DE3433339C2 - Zellmembran-Proteine enthaltende Arzneimittel zur Behandlung von Autoimmunkrankheiten und Verfahren zu ihrer Herstellung - Google Patents
Zellmembran-Proteine enthaltende Arzneimittel zur Behandlung von Autoimmunkrankheiten und Verfahren zu ihrer HerstellungInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf neue Arzneimit
tel für Behandlung und Prophylaxe von Autoimmun-Krankheiten,
die immunogenes Material aus Membranen bestimmter
Autoimmun-Lymphozyten-Zellinien oder Druck-aktivierte
Zellen enthalten Anspruch 1-3 und ein Verfahren
zu deren Herstellung.
Die Grundlage der Prophylaxe von Autoimmun-Krankheiten ist
die Impfung mit Membranprotein-enthaltenden Präparaten aus
Autoimmun-T-Zellinien, die bestimmte T-Zell-Rezeptoren enthalten
oder die Verwendung von Druck-aktivierten Zellen. Ferner
stellt die Erfindung ein Verfahren zur Herstellung eines sol
chen aktiven Zellmembran-Materials und zur Zellaktivierung
bereit sowie Arzneimittel, die diese als Wirkstoff enthalten.
Die Ursache für Autoimmun-Krankheiten sind endogene Lympho
zyten, die normale Bestandteile des Organismus angreifen.
Die Erfinder hatten besonders Autoimmun-T-Zellinien als Langzeit-
Zellinien gezüchtet, die eine Reihe experimenteller Autoimmun-
Krankheiten hervorrufen (vgl. Referenzen 1 bis 9).
Durch die so erhaltenen verhältnismäßig reinen Autoimmun-
Zellkulturen wurde die Erforschung der Pathogenese erleich
tert, der Trägerstatus der Autoimmunität aufgedeckt und es
wurden Mittel zur Impfung gegen die Autoimmunität und zur
Behandlung derselben bereitgestellt (vgl. Referenzen 5 bis 9).
Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf neue Präparate zur
Verwendung bei Prophylaxe und Behandlung von Autoimmun-Krank
heiten. Als aktiven Wirkstoff enthalten die genannten Präpa
rate bestimmte Membrankomponenten spezifischer Autoimmun-T-
Lymphozyten oder Druck-aktivierte Zellen. Weiterhin bezieht
sich die Erfindung auf ein Verfahren zur Gewinnung dieser
Membrankomponenten aus den genannten Lymphozyten, auf die Druck-Aktivie
rung solcher Lymphozyten und auf die Herstellung von Impf
stoffen und Arzneimitteln, die diese Membrankomponenten oder
Lymphozyten enthalten.
Ein gemeinsames Merkmal der Autoimmun-Krankheiten ist, daß sie
durch einen Angriff des Immun-Systems auf Organismus-eigene
Gewebe verursacht werden. Grundsätzlich treten bei allen Auto
immun-Krankheiten Autoimmun-Lymphozyten auf, die spezifisch
bestimmte Ziel-Antigene des Organismus erkennen. Zu den Auto
immun-Krankheiten gehören rheumatische Arthritis, Multiple
Sklerose, einige Formen von Diabetes mellitus sowie Thyroidi
tis. Bislang gab es keine spezifische Art der Therapie gegen
diese Krankheiten.
Es ist möglich geworden, T-Lymphozyten als Langzeit-Zellinien
zu züchten, die in Labortieren Autoimmun-Krankheiten verursachen.
Zu diesen Krankheiten gehören Encephalomyelitis, Arthritis sowie
Thyroiditis.
Es hat sich herausgestellt, daß solche Zellen als Wirkstoffe
bei der Impfung gegen die genannten spezifischen Autoimmun-
Krankheiten verwendet werden können: Dazu wurden diese Lympho
zyten so attenuiert, daß sie keine Autoimmun-Krankheit ver
ursachen können und injiziert. Es wurde gefunden, daß solche
Impfungen die Tiere immun oder weniger sensitiv (die Krank
heit war weniger ernst) gegenüber diesen Krankheiten machen.
