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Demnach hat sich gezeigt, daß sich der Wunschtraum nach Einwachsen
des Knochengewebes in verschiedene Materialien bisher nicht bewahrheitet hat. Zwar
hat es nicht an weiteren Versuchen gefehlt, Angleichungen der mechanischen Eigenschaften
des Implantats an die des Knochens durch Variation der Zusammensetzung im Implantat
vorzunehmen, wodurch beispielsweise die an sich bekannten Lockerungserscheinungen
zwischen Knochen und Implantat zumindest verringert wurden.
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Dies wurde vor allem mit isoelastischen Prothesen erreicht. Die Implantate
und Knochenverbundstoffe waren jedoch neben ihrem Mangel an hinreichender mechanischer
Festigkeit und unzureichenden biologischen Verträglichkeit auf die Dauer mit weiteren
Nachteilen behaftet.
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Bekanntlich nimmt die Zugfestigkeit von Implantaten auf Kunststoffbasis
mit steigendem Gehalt an Fremdkörpern ab, da im Implantatkörper zunehmender Platz
von Fremdsubstanz eingenommen wird und damit zwangsläufig die Festigkeit durch den
verminderten Anteil an Polymerkörper bestimmt wird. Neben der verminderten Zugfestigkeit
derartiger mit Fremdsubstanz ausgestatteten Zementkörper findet sich bei diesen
vielfach auch eine erhöhte Wasseraufnahmefähigkeit des Polymeren und damit eine
Verschlechterung der biologischen Verträglichkeit des Implantats, weil das Wasseraufnahmevermögen
die Haltbarkeit und die Abbaumöglichkeit des Implantats im Körper beeinflussen.
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Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, die
bisher aufgezeigten Nachteile in der Wiederherstellungschirurgie zu beseitigen und
eine alloplastische, partiell resorbierbare Mehrkomponentenmasse zu schaffen, die
nicht nur alle Voraussetzungen für einen hochbelastbaren Verbundstoff zwischen Implantat
und auszufüllender Knochen- und Wundhöhle erfüllt, sondern auch während der Operation
jede Möglichkeit der Handhabe bezüglich Wahl von Einsatzstücken usw. gestattet.
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Erfindungsgemäß wird die Aufgabe durch die Ansprüche gelöst.
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Die anspruchsgemäße Lösung des Problems war insofern überraschend,
als in Anbetracht des Standes der Technik davon auszugehen war, daß ein weiterer
Zusatz an Fremdkörpern in einer Mehrkomponentenmasse für chirurgische Zwecke aufgrund
des damit verbundenen geringeren Anteils an nicht resorbierbarer Primärkomponente
zu einer Verschlechterung der mechanischen und biologischen Eigenschaften des Implantats
führt. Daß dies nicht der Fall ist, sondern -wie aus Versuchen hervorgeht - vielmehr
Implantate mit außerordentlich günstigen Eigenschaften erhalten werden, konnte nicht
vorausgesehen werden.
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Gegenüber den Implantaten auf reiner Acrylatbasis haben die erfindungsgemäßen
Körper den Vorteil, als permanenter Knochenersatz voll in das biologische System
integriert zu werden, ohne daß eine spätere erneute Operation zur Entfernung des
Implantats erforderlich ist. Durch den Einsatz einer weiteren dem Knochen ähnlichen
Substanz, dem Hydroxylapatit, gelingt es, Verbundkörper mit hoher Festigkeit in
äußerst kurzer Zeit zu schaffen.
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Mit den erfindungsgemäßen Mehrkomponentenmassen lassen sich nicht
nur überraschende Wirkungen erzielen, sondern ihr Einsatz ermöglicht auch Anwendungszwecke,
die bisher ausschließlich Acrylaten vorbehalten waren. Insofern ist die Erfindung
r on besonderer Bedeutung für die Knochenchirurgie, insbesondere zur Ausfüllung
posttraumatischer, osteomyelitischer Höhlen. Die erfindungsgemäßen Mehrkomponentenmassen
können für die wiederherstellende Chirurgie auch zusammen mit resorbierbaren Schwämme,
Folien oder Gazen verwendet werden, oder sie können mit anderen Strukturen verwendet
werden oder als prothetisches Hilfsmittel im Inneren des menschlichen Körpers, besonders
dort, wo es nötig ist, daß die Struktur sowohl eine kurzzeitige, aber auch permanente
Festigkeit
besitzt.
