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"Komprimierte Nachrichtenübertragung durch eine Quellen-
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codierung mit Hilfe des assoziativen Feldes."
Beschreibung
1. Einleitung In der Nachrichten- bzw. Kommunikationstechnik ist es üblich, die
Aufgabe der Nachrichtenübertragung mit Hilfe eines wohl ursprünglich von Shannon
angegebenen schematischen Bildes zu veranschaulichen. Bild 1 enthält alle wesentlichen
Teile der Nachrichtenübertragungsstrecke, den Nachrichtenkanal, die Störungen, die
Codierer und Decodierer, sowie Sender und Empfänger. Der übenriegende Teil aller
Anstrengungen hat sich bisher darauf gerichtet, den Nachrichtenfluß durch geeignete
Bemessung des Kanals und der Kanalcodierung unter Beachtung der vorhandenen Störungen
zu optimieren. Im Vergleich dazu hat es verhältnismäßig wenig Anstrengungen gegeben,
technische Mittel zur Quellencodierung zu entwickeln. Dies hat wohl seinen Grund
darin, daß es einerseits ein schwieriges Problem ist und daß andererseits die von
der Art der Quelleninformationen abhängige Quellencodierung in vielen Fällen nur
dann zu optimieren ist, wenn man sich auf eine gewisse Klasse von Informationen
beschränkt. Trotzdem ist man allenthalben davon überzeugt, daß mit einer guten Quellencodierung
noch große Fortschritte zu erwarten sind.
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Mit den in der Zukunft sicher verfügbaren intelligenteren Datenverarbeitungssystemen
(Maschinen mit künstlicher Intelligenz) werden sich nun die Randbedingungen für
die Quellencodierung entscheidend ändern. Dies erkennt man, wenn man einmal einige
Entwicklungen gedanklich vorwegnimmt und z.B. aus dem Bereich der Textverarbeitung
die jetzt in der Forschung befindlichen Geräte betrachtet, die in einer ausreichenden
Qualität von einer Sprache A in eine andere Sprache B übersetzen können. Berücksichtigt
man dabei noch, daß es Sprachen unterschiedlicher Redundanz gibt, und daß man sicher
auch eine Sprache finden könnte, in der man einen Sachverhalt sehr kurz ausdrücken
kann (was sich z.B. auch durch eine entsprechende Kunstsprache B realisieren ließe),
so könnte eine geeignete Quellencodierung einfach in einer Übersetzung von einer
sehr redundanten Sprache
A in eine weniger redundante Sprache B
bestehen. Nach der Übertragung der Sprache B über einen Nachrichtenkanal würde sich
wieder die Übersetzung in die Ursprungssprache A anschließen. In diesem Gedankenexperiment
ist sicherlich der Vorteil eines automatischen Sprachübersetzers für die Nachrichtenübertragung
sofort ersichtlich, leider ist er aber im Augenblick noch nicht verfügbar.
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Man kann sich daher nach anderen Quellencodierungsmethoden ums ehen,
die schon heute realisiert werden können. Die einfachste Methode besteht sicher
darin, daß man bei der Quellencodierung ein elektronisches Wörterbuch benutzt, in
dem alle Wörter numeriert sind. Dann braucht man anstelle der Worte eines Textes
nur noch deren Nummer (Adresse) zu übertragen. Bei der Decodierung geht man dann
umgekehrt vor und liest zu jeder Nummer (Adresse) den zugehörigen Inhalt ab. Hierbei
ist zweifellos eine beachtliche Komprimierung der zu übertragenden Nachrichten zu
erreichen. Im Gegensatz zu dieser grundsätzlich schon bekannten "Wörterbuchmethode"
sind Methoden, welche auf der Redundanz in der Aufeinanderfolge von Worten natürlicher
Sprachen basieren, bisher noch nicht im Gebrauch. Daher soll im folgenden untersucht
werden, ob und wie solche Quellencodierungen mit Hilfe von Schaltungen realisiert
werden können, die als "assoziatives Feld" bezeichnet werden, und in denen die Beziehungen
zwischen aufeinander folgenden Worten einer natürlichen Sprache sehr ökonomisch
gespeichert werden können.