Außerdem wurde gezeigt, daß kranke Tiere durch die Verabrei
chung der genannten Zellen wirkungsvoll behandelt werden
können.
Erfindungsgemäß werden Arzneimittel bereitgestellt, die als
Wirkstoff Membran-Material spezifischer, bestimmter T-Zell
rezeptoren tragender Autoimmun-T-Zellinien enthalten. Außerdem
wird durch die Erfindung ein neues Verfahren zur Produktion
und Isolierung der genannten Membran-Komponenten bereitgestellt,
bei dem die T-Lymphozyten einem hohen hydrostatischen Druck
ausgesetzt wurden und dieser Druck allmählich entlastet wur
de, wodurch wirkungsvoll das Ausscheiden von biologisch hoch
aktiven Membran-Komponenten verursacht wurde. Eine andere
Möglichkeit ist die Druck-Aktivierung dieser Zellen. Dabei
werden sie einem hydrostatischen Druck unterworfen, der all
mählich entlastet wird.
Typische Bedingungen für das Ausscheiden von aktivem Membran
material sind Drücke von etwa 500-1500 bar, die allmählich
innerhalb von 5 Minuten aufgebaut werden, auf ihrem höchsten
Niveau etwa 10 bis 45 Minuten gehalten werden und allmählich
innerhalb von 5 bis 15 Minuten wieder entlastet werden.
Die Druckaktivierung von Zellen wird dadurch erreicht, daß
diese Zellen einem während 5 Minuten aufgebauten Druck von
500 bis 1000 bar ausgesetzt werden, dieser Druck etwa 5 Minu
ten aufrechterhalten wird und danach während etwa 5 Minuten
wieder entlastet wird.
Es findet so gut wie kein Ausscheiden von Membran-Komponen
ten statt, aber die Zellen werden aktiviert. Dies erfolgt
wahrscheinlich durch eine laterale Verschiebung von Membran-
Bestandteilen. Sowohl die ausgeschiedenen Komponenten als
auch die Druck-aktivierten Zellen können als Wirkstoff für
die erfindungsgemäßen Impfstoffe verwendet werden. Bei der
Druck-Aktivierung behalten die Zellen ihre vollständige Lebens
fähigkeit.
Die so erhaltenen Substanzen enthalten etwa 10⁷ bis 10⁸ akti
vierte Zellen oder Material aus einer gleichen An
zahl von Zellen. Zur Impfung von Menschen werden Mengen der
Größenordnung von etwa 0,01 mg bis 3 mg dieser Substanzen ver
wendet (ausgeschiedenes Protein oder aktivierte Zellen). Die
Impfung wird in einem Abstand von etwa 2 Wochen zweimal durch
geführt.
Derartige Immunisierungen sind bei der Prophylaxe und der Be
handlung gewisser Autoimmun-Krankheiten wirksam.
Die Lymphozyten werden in einem geeigneten Puffer suspendiert,
in einen Gasphase-freien Druckbehälter eingebracht, in dem mit
einer Preßvorrichtung ("French Press") wie vorstehend beschrie
ben ein Druck erzeugt wird.
Die entstandene Zellsuspension wird bei etwa 1500 Upm zentri
fugiert. Der erhaltene Überstand wird zur Sedimentation der
Membran-Fragmente 1 Stunde bei etwa 100 000 g ultrazentrifu
giert.
Es wurden spezielle in vitro-Autoimmun-T-Zellinien entwickelt
(vgl. Referenzen 1 bis 9). In Tabelle I sind drei experimen
telle Autoimmunkrankheiten zusammengefaßt, die mit diesen
T-Lymphozyten-Zellinien in Verbindung stehen.
