mit angesetztem Additiv in
Berührung kommenden Rändern gezackt oder in anderer Weise
unterbrochen ausgebildet. Hierdurch wird die Reibung zwischen
den Rändern der Wellenaufbauten und der Innenseite der Reaktor
wand, an der sich Feststoffmaterial aus dem Rauchgas angesetzt
hat, verringert und das Abschaben dieser Ansätze erleichtert.
Zweckmäßigerweise weisen die Wellenaufbauten ferner
Arme mit schräg nach innen gerichteten Leitschaufeln auf. Bei
dem schraubenförmigen Strömungsweg durch den Reaktor wird das
in hoher Konzentration im Rauchgas enthaltene Additiv durch
die Zentrifugalkraft im äußeren Bereich des schraubenförmigen
Kanals verdichtet und dadurch die Berührung zwischen Additiv
und Rauchgas beeinträchtigt. Die Leitschaufeln fördern dieses
im Randbereich verdichtete Additiv wieder nach innen und sor
gen so für eine intensive, gleichmäßige Mischung des Additivs
mit dem Rauchgasstrom. Durch den Aufprall großer bzw. agglo
merierter Additivkörnchen werden diese gleichzeitig verklei
nert, was sich günstig auf die Reaktionsfähigkeit des Materials
im Reaktor auswirkt.
Weiterhin ist bei der bevorzugten Ausführungsform vorge
sehen, daß der Rauchgasaustrittsstutzen durch einen Umlenk
schirm abgeschirmt ist. Neben der Geschwindigkeitsverringerung
hat auch der Umlenkschirm am Austrittsstutzen die Aufgabe, den
groben Anteil des Additivs aus dem Rauchgasstrom zu separie
ren. Die Trennwirkung des Schirms kann durch ihre einstell
bare Größe verändert werden, so daß der im Reaktor abgeschie
dene Anteil in Grenzen verändert werden kann. Der Umlenk
schirm ist zweckmäßigerweise an der Behälterwand angebracht.
Vorzugsweise sind die Wellenaufbauten in dem dem Gasaustritts
stutzen nahen Bereich als mit Schabern, Bürsten oder dergl.
bestückte, die Behälterwandung und/oder den Umlenkschirm über
streichende Arme ausgebildet. Diese Arme verhindern die Ab
lagerung des grobkörnigen Additivs auf den Flächen, die von
der Austragseinrichtung nicht erfaßt werden.
Die Austragseinrichtung kann aus einem an der Welle an
gebrachten, den Behälterboden überstreichenden Abstreiferarm,
einer Öffnung in dem Behälterboden und einer an die Öffnung
angeschlossenen Förderleitung bestehen. Die am Behälterboden
abgesetzte Grobfraktion des Additivs wird durch den rotieren
den Abstreiferarm in die z.B. als radialer Schlitz ausgebil
dete Bodenöffnung gekehrt. Das Material fällt dann in die
Förderleitung, durch die es vorzugsweise einer Zerkleinerungs
einrichtung z.B. der oben erwähnten Sichter-Mühle zugeführt
wird. Die Förderleitung kann z.B. ein Schneckenförderer sein
oder eine pneumatische Förderanlage. Als Mahlluft wird ein
Rauchgas-Bypass-Strom entnommen. Die pneumatische Förder
leitung ist z.B. durch eine Zellenradschleuse von dem Innen
raum des Reaktors getrennt. Selbstverständlich kann die aus
geschleuste Grobfraktion auch durch andere Transportmittel
zu der Mahlanlage oder der Einrichtung zur Einspeisung in
den Rauchgasstrom zugeführt werden.
