DE3441690A1 - Verfahren zur enzymatischen behandlung organischer stoffe und biomasse - Google Patents
Verfahren zur enzymatischen behandlung organischer stoffe und biomasseInfo
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Description
Verfahren zur enzymati sehen Behandlung organischer Stoffe
und Biomasse
Anwendungsgebiet der Erfindung
Die Erfindung betrifft die Umwandlung von in Flüssigkeiten gelösten
oder suspendierten organischen Verbindungen in stabile Reaktionsprodukte, insbesondere in Kohlendioxid und Wasser unter
Zugabe von Enzymen. Das erfindungsgemäße Verfahren ist insbesondere zur Stabilisierung von Klärschlamm und Gülle sowie
zur Behandlung von organisch belasteten oder phosphathaltiger Abwässern geeignet.
Die Erfindung betrifft weiterhin die Stimulierung des Betriebsstoffwechsels
der für die' Produktion von Antibiotika, Enzymen und organischen Säuren industriell genutzten Mikroorganismenkulturen.
Charakteristik der bekannten technischen lösungen
In der Praxis werden organische Medien, wie Klärschlämme und Gülle erfolgreich mittels anaerober, aerober und enzymatischer
Stabilisierungsverfahren behandelt. Die erst in den letzten Jahren eingeführten enzymatischen Verfahren ermöglichen eine
wesentliche Verkürzung der Stabilisierungszeiten von bisher mehreren Tagen (5 bis 7o Tage) der anaeroben und aeroben Verfahren
auf wenige Stunden, die jedoch mit einem erhöhten Energieaufwand erkauft wird, da die durch die Enzympräparate katalysierten
Abbauprozesse im Schlamm oder in der Gülle nur bei höheren Temperaturen (3o bis 6o° G) mit Erfolg ablaufen. Außerdem
ist ein erheblicher Einsatz von Fremdenzymen erforderlich.
Ferner werden durch den Eigenstoffwechsel der sich In der Anfan-gsphase
und noch während der enzymatisehen Stabilisierung
stark vermehrenden Mikroorganismen viele unerwünschte Effekte, wie verschlechterte Eindickung und Entwässerbarkeit hervorgerufen,
so daß enzymatisch stabilisierte Schlämme und Gülle meistens schlechtere Entwässerungseigenschaften aufweisen als
mit den herkömmlichen Verfahren stabilisierte Schlämme und Gülle.
Die Behandlung von organisch belasteten Abwässern erfolgt zumeist nach dem bekannten Belebungsverfahren. Ein wesentlicher
liachteil dieses Verfahrens ist die erhebliche Neubildung von
Biomasse. Diesem Nachteil kann bisher nur durch Verlängerung der Belüftungszeit abgeholfen werden.
Hochkonzentrierte organische Industrieabwässer werden zumeist mittels ausgesprochen hochbelasteter biologischer Verfahren
("Intensivbiologie") behandelt. Bei dieser sogenannten "intensiv-biologischen" Behandlung wird ein hoher Prozentsatz (oft
Iber 5o %) der abzubauenden organischen Substanz in Biomasse
umgesetzt, der regelmäßig aus dem System als Überschuß schlamm sntfernt werden muß, da sonst der Wirkungsgrad des Verfahrens
gering ist. Die Entfernung der überschüssigen Biomasse ist bei len "intensiv-biologischen" Verfahren aber immer sehr probleiatisch,
da die mikroorganismen hier nur noch als Einzelzellen •der als sehr kleine Komplexe wachsen, die sich im normal belessenen
Nachklärbecken kaum absetzen, Oinmunale Abwasser besitzen zumeist einen hohen Phosphatgehalt,
ei den bekannten biologischen Eliminierungsverfahren erfolgt ie PhosphatfreiSetzung durch anaerobe Behandlung, die einen
rheblichen Reaktionsraum erfordert.
ie großtechnische mikrobielle Produktion von Antibiotika, Bn-
ymen und organischen Säuren erfolgt submers in belüfteten
id gerührten Reaktoren (Permentatoren), wobei meistens die Lskontinuierliche Fahrweise vorherrscht.
ir den erfolgreichen Ablauf einer Fermentation sind mehrere Vorilturen
zur Beimpfung des Produktionstanks (Hauptfermentation) id sterile Bedingungen erforderlich.