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Zu den zweckmäßigen Implantaten zählen sämtliche Anwendungsgebiete
zum Verbinden und Stützen verletzter Organe oder zum Schutz verletzter Organe oder
zum Schutz verletzter Oberflächen, wie größere Abschürfungen oder Bereiche, wo die
Haut und das darunterliegende Gewebe zerstört sind oder chirurgisch entfernt wurden.
Insbesondere haben sich die erfindungsgemäßen Formkörper ausgezeichnet bewährt bei
Fällen, wo es um einen raschen Einbau der resorbierbaren Bestandteile geht, d. h.
um eine möglichst schnelle Festigkeit der osteomyelitischen Körperhöhle, bis das
zwischenzeitlich sprossende Bindegewebe und Knochengewebe zusammen mit der Primärkomponente,
d. h. z. B. der Polyacrylatkomponente, die Funktion der implantierten Masse übernimmt.
Die erfindungsgemäßen Formkörper werden im aseptischen Milieu eingebracht.
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Zum Zweck der Hauttransplantation kann die obere Schicht der implantierten
Masse entfernt werden, zumal die darunterliegenden Schichten bereits mit dem Bindegewebe
weitgehend verbunden sind.
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Die Erfahrung hat gezeigt, daß in den mit der erfindungsgemäßen Masse
behandelten Wundhöhlen ein Granulationsgewebe entsteht, dessen Wachstumsrate direkt
proportional zur verwendeten Menge an alloplastischem Material in der Sekundärkomponente
steht und dessen endgültige Festigkeit durch die Primärkomponente bedingt wird.
Auf diese Weise wird eine Sanierung des Defekts erzielt, ohne die Stabilität und
Elastizität des Knochens nachteilig zu beeinflussen. Während bei der bisherigen
Behandlung chirurgischer Defekte mit arzneistoffhaltigen Acrylatkörpern nur ein
langsames Sprossen des Bindegewebes zwischen den Acrylatkörpern bzw. Kugeln beobachtet
wurde, vermag die erfindungsgemäße Mehrkomponentenmasse aufgrund ihres spezifischen
Gehalts an resorbierbaren Bestandteilen dem Knochen nicht nur eine schnelle Festigkeit
zu erteilen, sondern dieser folgt eine permanente Festigkeit in dem Maße, wie die
resorbierbaren Bestandteile abgebaut und resorbiert und in das Bindegewebe sowie
die Zwischenräume der teilchenförmigen Primärkomponenten eingebaut werden.
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Unter dem Ausdruck Primärkomponente ist ein Stoff aus der Gruppe
Polyäthylen, Polypropylen, Polyisobutylen oder deren Halogenderivate, Polyacrylat,
Polymethacrylat, Polyalkylmethacrylat, Polyurethane. Polyacetale, Silikonharze,
Silikonkautschuk sowie deren Polymerisate zu verstehen.
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Als Sekundärkomponenten im Sinne der Erfindung eignen sich die durch
intermolekulare Wasserabspaltung von Hydroxysäuren, insbesondere von Hydroxy-Essigsäure
(Glykolsäure) und -Hydroxy-Propionsäure (Milchsäure) gewonnenen Lactide und Glykolide
bzw.
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deren Polymere, also Poly-Lactide und Poly-Glykolide.
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Obwohl auch gewisse höhere Hydroxycarbonsäuren der intermolekularen
Wasserabspaltung zugänglich sind, und daher ebenfalls Lactid-Einheiten bilden können,
haben sich die eigentlichen Lactide und das Glykolid als besonders brauchbare Materialien
für die Sekundärkomponente der neuen Mehrkomponentenmasse erwiesen.
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Dies beruht nicht zuletzt auf ihrer einfachen Gewinnung durch Dehydration
von kurzkettigen Hydroxycarbonsäuren und der ebenfalls nicht komplizierten (anschließenden)
Polymerisation unter Bildung geeigneter Polymere und Copolymere.
