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Diazatricyclononadienderivate und Verfahren zu ihrer Her-
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stellung Die vorliegende Erfindung betrifft neue, stickstoffhaltige
polycyclische Verbindungen, ein Verfahren zu ihrer Herstellung und ihre Verwendung
als Ausgangsprodukte für Pflanzenschutzmittel, sowie als schwermetallfreier Initialzünder.
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Es ist bekannt, daß Diazatricyclononanderivate mit unsubstituierter
Methylenbrücke als Ausgangsprodukte für Pflanzenschutzmittel Verwendung finden (DE-OS
26 15 878 und DE-OS 27 42 034).
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Neue Produkte mit sauerstoffhaltigen Gruppen an der Methylenbrücke
können durch direkte Oxidation nicht hergestellt werden, da dabei das Ringsystem
zerstört wird.
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Gegenstand dieser Erfindung sind neue Diazatricyclononadienderivate
der Formel I
in der einer der Reste Rl und R2 ein Wasserstoffatom und der andere eine O-(CO)n-R3-Gruppe,
in der, wenn n=O ist, ein Wasserstoffatom, ein geradkettiger oder verzweigter Alkylrest
mit 1 bis 10 Kohlenstoffatomen oder eine Trimethylsilylgruppe oder, wenn n=1 ist,
R3 ein geradkettiger oder verzweigter Alkylrest mit 1 bis 10 Kohlenstoffatomen oder
eine Trifluormethylgruppe sein kann, oder die Reste R1 und R2 zusammen ein Sauerstoffatom
bedeuten.
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Der Rest R³ kann, wenn n=0 oder 1 ist, beispielsweise eine Methyl-,
Ethyl-, n-Propyl-, i-Propyl-, Butyl-, t-Butyl-, Neopentyl-, Hexyl-, 2-Ethylhexyl-,
Nonyl- oder Decylgruppe sein.
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Die neuen Diazatricyclononadienderivate der Formel I werden hergestellt,
indem man in einem 1. Schritt Quadricyclanderivate der Formel
in der, wenn n=0 ist, R4 ein geradkettiger oder verzweigter Alkylrest mit 1 bis
10 Kohlenstoffatomen oder eine Trimethylsilylgruppe oder, wenn n=1 ist, R4 ein geradkettiger
oder verzweigter Alkylrest mit 9 bis 10 Kohlenstoffatomen sein kann, mit einem Azodicarbonsäuredialkylester
in einem Temperauturbereich von 0 bis 150°C zu Diazatricyclononenderivaten umsetzt
und diese Diazatricyclononenderivate in einem 2, Schritt nech an sich bekannten
Methoden durch Hydrolyse, Decarboxylierung und anschließender Oxidation in Verbindungen
der Formel III
in der einer der Reste R5 und R6 ein Wasserstoffatom und der andere
eine OR7-Gruppe bedeutet, dabei steht R7 für ein Wasserstoffatom, einen geradkettigen
oder verzweigten Alkylrest mit 1 bis 10 Kohlenstoffatomen oder eine-Trimethylsilylgruppe,
überführt, woraus man, wenn R7 ein Wasserstoffatom ist, gegebenenfalls in einem
3. Schritt durch Alkylierung oder Silylierung Verbindungen der Formel IV
in der einer der Reste R8 und R9 ein Wasserstoffatom und der andere eine O-(CO)
-R4-Gruppe bedeutet, wobei n=O ist und n ein geradkettiger oder verzweigter Alkylrest
mit 1 bis 10 Kohlenstoffatomen oder eine Trimethylsilylgruppe sein kann, oder durch
Acylierung Verbindungen der Formel IV, in der einer der Reste R8 und R9 ein Wasserstoffatom
und der andere eine O-(C0) nR -Gruppe bedeutet, wobei n=1 ist, und R ein geradkettiger
oder verzweigter Alkylrest mit 1 bis 10 Kohlenstoffatomen oder eine Trifluormethylgruppe
sein kann, oder durch Oxidation die Ketoverbindung der Formel V herstellt.
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Das erfindungsgemäße Verfahren sei z.B. an der folgenden Formelubersicht
erläutert, in der n und die Reste R4, R5, R6, R8 und R9 die vorgenannte Bedeutung
haben,die Reste R10 einen geradkettigen oder verzweigten Alkylrest mit 1 bis 10
Kohlenstoffatomen und einer der Reste R11 und R12 ein Wasserstoffatom und der andere
eine Hydroxylgruppe bedeuten.
