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Verfahren zur erstellung von N-Alkyl-halogenanilinen
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Vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von
N-Alkyl-halogenanilinen durch reduktive Alkylierung von Halogen-nitrobenzolen oder
Halogenanilinen mit aliphatischen Carbonylverbindungen in Gegenwart eines Platin-Katalysators
spezifischer Aktivität.
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Die Herstellung von N-Alkylanilinen aus Nitrobenzolen bzw. Anilinen
durch reduktive llkylierung ist an sich ein literaturbekanntes Verfahren [Houben-Weyl,
3and XI/l S. 618 ff, 4. Auflage, Stuttgart 19577. Nach dem Stand der Technik wird
dazu eine aromatische Nitroverbindung oder die daraus durch reduktion erhältliche
primäre Aminoverbindung zusammen mit einer geeigneten Carbonylverbindung, die vorzugsweise
auch als Reaktionsmedium dient, in Gegenwart eines Katalysators mit Wasserstoff
hydriert. Die Reaktionstemperaturen und -drücke sind dabei in weiten Bereichen variabel.
Als Katalysatoren werden die gebräuchlichen Edelmetallkatalysatoren, aber auch Katalysatoren
auf Kupfer-, Chrom-, Kobalt- oder Nickelbasis eingesetzt.
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Ein bisher ungelöstes Problem war die Durchführung der reduktiven
Alkylierung bei halogenhaltigen tTitro- und Aminoaromaten. Bereits die Hydrierung
eines Halogennitrobenzols zum entsprechenden Halogen-anilin (G1 1,
die
unter vergleichsweise milden Reaktionsbedingungen abläuft, erfordert besondere Vorkehrungen,
Hal = C1, Br, I x = 1,2,3,4,5 wenn eine Halogenabspaltung vermieden werden soll.
So wird beispielsweis in der DE-OS 27 58 111 zur Durchführung der Reaktion die Einhaltung
bestimmter Substanzkonzentrationen und pH-Rrerte vorgeschlagen, in der DE-OS 27
43 610 werden Zusätze von Ammoniak, im Brit. Patent 14 98 722 Zusätze von Trialkylphosphiten
empfohlen. Weitere Maßnahmen zur Verhinderung der Halogenabspaltung sind in der
Dm-OS 27 58 111 unter Angaben der Literaturzitate ausführlich diskutiert.
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Fur die Durchführung einer reduktiven Alkylierung ausgehend von Nitro-
oder Aminoverbindung nach Gl. 2
sind gegenüber der in G1. 1 dargestellten Hydrierungsreaktion wesentlich
höhere Temperaturen und längere Reaktionszeiten erforderlich.
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Dadurch ergibt sich - insbesondere bei Einsatz von Halogenaromaten
- eine Reihe von Schwierigkeiten: 1. Verstärkte Abspaltung des Halogens, 2. Ausbeute-
und Qualitätsminderung durch Kernhydrierung, 3. Gleichzeitige Hydrierung der eingesetzten
Carbonylverbindung zum entsprechenden Alkohol, 4. Auftreten größerer Mengen von
Bis-alkylierungsprodukten der allgemeinen Formel
Die in Belg. Patent 651.667 zur reduktiven Alkylierung von halogenhaltigen Aminoaromaten
vorgeschlagenen oetallsulfidkatalysatoren aus der Reihe Pt, PM, Ru, Co oder Pd sind
in ihrer katalytischen Aktivität nicht ausreichend, so daß Reaktionstemperaturen
zwischen 100 und 2C0 °C bei Wasserstoffdrücken von 70 bis 112 atm. benötigt werden.
Damit treten die oben unter Punkt 2-4 genannten Schwierigkeiten in den Vordergrund.
Insbesondere der durch Reduktion der Carbonylkomponente eintretende Verlust an Reaktionspartner
und Lösungsmittel (Punkt3 ) verhindert eine wirtschaftliche Durchführung der Reaktion.
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Die andererseits speziell für reduktive Alkylierungen bei hohen Te.peraturen
entwickelten Katalysatoren auf Basis der Sulfide von Mo, Wo, Fe, Co, und Ni [J.org.
