DE309112C - - Google Patents
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Description
Wird Flußeisen von niedrigem Kohlenstoffgehalt kalt gereckt, ζ. Β. gewalzt oder
gezogen, so steigt mit dem Grade der Kaltreckung die Festigkeit zunächst ziemlich
rasch, diese Festigkeitszunahme vermindert sich jedoch sehr bald, und über einen gewissen
Grad hinaus ist eine Erhöhung der Festigkeit durch Kaltreckung praktisch nicht mehr
zu erzielen. Gleichzeitig sinkt die Dehnung des Flußeisens sehr rasch und bleibt auf
einem ziemlich niedrigen Grade praktisch konstant. Das Verhältnis zwischen der Abnahme
der Dehnung einerseits und der Zunahme der Festigkeit andererseits ist hierbei jedoch ein solches, daß die Widerstandsarbeit
mit der Verfestigung des Eisens sehr rasch sinkt und dann auf einem praktisch konstanten
Mindestmaß verbleibt. Das bedeutet, daß Gegenstände aus Flußeisen, die in vielen
Fällen erforderliche hohe Festigkeit durch bloße Erhöhung der Kaltreckung nicht in
ausreichendem Maße erteilt werden kann, und daß zugleich mit dieser Erhöhung eine
Verminderung der Widerstandsarbeit bis zu einem Grade eintritt, wo das Eisen den gestellten
Beanspruchungen nicht mehr gewachsen ist.
Die nachteiligen Folgen der durch die Kaltreckung des Flußeisens erteilten Eigenschaften
seien an Hand der aus Flußeisen hergestellten Patronenhülsen, die als Ersatz
für solche aus Messing vorgeschlagen wurden, genauer erläutert. Die Ausziehbarkeit
der eisernen Patronenhülse aus dem Gewehr hängt von deren Fähigkeit ab, nach dem
Schuß möglichst wieder in die alte Form zurückzugehen, d.h. von der Elastizität der Hülse,
welche wieder unmittelbar von deren Festigkeit abhängig ist. Es muß daher angestrebt
werden, daß Flußeisen im Endzustand auf eine möglichst hohe Festigkeit zu bringen,
was man bisher durch Ziehen der Hülse bis zu einer möglichst hohen Verfestigung zu erreichen
suchte. Die Erfahrung zeigt nun, daß bei den verwendeten kohlenstoffarmen Flußeisensorten die notwendige Festigkeit
nicht erreicht werden kann, ohne daß zugleich der Hülse eine Sprödigkeit erteilt wird,
Avelche sie die Beanspruchung beim Schuß nicht mehr ohne Gefahr des Reißens ertragen
läßt. Die heutige Methode, eine brauchbare Patronenhülse aus Eisen herzustellen, führt
[Zu einem Erzeugnis, bei dem die Festigkeit
noch nicht genügend erhöht ist, die Widerstandsarbeit aber bereits so weit gesunken
ist, daß sie nicht mehr verläßlich hinreicht.
3 03
Den Gegenstand der vorliegenden Erfindung bildet ein Verfahren, das ermöglicht,
aus kohlenstoffarmen Flußeisensorten durch j Kaltreckung Gegenstände zu erzeugen, die
sowohl eine hohe Festigkeit, als auch eine große Widerstandsarbeit haben, bei denen i
somit das Verhältnis zwischen Festigkeit und Dehnung ein günstigeres is.t, als bei den
bisher durch Kaltreckung erzeugten Gegenständen. Die Erfindung besteht im wesentlichen
darin, daß die in bekannter Weise, durch Kaltreckung fassonierten Gegenstände
behufs Beseitigung der von der Kaltreckung herrührenden Sprödigkeit über die Halte-
X5 punkttemperatur erhitzt und rasch abgekühlt
werden, und so an die Stelle der mechanischen Härtung eine wärmetechnische Härtung
gesetzt wird.
