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Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist eine neue Arzneimit-
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telkombination zur Behandlung von Hypertonie, enthaltend ein oder
mehrere 1-0-Alkyl-2-acetyl-glycero-3-phosphocholine der allgemeinen Formel I
in der Rein C12-C20-Alkylrest bedeutet, insbesondere jedoch C16-C18-Alkylrest, und
ein Pyrimidin oder Purin-Derivat aus der Gruppe Cytosin, Uracil, Thymin, Guanin,
Adenin bzw. ihre Nukleoside oder Nukleotide oder deren Salze.
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Bei den 1-0-Alkyl-2-acetyl-glycero-3-phosphocholinen der allgemeinen
Formel I handelt es sich um bekannte endogen vorkommende Verbindungen (J. Cusack:
Nature 1980 Vol. 285, S. 193; J. Benveniste et al.: Compt. Rend. Ser. D 289 (14)
1037-40 (1979); D.J. Hannahan et al.: J. Biol. Chem. 1980, 255 (12) 5514-5516; R.N.
Pinckard et al.: J. Retic. Soc. 1980, Vol.28,
Suppl. S. 95s-103s),
die im Tierversuch bereits im Nanograrnmbereich eine starke Blutdrucksenkung bewirken
(M.L. Blank et al.: Biochem. Biophys. Res. Com. 1979, 90 (4), 1194-1200).
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Diese starke blutdrucksenkende Wirkung läßt sich jedoch therapeutisch
nicht ausnutzen, da die Verbindungen eine starke thrombocytenaggregationsfördernde
Wirkung zeigen, die durch Acetylsalicylsäure (einem Thrombozytenaggregationshemmer)
nicht gehemmt werden kann.
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Es wurde nun überraschenderweise gefunden, daß durch die ombination
von 1-O-Alkyl-2-acetyl-glycero-3-.phosphocholinen der allgemeinen Formel I mit Purin
oder Pyrimidin-Derivaten die thrombocytenaggregationsfördernde Wirkung dieser Phosphochow
line aufgehoben werden kann, ohne daß die blutdrucksen1cenden Eigenschaften beeinflußt
werden.
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Durch die neue Kombination ist es erstmals möglich, die starken blutdrucksenkenden
Eigenschaften zu nutzen.
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Als 1-0-Alkyl-2-acetyl-glycero-3-phosphocholine der Formel 1 kommen
z.B. folgende Substanzen in Frage: 1-0-Hexadecyl-2-acetyl-glycero-3-phosphocholin
1 -0-Octadecyl-2-acetyl-glycero-3-phosphocholin l-O-Heptadecyl-2-acetyl-glycerc-3-phosphocholin
1-0-Dodecyl-2-acetyl-glycero-3-phosphocholin 1-0-Pentadecyl-2-acetyl-glycero-3-phosphocholin
1-0-Tetradecyl-2-acetyl-glycero-3-phosphocholin 1-0-Eicosanyl-2-acetyl-glycero-3-phosphocholin
1-0-Tridecyl-2-acetyl-glycero-3-phosphocholin insbesondere jedoch 1-0-Hexadecyl-2-acetyl-glycero-3-phospho
cholin und 1-0-Octadecyl-2-acetyl-glycero-3-phosphocholin und Gemische dieser beiden
Phosphocholine.
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Als Pyrimidin oder Purin-Derivate kommen z.B. in Frage: Adenin, Cytosin,
Uracil, Guanin, Thymin sowie deren Hydrochloride ; Adenosin, Cytidin, Guanosin,
Uridin, Thymidin, Desoxythymidin, Adenosinmonophosphat, Adenosindiphosphat, Adenosin
triphosphat, Guanosinmonophosphat, Guanosindiphosphat, Guanosintriphosphat, Uridinmonophosphat,
Uridindiphosphat, Uridintriphosphat, Thymidinmonophosphat, Thymidindiphosphat, Thymidintriphosphat,
Cytidinmonophosphat, Cytidindiphosphat, Cytidintriphosphat sowie deren Natrium-Salze;
2'Desoxyadenosin, 4'Amino-Pyrazolopyrimidin, Adenylyladenosin, Adenylylguanosin,
5-Methylcytosin, Hypoxanthin, Adenosinmonosulfat, bevorzugterweise jedoch Adenosin,
Adenosinmonophosphat, Adenylylguanosin und Desoxyguanosin, besonders bevorzugt ist
Adenosin.
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Das Gewichtsverhältnis 1-0-Alkyl-2-acetyl-glycero-3-phosphocholin
zu Purin bzw. Pyrimidin-Derivat in der neuen Kombination beträgt 1:0,1 bis 1:1000,
bevorzugterweise 1:1 bis 1:10.
