DE3448490C2 - Verwendung von Pteridinderivaten zur Behandlung von Herzarrhythmien - Google Patents
Verwendung von Pteridinderivaten zur Behandlung von HerzarrhythmienInfo
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Description
Die Erfindung betrifft die Verwendung von Pteridinderivaten
zur Behandlung von Herzarrhythmien.
Aus der US-PS 30 81 230 sind diuretisch und antihypertensiv
wirksame Triaminoarylpteridin-Verbindungen bekannt.
Wirkungsmäßig hervorgehoben sind das 2,4,7-Triamino-6-
phenylpteridin und gewisse Derivate desselben. Die erstere
Verbindung hat unter der Beziehung Triamteren wegen ihrer
antikaliuretischen Wirkung beträchtliche therapeutische Bedeutung
erlangt.
Die in dem US-Patent angegebene allgemeine Formel umfaßt u. a.
Alkyl- und Alkoxysubstitution mit bis zu 3 Kohlenstoffatomen
sowie Trifluormethyl- und Halogensubstitution in para-Stellung
des Phenylrests in 6-Stellung des Moleküls.
Beispielhaft beschrieben sind aus dieser Klasse die p-Chlor-,
die p-Trifluorphenyl- und die p-Fluorphenylverbindung.
Zusätzliche Angaben zur pharmazeutischen Anwendbarkeit dieser
Verbindung enthält die Patentschrift nicht.
In einer breit angelegten wissenschaftlichen Untersuchung legen
die Autoren später an über hundert Pteridin-Derivaten Struktur-
Wirkungsbeziehungen fest [J. Weinstock et al., J. Med. Chem. 11,
573-579 (1968); "Therapie mit Triamteren", Wiener Symposium
1966, Leiter: K. Fellinger, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 1968].
Die Autoren fassen ihre Ergebnisse über die Auswirkungen
der Substitution am Phenylrest wie folgt zusammen: "In Table VIII
is shown the diuretic activity of compounds in which the phenyl
of triamterene has been replaced by a substituted phenyl. Here
again, only small changes are permissible if even modest diuretic
activity is to be retained" (Weinstock et al., loc. cit. pg. 518).
In der Tat scheinen die Daten die Auffassung zu unterstützen,
daß weder hydrophile Substitution
noch lipophile Substitution (CH₃-, F-, C₆H₅-) in para-Stellung
des Phenylrests zu pharmazeutisch verwertbaren Wirkstoffen führt.
Die weitere Entwicklung hat jedoch ergeben, daß die hydrophile
Substitution eine diuretische/antikaliuretische Wirksamkeit der
Triamterenabkömmlinge nicht ausschließt. So wurde für die Triamteren-
Metaboliten p-Hydroxy-Triamteren (Phase-I-Metabolit) und
Hydroxytriamteren-Schwefelsäureester (Phase-II-Metabolit) die erstaunliche
Feststellung gemacht, daß sie in äquimolarer Konzentration
praktisch die gleiche Wirkung auf den Elektrolyttransport
ausüben wie natives Triamteren [H. Knauf et al., Arzneim.-Forsch./
Drug Res. 28, (II) 1417-1420 (1978), US-PS 41 18 492]. Hervorragende
diuretische, antikaliuretische, antihypertensive und kardioprotektive
Wirksamkeit wurde für Derivate des p-Hydroxytriamterens
mit ausgesprochen hydrophiler Substitution erkannt (GB-PS 20 18 133).
Nach den Untersuchungen des Standes der Technik schien aber den
nicht hydrophil substituierten Derivaten des Triamterens kein
erkennbares therapeutisches Potential innezuwohnen. Andererseits
war bei derartiger Derivatisierung latent die Gefahr vorhanden,
daß diese Pteridinabkömmlinge die Eigenschaft von Folsäureantagonisten
besitzen würden - eine Eigenschaft, die Triamteren
selbst nicht in störendem Ausmaße besitzt (vgl. Fellinger,
loc. cit.).
