DE28913C - Apparat zur Behandlung von Lungenkrankheiten - Google Patents
Apparat zur Behandlung von LungenkrankheitenInfo
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Description
KAISERLICHES
PATENTAMT
' . vi,.
KLASSE 30: Gesundheitspflege.
Nach dem vorliegenden Verfahren der Behandlung von Lungenkranken werden die Heilmittel den leidenden Organen direct zugeführt;
man kann von dem Verfahren auch dann vortheilhaften Gebrauch machen, wenn es sich um
Einwirkung auf die die Lungen umgebenden Theile, das Brustfell u. dergl, handelt, um auf
dem Wege durch die Lungen hindurch Heilung für diese Organe herbeizuführen.
Das Verfahren besteht darin, dafs der Patient in eine luftdicht verschliefsbare Kammer übergeführt
wircT, in _welcher man durch., .Aus-,
pumpen., .eine" Luftverdünnung "'herstellt. Man entzieht auf~dtfee-^W«iee-^en-'PatrentenT>is"zu
einem gewissen Grade der Einwirkung des Atmosphärendruckes, während man zu gleicher
Zeit den Lungen atmosphärische Luft von normalem Druck zuführt, welche man in stärkerem oder schwächerem Mafse mit denjenigen
Heilmitteln schwängert, die man auf die erkrankten Organe einwirken lassen will.
Der Grad der Luftverdünnung in dem zur Aufnahme des Kranken dienenden Raum ist zweckmäfsig derart zu wählen, dafs ein Luftdruck
entsteht, welcher einem um 12 bis 75 mm verminderten Stand des Barometers
entspricht. Die Abnahme des auf den Kranken von- aufsen einwirkenden Druckes in Verbindung
mit dem normalen, innen wirkenden Druck der Atmosphäre hat ein Aufblähen der Lungen
und ihrer Zellen zur Folge, dessen Grad sich natürlich nach dem Unterschied zwischen dem
Aufsen- und Innendruck bestimmt. Die erschlafften, zur Athmung unfähigen Organe werden
dadurch gespannt, und durch den Athmungsvorgang werden die Theile der Lunge so lange
ihre regelmäfsige Arbeit verrichten, als der genannte Druckunterschied erhalten wird.
Auf diese Weise fmdet eine an sich selbst schon heilsame und stärkende gymnastische
Uebung der Lungen statt, und hierbei kann man es unter Umständen ganz allein bewenden
lassen, ohne dafs man zu Arzeneien greift.
Um zu verhindern, dafs die von den Athmungswerkzeugen ausgestofsene Luft durch
die Nasenlöcher in die Vacuumkammer eingeführt wird, was einerseits eine Verminderung des Grades
der Luftverdünnung herbeiführt, andererseits die Möglichkeit vollständig ausschliefst, dafs die heilsame
Luft in die äufsersten Zellentheile der Lungen eindringt, kann man das Rohr zur Zuführung
der Luft sowohl Mund als Nasenflügel luftdicht umschliefsen lassen, oder man kann
ein besonderes Rohr zur Umschliefsung der Nasenflügel anwenden, das dann durch die
Kammer ins Freie führt. In letzterem Falle empfiehlt es sich, an dem Rohr einen Hahn anzubringen,
um während des Einathmens das Rohr verschliefsen und beim Ausathmen wieder
öffnen zu können. Diese Ausathmung mufs dann gewaltsam geschehen und veranlafst deshalb
eine Anspannung der Lungenzellen, die man nicht erreichen kann, wenn man einfach
die Luft in den Mund einführt und sie durch die Nase direct wieder ausstöfst. Die zweckmäfsigste
Athmungsmethode besteht jedoch darin, dafs man durch Aufsetzen einer Klemme auf die Nasenflügel die Nasenöffnungen verschliefst;
dies kann der Patient auch selbst mit der Hand ausführen. In diesem Falle ist derselbe
genöthigt, durch dasselbe Rohr ein- und auszuathmen, und von den Lungen mufs danrf
mit ungewöhnlichem Druck die eingeathmete Luft gegen den höheren Druck der äufseren
Atmosphäre ausgestofsen werden.