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Besonders letztere lassen sich aus Lactid und Glykolid,
aber
auch mit allen andern als Copolymere, aus Hydroxycarbonsäuren herleitbaren Einheiten
gewinnen, wobei die relativ niedrigen Schmelzpunkte sowohl der Monomeren als auch
der Copolymeren den Polymerisationsprozeß erleichtern, obwohl die gebildeten Copolymeren
noch bis 140"C stabile, feste und chemisch nur langsam abbaubare Massen bilden.
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Die im Sinne der Erfindung verwendbaren Lactide, Glykolide und die
entsprechenden Copolymeren folgen in ihrem Aufbau der Formel (I) mit wiederkehrenden
Einheiten variabler Substitution:
In dieser Grundformel bedeutet n die Zahlen 0, 1 oder 2; R= H oder ein niedriger
Alkylrest; R1 = H oder 1-22 C Alkyl, wenn n=O bzw. H oder ein niedriger Alkylrest,
wenn n= 1 oder 2. Im letzteren Falle hat R1 die gleiche Bedeutung wie R.
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Im speziellen und bevorzugten Falle bildet die wiederkehrende Einheit
nach Formel (I) das Gerüst der Milchsäure, nämlich dann, wenn n=0, R=CH3 und R1=H
sind. Stehen dagegen R und RI - bei n=O -beide für ein H-Atom, so handelt es sich
bei der wiederkehrenden Gruppe nach Formel (1) um eine von Glykolsäure abgeleitete
Einheit.
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Es ist hieraus ersichtlich, daß die Variierbarkeit der Substituenten
in Formel (I) zu einer Vielzahl von möglichen Monomeren - und natürlich auch Copolymeren
- führen kann, so daß gemischte Copolymere aus Milchsäure und Glykolsäure, also
Lactid-Glykolid-Copolymere als vorwiegende Vertreter der Sekundärkomponente der
neuen Mehrkomponentenmasse auftreten.
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Bekanntlich bildet die oc-Hydroxy-Propionsäure zwei optisch aktive
Formen, nämlich die D( - )-Milchsäure und die L(+)-Milchsäure, die bei der intermolekularen
Entwässerung in das D-Lactid und das L-Lactid bzw.
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die DL-Lactid-Form übergehen und auch entsprechende D-, L- und DL-Poly-Lactide
bilden.
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Es ist verständlich, daß die verschiedenen Isomeren der Milchsäure
bzw. die hiervon abgeleiteten Lactide befähigt sind, auch untereinander durch Copolymerisation
Polymerformen aufzubauen, die beispielsweise als Copolymer von D/L-Lactid oder D/LD-Lactid
auftreten.
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Diese können natürlich selbst wiederum Copolymere mit Glykolid oder
weiteren geeigneten Comonomeren von insbesondere andern Hydroxy-Carbonsäuren eingehen,
oder es treten in Formel (I) vielfache Übergänge und Möglichkeiten von Substitution
auf, die alle als Monomere sowohl mit sich selbst, mit entsprechenden D-, L- oder
DL-Formen oder mit Glykolid zu einer Vielzahl möglicher copolymerer Substanzen führen.
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Durch die Festlegung von Rt z. B. als mögliche Substitution von H
bis zu einem Alkylrest mit 22 C-Atomen umfaßt die Gruppe geeigneter, mit Lactid
oder Glykolid Copolymere bildende Derivate gemäß Formel (I) Verbindungen wie Tri-
und Tetraalkylglykolide, a- und ß-Butyrolacton, Hydroxyvaleriansäure, Hydroxy-Isovaleriansäure,
oc-Hydroxyoctansäure bis hin zu oc-Hydroxystearinsäure.
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Insbesondere fl-Butyrolacton stellt ein hervorragend geeignetes Monomeres
und Copolymeres im Sinne der Poly-Lactid-Bildung dar.
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Es sei an dieser Stelle darauf verwiesen, daß alle
Abbauprodukte der
möglichen Poly-Lactide, also die Glykol- oder Milchsäure oder die übrigen möglichen
Hydroxy-Carbonsäuren keinerlei toxische oder sonstige Eigenschaften aufweisen, die
als körperschädigend ausgewiesen wären.
