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Vitamin K3- g-Cyclodextrin-Einschlußkomplex, Verfahren zu dessen
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Herstellung und diesen Einschlußkomplex. enthaltende Präparate.
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Die Erfindung betrifft den Einschlußkomplex von Vitamin K3 (Vitamin
K3 = Menadion = 2-Methyl-l ,4-naphthochi non ) mit d/-Cyc lodextri n , ein Verfahren
zur Herstellung dieses Komplexes sowie'Präparate, die diesen Komplex enthalten.
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Sowohl der menschliche Organismus wie auch der der Tiere höherer Ordnung
braucht die K-Vitamine. Ihr Mangel verursacht Blutarmut infolge des Absinkens des
Prothrombin-Spiegels im Blut. Bei erwachsenen Individuen produziert die Darmflora
genügend Vitamin und daher tritt in einem gesunden Organismus keine Mangelkrankheit
auf. Wird jedoch die Darmflora durch.Antibiotika oder eine Sulfonamidbehandlung
geschädigt oder kot es zu einem Verschluß des Gallenleiters, so können Mangelerscheinungen
auftreten. Am häufigsten tritt diese Mangel krankheit im Säuglingsalter auf, wenn
der Verdauungskanal - infolge seiner Sterilität - noch nicht in der Lage ist, K-Vitamine
zu synthetisieren.
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Es ist bekannt, daß verschiedene Verbindungen mit gleicher Gerüststruktur
eine K-Vitaminwirkung auszuüben vermögen. Die Vitamine K1 und K2 sind natürlichen
Ursprungs, Vitamin K3, ist ein künstliches Derivat. Das Vitamin K3 - chemisch: 2-Methyl-l,4-naphthochinon
- ist biologiscfraktiver und industriell leichter herstellbar als die natürlichen
K-Vitamine.
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Deshalb ist seine Anwendung günstiger. Für Heilzwecke verwendet man
die Additionsverbindung von Vitamin K3 mit Hydrogensulfat oder verschiedene Ester
des Vitamine (z.B. Diacetat, Dibutyrat, Disuccinat, Disuifat, Diphosphat), weil
diese Verbindungen wasserlöslich sind.
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Die internationale Einheit des 1<-Vitamins ist gleich der biologischen
Wirkung von 1 g Vitamin K3 (Menadion). Der Bedarf des Menschen an Vitamin, K ist
noch nicht bekannt, der zeitweise K-Vitaminmangel bei Säuglingen muß auf künstlichem
Wege beseitigt werden.
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In der Tierhaltung, in, großem Maßstabe, insbesondere bei der Geflagelhdltung,'
ist das Vitamin K3 praktisch unentbehrlich. Die Küken sind in den ersten 15 Tagen
ihres Lebens - bis sich die K-Vitamin-synthetisierende Darmflora ausgebildet hat
- sehr empfindlich gegen Vitaminmangel im Futter. In dieser Periode können 30 -
45 % des Nachwuchses zu Grunde gehen.
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Sie picken einander, durch die Verlangsamung der Blutgerinnung steigt
die, Infektionsgefahr stark an, und die enteralen Infektionen und Entzündungen hemmen
die Ausbildung der Vitamin-produzierenden Darmflora. Bei enteralen Infektionen ist
auch die exogene Vitaminaufnahme becrenzt. Die Verabreichung der entsprechenden
Dosis Vitamin k3 zum entsprechenden Ze-itpunkt ist daher unbedingt erforderlich.
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Um den normalen Prothrombin-Spiegel aufrecht erhalten zu können, braucht
ein Küken 0,15 - 0,20 mg Vitamin K3 pro 1 kg Trockenfutter. Wenn das Futter außerdem
noch Vitamin B1 enthält, steigt der Bedarf an Vitamin K3 auf 0,4 mg/kg. Der Bedarf.
an Vitamin K3 erhöht sich auch dann, wenn Futterzusammensetzungen mit einem Gehalt
an prophylaktischen Arzneimitteln oder wenn - zum Vorbeugen gegen verschiedene Krankheiten
(Coccdiose; Salmonellose, Enterohepatitis usw.) - Arzneimittelpremixe verwendet
werden, weil diese Arzneimittel durch Schädigung der Darmflora die Produktion von
K3-Vitamin hemmen. In diesen Fällen ist es unbedingt erforderlich, mit dem Futter
mehr Vitamin K3 zuzuführen. Währendder Lagerung der Futtermischungen und Premixe
geht jedoch ein bedeutender Anteil des Vitamin K3 verloren, vor allem durch Sublimation.