Wie bereits ausgeführt, handelte es sich bei dem Triamteren
und seinen therapeutisch empfohlenen Derivaten um eine gut
untersuchte Wirkstoffklasse mit relativ geringen Nebenwirkungen,
die sich auch analytisch leicht bestimmen läßt.
Bekanntlich stellen Herzerkrankungen einen hohen Prozentsatz
der Todesursachen in Industrieländern dar. Darunter nehmen
Herzrhythmusstörungen eine bedeutende Rolle ein. Pathologische
Veränderungen der Herzfrequenz beruhen allgemein auf einer
Störung der Erregungsbildung bzw. der Erregungsleitung. Je
nach Art der auftretenden Störungen (Bradykardie, Tachykardie,
Arrhythmie) sollen die eingesetzten Medikamente (Antiarrhythmika/Antifibrillantien) die
Herzfrequenz beschleunigen, oder
verringern oder Unregelmäßigkeiten ausgleichen.
Häufig angewendete antifibrillatorische Substanzen sind z. B.
- das Chinidin (ein Diastereomer des Chinin)
- das Rauwolfiaalkaloid Ajmalin
- das Koronartherapeutikum Verapamil
- die Lokalanästhetika Procainamid und Lidocain
- das Antiepileptikum Phenytoin und
- β-Rezeptoren-Blocker,
d. h. Wirkstoffe von deutlich verschiedener chemischer Konstitution.
- das Chinidin (ein Diastereomer des Chinin)
- das Rauwolfiaalkaloid Ajmalin
- das Koronartherapeutikum Verapamil
- die Lokalanästhetika Procainamid und Lidocain
- das Antiepileptikum Phenytoin und
- β-Rezeptoren-Blocker,
d. h. Wirkstoffe von deutlich verschiedener chemischer Konstitution.
Im allgemeinen hängt die antifibrillatorische Wirkung mit
einer Herabsetzung der Erregungsbildung und Erregungsleitung
bei den Zellen des spezifischen Reizleitungssystems und des
Arbeitsmyokards zusammen. Die Antifibrillantien wirken in der
Regel negativ inotrop. Daher liegt im allgemeinen Kontraindikation
bei Herzinsuffizienz vor. Die genannten Alkaloide und
teilweise auch die übrigen Wirkstoffe werden häufig nicht gut
vertragen bzw. lösen allergische Reaktionen aus. Es bestand
daher ein nachhaltiger Bedarf an neuen antiarrhythmischen Wirkstoffen.
Die Erfindung betrifft die Verwendung von Pteridinderivaten
der Formel I
worin R einen lipophilen Rest
ausgewählt aus der Gruppe
bestehend aus Halogen, wie Fluor, Chlor, Brom und Jod,
insbesondere für Fluor und Chlor, für gegebenenfalls
ungesättigtes Alkyl mit 1 bis 6 Kohlenstoffatomen, insbesondere
verzweigtes oder cyclisches Alkyl, Benzyl oder für eine Trifluormethyl-
oder eine Nitrogruppe
zur Behandlung von Herzarrhythmien.
Die Verbindungen der Formel I sind zum Teil bekannt.
Die Verbindungen lassen sich durch Umsetzung der parasubstituierten
Phenylacetonitrile der Formel II
worin R die oben bezeichneten Bedeutungen besitzt,
mit 2,4,6-Triamino-5-nitrosopyrimidin unter Basenkatalyse
analog R.G.W. Spickett und G.M. Timmis [J. Chem. Soc. 2887 (1954)]
herstellen.
Die Verbindungen der Formel I sind in der Regel gelbliche,
kristalline, hoch schmelzende Verbindungen, die im UV-Licht
kräftige Fluoreszenz zeigen.
Besonders bevorzugt sind die Verbindungen, worin R für
Fluor oder Chlor, für Trifluormethyl-, für Isopropyl-,
sec.-Butyl-, tert.-Butyl-, Neo-Pentyl-, Cyclohexyl-, Benzyl-
steht.