Es hat sich gezeigt, daß die Verweilzeit des Additivs
im Rauchgas alleine fast keine Steigerung der Schadstoff
bindung bewirkt, da schon nach sehr kurzer Verweilzeit das
Additiv durch Krustenbildung fast inaktiv wird. Weiterhin hat
sich gezeigt, daß die Aufprallenergie bei der 180° Umlenkung
im Reaktor nach Fig. 6 und 7 schon genügt, die Schalenbildung
des überwiegend als Agglomerat, auch bei superfeinem Ca(OH)2,
vorliegenden Additivs so zu zerstören, daß wieder eine Akti
vierung erreicht wird. Dadurch bekommt der Reaktor mit der
durch sein vorher festgelegtes Volumen gegebenen Verweilzeit
einen Sinn.
Unterstützen kann man diese Aufprallwirkung bei der Um
lenkung im Reaktor z.b. durch Einbauen von einer oder mehrerer
angetriebenen Prall-Schläger-Mühlen im Bereich der Umlenkung,
Fig. 9 und 10.
Der entscheidende Unterschied und damit der beträcht
liche Vorteil im Hinblick auf Schadstoffbeseitigung und
Additivbedarf der dieser Patentanmeldung zugrunde liegenden
Idee - zu allen bisher bekannten Verfahren zur Schadstoffbe
seitigung aus Rauchgas - ist die strikte Unterteilung des
Verfahrens in 3 bzw. 4 Zonen.
Quantitative Schadstoffbeseitigung wie S=2, HF, HCl, etc. im
Reaktor bei 10-40-fachem des stöchiometrisch erforderlichen
Additivs im Rauchgas, teilweise wieder Aufschliessen des
Additivs nach ca. 1 bis 2 Sekunden Verweilzeit im Reaktor,
Abscheiden des Additivs im Reaktor und/oder in dem dem Reak
tor nachgeschalteten Zyklon-Abscheider mit verstellbarem
Tauchrohr bis etwa auf oder etwas über den stöchiometrisch
notwendigen Wert, Rückführung des ausgeschiedenen Additivs
über eine Mühle in den Reaktor.
Hinter dem Reaktor und dem evtl. nachgeschalteten Zyklon-Ab
scheider ist schadstoffarmes Rauchgas mit wenig Additiv. In
dieser Kondition ist erst eine quantitative Entstickung bei
eingeschränkten chemisch-negativen Nebenwirkungen mit Na(OH)
bzw. NH3 möglich. Na(OH) ergibt stabilere Verbindungen, keine
Geruchsbelästigung und ist billiger.
Hier ist die Additiv-Beladung, gegenüber allen bekannten Ver
fahren, bei nur etwas über dem stöchiometrischen Wert liegend.
Hierdurch kann über die reduzierte Reinigungsintensität der
Filterschläuche die jetzt sehr geringe Additivmenge etwas
angestaut werden, um damit eine intensivere Nachreaktion zu
erreichen.
Zweckmäßigerweise ist der Reaktor thermisch isoliert und mit
einer Zusatzheizung versehen. Durch die thermische Isolierung
werden Taupunktunterschreitungen, insbesondere beim Anfahren
der Anlage, vermieden, und die Ausnutzung der Wärme des ge
reinigten Rauchgases in dem nachgeschalteten Wärmeaustauscher
wird verbessert. Eine zusätzliche Mantelbeheizung des Reaktors
ist zur Vermeidung von Taupunktunterschreitungen bei der An
fahrperiode von Vorteil
Die Erfindung wird nachfolgend an Hand der Zeichnungen
näher beschrieben. Es zeigen:
Fig. 1 ein schematisches Fließbild einer Anlage zur
Durchführung einer ersten Ausführungsform des erfindungsge
mäßen Verfahrens;
Fig. 2 ein apparatives Fließbild einer Anlage zur
Durchführung einer zweiten Ausführungsform des erfindungs
gemäßen Verfahrens mit Benutzung einer ersten Ausführungs
form eines Reaktors;
Fig. 3 einen Schnitt nach der Linie III-III der
Fig. 2;
Fig. 4 einen Schnitt nach der Linie IV-IV der
Fig. 3 in vereinfachter Darstellung;
Fig. 5 einen schematischen Axialschnitt einer zweiten
Ausführungsform des erfindungsgemäßen Reaktors;
Fig. 6 einen schematischen Axialschnitt einer dritten
Ausführungsform des erfindungsgemäßen Reaktors;
Fig. 6 einen Schnitt nach der Linie VII-VII der
Fig. 6;
Fig. 8 eine Teildarstellung der in Fig. 1 gezeigten
Anlage in detaillierter Form;
Fig. 9 einen schematischen Axialschnitt einer vierten
Ausführungsform des erfindungsgemäßen Reaktors; und
Fig. 10 einen Schnitt nach der Linie VIII-VIII der
Fig. 9.
