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Verfahren zur Herstellung von Formlingen öder Zusammenballungen aus
der Rohmasse für die Zementfabrikation. Die Erfindung bezieht sich auf ein Herstellungsverfahren
für Ziegel oder andere Formlinge, z. B. sogenannte Eierbrikette, oder für Zusammenballungen
beliebiger Art aus Zementrohmasse zum nachfolgenden Brand in. Schachtöfen, aber
auch in Drehöfen. Bisher wurden diese Formlinge aus mit Wasseruntermischtem, gemahlenem
Rohmehl in Pressen zu Steinen verpreßt oder zu Briketten gewalzt, um dann gewöhnlich
nach Vortrocknung in Schachtöfen zum Brennen entweder von Hand oder ma= schinell
eingesetzt zu werden. Auch konnten Zusammenballungen anderer Art vorgenommen wer
len, beispielsweise, indem die Rohmasse ebenfalls unter Anfeuchtung oder auch als
Schlamm in Filterpressen, Ziegelstrangpressen u. dgl. zusammengeballt wurde. Nachteilig
hierbei ist, daß die so hergestellten Formlinge leicht zum Zerfallen neigen. Hierdurch
erwachsen nicht nur unnötige Verluste an Kosten und Masse, sondern der entstehende
sogenannte Mulm beeinträchtigt den Ofenzug und damit den Brand, wozu noch kommt,
daß die Ofenabgase den sich bildenden Staub mit sich ins Freie führen.
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Die Erfindung bezweckt möglichst haltbare Formlinge oder Zusammenballungen
dadurch zu erzielen, daß man der Rohmasse Tieftemperaturteer beimengt. - Man hat
zwar bereits Feinerze mit staubförmigem Anthrazit, fein verteilter tierischer Kohle
und flüssigen oder festen Kohlenwasserstoff enthaltenden Teilen, wie Steinkohlenteer,
vermengt. Dieses Gemisch hat man dann in Form von Klumpen oder Briketten unter Druck
erhitzt. Diese Brikette wurden später in Hochöfen verhüttet, und es kommt hier led:glicii
darauf an, daß sie möcl'chst porös sind, damit die reduzierenden Gase bis ins Innere
eindringen können. Daher dürfen solche Erzbrikette keine Schmelzkruste haben.
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Die Erfindung bedient sich dagegen der Beimengung von Tieftemperaturteer
für die Zwecke der Zementfabrikation. Hierbei bedürfen die Formlinge nicht der für
Erzbrikette nötigen Porosität, da eine Berührung dc r heißen Gase mit den inneren
.Teilen der Zementrohmasseformlinge unnötig ist. Bei der Zementfabrikation kommt
es nur darauf an, den Formlingen auf die zur Sinterung erforderliche Temperatur,
etwa r 5oo bis z6oo °, zu erhitzen, wozu der Tieftemperaturteer infolge seines höhen
Heizwertes vorteilhaft beiträgt. Diese Mischung von Tieftemperaturtecr zu der Zementrohmasse
hat den weiteren Vorteil, daß die Formlinge sich verhältnismäßig rasch herstellen
lassen, gut zusammenballen und wenig Mulm aufweisen. Hierzu kommt noch, daß die
während des Brandes entstehenden Abga--e durch den destillierenden Teer ölhaltig
sind, und daß die Öldämpfe etwa sich bildenden Mulm derart binden, daß er wieder
zusammengeballt wird und von den Abgasen nicht ins Freie gerissen werden kann.
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Nun ist es zwar bekannt, trocken oder naß vermahlener Zementrohmasse
fein vermahlenen Brennstoff beizumengen, wobei auch Tcer, besonders Schiffsteer,
zugefügt werden kann.
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Dieser Teer bildet bekanntlich eine bei gewöhnliP-her Temperatur so
gut wie nicht flüssige außerordentlich zähe Masse..