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Die erfindungsgemäßen Stoffe werden im einzelnen wie folgt hergestellt:
1. Herstellung der im Reaktionsschema beschriebenen Substanzen VIII durch Umsetzung
der nach bekannten Verfaht ren synthetisierten Substanzen II (J. Amer. Chem.
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Soc. 90, 7276 (1968), 96> 6400 (1974)) mit Azodicarbonsäuredialkylester
(Houben"Weyl 10/2, 807 ff.): Die Umsetzung kann mit und ohne Lösungsmittel bei Temperaturen
von 0 bis 1500C, vorzugsweise 20 bis 100°C, durchgerührt werden. Zur besseren Abführung
der Reaktionswärme arbeitet man zweckmäßigerweise in einem indifferenten Lösungsmittel,
z,B. Petrolether, Toluol, Xylol, Dichlormethan, Chloroform, Chlorbenzol, Ether,
Methanol, Ethanol, Isobutanol. Die Reaktionskomponenten können dabei jeweils im
molaren Unter- oder Uberz schuß eingesetzt werden.
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Die an der Methylenbrücke befindliche Alkoxy- bzw.
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Alkylcarboxygruppe der Verbindung VIII kann in syn-oder anti-Stellung
zum Diaza-Vierring stehen. Daher können diese Verbindungen als reine Isomere oder
zweckmäßigerweise als Gemisch der Isomeren, wie sie in wechselnder Zusammensetzung
bei der Herstellung anfallen, vorliegen.
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2. Herstellung der im Reaktionsschema beschriebenen Verbindungen III
durch Verseifung und Decarboxylierung von V1II zum nicht isolierten Hydrazinderivat
VI und dessen anschließende Oxidation: Die Hydrolyse mit darauffolgender Decarboxylierung
kann in wäßriger, alkoholischer, vorzugsweise methanolischer oder wäßrig-alkoholischer
Alkali lauge (NaOH oder
KOH) bei 20 bis 130°C, vorzugsweise bei
40 bis 90°C erfolgen. Dabei können, abhängig von der Löslichkeit des Alkalihydroxids,
Lösungen von Alkalihydroxid in Wasser oder Alkohol in Konzentrationen von 1 bis
600 g Alkalihydroxid in einem Liter der Lösung verwendet erden.
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Je Mol zu hydrolysierender Verbindung werden dabei vorzugsweise 4
bis 8 Mol Alkalihydroxid eingesetzt, Die Oxidation des intermediär entstehenden
Hydrazinderivats kann, ohne dessen Isolierung, durch Zugabe von wSRrimer Natriumhypohalogenitldsung,
vorzugsweise Natriumhypochloritlösung, oder von wäßrigem Wasserstofeperoxid bei
20 bis 1200C, vorzugsweise bei 40 bis 90°C, erfolgen. Dabei lassen sich wäßrige
Lösungen verwenden, die Je Liter Lösung 1 bis 500 g des Oxidationsmittels enthalten.
Je Mol zu oxidierender Verbindung werden dabei 1 bis 10 Mol, vorzugsweise 1 bis
2 Mol, Oxidationsmittel verwendet.
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Die Hydroxy-, Alkoxy- bzw. Silyloxygruppen der Verbindungen VI und
III können in syn- oder anti-Stellung zum Diaza-Vierring stehen. Daher können diese
Verbindungen reine Isomere oder zweckm0Rigerweise ein Gemisch der Isomeren, wie
sie in wechselnder Zusammensetzung bei der Herstellung anfallen, sein.
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3. a) Herstellung der im Reaktionsschema beschriebenen O-Alkyl-, O-Silyl-
bzw. O-Acylverbindungen IV durch Alkylierung, Silylierung bzw. Acylierung der Hydroxyverbindung
VII: Die Alkylierung, Silylierung bzw. Acylierung der Hydroxyverbindung wird nach
allgemein bekannten erfahren in inerten Lösungsmitteln meist in Anwesenheit von
Hilfsbasen, im Falle der Alkylie-
rung z,B, Alkali- bzw, Erdalkalicarbonaten,
Natriumhydrid oder Alkali- bzw, Erdalkalihydroxiden, im Falle der Acylierung oder
Silylierung z.B. tertiNren Aminen oder Pyridinen bei Temperaturen von -20 bis +1200C,
vorzugsweise 20 bis 900C, durchgeführt, Als Alkylierungs-, Silylierungs- bzw. Acylierungsmittel
können z.B. Alkylhalogenide, Trimethylsilylchlorid bzw. Carbonsäureanhydride oder
Carbonsäurehalogenide verwendet werden. Die Alkoxy-, Silyloxy- bzw, Acyloxygruppen
der Verbindung IV können in syn- oder anti-Stellung zum Diaza-Vierring stehen. Daher
können diese Verbindungen reine Isomere oder zweckmäßigerweise ein Gemisch der Isomeren,
wie sie in wechselnder Zusammensetzung bei der Herstellung anfallen, sein.
