Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren und eine Vor
richtung zum Durchführen des Verfahrens gem. dem Oberbe
griff des Patentanspruches 1, wie sie zum Behandeln von
Flüssigkeiten, insbesondere Entsalzen wäßriger Lösungen
konzipierbar sind.
Es ist allgemein bekannt, daß Flüssigkeiten, insbesondere
wäßrige Lösungen, wie Wasser aller Art für den industriel
len Bedarf, bei vielen Anwendungsfällen praktisch frei von
Salz bzw. deren ionogenen Dissoziationskomponenten sein
müssen.
Zu diesem Zweck werden für die Aufbereitung solcher Flüs
sigkeiten diverse Verfahren angewendet, durch die solche in
Flüssigkeiten gelöste Salze entfernt werden.
So ist es bei der Wasseraufbereitung seit langem bekannt,
durch Adsorption von Ionen an geeigneten Stoffen, bei
spielsweise Ionenaustauschermassen, die im Wasser gelösten
Salze zu entfernen. Dies hat jedoch den erheblichen Nach
teil, daß die sich immer wieder erschöpfenden Austauscher
massen mit gefährlichen Chemikalien, wie Säuren und Laugen,
regeneriert werden müssen. Es kommt auch hinzu, daß im Ver
gleich zur eliminierten Salzmenge eine erheblich größere
Menge dieser Chemikalien aufgewendet werden muß, die mit
dem Abwasser ausgespült wird und eine von der heutigen Ge
sellschaft nicht mehr akzeptierbare Umweltbelastung dar
stellt, so beispielsweise Zerstörung der Biosphäre in den
Oberflächengewässern u. a.m.
Es ist auch bekannt, daß Ionenaustauschermassen mit Hilfe
elektrischer Energie regeneriert werden können. Der prakti
schen Anwendung dieser Methode stand bisher dagegen, daß
der Energieaufwand zur Erzeugung ausreichender Kapazität
für die Abscheidung der Salzionen verhältnismäßig hoch ist,
und daß die apparativen Ausführungen viel zu aufwendig sind
und den technisch-industriellen Anforderungen nicht immer
entsprechen.
Bekannt ist auch ein Verfahren unter dem Namen "Elektrodia
lyse", bei dem eine ionendurchlässige bzw. ionensperrende
Wirkung einer Ionenaustauschermembran genutzt wird, und
zwar dergestalt, daß die Ionen der zu entsalzenden Flüssig
keit bzw. wäßrigen Lösung im elektrischen Feld durch die
Membranen hindurch auseinanderwandern und durch entspre
chende Anordnung dieser Membranen Räume der Salzan- und
Salzabreicherung entstehen. Bei dieser Methode haben sich
sowohl im Verfahren, als auch in seiner apparativen Ausfüh
rung erhebliche Mängel gezeigt. Wenn das Wasser entsalzt
wird, nimmt sein Salzgehalt im Verlauf des Prozesses ab.
Dabei steigt aber der elektrische Widerstand derart an, daß
ein wirtschaftlicher Betrieb für hohe Entsalzungsgrade bei
einem solchen, bekannten Verfahren nicht zu erzielen ist.
Um aber eine Anwendung, wenigstens im Bereich schlechter
Produktqualitäten einer Flüssigkeit zu erreichen, werden
die Membranen mit extrem kleinen Abständen voneinander, oft
von nicht viel mehr als einem Millimeter, angeordnet. Durch
diese enge Anordnung der Membranen zueinander kann zwar der
elektrische Widerstand und damit auch der Energieverbrauch
herabgesetzt werden, indessen steigt für den praktischen
Betrieb der vorrichtungsmäßige Aufwand für die Zu- und Ab
führung der Flüssigkeitsströme von Produkt und Sole erheb
lich, und es steigt auch eine Verschmutzungsanfälligkeit in
den engen Durchgängen zwischen den Membranen, die einen si
cheren Betrieb der Vorrichtung in Frage stellen.