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2. Wissensspeicher bei Sender und Empfänger.
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Um die Menge der zu übertragenden Informationen trotz gleicher Auslastung
des Nachrichtenkanals stark zu erhöhen, kann man digitale Speicher beim Sender und
Empfänger einsetzen, in denen vorzugsweise (Sprach-) Wissen gespeichert . ist.
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Möglichkeiten und Grenzen für solche Speicher lassen sich für den
Fall, daß ihr Wissensschatz etwa gleich groß ist, leicht abschätzen. Beginnen wir
mit dem Gedanken, bei Sender und Empfänger übliche adressengesteuerte Speicher einzusetzen.
Dann gibt es einfache Codierungsmöglichkeiten, wenn die Menge der zu übertragenden
Sätze klein ist. Jeder solche Satz wird dann in den beiden Speichern eingeschrieben,
und als aktuelle Nachricht braucht dann nur die Adresse des gewünschten Satzes übermittelt
zu werden. Es ist offensichtlich, daß diese Methode nur für Spezialfälle brauchbar
ist (geheime Kommandoübermittlungen, Standardtelegramme, usw.), und daß selbst für
einen normalen täglichen Sprachgebrauch die Methode dadurch unzureichend wird, daß
einfach zu viele Sätze gespeichert werden müßten, daß also die Speicherkapazität
heutiger RAM-Speicher nicht ausreichen würde.
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Eine vorteilhaftere und wesentlich variablere Methode der Speicherung
läßt sich finden, indem man nicht Sätze in ihrer Gesamtheit speichert, sondern die
einzelnen Worte eines Satzes. Von diesen Worten überträgt man dann aber nur deren
Adresse, d.h. man wendet die Wörterbuchmethode an. In Erweiterung der reinen Wörterbuchmethode
läßt sich aber noch ausnutzen, daß in jeder natürlichen Sprache Worte nicht in beliebiger
Reihenfolge hintereinander gestellt werden können, sondern, daß es viele grammatikalische,
stilistische und inhaltliche Beschränkungen für die Wortfolge gibt. Man macht sich
diese Eigenschaften unserer Sprache, die als eine große Redundanz gedeutet werden
kann, leicht an zwei Überlegungen klar: a) Würde man aus dem Vorrat eines Wörterbuches
die Worte eines Satzes nacheinander rein zufällig auswählen, wäre dieser Satz mit
hoher Wahrscheinlichkeit sinnlos. Je länger dieser Satz gewählt würde, umso größer
würde die Wahrscheinlichkeit, daß er grammatikalisch, stilistisch, oder inhaltlich
nicht korrekt wäre. b) Selbst wenn man einen korrekten Satz einer natürlichen Sprache
nähme, die Worte voneinander trennte und eine neue Reihenfolge auswürfelte, wäre
die Wahrscheinlichkeit , wieder einen vernünftigen Satz zu erhalten, sehr klein.
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Diese sehr beachtliche Redundanz der Sprache läßt sich eliminieren,
indem man in die Wissensspeicher nur sinnvolle Sätze einschreibt (oder dafür sorgt,
daß die Zahl der gespeicherten sinnvollen Sätze sehr viel größer als die der gespeicherten
sinnlosen Sätze ist).
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Gelingt dies - und im folgenden soll gezeigt werden, daß es eine Speicheranordnung
gibt, die entsprechendes leistet - so muß die Zahl der zu übertragenden Daten wesentlich
geringer sein als bei der reinen Wörterbuchmethode. Denn dort ist die Zahl aller
überhaupt möglichen Wortfolgen realisierbar, bei denen ja die meisten Wortfolgen
sinnlos sind. Wenn dann diese sinnlosen Wortfolgen wegfallen - auf welche Weise
das auch immer technisch durchgeführt wird - müssen die zu übertragenden Adressen
wesentlich kürzer sein als vorher.