Bei der diskontinuierlichen Fermentation wachsen die Mikroorganismen
(Bakterien oder Pilze) in der Regel so lange, bis eine essentielle Komponente des ITährmediums limitierend wird.
Die Mikroorganismenkultur geht dann von der exponentiellen in die stationäre Wachstumsphase über.
"Während des Fermentationsprozesses unterliegen die Kulturbedingungen
dauernden Veränderungen, was zu einer Änderung des physiologischen Zustandes der Mikroorganismenzellen führt.
Meist ist die gewünschte Produktenbildung (Antibiotika, Enzyme oder organische Säuren) an einen bestimmten physiologischen Zustand
der Mikroorganismen während der Fermentation gebunden. Bs ist nicht möglich, diesen Zustand bei der diskontinuierlichen
Fermentation für längere Zeit aufrechtzuerhalten. So setzt häufig die Enzymausschüttung am Ende der logarithmischen Phase ein
und hält über einen mehr oder weniger langen Zeitraum in der stationären Phase an. Antibiotika z. B. werden in den Kulturlösungen
oft nicht zur Zeit des stärksten Wachstums gebildet, sondern erst dann, wenn der Produzent zu altern beginnt, d. h.
während des Autolysestadiums. Auch die Bildung organischer Säuren,
wie z. B. der Zitronensäure setzt erst nach Abschluß des Wachstums des Produzenten ein. Um das zu erreichen, erfolgt die
Kultur des Zitronensäurebildners in Nährmedien mit suboptimalen Pho sphatmengen.
Die Dauer der Fermentation ist ein Erfahrungswert und ist vor
allem unter ökonomischen Aspekten zu sehen. Damit der Abbruch der Fermentation zum optimalen Zeitpunkt erfolgen kann, ergeben
sich hohe Anforderungen an die Überwachung des Fermentationsprozesses. Im allgemeinen dauert eine normale Fermentation 2 bis 7
Tage. Efach Abbau des produkthaltigen Kulturmediums aus den Fermentern
werden diese nach gründlicher Reinigung und Wartung für eine erneute Fermentation vorbereitet (Füllung mit Nährmedium,
Sterilisation des gesamten Systems, Beimpfung mit Vorkultur aus den Impftanks).
Von großer industrieller Bedeutung ist die kontinuierliche Fermentation.
Diese kommt gegenwärtig nur bei der Produktion von Biomasse und Gärungsprodukten sowie bei der Umwandlung organischer
Stoffe in. gasförmige Reaktionsprodukte und Wasser zur An-
Wendung. Bisher war es nicht möglich, im kontinuierlichen Prozeß solche Reaktionsbedingungen zu schaffen,daß die Freisetzung
der gewünschten Produkte aus den Zellen der Mikroorganismen erfolgte. Die Umwandlung organischer Stoffe, z« B. von Abprodukten,
in COg und Wasser erfolgt nur bei sehr langen Belüftungszeiten in befriedigendem Maße. Bei den ökonomisch vertretbaren
Belüftungszeiten kommt es in hohem Maße zur Neubildung von Biomasse
(Baustoffwechsel),die nicht immer einer befriedigenden Nutzung zugeführt werden kann. Bisher waren keine Methoden bekannt,
um den Baustoffwechsel zugunsten des Betriebsstoffwechseis
zu reduzieren. Der kontinuierliche Prozeß stellt bei der Herstellung bestimmter Produkte auch hohe Anforderungen an die
Stabilität der Produktionsstämme, da es bei länger andauernder kontinuierlicher Kultur häufig zu Degenerationserscheinungen
der Hochleistungsstämme kommt.
Ziel der Erfindung
Ziel der Erfindung ist es, bei geringen Mengen von Fremdenzymen eine hohe Abbauleistung zu erreichen, die Entwässerungseigenschaften der enzymatisch stabilisierten Schlämme und Gülle
so zu verbessern sowie die für den enzymatischen Stabilisierungsprozeß
benötigte (Wärme)-Energie so zu minimieren, daß sich gegenüber den herkömmlichen Stabilisierungsverfahren (Faulung,
aerobe Stabilisierung) keine Nachteile hinsichtlich Entwässerung
sverhalten und Energieaufwand mehr ergeben.