Nach Fig. 1 wird in das von der Kesselanlage kommende
Rauchgas etwas H2O zugegeben - 13 - und dann durch Leitung 1
einem Reaktor 2 zugeführt. Ein Teil des Rauchgases wird durch
die Bypass-Leitung 3 über eine Sichter- oder sonstige Mühle 4
geführt, die über Leitung 5 mit einem Gemisch aus durch Lei
tung 6 zugeführtem, frischem Additiv und durch Leitung 7 zu
rückgeführter, teilumgesetzter Grobfraktion des Additivs be
schickt wird. Der mit dem gemahlenem Additiv beladene Bypass-
Strom wird mit dem Hauptstrom des Rauchgases in Leitung 1 wie
der vereinigt. Die Umsetzung zwischen Additiv und den im
Rauchgas enthaltenen Schadstoffen erfolgt im wesentlichen
im Reaktor 2. Im Unterteil des Reaktors 2 erfoigt die Abschei
dung der Anteile des teilweise umgesetzten Additivs. Der hinter
dem Reaktor eingebaute Zyklon-Abscheider mit verstellbarem
Tauchrohr ermöglicht eine genau definierte Abscheidung des
Additivs aus dem Rauchgas bis etwa zum stöchiometrisch erfor
derlichen Wert. Diese Fraktion wird durch Leitung 7 zur Mühle
zurückgeführt. In dem aus dem Reaktor 2 bzw. Abscheide-Zyklon
austretenden, noch mit sehr wenig Additiv beladenen Rauchgas
strom wird zur Entstickung NH3- vorzugsweise NaOH-Lösung ein
gedüst und gelangt dann durch Leitung 8 in das Schlauch
filter 9, in dem das restliche Additiv vom Gas getrennt wird.
Das gereinigte Rauchgas verläßt die Filteranlage über einen
Wärmeaustauscher durch Leitung 10, während das von dem Filter
entfernte, weitgehend ausreagierte Material durch Leitung 11
abgeführt und beseitigt wird. Gewünschtenfalls kann ein Teil
dieses Materials durch Leitung 12 ebenfalls in den Prozess
zurückgeführt werden.
Bei der in Fig. 2 dargestellten Anlage wird dem zu ent
schwefelnden Rauchgas in Leitung 1 durch die Aufgabedüse 13
einerseits das Additiv und andererseits Wasser zugesetzt. Das
frische Additiv wird aus einem Silo 14 über die Zellenschleu
se 15 in eine Schnecke 16 eingetragen, die das Additiv in die
Aufgabedüse 13 fördert. Zugleich wird durch die mit einer
Schnecke bestückte Rückführleitung 7 grobes, teilweise umge
setztes Additiv in die Förderschnecke 16 gefahren und damit
dem Rauchgasstrom durch Düse 13 wieder zugeführt.