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Hierin liegt ein weiterer Vorteil der Auswahl bestimmter Lactid-
und/oder Glykolid-Polymere als Sekundärkomponenten im Sinne der Erfindung.
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Die Gewinnung der Polymeren und Copolymeren erfolgt in bekannter
Weise durch Erhitzen des (monomeren) Lactids oder Glykolids (oder deren Mischkomponenten)
in Gegenwart eines Polymerisationsbeschleunigers - vorwiegend in inerter Atmosphäre
-auf Temperaturen wenig oberhalb des Schmelzpunkts.
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Diese Verfahren entsprechen den üblichen Polymerisierungstechniken
und bedürfen hier keiner weiteren Erläuterung.
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Ein gutes Ausgangsmaterial ist das aus zwei Milchsäuremolekülen durch
intermolekularen Wasserentzug gebildete 3,6-Dimethyl- 1 ,4dioxan-dion-(2,5), das
als cyclische Verbindung zur Einführung von wiederkehrenden Sechserringen geeignet
ist.
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Die meisten copolymeren (und homopolymeren) Lactide zeigen einen
Schmelzpunkt zwischen ca. 135 und 185"C. Sie sind in vielen organischen Lösemitteln
gut löslich (z. B. in Benzol oder Toluol, aber auch in Chloroform usw.) und lassen
sich aus diesen auf einfachste Weise durch nichtlösende Fällungsmittel (z. B. niedrige
Alkohole) in reiner Form abscheiden.
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Die Anwendung als Sekundärkomponente im Sinne der Erfindung kann
danach sowohl als Pulver, aber auch aus der Lösung heraus oder als Suspension erfolgen,
wobei alle Gradabstufungen an Konzentration und Partikelgröße möglich sind.
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Die Formgebung der erfindungsgemäßen Mehrkomponentenmasse kann beliebig
sein, je nach Anwendungszweck kann eine pulverförmige Masse ebenso Anwendung finden
wie Granulate von 1 bis mehreren mm Durchmesser bzw. größere Formkörper, wie Folien,
Stränge, Röhren usw. Die Verformung der Mehrkomponentenmasse zu den gebrauchsfertigen
Körpern erfolgt zweckmäßigerweise durch bekannte Techniken in der Kunststoff verarbeitenden
Industrie durch Druck und/oder Wärme und ggf. Extrudieren bzw. Spritzgießen der
warmen Masse. Neben einer einfachen Mischung der Komponenten unter entsprechender
Verformung, kann die Primärkomponente beispielsweise auch als Kernmaterial dienen,
während die Sekundärkomponente das Hüllenmaterial liefert. Aber auch jede andere
Herstellungsweise der Formkörper ist möglich, sofern die erfindungsgemäßen Parameter
eingehalten werden. Die Verarbeitungstemperaturen richten sich nach den eingesetzten
Kunststoffen und bewegen sich zwischen 20° und 1800C. Dabei ist die Stabilität des
jeweiligen Wirkstoffs zu beachten.
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Unter dem Begriff »Wirkstoffe«, die in die erfindungsgemäße Masse
eingearbeitet werden können und aus dieser protrahiert freigegeben worden, sind
sämtliche Stoffe zu verstehen, die auf parenteralem Wege ihre Wirkung entfalten.
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Als besonders geeignet haben sich für diesen Zweck als Wirkstoffe
Antibiotika und Amino-glykosid-Antibiotika aufgrund ihres breiten Wirkungsspektrums
erwiesen. Aber auch andere Stoffe, wie in erster Linie antibakterielle Wirkstoffe
und Antiseptika sind geeignet. Im allgemeinen werden sie in Mengen von 0,5 bis 30%,
insbesondere 5-10%, bezogen auf die gebrauchsfertige Mehrkomponentenmasse eingesetzt.
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Die Menge an Hydroxylapatit ist dem jeweiligen Anwendungszweck anzupassen,
sie beträgt zweckmäßigerweise 5-30 Gew.-%, insbesondere 10-15 Gew.-%, bezogen auf
die fertige Masse.