Weiterhin soll die Produktion von Überschuß schlamm in Belebungsanlagen vermindert werden, insbesondere soll die Biomassekonzentration
bei den intensiv-biologischen Verfahren gesenkt werden und ein gut absetzbarer Schlamm erzeugt werden.
Bei der biologischen Phosphateliminierung soll die P-Freisetzung aus dem Belebtschlamm wesentlich beschleunigt werden.
Ferner ist bei der Produktion von Antibiotika, Enzymen und organischen Säuren eine kontinuierliche Fahrweise der Mikroorganismenkulturen
zu erreichen.
344169Q
Darlegung des Wesens der Erfindung
Aufgabe der Erfindung ist es, den Betriebsstoffwechsel von Mikroorganismenkultüren so zu stimulieren, daß es im nährstoffhaltigen
Milieu zu Materialverlusten der Organismen
kommt und dadurch der Wachstumsprozeß der Kulturen unterbrochen wird.
Die Aufgabe wird nach den im Patentanspruch dargelegten Merkmalen gelöst.
Die Wirkungsweise des Verfahrens ist wie folgt: Der Chelatbildner verursacht eine Schwächung der Struktur der
Zellwände der Mikroorganismen, so daß diese bei entsprechender
Beanspruchung aufgelöst werden können. In der zweiten Reaktionsstufe bildet sich ein zuerst den Betriebsstoffwechsel,
dann die Autolyse oder Sporulation der aus der ersten Reaktionsstufe stammenden Mikroorganismen förderndes Milieu heraus.
Dieses enthält neben Resten von Nährsubstanzbestandteilen
vor allem die aus der enzymatischen Hydrolyse der organischen Makromoleküle des Hährmediums entstandenen und mikrobiell
leicht verwertbaren niedermolekularen Verbindungen (Zucker, Aminosäuren, Fettsäuren, Alkohole u. a.) und die bereits
autolysierten Mikroorganismen oder ihre Fragmente selbst bzw. die gebildeten Sporen.
Bei der Zuführung der mit dem Chelatbildner vorbehandelten Mikroorganismenkultur in dieses Milieu kommt es infolge des
Temperaturunterschiedes von mindestens 1o K zu einem Temperaturschock,
wodurch der Betriebsstoffwechsel der Mikroorganismen spontan stimuliert wird und die im Milieu enthaltenen
niedermolekularen Hydrolyseprodukte des Uährmediums sowie die niedermolekularen Verbindungen aus den Zellaufschlüssen teilweise
veratmet werden.
Infolge der stärkeren Förderung des Betriebs- als des Baustoffwechsels
gehen die Mikroorganismen im Reaktionsmilieu schließlich durch Materialverlust zugrunde, d. h. sie verhungern
und gehen in Selbstauflösung über (Autolysestadium)
oder versporen schließlich.
Bei der Behandlung organischer Abprodukte wird durch die aus den autolysierten Mikroorganismen freigesetzten intrazellulären
Enzymsysteme wird eine Intensivierung der Hydrolyse der
organischen Makromoleküle erreicht. Dadurch werden erhebliche Mengen Fremdenzyme eingespart. Die mikrobielle Veratmung der
hauptsächlich aus dem enzymatischen Abbau der organischen Makromoleküle
bzw. der aus den Zellaufschlüssen stammenden niedermolekularen Verbindungen (vor allem der hydrophilen Kolloide)
verbessert das Eindick- und Kntwässerungsverhalten des
behandelten organischen Mediums erheblich. Damit wird gleichzeitig die organische Belastung der anfallenden Trüben stark
reduziert, wodurch eine problemlose Verwertung der Trüben möglich ist.
Bei der biotechnologischen Herstellung bestimmter Stoffe wird je nach Produkt (Antibiotika, Enzyme, organische Säuren) bzw.
je nach Produzent (Art, Stamm) wird die Produktenbildung bereits während des Stadiums des gesteigerten Betriebsstoffwechseis
oder erst bei beginnendem Autolysestadium ausgelöst. Aus der zweiten Reaktionsstufe läuft das Fermentationsmedium
kontinuierlich ab und kann der Aufbereitung zugeführt werden. Die im Fermentationsmedium des Hauptfermenters beherrschenden
organismenfeindlichen Bedingungen schließen Fremdinfektionen so gut wie aus, so daß auf eine sterile Fermentation in dieser
Phase verzichtet werden kann.