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b) Herstellung der im Reaktionsschema beschriebenen Ketoverbindung
V durch Oxidation der Hydroxyverbindung VII: Die Oxidation des Diazatricyclononadienols
zum Diazatricyclononadienon l§5t sich nach allgemein bekannten Methoden, wie sie
vielfach bei der Synthese von Quadricyclanon aus Quadricyclanol beschrieben sind
durchführen (J. Amer. Chem. Soc.
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86, 1270 (1964), 90, 7275 (1968); Liebigs Ann.
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Chem, 7 , 727, 222 (1969) und 1977, 110). Beispiel weise kann mit
Dicvclohexylcarbodiimid und Orthophosphorsäure in DtSO bei 0 bis 80°C, vorzugsweise
bei 10 bis 400C, oxidiert werden.
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Die neuen Produkte können als Ausgangsverbindungen für die Herstellung
von Pflanzenschutzmittel dienen.
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'Das Produkt V, das sehr schlagempfindlich ist, kann als schwermetalifreier
Initialzünder Verwendung finden.
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Beispiel 1 3,4-Dimethoxyearbonyl-9-acetoxy-3,4-diazatricyclo--[4.2.1.02.5]non-7-en
200 Teile Acetoxyquadricyclan werden in 600 Teilen Toluol gelöst. Dazu tropft man
bei 90°C unter Rühren 200 Teile Azodicarbonsäuredimethylester und rührt 72 Stunden
bei 900C nach. Anschließend wird das Toluol im Rotationsverdampfer bei 20 bis 40°C
und 20 mbar abgezogen, der Rückstand 3 mal mit insgesamt 1000 Teilen Petrolether
digeriert und getrocknet.
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Man erhält 359 Teile (91 % d, Theorie) 3,4-Dimethoxycarbonyl-9-acetoxy-3,4-
diazatricyclo[4.2.1.02.5]non-7-en; Fp, 1700C.
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Beispiel 2 3,4-Diazatricyclo[4.2.1.02.5]nona-3,7-dien-9-ol 92 Teile
3,4-Dimethoxycarbonyl-9-acetoxy-3,4-diazatricyclo--[4.2.1.02.5]non-7-en und 570
Teile 20%ige wäßrige NaOH--Ldsung werden 3 Stunden bei 700 C gerührt und danach
au 40°C abgekühlt. Anschließend tronft man bei 40°C 356 Teile 13%ige wäßrige NaOCl-Lösung
zu und rührt 1 Stunde bei 40°C nach. Das Reaktionsgemisch wird 12 Stunden mit 300
Teilen Dichlormethan kontinuierlich extrahiert, die organische Phase mit MgSO4 zetrocknet,
mit Aktivkohle behandelt und eingeengt.
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Man erhält 36,4 Teile t86 % d, Theorie) 3,4-Diazatricyclo--[4.2.1.02.5]nona-3,7-dien-9-ol,
Fp. 128°C (Cyclohexan).
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Beispiel 3 9-t-Butoxy-3,4-diazatricyclo[4.2.1.02.5]nona-3,7-dien 50
Teile 3,4-Dimethoxycarbonyl-9-t-butoxy-3,4-diazatricyclo--[4.2.1.02.5]noon-7-en,
50 Teile KOH und 250 Teile Methanol werden 7 Stunden am Rückfluß erhitzt. Anschließend
werden bei 600c 36 Teile 30%iges wäßriges H202 zugetropft und 1 Stunde bei 60°C
gerUhrt. Nach dem Abkühlen auf 200C wird das Festprodukt abgesaugt, mit 50 Teilen
Methanol gewaschen und die vereinigten Filtrate im Rotationsverdampfer bei 20 -
40°C und 20 mbar eingeengt. Der Rückstand wird 12 Stunden im Soxhlet mit 300 Teilen
Petrolether extrahiert.
