DE2729493C2 - Formkörper aus geschäumtem Polystyrol, insbesondere Schaum-Polystyrolfolien - Google Patents
Formkörper aus geschäumtem Polystyrol, insbesondere Schaum-PolystyrolfolienInfo
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Description
20
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein geschäumter, Aluminiumhydroxid enthaltender Formkörper
aus Polystyrol, insbesondere jedoch eine Aluminiumhydroxid enthaltende, extrudierte Schaum-Polystyrolfolie.
Extrudierte Schaum-Polystyrolfolien sind bekannt Sie zeichnen sich vor allem dadurch aus, daß sie neben
einer geringen Dichte eine gute Formstabilität und ausgezeichnete Isoliereigenschaften besitzen. Sie wer- jii
den hauptsächlich im Verpackungssektor angewendet, z. B. als Box zum Abpacken von Eiern, Ampullen,
Flaschen und sonstigen leicht zerbrechlichen Artikeln. Auch werden sie-in Selbstbedienungsläden und Supermärkten
zum Abpacken von Fisch, Fleisch, Gemüse und y>
anderen Lebensmitteln in großem Umfang eingesetzt. In der Fertigung von Menüschalen u. a. sogenannten
Einweggeschirr werden neuerdings ebenfalls Schaum-Polystyrolfolien eingesetzt
Ein Nachteil der bekannten Schaum-Polystyrolfolien besteht darin, daß sie hinsichtlich ihrer Flammfestigkeit
Mängel aufweisen und die mit immer stärkerem Nachdruck geforderten Flammfestigkeits-Werte nicht
erreichen. Flammschutzmittel auf Basis von Halogeniden und Antimontrioxid werden verwendet sie sind <e>
jedoch für Verpackungsmaterialien auf dem Lebensmittelsektor wenig bzw. überhaupt nicht geeignet Außerdem
sind sie nicht umweltfreundlich, was z. B. bei der Beseitigung der Verpackungsmaterialien zu beobachten
ist.
Nach dem Verfahren der DE-OS 16 94 877 werden Polystyrol-Schaumstoffe mit besonders niedriger Dichte
in der Weise hergestellt, daß ein gasförmiges oder flüssiges Treibmittel unter Druck in das geschmolzene
Polymer, das einen porösen anorganischen Stoff in Pulverform enthält eingeleitet wird.
Als anorganischer Stoff kann bei diesem Verfahren auch Tonerde, Kieselsäure, Kohle, Aktivkohle oder ein
adsorptionsfähiger Ton eingesetzt werden. Durch die zugesetzten Adsorptionsmittel wird jedoch die Flammfestigkeit
nicht verbessert, so daß die für Polystyrol-Schaumstoffe zur Zeit üblichen »Brandfestausrüstungen«,
die im Brandfall giftige, korrodierende Produkte abspalten, beigemischt werden müssen.
Flammschutzmittel auf Basis von Halogeniden hr>
und/oder Antimontrioxid müssen auch nach dem Verfahren der AT-PS 2 65 658 den zu expandierenden,
Füllstoffe und niedrig siedende, Kohlenwasserstoffe
enthaltenden Polystyrolgranalien zugegeben werden.
Die DE-AS 12 70279 betrifft schließlich noch ein Verfahren zur Herstellung von extrudierten Polystyrolformkörpem,
das dadurch gekennzeichnet ist daß als Füllstoff bei dem in zwei Stufen durchgeführten
Verschäumungsprozeß 20% oder mehr Kaolin verwendet wird. Wie sich nunmehr herausgestellt hat ist auch
dieses Verfahren noch nicht zufriedenstellend. Ein Mangel besteht beispielsweise darin, daß Kaolin
hygroskopisch ist und das aufgenommene Wasser im Extruder abgibt, was zur Bildung eines inhomogenen
Schaumkörpers führt Auch müssen zur Erzielung der geforderten Brandfestigkeit Antimontrioxid und gegebenenfalls
Chlorwasserstoff abspaltende Mittel zugesetzt werden.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung war es daher, Schaum-Polystyrol-Formkörper, insbesondere Schaum-Polystyrol-Folien,
mit reduzierter Entflammbarkeit zu schaffen, deren Tendenz zur Ausbreitung von Flammen
oder Feuer wesentlich geringer ist als die der bisher auf dem Markt befindlichen Formkörper aus Schaum-PolystyroL
Außerdem war es Ziel der Erfindung, das Endschaumgewicht der Polystyrolkörper noch weiter
herabzusetzen.