Darüber hinaus ist ein Verfahren zum Entsalzen wäßriger
Lösungen bekannt geworden, bei dem in getrennten Elektroden
kammern unterschiedliche Ionen erzeugt und diese durch ent
sprechende Membranen hindurch in div. Behandlungszonen ge
leitet werden. Die auf diese Weise erzeugten Ionen werden,
ohne in den Flüssigkeitsstrom einzudiffundieren in den Ab
wasserstrom gefördert und mit diesem aus dem Behandlungs
prozeß abgeführt. Auch werden die an der jeweiligen Anode
erzeugten Wasserstoffionen durch Zufuhr von Natriumhydroxyd
(NaOH) neutralisiert, wodurch sie erheblich an Austausch
wirkung verlieren. Die an den Elektrodenräumen angrenzenden
Grenzschichten sind bei diesem bekannten Verfahren derart
ausgeführt, daß sie die an den Elektroden erzeugten Ionen
nicht passieren lassen. Zu diesem Zweck ist der jeweiligen
Kathode eine für Kationen durchlässige Membran welche die
an der Kathode erzeugten Hydroxylionen sperrt zugeordnet,
und es ist an der Anode eine für Anionen durchlässige Mem
bran, welche wiederum die an der Anode erzeugten Wasser
stoffionen sperrt, vorgesehen. Auch werden bei diesem Ver
fahren die aus den Austauscherschichten abwandernden Ionen
nicht durch Ionen verdrängt bzw. ersetzt, die an den Elek
troden vorher erzeugt wurden. Was die den Soleraum bzw. die
Soleräume abschirmenden Grenzschichten angeht, so sind die
se anodenseitig für Anionen und kathodenseitig für Kationen
durchlässig. Dies besagt, daß eine Behandlung der zu ent
salzenden Flüssigkeit mittels an den Elektroden erzeugten
Ionenströmen nicht beabsichtigt und aufgrund der Sperrwir
kung der auf diese Weise angeordneten Membranen auch nicht
durchführbar ist. Um die Ionenströme bei diesem Verfahren
in Gang zu setzen, werden als Elektrolyte in den Elektro
denräumen Salzgemische verwendet, die durch die Elektroden
räume über Zu- und Abläufe gefördert werden, und es werden
die aus der zu behandelnden Flüssigkeit stammenden Kationen
und Anionen in Form einer Salzlösung durch den Kathodenraum
geleitet. Diese Art der Zumischung der Elektrolyte bewirkt,
daß im Anodenraum als Kationen ein Gemisch aus Metallionen
oder Natrium und im Kathodenraum als Anionen ein Gemisch
verschiedenartiger Anionen sich befinden. Bei diesem Ver
fahren und der dazu verwendbaren Vorrichtung wird als Nach
teil angesehen, daß weder auf die den Flüssigkeits
und/oder Ionenströmen angepaßte Anordnung der Grenzschich
ten, noch auf die einzelnen Wegstrecken Rücksicht genommen
wird, wodurch der Ionenstrom durch die jeweilige Behand
lungszone erheblich beeinträchtigt und erhebliche Mengen an
Regenerierflüssigkeiten bzw. Chemikalien für die Behandlung
der Flüssigkeiten benötigt werden (vgl. US-PS 38 69 376).
Hier setzt die Erfindung ein, der die Aufgabe zugrunde
liegt, wäßrige Lösungen ohne Verwendung von Regenerierche
mikalien zu entsalzen, dabei hohe Entsalzungsgrade zu er
reichen und trotzdem den Energieverbrauch niedrig zu halten
und die Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens sowohl
unempfindlich gegen Verschmutzung als auch in einem weiten
Bereich variabler Durchsätze praktikabel und betriebssicher
auszuführen und dabei die Produktqualität und die Ausstoß
leistung über einen weiten Zeitraum unverändert zu erhal
ten.
Gemäß der Erfindung wird diese Aufgabe verfahrenstechnisch
dadurch gelöst, daß das Verfahren nach dem Kennzeichen des
Patentanspruches durchgeführt wird.