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Zur Herstellung von pharmazeutischen Präparaten wird die wirksame
Menge der Aktivsubstanzen zusammen oder im Gemisch mit anorganischen oder organischen,
festen oder flüssigen, pharmazeutisch verwendbaren Trägerstoffen, die sich enteral
oder parenteral verabreichen lassen, gemischt.
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So verwendet man Tabletten oder Gelatinekapseln, welche den Wirkstoff
zusammen mit Verdünnungsmitteln, wie z.B. Lactose, Dextrose, Sucrose, Mannitol,
Sorbitol, Cellulose und/oder Glycerin und Schmiermittel, z.B. Kieselerde, Talk,
Stearinsäure oder Salze davon, wie Magnesium oder Calciumstearat und/ oder Polyethylenglykol
aufweisen. Tabletten enthalten ebenfalls Bindemittel,z.B. Magnesium-aluminiumsilikat,
Stärke, wie Mais, Weizen, Reis, Glatine, Methylcellulose, Natriumcarboxymethylcellulose
und/oder Polyvinylpyrrolidon und, wenn erwünscht, Sprengmittel, z-.B. Stärken, Agar,
Alginsäure oder ein Salz davon, wie Natriumalginat und/oder Brausemischungen oder
Adsorptionsmittel, Farbstoffe, Geschmackstoffe und Süßmittel. Ferner kann man die
neuen Kombinationen in Form von injizierbaren z.B. intravenös verabreichbaren Präparaten
oder
Infusionslösungen einsetzen. Solche Lösungen sind vorzugsweise
isotonische, wässrige Lösungen oder Suspensionen, wohei diese z.B. aus lyophilisierten
Präparaten, welche die Wirksubstanz allein oder zusammen mit einem Trägermaterial
enthaltene vor Gebrauch hergestellt werden können. Die pharmazeutischen PrS-parate
können in an sich bekannter Weise, z.B. mittels konventioneller Misch-, Granulier-,
Dragier-, Lösungs- oder Lyophilisierungsverfahren, hergestellt werden.
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Die Dosierung der neuen Kombination liegt üblicherweise zwischen 5-500
pg pro Dosis, vorzugsweise zwischen S-50 pg je Dosis und kann ein- oder mehrmals,
bevorzugt zwei- bis dreimal täglich, verabreicht werden.
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Zur Prüfung der Wirksamkeit der neuen Kombination wurde die Hemmung
der durch die 1-0-Alkyl-2-acetyl-glycero-3-phosphocholine ausgelösten Aggregation
durch die Purin bzw Pyrimidln-De rivate getestet (Beispiel 1 und 2), sowie die blutdrucksenkende
Wirkung der 1-0-Alkyl-2-acetyl-glycero-3-phosphocholine allein und in Gegenwart
von Adenosin (Beispiel 3).
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Wie die Ergebnisse dieser Teste zeigen, läßt sich die aggregie rende
Wirkung der 1-O-Alkyl-2-acetyl-glycero-3-phosphocholine durch Zugabe von Purin oder
Pyrimidin-Derivaten aus der Gruppe Adenin, Guanidin, Cytosin, Uracil., Thymin bzw.
deren Nukleoside oder Nukleotide stark hemmen, ohne die blutdrucksenkenden Eigen=
schaften der Substanzen zu beeinflussen.
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Beisiel Ii Die hemmende Wirkung der Purin bzw. Pyrimidin-Derivate
auf die durch die Phosphocholine der Formel I ausgelöste Aggregation wurde nach
der Methode von Born Nature 1962, 194 (4839) 927-29 bestimmt.
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1 ml Kaninchen PRP (plättchenreiches Plasma) wurde mit je 100 pg des
zu testenden Purin oder Pyrimidin-Derivates 10 Minuten bei 37 oC inkubiert. Die
anschließende Auslösung der Aggregation erfolgte mit 10 ul einer Lösung aus dem
entsprechenden 1-0-Alkyl-2-acetyl-glycero-3-phosphocholin (Endkonzentration an Phosphocholin-Verbindung
2n Mol/ml). Als Kontrolle wurde jeweils 0,9%ige NCl Lösung eingesetzt. Die Auswertung
erfolgte durch Vergleich der Kurvenfläche von Kontrolle und Testsubstanz nach 15
Minuten Testdauer.
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Tabelle 1 Hemmung der durch 1-0-Alkyl-2-acetyl-glycero-3-phosphocholin
ausgelösten Aggregation
Testsubstanz Aggregationshemmung |
in % |
Adenosin 5 |
Guanosin 52 |
Adenylyl-guanasin r 61 |
Desoxy-guanosin 57 |
Desoxy-adenosin 40 |
Adenylyl -adenosin 29 |
Adenosinmonophosphat 27 |
Uridintriphosphat - - 26 |
Cytosintriphosphat 23 |
Cytosin 23 |
Beispiel 2 Analog Beispiel 1 wurden die entsprechenden Purin bzw.