Die Eignung als antiarrhythmische Wirkstoffe ergibt sich z. B.
aus der Anwendung einer Testmethodik, bei der mittels 50 Hz-
Wechselstrom am isolierten linken Vorhof und am rechten ventrikulären
Papillarmuskel des Meerschweinchens Arrythmien bzw.
Asystolien induziert werden [V. Borchard, R. Bösken und
K. Greeff, Arch. Intern. Pharmacodyn. Therap. 256, (2) 253 (1982)].
Eigenschaften und Wirkungen der lipophilen Triamterenderivate
der Formel I seien am Beispiel des 2,4,7-Triamino-6-(p-Fluorphenyl)-
pteridins ("p-Fluor-Triamteren") näher erläutert. Diese Verbindung
erfüllt z. B. die Anforderungen an einen antiarrhythmischen bzw.
herzwirksamen Wirkstoff in besonderem Maße.
Nach vorliegenden Ergebnissen bewirkt p-Fluortriamteren in
einer Konzentration biw 3 µMol/l am linken Vorhof und bis
100 µMol/l am Papillarmuskel einen Anstieg der Arrhythmieschwelle.
Die Asystolieschwelle ist am Papillarmuskel in Konzentrationen
10 µMol/1 erhöht, dagegen am Vorhof ab 1 µMol gesenkt.
Weiter eignet sich die Messung der Aktionspotentiale an isolierten,
mit einer Stimulationsfrequenz von 1 Hz gereizten
linken Vorhöfen und Papillarmuskeln zur Beurteilung der antiarrhythmischen/asystolischen
Wirksamkeit [vgl. V. Borchard,
K. Greeff, D. Hafner; Arzneim.-Forsch., Drug Res. 31 (II) 10,
1688-1693 (1981)].
Die vorliegenden Ergebnisse deuten daraufhin, daß die antiarrhythmische
Wirkung des p-Fluortriamterens eher auf eine Erhöhung
der Erregungsschwelle und eine Zunahme der effektiven
Refraktärzeit (Verlängerung des Aktionspotentials) zurückzuführen
ist als auf die Abnahme der Na⊕-Leitfähigkeit der Zellmembran,
wie sie für den großen Bereich der "Na⁺-inhibitorischen
Antiarrhythmika der Klasse 1 (nach Vaughan Williams) typisch ist.
Nach den üblichen Kriterien ist die Liopophilie des p-Fluortriamterens
noch erhöht gegenüber der des Triamterens. Das
p-Fluor-triamteren besitzt nur ca. 1/5 der Löslichkeit des
Triamterens in frisch demineralisiertem Wasser (nicht abgekocht).
Ca. 0,15%ige Lösungen kann man in 75%igem Polyethylenglykol
(PEG 400) erhalten.
Zur Herstellung einer milchsauren Lösung werden 25 mg p-Fluortriamterens
mit 100 mg Milchsäure (90% reinst, Merck Nr. 366)
angerieben und mit Wasser auf 25 ml aufgefüllt. Nach dem Erwärmen
auf 335°K erhält man eine klare Lösung (pH 2,9), aus
der sich jedoch beim Stehenlassen bei 293°K nach einigen Stunden
Kristalle absetzen. Nach Abtrennen der festen Anteile durch
Zentrifugieren bestimmt man den Gehalt der Lösung an p-Fluortriamteren zu
330 mg/l.
Im System Octanol/Phosphatpuffer (Merck Titrisol Nr. 9879)
pH 7,2 und 294°K wird der Verteilungskoeffizient zu 11,0 bestimmt.
(Zum Vergleich: Triamteren im System Octanol/Trispuffer
pH 7,4, Verteilungskoeffizient 12,9). Die Verabreichung
der Wirkstoffe der Formel I kann parenteral oder oral erfolgen.
Die Dosierungen der Wirkstoffe der Formel I liegen im Bereich
von 1 bis 100 mg/kg.