Zum Durchführen dieses Verfahrens wird eine Vorrichtung be
nötigt, die aus mindestens einem Gefäß mit in diesem ange
ordneten Reaktionskammern für eine in diesen Kammern zu be
handelnde Flüssigkeit besteht, wobei diese Kammern mit Zu
und Ableitungen für die Flüssigkeit, wie auch einer dieser
Vorrichtung auszuscheidenden Sole ausgestattet sind, und
welche Vorrichtung erfindungsgemäß sich dadurch auszeich
net, daß die Reaktionskammern für die zu behandelnde Flüs
sigkeit als von Ionenaustauschermembranen als Grenzschich
ten gebildeten Kammern ausgeführt und diese Kammern mit je
weils einer Ionenaustauschermasse aufgefüllt sind, daß jede
Ionenaustauschermembrane eine Durchlässigkeit für jeweils
bestimmte Ionen aufweist, für gegensätzlich geladene Ionen
wie auch Flüssigkeit hingegen undurchlässig ausgeführt ist,
daß im Bereich dieser Reaktionskammern Elektrodenkammern
für in diese Kammern eingelegte Elektroden vorgesehen sind,
von denen eine Elektrodenkammer für die Anode der mit einer
Kationenaustauschermasse gefüllten Reaktionskammer und eine
Elektrodenkammer für die Kathode mit einer Anionenaustau
schermasse gefüllten Reaktionskammer zugeordnet ist, und
daß diese Kammern über die als Sperrschichten ausgeführten
Ionenaustauschermembranen allein ionendurchlässig miteinan
der verbunden sind, wie auch an der Reaktionskammer für die
Kationenaustauschermasse kationendurchlässige und an der
Reaktionskammer für die Anionenaustauschermasse anionen
durchlässige Ionenaustauschermembranen vorgesehen sind, und
daß zwischen mindestens je einer mit Kationenaustauscher
masse gefüllten Reaktionskammer und je einer mit Anionen
austauschermasse gefüllten Reaktionskammer eine sie von den
Ionenaustauschermembranen begrenzte Solekammer vorgesehen
ist.
Durch diese Maßnahmen einer selektiven Adsorption mit einem
diese im Kreuzstrom überlagernden, im elektrischen Feld
wandernden und von den Elektroden ausgehenden Ionenströmen
und der sich daraus ergebenden, gerichteten Diagonalwande
rung der ionischen Salzkomponenten aus der zu behandelnden
Flüssigkeit bzw. der zu behandelnden Lösung in einen Sole
raum wird die der Erfindung zugrunde liegende Aufgabe nicht
nur vorteilhaft gelöst, sondern es wird auch eine Reihe
energetischer, verfahrenstechnischer, apparativer und wirt
schaftlicher Vorteile erreicht. Diese Vorteile sind im ein
zelnen:
- a) Der von den Elektroden und den Elektrodenkammern her in
die zu behandelnde Flüssigkeit bzw. zu entsalzende Lö
sung einwandernde Ionenstrom bewirkt eine hohe Leitfä
higkeit der Lösung selbst dann, wenn ihr Salzgehalt auf
extrem niedrige Werte abgesunken ist, also der Entsal
zungsgrad sehr hoch geworden ist. Dadurch wird der von
der Elektrodialyse bekannte Nachteil des Widerstandsan
stiegs bei niedrigen Salzgehalten vermieden, und es wird
erreicht, daß die elektrische Spannung und mithin auch
der Energieverbrauch selbst bei sehr guten Qualitäten
wirtschaftlich bleibt.
- b) Dadurch, daß der einwandernde Ionenstrom den elektri
schen Widerstand niedrig hält, kann der vorrichtungs
mäßige Aufwand für die gleichmäßige Zuführung der zu
entsalzenden Lösung als auch der für die Abführung der
Sole entfallen, und es kann somit der Membranabstand we
sentlich größer als bei der bekannten Elektrodialyse ge
halten werden. Dies bedeutet, daß der Durchgang zwischen
den Membranen sehr breit ausgeführt werden kann, wodurch
die Anfälligkeit des Durchganges der Reaktionskammern
für Verschmutzungen, wie sie bei engen Durchgängen viel
fach üblich sind, vollständig entfällt. Es kommt hinzu,
daß der bekanntermaßen fertigungstechnisch sehr aufwen
dige und kostspielige Einbau von Schikanen zur Strö
mungsführung und Abstandhaltung für die Membranen eben
falls entfällt.