Pyrimidin-Derivate an Menschen PRP geprüft (1 ml Human PRP/ mit je 50 pg der zu
testenden Substanz).
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Tabelle 2 Hemmung der durch 1-O-Alkyl-2-acetyl-glycero-3-pho5phocholin
ausgelösten Aggregation Testsubstanz Aggregationshemmung in t Adenosin 97 Adenosinmonophosphat
94 Desoxyguanosin 89 Adenylyladenosin 92 Der Versuch wurde mit 5 µg Adenosin wiederholts
wobei die Aggregationshemmung immer noch 94% betrug.
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Beispiel 3 Testung der blutdrucksenkenden Wirkung von 1-0-Alkyl-2-acetylglycero-3-phosphocholin
(im folgenden Text mit AP bezeichnet).
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An mit Pentobarbital narkotisierten normotensiven Ratten wurde AP
in den Dosierungen 100 und 316 ng/kg intravenös in die Penisvene appliziert. Anschließend
wurde die Adenosin-Infusion (Infusionsgeschwindigkeit 10 ml kg1 min 1) huber einen
Katheter in der Vena jugularis verabreicht.
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Als der Blutdruck einen neuen Steady-State erreicht hatte, wurden
die beiden AP-Dosierungen wiederholt appliziert.
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Ausgewertet wurde der Mittlere Arterielle Druck.
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Tabelle 3 Blutdrucksenkung in mmHg Adenosindosierung (mg kg-¹ min-¹)
0.01 0.0316 Ausgangswert 120.3+11.7 135.8+5.1 124.2+6.0 AP 100 ng/kg vor Adenosin
-48.7+ 9.3 -52.2+9.5 -49.4+5.8 mit Adenosin -53.7+14.7 -45.8+7.7 -39.2+7.6 AP 316
ng/kg vor Adenosin -64.0+11.7 -69.0+7.7 -63.8+5.9 68.85.3 -56.56.7 mit Adenosin
-75.5+21.5 -68.8+5.3 -56.5+6.7 Adenosin Wirkung + 4.7+ 3.8 - 5.2+0.9 -23.4+3.7
Beispiel
4 Injektionslösung: 10 pg 1-0-Octadecyl-2-acetyl-glycero-3-phosphocholin und 10
Adenosin wurden in 100 pl Ethanol gelöst und unter Zusatz physiologischer Kochsalzlösung
durch Membran-Filtration sterilisiert und unter sterilen Bedingungen in eine Ampulle
abgefüllt.
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Beispiel 5 Injektionslösung: 10 pg 1-0-Octadecyl-2-acetyl-glycero-3-phosphocholin
und 50 µg Adenosin wurden wie in Beispiel 4 zu Injektionslösungen verarbeitet.
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Beispiel 6 Injektionslösung: 10 ug 1-0-Hexadecyl-2-acetyl-glycero-3-phosphocholin
und 100 pg Desoxyguanosin wurden wie in Beispiel 4 zu Injektionslösungen verarbeitet.
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Beispiel 7 Tabletten: 100 rg 1-O-Octadecyl - µg 1-O-Octadecyl-2-acetyl-glycero-3-phosphocholin,
100 µg Adenosin, 100 mg mikrokristalline Cellulose, 26 mg Aerosilp 5 mg Cutina HR,
15 mg Hydroxypropylmethylcellulosephthalat werden gemischt, gepreßt und die Preßlinge
mit einem Film von Hydroxypropylmethylcellulosephthalat überzogen
Beispiel
8 Tabletten: 100 µg 1-0-Hexadecyl-2-acetyl-glycero-3-phosphocholin, 500 pg Adenosinmonophosphat,
80 mg Milchzucker, 44 mg Maisstärke, 14 mg Kollidon, 5,4 mg Talk, 0,6 mg Magnesiumstearat
werden gemischt, granuliert und sodann zu Tabletten gepreßt. Die Tabletten können
erwünschtenfalls mit einem wasserlöslichen Lacküberzug versehen werden.
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Beispiel 9 Kapseln: 100 pg 1 -O-Octadecyl- 2- acetyl- 1-0-Octadecyl-2-acetyl-glycero-3-phosphocholin,
300 Sg Adenosin, 170 mg Milchzucker, 35 mg Maisstärke, 18 mg Talk, 2 mg Magnesiumstearat
werden gut vermischt und in Hartgelatinekapseln abgefüllt.
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Beispiel 10 Weichgelatinekapseln: 50 Sg µg 1-0-Octadecyl-2-acetyl-glycero-3-phosphocholin,
50 ,»g 1-0-Hexadecyl-2-acetyl-glycero-3-phosphocholin, 200 yig Adenylyladenosin,
40 mg Wachs, 10-mg Sojalecithin, 10 mg partiell hydrierte Pflanzenöle, 150 mg Kieselerdeträger
werden vermischt und in Weichgelatinekapseln eingearbeitet.