Gemäß der vorliegenden Erfindung wird die gestellte Aufgabe dadurch gelöst daß der geschäumte Polystyrolkörper
oder die Schaum-Polystyrolfolie zusätzlich Aluminiumhydroxid sowie ein anorganisches Gleitmittel
enthält Der geeignete Mengenbereich liegt für Aluminiumhydroxid bei 20 bis 50 Gew.-%, insbesondere
25 bis 35 Gew.-%, bezogen auf das Ausgangsgewicht Aluminiumhydroxide liefern bei gleichem Füllstoffgehalt
des Polystyrol-Schaums niedrigere Endgewichte des Schaums (siehe Tabelle I). Der Zusatz eines
»Porenbildners« (z. B. Natriumbicarbonat und Zitronensäure, siehe Kunststoff-Berater 6/1973, Seite 446,
Kolonne 1) ist nicht nötig.
Die Verwendung von Aluminiumhydroxid in Kombination mit einem anorganischen Gleitmittel als Flammschutzmittel
in geschäumtem Polystyrol war aufgrund des Standes der Technik nicht naheliegend. Anorganische
Füllstoffe werden als Adsorptionsmittel bei der Verschäumung von Polystyrol zwar schon seit langem
verwendet jedoch wurde Aluminiumhydroxid wegen seines Wassergehaltes für diesen Zweck bisher weder
vorgeschlagen noch eingesetzt. Bei den im Extruder üblicherweise herrschenden Temperaturen mußte nämlich
mit einer Wasserabgabe gerechnet werden und damit einer unkontrollierbaren Verschäumung und
ungleichmäßigen Poren. Außerdem wurde die zur Wasserverdampfung erforderliche Energie als wirtschaftlich
untragbar angesehen. Daß durch die Anwesenheit des anorganischen Gleitmittels diese Nachteile
eliminiert werden können, muß als überraschend angesehen werden.
Unter »Aluminiumhydroxid« werden hier alle Formen von Aluminiumoxidhydraten verstanden, vorzugsweise
wird jedoch Aluminiumhydroxid A1(OH)3 eingesetzt, beispielsweise das im Bayer-Prozeß anfallende
Hydroxid. Die Korngröße des Aluminiumhydroxids liegt zweckmäßigerweise zwischen 5 und 100 μπι. Als
besonders vorteilhaft haben sich Korngrößen zwischen 10 und 55 μιτι erwiesen. Das feinteilige Aluminiumhydroxid
sollte weiterhin in dem Schaum-Polystyrolformkörper gleichmäßig verteilt vorliegen. Das anorganische
Gleitmittel erleichtert und verbessert die Gleichverteilung des Aluminiumhydroxids im Polystyrol-Schaum
und vermindert den Abrieb an den Maschinen.
Das anorganische Gleitmittel kann in Mengen zwischen 3 bis 10 Gew.-%, ebenfalls bezogen auf das
Ausgangsgewicht, eingesetzt werden. Als besonders gut
hat sich Talkum gezeigt, jedoch können auch andere anorganische Gleitmittel Verwendung finden. Organische
Gleitmittel, wie z. B. Triisostearinisopropyltitanat,
sind für den vorgegebenen Zweck wenig geeignet Sie verbessern wohl die mechanischen Eigenschaften des
Schaumkörpers, hemmen aber nicht seine Entflammbarkeit Das Gegenteil wurde beobachtet Wird auf die
Zugabe des anorganischen Gleitmittels verzichtet, erhält man wohl hinsichtlich Flamm- und Feuerschutz
zufriedenstellende Eigenschaften, nicht jedoch hinsichtlich mechanischer Festigkeit So wurde beobachtet, daß
in Gegenwart von Aluminiumhydroxid allein, also ohne Gleitmittel, während des Schaumvorganges Rissebildung
auftritt
An Hand des nachstehenden Beispieles soll nun der
Gegenstand der vorliegenden Erfindung noch näher erläutert werden.
12,5 kg Aluminiumhydroxid und 2,5 kg Talk wurden
zusammen mit 50 kg treibmittelhaltigen Polystyrol in Granulatform in einem Draisen-Mischer intensiv
gemischt und anschließend einem beheizten Doppelschnecken-Extruder kontinuierlich zugegeben. Die
Extrusions-Temperatur lag bei 125—1300C Das Mundstück
des Extruders war so beschaffen, daß ein ca.
200 mm breites und ca. 10 mm starkes Band aus extrudiertem Polystyrol erhalten wurde, das in an sich
bekannter Weise abgezogen wurde. Für die in der Tabelle wiedergegebenen Versuche wurde das am
Extruder vorgeschäumte Material mit dem in der Tabelle angegebenen »Rohgewicht« eingesetzt
In einer analogen Versuchsreihe wurde ein unter Wasserdampf-Atmosphäre nachgeschäumtes Material
verwendet Die hierbei erzielten Ergebnisse weichen nur unwesentlich von denen ab, die bei Einsatz von
vorgeschäumtem Material erhalten wurden.