Der in Fig. 2 gezeigte Reaktor 2 weist einen Behälter
aus zylindrischer Wandung 17, Behälterboden 18 und Behälter
deckel 19 auf. In dem Behälter 17-19 ist eine vertikale,
axiale Welle 20 untergebracht, die am Boden 18 und Deckel 19
gelagert ist und von einem Motor 21 angetrieben wird. Bei
dieser Ausführungsform trägt die Welle 20 eine Schnecke 22,
deren Rand einen geringen Abstand von der Behälterwandung 17
hat. Auf diese Weise wird für das durch Leitung 1 zugeführte,
zu behandelnde Rauchgas zwischen dem Eintrittsstutzen 23 und
dem Austrittsstutzen 24 ein schraubenförmiger Strömungska
nal 25 gebildet. Die Welle 20 trägt ferner Arme 26 mit Leit
schaufeln 27, deren Schrägstellung aus Fig. 3 ersichtlich
ist. Die Steigung der Schnecke 22 ist im Unterteil des Reak
tors größer als im Oberteil (y<x), so daß im Unterteil des
Reaktors eine Verlangsamung der Strömungsgeschwindigkeit und
damit eine Abscheidung von groben und/oder agglomerierten
Additiv- und Flugascheteilchen am Boden 18 erfolgt. Die Wel
le 20 trägt ferner einen über den Boden 18 streifenden Ab
streifarm 28, der das separierte Grobmaterial zu der Boden
öffnung 29 fördert, durch die es in die Förderleitung 30
fällt, die über eine Zellenradschleuse 31 an die Rückführ
leitung 7 angeschlossen ist. Das den Reaktor 2 durch den Aus
trittsstutzen 24 verlassende Rauchgas gelangt evtl. noch über
einen Zyklon-Abscheider mit verstellbarem Tauchrohr durch die
Leitung 8 in die Schlauchfilteranlage 9. Dort wird das im
Rauchgas noch enthaltene Additiv vollständig abgeschieden,
wobei das Rauchgas beim Durchströmen der auf den Filtern abge
schiedenen Additiv-Schicht erneut in intensive Berührung mit
dem Additiv kommt und dabei noch eine Nachreaktion erfolgt.
Das gereinigte Rauchgas verläßt die Filteranlage evtl. über
einen Wärmeaustauscher durch die Leitung 10 und wird durch das
Gebläse 3 zum Kamin gefördert. Das in der Filteranlage abge
schiedene Additiv-Material wird durch die Schnecke 33 ausge
tragen und entweder durch Leitung 11 beseitigt oder in beson
deren Fällen, z.B. wenn beim Anfahren der Anlage die Additiv-
Beladung des Rauchgases im Reaktor noch zu gering ist, über
Zellenradschleuse 34 und Rückführleitung 12 der Leitung 7 zu
geführt. Aus Fig. 3 ist die Anordnung der Arme 26 mit den
schräggestellten Leitschaufeln 27 ersichtlich. Die Schaufeln 27
haben die Aufgabe, die in dem schraubenförmigen Strömungska
nal 25 unter der Wirkung der Zentrifugalkraft zur Behälter
wandung 17 hin konzentrierten Additiv-Teilchen wieder in die
Strömung zu leiten und so einen besseren Kontakt zwischen
Gas und festem Additiv zu gewährleisten. Wie ferner aus Fig. 3
ersichtlich ist, hat die nur teilweise dargestellte Schnecke 22
einen radialen Schlitz 35 und einen gezackten Rand 36.
Durch den gezackten Rand 36 wird die Reibung an der Behälter
wandung 17 verringert. Insbesondere ist aber aus Fig. 3 auch
erkennbar, daß die Behälterwandung 17 einen Schlitz 37 auf
weist, durch den ein z.B. mit Bürsten (nicht dargestellt) be
stückter Arm 38 radial in den Innenraum des Reaktors ragt und
mit seinen Bürsten der Oberseite der Schnecke 22 aufliegt. Wie
aus Fig. 4 ersichtlich ist, sind die Arme 38 derart paarweise
angeordnet, daß der eine Arm mit der Oberseite und der andere
Arm mit der Unterseite der Schnecke 22 in Eingriff ist. In je
dem Schneckengang befindet sich ein derartiges Armpaar. Alle
Armpaare sind in einem geschlossenen Anbau 39 außerhalb des
Behältermantels 17 vertikal verschieblich gelagert. Zur Hal
terung und verschieblichen Lagerung der Armpaare sind in dem
Anbau 39 zwei vertikale Säulen 40 vorgesehen. Bei der Drehung
der Welle 20 werden die die Schnecke 22 ober- und unterseitig
reinigenden Arme 38 angehoben, bis sie an den Schlitz 35 ge
langen. Der obere Arm 38 fällt dann durch den Schlitz 35 und
trifft - da sich die Welle 20 während des Fallens ein Stück
weitergedreht hat - auf den darunterliegenden Schneckengang,
während der untere Arm 38 durch den unteren Schlitz 35 hin
durchtritt und wiederum die Unterseite des Schneckenblechs
abreinigt.
