DE3615255A1 - Anordnung zum verschluesseln und entschluesseln von informationen - Google Patents
Anordnung zum verschluesseln und entschluesseln von informationenInfo
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Description
Die Kryptographie ist heute eine hochentwickelte Wissenschaft und die Verfahren
zur Kodierung von Informationen sind in einem Maße entwickelt
worden, daß selbst Super-Computer für das Brechen heutiger leistungsfähiger
Geheimkodes schon eine sehr lange Zeit rechnen müssen. Die zu befolgende
Strategie besteht dann im wesentlichen darin, solche Verfahren anzuwenden,
daß der Gegner für die Entschlüsselung eine so lange Zeit aufwenden muß,
daß die schließlich ermittelte Information für ihn zu diesem Zeitpunkt dann
wertlos geworden ist.
Alle gängigen elektronischen Verschlüsselungsverfahren leiden nun unter
folgendem grundsätzlichen Mangel. Es wird stets so verschlüsselt, daß der
Gegner in den empfangenen Signalen möglichst keine Gesetzmäßigkeiten erkennen
soll, ja die Güte eines Geheimkodes kann man schon danach beurteilen,
wie sehr das empfangene kodierte Signal scheinbar Zufallscharakter
hat bzw. wie sehr es einem Rauschsignal ähnelt. Wenn nun zur Entschlüsselung
ein Computer eingesetzt wird, geschieht im Grunde genommen nichts
anderes, als daß der Computer alle Möglichkeiten, die in Betracht kommen,
durchspielt. Findet er schließlich den richtigen Schlüssel, entsteht aus
dem scheinbaren Zufallssignal der Klartext, womit seine Aufgabe gelöst ist.
Nun könnte man sich damit zufriedengeben, wenn man ein Verfahren anwendet,
bei dem heutige Superrechner z. B. 100 oder gar 1000 Jahre rechnen müßten,
um alle Möglichkeiten durchzuspielen. Allerdings ist das auf die Dauer ein
sehr schwaches Argument, da die Rechenleistungen, z. B. ausgedrückt in MIPS,
von Jahr zu Jahr exponentiell steigen, so daß ein Kode, der mit heutigen
Computern erst in hundert Jahren zu brechen wäre, in einigen Jahren mit
entsprechend weiterentwickelten Maschinen sehr viel schneller entziffert
ist. Dazu kommt noch, daß auf Dauer die Konstruktion solcher Chiffrier- und
Dechiffriermaschinen nicht geheimzuhalten ist, so daß der Gegner beim
Dechiffrieren schon sehr gezielt vorgehen und die Dechiffrierzeit entsprechend
herabsetzen kann. Ein Schwachpunkt bei allen bekannten elektronischen
Verfahren ist nun folgender: Der Erfolg bei dem Bemühen, einen
Kode zu brechen, gibt sich dadurch zu erkennen, daß man bei Anwendung des
richtigen Schlüssels die scheinbar zufälligen Signale schlagartig als Klartext
erkennt. (Man stelle sich im einfachsten Fall z. B. vor, daß man eine
Verschlüsselungsmaschine des gegnerischen Systems besitzt und solange daran
"herumspielt", bis der Klartext erscheint.)
Ein in dieser Hinsicht wesentlich
besseres System bestünde darin, den Gegner nicht sofort am Erscheinen
eines Klartextes erkennen zu lassen, daß seine Dechiffrieraufgabe gelöst
ist. Wenn er z. B. auf eine Vielzahl von sprachlich korrekten, sich aber
inhaltlich widersprechenden Texten stößt, wird der Einsatz von Superrechnern
ersichtlich kaum noch Vorteile bringen, d. h. ein "Herausrechnen"
des richtigen Ergebnisses wird dadurch unmöglich.
Im Folgenden soll ein solches Verfharen und die dazu gehörende Anordnung
beschrieben werden, bei dem die zu übermittelnden Informationen in einer
außerordentlich großen Zahl von sprachlich korrekten aber sich inhaltlich
widersprechenden anderen Informationen versteckt werden. Selbst ein Gegner,
der eine Maschine dieses Systems an sich gebracht hat, wird höchstens
imstande sein, ihr die große Vielzahl all dieser Informationen zu entlocken.