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3. Grundgedanke der Komprimierung Mit Hilfe einiger Skizzen läßt sich
die Möglichkeit einer redundanzarmen Codierung von gegebenen Wortfolgen sicher noch
deutlicher machen. Bild 2 zeigt schematisch eine Folge aus M Worten, die wir - unabhängig
davon ob sie einen Sinn ergeben oder nicht - einen Satz nennen wollen. Setzen wir
einen Wortvorrat aus W Worten voraus und bilden die Menge aller nur möglichen Sätze
(Wortkombinationen) aus M Worten, siehe Bild 9, so ergeben sich bekanntlich WM voneinander
verschiedene Sätze. Numeriert man nun diese Sätze, bzw. bildet jeweils die Adressen,
so ließe sich die Menge aller Sätze im Prinzip in einem RAM oder ROM abspeichern,
siehe Bild 4. Die Länge Lg einer binären Adresse ergibt sich dabei bekanntlich aus
dem dualen Logarithmus der Zahl aller Adressen: Lg = ld WM = M . ld W (1) Jetzt
kann man daran gehen, den bei größeren Zahlenwerten von W und M bestehenden riesigen
Speicheraufwand su reduzieren, z.B., indem man jedes einzelne Wort des Satzes gesondert
ansteuert. Dazu brauchen wir nur die Adressen und Worte anders aufzuteilen, siehe
Bild 5. Hier besteht jede Wortspalte aus W Worten. Zur Auswahl eines beliebigen
Wortes muß die Adressenlänge gleich ld W sein, und bei M Spalten ergibt sich wieder
genau wie in Bild 4 eine gesamte
Adressenlänge von M ld W. Die beiden
Anordnungen sind in ihrer Funktion völlig äquivalent, wenn auch der Wortaufwand
um den Faktor -1 voneinander verschieden ist.
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Nun betrachten wir den Anteil der Sätze, die von der Grammatik und
der Bedeutung her als korrekte Sätze angesehen werden müssen. Dieser Anteil, der
in Bild 6 mit dickeren Strichen hervorgehoben wurde, ist mit Sicherheit sehr klein.
Nehmen wir z.B. an, daß nur die Wurzel aus der Menge aller Wortkombinationen korrekt
bzw.
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sinnvoll ist. Gelänge es dann, nur diese Menge von sinnvollen Sätzen
(maximal dicht) abzuspeichern, so benötigte man offensichtlich wesentlich weniger
Speicherraum, siehe Bild 7. Die Zahl und die Länge der Adressen müßte daher auch
entsprechend zurückgehen (der Index R bezieht sich auf 1,radix"):
Eine weitere Reduzierung des Speicheraufwandes ist wie bei dem Fall der Speicherung
aller nur möglichen Wortkombinationen auch hier durch separate Ansteuerung der Worte
möglich. In Bild 8 wird jeder Wortspalte von außen eine Adresse der Länge 1/2 ld
W zugeführt, was bei M Spalten wieder den Wert LR in (3) ergibt. Da jedoch jedes
Wort des Satzes nach wie vor aus einem Wortvorrat W auswählbar sein muß, was notwendigerweise
zu einer Adreßlänge von ld W führt, müssen weitere Adresseninformationen von anderer
Seite kommen. Nach dem in /1,2,3/ beschriebenen Prinzip des assoziativen Feldes
werden hierfür Adressierungsteile benutzt, die als Verkettung jeweils im vorangehenden
Wort abgespeichert sind, siehe die gestrichelten Ergänzungen in Bild 8. Die erste
Spalte kann dabei ein Verkettungsschlüsselwort von der letzten Spalte bekommen.
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Ist diese Verbindung nicht vorgesehen, muß das entsprechende Schlüsselwort
dann allerdings von außen geliefert werden.