Die in Fig. 5 dargestellte Ausführungsform des Reak
tors 2 unterscheidet sich von dem in Fig. 2 dargestellten
Reaktor im wesentlichen dadurch, daß sich die Schnecke 22
nicht über die gesamte Höhe des Reaktors erstreckt, sondern
etwa das untere Drittel schneckenfrei ist. Nach Verlassen des
schraubenförmigen Strömungskanals 25 verlangsamt daher das
Rauchgas seine Strömungsgeschwindigkeit, so daß sich die
groben Additiv-Partikel am Behälterboden 18 absetzen können.
Die Sedimentation der groben Teilchen wird noch dadurch unter
stützt, daß an der Behälterwandung 17 oberhalb des Austritts
stutzens 24 ein Umlenkschirm 41 angeordnet ist, der aus einem
fest angebrachten Teil und einem an diesem verschieblichen
Teil (nicht dargestellt) besteht, so daß der Rauchgasstrom vor
Austritt aus dem Stutzen 24 je nach Stellung des verschieb
lichen Teils mehr oder weniger stark umgelenkt und dadurch der
Anteil des im Reaktor 2 abgeschiedenen Additivs in Grenzen
variiert werden kann. In dem schneckenfreien Bereich trägt
die Welle 20 Arme 42, die mit Schabern 43, Bürsten oder dergl.
bestückt sind, um die Behälterwandung in diesem Bereich und
den Ablenkschirm 41 abzureinigen. Die Austragseinrichtung
28-30 ist im wesentlichen die gleiche wie bei dem Reaktor
nach Fig. 2.
Der in Fig. 6 gezeigte Reaktor unterscheidet sich von
den Reaktoren der Fig. 2 bis 5 im wesentlichen durch die
Form desStrömungskanals 25, der nicht schraubenförmig ausge
bildet ist, sondern einen hin- und hergehenden Verlauf nimmt
mit jeweils Umlenkungen des Gasstroms von 180°. Bei diesem
Reaktor sind in den zylindrischen Behältermantel 17 zur Be
hälterachse senkrechte Leitböden 44 eingesetzt. Jeder Leit
boden 44 hat eine Durchbrechung 45, wobei die Durchbrechun
gen 45 benachbarter Leitböden sich diagonal gegenüberliegen.
Alle Leitböden 44 haben von den benachbarten Leitböden glei
chen Abstand, so daß die Rauchgasgeschwindigkeit in allen
Etagen etwa gleich ist. Im unteren Drittel des Reaktors sind
keine Leitböden angeordnet, so daß sich der Strömungsquer
schnitt hier erweitert, eine Verlangsamung der Strömungsge
schwindigkeit eintritt und sich das grobkörnige Additiv aus
dem Gasstrom absetzt. An der Reaktorwelle 20 ist auf jeder
Etage ein Abstreiferarm 46 angebracht, der das auf den Leit
böden 44 abgesetzte Additiv von den Böden abstreift und durch
die Durchbrechungen 45 in den Rauchgasstrom in der nächst
tieferen Etage abwirft. Die Teilchen können dann vom Gasstrom
beschleunigt und mitgenommen werden oder sich auf dem nächst
tieferen Leitboden 44 wieder absetzen. Auf diese Weise kann
die Verweilzeit wenigstens des gröberkörnigen Additivs in dem
Reaktor wesentlich verlängert und durch die Wellendrehzahl
auch entsprechend variiert werden. Da der Rauchgasstrom beim
Übergang von der einen Etage zur nächsten eine Richtungsände
rung von 180° ausführt, treffen gröbere Additiv-Teilchen und
Agglomerate auf den Behältermantel 17 und werden dabei wenig
stens teilweise zerkleinert. Dabei entstehende, nicht mehr um
mantelte Additiv-Teilchen sind wieder aktiviert und werden vom
Rauchgasstrom mitgenommen. Diese Sichter-Wirkung des Reaktors
ist erwünscht, da feinere Additiv-Teilchen auch schneller und
weiter ausreagieren als Agglomerate.