Bei richtiger Auslegung der gespeicherten Inhalte der Maschinen
dieses Systems wird aber selbst eine inhaltliche Analyse all der
dechriffrierten Sätze (die für einen Computer selbstverständlich noch
schwieriger als für einen Menschen ist) keinen Schluß auf die richtige
Mitteilung erlauben. Nirgends bekommt man nämlich eine "Belohnung" nach Art
der Klartextherausarbeitung der konventionellen Systeme. Zu diesem Zweck
wird vorgeschlagen, als Basis ein an sich bekanntes elektronisches System
zu benutzen, das unter den Namen "hierarchisches assoziatives Feld" oder
"semantischer Speicher" bekanntgeworden ist /1, 2, 3/. Hier repräsentiert ein
kurzes Kodewort (in einer höheren Hierarchiestufe) eine Vielzahl von sinnvollen
Sätzen der natürlichen Sprache. Diese Vielzahl und Vielfalt hängt
von mehreren Faktoren ab: a) dem Speicherinhalt aller assoziativen Felder,
b) den gespeicherten Verkettungen, c) den Anfangsbedingungen, die für eine
"Botschaft" gewählt werden, und d) dem zugehörigen Block-Kode, der für alle
Hierarchiestufen verschieden, oder auch allen Stufen gemeinsam sein kann.
Es wird nun vorgeschlagen, für die Verschlüsselung und Entschlüsselung ein
Gerät mit einem derartigen semantischen Speicher beim Sender und beim
Empfänger zu betreiben. Als Mitteilung wird nur der kurze Kode, der in
einer höheren Hierarchiestufe steht, gesendet. Der Empfänger führt ihn
seinem Gerät mit dem semantischen Speicher zu und gewinnt damit die zugehörige
Aussage als einen Satz der natürlichen Sprache. Ein Gegner hingegen,
der nicht über einen derartigen semantischen Speicher verfügt, kann mit dem
empfangenen Kodewort garnichts anfangen. Selbst ein Gegner, der einen
solchen semantischen Speicher an sich gebracht hat und der von den oben
genannten Faktoren einen oder mehrere nicht kennt, wird keinen vernünftigen
Schluß ziehen können. Er kann bestenfalls alle Kombinationen des ihm unbekannten
Faktors durchspielen. Jede Kombination führt aber zu einer sprachlich
korrekten Aussage. Ist dann noch eine extrem große Zahl solcher
Aussagen zu beurteilen, dürfte die Aufgabe einer Analyse der Aussagen für
sich schon ein Problem werden, ganz abgesehen davon, daß man den Speicherinhalt
der semantischen Speicher und ihrer Verkettungen so wählen kann, daß
sich die Aussagen widersprechen (schon dann, wenn man nur "ja" und "nein"
empfängt, ist kein eindeutiger logischer Schluß möglich).
Im Folgenden sollen nun die Eigenschaften eines solchen semantischen
Speichers besprochen werden, damit man erkennen kann, daß es möglich ist,
eine umfangreiche Klartextinformation in ein sehr kurzes Kodewort zu verschlüsseln
und auch zu entschlüsseln. Ferner, daß dies für sehr variable
Texte möglich ist (ohne einen semantischen Speicher kann man in bekannter
Weise nur eine sehr begrenzte Zahl vorher abgesprochener Botschaften unter
einem Kodenamen verbergen. Die Geheimhaltung solcher "Standardtelegramme"
dürfte jedoch schwierig sein. Außerdem sind Standardtelegramme für
unvorhersehbare Fälle unbrauchbar). Für den Vorgang des Entschlüsselns
stelle man sich der Einfachheit halber vor, daß der Blockkode sozusagen als
ein zweites Schlüsselwort verabredet ist,das den Empfänger vorher auf
einem sicheren Wege (z. B. persönliches Überbringen) erreicht hat und das
zudem noch von Zeit zu Zeit wie üblich geändert wird).
Selbstverständlich wird man das neue Verfahren in der Praxis vorteilhaft
mit den konventionellen Verfahren kombinieren, um ein Höchstmaß an Sicherheit
zu erhalten. Wir werden uns jedoch im Folgenden nur auf die Erörterung
der neuen Aspekte des Verfahrens zur Verschlüsselung und Entschlüsselung
beschränken.