Die experimentelle Autoimmun-Encephalomyelitis (EAE) kann in
genetisch susceptiblen Rattenstämmen durch Immunisierung die
ser Ratten mit basischem Myelin-Protein (BP) (vgl. Referenz 10) ak
tiv induziert werden. Gewöhnlich manifestiert sich EAE als
akute Krankheit mit den Symptomen der Paralyse und der zellu
lären Infiltration in der weißen Substanz des Zentralen Ner
ven-Systems. Unbehandelte Ratten erholen sich gewöhnlich in
nerhalb von 2 oder 3 Tagen spontan von akuter EAE und sind
dann resistent gegenüber weiteren Versuchen der Induktion ak
tiver EAE (vgl. Referenz 2). Chronische oder rückfällige EAE
kann ebenso unter bestimmten Bedingungen induziert werden
und gleicht dann in vielen Merkmalen der menschlichen Multiplen
Sklerose.
Experimentelle Autoimmun-Thyroiditis (EAT) kann in genetisch
suszeptiblen H-2-Mäusen durch Immunisierung dieser Mäuse gegen
Maus-Thyroglobulin (Tg) in einem Adjuvant induziert werden
(vgl. Referenz 11). EAT wirkt sich als chronische Entzündung
der Schilddrüse aus. EAT-resistente Mäusestämme können hohe
Titer von anti-Tg-auto-Antikörpern bilden. Anscheinend ist EAT
ein Modell für die beim Menschen nichht ungewöhnliche Autoimmun-
Thyroiditis (Hashimoto′s Thyroiditis).
Die Adjuvant-Arthritis (AA) unterscheidet sich von EAE und EAT
dadurch, daß sie in Ratten nicht durch Immunisierung dersel
ben gegen ein definiertes Eigen-Antigen sondern gegen Myco
bacterium tuberculosis (Tb) in vollständigem Freund′s Adjuvant
induziert wird (CFA; vgl. Referenz 12). Etwa 2 Wochen nach
der Inokulation entwickeln genetisch suszeptible Ratten eine
subakute Polyarthritis mit Merkmalen, die sehr an die mensch
liche rheumatische Arthritis erinnern. Es wurde vermutet, daß
Typ II-Kollagen das Ziel-Eigen-antigen bei AA ist, denn
Arthritis kann durch die Immunisierung gegen dieses Antigen
induziert werden (vgl. Referenz 13). Neuere Ergebnisse jedoch
weisen darauf hin, daß AA und Typ II-Kollagen-Arthritis ver
schiedene Krankheiten sein können (vgl. Referenzen 14 und 15).
Tabelle I veranschaulicht außerdem, daß ähnliche Autoimmun-
Krankheiten durch die Inokulation von Antigen-spezifischen Zell
inien induziert werden können. Einzelheiten über Wachstum und
Erhaltung der Zellinien und die Verursachung der Krankheit sind
veröffentlicht worden (vgl. Referenzen 1 bis 5). Das Wesentliche der
Methode ist die Behandlung von Tieren mit einem bestimmten
Antigen und die Auswahl der spezifisch reagierenden Zellen aus
einer Kultur mit dem selektierenden Antigen zusammen mit
syngenetischen, bestrahlten Hilfszellen. Die Antigen-präsentie
renden Hilfszellen müssen zumindest in einem Teil des Haupt-
Histokompatibilitäts-Komplex (MHC) syngenetisch sein, um die
proliferative Antwort der Zellinien-Zellen auszulösen (vgl.
