DE3448281C2 - - Google Patents

Description

Die Erfindung bezieht sich auf ein Walzgerüst zum Walzen von strangförmigem profilierten Walzgut mit Walzenpaaren, die eine oder mehrere einander gegenüberliegende Kaliberrinnen und diese seitlich begrenzende Umfangsabschnitte aufweisen, bei dem diese Walzenpaare mit einer wesentlich über der Walzkraft liegenden Vorspannkraft über die Umfangsabschnitte gegeneinandergedrückt werden.

Beim Walzen des Walzgutes ohne Aufbringen einer über der Walzkraft liegenden Vorspannkraft auf die Walzen wurden bisher die Walzen des Walzenpaares vor Beginn des Walzens auf einen bestimmten Walzspalt, d. h. auf einen bestimmten radialen Abstand der die Kaliberrinnen seitlich begrenzenden Umfangsabschnitte der beiden Walzen einge­ stellt. Dieser Abstand erlaubt es, während des Walzens über Anstellvorrichtungen und diesen zugeordnete Steuereinrich­ tungen den die Maße des Walzgutes bestimmenden radialen Abstand der Kaliberrinnen während dessen Durchlauf durch das Walzenpaar bzw. eine Mehrzahl von hintereinander angeordne­ ten Walzpaaren zu ändern und Korrekturen der Abmaße des Walzgutquerschnittes zu erreichen oder auch durch den Ver­ schleiß der Kaliberrinnen bedingte Maßabweichungen auszu­ gleichen.

Bei dieser Art des Walzens ist es schwierig, die Maßhaltig­ keit des Walzquerschnittes während des Durchlaufs des Walz­ gutstranges durch die Walzen zu halten, wenn die einzuhal­ tenden Toleranzen in engen Grenzen liegen, weil die die Größe des tatsächlichen Walzspaltes beeinflussenden elasti­ schen Verformungen der Walzgerüste, der Elemente der An­ stelleinrichtungen und der Lagereinbaustücke mit den Lagern der Walzen sich meßtechnisch nicht vollständig und eindeutig erfassen lassen und darüber hinaus von Walzgerüst zu Walz­ gerüst unterschiedliche Werte ergeben.

Bei dem anfangs genannten, aus der US-PS 33 94 575 bekannten, Walzgerüst wird die Einflußnahme der erwähnten schwer bestimmbaren Größen auf die Größe des Walzspaltes, hier der Kaliberrinnen und damit auf die Abmaße des Walzgutes besei­ tigt, weil die Gerüstdeformation durch die Vorspannkraft vorweggenommen wird und keine Anstelleinrichtungen vorhanden sind. Die Abplattung der Kontaktflächen der aufeinanderlie­ genden Umfangsabschnitte der Walzen des Walzenpaares durch die Walzkraft wird bereits bei der Bemessung des Quer­ schnitts der Kaliberrinnen berücksichtigt, und es läßt sich mit diesem gattungsgemäßen Walzgerüst eine gute gleichbleibende Maßhaltigkeit des Walzgutes über die Strang­ länge erreichen und einhalten.

Das Fehlen von Anstelleinrichtungen und die dadurch bedingte starre ungeänderte Vorgabe des Walzspaltes für den gesamten Durchlauf des Walzgutstranges durch den oder die Walzspalte bringen allerdings den Nachteil mit sich, daß andere, eben­ falls die Abmaße des Walzspaltes und damit des Walzgutquer­ schnitts mitbestimmenden und sich während des Walzens teil­ weise ändernden Einflußgrößen, wie Temperatur und Material­ festigkeit, Zugbeanspruchung des Walzgutstranges zwischen hintereinander angeordneten Walzenpaaren, Reibung zwischen Strang und Walzkaliberrinnenflächen und den dadurch beding­ ten Verschleiß der Kaliber nicht Rechnung getragen werden kann. Diese Einflußgrößen gewinnen aber mit den steigenden Anforderungen an die Maßhaltigkeit des Walzgutes innerhalb sehr enger Toleranzen ständig an Bedeutung.

Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, das gattungsgemäße Walzgerüst so zu verbessern, daß auch solchen hohen Anforderungen an die Walzgutqualität Rechnung getragen wer­ den kann. Diese Aufgabe wird, ausgehend von der bereits erwähnten Maßnahme, bei der Bemessung der Walzkaliber, die durch die aufgebrachte Vorspannung bewirkte Abplattung der Umfangsabschnitte der Walzen zu berücksichtigen, dadurch gelöst, daß die Dicke des Walzgutes über die durch Änderung der Vorspannkraft sich ergebende Änderung der Abplattung der Umfangsabschnitte einstellbar ist.