Deshalb hat es nicht an Versuchen gefehlt, stabile, gut absorbierbare Vitamin K3-Präparate
herzustellen.
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Die natürlichen Vitamine sind auch in hoher Dosis nicht giftig, die
synthetischen Vitamine können es jedoch sein, und deshalb ist eine sehr genaue Dosierung
sowohl in der Human- als auch in der Veterinärmedizin sehr wichtig. Um genaue Dosen
einhalten zu können, müssen die Präparate stabil sein. Der reine Wirkstoff ist in
kristallinem Zustand ziemlich stabil, die Anwendung in großen Mengen Futter oder
Premix ist jedoch problematisch. In diesen nimmt der Gehalt an Vitamin K3 recht
schnell ab, der Grund dafür kann Sublimation, Dimerisierung, Reduktion oder Reaktion
mit Aminosäuren sein.
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Eine neue Möglichkeit zur Stabilisierung des Vitamins K3 besteht in
der Bildung von Einschlußkomplexen mit Cyclodextrin. Die Wasserlöslichkeit dieser
Komplexe ist wesentlich größer als die der ursprünglichen Verbindung.'Beschrieben
ist z.B. die Herstellung eines Eirschlußkomplexes aus p-Cyclodextrin und 4 % Vitamin
K3, dessen Wasserlöslichkeit sechsmal so groß ist wie die des Vitamin K3 (Archiv
der Pharmazie 305, 290 - 299 (1972)).
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Die Untersuchung des ß-Cyclodextrin-Vitamin K3-komplexes in wäßriger
Lö-Lösung zeigle jedoch. daß das ß-Cyclodextrln mit Vitamin K3 in wäßriger Lösung
zwar Komplexe im Molverhältnis 1 : 1 bildet, die Stabilität des Vitamins jedoch
nicht verbessert. Nach den Ergebnissen von NMR-Messungen und Circulardichroismus-Spektren
beruht dies darauf, daß in den Ringhohlraum des ß-Cyclodextrins nur der aromatische
Ringteil des Vitamins K3 eingebaut wird; der reaktionsfähige Chinonteil dagegen
außerhalb des Hohlraumes bleibt. Das aus wäßriger oder wäßrig-alkoholischer Lösung
kristallisierende Produkt enthält neben 3 Molekülen ß-Cyclodextrin nur 1 Molekül
Vitamin K3, was etwa 4 % Wirkstoffgehalt entspricht. Das Vitamin ist zwar stabil,
infolge des Einschlußes in den Komplex unter-liegt es nicht der Sublimation, für
die Anwendung in der Praxis liegt jedoch der Wirkstoffgehalt ungünstig niedrig,
da man zur Stabilisierung von 1 kg Vitamin K3 auf diese Weise 24 kg B-Cyclodextrin
braucht. (Die Stärke 32, 386 (1980)).
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Um festzustellen, ob das Vitamin K3 in dem Komplex stabil gebunden
ist, wendet man als Untersuchungsmethode zweckmäßig die Vakuumsublimation an.
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Im Vakuum oberhalb von 100"C sublimiert das Vitamin K3 praktisch innerhalb
von Minuten, auch aus physikalischen Gemischen mit anderen Stoffen.
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Stellt man jedoch aus dem Vitamin Einschlußkomplexe mit Cyclodextrin
her, so'sublimiert das Vitamin nicht einmal bei 160"C unter 2 mbar Druck. Mit dieser
Untersuchungsmethode wurde in eigenen Messungen festgestellt, daß mit <£-Cyclodextrin
höchstens 0,25 %, mit ß-Cyclodextrin höchstens 4,2 % stabil gebundenes Vitamin K3
enthaltende Produkte erhalten werden können, deren Vitamingehalt auch im Vakuum
nicht sublimierbar ist.
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Ziel der Erfindung war die Herstellung eines.Vitamin K3-Derivates,
das
einen höheren Wirkstoffgehalt als die bekannten Präparate aufweist,
und in dem das Vitamin K3 in einem stabilen Komplex vorliegt, d.h. gegen Sublimation
und schädliche Umgebungseinflüsse geschützt ist, ohne daß seine biologische Aktivität
beeinträchtigt ist.
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Es wurde nun überraschender Weise gefunden, daß dieses Ziel mit einem
aus Vitamin K3 und K'-Cyclodextrin bestehenden Einschlußkomplex erreicht werden
kann.
