-
-
Thermoplastische Formmassen aus Celluloseestern und
-
Celluloseester-Copfropfpolymerisaten Die Erfindung betrifft thermoplastische
Formmassen aus organischen Celluloseestern und Copfropfpolymerisaten, die durch
Polymerisation von Vinylmonomeren, insbesondere von ungesättigten Estern in Gegenwart
von Mischungen aus Celluloseestern und Ethylen-Vinylestercopolymerisaten erhalten
werden.
-
Formmassen aus Celluloseacetat können ohne Zusatz von niedermolekularen
Weichmachern nicht thermoplastisch verarbeitet werden, da sich dieser Ester vor
dem Erweichen zu zersetzen beginnt. Auch bei Celluloseacetopropionaten und -acetobutyraten
liegen die Erweichungs- und Zersetzungstemperatur so nahe beieinander, daB auch
diese Formmassen vor ihrer thermoplastischen Verarbeitung mit Weichmachern abgemischt
werden müssen. Damit erreicht man die notwendige Herabsetzung der Verarbeitungstemperatur
und Verarbeitungsviskosität.
-
Als Weichmacher für organische Celluloseester dienen vornehmlich aliphatische
Ester der Phthalsäure, Adipinsäure, Azelainsäure, Sebacinsäure und Phosphorsäure
wie
beispielsweise Dimethylphthalat, Diethylphthalat, Dibutyladipat, Dioctyladipat,
Dibutylacelat, Trichlorethylphosphat und Tributylphosphat. Oft ist es auch vorteilhaft,
Weichmachergemische einzusetzen.
-
Obwohl die mit Weichmachern modifizierten Celluloseesterformmassen
eine sehr gute Transparenz zeigen, wäre es wünschenswert, für manche Anwendungszwecke
ihre Wärmeformbeständigkeit weiter zu verbessern.
-
Außerdem wandern die Weichmacher mit der Zeit an die Oberfläche der
Formkörper, so daß z.B. Folien aus modifizierten Celluloseestern nicht zur Verpackung
von bestimmten Lebensmitteln verwendet werden können.
-
Aus der deutschen Auslegeschrift 1 303 219 sind Abmischungen aus organischen
Celluloseestern, niedermolekularen Weichmachern und Olefinpolymerisaten bekannt.
Bei einem höheren Gehalt an Olefinpolymerisaten sind jedoch solche Formmassen nicht
mehr transparent. Außerdem dienen hier herkömmliche niedermolekulare Ester mit den
bekannten Nachteilen als Weichmacher Die Verwendung polymerer Weichmacher für Cellulosemischester
ist ebenfalls bekannt. In der US-Patentschrift 3 682 850 werden thermoplastische
Mischungen aus 40 bis 90 Gew.-% Celluloseestern und 10 bis 60 Gew.-% eines Ethylen-Vinylacetatcopolymeren
mit einem Vinylacetatgehalt von 75 bis 99 Gew.-% beschrieben, die durch gute mechanische
Festigkeitswerte und hohe Transparenz gekennzeichnet sind.
-
Aus der Deutschen Offenlegunqsschrift 2 426 178 sind ferner transparente
thermoplastische Formmassen aus organischen Celluloseestern und Ethylen-Vinylestercopolymeren
bekannt. Die eingesetzten Ethylen-Vinylestercopolymeren enthalten 30 bis 98, vorzugsweise
60 bis 98 Gew.-% eingebauten Vinylester.
-
Mischungen aus Celiulosemischestern und Ethylen-Vinylestercopolymeren
mit weniger als 75 Gew.-$ an eingebautem Vinylester in der Ethylencopolymerisatkomponente
sind zwar im allgemeinen transparent, weisen aber mit steigendem Gewichtsanteil
des Ethylenvinylestercopolymeren in der Abmischung eine zunehmende Neigung zu Reisbruch
(Crazing) bei Biege- oder Dehnungsbeanspruchung auf.
-
Diese Minderung der Transparenz ist für spezielle Anwendungen unerwünscht.