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Durch Einengen des Petrolethers erhalt man 28,5 Teile (93 % d, Theorie)
9-t-Butoxy-3,4-diazatricyclo[41]--nona-3,7-dien, Fp, 780C (Ligroin).
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Beispiel 4 9-Methoxy-3,4-diazatricyclo[4.2.1.02.5]nona-3,7-dien Zu
5 Teilen 3,4-Diazatricyclo[4.2.1.02.5]nona-3,7-dien-9--ol und 100 Teilen Acetonitril
gibt man portionsweise bei 20°C unter Rühren 1 Teil NaH. Anschließend fügt man 20
Teile Methyliodid zu und rnhrt 12 Stunden bei 200C nach. Das Reaktionsgemisch wird
im Rotationsverdampfer eingeengt (20 - 500C, 20 nbar) und der Rückstand in Soxhlet
mit 200 Teilen Petrolether extrahiert.
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Durch Einengen des Petrolethers erhält man 5 Teile (90 % d. Theorie)
9-Methoxy-3,4-diazatricyclo[4.2.1.02.5]nona -3,7-dien als O1, 1H-NMR ( # in ppm):
6.2 (bs, 2H), 4.1 (bs, 2H), 3.1-3.3 (m, 6H), Analog Beispiel 4 wurden folgende Verbindungen
hergestellt:
R Fp[°C] C2H5- öl C3H7- öl i-C3H7-C4Hg- öl Beispiel 5 9-Acetoxy-3,4-diazatricyclo[2.4.1.02.5]nona-3,7-dien
5 Teile 3,4-Diazatricyclo[4.2.1.02.5]nona-3,7-dien-9-ol, 5 Teile Essigsäureanhydrid,
1 Teil Triethylamin und 100 Teile Ether werden 24 Stunden am Rückfluß erhitzt. Anschließend
wird das Reaktionsgemisch 2 x mit 50 Teilen Wasser extrahiert, die organische Phase
mit MgS04 getrocknet und im Rotationsverdampfer eingeengt.
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Man erhält 6,2 Teile (95 S d. Theorie) 9-Acetoxy-3,4-diazatricyclo-[4.2.1.02.5]nona-3,7-dien,
Fp. 5°C.
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Analog Beispiel 5 wurden folgende Verbindungen hergestellt:
R Fp[°C] CF3CO- Öl, 1H-NMR (# in ppm) : 6.2 (bs, 2H), 4,5 (bs, 1H), 4.2 (bs, 2H),
3.35 (bs, 2H) C2H5C0 28 C3H7CO- 3 i-C3R7-CO-C4H9CO-(CH3)3Si- Öl 1H-NMR (# in ppm)
: 6.1 (bs, 2H), 4.0 (s, 2H), 3.65 (bs, 1H), 2.9 (bs, 2H), 0.05 (s, gH) Beispiel
6 3,4-Diazatricyclo[4.2.1.02.5]nona-3,7-dien-9-on Zu einer Mischung von 18,5 Teilen
3,4-Diazatricyclo--[4.2.1.02.5]nona-3,7-dien-9-ol, 78 Teilen Dicyclohexylcarbodiimid
und 140 Teilen wasserfreiem DMSO gibt man unter Rühren und Kühlen bei 20 bis 30°C
portionsweise 1,3 Teile Orthophosphorsäure und rührt 5 Stunden bei 25°C. Nach Zugabe
von 460 Teilen Dichlormethan wird filtriert und das Filtrat 3 Stunden bei 25 0C
mit 400 Teilen gesättigter wäßriger NaHCO3-Lösung und 10 Teilen Na2CO3 gerührt.
Die organische Phase wird abgetrennt, die wäßrige Phase 5 mal mit 200 Teilen Dichlormethan
extrahiert und die vereinigten organischen Phasen 2 mal mit 300 Teilen Wasser gewaschen.
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Nach Trocknen mit MgS04 und Behandeln mit Aktivkohle wird die Dichlormethanphase
eingeengt und der Rückstand 12 Stunden mit 200 Teilen Petrolether kontinuierlich
extrahiert.
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Aus der Petroletherphase erhält man durch Einengen 14,5 Teile (79
% d. Theorie) 3,4-Diazatricyclo[4.2.1.02.5]--nona-3,7-dien-9-on, Fp. 900C.