Das untere Drittel dieses Reaktors unterscheidet sich
nicht wesentlich von der Ausführungsform nach Fig. 5. Der
Umlenkschirm 41 verläuft im wesentlichen horizontal. Die
Stutzen 23, 24 sind am Mantel 17 zentral angesetzt, während
zumindest der Eintrittsstutzen 23 beim Reaktor mit schrauben
förmigem Strömungsweg tangential angesetzt ist. Die in Fig. 7
gezeigte Form der Durchbrechung 45 ist als Beispiel zu ver
stehen. Die Durchbrechung kann selbstverständlich eine andere
Gestalt haben.
Fig. 8 zeigt die Rückführung der im Reaktor 2 abge
trennten Fraktion des Additivs über eine Mühle 4 in das Rauch
gas der Leitung 1 entsprechend dem in Fig. 1 dargestellten
Verfahren. Die durch Leitung 7 zurückgeführte Fraktion und
frisches Additiv aus dem Silo 14 werden durch die Förder
schnecke 16 in die Mühle 4 gefahren und dort in dem durch die
Bypass-Leitung 3 zugeführten Rauchgas-Teilstrom zerkleinert.
Dabei wird nur das auf eine einstellbare Korngröße, im vor
liegenden Fall z.B. auf eine Korngröße d<20 bis 5 µm zer
kleinerte Material vom Rauchgas-Teilstrom mitgenommen und
pneumatisch über das Gebläse 47 und die Bypass-Leitung 3 dem
Rauchgas-Hauptstrom in Leitung 1 zugeführt.
Fig. 9 entspricht im wesentlichen dem in Fig. 6 ge
zeigten Reaktor und unterscheidet sich nur dadurch, daß im Be
reich der 180° Umlenkung des Rauchgasstroms eine oder mehrere
angetriebene Prall-Schläger-Mühlen 48 eingebaut sind.
Fig. 10 zeigt einen Schnitt des Reaktors nach Fig. 9
im Bereich der 180° Umlenkung.
Das erfindungsgemäße Verfahren und der Reaktor zur
Durchführung des Verfahrens ist prinzipiell auch für ganz
kleine Rauchgasmengen einzusetzen, wie sie beispielsweise
in Hausbrandfeuerungsanlagen (auch Ölfeuerungen) anfallen.
Die vorliegende Erfindung umfaßt auch solche Ausführungs
formen des Verfahrens, bei denen die gröbere Additiv-Fraktion
von dem Rauchgasstrom vor dem Filter abgetrennt wird. Diese se
parate Abtrennung der Grob-Fraktion kann z.B. nur in einem
Zyklon oder in einem zusätzlichen Filter erfolgen.