- c) Die Austauschermassen befinden sich während des Entsal
zungsvorganges in einem dynamischen Gleichgewicht ihrer
Ionenkonzentrationen, benötigen also keinerlei Speicher
kapazität und damit auch keine Regeneration. Dies ist
ein wesentlicher Vorteil in doppelter Hinsicht. Zum ei
nen entfallen die Regenerierchemikalien und damit als
Folgeerscheinung die Aufsalzung der Gewässer, was eine
geringere Umweltbelastung und eine bessere Lebensquali
tät für unsere Gesellschaft bedeutet, zum anderen ent
fallen größere Ionenaustauschermengen, die bei den bis
herigen Verfahren stets benötigt werden, sei es im rege
nerierten oder beladenen Zustand, und die am eigentli
chen Entsalzungsvorgang noch nicht oder nicht mehr be
teiligt sind. Diese nicht mehr benötigten Mengen an Io
nenaustauschermasse bedeuten eine erhebliche Minderung
auch des Investitionsaufwandes für die Vorrichtung
selbst als auch hinsichtlich der Unterbringung dieser
Massen wie auch deren Behandlung. Hinzu kommt, daß auch
die Vorrichtung verkleinert werden kann und leichter zu
plazieren ist.
- d) Aufgrund des dynamischen Gleichgewichtes der Ionenkon
zentrationen besteht eine direkte Funktion zwischen Pro
duktqualität und Energieaufwand. Dies bietet den Vor
teil, jede gewünschte Qualität in einem weiten Bereich,
ohne Energieverluste, den Erfordernissen anzupassen.
Weiterhin ist von Bedeutung, daß bei gleichbleibender
oder variierender Produktqualität ebenfalls in einem
weiten Bereich die Durchsatzleistung verändert und eben
so diese ohne Wirkungsgradverluste den Erfordernissen
angepaßt werden kann.
- e) Ein weiterer Vorteil der Erfindung ist, daß keinerlei
Waschwassermengen benötigt werden und somit der Ausnut
zungsgrad des Rohwassers sehr hoch ist und Wasserverlu
ste vermieden werden. Daraus ergibt sich zusätzlich, daß
die Solekonzentration, verglichen mit anderen, bekannten
Entsalzungsverfahren, beispielsweise der umgekehrten Os
mose oder auch der konventionellen Vollentsalzung mit
Ionenaustauschermassen, ganz wesentlich höher liegt, ein
Vorteil ebenfalls in doppelter Hinsicht:
Die Abwasserbelastung der Vorfluter und der Verbrauch an
immer knapper werdendem Rohwasser werden geringer.
In den besonderen, praktischen Anwendungsfällen, in de
nen nicht die entsalzte Lösung, sondern die Sole das ge
wünschte Produkt ist, wie z. B. bei der Rückgewinnung
von Metallen aus anorganischen Abwässern, die Wertstoffe
oder auch Giftstoffe (z. B. Quecksilber) sein können,
ist eine möglichst hohe Konzentration außerordentlich
erwünscht, weil dadurch die sich anschließenden Verfah
rensschritte zur Reingewinnung, etwa elektrolytische Ab
scheidungen oder chemische Fällungen, wesentlich wirt
schaftlicher werden.
- f) Ein sehr deutlicher Vorteil des erfindungsgemäßen Ver
fahrens ist, beispielsweise im Vergleich zur chemischen
Regeneration bei Vollentsalzungsanlagen, daß die Sole
neutral anfällt und weder Neutralisationsvorrichtungen,
noch Neutralisationschemikalien benötigt werden, was
niedrigeren apparativen Aufwand, geringere Betriebsmit
telkosten und geringere Gewässeraufsalzung bedeutet.
Weitere vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung in ver
fahrensspezifischer als auch vorrichtungsspezifischer Hin
sicht können insbesondere den verbleibenden Unteransprüchen
entnommen werden.