Das sequentielle elektronische Abspeichern von Text auf einem Magnetband
oder einer Magnetplatte, sei es Wort für Wort im Klartext oder auch in
einer redundanzarmen kodierten Form, ist jedem wohlbekannt. Sucht man
jedoch an die großen Gedächtnisleistungen des menschlichen Gehirnes heranzukommen,
so wird einem bald klar werden, daß dort sicher nicht sequentiell
gespeichert wird. Offenbar sind hier andere Mechanismen der Speicherung
wirksam, wobei auch eine semantische Verdichtung von Information wahrscheinlich
ist, über die wir technisch heute noch nicht verfügen.
Welche grundsätzlich anderen Arten einer technischen Speicherung können wir
uns aber vorstellen? Beginnen wird mit einigen einfachen Überlegungen. Man
könnte z. B. einen binären Adressenbaum nach Bild 1 benutzen. Von einer
Adresse A mit Zeiger Z ausgehend, finden wir zwei neue Adressen B und C,
jeweils wieder mit Zeigern, mit ihrer Hilfe die Adressen D, E, F, G usw.,
bis wir in der untersten Ebene eine Sequenz von 1 bis N Wörtern im Klartext,
oder einen Verweis auf ihren Platz in einem Vokabular, gefunden
haben. Die Anfangsadresse A kann daher auch als ein besonders konzentriertes
Abbild des unteren Textstranges angesehen werden. Der Nachteil
eines solchen simplen technischen Verfahrens ist jedoch sofort ersichtlich.
Er ergibt sich daraus, daß man für jeden weiteren Text einen weiteren
Adressenbaum entwerfen muß. Nun könnte man versuchen, eine flexiblere
Lösung finden, indem man alle Adressen aus einem großen Adressenvorrat
entnimmt, oder indem man jeden Knoten des Baumes mit einem Adressenvorrat
versieht, aus dem nur auszuwählen ist. Dennoch wird auch damit eine Vielfachbenutzung
von Adressen im allgemeinen nicht möglich sein, da sich die
Zuordnung von Adressen zu Zeigern bei jedem neu einzuspeichernden Text
ändern wird. Dadurch wächst der Aufwand einer technischen Realisierung
rasch ins Unermeßliche.
Gesucht wird also nach einer grundsätzlich anderen und geschickteren
technischen Lösung eines Adressenbaumes, bei der die Adressen oder die
Zeiger, oder beide zusammen, vielfach einsetzbar sind und infolgedessen
auch viele verschiedene Texte in einen einzigen sehr flexiblen Adressenbaum
eingetragen bzw. gespeichert werden können. Eine solche Lösung ist im
Prinzip bekannt. Sie läßt sich unter Benutzung von assoziativen Feldern
finden, wie anschließend erläutert wird.
In /1/ war ausführlich dargelegt worden, wie man in einem assoziativen Feld
durch Abspeichern der Verkettungen, die zwischen den Worten einer Sprache
wirksam sind, den Adressierungsaufwand bzw. die Kodierung von Worten in
einem fortlaufenden Text beachtlich reduzieren kann. Es war ferner auch
schon in /1/ dargelegt worden, daß ein besonders konzentriertes Abspeichern
von Text in einer hierarchischen Anordnung von assoziativen Feldern bewerkstelligt
werden kann. In Ergänzung hierzu sollen jetzt noch Modellvorstellungen
entwickelt werden, mit denen man auch eine leicht einsehbare Abschätzung
über den zahlenmäßigen Gewinn durchführen kann, der durch solche
Hierarchien entsteht.
Um die wesentlichen Eigenschaften der neuen Strukturen deutlicher zu
erkennen, betrachten wir zuerst das Abspeichern einer besonders einfachen
Sprache in einem assoziativen Feld. In einer ersten Annäherung an
natürliche Sprachen definieren wir eine Kunstsprache wie folgt: Es
existiere ein Vokabular von W verschiedenen Wörtern. Text wird durch
Aneinanderreihen von diesen Wörtern gebildet. Wenn ein Wort eines Textes
ausgewählt ist, kann das nächste Wort nur aus dem Wort-Vorrat einer
begrenzten Größe gewählt werden, der zwar im allgemeinen unterschiedliche
Wörter enthält, aber dessen Größe für alle Worte gleich ist.