Bei der biologischen Phosphateliminierung treten folgende Wirkungen
ein:
In der Belüftungsphase nehmen die Mikroorganismen des Belebtschlamms
Phosphat aus dem Abwasser im Überschuß auf und bilden einen granulären Komplex von Phosphat, PNA, Proteinen und Lipiden,
der als Volutin bezeichnet wird. Durch die Enzymzugabe wird der Betriebsstoffwechsel der Mikroorganismen stimuliert
und das gespeicherte Volutin wird freigesetzt. Diese Wirkung wird durch den Temperaturunterschied zwischen
dem Belebtschlamm und dem Reaktorinhalt noch wesentlich verstärkt. Neben der Freisetzung des gebundenen Phosphats werden
auch Abwasserinhaltsstoffe zu organischen Säuren omgesetzt,
die sich als Nährstoffe für Mikroorganismen eignen, die große
Sengen Phosphat im Überschuß speichern können. Die genannten
Prozesse werden durch die Behandlung mit dem Chelatbildner, der eine Aufschließung der Zellwände der Mikroorganismen bewirkt,
noch beschleunigt.
Der Vorteil des Verfahrens ist in der im Vergleich zur anaeroben Behandlung sehr kurzen Behandlungszeit zu sehen,
Ausführungsbeispiele
Die Erfindung soll nachstehend an 8 Ausführungsbeispielen erläutert
werden:
Beispiel 1: Behandlung von Klärschlamm Variante 1 Beispiel 2: Behandlung von Klärschlamm Variante 2
Beispiel 3: Behandlung von Gülle
Beispiel 4: Behandlung von Abwasser aus einer ■Tierkörperbeseiti
gung sanstalt
Beispiel 5: Behandlung von Abwasser
Beispiel 6: Herstellung von Penicillin
Beispiel 7: (Fig 1) Biologische P-Eliminierung ohne Schlammwasserabtrennung
Beispiel 8: (Pig 2) Biologische P-Sliminierung mit Schlammwasserabtrennung
Zu 15 nr Klärschlamm mit einem Feststoffgehalt von 4 % werden
3o g eines in ca. 1o 1 Leitungswasser vorgelösten Gemisches des Diammonium- und Triammoniumsalzes der Nitrilotriessigsäure
unter Rühren zugeführt. Nach Ablauf einer halben Stunde wird der so vorbehandelte Schlamm in Abständen von jeweils
Minuten portionsweise dem Reaktor zugeführt, der bereits auf 550G vorgewärmten Schlamm enthält.
Die Reaktionszeit im Reaktor beträgt 3 Stunden. Pro Kubikmeter zugeführten vorbehandelten Schlamm werden 6o g eines in
ca. der loofachen Menge Leitungswasser vorgelösten komplexen Enzympräparates, das ^9-Glucanase, Amylasen, Proteasen und Lipasen
enthält, ständig zudosiert. Der Schlamm im Reaktor wird mit einer Pumpe ständig umgewälzt, und unter Zuführung von
Fremdenergie (z.B. Dampf) wird die erforderliche Reaktions-
/O
temperatur erhalten.
Der den Reaktor passierende stabilisierte Schlamm weist gute Absetzungseigenschaften auf. Im nachgeschalteten Eindicker
fallen bei einer Aufenthaltszeit von ca. 2 Stunden rund 60 % des Ausgangsschlammes als Schlammtrübe an, so daß das Volumen
des stabilisierten Schlammes auf 40 % des Ausgangsvolumens abnimmt.
Der eingedickte stabilisierte Schlamm wird nun auf Entwässerungsplätze gebracht oder künstlich entwässert, während
die Schlammtrübe dem biologischen Teil der Kläranlage zur schadlosen Beseitigung zugeführt wird.
Einen Reaktor, der bereits auf 5o° C vorgewärmten Schlamm enthält,
werden gleichzeitig, aber unvermischt ein in Leitungswasser vorgelöstes Gemisch des Diammonium- und Triaramoniumsalzes
der iiitrilotriessigsäure und ein in ca. der loofachen Menge Leitungswasser vorgelösten komplexen Enzympräparates,
das *$-Glucanase, Amylasen, Proteasen und Lipasen enthält, zudosiert,
wobei die Zudosierung des Chelatbildners in die Schlammzulaufleitung oder direkt in den Reaktor erfolgen kann.