Auf Grund einer großen Zahl empirischer Untersuchungen wurde gefunden, daß bei
kohlenstoffarmen Flußeisensorten und Gegenständen daraus eine wärmetechnische Härtung noch möglich ist, wobei der Grad
der Härtung davon abhängt, wie plötzlich die Abkühlung bis in die inneren Schichten
des Metalles wirkt. Daraus ergibt sich, daß zur Herstellung von Gegenständen aus kohlenstoffarmen
Flußeisensorten, die sowohl eine hohe Festigkeit, als auch eine bedeutende Widerstandsarbeit haben sollen, derart
vorzugehen ist, daß erst das in bekannter Weise durch Kaltreckung entsprechend fassonierte
Eisen einer wärmetechnischen Härtung unterworfen wird. Durch die Erhitzung des fassonierten Werkstückes über die Haltepunkttemperatur
verliert es die von der Kaltreckung herrührende Sprödigkeit und Festigkeit. An die Stelle der verloren gegangenen
mechanischen Verfestigung tritt aber die Festigkeit infolge der wärmetechnischen
Härtung, die den Vorteil bietet, daß die mit ihr verbundene Zunahme der Sprödigkeit
wesentlich geringer ist als bei der Verfestigung durch Kaltreckung.
Die einschlägigen Versuche wurden mit Flußeisen gemacht, das ungefähr 0,04 bis
0,10 Prozent Kohlenstoff enthält; das somit allgemein als nicht mehr härtbar gilt. Flußeisen
mit diesem Kohlenstoffgehalt kann aber durch Erhitzen über seinen Haltepunkt und
rasches Abkühlen, z. B. durch Abschrecken im Wasser, einen für viele Zwecke genügenden
Grad der Härtung erhalten, und zwar wie oben erwähnt wurde, bei günstigen Sprödigkeitsverhältnissen.
Diese Härtung ergäbe schon für sich allein wesentlich bessere Werte für die Festigkeit und die Widerstandsarbeit,
als durch die Kaltreckung erzielbar sind. Die Härtungswirkung kann aber unter Umständen ungleichmäßig sein,
vor' allem aber werden die Gegenstände, welche hergestellt werden sollen, infolge der
beim Härten vor sich gehenden Formveränderungen eine Vergleichmäßigung erfordern.
Das Verfahren zur Erhöhung der Qualitätsziffern von aus Flußeisen hergestellten Gegenständen wird' daher vorzugsweise
derart ausgeführt, daß die Gegenstände die gewünschte Form in der üblichen Weise bis zu einem ziemlich weiten Grade
durch Kaltreckung erhalten, hierauf durch Erhitzen über den Haltepunkt und rasches
Abkühlen gehärtet und dann erst durch Kaltrecken fertiggestellt werden. Das Fertigziehen
oder Walzen des so gehärteten Flußeisens soll jedoch nur mit einer wesentlich geringeren Verfestigung vorgenommen werden
als bei nicht gehärtetem Flußeisen, wenn der angestrebte Zweck, bei gleicher oder
höherer Widerstandsarbeit eine Erhöhung der Festigkeit zu erzielen, erreicht werden
soll. Wenn Gegenstände erzeugt werden sollen, bei denen eine noch größere Festigkeit
als durch \värmetechnische Härtung erzielbar ist, erwünscht und zugleich eine erhöhte
Sprödigkeit zulässig ist, ist so vorzugehen, daß der wärmetechnischen Härtung noch ein solches Maß von Kaltreckung folgt,
daß es auf die Beschaffenheit des Stoffes, auf dessen Festigkeit und Sprödigkeit den jeweils
gewünschten, bzw. zulässigen Einfluß, hat. Hier erhalten die bereits wärmetechnisch
verfertigten Gegenstände noch eine weitere Härtung durch Kaltreckung, so daß die beiden Festigkeiten gleichsam summiert
werden. Selbstverständlich nimmt infolge der Kaltreckung auch die Sprödigkeit zu, sie
ist jedoch im Vergleich zu der schließlich erreichten Festigkeit immer noch bedeutend
geringer als bei einer Verfestigung durch bloßes Kaltrecken.