Wählen wir der Einfachheit halber Dualzahlen, und schreiben die Zahl W der
Wörter mit konstanten p und q wie folgt
W = 2 p+q (1)
so ergibt sich die Adressenlänge der Worte des Vokabulars wie folgt
p + q = ld W (2)
Der erste Teil jeder Adresse mit p Bits läßt sich dann als eine Verkettung
realisieren und der zweite Teil mit q Bits bildet die Kodierung, mit der
ein technisches, vorzugsweise assoziativ organisiertes, Vokabular von außen
angesteuert werden kann. Bild 2a zeigt schematisch, wie eine Reihe von
technischen Vokabularen miteinander verkettet werden soll. (Ein Kästchen
stelle ein technisches Vokabular dar und jede Zeile darin sei eine
Speicherzeile in dem Vokabular). Das Format dieser Speicherzeilen zeigt
Bild 3. Die Schlüsselworte, die allen Speicherzeilen gleichzeitig zugeführt
werden, sind für die Verkettung mit Y und für die externe Kodierung mit X
bezeichnet und die zugehörigen Schloßwortbereiche in den Speicherzeilen mit
y und x. Die Nutzinformation, zu verstehen als ein Wort beliebiger Länge im
Klartext, sei I. Schließlich bezeichnet Y auch noch die am Endes jeder
Speicherzeile abgespeicherte Verkettung der Länge p, welche im Fall der
Aktivierung der Speicherzeile an das folgende Vokabular weitergegeben wird.
Aus dieser Anordnung von verketteten technischen Vokabularen, welche ein
assoziatives Feld genannt wird /1/, ergibt sich, daß jedes Wort mit einem
von 2 q verschiedenen Nachfolgeworten verknüpft werden kann, und auch, daß
jedes Wort einen Vorgänger hat, der aus 2 q möglichen verschiedenen Vorgängern
ausgewählt werden muß.
In dem Vokabular am linken Anfang der Reihe (hier nicht gezeichnet) wird
ein erstes Wort mit der vollen Adressenlänge p + q = ld W ausgewählt
(Anfangsbedingung). In den folgenden Vokabularen genügen dagegen zur eindeutigen
Auswahl eines Wortes jeweils nur q Adressenbits, weil die
fehlenden p Adressenbits von der Verkettung geliefert werden.
Auch wenn es aus /1/ klar ist, daß man ein assoziatives Feld bzw. eine
Reihe von verketteten Vokabularen im wesentlichen stets durch ein einziges
rückgekoppeltes Vokabular darstellen kann, siehe Bild 2b, wodurch der
Aufwand erst auf erträgliche Werte sinkt, soll hier doch, um die
Betrachtungen möglichst einfach halten zu können, weiterhin von der Vorstellung
der räumlich verteilten Vielzahl von verketteten Vokabularen wie
in Bild 2a ausgegangen werden.
Es sei hier lediglich noch angemerkt, daß es auch Strukturen gibt, mit
denen auch der Fall von Worten mit einem unterschiedlich großen Vorrat an
möglichen Nachfolgeworten erfaßt werden kann, d. h. mit denen auch
natürliche Sprachen mit ihrer höheren Flexibilität erfaßt und abgespeichert
werden können /2, 3/.
In /1/ war vorgeschlagen worden, daß man die Adressen (Kodierungen) von
mehreren Worten in aufeinanderfolgenden Vokabularen (Spalten des
assoziativen Feldes) zusammenfassen und als Nutzwort in ein hierarchisch
höher liegendes assoziatives Feld eintragen kann. Beschränken wir uns hier
auf den Fall, daß wir nur jeweils zwei Kodierungen des untersten sog. 1.
assoziativen Feldes in ein Nutzwort des darüber liegenden 2. assoziativen
Feldes übertragen wollen, siehe Bild 4, und betrachten diesen Vorgang, um
von Anfangseffekten freizukommen, irgendwo inmitten der Reihe von Vokabularen.