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Chem. 29, 1265 (1964L7, bei deren Einsatz Kern- und Carbonylhydrierung
(Punkt 2 und 3) weitgehend vermieden werden können, sind wiederum für Halogennitro-
und Halogenamino-Aromaten nicht geeignet. Außer einer beträchtlichen Halogenabspaltung
wird durch die erforderlichen Temperatur von im allgemeinen ca. 180 °C (angegebener
Bereich 110 - 245 °C) auch die unerwünschte 3isalkylierung (Punkt 4) stark gefördert.
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Ueberraschend wurde nun gefunden, daß der in DE-Ps 21 05 780 beschriebene,
sulfitierte Platin-auf-Kohlenstoff-Katalysator bei reduktiven Alkylierungen von
Halogennitrobenzolen und Halogenanilinen hirsichtlich Reaktivität und Selektivität
den bisher bekannt gewordenen Katalysatoren überlegen ist.
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Zur Durchführung der Reaktion ausgehend von einem Halogenanilin der
allgemeinen Formel I,
in der Hal ein Halogenatom wie C1, Br, I, vorzugsweise C1 und Br und x eine ganze
Zahl von 1 bis 5, vorzugsweise 1 oder 2 bedeuten, hydriert man die Mischung von
einem Aecuivalent des Halogenanilins mit 1-10 Aequivalenten einer aliphatischen
Carbonylverbindung der allgemeinen Formel II
in einen inerten Lösungsmittel,
vorzugsteise jedoch eine Lösung des Halogenanilis I in der Carbonylverbindung II
als Lösungsmittel, unter Verwendung von 0,05 - 2,0 Gew.- (bez. auf I) des sulfitierten
Platin-Kohlenstoff-Katalysatorsnach DZ-PS 21 05 780, Bespiel 1, bei Temperaturen
von 70 - 120 °C vorzugsweise80 - 100 OC,
Die in Formel II aufgeführten Reste R1 und R2 haben folgende Bedeutung: R1 =H oder
(C1-C4)-Alkyl (verzweigt oder geradkettig) R2 = (C1-C6)-Alkyl (verzweigt oder geradkettig)
R1 und R2 können gemeinsam mit der C=O-Gruppe auch einen aus 5 oder 6 C-Atomen bestehenden
alicyclischen Ring bilden.
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Zur Beschleunigung der Reaktion können Wasserstoffdrucke bis 250 atm.
angewandt werden, ein Arbeiten ohne Ueberdruck ist jedoch gleichermaßen möglich.
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Mit Halogennitrobenzolen der Formel III, in der Hai und x die für
Formel I
angegebenen Bedeutungen haben, als Ausgangsmaterialien wird die Reaktion entsprechend
durchgeführt. Die Aminzwischenstufe der Formel I wird dabei durchlaufen, ohne daß
eine Isolierung erforderlich ist. Bei dieser Reduktionsstufe ist jedoch auf eine
einwandfreie Abführung der I;itrogruppen-Hydrierrärme zu achten, damit Reaktionstemperaturen
von 120 °C nicht überschritten werden.
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Setzt man bei Verwendung der Nitroverbindung III als Ausgangsmaterial
ein mit Wasser mischbares Lösungsmittel ein oder benutzt man - wie bevorzugt - die
in vielen Fällen mit Wasser mischbare Carbonyikomponente II als Lösungsmittel, so
muß der molare Ueberschuß der Carbonylverbindung bzw. das Verhältnis Lösungsmittel
zu Ausgangsprodukt im allgemeinen höher gewählt werden als bei der reduktiven Alkylierung
von Halogenanilinen der Formel 1. Das bei der Hydrierung der Nitrogruppe entstehende
Wasser hemmt den Fortgang der Alkylierungsreaktion; weiterhin kann es durch Veränderung
der Lösungseigenschaften zu einem Ausfallen von Reaktanden aus der Lösung kommen.