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4. Prinzip des linearen assoziativen Feldes. (Einfachste Anordnung).
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Ein lineares assoziatives Feld /1,2,3/ besteht aus einer regelmäßigen
Anordnung von teilassoziativen Speicherbausteinen, siehe ein Beispiel einer Funktionstabelle
in Bild 9a. Jeder solche Baustein weist ein Adressenfeld (Auswahlschaltung) und
ein Speicherfeld (Speicherschaltung) auf, siehe die entsprechend idealisierten Symbole
in Bild 9b und Bild 9c. Sowohl das Adressenfeld als auch das Speicherfeld kann im
Rahmen des verfügbaren Speicherplatzes nach Belieben mit Informationen belegt werden.
Das Format einer Speicherzeile ist in Bild 10 wiedergegeben. Der vordere Adressenteil,
in dem sog. Schloßworte abgespeichert werden können, ist in zwei Sektionen, nämlich
für das Schloßwort y und das Schloßwort x, unterteilt. Von außerhalb des assoziativen
Feldes wird ein (Abfrage-) Schlüsselwort X und von der vorangehenden Feldspalte
wird ein dort gespeichertes (Verkettungs-) Schlüsselwort Y zugeführt. Eine Speicherzeile
wird dann aktiv (und nur dann), wenn sowohl der Schlüssel X auf das Schloß x als
auch der Schlüssel Y auf das Schloß y paßt.
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Im Anschluß an die beiden Schloßworte enthält die Speicherzeile noch
eine Nutzinformation I, welche im allgemeinen ein Wort der natürlichen Sprache in
binärer Codierung sein kann. Daran schließt sich dann ein gespeichertes Schlüsselwort
Y an. Es kann auch als ein Zeiger auf nachfolgende Worte aufgefaßt werden, mit denen
eine Verkettung gewünscht wird bzw. überhaupt möglich ist.
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Das Aktivwerden einer Speicherzeile bewirkt die Ausgabe des Nutzwortes
aus dem assoziativen Feld und die Weitergabe des Verkettungsschlüssels an die nächste
Feldspalte.
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Die Verkettungsmöglichkeiten lassen sich bei gegebenen Längen p und
q der Schloßworte bzw. Schlüsselworte leicht überschauen. Sei p die Länge des Verkettungsschlüssels
Y bzw. des Schlosses y und - sei q die Länge des Aufrufschlüssels X bzw. des Schlosses
x, so gilt für eine eindeutige Auswahl eines Wortes aus einer Spalte p + q = ld
W (4)
Das aktivierte Wort kann dann mit 2q Worten in der nächsten
Spalte verknüpft werden. Umgekehrt kann das Aufrufschlüsselwort mit 2P verschiedenen
Worten in der vorangegangenen Spalte verknüpft werden. Durch das Zusammenwirken
von X und Y in jeder Spalte wird ein eindeutiger individueller Weg im assoziativen
Feld ausgewählt, siehe Bild 11. Er entspricht der Auswahl eines individuellen sinnvollen
Satzes.
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Das assoziative Feld muß zur Erreichung der vollen Funktionsfähigkeit
sowohl mit dem benötigten Wortschatz als auch mit der erforderlichen Verkettung
gefüllt werden. Dies kann in einem konstruktiven Prozeß geschehen wie er in /1,2,3/
beschrieben wurde. Bei festgelegter Länge von p und q kann es dann geschehen, daß
man in den Spalten Worte auch mehrfach speichern muß, wenn nämlich ein aktiviertes
Wort mit mehr als 2q Nachfolgern verkettet werden muß.
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5. Prinzip des assoziativen Feldes mit variabler Verkettung.