In den Zeichnungen sind einige Ausführungsbeispiele der
Erfindung, ohne diese auf diese allein zu beschränken, sche
matisch dargestellt. Es zeigt:
Fig. 1 einen Längsmittelschnitt durch eine Vorrichtung
mit vier in einem Gefäß angeordneten Reaktions
kammern, wobei diese in Strömungsrichtung der
zu behandelnden Flüssigkeit längsgeteilt sind,
Fig. 2 einen Längsmittelschnitt durch zwei in Doppel
traktion hintereinander geschaltete Vorrichtungen,
wobei gleichartige Reaktionskammern durch eine
gemeinsame Elektrodenkammer ionendurchlässig
miteinander verbunden sind und
Fig. 3 eine Draufsicht auf einige in Mehrfachtraktion
hintereinander geschaltete Vorrichtungen mit
den sie mit Energie und Flüssigkeit versorgenden
Leitungen.
Die Ausführungsbeispiele der Erfindung gemäß Fig. 1 und 2
zeigen zum einen wie die Reaktionskammern 5 bis 8 in Strömungsrichtung
der zu behandelnden Flüssigkeit 11 längsgeteilt sind (vgl.
Fig. 1), und daß zum andern mehrere Vorrichtungen 1, z.
B. 2, in sogenannter Doppeltraktion hintereinander ange
ordnet sind.
Hierbei wird gemäß Fig. 1 durch die Zuführungsleitung 35,
z. B. die zu behandelnde Flüssigkeit 11, bzw. Lösung, in
die Reaktionskammer 7 der Kationenaustauschermasse 12 von
oben nach unten geleitet, von dort zum Eintritt in die Re
aktionskammer 6 der Anionenaustauschermasse 52, dann durch
die weitere Reaktionskammer 8 der Kationenaustauschermasse
12, dann durch die weitere Reaktionskammer 5 der Anionenaus
tauschermasse 52 usw. geführt, um dann nach Durchlaufen
dieser Reaktionskammern als behandelte Flüssigkeit, d. h.
Produkt, über die Produktleitung 37 die Vorrichtung 1 zu
verlassen. Im Gegenstrom dazu wird auch hier ein Teil des
Rohwassers, d. h. der zu behandelnden Flüssigkeit 11, durch
die Leitung 38 von unten der Solekammer 30 zugeleitet, durch
strömt diese Kammer von unten nach oben und gelangt vom
oberen Ende dieser Kammer in die Soleablaufleitung 39 bzw.
in einen Kanalablauf. Von der Anode 33 und der Elektroden
kammer 31 aus bewegt sich ein Wasserstoffionenstrom 14 quer
zur Strömungsrichtung der zu behandelnden Flüssigkeit 11
durch die kationendurchlässigen Ionenaustauschermembranen
20 bis 22 in die Solekammer 30. Gleichzeitig und mit gleicher
Menge bewegt sich von der anderen Seite, ausgehend von der
Kathode 34 und der Kathodenkammer 32, ein Hydroxylionenstrom
15 quer zur Strömungsrichtung der zu behandelnden Flüssigkeit
11 durch die anionendurchlässigen Ionenaustauschermembranen
25, 24, 23 und durch die Anionenaustauschermassen 52 in
die gleiche Solekammer 30.