Die Verminderung des Aufsendruckes hat die fernere heilsame Wirkung, dafs sie eine Ausdehnung
irgend welcher Luft oder Gase veranlafst, die in den Luftzugängen nach den Lungen
durch irgend welche krankhaften Störungen in den Organen eingeschlossen gehalten werden,
und dafs dadurch dann ein gewaltsames Austreiben der die Störung veranlassenden Substanz
herbeigeführt wird.
Handelt es sich gleichzeitig darum, dem kranken Organe Stoffe zuzuführen, die von fäulnifswidriger
und keimtödtender Wirkung sind, so wird die dem Kranken inhalirte Luft mehr oder
minder mit dergleichen Stoffen in zerstäubter flüssiger Form, Dampf- oder Gasform geschwängert.
Eine weitere heilbringende Anwendung findet das Verfahren bei der Behandlung von Ohrenkrankheiten. Für gewisse Krankheiten des Ohres
hat es sich als wünschenswerth erwiesen, gewaltsam Luft durch die eustachische Röhre zu
treiben, um auf diese Weise das Trommelfell zu erreichen. Dies bewirkte man bisher in der
Art, dafs man durch eine in das Nasenloch eingeschobene Röhre Luft trieb. Diese Art der
Behandlung ist jedoch weniger wirksam, als wenn man nach meinem Verfahren den Aufsendruck
vermindert.
Selbstverständlich kann man dies Verfahren in verschiedener Art durchführen, und beschränke
ich mich deshalb darauf, in folgendem eine dieser Arten zu schildern.
Beiliegende Zeichnung stellt einen zur Ausübung dieses Verfahrens geeigneten Apparat
dar. In der luftdicht verschliefsbaren Kammer A von beliebiger Fofm und Gröfse, welche
zur Aufnahme des Patienten dient, ist in der Vorderwand eine Oeffnung B angeordnet.
Diese ist durch einen Deckel C verschliefsbar, dessen Rand entsprechend dem vorspringenden
Rand D der Oeffnung abgesetzt sein kann, um einen leichteren dichten Schlufs zu ermöglichen.
Nachdem der Kranke durch die Oeffnung B in die Kammer eingestiegen und der
Deckel C eingesetzt worden ist, wird zwecks Herstellung eines völlig dichten Verschlusses
eine der Form des Deckels entsprechende Ringkappe E über die zwischen dem Rand D
und dem Deckelrand gebildete Fuge gelegt, welche zugleich um die Vorderseite des Deckels C
herumfafst.
Diese aus Gummi oder anderem passenden Material gebildete Ringkappe E kann durch
eine umgelegte Schnur oder einen Draht fest auf den vorspringenden Rand D aufgeprefst
werden. Statt einer solchen Ringkappe E kann auch ein gewöhnlicher Flachring aus
Gummi Anwendung finden, der nur die Trennungsfuge überdeckt. Um Licht in das Innere
der Kammer einzulassen, kann man eine Glasscheibe in den Deckel C einsetzen, oder es
kann auch der Deckel ganz aus Glas bestehen.
Zur Verdünnung der Luft in der aui diese Weise verschlossenen Kammer wendet man eine
Luftpumpe F von irgend einer zweckdienlichen Construction an.
Da es nun aber für den in der Kammer A befindlichen Kranken wünschenswerth ist, dafs
die Luft nicht, wie es die gewöhnliche Wirkung der Luftpumpe bedingt, stofsweise, sondern
völlig gleichmäfsig abgesaugt werde, so empfiehlt
es sich, einen Behälter G zwischen Kammer und Pumpe einzuschalten, welcher mit
ersterer durch ein Rohr F1, mit letzterer durch ein Rohr F2 verbunden ist, in welchen zur
Regulirung der Luftströmung Ventile oder Hähne gl bezw. g* angeordnet sind.
Zunächst wird durch Auspumpen in dem Behälter G eine Luftverdünnung hergestellt und
bleibt zu diesem Zweck das Ventil g1 geschlossen.