Nachstehende Tabelle I zeigt die Abhängigkeit des Roh- und Endschaumgewichtes von Art und Menge des
zugesetzten Füllstoffes und Gleitmittels. Die mit A, B, C
und D bezeichneten Stoffe bedeuten:
A — Kaolin
B = Talk
Aus der Tabelle geht hervor, daß die geschäumten Polystyrolproben, die 25% Aluminiumhydroxid allein
oder in Mischung mit Talk enthalten, hinsichtlich ihres Endschaumgewichtes optimal sind. Die Tabelle zeigt
weiter, daß bei Substitution des anorganischen Gleitmittels Talk durch das organische Gleitmittel Triisostearinisopropyl-titanat
das Endschaumgewicht kaum verändert wird.
Poly | Kaolin | Talk | Alumi | Tiiiso- | Roh | End | Poren |
styrol | nium | stearin- | gewicht | schaum | radius | ||
hydroxid | isopropyl- | gewicht | |||||
titanat | |||||||
Gew.-% | Gew.-% | Gew.-% | Gew.-% | Gew.-% | kg/ai3 | kg/m3 | μπι |
75 | 25 | 97,3 | 19,5 | 350 | |||
75 | _ | 25 | — | — | 102,0 | 24,5 | 170 |
75 | _ | 25 | — | 95,3 | 18,5 | 450 | |
70 | 5 | 25 | — | 93,6 | 18,5 | 350 | |
70 | _ | — | 30 | — | 102,0 | 26,0 | 450 |
70 | — | 29 | 1 | 108,0 | 22,5 | 300 | |
70 | _ | 3 | 27 | — | — | 22,5 | — |
100 | — | 24,0 |
Die prozentualen Angaben in der Tabelle beziehen sich auf Gewichtsprozente.
Die mechanischen Eigenschaften und insbesondere die bei Folien überaus wichtige Elastizität des
Polystyrol-Schaums sind bei gleichem spezifischen Schaumgewicht um so besser, je geringer der Porenradius
ist
Das Brennverhalten der in der Tabelle angeführten Probekörper wurde ebenfalls untersucht, und zwar nach
ASTM D 2863.70 (Tabelle II). Nach diesem Test wird bekanntlich die Sauerstoffkonzentration in einem
Sauerstoff-Stickstoffgemisch gemessen, die erforderlich ist, um die Entzündung der zu prüfenden Kunststoffe
einzuleiten.
Polystyrol | Kaolin | Talk | Aluminium | Triisostearin | Sauerstoff- |
hydroxid | isopropyl | Index | |||
titanat | |||||
Gew.-% | Gew.-o/o | Gew.-% | Gew.-% | Gew.-% | |
100 | _ | _ | _ | 18,6 | |
75 | 25 | — | _ | — | 18,8 |
75 | — | 25 | — | 22,1 | |
70 | — | 5 | 25 | — | 22,6 |
70 | — | 2,5 | 27 | 0,5 | 21,3 |
70 | — | — | 30 | — | 23,8 |
70 | 3 | 27 | 23.0 |
Wie aus den Meßwerten ersichtlich ist, wird durch Zusatz von Aluminiumhydroxid an Stelle von anderen
Füllstoffen, beispielsweise Kaolin, der Sauerstoff-Index
je nach Menge des eingesetzten Aluminiumhydroxids wesentlich erhöht
Schließlich wird noch darauf hingewiesen, daß das
Aluminiumhydroxid auch in Verbindung mit anderen, die Brennbarkeit von Polystyrol herabsetzenden Zusatzstoffen
im Extrusionsverfahren eingesetzt werden kann, insbesondere mit solchen auf der Grundlage von
organischen Chlor- und/oder Bromverbindungen und Antimon(III)-oxid. Wie sich gezeigt hat, addieren sich in
diesem Falle die flammhemmenden Wirkungen der
Zusatzstoffe. Der aus den Halogenverbindungen abgespaltene
Halogenwasserstoff wird von Aluminiumhydroxid abgebunden und neutralisiert und die Chlor- und
Bromverbindungen werden auf diese Weise stabilisiert Bei Einhaltung der im Beispiel angegebenen Bedingungen
kann z. B. eine Mischung, bestehend aus
17,5 Gew.-% Aluminiumhydroxid
2,5 Gew.-% Antimon(IIljhoxid
5,0 Gew.-°/o Hexabromcyclododekan
2,5 Gew.-% Antimon(IIljhoxid
5,0 Gew.-°/o Hexabromcyclododekan
75,0 Gew.-% Polystyrol
einwandfrei extrudiert werden.
Claims (3)
1. Geschäumter, im Extrusionsverfahren hergestellter und Aluminiumhydroxid enthaltender Formkörper
aus Polystyrol, nit reduzierter Entflammbarkeit
und geringerem Endschaumgewicht, dadurch
gekennzeichnet, daß das Polystyrol 20 bis 50 Gew.-% Aluminiumhydroxid und 3 bis 10 Gew.-%
eines anorganischen Gleitmittels, bezogen auf das Ausgangsgewicht, enthält
2. Formkörper nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß er als Gleitmittel Talk enthält
3. Formkörper nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß er als Flammschutzmittel
zusätzlich organische Chlor- und/oder Bromverbindungen und Antimon(III)-oxid enthält
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