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Der Vitamin K3-t Cyclodextrin-Einschlußkomplex wird gemäß Erfindung
in der Weise hergestellt, daß man--Cyclodextrin mit Vitamin K3 im Molverhältins
von 1 : 0,7 - 1 : 1,2, vorzugsweise in äquimolaren Mengen, in Gegenwart der 0,5
- 5-fachen, vorzugsweise der 4 - 5-fachen Menge - auf das Gewicht der festen Komponenten
bezogen - Wasser und/oder organisches Lösungsmittel, vorzugsweise Äthylalkohol,
bei 0 - 60"C umsetzt. Der so erhaltene Einschlußkomplex ist stabil, enthält die
beiden Komponenten im Molverhältnis 1 : 1, woraus sich ein Gehalt an Vitamin K3
von 11,4 % ergibt.
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Bei Durchführung des Verfahrens der Erfindung'geht man zweckmäßig
so vor, daß man die wäßrige Lösung des -Cyclodextrins mit einer Lösung des Vitamin
K3 in einem organischen Lösungsmittel, vorzugsweise Äthylalkqhol, versetzt, wobei
man von den unterschiedlichen Löslichkeiten des t-Gyclodestrins und des sich bildenden
Einschlußkomplexes bei den verschiedenen Temperaturen Gebrauch macht.
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So hat es sich als vorteilhaft erwiesen, die Reaktion zwischen Y-Cyclodextrin
und Vitamin K3 bei 60"Cln Gegenwart-der 4 - 5-fachen Menge - auf das, Gewicht'der
festen Komponenten bezogen - Wasser durchzuführen; Man kann aber auch bei 20 - 25°C
in Gegenwart der 4 - 5-fachen Menge - auf das Gewicht der festen Komponenten bezogen
- Wasser oder Äthylalkohol arbeiten.
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Nach einer anderen Ausführungsform des Verfahrens der Erfindung nutzt
man die gute Löslichkeit des b-Cyclpdextrins und seine Aktivität gegenüber Vitamin
K3 in der Weise, daß man die beiden Komponenten miteinander verreibt
und
dann in der. Q,5 - 5-fachen Menge Wasser, Äthylalkohol oder einem beliebigem Gemisch
beider Lösungsmittel suspendiert.
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Hierbei hat es sich als vorteilhaft erwiesen, die-Reaktion bei 20
- 25"C in Gegenwart. einer dem Gewicht der festen Komponenten etwa entsprechenden
Menge Wasser und/oder Äthylalkohol durchzuführen.
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Der gemäß Erfindung erhaltene Vitamin K3- g-Cyclodextrin-Einschlußkomplex
ist sowohl in der Human- als auch in der Veterinärmedizin anwendbar.
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Sein Gehalt an Vitamin K3 beträgt 10 - 12 %, das Vitamin. K3 kann
aus dem Komplex nicht heraussublimieren. Auch nach einer Lagerung von 6.Wochen bei
60"C in Gegenwart reduzierend wirkender Substanzen waren noch etwa 90 % des ursprünglichen
Vitamingehalts vorhanden. Die Herstellung des Komplexes sowie seine Anwendung (z.B.
in Premixen) sind einfach,und die biologische Aktivität des Komplexes ist der des
freien Vitamins gleichwertig.
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Der Vitamin K3-g-Cyclodextrin-Einschlußkomplex der Erfindung kann
auch in an sich bekannter Weise mit den üblichen Träger-, Streck- und/oder Hilfsmitteln
zu Präparaten für die Anwendung in der Human-'und in der Veterinärmedizin formuliert
werden.
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Die Erfindung wird durch die nachfolgend angegebenen Beispiele näher
erläutert ist jedoch nicht auf die Beispiele beschränkt.
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Beispiel 1 6,5 g (5 mMol) <-Cyclodextrin löst man in 25 ml destilliertem
Wasser von 60°C, tropft der Lösung langsam die Lösung von 0,86 g (5 mMol) Vitamin
K3 in 10 ml 96 Vol.-%igem Äthylalkohol zu, wobei.der hellgelbe Einschlußkqmplex
sofort auszufallen beginnt. Das. Reaktionsgemisch wird 2 Stunden bei 600C gerührt,
dann unter ständigem Rühren 4 Stunden abkühlen und über Nacht bei 50C stehen gelassen.
Dann wird das Produkt abfiltriert und über Phosphorpentoxyd bis zur Gewichtskonstanz
getrocknet.
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Man erhält 6,77 g Vitamin K3-γ-Cyclodextrin-Einschlußkomplex.
Der Wirkstoffgehalt heträgt 11,3 %, was etwa einem Molverhältnis von 1 : 1 entspricht
(lheorel;ischer Wert: 11,4 %),
Beispiel 2 0,25 g (0,2 mMol) kristallines
γ-Cyclodextrin werden bei Raumtemperatur mit 0,033 9 (0,2 mMol) zuvor pulverisiertem
Vitamin K3 homogenisiert.