Die nicht ausreichende Verträglichkeit der Polymeren erschwert zugleich die Herstellung
weicher, flexibler Formmassen, die auch unter extremer Dehnungs- oder Biegebeanspruchung
hohe Transparenz ohne Reisbruch aufweisen sollen.
-
Es wurde nun gefunden, daß die vorerwähnten Nachteile überwunden und
hochtransparente, weiche und flexible Formmassen auf der Basis von organischen Celluloseestern
und Ethylen-Vinylestercopolymeren mit bis zu 75 Gew.-% eingebautem Vinylester erhalten
werden, wenn organische Celluloseester mit Copfropfpolymerisaten abgemischt werden,
die durch Pfropfung von Vinylmonomeren, insbesondere von ungesättigten Estern auf
Mischungen aus Ethylen-Vinylestercopolymerisaten
und organischen
Celluloseestern erhalten werden.
-
Durch die Pfropfung werden gleichzeitig die Polymeren des Pfropfsubstrats
ganz oder teilweise miteinander verbrückt.
-
Gegenstand der Erfindung sind thermoplastische Formmassen, bestehend
im wesentlichen aus I 1 bis 99, vorzugsweise 50 bis 99 Gew.-% eines Celluloseesters
einer oder mehrerer aliphatischer cl -c 5-Carbonsäuren und II 99 bis 1, vorzugsweise
50 bis 1 Gew.-% eines Copfropfpolymerisates aus 1) 1 bis 99, vorzugsweise 15 bis
85 Gew.-% eines Pfropfsubstrates, das sich zusammensetzt aus a) 1 bis 99, vorzugsweise
20 bis 95 Gew.-% eines Ethylen-Vinylestercopolymerisats mit 5 bis 75, vorzugsweise
25 bis 55 Gew.-% eingebautem Vinylester und b) 99 bis 1, vorzugsweise 80 bis 5 Gew.-%
eines Celluloseesters einer oder mehrerer aliphatischer C1 -C 5-Carbonsäuren und
polymerisierten Einheiten von 2) 99 bis 1, vorzugsweise 85 bis 15 Gew.-% Vinylestern
und/oder Alkylestern der Acryl- und/ oder Methacrylsäure und 3) 0 bis 20 Gew.-%
C2-C4-O(-Olefinen, wobei in der Komponente II) mindestens ein Teil des Ethylen-Vinylestercopolymerisats
und des Celluloseesters über polymerisierte Einheiten
der Pfropfmonomeren
miteinander verbrückt sind und die Summe der Komponenten I) und II), 1) bis 3) und
a) und b) jeweils 100 Gew.-% beträgt.
-
Geeignete Celluloseester zur Herstellung der erfindungsgemäßen Formmassen
sind Celluloseester aliphatischer Carbonsäuren mit 1 bis 5 C-Atomen, vorzugsweise
Celluloseacetat, -acetopropionat und -acetobutyrat.
-
Die Verfahren zur Herstellung von organischen Cellulosee stern sind
seit langem bekannt und werden beispielsweise in Ullmanns Encyklopädie der technischen
Chemie (Verlag Urban und Schwarzenberg, München-Berlin, 1963) im 5. Band auf den
Seiten 182 bis 201 beschrieben.
-
Bevorzugte Celluloseacetobutyrate enthalten 40 bis 50 Gew.-% Buttersäuregruppen
und 15 bis 26 Gew.-% Essigsäuregruppen.
-
Besonders bevorzugt für die erfindungsgemäßen Formmassen eignen sich
Celluloseacetobutyrate mit folgender Zusammensetzung: 42 bis 46 Gew.-% Buttersäuregruppen
und 18 bis 22 Gew.-% Essigsäuregruppen.
-
Bevorzugte Celluloseacetopropionate enthalten im allgemeinen
50
bis 66 Gew.-% Propionsäuregruppen und 1 bis 12 Gew.-% Essigsäuregruppen und besonders
bevorzugte Celluloseacetopropionate haben folgende Zusammensetzung: 54 bis 66 Gew.-%
Propionsäuregruppen und 4 bis 9 Gew.-% Essigsäuregruppen.