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Um nun diese Mehrfachspeicherung zu vermeiden, lassen sich jedem einzelnen
Wort Schloßworte verschiedener Länge zuordnen, siehe ein Beispiel in Bild 12. Um
jeweils eine eindeutige Auswahl in jeder Spalte sicherzustellen, wird zuerst die
Zahl der Bits des Verkettungsschlüssels Y der aktivierten Speicherzeile festgestellt,
siehe die Steuerschaltung I in Bild 13. Dann wird das Schliisselwort Y den folgenden
Schloßworten y mit der gleichen Länge zugeführt. Der gesamte Schloßwortteil wird
dabei wie ein vollassoziativer Speicher betrieben, d.h. die Schloßworteingänge mit
größeren und kleineren Längen werden durch die Steuerschaltung maskiert, so daß
sie keine Wirkungen mehr ausiiben können (Don't Care).
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Dann kann auch das externe Schlüsselwort auf seine Länge hin überprüft
werden.
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Es sollte komplementär zur Länge des Verkettungsschlüsselwortes sein,
was unter der Voraussetzung gleicher Einrichtungen beim Sender und beim Empfänger
leicht sichergestellt werden kann. Auch den Eingängen der Schloßworte x mit zu großen
oder zu kleinen Längen werden durch eine entsprechende Steuerschaltung Maskierungspotentiale
zugeführt, welche dort den "Don't Care" Zustand hervorrufen. So läßt sich trotz
unterschiedlich langer Verkettungsschlüssel Y eine eindeutige Auswahl erzielen.
Dabei kann man für die Aufrufschlüssel X sogar ganz zwanglos eine Codierung finden,
welche als eine erweiterte Art von Optimalcodierung
aufgefaßt
werden kann. Dabei ist im Unterschied zum klassischen Optimalcode jedem einzelnen
Codewort eine Vielzahl von gespeicherten Worten zugeordnet (2P verschiedene Worte)
und außerdem existiert für jedes gespeicherte Wort sogar eine Mehrzahl von verschieden
langen Codeworten. Der Vorteil einer solchen Anordnung mit variabler Verkettung
liegt auf der Hand: Hat der einem Wort zugeordnete Verkettungsschlüssel Y die Länge
ld W, so wird nur mit einem einzigen Nachfolgewort verkettet; der externe Schlüssel
hat die Länge 0 und kann entfallen. Hat der Verkettungsschlüssel Y dagegen die Länge
0, so läßt sich das aktivierte Wort mit allen nachfolgenden Worten verketten. Dann
muß jedoch der externe Schliissel die maximale Länge ld W haben. Dazwischen liegen
alle möglichen Verkettungszahlen. Die unterschiedlichen Verknüpfungsmöglichkeiten
zwischen aufeinanderfolgenden Worten lassen sich mit einer dualen Abstufung recht
gut berücksichtigen. Andererseits wird durch die vielen Schloßworte unterschiedlicher
Länge am Anfang jeder Speicherzeile eine noch größere Verkettungsvielfalt eines
Wortes zu nachfolgenden oder vorangehenden Worten erzielt als in der Anordnung mit
konstanten p und q.
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Ein interessantes Resultat des beschriebenen Verfahrens besteht darin,
daß selbst bei Übermittlung von Sequenzen unterschiedlich langer Aufrufschlüsselworte
keine Trennzeichen (blanks) zwischen den Worten übertragen zu werden brauchen. Ist
nämlich einmal ein erstes Aufrufschlüsselwort maximaler Länge übertragen worden,
aktiviert es beim Empfänger eindeutig ein einziges Wort in einer Spalte, welches
einen Verkettungsschlüssel Y bekannter Länge gespeichert hat, so daß auch die komplementäre
Länge des Aufrufschlüsselwortes X der nächsten Spalte feststeht. Von einer eintreffenden
Sequenz binärer Zeichen ist dann jeweils nur die entsprechende Zahl von Bits zu
benutzen.