Dann sind die Kodierungen X′ i und X′ i+1 von je zwei benachbarten
Vokabularen i und (i+1) in eine Speicherzeile des darüber liegenden
assoziativen Feldes des I″ einzutragen. Um die Berechnungen zu
vereinfachen, nehmen wird auch noch an, daß p = q, so daß q = (ld W)/2. Dies
entspricht der Annahme, daß jedes Wort eines Vokabulars (des. 1.
assoziativen Feldes) mit einer Zahl von verschiedenen Nachfolgerworten bzw.
Vorgängerworten verknüpft werden kann, die gleich der Wurzel aus der Zahl
aller Worte ist. Die wesentliche Eigenschaft, die hier herausgearbeitet
werden soll, läßt sich wie folgt erkennen: Eine bestimmte Kodierung X′ i mit
einer Länge q muß, um eindeutig ein Wort des i-ten Vokabulars ansteuern zu
können, durch einen Adressenteil der Länge p ergänzt werden. Daher können
von einer bestimmten Kodierung X′ i insgesamt 2 p verschiedene Worte des
Vokabulars erreicht werden. (Man denke sich die q Stellen von X′ i festgehalten
und die restlichen p Stellen variiert.) Die Verkettung Y′ aus dem
vorangehenden Vokabular bestimmt schließlich im Einzelfall, welches dieser
Worte ausgewählt wird. Das gleiche gilt für das Vokabular (i+1). Also kann
man mit einem einzigen Kodierungspaar (X′ i , X′ i+1) insgesamt
2 pi · 2 p(i+1) = 2 p+q = W verschiedene Wortpaare (I′ i , I′ i+1) ansteuern. Da es,
wenn nacheinander alle Bitkombinationen von X′ i uund X′ i+1 gebildet werden,
und W verschiedene Kodierungspaare (X′ i , X′ i+1) gibt, die in die nächste
Hierarchie übertragen werden, enthält ein Vokabular des 2. assoziativen
Feldes genau W verschiedene Speicherzellen (verschiedene Inhaltsworte I″),
es ist also genau so groß wie ein Vokabular des 1. assoziativen Feldes.
Wenn nun ein einziges Kodierungspaar (X′ i , X′ i+1), das zu einem gespeicherten
Nutzwort I″ wird, im Verlaufe der Speicherung eines langen Textes in seiner
Bedeutung die Menge der W verschiedenen Wortpaare in der untersten
Hierarchie durchläuft, werden sich auch im 2. assoziativen Feld ganz unterschiedliche
Verknüpfungen mit den Eintragungen der benachbarten Vokabulare
ergeben. D. h., I″ ist zu einem vielfach verwendbaren Baustein in dem Verknüpfungsnetz
des 2. assoziativen Feldes geworden. Gehen wird weiterhin auch
hier von der Annahme aus, daß die Zahl der erlaubten Verknüpfungen mit Vorgängern
bzw. Nachfolgern beschränkt und höchstens gleich der Wurzel aus der
Zahl aller Worte in einem Vokabular sein soll, so findet man wiederum eine
Halbierung der Adressenbits (p+q) derart, daß sich eine Hälfte (p) aus
einer Verkettung ableitet und die andere Hälfte (q) einer Kodierung zugeordnet
ist. Mit einer einzigen Kodierung X″ i erreicht man wiederum 2 p
verschiedene Inhaltsworte I″ (aus denen erst durch Zuführung einer Verkettung
Y″ die eindeutige Auswahl getroffen wird). Da jedes Inhaltswort I″
aber schon W verschiedene Wortpaare in einem Vokabular der untersten
Hierarchie auswählen kann, hat eine einzige Kodierung X″ i das Ansteuerpotential
von 2 p W Wortpaaren. Faßt man nun wie in der untersten
Hierarchieebene wieder je zwei Kodierungen X″ i und X″ i+1 zu einem weiteren
Inhaltswort I″ eines Vokabulars der 3. Hierarchie zusammen, so hat dies das
Ansteuerpotential von W Wortpaaren der 2. Hierarchie, die zugleich auch zu
W 2 verschiedenen Wortpaaren der Basis-Hierarchie führen. Man kann das
Bildungsgesetz für mehrere Hierarchien nun leicht erkennen, siehe Bild 5:
Das Inhaltswort der (n+1)-ten Hierarchie hat das Ansteuerpotential von W
verschiedenen Zweier-Wortketten der n-ten Hierarchie. Jedes Wort der n-ten
Hierarchie hat wieder das Ansteuerpotential von W verschiedenen Zweiergruppen
der (n-1)-ten Hierarchie usw. Das gibt bis in die Basisebene der
Hierarchie fortgesetzt insgesamt W N/2 Möglichkeiten der Umsetzung eines
einzigen Inhaltswortes der (n+1)-ten Hierarchie in verschiedenen Wortketten
der Länge N = 2 n . Dies ist ein gewaltiges exponentielles Wachstum der
Möglichkeiten eines Kodewortes in Abhängigkeit von seiner hierarchischen
Position. Die Herstellung der Eindeutigkeit, bzw. die Auswahl aus dieser
großen Zahl der Möglichkeiten erfolgt dabei lediglich durch die Auswahl der
Verkettungen in Verbindung mit den Anfangsbedingungen in jeder Hierarchieebene.