Diese Änderung erlaubt mit Hilfe zahlreicher zur Verfügung stehender, nicht zur Erfindung gehörender Meß- und Steuer­ einrichtungen eine änderungskonforme Nachführung des die Größe des Kalibers bestimmenden Abstandes beider Walzen des Walzenpaares mit Bezug sowohl auf den fortlaufenden Ver­ schleiß der Kaliberrinnen als auch andere ermittelbare Ände­ rungen des Walzgutes, wie auch des Walzspaltes, so z. B. der Temperatur und/oder der Dicke des Walzgutes.

Die Änderungen der Vorspannkraft können deshalb, wie die Erfindung weiter vorsieht, zur Dickenregelung des Walzgutes verwendet werden. Weiter kann die Größe der Änderungen der Vorspannkraft so bemessen werden, daß die sich bildende Abplattung der Umfangsabschnitte den jeweiligen Verschleiß der Kaliberrinnen ausgleicht. Wie die Erfindung weiter vor­ schlägt, kann die Vorspannkraft unmittelbar vor dem Walz­ prozeß zugeschaltet oder erhöht und nach dem Walzprozeß abgeschaltet oder reduziert werden.

Als Walzgerüste eignen sich sehr einfache Gerüstkonstruktionen, da keine Anstellvorrichtungen angeordnet werden müssen und die Verformung des Gerüstes im elastischen Bereich die Größe des Walzspaltes nur sehr ge­ ringfügig beeinflußt. Es lassen sich auch ständerlose Walz­ gerüste, bei denen die Walzen über Lagereinbaustücke und diese verbindende Zuganker gegeneinandergedrückt werden, verwenden. Solche Gerüste eignen sich besonders für die Block-Bauweise, die mit minimalem Zug zwischen den hinter­ einander angeordneten Walzenpaaren und duchweg ohne Dreh­ zahlregelung arbeitet.

Eine erfindungsgemäße Walzgerüstausbildung wird anhand des in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiels näher er­ läutert. In der Zeichnung zeigen

Fig. 1 einen Radialschnitt durch das Walzgerüst und

Fig. 2 die Seitenansicht von Fig. 1.

Wie aus Fig. 1 und 2 ersichtlich, besteht das Walzgerüst aus dem Walzenpaar 1 und 2 mit den Kaliberrinnen 1a und 2a, die gemeinsam die Formung des Walzgutstranges W bewirken. Die Walzen 1 und 2 des Walzenpaares lagern mit ihren Zapfen 1b, 2b in Lagern 3, 4, die ihrerseits in Lagereinbaustücken 5 sitzen. Auf die Lagereinbaustücke 5 drücken hier die Kolben 9, die in unterhalb der Kappe 8 des Walzgerüstes angeordne­ ten Zylindern 10 geführt und mit einem Druckmittel beauf­ schlagbar sind. Diese Kolben 9 erzeugen eine Vorspannkraft F_V, die größer ist als die Walzkraft F_W, mit der Folge, daß sich der Walzdruck F_W nur auf die Walzen 1 und 2 auswirken kann und das durch die Kaliberrinnen 1a und 2a gebildete Kaliber für den Walzgutstrang W praktisch unverändert bleibt, solange die Vorspannkraft F_V unverändert bleibt.

Bei einer Änderung der Vorspannkraft F_V läßt sich dieses durch die Kaliberrinnen 1a und 2a gebildete Kaliber verklei­ nern oder auch vergrößern; dies in sehr feinen Abmaßen, da die Änderungen auf Änderung der Abplattungen im elastischen Bereich des Werkstoffs der Walzen stattfinden müssen.

Claims (4)

1. Walzgerüst zum Walzen von strangförmigem profilierten Walzgut mit Walzenpaaren, die eine oder mehrere einander gegenüberliegende Kaliberrinnen und diese seitlich be­ grenzende Umfangsabschnitte aufweisen, bei dem diese Walzenpaare mit einer wesentlich über der Walzkraft lie­ genden Vorspannkraft über die Umfangsabschnitte gegenein­ andergedrückt werden, dadurch gekennzeichnet, daß die Dicke des Walzgutes über die durch Änderung der Vorspannkraft (F_V) sich ergebende Änderung der Abplattung der Umfangsabschnitte (1c, 1d; 2c, 2d) einstellbar ist.

2. Walzgerüst nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Änderungen der Vorspannkraft zur Dickenregelung verwendet werden.

3. Walzgerüst nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Größe der Änderung der Vorspannkraft (F_V) so bemessen ist, daß die sich bildende Abplattung der Um­ fangsabschnitte (1c, 1d; 2c, 2d) den jeweiligen Ver­ schleiß der Kaliberrinnen (1a, 2a) ausgleicht.

4. Walzgerüst nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Vorspannkraft (F_V) unmittelbar vor Beginn des Walzprozesses zugeschaltet oder erhöht und nach Beendi­ gung des Walzprozesses abgeschaltet oder reduziert wird.