Die den Wirkstoff der Formel I enthaltenden pharmazeutischen
Präparate können auf die übliche Weise hergestellt werden, und
sie können die üblichen Träger- und Hilfsstoffe enthalten. Eine
Ausführungsform der Erfindung stellen feste, zur oralen Verabreichung
geeignete Zubereitungen dar, wie z. B. Tabletten,
Kapseln, Dragees usw. Für die orale Applikation können als
Trägermaterialien pharmazeutisch indifferente Feststoffe, wie
beispielsweise Mannit, Milchzucker, organische oder anorganische
Kaliumsalze etc., verwendet werden. Als Bindemittel eignen sich
u. a. Polyvinylpyrrolidon, Gelatine oder Cellulosederivate. Als
weitere Zusätze können Tablettensprengmittel, wie beispielsweise
Stärke oder Alginsäure, Gleitmittel, wie z. B. Stearinsäure oder
deren Salze und anorganische Fließmittel, wie z. B. Talk oder
kolloidale Kieselsäure, sowie Geschmackskorrigentien etc. verwendet
werden.
Die Wirkstoffe können mit den Hilfsstoffen in üblicher Weise
gemischt und naß oder trocken granuliert werden. Je nach Art
der verwendeten Zusatzstoffe kann gegebenenfalls auch durch einfaches
Mischen ein direkt tablettierbares Pulver erhalten
werden. Das Granulat oder Pulver kann direkt in Kapseln abgefüllt
oder in üblicher Weise zu Tablettenkernen verpreßt werden.
Bei parenteraler Verabreichung können die therapeutischen Mittel
ebenfalls in der üblichen Weise zubereitet und verabreicht werden.
Das folgende Beispiel dient zur Erläuterung der Herstellung der pharmazeutischen
Präparate enthaltend die Verbindungen der allgemeinen Formel I.
Die Herstellung von Tabletten kann in der Weise vorgenommen
werden:
Eine Mischung aus
Eine Mischung aus
Wirkstoff der Formel I|16,67 kg | |
Lactose | 54,32 kg |
Cellulosepulver | 15,00 kg |
Talkum | 5,08 kg |
Maisstärke | 2,91 kg |
Calciumcarbonat | 2,50 kg |
Calciumcarboxymethylcellulose | 1,81 kg |
Magnesiumstearat | 0,74 kg |
Polyvinylpyrrolidon (25 000) | 0,52 kg |
hochdisperses Siliciumdioxid | 0,45 kg |
wird zu Tablettenkernen verpreßt.
Claims (3)
1. Verwendung von Pteridinderivaten der Formel I
worin R einen lipophilen Rest ausgewählt aus
der Gruppe bestehend aus
Halogen, oder
gegebenenfalls ungesättigtem Alkyl mit
1 bis 6 Kohlenstoffatomen,
Benzyl- oder
Trifluormethyl- oder
einer Nitrogruppe bedeutet,
zur Behandlung von Herzarrhythmien.
2. Verwendung der Pteridinderivate der Formel I gemäß
Anspruch 1 in Mengen von 1 bis 100 mg pro Dosierungseinheit
zur Behandlung von Herzarrhythmien.
3. Verwendung der Pteridinderivate der Formel I gemäß
Anspruch 1, worin R für verzweigtes oder cyclisches Alkyl
mit 4 bis 6 Kohlenstoffatomen steht, zur Behandlung
von Herzarrhythmien.
Priority Applications (2)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE19843412765 DE3412765C2 (de) | 1984-04-05 | 1984-04-05 | Triaminoarylpteridinverbindungen |
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DE19843412765 DE3412765C2 (de) | 1984-04-05 | 1984-04-05 | Triaminoarylpteridinverbindungen |
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Publications (1)
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DE3448490C2 true DE3448490C2 (de) | 1995-04-27 |
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DE3448490A Expired - Lifetime DE3448490C2 (de) | 1984-04-05 | 1984-04-05 | Verwendung von Pteridinderivaten zur Behandlung von Herzarrhythmien |
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DE (1) | DE3448490C2 (de) |
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1985
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- 1985-04-04 GB GB08508801A patent/GB2159410B/en not_active Expired
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Also Published As
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