-
Von den Celluloseacetaten werden bevorzugt Sekundär-Celluloseacetate
eingesetzt.
-
Die relativen Viskositäten ( trel) von 2 gew.-%igen Lösungen der verwendeten
aliphatischen Celluloseester in Aceton liegen bei 200C zwischen 2,5 und 6,0, bevorzugt
zwischen 3,5 und 5,0.
-
Die für die Herstellung der Copfropfpolymerisate eingesetzten Celluloseester
stimmen im allgemeinen in ihrer Zusammensetzung mit den für die Herstellung der
Abmischungen eingesetzten Celluloseestern über ein, es ist aber selbstverständlich
auch möglich, für die Abmischung andere Celluloseester als in den Copfropfpolymeren
enthalten sind, einzusetzen.
-
Die Ethylen-Vinylestercopolymeren werden nach den bekannten Verfahren
der Hoch- oder Mitteldrucksynthese in Substanz, Lösung oder Emulsion hergestellt.
-
Als Vinylester kommen organische Vinylester von gesättigten, gegebenenfalls
durch Halogen, insbesondere
durch Chlor, substituierten aliphatischen
Monocarbonsäuren mit 1 bis 18 C-Atomen'oder aromatischen Monocarbonsäuren mit 7
bis 11 C-Atomen in Frage. Namentlich seien genannt: Vinylformiat, Vinylacetat, Vinylpropionat,
Vinylchlorpropionat, Vinylbutyrat, Vinylisobutyrat, Vinylcapronat, Vinyllaurinat,
Vinylmiristinat, Vinylstearat, Vinylbenzoat, vorzugsweise Vinylacetat.
-
Die nach dem Verfahren der Hochdrucksynthese hergestellten Ethylen-Vinylester-Copolymerisate
besitzen Schmelzindexwerte - nach DIN 53 735 bei 1900C und einer Belastung von 2,16
kp - zwischen 0,1 und 100, vorzugsweise zwischen 1,0 und 10, insbesondere von 3,5
bis 6. Die in Tetralin bei 1200C gemessenen Grenzviskositäten liegen im allgemeinen
zwischen 0,6 und 1,5 dl/g. Die nach der Methode der Lichtstreuung ermittelten Molekulargewichte
liegen vorzugsweise zwischen 50 000 und 1 Million. Die nach der Beziehung Mw/Mn
-1 definierte Uneinheitlichkeit U (G. Schulz, Z.phys.Chem. (B) 43 (1939) Seiten
25 bis 34) liegt im Bereich von 5 bis 30. Diese Copolymerisate sind bevorzugt in
Kohlenwasserstoffen oder Alkoholen löslich.
-
Die beispielsweise nach dem Verfahren der Lösungs-oder Emulsionspolymerisation
hergestellten Ethylen-Vinylester-Copolymerisate, die 5 bis 75 Gew.-% Vinylester,
vorzugsweise 25 bis 55 Gew.-% Vinylester enthalten, besitzen Schmelzindexwerte (1900C
- 2,16 kp), die größer als 100 sein können, vorzugsweise liegt der Schmelzindexbereich
unter 15, insbesondere zwischen 0,5 und 5. Die mittels Lichtstreuung gemessenen
Molekulargewichte
liegen vorzugsweise zwischen 40 000 und einer Million. Die Uneinheitlichkeit U beträgt
1 bis 6. Die Copolymerisate sind löslich in Kohlenwasserstoffen und Alkoholen und
besitzen vorzugsweise Grenzviskositäten in Toluol zwischen 0,5 und 2,5 dl/g.
-
Als Monomere zur Herstellung der Copfropfpolymerisate werden in erster
Linie Vinylester und/oder Alkylester der (Meth)Acrylsäure eingesetzt. Geeignet sind
die C1-C14-, vorzugsweise die C1-C4-Alkylester der Acryl-und/oder Methacrylsäure
wie Methyl(meth)acrylat, Ethyl (meth) acrylat, n-Propyl- und Isopropyl (meth) acrylat,
n-Butyl- und Isobutyl(meth)acrylat und 2-Ethylhexyl(meth)acrylat. Geeignete Vinylester
sind die bereits weiter oben beschriebenen Vinylester aliphatischer oder aromatischer
Monocarbonsäuren, vorzugsweise Vinylacetat.