Gemäß der Ausführung der Vorrichtung nach Fig. 2 bewegt
sich, von der Anode 33 und der Anodenkammer 31 ausgehend,
ein Wasserstoffionenstrom 14 quer zur Strömungsrichtung
der zu behandelnden Flüssigkeit 11 durch die kationendurch
lässigen Ionenaustauschermembranen 26, 27 und durch die
Kationenaustauschermasse 12 in die Solekammer 30. Gleich
zeitig und mit gleicher Menge bewegt sich von der anderen
Seite, ausgehend von der Kathode 34 und der Kathodenkammer
32, ein Hydroxylionenstrom 15 quer zur Strömungsrichtung
der gleichen Flüssigkeiten 11 durch die anionendurchlässi
gen Ionenaustauschermembranen 29, 28 und durch die Anionen
austauschermasse 52 ebenfalls in die gleiche Solekammer
30. Da bei dieser Ausführung der Vorrichtung gemäß
Fig. 2 eine zweite Vorrichtung nachgeschaltet ist, wird
der Ablauf der die Reaktionskammer 10 für Anionen 15 verlas
sende Strom der Flüssigkeit 11 über Kopf einer nachgeschal
teten Reaktionskammer 44 für Kationen 14 zugeleitet, welche
Kammer dieser Strom dann von oben nach unten passiert, um
im Anschluß daran wiederum über Kopf der Reaktionskammer
45 für Anionen 15 zugeführt zu werden. Anschließend durch
strömt die Flüssigkeit 11 diese Reaktionskammer 45 für Anionen
15 von oben nach unten, um dann diese Kammer als sogenannte,
behandelte Flüssigkeit, d. h. Produktflüssigkeit, über eine
am unteren Ende dieser Reaktionskammer sich befindende Ab
laufleitung 46 zu verlassen. In Abweichung von den vorbe
schriebenen Ausführungen der Vorrichtung 1 sind bei dieser
Ausführung, um eine Elektrodenkammer 47 samt darin befindli
cher Elektrode 48 dabei einzusparen, an der vorhandenen
Elektrodenkammer, z. B. für das Erzeugen von Wasserstoff
ionen, die Reaktionskammern 10, 45 für die Anionen 15 beid
seitig und ionendurchlässig (anionendurchlässig) an dieser
Elektrodenkammer 47 angeschlossen.
Die Behandlung der Flüssigkeit 11 bzw. die Entsalzung des
Rohwassers erfolgt nach dem erfindungsgemäßen Verfahren
in mehreren Teilschritten. In den Anodenkammern aller Aus
führungen der Vorrichtungen befindet sich verdünnte Schwefel
säure, die in bekannter Weise als sich nicht verbrauchendes
Medium die Wasserstoffionenbildung an den Anoden aller Aus
führungen ermöglicht. Entsprechend einer an den Elektroden
33, 34; 48 angelegten Gleichspannung und entsprechend dem
Widerstand des Gesamtsystems, d. h. der Vorrichtung, fließen
die an den Amperemetern eines Regel- und Meßkreises
42 ablesbaren elektrischen Ströme. Diesen Strömen äquivalent
bewegen sich die Wasserstoffionenströme 14, wie beschrieben,
in die Richtung der Solekammer 30. Sie kreuzen dabei den
Kationenstrom 14 der Flüssigkeit 11, beispielsweise deren
Metallionen, der sich in der zu behandelnden Flüssigkeit
11 von oben nach unten durch die Kationenaustauschermassen
12 bewegt. Es stellen sich dabei die bekannten Gleichgewichte
zwischen den Konzentrationen der Ionenarten einerseits und
der wäßrigen und andererseits in der Austauscherphase ein.
Als treibende Differenz für die Bewegung der Ionen 14, 15
fungiert vertikal die Flüssigkeitsströmung und horizontal
die elektrische Spannung. Da die Ionenaustauschermassen 12,
52 jedoch eine um das Vielfache höhere Ionenkonzentration
haben als die sie umgebende Lösung, spielen sich die Trans
portvorgänge fast ausschließlich in der Austauscherphase
ab. Dies hat den entscheidenden Vorteil, daß für den Trans
port ein viel geringerer Widerstand zu überwinden und eine
entsprechend geringere Energiemenge aufzubringen ist, als
in der reinen wäßrigen Lösung, was sich insbesondere im
Bereich niedriger Ionenkonzentrationen im Wasser, also wenn
es schon fast total entsalzt ist, auswirkt.