1o re? Gülle mit 6 % Peststoffen werden mit 45 g des in ca.
15 1 Leitungswasser vorgelösten Triammoniumsalzes der iiltri-Lotriessigsäure
versetzt und nach gutem Durchmischen 1 bis 3 Stunden so bevorratet. Danach wird die den Chelatbildner
enthaltende Gülle in Abständen von jeweils 5 Minuten portions-/eise
dem Stabxlisierungsreaktor zugeführt, in dem sich schon ,uf 33° C vorgewärmte Gülle befindet. Die Reaktionszeit im
:eaktor beträgt 8 Stunden. Pro Kubikmeter chelatbildnerhaliger Gülle werden 9o g eines in ca. der loofachen Menge Leiungswasser
vorgelösten komplexen Enzympräparates, das yö-Gluanase,
Amylasen, Proteasen und Lipasen enthält, ständig zu-Dsiert.
Von einem Intensivbelüfter wird die Gülle im Reak-)r
umgewälzt und mit Sauerstoff versorgt. Die Gülletempeitur erhöht sich auf ca. 4o° 0 und bleibt dann ziemlich kon-
;ant.
.e im Beispiel 1 angegeben, wird das stabilisierte Material
ler die Gülle) in einem Eindicker eingedickt und kann nun
auf Trockenplätzen oder künstlich entwässert werden. Das Volumen so stabilisierter Gülle nimmt im Vergleich zum unbehandelten
Material im Eindicker um etwa 4o bis 5o % ab. Die anfallende Trübe ist einer schadlosen Verwertung zuzuführen.
5o m·^ organisch hochbelastetes Abwasser aus einer Tierkörperbeseitigungsanstalt
mit einem BSB1- von ca. 7ooo mg/1 und mit
einem hohen Eiweiß- und Fettanteil werden mit 1o g des in ca.
5 1 Leitungswasser vorgelösten Triammoniumsalzes der Nitrilotriessigsäure
vermischt. Nach. Ablauf einer Stunde wird das chelatbildnerhaltige und organisch hochbelastete Abwasser in
Abständen von jeweils 2o Minuten portionsweise der intensivbiologischen Vorstufe zugeführt, in der sich schon auf 33° C
vorgewärmtes Abwasser befindet. Bei einer Reaktionszeit von 5 Stunden und der Anwesenheit von y^-Glucanase, Protease und Lipase
erfolgt die enzymatisch^ Hydrolyse und der mikrobielle Abbau der organischen Hauptlast des zu behandelnden Abwassers.
Pro Kubikmeter zugeführten Abwassers werden jeweils 1o g ß-Glucanase,
Protease und Lipase, die in der 5oofachen Menge Leitungswasser vorgelöst worden sind, ständig zudosiert. Die Belüftung
der intensiv-biologischen Vorstufe erfolgt mit einem Hochieistungsbelüfter. Da die gebildete Oxydationswärme zur
Aufrechterhaltung der erforderlichen Reaktionstemperatur von 33° C nicht ausreichend ist, wird das Reaktionsmedium zusätzlich
mit Dampf beheizt.
Das enzymatisch-mikrobiell vorgereinigte Abwasser wird zur Abscheidung
des angefallenen Schlammes und der anderen absetzbaren Stoffe über ein normal bemessenes Nachklärbecken geleitet
und zur weiteren Behandlung einer Belebungsstufe zugeführt, wo der biologische Abbau der BSB^-Restlast bis zum gewünschten
Grenzwert erfolgt.
1oo mr/h Abwasser mit einem BSBp- von 4oo mg/1 und einer Temperatur
von 18° C werden in einem Belebungsbecken o,5 h mit 1oo nr/h Belebtschlamm belüftet. Dabei werden die Abwasserin-
. η-
haltsstoffe von den Schlammflocken adsorbiert. In einem Nachklärbecken
wird der Belebtschlamm abgetrennt. Anschließend wird der Belebtschlamm mit 2 g/m eines Gemisches des Diammoni-Lun-
und Triamrnoniumsalzes der Nitrilotriessigsäure o,5 h vermischt.