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Die Aufarbeitung erfolgt bei allen Reaktionsvarianten in gleicher
Weise. Nach Abtrennen des Katalysators wird das Lösungsmittel zusammen mit dem entstandenen
Reaktionswasser vorzugsweise destillativ entfernt. Das als wxückstand verbleibende
Reaktionsprodukt kann bei Bedarf mit bekannten Methoden gereinigt werden. Die Ausbeute
an Halogen-N-alkylanilinen liegen bei ca. 95 % d.Th. bei von xeinneitenuzumeist
über 98 qO. Halogenabspaltung wird praktisch nicht beobachtet. Die wiedergewonnenen
Katalysatoren können bei ergänzung der mechanisch verursachten Verluste nahezu unbegrenzt
wiedereingesetzt werden.
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Als Beispie} für Halogen-nitro- bzw. Halogenaminoaromaten, die gemäp
der beschriebenen Erfindung der reduktiven Alkylierung zugänglich sind, seien genannt:
2-Chlor-nitrobenzol
und 2-Chloranilin 4-Chlor-nitrobenzol und 4-Chioranilin 2-Brom-nitrobenzol und 2-Bromanilin
4-[2,4-Dichlorphenoxy]-nitrobenzol und 4-[2,4-Dichlorphenox7-ani1in 4-Brom-nitrobenzol
und 4-Eromanilin 2,5-Dichlor-nitrobenzol und 2,5-Dichloranilin 3,4-Dichlor-nitrobenzol
und 3,4-Dichloranilin 3,5-Dichlor-nitrobenzol und 3,5-Dichloranilin 2,4-Dichlor-nitrobenzol
und 2,4-Dichloranilin 2,3-Dichlor-nitrobenzol und 2,3-Dichloranilin Als Carbonylkomponenten
der Formel II kommen beispielsweise in Betracht: Aceton, Methyl-ethyl-keton, Cyclohexanon,
Cyclopentanon, Ethyl-isoamyl-keton, Ethyl-amyl-keton, Methylisobutyl-keton, Acetaldehyd,
Propionaldehyd, Butyraldehyd.
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Aus den genannten Halogennitro- und aminobenzolen und den aufgeführten
Carbonylverbindungen können somit beispielsweise folgende Halogen-N-alkylaniline
hergestellt werden: N-Isopropyl-2-chloranilin N-sek. Butyl-4-bronanilin N-Isopropyl-4-chloranilin
N-Isopropyl-2,3-dichlorpnilin N-Isopropyl-3,4-dichloranilin N-Isopropyl-2,4-dichloranilin
N-Isopropyl-4-[2,4-dichlorphenoxy]-anilin N-[4-(2-Methyl-pentyl)]-3,5-dichloranilin
N-Cyclohexyl-2-bromani.lin N-(3-Octyl)-2,4-dichloranilin N-Ethyl-4-chloranilin N-n-Butyl-3,4-dichloranilin
Die
erhaltenen Halogen-IT-alkylaniline sind wichtige Zwischenprodukte für arznei- und
Pflanzenschutzmittel sowie auf dem Gebiet der Farbstoffe und diversen Hilfsmittel.
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Verfahrensbeispiele Die Herstellung des sulfitierten Platin-auf-Xohlenstoff-Katalysators
erfolgt wie in Beispiel 1 der DE-PS 21 05 780 beschrieben.
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Beispiel 1 85 g (0,30 mol) 4-(2,4-Dichlorphenoxy)-nitrobenzol wurden
in 500 ml Toluol gelöst. Nach Zugabe von 2C g (0,35 mol) Aceton und 1,0 g Katalysator
wurde im Autoklaven bei 110 C° und einem Anfangs-Wasserstoffdruck von 40 bar hydriert.
Reaktionsdauer: 6 Stunden. Die Aufarbeitung lieferte eine praktisch ouantitative
Ausbeute an N-Isopropyl-4-(2,4-dichlorphenoxy)-anilin, das nach Filtration seiner
Lösung in Chloroform über Kieselgel und Abdampfen des Lösungsmittels ein Kristallisat
vom Fp 32-33 °C ergab.