Die Wirkung des neuen Verfahrens sollen folgende Ziffern deutlich veranschaulichen;
Durch eine Verfestigung durch bloßes Kaltrecken erhält man bei einer untersuchten
Flußeisensorte eine Festigkeit bis zu 53 kg/mm2 mit einer Widerstandsarbeit von
300 kg cm/cm8. Durch Erhitzen über die Haltepunkttemperatur und rasches Abkühlen
erhält man eine Festigkeit von 59 kg/mm2 no
mit einer Widerstandsarbeit von 620 kg cm/cm3. Wird dieses wärmetechnisch gehärtete
Flußeisen jetzt noch weiter kalt gereckt, so steigt die ■ Festigkeit bis auf 81 kg/mm2,
während die Widerstandsarbeit wieder auf n5
300 kg cm/cm3 sinkt. Es zeigt sich somit, daß auch im letzten Fall die Festigkeit im
Verhältnis zur Widerstandsarbeit bedeutend größer ist als bei einer Verfestigung durch
bloße Kaltreckung. lzo
Eine Veränderung der Werte ist naturgemäß noch möglich durch Anlassen der Ge-
*J (J
genstände nach der Härtung oder nach der auf die wärmetechnische Härtung folgenden
mechanischen Verfestigung.
Als Ausführungsbeispiel des neuen Verfahrens soll die Herstellung von Patronenhülsen
aus Eisen angeführt werden.
Die Hülsen werden aus dem gewöhnlich verwendeten weichen gut verarbeitbaren
Flußeisen in bekannter Weise bis auf den
ίο letzen Zug fertiggezogen, wobei jedoch die
Einteilung der Werkzeuge, derart getroffen wird, daß für den letzten Zug nur mehr ungefähr
5 Prozent der Wandstärke zu ziehen verbleibt. Nunmehr werden die Patronenhülsen auf etwa 9500 C geglüht, worauf die
Hülsen aus der Glühkiste genommen und in kaltes Wasser geworfen werden, ohne ihnen
Zeit zu lassen, sich wesentlich unter 900 ° abzukühlen. Die auf diese Weise gehärteten
Hülsen erhalten dann in bekannter Weise den letzten Zug und werden in jeder Beziehung
fertiggestellt, vobei nur zu beachten ist, daß dem Anglühen des Halses vor seinem
Einziehen besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden ist. Das Anglühen soll ziemlich kräftig geschehen, so daß beim Einziehen
nicht zu viel Ausschuß entsteht, was der Fall wäre, wenn die Härtewirkung nicht durch
das Glühen weitgehend beseitigt würde.
Anderseits ist das Glühen derart durchzuführen, daß hierbei der übrige Teil des Schaftes
keine höhere Temperatur erhält als höchstens 250 bis 300 ° C. Durch diese Anlaßtemperatur
wird wohl die Festigkeit etwas vermindert, aber die Zähigkeit des Flußeisens sehr bedeutend erhöht und dadurch die Gefahr
des Reißens der Hülsen noch vermindert. Das Anglühen des Halses kann z. B. im Bleibad geschehen, wobei der übrige Teil
der Hülse zwischen Backen gekühlt und auf diese Weise vor einer zu hohen Erhitzung
geschützt wird.
Die Härtung kann auch in der Weise vorgenommen werden, daß die Hülse in einzelnen
Teilen, z. B. auf elektrischem Wege, erhitzt, dann abgeschreckt wird und jene Teile, welche keine Elastizität erfordern, von
der Härtung ausgeschaltet werden.
Claims (2)
1. Verfahren, Gegenständen aus kohlenstoffarmen Flußeisensorten, wie insbesondere
Patronenhülsen, bei Anwendung von Kaltreckung hohe Festigkeit- und zugleich eine große Widerstandsarbeit
zu verleihen, dadurch gekennzeichnet, daß die in bekannter Weise durch
Kaltreckung fassonierten Gegenstände, behufs Beseitigung der von der Kaltreckung
herrührenden Sprödigkeit über die Haltepunkttemperatur erhitzt und rasch abgekühlt werden, und so an die
Stelle der mechanischen eine wärmetechnische Härtung gesetzt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die in nicht
ganz fertigem Zustande nach dem Verfahren gemäß Anspruch 1, wärmetechnisch
gehärteten Gegenstände durch Kaltreckung fertiggestellt werden.
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
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Family Applications (1)
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