Referenzen 3 und 4). Die ausgewählten Zellinien-Zellen werden
dann in eine Kultur mit konditioniertem Medium, das kein Anti
gen und keine Hilfszellen enthält, überführt. Stabile Zell
inien, die Autoimmun-Krankheiten übertragen können, sind alle
positiv für die üblichen T-Zell-Marker (Thy 1 bei Mäusen oder
W3/13) und für die Marker der Helfer-Zellen der verspäteten
Form der Hypersensitivität (Lyt-1 oder W3/25) und enthalten einige
oder keine für den Lyt-2- oder OX8-Marker der cytotoxischen
oder Suppressor-T-Zellen positive Zellen. Keine Zellinien-
Zellen sind positiv für Ig-Marker. Zur Übertragung der Krank
heit muß die T-Lymphozyten-Zellinie durch Inkubation mit spe
zifischem Antigen von T-Zell-Mitogenen aktiviert werden, be
vor die Inokulation in die Empfänger-Tiere erfolgt. Eine einzi
ge Inokulation von etwa 10⁴ bis 10⁵ anti-BP- oder anti-Tg-
Zellen kann in verhältnismäßig kurzer Zeit zu den klinischen
und pathologischen Anzeichen deutlicher EAE oder EAT führen.
Um AA hervorzurufen, werden höhere Zellinien-Zellzahlen (10⁷)
und verhältnismäßig starke Bestrahlung der Empfänger-Tiere
(750 R) benötigt. Wenn die Krankheit auftreten soll, müssen die
Empfänger in einem Teil des MHC syngenetisch mit den Zell
linien-Zellen sein. Die charakteristischen Autoimmun-Verletzun
gen gehen einher mit einer immunologisch spezifischen Akkumu
lation von Zellinien-Zellen im Zielorgan. Es gibt keine
Hinweise für die Mitwirkung von Auto-Antikörpern
bei der Krankheit, die von den T-Lymphozyten-Zellinien-Zellen
hervorgerufen wird.
Außerdem wurden erfolgreich Encephalomyelitis-oder Arthritis-
Zellen cloniert; die anti-BP-Clone waren etwas weniger viru
lent als ihre elterlichen Zellinien während ein anti-Tb-Zellclon
isoliert wurde, der viel virulenter war als die elterliche
Zellinie.
Die Verwendung von Zellinien-Zellen als spezifischem Impfstoff
zur Induktion der Resistenz gegen Autoimmun-Krankheiten ist
in Tabelle II zusammengefaßt.
Ratten oder Mäusen wurden intravenös aktivierte Zellinien-Zellen inoku
liert (anti-BP, 5×10⁶; anti-Tg, 5×10⁶; anti-Tb, 2×10⁷), einige
davon waren durch Bestrahlung behandelt worden (1500 R). Kontrolltieren
wurden Zellinien-Zellen gegen nicht-interessierende Antigene inokuliert.
2 bis 4 Wochen später wurden die Tiere einem Immunitätstest unterzogen,
bei dem versucht wurde, aktive Autoimmun-Krankheiten zu induzieren.
Anti-BP-Zellinien-Zellen konnten infolge von Bestrahlung oder
Behandlung mit Mitomycin C nicht mehr EAE hervorrufen. Eine ein
zige intravenöse Inokulation von auf diese Weise attenuierten
Zellinien-Zellen führte jedoch bei etwa 65% der Ratten, die
aktiv durch Immunisierung mit BP/CFA induziert wurden, zur
Resistenz. Bei ersten Versuchen waren die Ratten noch suszeptibel
für durch passiven Transfer von anti-BP-Zellinien-Zellen her
vorgerufene EAE. Daher wurde vermutet, daß der Resistenz
mechanismus weniger wirksam gegenüber vorgeformten Wirkungen
oder Zellen ist, als gegenüber differenzierenden Zellen
(vgl. Referenz 7). Kürzlich wurde jedoch beobachtet, daß
sowohl durch positiven Transfer von Zellinien-Zellen verursach
te EAE als auch aktive EAE mit Hilfe von Druck-behandel
ten Zellen verhindert werden kann. Dagegen verhindert eine
einzige intravenöse Inokulation attenuierter anti-Tg-Zell
inien-Zellen nicht nur vollständig aktive EAT, die durch
Tg/CFA induziert wurde, sondern sie schützt auch vor durch
Inokulation aktiver anti-Tg-Zellinien-Zellen vermittelter EAT.