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Als physiologisch verträgliche Faserstoffe sind praktisch alle Materialien
geeignet, die in der modernen Chirurgie und Medizin Anwendung finden. Insbesondere
aber gehören hierzu die in den letzten Jahren entwikkelten Hochfest-Fasern aus elementarem
Kohlenstoff, insbesondere Acrylnitril- und Zellulose-Kohlenstoff, weiter Fasern
oder Fäden aus Polymeren wie Nylon 66, Perlon, Dracon, Polyester, PeCe bzw. in geeigneter
Weise modifizierte anorganische Fasern wie Glas-, Boroxid-, Erdalkalioxid-, Siliciumdioxid-
bzw. Mischfasern dieser Rohstoffe usw.
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Die oberste Grenze des Mengenverhältnisses der Komponenten zueinander
beträgt etwa 1 Teil nicht resorbierbarem : 1 Teil resorbierbarem Bestandteil.
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Selbstverständlich ist dieses Mengenverhältnis eine Funktion des
Einsaztbereichs der erfindungsgemäßen Masse, wobei z. B. bei Verwendung der neuen
Mehrkomponentenmasse als Wirkstoffdepot das Verhältnis 1 :1 eher angestrebt wird
(hoher Anteil an resorbierbarem Bestandteil) als wenn die neue Mehrkomponentenmasse
als permanentes Implantat zum Einsatz kommt (hoher Anteil an Primärkomponente).
Insbesondere im letzteren Fall wird der Anteil der nicht resorbierbarem Primärkomponente
erheblich höher liegen als der Anteil der resorbierbaren Sekundärkomponente und
kann in gewissen Fällen zu einem Verhältnis von 1:0,01 führen.
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So hat es sich gezeigt, daß bei Implantaten das Mengenverhältnis
erheblich zugunsten der Primärkomponente ausgerichtet ist, da dieser im speziellen
Fall als verbleibendem Massenanteil die größere Bedeutung zukommt.
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Umgekehrt wird der Anteil an resorbierbaren Bestandteilen anteilsmäßig
dann an das oben angegebene Verhältnis von 1 :1 herankommen, wenn die neue Masse
insbesondere temporär als Wirkstofflieferant eingesetzt wird, so daß dieser in der
gewünschten Zeit und in geregelter Abgabe verfügbar ist.
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Wird jedoch die neue Masse sowohl als temporäres Implantat als auch
als dauernder Wirkstofflieferant eingesetzt, so ist es selbstverständlich, daß sich
dann das Mengenverhältnis nach Aufgabe und Wertung regelt.
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In der Praxis haben sich besonders Verhältnisse bewährt, die im Bereich
von 1 Teil Primärkomponente zu 0,6 Teilen Sekundärkomponente, insbesondere 1 Teil
Primärkomponente 0,4 Teilen Sekundärkomponente liegen.
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Die folgenden Beispiele dienen der Erläuterung der Erfindung: Beispiel
1 Eine homogene Mischung aus 1140 g feinkörnigem Perlpolymerisat aus einem Copolymerisat
von Methacrylsäuremethylester und Methacrylat (Partikelgröße <20 ,), 12 g Dibenzoylperoxid
und 15 g Polymicin-Salz wird mit 530 mol monomerem Methacrylsäuremethylester unter
Zusatz von 0,68% Dimethyl-p-toluidin und ca. 0,005% Hydrochinon zu einer Paste homogen
verknetet.
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Dann werden 125 g eines feinstpulverisierten Copolymeren aus 85 Mol-%
L-Lactid und 15 Mol-% Glykolid (<50 li) sowie 100 g reinster Hydroxylapatit (<50,u)
zugesetzt, nochmals verknetet und das Ganze in einer Schlagsintervorrichtung während
30 Sek. auf
1500C erhitzt und verpreßt.
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Nach dem Erkalten werden feste, glatte Formkörper erhalten, die in
bekannter Weise pulverisiert oder grob zerkleinert werden können. Sie sind natürlich
in der Schlagsintervorrichtung auch auf endgültige Formgebung, wie Tabletten, Kugeln
usw. einstellbar.