Da die Wasserstoffionen 14 über die ganze Länge gleichmäßig
verteilt nachgeliefert werden, nimmt die Ionenkonzentration
der zu behandelnden Flüssigkeit 11, beispielsweise die Kon
zentration von Metallionen, von oben nach unten ab. Ent
sprechend den Gesetzmäßigkeiten für die Verteilung der Ionen
14, 15 zwischen verschiedenen Phasen mit verschiedener Se
lektivität wird eine für die Praxis akzeptable Verschie
bungsgeschwindigkeit der Gleichgewichte und deren Lage nur
mit dem Überschuß einer Komponente erreicht. Um einerseits
die Gleichgewichte schnell und zur Seite geringer Ionen
konzentrationen zu verschieben und andererseits aber die
Überschußkomponente, also die Wasserstoffionenmenge 14,
weitgehend auszunutzen, was der elektrischen Stromausnutzung
gleichkommt, wird das Rohwasser bzw. die zu behandelnde
Flüssigkeit 11 zuerst in den solenahen Bereich hoher Ionen
konzentrationen, also durch die Kationenaustauschermasse
12 geleitet und erst dann, wenn die Ionenkonzentration schon
abgenommen hat, in den Bereich hoher Wasserstoffionenkon
zentration 14, also durch die Kationenaustauschermasse in
der Reaktionskammer geleitet. Durch diese Kationenaustau
schermasse 12 fließt es aber erst, nachdem es die Anionen
austauschermasse 52 in der Reaktionskammer passiert hat,
also Anionen abgegeben und dadurch wieder neutral geworden
ist (vgl. Fig. 1). Dies bedeutet, wie bekannt, eine zusätz
liche Verschiebung der Selektivität in die gewünschte Rich
tung. Der Mechanismus der Anionenbewegungen in den Anionen
austauschermassen 52 der Reaktionskammern 5, 6 ist analog.
Zur Förderung der Hydroxylionenbildung sind die Elektroden
kammern 32 für Kathode 34 mit verdünnter Natronlauge gefüllt.
Da die Beweglichkeit der Wasserstoffionen 14 größer ist
als die der Hydroxylionen 15 ist ihre Konzentration und
damit ihre Wirkung auf die gewünschte Gleichgewichtsver
schiebung geringer. Dies wird erfindungsgemäß auch hier
ausgeglichen durch eine längere Verweilzeit, d. h. breiter
angeordneter Reaktionskammern 7, 8, im Vergleich zu den
Reaktionskammern 5,6 für die Anionenaustauschermassen
52.
Nach Verlassen der Anionenaustauschermasse 52 fließt die
noch weiter zu entsalzende Lösung (vgl. Fig. 2) durch die
Kationenaustauschermasse 12 in der Reaktionskammer 44 und
die Anionenaustauschermasse 52 in der Reaktionskammer 45
und wird von den beiden Ionenströmen 14, 15 gekreuzt. Diese
erfindungsgemäße Aufteilung des Gesamtinonenstromes auf
zwei oder mehrere Stufen bietet den Vorteil, daß die elek
trische Spannung und damit der Energieverbrauch für die
Bewegung der Teilionenströme geringer ist. Es kommt weiter
hinzu, daß aufgrund der geringeren Ionenkonzentration in
der zu behandelnden Flüssigkeit beim Eintritt in jede Folge
stufe auch der Ionenstrom 14, 15 geringer sein kann, was
eine geringere Gleichgewichtskonzentration der Ionen in
der Lösung, also eine bessere Produktqualität der behandel
ten Flüssigkeit, bedeutet.
Die Sperrwirkung der Ionenaustauschermembranen ist nicht
vollständig. In der Praxis zeigt sich eine Durchlässigkeit
für Gegenionen, d. h. Ionen entgegengesetzter Ladung, bis
zu etwa 2% der zu sperrenden Ionenkonzentration. Dies wür
de in der letzten Austauschermasse zu einer Qualitätsver
schlechterung führen. Erfindungsgemäß wird daher die zuletzt
durchflossene Ionenaustauschermasse von dickeren oder dop
pelten Membranen 49 begrenzt, wie dies in Fig. 2 dargestellt
ist.
Wird in der zweiten Stufe der Ionenstrom 14, 15, also auch
der elektrische Strom zu den Elektroden 33, 34, abgeschal
tet, so entfällt auch vollständig die Überführung von Gegen
ionen in das Produkt, d. h. in die behandelte Flüssigkeit
11. Dadurch können Teilmengen des Produktes mit optimaler
Qualität entnommen werden.