-
Weitere geeignete Monomere sind C2-C4-« -Olefine wie Ethylen, Propylen
und Isobutylen sowie gegebenenfalls Acrylsäure und Methacrylsäure.
-
Falls keine transparenten Pfropfcopolymeren gewünscht werden, können
auch Vinylaromaten wie Styrol oder Methylstyrol, gegebenenfalls in Abmischung mit
den (Meth)Acrylestern eingesetzt werden.
-
Die Pfropfpolymerisation wird in Lösung oder in Masse durchgeführt.
Als Lösungsmittel seien genannt Kohlenwasserstoffe wie Benzol, Toluol, Xylol, Alkohole
wie Methanol, Ethanol, Propanol, iso-Propanol, n-
Butanol, tert.
-Butanol, chlorierte Kohlenwasserstoffe wie Chlorbenzol, Methylenchlorid, Tetrachlorethylen,
Ester wie Essigsäuremethyl-, -ethyl- oder -butylester und Eisessig oder ihre Gemische.
-
Das Lösen der Pfropfsubstrate kann in bekannter Weise im ausgewählten
Lösungsmittelsystem durchgeführt werden. Man kann selbstverständlich zunächst die
Lösung des einen Pfropfsubstrates herstellen und dann in dieser Lösung oder in einem
beliebigen, mit dem ersten Lösungsmittel mischbaren Lösungsmittel, das zweite Polymer
auflösen und sodann die beiden Mischungen vereinigen und die so erhaltene homogene
Lösung für die Pfropfreaktion einsetzen. Die Pfropfpolymerisation wird bevorzugt
in homogener Phase durchgeführt, kann aber prinzipiell auch in heterogener Phase
erfolgen. Es ist auch durchaus möglich, zunächst eine homogene Phase aus Pfropfsubstrat,
Vinylmonomeren und gegebenenfalls Lösungsmittel herzustellen, die Lösung in Wasser
zu dispergieren und dann gegebenenfalls nach Zusatz des Katalysators zu polymerisieren.
Die Polymerisation kann kontinuierlich oder diskontinuierlich erfolgen.
-
Die Pfropfreaktion kann auch mit oder ohne Lösungsmittel in Polymerisationsschnecken
durchgeführt werden, und das Abdampfen des Lösungsmittels oder der Restmonomeren
aus dem Pfropfpolymerisationsansatz in Ausdampfschnecken, Dünnschichtverdampfern
oder Sprühtrocknern erfolgen.
-
Die Polymerisation wird bei Temperaturen zwischen -20 und +2500C,
vorzugsweise von +30 bis +1800C und bei Drucken zwischen Normaldruck bis 300 bar,
vorzugsweise bis 25 bar durchgeführt.
-
Die Polymerisationskatalysatoren können vor, während oder nach dem
Löse- bzw. Mischvorgang dem Polymerisationsansatz zugefügt werden. Vorzugsweise
werden die Katalysatoren nach Herstellung der homogenen Pfropfsubstratlösung mit
den Monomeren oder getrennt von den Monomeren in die Reaktionsmischung eingetragen.
-
Die Polymerisationskatalysatoren werden zweckmäßigerweise in einer
Menge von 0,001 bis 2 Gew.-%, bezogen auf die Summe von Pfropfsubstrat und Pfropfmonomeren
eingesetzt. Diese Mengen können selbstverständlich weit überschritten werden.
-
Als Polymerisationskatalysatoren können Per- oder Azoverbindungen
oder Radikale liefernde hochsubstituierte Ethanderivate wie z.B. Benzpinakol, verwendet
werden. Beispielhaft seien genannt: Benzoylperoxid, tert.-Butylperpivalat, Lauroylperoxid,
tert.-Butylperoctoat, tert.-Butylperbenzoat, ditert.-Butylperoxid, tert.-Butylperisononanat,
Diisopropylpercarbonat, Dicyclohexylpercarbonat, Dicumylperoxid, tert. -Butylperneodecanoat,
Azobisisobuttersäurenitril oder Ester der Azobisisobuttersäure wie z.B. deren Bis-ethylester.