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Das Gewichtsverhältnis Primärkomponente zur Sekundärkomponente beträgt
ca. 13,4 :1. Der Gehalt an Antibiotika liegt bei 0,83 Gew.-%, derjenige an Lactid-Glykolid-Copolymerem
bei ca. 9,0% und an Hydroxylapatit bei ca. 5,2%.
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Nach diesem Beispiel können homogene Mischungen aus Primär- und Sekundärkomponenten
hergestellt werden, wobei die Korngröße der Perlpolymerisat-Partikel Struktur und
Oberflächenbeschaffenheit mitbestimmt.
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Beispiel 2 In einem rotierenden Mischer ohne Einbauten, aus Edelstahl
gefertigt und über einen Mantel beheizbar, werden 1000 g Methacrylsäuremethylester-Methacrylat
in Kugelform von ca. 8 mm Durchmesser bei gleichzeitiger Erwärmung auf ca. 70-100"C
in Bewegung gesetzt.
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Dann werden 210 g gemahlener Hydroxylapatit einer Korngröße zwischen
> 50 u und <1,0 mm gleichmäßig aufgetragen und das Gemenge während 5 Minuten
gut vermischt.
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Unter einem Druck von ca. 500 bar werden anschließend 200 g bei 170174°C
erschmolzenes Polylactid-L (Schmelzpunkt 170"C), das noch 0,9 g Gentamycinsulfat
enthält, während 10 Sek. auf die rotierende Masse aufgesprüht.
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Nach dem langsamen Erkalten der Masse bei weiterer Bewegung werden
nicht verklebende, feste Kugelaggregate erhalten, die einen Kern aus Methacrylsäureester-Methacrylat
als Primärkomponente und eine Beschichtung aus Poly-L-Lactid und Hydroxylapatit
(mit eingeschlossenem Antibiotika) als Sekundärkomponente aufweisen.
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Die Oberfläche der Kugelaggregate ist rauh bis porös.
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Der Gehalt an Antibiotika liegt bei ca. 0,07 Gew.-%, derjenige an
Poly-L-Lactid bei ca. 14,4 Gew.-% und derjenige an Hydroxylapatit bei 15 Gew.-%.
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Es hat sich als zweckmäßig erwiesen, die Erkaltung der Mehrkomponentenmasse
nach dem Aufsprühen des geschmolzenen Lactids unter sterilen Bedingungen durchzuführen,
so daß - wenn verpackt - eine bereits anwendungsfähige kugelförmige Mehrkomponentenmasse
vorliegt.
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Beispiel 3 a) Es wird eine Lösung aus 2,5 Teilen eines Polylactids
in 120 Teilen Chloroform hergestellt, filtriert und in eine Spritzpistole bekannter
Bauart eingefüllt.
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b) Gleichzeitig werden kugelförmige Aggregate aus Polymethacrylat
(PMMA) mit einem Anteil von 85% Methylmethacrylat und 15% gemischtem Acrylsäureester
(Vicat-Erweichungstemperatur 110°C; Viskositätszahl 83 nach DIN 7745) in einer Menge
von 50 g (bei 3 mm Kugeldurchmesser) sowie 4,5 g Chloroform leicht benetztem Hydroxylapatit
(Korngröße ca. 0,01 bis 0,1 mm) in einen Trommelmischer mit Einbauten eingefüllt
und im Verlauf von ca. 5 Minuten bei guter Bewegung auf ca. 40"C erwärmt.
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Dann wird während einer Minute die Polylactidlösung gleichmäßig auf
die erwärmten und bewegten
Kügelchen aus PMMA und Hydroxylapatit
aufgesprüht und dann noch so lange weiter bewegt, bis das Chloroform vollständig
verflüchtigt ist.
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Die erhaltene nicht klebende, feste Kugelmasse wird in Stickstoffstrom
endgültig erkaltet und zeigt in Abhängigkeit von der eingesetzten Menge Lactidlösung
eine stabile Lactidbeschichtung mit eingeschlossenen Hydroxylapatit-Partikeln bis
zu 0,1 mm Stärke, die auf dem Kern aus PMMA fest haftet.
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Die beschichteten Kügelchen werden als solche eingesetzt; eine Vermahlung
zu Pulver empfiehlt sich wegen der relativ dünnen Lactidschicht und des hohen Anteils
an Hydroxylapatit in dieser Schicht nicht.