Damit ist die Resistenz gegenüber Autoimmun-Krankheiten im
allgemeinen nicht auf die frühen Stadien der Differenzierung
beschränkt, sondern kann auch die Effektor-Phase der Krankheit
umfassen.
Es wurde gefunden, daß Autoimmun-Zellinien-Zellen Wirkstoffe
für Prophylaxe und Behandlung experimenteller Autoimmunität
sind. Dieser Befund ist hilfreich für den Umfang mit klini
schen Autoimmun-Kranheiten, also für Krankheiten, für die es
keine spezifische Form der Therapie gibt. Obwohl die klinische
Anstrengung eher im Bereich der Behandlung als der Prophylaxe
liegen muß, ist dieser Unterschied in der Praxis möglicher
weise nicht entscheidend. Ernsthafte Autoimmun-Krankheiten
sind häufig progressiv oder mit Rückfall verbunden und schon
die Prophylaxe der Ausbildung neuer Wellen von Autoimmun-
Lymphozyten kann eine wirkungsvolle Therapie sein.
Fig. 1 veranschaulicht die Linderung von AA durch eine ein
zige Inokulation von Zellinien-Zellen. In diesem Experiment
wurden Gruppen von Ratten, die an aktiv induzierter AA er
krankt waren, mit spezifischen anti-Tb-Zellinien-Zellen oder
mit Kontroll-Zellinien-Zellen behandelt. Die mit spezifischen
Zellinien-Zellen behandelten Ratten zeigten eine weniger
ernste Krankheit und eine beschleunigte Remission.
Eine andere Überlegung ist die Identifizierung und Nutzbar
machung von Eigen-Antigenen, gegen die die Autoimmun-Lympho
zyten-Zellinien selektiert werden sollen. Häufig sind die
Eigen-Antigene unbekannt oder nur sehr begrenzt zugänglich.
Dennoch läßt das AA-Modell vermuten, daß es möglich ist,
durch Verwendung von Gemischen nur wenig definierter Anti
gene, die sogar aus fremden Quellen erhalten sein können,
entsprechende Zellinien zu schaffen. Warum oder wie sich spe
zifische virulente Autoimmun-Lymphozyten unter solchen Be
dingungen entwickeln können ist rätselhaft.
Es kann vorteilhaft sein, die Therapie mit subzellulärem Ma
terial aus Zellinien-Zellen oder mit Zellen verstärkter Anti
genizität auszuführen und es wurde gefunden, daß Membran
proteine wirkungsvoll verwendet werden können. Membran
proteine von Zellinien-Zellen wurden mit einer neuen Methode
hergestellt, die früher zur Isolierung von Blutgruppen-Anti
genen menschlicher Erythrocyten verwendet wurde. Die Me
thode beruht auf der Hypothese, daß die Gleichgewichts-Posi
tion von Membranproteinen nach Verfestigung des Membran-Lipid-
Bilayers zum wäßrigen Bereich verschoben wird und, daß bei
hoher Lipid-Zähflüssigkeit Proteine ausgeschieden werden. Im
allgemeinen hat jedes in der Membran integrierte Protein eine
definierte Lipid-Zähflüssigkeits-Schwelle, bei der es aus der
Membran ausgeschieden wird.
Die wirksamste Methode der Hyper-Verfestigung von Membranen
ist die Anwendung von hydrostatischen Drücken (500 bis
1500 bar), die durch Vorbehandlung mit Cholesterol unter
stützt werden kann. Im allgemeinen überleben Zellen eine
solche Behandlung und das ausgeschiedene Material kann
durch Zentrifugation größenabhängig fraktioniert werden. Das
nach einstündiger Zentrifugation bei 100 000 g im Überstand
verbleibende Material kann als isoliertes Protein oder als
kleine Aggregate davon betrachtet werden. Das Präzipitat
dieser Zentrifugation besteht aus Membran-Fragmenten und
großen Protein-Aggregaten. Im allgemeinen behalten lösliche
Membran-Proteine, im Gegensatz zu in an sich bekannter Weise
durch die Verwendung von Detergentien isolierten Membran-
Proteinen, ihre Aktivität.