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Das erhaltene Gemisch wird dann mit 1,2 ml 96 Vol.-%igem Äthylalkohol
i-n einem Mörser 30 Minuten geknetet, wobei man den Alkohol jeweils in Teilmengen
von 0,2 ml zusetzt. Nach Beendigung des Knetens enthält der Einschlußkomplex nur
noch minimale Mengen Wasser und Alkohol. Diese Lösungsmittel spuren werden durch
Vakuumtrocknung bei 400C entfernt.
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Man erhält 0,27 g Einschlußkomplex mit einem Wirkst-offgehalt von
11,5 %.
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Das Produkt enthält 0,3 % Vitamin K3 in sublimierbarer Form.
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Beispiel 3 Man arbeitet in der in Beispiel 2 angegebenen Weise, verwendet
jedoch zum Kneten statt des Äthylalkohols 0,3 ml Wasser.
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Man erhält 0,25 q Einschlußkomplex mit einem Wirkstoffgehalt von
10,2 %.
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Beispiel 4 3,5 g (2,6 mMol) g-Cyclodextrin werden in 5 ml Wasser
suspendiert und O;42j(2,5 mMol) zuvor pulverisiertes Vitamin K3 zugemischt. Das
erhaltene Reaktionsgemisch rührt man 8 Stunden bei Raumtemperatur, filtriert dann
das ausgeschiedene Produkt ab und trocknet ess Man erhält 3,1 g Vitamin-K3- g-Cyclodextrin-Einschlußkomplex
mit einem Wirkstoffgehalt von 11,5 %.
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Beispiel 5 Versuch zum Nachweis der Beständigkeit des Einschlußkomplexes
gegenüber Aminosäuren.
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Je 5 g eines Gemisches aus 4 9 (1/3 Gwt.) L-Cystein, 2 g (1/6 Gwt.)
L-Tyrosin, 2 g (1/6 Gwt.) L-ß-Phenylalanin und 4 g (1/3 Gwt.) L- i-Alanin wurden
mit 1,8 g Vitamin K3-8 -Cyclodextrin-Einschlußkomplex (Wirkstoffgehalt 11,3 %) bzw.
mit 0,2 g Vitamin K3 und 1,6 g Saccharose vermischt und dann in einem verschlossenen
Gefäß 6 Wochen bei 600C gelagert.
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Nach Beendigung der Lagerung extrahierte man die beiden Gemische mit
Henzol und bestimmte den Vitamin K3-Gehalt spektrophotometrisch, wobei folgende
Ergebnisse erhalten wurden: Das Kontrollpräparat enthielt (infolge von Sublimation
und Zersetzung) nur noch etwa 10 % seines Vitamin-K3-Gehalts, während in dem Einschlußkomplex
noch mehr als 90 % Vitamin K3 vorhanden waren.
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Beispiel 6 Thermoanalytischer Nachweis des Bestehens von Vitamin K3-γ-Cyclodextrin-Einschlußkomplex:
Vitamin K3 beginnt bei 50°C zu sublimieren, schmilzt bei 100°e und verdampft bei
etwa 135°C. Der gemäß Erfindung hergestellte Einschlußkomplex gibt erst oberhalb
von 1000C langsam sublimierendes Vitamin K3 frei, und und die Hauptmenge des Vitamins
K3 tritt bei 250 - 2800C nach oxydativer Zersetzung aus.
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Beispiel 7 Verwendung des Einschlußkomplexes in Tierfutter: a) Der
Einheitspremix für die FerkeLanzucht enthält 0,4 g/kg Vitamin K3.
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Dies entspricht 3,5 g des gemäß Beispiel 2 hergestellten Einschlußkomplexes
und kann durch diesen ersetzt werden.
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b) Der Premix für Eierfärbung und Futterergänzung für Legehühner enthält
0,2 g/kg Vitamin K3. Diese Menge kann durch 1,75 g Einschlußkomplex ersetzt werden.
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c) Der Premix zur Heilung und Vorbeugung gegen Geflügelcoccidiose
und Geflügelcholera enthält 0,3 g/kg Vitamin K3. Diese Menge kann durch 2,6 g des
Einschlußkomplexes der Erfindung ersetzt werden.
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Der Der Einhitspremix für Kükenfutter enthält O,4 g/kg Vitamin K3.
Die se Menge kann durch 3,5 g Einschlußkomplex der Erfindung ersetzt werden.