-
Initiatorradikale können ferner mit bekannten Redoxsystemen oder auch
mit Hilfe von W-Strahlung, aktinischem Licht oder beschleunigten Elektronen erzeugt
werden. Bei der Herstellung der für die Abmischungen eingesetzten Copfropfpolymeren
werden die eingesetzten Monomeren sowohl auf den Celluloseester als auch auf das
Ethylenvinylestercopolymerisat aufgepfropft unter Bildung von Copfropfpolymerisaten,
die über polymerisierte Einheiten der Monomeren querverbrückt sind.
-
Diese Querverbrückung ist aufgrund polymeranalytischer Untersuchungen
der Pfropfpolymeren nachgewiesen (vgl. Beispiel A im Experimentellen Teil). Diese
neuartige Querverbindung der an und für sich zur Entmischung neigenden Ausgangspolymeren
macht die gefundene außergewöhnlich gute Verträglichkeit der Copfropfpolymeren mit
den organischen Celluloseestern verständlich.
-
Die Herstellung der Abmischungen kann nach bekannten Verfahren über
eine Lösung und Aufarbeitung der Lösung durch Fällung und Trocknung oder durch Ausdampfen
der Lösungsmittel über Ausdampfschnecken, Dünnschichtverdampfer, Schlangenrohrverdampfer
oder Sprühtrockner erfolgen. Ferner können die Abmischungen in der Schmelze auf
einer Walze, in Schneckenmaschinen oder Knetern hergestellt werden.
-
Die erfindungsgemäßen Formmassen können gegebenenfalls noch mit niedermolekularen
Weichmachern modifiziert werden.
-
Geeignete niedermolekulare Weichmacher sind Dimethylphthalat, Diethylphthalat,
Triphenylphosphat, Methylethylenglykolphthalat, Di-n-butylsebacat, Ethylbutylenglykolphthalat,
Butyl-butylenglykolphthalat, Dibutylphthalat, Dioctyladipat, Dioctylphthalat, Butylbenzylphthalat
und Triacetin.
-
Die erfindungsgemäßen Formmassen können außerdem Additive enthalten,
z.B. um die Polymermischungen zu färben, zu pigmentieren, um ihre Oxidations- oder
Lichtbeständigkeit zu verbessern oder um die Entflammbarkeit zu verringern.
-
Die erfindungsgemäßen Formmassen aus den Copfropfpolymeren und organischen
Celluloseestern zeigen einen bemerkenswerten Anstieg der nach DIN 53 453 gemessenen
Kerbschlagzähigkeit. Außerdem zeichnen sie sich durch eine verbesserte Formbeständigkeit
in der Wärme aus, die z.B. nach DIN 53 460 als Vicat-Erweichungstemperatur gemessen
wird. Die Vicat-Erweichungstemperaturen liegen bis zu 50°C über den Erweichungstemperaturen
der mit niedermolekularen Weichmachern modifizierten Celluloseestern.
-
Gegenüber diesen herkömmlichen Celluloseester-Formmassen zeigen die
erfindungsgemäßen Formmassen außerdem noch verbesserte mechanische Eigenschaften
wie beispielsweise eine Erhöhung der Härte, der Zugfestigkeit, der Biegefestigkeit
und des Elastizitätsmoduls.
-
Der bekannte Effekt der sogenannten Weichmacherwanderung tritt bei
Abmischungen aus organischen Celluloseestern und den Copfropfpolymerisaten, bestehend
aus organischen Celluloseestern, Ethylen-Vinylester-Copolymerisaten und Vinylmonomeren
nicht auf, wodurch solche Formmassen auch beispielsweise für Anwendungen, die einen
Kontakt mit Lebensmitteln schaffen, besonders gut geeignet sind.
-
Die erfindungsgen31Ben Polymermischungen lassen sich problemlos auf
bekannten Extrudern und Spritzgußmaschinen kontinuierlich und diskontinuierlich
verarbeiten und zeigen dabei eine gute Fließfähigkeit.