Die Fähigkeit zur Immunisierung gegen Autoimmun-Krankheiten
wurde für die folgenden Fraktionen gefunden:
- I. Druck-aktivierte Zellen (vermutlich durch laterale Um lagerungen und vertikale Verschiebungen der spezifischen Antigen-Rezeptoren),
- II. ausgeschiedene lösliche Proteine,
- III. Membranfragmente.
Tabelle III zeigt, daß Membranfraktionen, die durch die Druck
methode isoliert wurden, immunologisch spezifisch die Reak
tion von Autoimmun-Zellinien-Zellen mit dem entsprechenden
Antigen inhibierten.
Membranfraktionen aus A2- (Arthritis) und Z1a- (Encephalo
lyelitis) Zellinien-Zellen wurden durch die Druckmethode
(1000 bar) gewonnen und 50 µg/ml wurden für die prolifera
tiven Antworten auf spezifische Antigene der intakten Zell
inien-Zellen verwendet. Die Inhibition in Prozent wurde
durch Vergleich der Reaktion in Gegenwart der Membranfrak
tionen aus den spezifischen Zellinien-Zellen mit der Reaktion
in Gegenwart anderer Zellinien-Zellen-Membran-Fraktionen
berechnet.
Die mit Druck-aktivierten Zellen ausgeführten Experimente
ergaben praktisch identische Resultate.
Beispielsweise inhibierte die aus der anti-BP-Zellinie Z1a
gewonnene Membran-Fraktion die Reaktion von intakten Z1a-Zell
inien-Zellen auf BP; sie inhibierte nicht die Reaktion von
Arthritis-hervorrufenden A2-Zellinien-Zellen auf deren Anti
gen. Im Gegensatz dazu inhibierte die Membranfraktion aus
Arthritis-hervorrufenden A2-Zellen die Antwort auf intakte
A2-Zellinien-Zellen aber nicht auf Z1a-Zellinien-Zellen. Diese
Ergebnisse weisen darauf hin, daß die Membranfraktionen bio
logisch aktive Rezeptoren für Eigen-Antigene enthalten.
Abb. 2 zeigt die Ergebnisse eines Experimentes, bei
dem Ratten 2 Dosen von jeweils 0,5 µg Membran-Fraktion aus
Z1a-Zellinien in wöchentlichen Abständen verabreicht wurde
und bei dem 2 Wochen später aktive EAE in den Ratten indu
ziert wurde. Aus der Abbildung kann entnommen werden, daß
die Ratten, die mit der Membran-Fraktion behandelt wurden,
im Vergleich zu den Kontroll-Ratten nur an einer sehr
milden Paralyse litten. Der Verlauf der Krankheit konnte also
merklich durch die Verwendung spezifischer Membran-Fraktionen
gelindert werden. Tabelle IV zeigt die Resultate der Impfung
von Ratten mit Druck-aktivierten anti-BP-Zellinien-Zellen.
Lewis-Ratten wurden intraperitoneal anti-BP- oder Kontroll-
Zellinien-Zellen (5×10⁶ pro Woche, viermal) verabreicht,
die durch hydrostatischen Druck aktiviert worden waren
(1150 bar, 15 Minuten). Eine Woche später wurden die Tiere
einem Immunitäts-Test mit BP/CFA unterworfen, bei dem aktive
EAE induziert werden sollte.
Aus Tabelle IV geht hervor, daß die Ratten, die mit den
Kontroll-Zellinien-Zellen behandelt wurden suszeptibel für EAE
waren, wogegen Ratten, die mit Druck-aktivierten, spezifischen
anti-BP-Zellinien-Zellen behandelt waren, vollständig resis
tent gegenüber EAE waren. Außerdem waren sie resistent ge
genüber durch intakte anti-BP-Zellinien-Zellen vermittelte
EAE.