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Beispiel 4 Es wird eine Lösung aus 2,5 Gew.-Teilen Polylactid (76
Mol-% L-Lactid und 24 Mol-% Glykolid) in 90 Gew.-Teilen Chloroform hergestellt.
Bezogen auf die Lactidmenge werden 1% Gentamycinsulfat in die Lösung eingetragen
bzw. suspendiert.
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Die Mischung bzw. Lösung wird anschließend mit 20 Gew.-Teilen eines
Perlpolymerisats aus PMMA, das in feinster Zerteilung einer Korngröße von <10
u vorliegt, sowie ca. 1,25 Gew.-Teilen Hydroxylapatit der gleichen Korngröße versetzt
und kurz homogenisiert.
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Bei Temperaturen, die den Erweichungspunkt sowohl des Polyglykolids
als auch der PMMA-Masse nicht überschreiten, wird die Lösung mit Stickstoff-als
Zerstäubungsmedium getrocknet, wobei übliche Methoden der technischen Zerstäubungstrocknung,
insbesondere das System mit rotierender Scheibe, verwendet werden.
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Die vom Stickstoff mitgerissenen und im Stickstoffstrom erkalteten
feinen Partikel ergeben nach der Abscheidung in einem Zyklon ein äußerst homogenes,
feinkörniges Gemisch aus ca. 85,0 Gew.-% PMMA, ca.
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10,64 Gew.-% Polylactid, ca. 5,25 Gew.-% Hydroxylapatit sowie ca.
0,11 Gew.-% Antibiotika.
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Das Produkt kann als solches nach erfolgter Sterilisation direkt
verwendet werden, oder es wird in bekannter Weise zu Formkörpern kompaktiert.
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Beispiel 5 150g Poly-L-Lactid (Schmelzpunkt 171"C) werden in einem
Gefäß aus nicht rostendem Stahl erschmolzen.
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Anschließend werden der Schmelze noch 0,9 g Gentamycinsulfat sowie
120 g Hydroxylapatit (<20L) zugesetzt und das Ganze kurz verknetet.
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Nach Zusatz von 2000 g eines sterilen Perlpolymerisats aus einem
Copolymerisat von Methacrylsäuremethylester und Methacrylat (als Primärkomponente),
25g Dibenzoylperoxid sowie geringe Mengen Zinkoxid wird erneut bei 170-180"C verknetet
und sofort in einem kleinen Versuchs-Schneckenextruder mit geradem Spritzkopf zu
Stäbchen von 6 mm Durchmesser extrudiert.
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Diese zeigen nach dem Erkalten eine rauhe Struktur.
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Sie können nach erfolgter Sterilisation als solche verwendet werden,
oder es erfolgt eine Zerkleinerung in bekannter Weise, wobei alle Größenordnungen
von körnig bis feinpulvrig hergestellt werden können.
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Der Gehalt an Primärkomponente in der homogenen Masse liegt bei 88,06%,
derjenige der Sekundärkomponente bei 6,52% und der Anteil an Hydroxylapatit bei
5,42%.
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Beispiel 6 100 Gew.-Teile pulverisierter und im Vakuum bei 1200 C/20
mm getrockneter Hydroxylapatit (p. A.) einer
Korngröße von ca. 50-70 werden in einem
Taumolmischer mit der zehnfachen Menge eines Perlpolymerisats aus Polyoxymethylen
(modifiziertes PPO, z. B.
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Noryl 731) gleicher Korngröße wie Apatit gut vermengt und mit der
doppelten Gesamtmenge Petroläther in eine dickflüssige Suspension übergeführt.
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Diese Suspension wird anschließend in einer Schichtdicke von 0,2-0,5
mm auf einem Laborwalzenstuhl im Stickstoffstrom zur Trockne eingedampft und die
gebildeten Schuppen auf eine Korngröße von ca. 150 bis 200 zerkleinert. Das Pulver
hat eine blaß-graue Farbe von schwach fettiger, jedoch nicht klebender Konsistenz.
Es ist beliebig lange haltbar und besteht aus einem homogenen Gemisch aus Hydroxylapatit
und PPC, dessen Einzelbestandteile mit dem bloßen Auge kaum zu erkennen sind.