-
Es lassen sich Formkörper jeder Art herstellen sowie Acetatseide,
Blockacetat, Folienträger für Sicherheitsfilme, Elektroisolierfolien und Lacke.
-
Die verbesserte HeiBluft- und Alterungsbeständigkeit der Produkte
macht auch ihren Einsatz für Außenanwendungen möglich.
-
Die folgenden Beispiele erläutern die Erfindung.
-
Prozentangaben beziehen sich stets auf das Gewicht.
-
Herstellung der Copfropfpolvmerisate Beispiel A In einen 40 1 Autoklaven,
der mit Ankerrührer und Zudosiermöglichkeiten für verschiedene Lösungen versehen
und dessen Innentemperatur exakt über ein Heiz-Kühlmantel-System zu steuern ist,
werden unter Stickstoffatmosphäre 900 g eines CelLuloseacetopropionats, enthaltend
57,5 Gew.-% Propionsäure und 5,5 Gew.-% Essigsäuregruppen, 900 g eines Ethylen-Vinylacetatcopolymeren
(EVA) mit 45 % eingebautem Vinylacetat und einer Mooney-Viskosität von 20, 2500
g Vinylacetat, 13 500 g tert.-Butanol und 0,75 g tert.-Butylperpivalat eingefüllt.
Der Autoklaveninhalt wird auf 700C erwärmt und 1 Stunde bei 700C gerührt.
-
Dann wird mit dem Zudosieren von zwei Lösungen begonnen.
-
Lösung 1: 5600 g Vinylacetat Lösung 2: 24 g Butylperpivalat in 4000
g tert.-Butanol.
-
Lösung 1 und 2 werden gleichzeitig innerhalb von 4 Stunden hinzudosiert.
Man rührt anschließend 3 Stunden bei 700C und 1 Stunde bei 800C nach. Der Ansatz
wird heiß abgelassen und mit 500 g einer 5 %igen Lösung von 2,6-Di-tert.-butyl-p-kresol
versetzt. Die Isolierung des Pfropfpolymeren erfolgt durch Vakuumeindampfung auf
einer Ausdampfschnecke. Das erhaltene
Produkt hat eine Grenzviskosität
[#] von 0,96 [dl].
-
g Die chemische Zusammensetzung ist: 12 % Celluloseacetopropionat,
12 % EVA 76 % polymerisierte Einheiten aus Vinylacetat.
-
Eine aus dem Pfropfpolymerisat bei 1700C und 200 bar Preßdruck hergestellte
Preßplatte ist hochtransparent, weich, flexibel und zeigt keinerlei Weißbruch bei
Dehnungsbeanspruchung.
-
Eine Glasübergangstemperatur wird bei +230C gemessen und stellt den
Haupterweichungsbereich der Probe dar, bei ca. -350C zeigt sich ein weiterer Glasübergang,
der der EVA-Komponente zuzuordnen ist.
-
Zur Untersuchung der Pfropfpolymerisatstruktur wurde eine Fraktionierung
des erhaltenen Pfropfproduktes durchgeführt. Hierzu wurde das Produkt mit den entmischenden
Flüssigkeiten Dimethylformamid/Methylcyclohexan (vgl. R. Kuhn, Makromol.Chem. 177
(1976), 1525-1547) bei 250C fraktioniert. In der folgenden Tabelle sind die Ergebnisse
zusammengefaßt: Gew.-% Sauerstoff [#] #(2,85µ) Aus- Gew.-% Gew.-% #(6,95µ) sehen
des mit EVA gekoppelten Celluloseesters obere 37,2 31,1 1,71 0,130 trüb 51 Phase
untere 62,8 37,0 0,88 0,075 klar -Phase
Die untere Phase enthält
nicht gepfropften Celluloseester und nicht gepfropftes Polyvinylacetat, während
die obere Phase EVA und über Polymerisatbrücken mit EVA gekoppelte Celluloseester
enthält. Aufgrund der Auswertung der erhaltenen analytischen Daten wurde sichergestellt,
daß 51 Gew.-% des eingesetzten Celluloseesters über Vinylacetatbrücken mit dem eingesetzten
EVA in querverbrückter (gekoppelter) Form vorliegt.