Es ist sicher nützlich, sich demgegenüber noch einmal das Anwachsen der
Möglichkeiten zu vergegenwärtigen, das man hat, wenn man alle nur möglichen
Kombinationen von Worten unter Einschluß der sinnlosen Kombinationen in
einem Text betrachtet. Dann ergeben sich bei Ketten von je N Worten gerade
W N Möglichkeiten. In der Hierarchie der assoziativen Felder sind es jedoch
wie erwähnt nur W N/2 Möglichkeiten. Selbstverständlich rührt der Unterschied
in den Exponenten daher, daß in jedem assoziativen Feld die Zahl der
möglichen Verbindungen eines Wortes zu einem Wort des folgenden Vokabulars
nicht als W angesetzt wird, sondern von Anfang an auf den kleineren Wert
W 1/2 d. h. auf die Wurzel aus allen W Möglichkeiten beschränkt wurde. Bei
großen Werten von W und N übersteigt die Summe aller Möglichkeiten dennoch
auch hier schon alle Vorstellungen.
Erachtet man diese Menge an möglichen Verknüpfungen aber noch als zu klein,
weil man z. B. eine größere Zahl von möglichen Verknüpfungen zwischen
aufeinander folgenden Worten wünscht, sei schließlich noch einmal an den
Vorschlag erinnert /1, 2, 3/, daß man allen Adressen der Speicherzeilen in
allen Vokabularen noch einige weitere Adressenbits hinzufügen kann, die
dann als Kontext-Kennzeichnung verwendet werden können (wurde auch als
Blockkode bezeichnet). Beträgt ihre Zahl r und wird die Kontext-Kennzeichnung
in allen Speicherzeilen gleich gewählt, erhöht sich die Zahl der durch
Vorgabe einer Kodierung X i auswählbaren Worte in einem Vokabular um den
Faktor 2 r (in gleicher Weise wirkt sich auch die Berücksichtigung von
weiteren entfernteren Nachbarschaftsbeziehungen aus). Auf diese Weise wird
die Vielfachnutzung eines jeden Inhaltswortes I als Textbaustein noch
weiter gesteigert und das Ansteuerpotential von Inhaltsworten höherer
Hierarchien wächst entsprechend an.
Die hierarchische Struktur von assoziativen Feldern ist in /1/ als ein
Mittel beschrieben worden, Textinformationen immer mehr zu verdichten, bis
man in einer der oberen Hierarchien nur noch ein kurzes Informationsstück
hat (einen Aufrufschlüssel), mit dem man den gesamten Text aufrollen, d. h.
ihn sukzessive finden und auslesen kann. Man wird sicher erwarten, daß
dann, wenn diese Behauptung zutrifft, der anfängliche Aufrufschlüssel in
der obersten Hierarchieschicht alle Möglichkeiten beinhalten sollte, welche
ein solcher Schlüssel jemals aufrufen kann. Sein Potential an Möglichkeiten
muß daher sehr stark mit der Länge der speicherbaren Wortketten anwachsen.