Claims (22)
1. Verfahren zur Beseitigung von Schadstoffen aus
Rauchgasen durch Zugabe eines SOx, HF, HCl und NOx bindenden,
feinkörnigen bzw. flüssigen Additivs zu dem Rauchgas abström
seitig des Dampfkessels, teilweise Umsetzung des Additivs mit
den im Rauchgasstrom enthaltenen Schadstoffen bei vielfacher
Änderung der Strömungsrichtung des mit Additiv beladenen
Rauchgases in einem Reaktor und Abtrennung des Additivs von
dem Rauchgas in einem Filter, dadurch gekennzeichnet, daß man
eine gröbere Fraktion des Additivs von dem Rauchgasstrom vor
Verlassen des Reaktors und des evtl. dem Reaktor nachgeschal
teten Zyklon-Abscheiders abtrennt, aus dem Reaktor bzw. Zyklon
austrägt und dem Rauchgasstrom zwischen Kessel und Reaktor
oder nach Eintritt in den Reaktor wieder zusetzt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß man die Geschwindigkeit des Rauchgasstroms vor Verlassen
des Reaktors verringert und dadurch die gröbere Additiv-Frak
tion aus dem Gasstrom abscheidet.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekenn
zeichnet, daß man die aus dem Reaktor und evtl. Zyklon abge
zogene Fraktion in einem Teil des zum Reaktor strömenden
Rauchgases zerkleinert, den Rauchgasteilstrom dabei mit der
zerkleinerten Additiv-Fraktion belädt und wieder mit dem
anderen Teil des Rauchgases vereinigt.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet,
daß man das frische Additiv und ggfs. einen Teil der in dem
Filter abgetrennten Additiv-Fraktion zusammen mit der aus dem
Reaktor abgezogenen Fraktion zerkleinert und dem Reaktor zu
führt.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß man das Gewichtsverhältnis des zurückge
führten Additivs zu dem in den Reaktor eingeführten frischen
Additiv in dem Bereich von 3:1 bis 30:1, vorzugsweise in
dem Bereich von 5:1 bis 20:1 wählt.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch
gekennzeichnet, daß man das von Schadstoffen zu reinigende
Rauchgas mit einer Additiv-Menge in Berührung bringt, die
gleich dem 10- bis 30-fachen der für die Bindung aller sauren
Rauchgasbestandteile stöchiometrisch erforderlichen Menge ist.
7. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 6, dadurch ge
kennzeichnet, daß hinter dem Reaktor ein Zyklon-Abscheider mit
verstellbarem Tauchrohr zur definierten Abscheidung des
Additivs aus den Rauchgasen eingebaut ist.
8. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 7, dadurch ge
kennzeichnet, daß hinter dem Reaktor bzw. dem Zyklon-Abschei
der NH3- vorzugsweise jedoch NaOH-Lösung eingedüst wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 8, dadurch
gekennzeichnet, daß man die Temperatur in dem Reaktor durch
H2O-Eindüsung in dem Bereich von 140 bis 200°C hält und das
Rauchgas nach dem Passieren des Filters oder zwischen dem
Reaktor und dem Filter auf eine Temperatur in dem Bereich von
80 bos 130°C abkühlt und dabei Wärme in einem Wärmeaus
tauscher gewinnt.
10. Reaktor für die Durchführung des Verfahrens nach ei
nem der Ansprüche 1 bis 9, bestehend aus einem zylindrischen
Behälter mit Eintritts- und Austrittsstutzen für das Rauchgas,
einer zentralen, mit Aufbauten bestückten, antreibbaren Welle
und von der Behälterwandung nach innen ragenden Einbauten,
dadurch gekennzeichnet, daß in dem Behälter (17-19) durch
die Behältereinbauten oder die Wellenaufbauten ein die beiden
Stutzen (23, 24) verbindender Strömungskanal (25) gebildet ist,
der Strömungskanal (25) in der Nähe des Austrittsstutzens
(23 bzw. 24) einen im Vergleich zum übrigen Teil des Strömungs
kanals vergrößerten Strömungsquerschnitt aufweist und der Be
hälter (17-19) in dem Bereich mit vergrößertem Strömungs
querschnitt mit einer Austragseinrichtung (28-30) für
Additiv versehen ist.