Beispiele von Autoimmun-Krankheiten, die mit Membran-Proteinen
aus Autoimmun-Zellinien behandelt werden können:
Die Figuren erläutern die Erfindung.
In 20 Lewis-Ratten wurde durch Inokulation von CFA die aktive
Adjuvants-Arthritis induziert. 5 Tage nach dem Ausbruch der
klinischen Arthritis (Pfeil, Tag 16) wurde eine Gruppe von
10 Ratten durch eine einzige intravenöse Inokulation akti
vierter anti-Tb-Zellinien-Zellen behandelt (geschlossene
Kreise). Eine zweite Gruppe von 10 Ratten wurde mit Zellen
einer Kontroll-Zellinie behandelt (offene Kreise). Die
mittlere Häufigkeit des Auftretens von Arthritis wurde wie
in Referenz 5 beschrieben bestimmt.
Im Abstand von 1 Woche wurden Ratten Membran-Fraktionen aus
Z1a-Zellinien-Zellen verabreicht (0,5 µg, erhalten durch
die Druck-Methode). 2 Wochen später wurden die Tiere einem
Immunitätstest mit einer encephalogenen EAE-Dosis unterworfen.
Die klinische Trefferquote bei den Testratten wird durch
die offenen Kreise angegeben, die bei den Kontrollratten
durch geschlossene Kreise. Klinische Trefferquote: 1=mild;
2=mäßig; 3=ernst.
Es wurden Zellen einer T-Lymphozyten-Zellinie gegen das basi
sche Myelin-Protein verwendet (Z1a-Zellinie). In Ratten indu
zieren diese Zellen die experimentelle Autoimmun-Encephalitis
(EAE). In eine sterile Druckkammer wurden 6×10⁸ Zellen, sus
pendiert in 2,5 ml Phosphat-gepufferter Kochsalzlösung
(pH 7,2 (PBS)), eingebracht. Zum Ausschluß von Gasblasen wur
de der Deckel direkt auf die Oberfläche der Lösung aufge
bracht. Mit einer Presse ("French Press") wurde innerhalb von 15 Minuten all
mählich ein Druck von 1000 Atmosphären aufgebaut und etwa
45 Minuten lang aufrechterhalten. Der Druck wurde dann lang
sam wieder während 15 Minuten auf Atmosphärendruck reduziert.
Dann wurden die Zellen in ein Teströhrchen überführt, bei
1500 Upm abzentrifugiert und das Präzipitat wurde abge
trennt. Die Zellüberlebensrate wurde mit Trypan-blau-
Färbung getestet und betrug mehr als 90%. Danach wurde der
Überstand 1 Stunde bei 100 000 g ultrazentrifugiert. Der
Überstand (ungefähr 600 µg Protein in 2 ml PBS) wurde gesam
melt und bei den in vitro und in vivo-Funktions-Experimen
ten wie nachstehend beschrieben, verwendet.
Im in-vitro-Experiment wurden Zellen der Zellinie Z1a durch
Zugabe ihres spezifischen Antigens (0,2 µg/ml, basisches
Myelin-Protein) zur Proliferation angeregt.
Die Zellproliferations-Rate wurde durch Zählungen der
Zerfälle eingebauten, radioaktiven Thymidins pro Minute ge
messen. Durch Zugabe von 30 µg/ml der ausgeschiedenen Pro
teine (siehe oben) wurde die Zell-Proliferation um 50 bis 60%
reduziert. Wenn 30 µg/ml von anderen T-Zellinien-Zellen aus
geschiedene Proteine (auch von Arthritis) verwendet wurden,
wurde kein Effekt auf die Zell-Proliferation beobachtet.