In Übereinstimmung damit zeigte sich in den obigen Überlegungen, daß die
Zahl der im obersten Aufrufschlüssel enthaltenen Möglichkeiten mit W N/2
anwächst und daß die endgültige eindeutige Auswahl durch die Verkettungen
und die Anfangsbedingungen fetgelegt wird. Sofern man also vollständige
Vokabulare und Verkettungen benutzt, lassen sich dann in einer genügend
hoch hinaufreichenden Hierarchie große Textlängen extrem konzentriert
speichern. Dies kann man sicher als eine Speicherung bezeichnen, die sich
nicht mehr auf der formalen Ebene der Buchstaben und Worte alleine
abspielt, sondern voll in den semantischen Bereich hineinreicht.
Zum Schluß sei noch eine Bemerkung zum gewählten Terminus "Semantische
Speicherung" erlaubt. Wir können hier Semantik ganz im Sinne von S. I.
Hayakawa /4/ verstehen, dessen Definition etwa verkürzt wie folgt lautet:
"Semantik beschäftigt sich mit Zeichen und Symbolen einschließlich von
Worten und den Bedingungen unter denen sie als sinnvoll angesehen werden".
Dabei wird die Informationsverdichtung, welche durch die Transformation
einer formalen Darstellung eines Ursprungstextes in einen Bedeutungsraum
möglich wird, ebenso wie in den meisten lexikalischen Definitionen, in
denen man meist nur die "Bedeutungslehre" findet, noch nicht einmal
erwähnt! Wenn wir nun die oben von Hayakawa zitierten Bedingungen als technische
Bedingungen der Auswahl von Worten, ihrer Verbindungen und Transformationen
in immer höher verdichtete Koderäume verstehen wollen, und wenn
wir uns die Ergebnisse dieser sprachlichen Prozesse nicht nur wie in der
Linguistik ansehen sondern sie auch in einem technischen System realisieren
bzw. speichern wollen, so ist die naheliegendendste Kennzeichnung des
beschriebenen Verfahrens sicher die "semantische Speicherung", weil es ja
ausschließlich auf die Speicherung sinnvoller Worte, sinnvoller Zusammenhänge
und sinnvoller Bedeutungsverdichtungen ankommt.
- Literatur
- /1/ W. Hilberg
Assoziative Gedächtnisstrukturen.
Oldenbourg-Verlag 1984 - /2/ Patentanmeldung
P 34 11 168.9 vom 27. 03. 1984. - /3/ Patentanmeldung
P 34 42 934.4 vom 24. 11. 1984. - /4/ S. I. Hayakawa
Semantik
Verlag Darmstädter Blätter 2. Auflage 1968
Claims (3)
1. Anspruch
Anordnung zum Verschlüsseln und Entschlüsseln von Informationen, basierend auf einem speichergesteuerten elektronischen Datenverarbeitungsgerät jeweils beim Sender und beim Empfänger, das mit Hilfe zweier relativ kurzer Kodeworte (beispielsweise einer Länge von je 20 Bit) arbeitet, wobei das erste Kodewort gesendet wird und das zweite Kodewort schon beim Empfänger vorhanden sein muß, dadurch gekennzeichnet, daß außer diesem ersten Kodewort kein weiterer verschlüsselter Text mehr gesendet wird, sondern daß die Geräte eine so extrem große Zahl sehr variabler und unterschiedlicher Texte einer natürlichen Sprache gespeichert haben, daß mit dem ersten Kodewort eine immer noch äußerst große Zahl unterschiedlicher und korrekter Texte einer natürlichen Sprache abgegrenzt werden kann und daß erst mit dem zweiten Kodewort die eindeutige Auswahl erfolgt (im Beispiel eine Auswahl aus etwa einer Million verschiedener korrekter und sich widersprechender Texte).