11. Reaktor nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet,
daß die Behältereinbauten als zur Welle (20) senkrechte, an
der Behälterwand (17) mit gegenseitigem Abstand fest ange
brachte, mit versetzten Durchbrechungen (45) versehene Leit
böden (44), die in dem dem Gasaustrittsstutzen (24 bzw. 23)
nahen Bereich einen größeren gegenseitigen Abstand als im
übrigen Behälter haben oder ganz fehlen, und die Wellenauf
bauten als die Leitböden (44) und ggfs. die Behälterwandung (17)
überstreichende Abstreifarme (46) ausgebildet sind.
12. Reaktor nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet,
daß im Bereich der Durchbrechungen (45) der Leitböden (44)
eine oder mehrere angetriebene Prall-Schläger-Mühlen (48)
eingebaut sind.
13. Reaktor nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß
die Wellenaufbauten als im wesentlichen bis an die zylindri
sche Behälterwandung (17) reichende Schnecke (22) ausgebildet
sind, die in dem dem Gasaustrittsstutzen (24) nahen Bereich
eine größere Steigung als im übrigen Behälter hat oder ganz
fehlt.
14. Reaktor nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet,
daß die Behältereinbauten als von der Behälterwandung (17).
im wesentlichen radial nach innen ragende, vertikal verschieb
liche, mit Schabern, Bürsten oder dergl. versehene, der
Schnecke (22) anliegende Arme (38) ausgebildet sind und die
Schnecke (22) mit radialen Schlitzen (35) versehen ist, die
einen gegenseitigen Abstand von einer Schnecken-Steigung haben.
15. Reaktor nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet,
daß die paarweise ober- und unterseitig der Schnecke (22) an
liegenden, außenseitig der Behälterwandung (17) gelagerten
und vertikal geführten Arme (38) durch vertikale Schlitze (37)
in der Behälterwandung (17) in den Innenraum des Behälters
(17-19) ragen.
16. Reaktor nach Anspruch 15, dadurch gekennzeichnet,
daß die Arme (38) an vertikalen Säulen (40) geführt sind und
ihr Druck auf die Wandung der Schnecke (22) und ihre Fallge
schwindigkeit durch äußere Gegengewichte einstellbar sind.
17. Reaktor nach einem der Ansprüche 10 bis 16, dadurch
gekennzeichnet, daß die Wellenaufbauten, insbesondere die
Schnecke (22) an ihren äußeren, mit angesetztem Additiv in
Berührung kommenden Rändern (36) gezackt oder in anderer
Weise unterbrochen ausgebildet ist.
18. Reaktor nach Anspruch 10-17, dadurch gekennzeich
net, daß die Wellenaufbauten ferner Arme (26) mit schräg nach
innen gerichteten Leitschaufeln (27) aufweisen.
19. Reaktor nach einem der Ansprüche 10 bis 18, dadurch
gekennzeichnet, daß der Rauchgas-Austrittsstutzen (24) durch
einen Umlenkschirm (41), ggfs. von einstellbarer Größe, ab
geschirmt ist.
20. Reaktor nach einem der Ansprüche 10 bis 19, dadurch
gekennzeichnet, daß die Wellenaufbauten in dem dem Gasaus
trittsstutzen (24) nahen Bereich als mit Schabern (43),
Bürsten oder dergl. bestückte, die Behälterwand (17) und/oder
den Umlenkschirm (41) überstreichende Arme (42) ausgebildet
sind.
21. Reaktor nach einem der Ansprüche 10 bis 20, dadurch
gekennzeichnet, daß die Austragseinrichtung (28-30) ein an
der Welle (20) angebrachter, den Behälterboden (18) über
streichender Abstreifarm (28), eine Öffnung (29) in dem Be
hälterboden (18) und eine an die Öffnung (29) angeschlossene
Förderleitung (30) umfaßt.
22. Reaktor nach einem der Ansprüche 10 bis 21, dadurch
gekennzeichnet, daß er thermisch isoliert und mit einer Zu
satzheizung ausgestattet ist.
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DE3610942C2 DE3610942C2 (de) | 1987-11-05 |
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ID=25838184
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