Danach wird der Belebtschlamm unter Zugabe von 4 g/m Jinzympräparaten in ein abgedecktes Belüftungsbecken eingeleitet,
das eine Temperatur von 32° G aufweist. Der Belebtschlamm wird nach 1 h Belüftungszeit in das Belebungsbecken zurückgeführt
.
Beispiel β
Unter sterilen Bedingungen in zwei 5ooo-l-Vorfermentern bei
24° C auf einer Variante des Maisquellwasser-Lactoce-Nährbodens
und bei Anwesenheit von jeweils 1o g eines Gemisches ies Diammonium- und Triammoniumsalζes der Nitrilotriessigsäure
diskontinuierlich wachsende und ca. 2o Stunden alte Subnerskultüren
von Penicillium spec, werden alternierend in Abständen von 'jeweils 1o Minuten einem 5ooo 1 fassenden Haupt-Perinenter
kontinuierlich zugeführt, der bereits auf 35° C vorgewärmtes
Fermentationsmedium enthält. Die Fermentationszeit Lm Hauptfermenter beträgt ca, 12 Stunden, d. h. das ist die Zeit,
Dei der die Penicillinbildung maximal ist.
?ro 1oo Liter zugeführten Kulturmediums aus den Vorfermentern
verden jeweils o,1 g in der loofachen Menge Leitungswasser vorselöster
hydrolytischer Enzyme, wie /9-Gluconase, ct-Amylase,
Proteasen und Lipase, ständig zudosiert.
)as Permentationsmedium wird während der unsterilen Fahrweise
lit einer Pumpe ständig umgewälzt, und unter Zuführung von Wärmeenergie (z. B. Dampf) wird die erforderliche Permentatimstemperatur
aufrechterhalten.
'ro 24 Stunden werden dem Hauptfermenter also loooo 1 Kulturledium
aus den Vorfermentern zugeführt, so daß sich ein Durch- :atz von loooo l/Tag ergibt. Gegenüber der normalen Penicillin-'ermentation,
die im allgemeinen 1oo Stunden dauert, beträgt .ie Fermentationsdauer beim Zweiphasenverfahren nur noch ca.
6 Stunden.
•as aus dem Hauptfermenter kontinuierlich ablaufende Fermen-
•as aus dem Hauptfermenter kontinuierlich ablaufende Fermen-
tationsmedium wird der Aufbereitung zugeführt. Das hauptsächlich autoIysiertes Mycel und infolge der hydrolytischen
Wirkung der zudosierten Enzyme kaum hydrophile Kolloide enthaltende Fermentationsmedium bereitet bei der
Filtration keine Schwierigkeiten.
Die Hauptfermentation kann über mehrere Tage durchgehend erfolgen,
während die nur für die Vermehrung des Mycels genutzten
Vorfermenter ca 2o Stunden vor ihrem Einsatz immer neu angefahren werden müssen, so daß für die kontinuierliche Beschickung
des 5000-1-Hauptfermenters bei Berücksichtigung der anfallenden Abbau- und Vorbereitungszeiten 3 Vorfermenterpaare
erforderlich sind.
1oo mJ Abwasser (BSB1- = 3oo mg/1, P = 1o mg/1) werden im Belebungsbecken
1 4h belüftet. Dabei nimmt die Acinetobacter enthaltene Biomasse ca. 5 % P auf. In der Nachklärung 2 wird
das gereinigte Abwasser (BSB1- = 3o mg/1, P = 1 mg/1) abgetrennt.
5o nr/d Rücklaufschlamm werden ohne Behandlung im Kreislauf geführt. 5o m /d werden mit o,o1 % Diammoniumsalz der !Nitrilotriessigsäure
im Behälter 5 2o min vermischt und dann unter Zusatz von o,o2 % hydolytischen Enzymen (bezogen jeweils
auf die organische Trockensubstanz) in den Reaktor 3 eingeführt. Dieser arbeitet bei einer Temperatur von 3o° G. Uach
4o min wird der Schlamm wieder in das Belebungsbecken 1 zurückgeführt
.
1oo nr Abwasser (BSB1- = 3oo mg/1, P = 1o mg/1) werden in einem
Belebungsbecken 14h bei mittlerer Schlammbelastung bei ca.