Es hat sich ferner ergeben, daß bei einer parallelgeschal
teten Doppelausführung gemäß der Fig. 2 der zweiten bzw.
letzten Stufe aus einem einzigen Rohwasserstrom, d. h. Flüs
sigkeit 11, zwei Teilströme mit verschiedenen Qualitäten
erzeugt werden können, und zwar durch Einstellung verschie
den starker Ionenströme 14, 15 in parallel geschalteten
Vorrichtungen 1 am Ende einer solchen Mehrfachtraktion der
Vorrichtungen.
Die von den Elektroden 33, 34; 48 ausgehenden Ionenströme
14, 15 verbrauchen für ihre Erzeugung Wasser, das durch
die Leitung 54, die an der Produktleitung 37 angeschlossen
ist, nachgeliefert werden kann. Die Verluste an Metallionen,
z. B. Natrium, in den Kathodenräumen 32 werden durch die
Leitung 55, die Verluste an Anionen, z. B. Sulfationen,
in den Anodenräumen 31 durch die Leitungen 56 nachge
füllt, was in Form verdünnter Schwefelsäure geschehen kann.
Versuche haben ferner gezeigt, daß der elektrische Wider
stand der Vorrichtung 1 bzw. des Gesamtsystems und damit
der Energieverbrauch niedriger ist, wenn die durch die Sole
kammer 30 strömende Flüssigkeit, d. h. Sole, durch ein Sole
ablaufventil 57 intermittierend abgezogen wird.
Die sich zu den Solekammern 30 hin bewegenden Ionenströme
14, 15 bewirken eine lokal unterschiedliche Erwärmung der
hindurchströmenden Flüssigkeiten, wie z. B. in der zu be
handelnden Flüssigkeit 11 und der Sole und auch der Ionen
austauschermassen 12, 52 sowie der Ionenaustauschermembranen
16 bis 29, 49. Dadurch entstehen Zonen unterschiedlichen
elektrischen Widerstandes in der Vorrichtung 1 und somit
eine Störung der gleichmäßigen Ionenstromverteilung 14,
15. Es wurde nun experimentiell ermittelt, daß durch ein
zeitweises Unterbrechen der Energiebeaufschlagung und ein
gleichzeitig kurzes Unterbrechen des Produktstromes, d. h.
der abfließenden Flüssigkeit 11 aus der Produktleitung
37, 46, mit Hilfe des Produktventils 50 diese Inhomogenitä
ten vollständig beseitigt werden können.
Um ein Überhitzen der Reaktionskammern 5 bis 8; 9,
10; 44, 45 und/oder der Solekammer 30 bei Ausfall des Flüs
sigkeitsstromes (Rohwasser) zu vermeiden, ist ein Thermo
schalter 51 vorgesehen, der die Stromführung bei Erreichen
kritischer Temperaturen in der Stromversorgung 41 unter
bricht. Bei der Erzeugung der oben beschriebenen Ionenströ
me 14, 15 an den Elektroden 33, 34 und 48 entstehen anodisch
Sauerstoff und kathodisch Wasserstoff. Die Gase werden durch
Entlüfter 53 aus der Vorrichtung 1 abgeleitet.
Berechnungen haben ergeben, daß die Wirtschaftlichkeit des
erfindungsgemäßen Verfahrens, insbesondere bei hohen Salz
gehalten der zu behandelnden Flüssigkeit 11 bzw. der zu
entsalzenden Lösung, dadurch erheblich gesteigert werden
kann, daß der Energieinhalt der anfallenden Gase in geeigne
ten Vorrichtungen, wie beispielsweise Wärmekraftmaschinen,
Brennstoffzellen u. dgl., in elektrische Energie umgewan
delt und diese Energie in die Elektroden 33, 34; 48 zurück
geführt wird.
Die Mehrfachtraktion erfindungsgemäßer Vorrichtungen 1 ist
in Fig. 3 anhand einiger, hintereinander geschalteter Vor
richtungen dargestellt. Dabei sind diese Vorrichtungen 1
an einer gemeinsamen Stromversorgung 41 parallel und in
bezug auf die zu behandelnde Flüssigkeit 11 in Reihe hin
tereinander geschaltet. Der Übersichtlichkeit wegen ist
diese Mehrfachtraktion in einem verkleinerten Maßstab der
Vorrichtungen 1 in der Zeichnung wiedergegeben.