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Es sei schließlich noch bemerkt, daß einige nicht unbedingt notwendige
Verallgemeinerungen des dargestellten Prinzips natürlich sehr naheliegend sind,
aber hier wegen der Beschränkung auf die wesentlichen Eigenschaften der neuen Schaltungsstrukturen
nicht noch ausdrücklich beschrieben werden können. Dazu gehören z.B. die Bereitstellung
mehrerer verschieden langer Verkettungsschlüsselworte Y für jedes einzelne Wort
oder der Fall der Aktivierung mehrerer Worte pro Spalte durch Benutzung zusätzlicher
Maskierungen oder durch Benutzung nicht komplementärer Längen von Verkettungsschlüssel
Y und Aufrufschlüssel X, usw.
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6. Verkettungen über mehrere Nachbarn.
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Überdenkt man die Möglichkeiten der Redundanzerfassung natürlicher
Sprachen durch die bisher beschriebenen Anordnungen, so wird einem auffallen, daß
nur die Verknüpfungsmöglichkeiten zwischen direkt benachbarten Worten ins Kalkül
gezogen sind. Jedermann weiß jedoch, daß es auch sehr starke Bindungen zwischen
weiter voneinander plazierten Worten geben kann, die inhaltlich oder rein formal
bedingt sein können. Diese weiterreichenden Wirkungen lassen sich ebenfalls durch
eine entsprechende Verkettung erfassen bzw. abspeichern und führen dann zu einer
noch konzentrierteren Form der eigentlichen semantischen Information", die in den
externen Schlüsselworten X enthalten ist. Betrachten wir nur den ganz einfachen
Fall, daß konstante Verkettungslängen gewählt werden und daß nur jeweils die Verkettung
der drei nächsten Nachbarn berücksichtigt wird. (Die Verallgemeinerung mit mehreren
Nachbarn bei variabler Verkettung ist dann leicht entsprechend zu konstruieren.)
Bild 14 zeigt dazu das Format der Speicherzeilen.
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Die Indizes I, II und III beziehen sich auf die Verkettungsschlüssel
der nächsten Worte. Indem durch die Verkettungen mehr Stellen der maximalen Schloßwortbreite
ld W belegt werden, schrumpft die Zahl der Stellen, die für die externen Schlüsselworte
zur Verfügung stehen. Das führt dann zu einer kürzeren Länge der Satzadresse, die
wiederum die komprimiertere Form der inherenten Information eines Satzes darstellt.
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7. Minimalformen durch Rückkopplungen.
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Alle bisher behandelten Varianten der assoziativen Felder mit mehreren
Spalten, mit Ausnahme der Anordnungen mit Verkettungen über mehrere Nachbarn, lassen
sich durch die Einführung des Rückkopplungsprinzips in Minimalformen mit nur einer
Spalte überführen. Dazu genügt es, die Verkettungsschlüssel der Worte einer einzigen
Spalte über eine entsprechende Verzögerungsschaltung bzw. eine entsprechende Taktsynchronisation
den eigenen Schloßworten wieder zuzuführen, siehe Bild 15. Dann muß natürlich der
Wortvorrat dieser Spalte ein vollständiger sein und die Verknüpfungsmöglichkeiten
müssen ausreichen, so daß man vorzugsweise die Anordnung mit variabler Verkettung
einsetzen wird.
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8. Konstruktives oder einmaliges Laden des Feldes.
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Will man nur eine große Zahl sprachlicher Texte speichern, d.h. will
man das assoziative Feld nur zum Speichern nutzen, so empfiehlt sich das konstruktive
Laden des assoziativen Feldes wie es in /1,2,3/ dargestellt wurde. Dort betrachtet
man einen Satz eines Textes nach dem anderen und speichert die dazu gehörenden Worte
und Verkettungen ab. Man beachte jedoch, daß dann nur diese Sätze im assoziativen
Feld enthalten sind.