1oo % Rücklaufschlamm belüftet. Dabei nimmt die sich im Umlauf
befindende und die neugebildete Biomasse Phosphat bis zu einem Gehalt von 1,3 #-ρ auf. In der Nachklärung 2 wird das gereinigte
Abwasser (BSB5 « 3o mg/1, P = 1 mg/1) abgetrennt, 86,2 m^/d des
Rücklauf schlämme s werden ohne Behandlung im Kreislauf geführt.
13,8 nrvd werden o,5 h mit o,o1 % Diammoniumsalz der Nitrilotriessigsäure
im Behälter 5 vermischt und unter Zusatz von o,o2 %
hydrolytischen Enzymen in den Stripp-Reaktor 3 eingeführt.
Dieser arbeitet bei einer Temperatur von 35° C. Nach 1 h
wird der Schlamm in den Plotator 4 eingeleitet. Dort werden
3 3
ca. 7,5 m /d Schlammwasser mit 12o mg/1 P abgetrennt. 6,3 m /d
werden in das Belebungsbecken 1 rückgeführt.
c/ " 3441
Aufstellung der Bezugszeichen ■
1 Belebungsbecken
2 Nachklärung
3 Stripp-Reaktor
4 3?est-Plüssig-Trennung
5 Behälter für die Vermischung mit dem Chelatbildner
Claims (11)
1. Verfahren zur enzymatischen Behandlung organischer Stoffe und Biomasse, gekennzeichnet dadurch, daß die Stoffe mit
o,o1 bis 1 %, bezogen auf die organische Trockensubstanz,
hydrolytischen Enzymen in einen Reaktor eingeführt werden, der ein um mindestens 1o K erhöhtes Temperaturniveau von
3o bis 6o° C aufweist, und dort o,5 bis 24 h gerührt werden.
2. Verfahren nach Punkt 1, gekennzeichnet dadurch, daß die mit Enzymen versehenen Stoffe belüftet werden.
3. Verfahren nach Punkt 1, gekennzeichnet dadurch, daß die Stoffe vor oder während der enzymatischen Behandlung mit
o,oo5 bis o,5 %9 bezogen auf die organische Trockensubstanz,
eines Chelatbildners behandelt wird.
4. Verfahren nach Punkt 3, gekennzeichnet dadurch, daß als Chelatbildner das Diammonium- und/oder Triammoniumsalz der
Nitrilotriessigsäure verwendet wird,
5. Verfahren nach Punkt 3, gekennzeichnet dadurch, daß die Behandlung
mit dem Chelatbildner in einem vorgelagerten Reaktor oder in der Zuführungsleitung erfolgt.
6. Verfahren nach Punkt 1 und 3, gekennzeichnet dadurch, daß
Mikroorganismensuspensionen mit dem Chelatbildner bei lährstoffüberschuß
und Sauerstoffzufuhr in der logarithmischen Wachstumsphase kultiviert werden.
7. Verfahren nach Punkt 6, gekennzeichnet dadurch, daß die ilikroorganismensuspension
mit dem Chelatbildner diskontinuierlich unter sterilen Bedingungen gehalten wird.
8. Verfahren nach Punkt 1 und 5, gekennzeichnet dadurch, daß die Stoffe in den enzymatischen Reaktor intermittierend zugegeben
v/erden.
9. Verfahren nach Punkt 1, gekennzeichnet dadurch, daß in den enzymatischen Reaktor Biomasse eingeleitet wird, die in einem
Adsorptions- oder Belüftungsreaktor organische Stoffe aufgenommen hat, und die Biomasse nach der enzymatischen
Behandlung in den Adsorptions- oder Belüftungsreaktor zurückgeführt wird.
10. Verfahren nach Punkt 1, gekennzeichnet dadurch, daß in den
enzymatischen Reaktor Biomasse eingeleitet wird, die Phosphat im Überschuß gespeichert hat.
11. Verfahren nach Punkt 1 und 1o, gekennzeichnet dadurch, daß
in den enzymatischen Reaktor Biomasse eingeleitet wird, die in einem Belüftungsreaktor Phosphat im Überschuß aufgenommen
hat, und die Biomasse nach der enzymatischen Behandlung in den Belüftungsreaktor zurückgeführt wird.
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