DE3603599A1 - Schriftaltersbestimmung - Google Patents

Description

Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Altersbestimmung von Schreibmitteln auf Schriftträgern, insbesondere Papier.

Ein derartiges Verfahren ist von sehr großem praktischem Interesse, weil die Frage nach dem relativen und dem absoluten Alter einer Schrift, insbesondere einer Handschrift, sich kriminalistisch und forensisch sehr häufig stellt und in vielen Fällen prozeßentscheidend ist.

Es sind bereits Verfahren zur Altersbestimmung bekannt. Vermutungen zum relativen Alter einer Schrift auf einem Schriftstück können z. B. auf Grund von Schriftmerkmalen, insbesondere von räumlichen Merkmalen gemacht werden, wenn beispielsweise für eine nachträglich eingefügte Zeile weniger Platz vorhanden ist. - Wenn zwei Striche sich kreuzen, kann in bestimmten Fällen festgestellt werden, welcher oben und welcher unten liegt. - Ein anderes Verfahren beruht auf der Wanderung von Chlor- und Sulfationen in den Schriftträger; es ist jedoch nur sehr begrenzt, z. B. nicht bei Kugelschreiberpasten, einsetzbar (Mezger, G. R., Rall, H. und Heess, W.: 1931, Z. f. angewandte Chemie 44, 645-651).

Die Nachteile der bisherigen Verfahren bestehen darin, daß sie nur sehr unsicher sind und/oder nur selten einsetzbar sind und/oder keine quantitative Auswertung ermöglichen, die im Prinzip - bei Kenntnis der Lagerungsbedingungen und empirischer Vergleichswerte - eine näherungsweise absolute Altersbestimmung ermöglichen würde.

Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein im Prinzip bei fast allen Schreibmitteln anwendbares und quantifizierbares Verfahren zur Altersbestimmung einzusetzen.

Nach der Erfindung wird aus dem Schriftzug ein ca. 1 cm langer, knapp 1 mm breiter Papierstreifen mit einem scharfen Schneidegerät herausgeschnitten. Dieser Streifen wird in eine zur Hochleistungs-Dünnschichtchromatographie verwendbare Kapillare gesteckt. Diese wird mit einer exakt vorgegebenen Menge geeigneten Lösungsmittels gefüllt, so daß sich das Schreibmittel bis zu einem gewissen Grade lösen kann.

Eine andere Möglichkeit besteht darin, den Streifen mit dem Schreibmittel bzw. Stanzproben des Schreibmittels/Papiers in ein miniaturisiertes Probenfläschchen zu tun und dieses mit einer exakt vorgegebenen Menge des Lösungsmittels zu füllen, so daß das Schreibmittel sich lösen kann.

Der Lösungsvorgang wird auf eine ebenfalls exakt vorgegebene Zeit beschränkt. Diese Zeit kann dadurch verkürzt werden, daß das Probenfläschchen (unter bestimmten Bedingungen auch die Kapillare) für z. B. 30 Sek. in eine mit Wasser gefüllte Ultraschallwanne gehalten wird.

Anschließend erfolgt in bekannter Weise die Auftragung der Probe nach erfolgter Reinigung der Dünnschichtplatte.

Der Lösevorgang wird in der beschriebenen Weise 5 bis 7 mal wiederholt; anschließend erfolgt jeweils der Probenauftrag.

Es folgt auf bekannte Weise die Durchführung der Hochleistungs- Dünnschichtchromatographie und die quantitative Auswertung mit Hilfe eines TLC-Scanners.

Infolge der jeweils weniger in Lösung gehenden Farbstoffmenge resultiert bei der Auswertung der Integrale eine abfallende Kurve von der Form einer Exponentialfunktion.

Durch ein geeignetes Computerprogramm kann die Gleichung der den Daten bestangepaßten Kurve ermittelt werden. Für die Steilheit dieser Kurve kann damit eine Zahl angegeben werden.

Eine steilere Kurve spricht für eine jüngere Schrift, eine flachere für eine ältere. Der Grund hierfür liegt in dem Gesetz der Diffusion, die zeitabhängig ist: Je länger ein Schreibmittel in den Schrifträger diffundiert, desto länger braucht es auch, um in Lösung zu gehen.

Durch experimentelle Untersuchungen kann geprüft werden, ob es einen linearen Zusammenhang gibt zwischen der Steigung einer Kurve und dem tatsächlichen Alter einer Schrift. Sofern es einen solchen linearen Zusammenhang gibt und die Lagerungsbedingungen einer fraglichen Schrift bekannt sind, müßte sogar eine näherungsweise absolute Altersbestimmung möglich sein.

Bereits ein sehr großer Teil der kriminalistischen und forensischen Fragestellungen zielt auf eine nur relative Altersbestimmung. Da man in der Regel davon ausgehen kann, daß auf ein und demselben Schriftträger auch dieselben äußeren Einflüsse (Temperatur, Luftfeuchtigkeit) geherrscht haben, bietet das Verfahren zumindest ideale Voraussetzungen zur relativen Altersbestimmung. Ein typisches Beispiel hierfür ist, ob die Unterschrift unter einem handschriftlichen Vertrag womöglich älter als der Textblock ist; in diesem Fall wäre die Unterschrift also blanco geleistet worden.

Claims (1)

1. Verfahren zur Altersbestimmung von Schreibmitteln auf Schriftträgern, dadurch gekennzeichnet, daß

   • - kleine Proben entnommen und mehrfach nacheinander in eine geringe, genau bemessene Menge eines geeigneten Lösungsmittels gebracht werden, wobei der Lösungsvorgang durch Ultraschalleinwirkung beschleunigt werden kann,
   • - nach jedem Lösungsvorgang eine geringe Menge des Lösungsmittels auf eine HPTLC-Platte aufgetragen und nach 5 bis 7 Auftragungen eine Dünnschichtchromatographie im Sinne der HPTLC durchgeführt wird,
   • - anschließend über einen TLC-Scanner die erhaltenen Chromatogramme quantitativ ausgewertet werden und schließlich
   • - durch bekannte mathematische Verfahren die abnehmende Kurve der nachgewiesenen Farbstoffe ausgewertet wird, und zwar in der Weise, daß eine steilere Kurve für eine jüngere, eine flachere Kurve für eine ältere Schrift spricht.