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Für die Benutzung als Quellencodierung ist dieses Verfahren jedoch
nicht brauchbar. Hier muß am Anfang vielmehr eine sehr umfangreiche, nahezu statistische
Analyse von natürlicher Sprache stehen, die zur Festlegung aller möglichen Wortaufeinanderfolgen
und der Breite ihrer Verkettung führt. Diesen Vorgang könnte man natürlich auch
in einem überdimensionierten wirklichen assoziativen Feld durchführen, besser ist
zweifellos aber zuerst ein Simulationsvorgang durch einen Rechner. Das läßt natürlich
sofort auch die Frage entstehen, ob man überhaupt eine besondere "Hardware" erstellen
muß. Nun, zur Zeit kann diese Frage sicher noch nicht endgültig entschieden werden.
Man kann jedoch erwarten, daß gegenüber der Simulation in einem Universalrechner
eine spezielle Hardware sowohl mit einem Bruchteil der Bauelemente als auch mit
einem Bruchteil der benötigten Zeit auskommen wird.
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9. Schlußbemerkung Es handelt sich im Vorliegenden um einen ersten
Vorschlag für eine grundsätzlich neue Methode der Quellencodierung zum Zwecke einer
günstigen Kommunikation.
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Daher sollte man keine bis ins Detail ausgearbeiteten Lösungen erwarten.
Es steht jedoch fest, daß man alle beschriebenen Schaltungen mit den Mitteln der
heutigen Groß integrations technik verhältnismäßig einfach realisieren kann.
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Um nun eine wirklich gute Dimensionierung zu erreichen, müssen zweifellos
noch eine ganze Reihe von Fragen gelöst werden. Z.B. nach dem tatsächlichen Prozentsatz
der (grammatikalisch und inhaltlich) sinnvollen Sätze in der deutschen Sprache.
Oder nach der Verteilung der Verkettungen. Oder nach der günstigsten Berücksichtigung
der vielen vorkommenden Wortvarianten. Genügt hier die Verkettung über viele Worte
hin oder wird es nötig sein, die Verkettung noch in das "Speicherwort" hineingreifen
zu lassen wie dies in /1/ schon angedeutet wurde. Dem Autor will scheinen, daß dies
alles noch Probleme sind, die durch Geduld und Fleiß zu lösen sind. Man wird sicher
am schnellsten weiterkommen, wenn man so bald wie möglich praktische Erfahrungen
mit den Prinzipien der Verkettung gewinnt. Dies ist erstaunlicherweise ein Themenkreis,
der bisher offenbar wenig beachtet worden ist.
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Geradezu philosophische Fragen werden aufgeworfen, wenn man die Möglichkeit
verschieden leistungsfähiger assoziativer Felder in Betracht zieht. Z.B. könnte
man bei Sender und Empfänger je nach Bedarf auf große oder kleine assoziative Felder
umschalten und würde dann den Informationsfluß mehr oder weniger steuern können.
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Die Anwendungen sind schließlich nicht auf die Übertragung natürlich-
sprachlicher Informationen beschränkt. In all den Fällen einer Übertragung codierter
Informationen (die z.B. auch die codierten Abtastwerte einer zeitabhängigen Funktion
umfassen kann), in denen man zwischen allgemeinem Wissen (allgemeinen Gesetzen)
und aktueller individueller Bedeutung (Quintessenz der Information, Semantik) unterscheiden
kann, lassen sich natürlich die allgemeinen Beziehungen und Wissensinhalte ebenfalls
in den Wissensspeichem ablegen, so daß nur noch die aktuellen semantischen Kursinformationen
zu übertragen sind.
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Literaturhinweise /1/ Das assoziative Feld Offenlegungsschrift DE
34 11 168 A1 /2/ W. Hilberg Assoziative Gedächtnisstrukturen.
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Funktionale Komplexität.
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Oldenbourg Verlag München 1984 /3/ W. Hilberg Das assoziative Feld.
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Elektronische Rechenanlagen, 26 .Jahrg. 1 984 Heft 4, S.167-178 /4/
R. Elsner Nachrichtentheorie 1 u. 2 Teubner Studienbücher, Stuttgart 1974, 1977