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Beispiel 2 200 g (1,6 mol) 4-Chloranilin wurden in 900 ml Aceton gelöst
und nach Zusatz von 1,2 g Katalysator bei einem.
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Wasserstoff-Anfangsdruck von 80 bar im Autoklaven hydriert. Die Reaktionsdauer
betrug 22 Stunden.
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Während dieser Zeit wurde die Reaktionstemperatur kontinuierlich von
60 ° auf 100 °C gesteigert. Nach Aufarbeitung wurden 260 g (98 % rohes N-Isopropyl-4-chloranilin
erhalten. Die Fraktionierung lieferte daraus bei Kp18 127-129 °C 250 g - 92 0 d.Th.
98,0 %-iges Produkt (nD20 1,5548).
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Beispiel 3 400 g (2,1 mol) 2,3-Dichlor-nitrobenzol wurden in 2 1 Aceton
gelöst und nach Zugabe von 4 g Katalysator bei einem Anfangs-iSasserstoffdruck von
100 bar in 8 Stunden hydriert. Die zeaktionstem.peratur wurde zunächst bei 50 C°
gehalten, nach Abklingen der ers-ten, stark exothermen reaktion wurde bei 100 C°
weiterhydriert.
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Die Aufarbeitung lieferte 425 g Pchprodukt (99 % Ausb.).
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Daraus wurde durch Fraktionierung nach geringem Vorlauf bei Kp11 132
- 3 °C ein 98,1 %-iges N-Isopropyl-2,3-dichloranilin erhalten (nD20 1,5643).
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Beispiel 4 576 g (3 mol) 3,4-Dichlor-nitrobenzol wurden in 2,5 1 Aceton
gelöst und nach Zugabe von 2 g Katalysator in Autoklaven bei einem Wasserstoff-Anfangsdruck
von zunächst 50 bar und 50 °C hydriert. Nach Abklingen der
ersten,
stark exothermen Reaktion wurde bei 185 bar und 90 °C zuende hydriert. Gesamt-Peaktionsdauer
24 Stunden.
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Die Aufarbeitung lieferte 616 g = 100 Dohprodukt. Daraus wurden durch
Fraktionierung bei Kp8 139 - 141 °C 590 g 96,4 ?o d.Th. N-Isopropyl-3,4-dichloranilin
(nD20 1,5712) erhalten.
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Beispiel 5 236 g (1,5 mol) 4-Chlor-nitrobenzol wurden in 1 Liter Aceton
gelöst und nach Zugabe einer Katalysatormenge, die bereits achtmal in einem entsprechenden
Ansatz verwendet worden war (ursprüngliche Einsatzmenge 2,5 g; Verluste wurden nicht
ersetzt), in 18 Stunden bei 20 bar und 80 °C im Autoklaven hydriert. Die Aufarbeitung
lieferte 252 g = 99 % Pohprodukt. Daraus wurden durch Fraktionierung 222 g r e7
% d.Th. N-Isopropyl-4-chloranilin (Kp18 127 - 129 °; nD21 1,5530) erhalten.
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Beispiel 6 300 g (1,56 mol) 2,4-Dichlornitrobenzol wurden wie in Beispiel
3 beschrieben umgesetzt. Rohausbeute: 319 g " 100 % d.Th.. Daraus wurden durch Fraktionierung
als Hauptlauf bei Kp15 131 - 133 ° 283 g (89 d.Th.) N-Isopropyl-2,4-dichloranilin
(nD20, 1,5609) erhalten.
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Beispiel 7 500 g (3,9 mol) 2-Chloranilin wurden in 1000 ml Aceton
gelöst und nach Zugabe von 1 g Katalysator bei 100 °C und einem Anfangs-Wasserstoffdruck
von 100 bar in 14
Stunden hydriert. Die Aufarbeitung lieferte 641
(= 97 %) Rohrprodukt. Daraus wurden durch Fraktionierung 585 g 99.1 %-iges N-Isopropyl-2-chloranilin
(Kp19 110 - 112 °C) erhalten, das entspricht einer Ausbeute von 87 , d.Th..