Anordnung zum Verschlüsseln und Entschlüsseln von Informationen, basierend auf einem speichergesteuerten elektronischen Datenverarbeitungsgerät jeweils beim Sender und beim Empfänger, das mit Hilfe zweier relativ kurzer Kodeworte (beispielsweise einer Länge von je 20 Bit) arbeitet, wobei das erste Kodewort gesendet wird und das zweite Kodewort schon beim Empfänger vorhanden sein muß, dadurch gekennzeichnet, daß außer diesem ersten Kodewort kein weiterer verschlüsselter Text mehr gesendet wird, sondern daß die Geräte eine so extrem große Zahl sehr variabler und unterschiedlicher Texte einer natürlichen Sprache gespeichert haben, daß mit dem ersten Kodewort eine immer noch äußerst große Zahl unterschiedlicher und korrekter Texte einer natürlichen Sprache abgegrenzt werden kann und daß erst mit dem zweiten Kodewort die eindeutige Auswahl erfolgt (im Beispiel eine Auswahl aus etwa einer Million verschiedener korrekter und sich widersprechender Texte).
2. Anspruch
Anordnung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das speichergesteuerte elektronische Datenverarbeitungsgerät im Kern aus einem semantischen Speicher besteht, und daß die zu verschlüsselnde Information aus einem Inhaltswort eines assoziativen Feldes in einer höheren hierarchischen Ebene eines semantischen Speichers besteht.
Anordnung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das speichergesteuerte elektronische Datenverarbeitungsgerät im Kern aus einem semantischen Speicher besteht, und daß die zu verschlüsselnde Information aus einem Inhaltswort eines assoziativen Feldes in einer höheren hierarchischen Ebene eines semantischen Speichers besteht.
3. Anspruch
Anordnung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Kennzeichnung des Blockes, des Kontextes, der hierarchischen Ebene, der Anfangsbedingung, einzeln oder in Kombination miteinander, direkt oder indirekt das zweite Kodewort bestimmen.
Anordnung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Kennzeichnung des Blockes, des Kontextes, der hierarchischen Ebene, der Anfangsbedingung, einzeln oder in Kombination miteinander, direkt oder indirekt das zweite Kodewort bestimmen.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19863615255 DE3615255A1 (de) | 1986-05-06 | 1986-05-06 | Anordnung zum verschluesseln und entschluesseln von informationen |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19863615255 DE3615255A1 (de) | 1986-05-06 | 1986-05-06 | Anordnung zum verschluesseln und entschluesseln von informationen |
Publications (2)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE3615255A1 true DE3615255A1 (de) | 1987-11-12 |
DE3615255C2 DE3615255C2 (de) | 1988-08-11 |
Family
ID=6300255
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19863615255 Granted DE3615255A1 (de) | 1986-05-06 | 1986-05-06 | Anordnung zum verschluesseln und entschluesseln von informationen |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE3615255A1 (de) |
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
WO2001030080A1 (de) * | 1999-10-18 | 2001-04-26 | Wittkoetter Erland | Vorrichtung und verfahren zum kopiergeschützten verteilen elektronischer dokumente |
Citations (1)
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---|---|---|---|---|
DE3442934A1 (de) * | 1984-11-24 | 1986-06-05 | Wolfgang Dr.-Ing. 6101 Groß-Bieberau Hilberg | Komprimierte nachrichtenuebertragung durch eine quellencodierung mit hilfe des assoziativen feldes |
-
1986
- 1986-05-06 DE DE19863615255 patent/DE3615255A1/de active Granted
Patent Citations (1)
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DE3442934A1 (de) * | 1984-11-24 | 1986-06-05 | Wolfgang Dr.-Ing. 6101 Groß-Bieberau Hilberg | Komprimierte nachrichtenuebertragung durch eine quellencodierung mit hilfe des assoziativen feldes |
Non-Patent Citations (3)
Title |
---|
HORSTER, P., Kryptologie, erschienen in der "Reihe Informatik", Hrsgb. K.H. Böhling, U. Ku- lisch und H. Maurer, Bd.47, Bibliographisches Institut Mannheim/Wien/Zürich * |
Nachrichtentechnische Zeitschrift (ntz), Bd.38, 1985, H.9, S.636-638 * |
W. HILBERG, Assoziative Gedächtnisstrukturen, Oldenbourg-Verlag 1984 * |
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
WO2001030080A1 (de) * | 1999-10-18 | 2001-04-26 | Wittkoetter Erland | Vorrichtung und verfahren zum kopiergeschützten verteilen elektronischer dokumente |
Also Published As
Publication number | Publication date |
---|---|
DE3615255C2 (de) | 1988-08-11 |
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