Typische Ergebnisse eines solchen Experimentes sind in Ta
belle III gezeigt und weisen darauf hin, daß das Material, das
während der Druck-Aktivierung aus der Zelloberfläche ausge
schieden wurde, einen spezifischen Rezeptor für das induzie
rende Antigen enthält. Dieses Material kann zur Immunisie
rung gegen den Rezeptor verwendet werden. Dies führt zur
partiellen oder vollständigen Eliminierung der Autoimmun-
Krankheit. Ein solches Experiment wird nachstehend beschrie
ben.
Ratten wurden zunächst im Abstand von 1 Woche zweimal durch
Inokulation von 0,5 µg löslichen Proteinen, die nach der
Druckbehandlung aus den Z1a-Zellinien-Zellen ausgeschieden
wurden, immunisiert. 2 Wochen später wurden die Ratten
einem Immunitätstest mit BP-Antigen in Adjuvants unterworfen.
Nach 14 Tagen trat bei allen Ratten der Kontrollgruppe
schwere EAE auf, während die vorbehandelten Ratten nur eine
leichte EAE zeigten. Typische Profile für den Immunitäts
test mit einer encephalitogenen BP-Dosis werden in Fig. 2
gezeigt. Wiederum hatte die Vorbehandlung mit Proteinen,
die unter Druck aus einer nicht verwandten Zellinie (Arthri
tis) ausgeschieden wurden, keine Auswirkung auf die Ent
stehung von EAE.
1. A. Ben-Nun, H. Wekerle, I. R. Cohen, Eur. J. Immun. 11,
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Claims (7)
1. Arzneimittel für Prophylaxe und Behandlung einer
Autoimmun-Krankheit, gekennzeichnet durch einen Gehalt
an Membran-Proteinen, die aus der Zellmembran von
Autoimmun-T-Lymphozyten ausgeschieden wurden, oder
einen Gehalt an Druck-aktivierten Autoimmun-T-
Lymphozyten als Wirkstoff, sowie an üblichen Träger-,
Hilfs- und Zusatzstoffen.
2. Arzneimittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die Membran-Proteine die Fraktion sind, die man als
Überstand erhält, wenn man eine Suspension mit T-
Lymphozyten, aus denen Membran-Proteine ausgeschieden
wurden, ultrazentrifugiert.
3. Arzneimittel nach Anspruch 1 oder 2, dadurch
gekennzeichnet, daß die Membran-Proteine bzw. die
Druck-aktivierten Autoimmun-T-Lymphozyten aus Autoimmun-
T-Lymphozyten erhalten wurden, die spezifisch sind für
Multiple Sklerose, Thyroiditis, Diabetes (Typ I),
Ankylotische Spondylitis oder Rheumatische Arthritis.
4. Verfahren zur Herstellung und Reinigung von
Zellmembran-Protein-Präparaten aus Autoimmun-T-
Lymphozyten, dadurch gekennzeichnet, daß man eine aus
einem erkrankten Patienten erhaltene spezifische T-
Lymphozyten-Zellinie in einem geeigneten Puffer einem
hohen hydrostatischen Druck aussetzt, diesen allmählich
wieder entlastet, die Zellfragmente abzentrifugiert,
den Überstand ultrazentrifugiert und den dabei
erhaltenen Überstand entnimmt.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß
ein Druck von 500 bis 1500 bar in einer geeigneten
Vorrichtung erzeugt wird und, daß der Druck allmählich
entlastet wird.
6. Verfahren zur Herstellung von Druck-aktivierten
Autoimmun-T-Lymphozyten, dadurch gekennzeichnet, daß
man die Lymphozyten einem allmählich ansteigenden
hydrostatischen Druck von 500 bis 1000 bar aussetzt,
den Druck für eine bestimmte Zeitspanne aufrechterhält
und allmählich wieder entlastet, wobei diese
Bedingungen zur Zellaktivierung ausreichen, aber nicht
zur Ausschaltung von Membran-Proteinen führen.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß
die verwendeten Lymphozyten aus einem an einer
Autoimmun-Krankheit erkrankten Patienten stammen.
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