Nach entsprechender Verdünnung schliefst man das Ventil g* und öffnet nun das
Ventil g1, wodurch ein Druckausgleich zwischen der Luft in A und G stattfindet, welcher von
einer entsprechenden Verdünnung der Luft in A begleitet ist. Ein an der Wand der Kammer
angebrachtes und mit deren Innerem communicirendes Manometer H läfst jederzeit den
Grad der eigetretenen Verdünnung von aufsen erkennen. Die Einrichtung kann derart sein,
dafs der Kranke beständig von der Luft in der Kammer einathmet und durch ein aus der
Kammer führendes Rohr ausathmet und auf diese Weise die nöthige Luftverdünnung in der
Kammer sich dann selbst erhält. Man kann für die Ausathmung ein besonderes Rohr P
anordnen, das mittelst einer Kappe kz die
Nasenflügel dicht umschliefst, durch den vom Kranken zu handhabenden Hahn k1 während
des Einathmens geschlossen gehalten, zwecks Ausathmung aber geöffnet wird. Durch einen
zweiten Hahn k* an dem aufserhalb der Kammer befindlichen Rohrtheil kann die Regulirung
durch den Krankenwärter besorgt werden. In der Kammer befindet sich aufserdem an einer
Schnur k6 eine Nasenklemme zur Schliefsung der Nasenlöcher für den Fall, dafs durch ein
und dasselbe Rohr Luft ein- und ausgeathmet werden soll, womit die bereits erwähnte Wirkung
eines kräftigen Anspannens der Lungenzellen verknüpft ist. ■
Die frische, warme Luft zum Einathmen wird dem Kranken durch ein Rohr k zugeführt, das
mittelst Ventils kx an der Aufsenwand der
Kammer A befestigt ist und im Innern άέΐ
letzteren sich in einem Rohr k fortsetzt, dessen
Mundstück vom Kranken im Munde gehalten wird.
An den Zweigstutzen m1 des Ventils oder
Hahnes k1 schliefst sich ein mit Ventil m* versehenes
Rohr m an, welches die Verbindung des Rohres k mit einem Behälter Z herstellt,
in welchem die dem Kranken neben der frischen Luft zuzuführenden Heilmittel enthalten
sind. Zum Zerstäuben flüssiger Arzeneien ist in dem Stutzen mx ein Zerstäuber bekannter
Art angebracht, durch welchen der Inhalt des Behälters L hindurchgedrückt wird. Um den
hierfür nöthigen passenden Druck einzuhalten, wird in den oberen Theil des Behälters, der
mit elastischem nachgiebigen Deckel m? versehen
sein kann, comprimirte Luft oder Gas eingedrückt. Will man aus diesem Behälter der Röhre k eine Gasart zuführen, so kann
man dies Gas selbst bis zu einem bestimmten Grade zusammendrücken und alsdann den Zerstäuber
entbehren. An Stelle des Behälters L und des Zerstäubers in mx kann man mit
gutem Erfolg auch eine Vorrichtung zur Zerstäubung des Wasserdampfes anwenden.
Claims (1)
- Patent-Anspruch:Der beschriebene pneumatische Apparat, gekennzeichnet durch die Kammer A zur Aufnahme des Patienten, die Luftpumpe F mit dem eingeschalteten Druckregulator G, Rohre K und k zur Zuführung der emzuathmenden Luft, mit oder ohne die Combination mit dem Behälter L zur Aufnahme von Medicamenten und mit oder ohne Ausathmungsrohr k2, Nasenkappe k3, Hahn k7 und Schnur k6 mit Nasenklemme.Hierzu ι Blatt Zeichnungen.
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE28913C true DE28913C (de) |
Family
ID=305127
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DENDAT28913D Active DE28913C (de) | Apparat zur Behandlung von Lungenkrankheiten |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE28913C (de) |
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE3339934A1 (de) * | 1983-11-04 | 1985-05-15 | R & S trade & transport GmbH, 2000 Hamburg | Inhalations-anlage |
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0
- DE DENDAT28913D patent/DE28913C/de active Active
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