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Diese muß erst auf eine hohe Temperatur
gebracht werden,
damit sie leicht flüssig wird, weil anderenfalls eine Mischung mit dem vermahlenen
Rohmaterial unmöglich wäre. . Tieftemperaturteer hingegen bildet auch bei gei wöhnlicher
Temperatur eine leicht flüssige Masse, di.: sich weit eher zur- eimischuug zu den
Zementformlingen bzw. zu der hierfür verwendeten Rohmasse eignet.
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Ein weiterer Unterschied des gewöhnlichen Teers gegenüber dem Tieftemperaturteer
besteht dar in, daß letzterer sämtliche leicht sich verflüchtigenden Bestandteile
noch enthält, die bei dem gewöhnlichen Teer verbrannt und verlorengegangen sind.
Infolge seiner Dünnflüssigkeit wird der Tieftemperaturteer in die Poren leicht eingesaugt
und mit ihm die flüchtigen Bestandteile. Bei dem Brande werden letztere zunächst
wieder ausgetrieben, machen a'so den Formling porös, wobei der Tieftemperaturteer
eine feste Bindung des Formlings aufrecliterhäl£ Ist cs an sich auch nicht erforderlich,
den Formling porös zu machen, wie z. B. bei Erzbriketten, bei denen die reduzierenden
Gase bis ins Innere treten, so erleichtert die durch das Entweichen der flüchtigen
Bestandteile entstehende Porosität doch-vorrehmlich bei der sich dabei entwikkelnderi
Temperatur den Brand des Formlings ungemein.
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Zur Durchführung des Verfahrens kann der Teer entweder in der ganzen
Masse der Formlinge gleichmäßig verteilt werden, oder aber es können die Formlinge
bzw. Zusammen-Ballungen äußerlich mit Te°r bestrichen oder in ihm gewälzt werden.
In sämtlichen Fällen kann der Formling eiw r mehr oder weniger starken Pressung
unterworfen werden. Wird der Teer mit der Rohmasse vermengt, bedient man sich hierbei
mit Vorteil der sogenannten Mischschnecken, in denen der Teer in an sich bekannter
Weise in Tropfenform der Masse zuläuft, während die Mischschnecke eine innige Durcheinanderknetung
vornimmt. Selbstverständlich braucht nicht der Teer der Rohmasse zuzulaufen, sondern
es kann auch der umgekehrte Fall eintreten. Soll lediglich eine Benetzung von außen
stattfinden, kann der Teer beispielsweise über schräg- gelagerte, ruhende oder bewegte
Flächen laufen, über die die Zusammenballungen herabrollen, oder über die die Formlinge
von Hand oder maschinell gekantet werden. Auch können die Formlinge durch in Teer
tauchende, zweckmäßig umlaufende Bürsten äußerlich damit bestrichen werden.
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Eine besonders vorteilhafte Vorrichtung zur ' Ausführung des Verfahrens
ist schließlich folgende: Die Rohmasse wird zu Kugeln, Eiern oder Walzen geformt
und in geneigt gelagerte sich drehende Rohre eingeführt, auf deren Innenwandungen
Tieftemperaturteer träufelt. Die Formlinge durchwardern dann die Trommel infolge
deren Drehung und Neigung und verlassen sie am Auslaufende mehr oder weniger mit
Teer gemischt und umhüllt. In diesem Falle ist sogar eine vorherige Pressung oder
Zusammenballung der Formlinge nicht notwendig. Die Rohmasse kann den Mischtrommeln
in gleichmäßigem Strom zugeführt werden und bildet mit dem an der Trommekvandung
haftenden Teer von selbst Kugeln, die nach und nach größer werdend, den Auslauf
verlasen, uni unmittelbar in die Schachtöfen zu gelangen.
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Selbstverständlich können die mit Tieftemperaturteer gebildeten Zusammenballungen
auch in Drehöfen gebrannt werden, wenn man auch in diesem Falle die Größe der Zusammenballungen
beschränken wird. Auch hierbei hat das neue Verfahren den außerordentlichen Vorteil
der Staubverminderung und des guten Brandes.