-
In Anlehnung an das im Beispiel A beschriebene Verfahren werden die
in Tabelle 1 aufgeführten Copfropfpolymerisate der folgenden Zusammensetzung hergestellt:
Tabelle
1 Copfropf- Gew.-% Cellulose- Cellulose- Vinyl- Methyl- n-Butylpolymer EVA acetobuty-
acetopro- acetat acrylat acrylat rat pionat B 23,7 - 23,7 36,8 - 15,8 C 30 30 -
40 - -D 21,5 21,5 - 57 - -E 11 11 - - 78 -F 37,5 12,5 - 50 - -G 23 12 - 65 - -H
45 - 15 40 - -I 44,5 - 5,5 50 - -K 45 - 15 20 - 20 L 12,5 37,5 - 50 - -
Herstellung
der Formmassen Beispiele 1 bis 11 Celluloseacetobutyrat mit 45 % Buttersäure und
19 % Essigsäuregruppen wird mit den in der Tabelle 2 angegebenen Mengen der Copfropfpolymerisate
auf einer Walze bei 1700C intensiv vermischt, wobei die Summe beider Komponenten
100 % beträgt.
-
Die Walzfelle werden granuliert und anschließend bei einer Massetemperatur
von 2300C auf einer Spritzgußmaschine zu Prüfkörpern verspritzt.
-
In der Tabelle 2 und 3 bedeuten: an = Schlagzähigkeit nach DIN 53
453 in kJ/m2 ak = Kerbschlagzähigkeit nach DIN 53 453 in kJ/m Vicat = Erweichungstemperatur
in °C nach DIN 53 460, Verfahren B, Kraft 49,05 NJ 30 Hk = Kugeldruckhärte nach
30 s nach DIN 53 456 in N/mm².
-
Tabelle 2 Beispiel Copfropf- [%] a) an [kJ/m²] ak Vicat Hk30 polymerisat
[°C] Raum- -40°C [kJ/m²] [N/mm²] temp.
-
1 A 10 Ung.b) 78,5 2,4 98 84 2 B 10 Ung.b) Ung.b) 4,2 108 74 3 C 20
76 60 4,2 106 78 4 D 20 78 70 3,4 105 84 5 E 10 68 62 2,2 101 76 6 F 10 Ung.b) Ung.b)
4,9 108 75 7 G 10 85 79 2,8 103 82 8 H 10 Ung.b) 86 6,0 107 70 9 I 10 Ung.b) Ung.b)
8,0 107 72 10 K 10 Ung.b) 62-Ung.b) 6,4 102 62 11 L 10 Ung.b) Ung.b) 3,3 111 78
a) bezogen auf Polymermischung b) nicht gebrochen
Beispiele 12
bis 19 Celluloseacetopropionat enthaltend 57,5 % Propionsäure-und 5,5 % Essigsäuregruppen
wird mit den in der Tabelle 3 angegebenen Mengen der Copfropfpolymerisate auf einer
Walze bei 170°C intensiv vermischt, wobei die Summe der Komponenten 100 % beträgt.
-
Die Walzfelle werden granuliert und anschließend bei einer Massetemperatur
von 2300C auf einer SpritzguB-maschine zu Prüfkörpern verspritzt.
-
Tabelle 3 Beispiel Copfropf- [%] a) an [kJ/m²] ak Vicat Hk30 polymerisat
[°C] Raum- -40°C [kJ/m²] [N/mm²] temp.
-
12 A 10 83 59 2,6 109 102 13 B 10 91 76 4,4 123 84 14 C 20 83 65 2,9
115 90 15 D 20 78 58 2,9 114 95 16 F 10 98 70 4,5 122 86 17 H 10 80-Ung.b) 78 5,3
122 82 18 I 10 90 71 5,5 127 84 19 L 10 Ung.b) 80-Ung.b) 3,3 128 92 a) bezogen auf
Polymermischung b) nicht gebrochen