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Beispiel 7 100 Gew.-Teile des nach Beispiel 6 gewonnenen homogenen
Gemischs aus Hydroxylapatit und PPO werden in einem Autoklaven mit 15 Gew.-Teilen
Glykolidpulver, das noch 0,2% Zinkchlorid enthält und dem noch 0,25 Gew.-%, bezogen
auf Glykolid, Gentamycinsulfat beigegeben wurden, zunächst bei Zimmertemperatur
gut vermischt, nach dem Verschließen des Auto--klaven die Luft durch Stickstoff
verdrängt und der Inhalt während ca. 5 Std. auf 175- 1800C bei ca. 40 at (Stickstoff)
erhitzt.
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Dann wird im Stickstoffstrom erkaltet, die Masse zerkleinert und
abgefüllt. Sie kann sowohl als Pulver oder - nach bekannten Verfahren herstellbar
- als Granulat oder Formkörper beliebigen Habitus zum Einsatz kommen.
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Beispiel 8 500 Gew.-Teile des nach Beispiel 6 erhaltenen Pulvers
werden mit 60 Gew.-Teilen Poly-L-Lactid-Pulver (Schmelzpunkt ca. 170-171"C) gut
vermischt und bei einer Verarbeitungstemperatur von 195-2050 C (Werkzeugtemperatur
ca. 90"C) durch Spritzguß auf Vollzylinder von 5 mm Durchmesser verarbeitet. Die
Zylinder können nach dem Erkalten in beliebige Längen oder Plättchen zerschnitten
werden, oder sie werden durch Vermahlen als Pulver bzw. nach erneuter Formgebung
durch Granulation, Pressen usw. in größere Masseteilchen übergeführt.
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Beispiel 9 200 Gew.-Teile des nach Beispiel 6 hergestellten und auf
eine Korngröße von <20,u zerkleinerten homogenen Gemischs aus Hydroxylapatit
und PPO mit einem Gesamtanteil von ca. 10,0 Gew.-% Hydroxylapatit werden mit 44
Gew.-Teilen Glykolidpulver vermischt und erneut feinst vermahlen (<20,u.). Gegen
Ende des Mahl- und Mischvorgangs, der zweckmäßigerweise in einer mit Stickstoff
gefüllten Rohr- oder Kugelmühle erfolgt, wird im Verhältnis 1:20 mit Petroläther
verdünnt, erneut - jedoch ohne weiteren Mahlprozeß - gemischt bzw. gut durchgerührt
und das Ganze in einer Spritzpistole aufgenommen.
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Gleichzeitig werden in einem offenen Schaukeltrog ohne rührende bzw.
sich bewegende Einbauten etwa 7 Gew.-Teile, bezogen auf das eingesetzte Gemisch
aus Hydroxylapatit, PPO und Lactid, eines aus Polyacrylnitril gewonnenen, bei 300"C
vorvernetzten Kohlenstoff-Fasermaterials (Zugfestigkeit ca. 2,7 kN/mm2, E-Modul
350 kN/mm2, Faserlänge ca. 2-10 mm ca.
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<0,05 mm) vorgelegt und bei ständig schaukelnder Bewegung
dieses
Fasermaterials die Suspension langsam aufgesprüht. Gleichzeitig wird der Petroläther
durch schwaches Erwärmen des Mischtrogs (Dampfmantel) und Absaugung (über eine Absorberanlage)
bis auf ca.
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5-10% Restfeuchte ausgetrieben.
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Die zähe etwas klebende Masse wird nun in einem Horizontalmischer
mit Mehrfach-Mischeinbauten (Kneter oder dgl.) bei ca. 30"C zur völligen Trockne
eingedampft.
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Die krümelige, schwach braun gefärbte Masse wird anschließend und
nach Zusatz von ca. 0,02 Gew.-Teilen Gentamycinsulfat im Rühr-Autoklaven (Stickstoff)
ca.
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1 Std auf 160"C erhitzt, erkaltet und in bekannter Weise auf Pulver,
Granulat oder sonstiges Formkörpermaterial weiterverarbeitet.