DE2714127C3 - Verfahren zur Tieftemperaturformung von Metallblech - Google Patents
Verfahren zur Tieftemperaturformung von MetallblechInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Tieftemperaturformung eines Bleches aus einem kubisch flächenzentrierten metallischen Werkstoff, bei dem das kaltgewalzte Blech unter Zugbeanspruchung bei einer
Tief temperatur von ungefähr - 100°C bis ungefähr - 200° C verformt wird.
Allgemein gilt, daß kubisch flächenzentrierte Metalle
wie Aluminium und Aluminiumlegierungen unter den üblicherweise verarbeiteten Metallen zu den am
leichivsten formbaren Werkstoffen gehören. Infolgedessen wurden Aluminium und Aluminiumlegierungen
im Bau- und Transportwesen sowie in der Verpackungsindustrie in großem Umfang für Verkleidungen,
architektonische Bauelemente. Paneele. Behälter und dergleichen verwendet Der extensive Einsatz von
Aluminium und Aluminiumlegierungen war jedoch, -to insbesondere in der Automobilindustrie, dadurch beschränkt, daß dünne Bleche aus Aluminium und
Aluminiumlegierungen, die zur Bildung von Kotflügeln, Hauben. Türen usw. von Fahrzeugen benutzt werden,
während des Formungsvorganges leicht brechen, reißen *">
und/oder eine diskontinuierliche oder wellige Verformung erfahren. Außerdem zeigte es sich, daß aus
solchen Blechen aus Aluminium und Aluminiumlegierungen hergestellte Teile schlechte Kratz- und Beulfestigkeitseigenschaften haben. Die Oberflächen derarti-
ger Teile werden infolgedessen leicht verkratzt und eingebeult, wodurch sie ästhetisch unansprechend
werden. Die Vorteile der Verwendung von Aluminium und Alu.niniumlegierungen bei der Herstellung von
Kraftfahrzeugen, die letztlich auf leichtere, leistungsfä- '>'.
higere Kraftfahrzeuge hinauslaufen würden, werden
daher durch die oben beschriebenen Probleme der Formbarkeit und der mangelnden Kratz- und Beulfe
stigkeit mehr als wettgemacht.
Es ist bekannt (Metal working production, 1955. Seite f>o
2231), daß mit dem eingangs genannten Tieftemperaturformverfahren schwierige Umform- und Biegearbeiten
an Blech aus rostfreien austenitischen Chrom-Nickel-Stählen mit 18% Chrom und 8% Nickel durchgeführt
werden können. Ferner ist es bekannt (Cryogenic *' Materials Data Handbook - AFML-TDR-64-280, Juli
1970), daß bei kubisch flächenzentrierten Metallen und
Legierungen die Duktilität bei tiefen Temperaturen
zunimmt und beispielsweise die Duktilität von wärmebehandelten, kubisch flächenzentrierten Metallen und
Legierungen, gemessen als Zugdehnung, bei minus 196° C in der Größenordnung von 50 bis 100% über
derjenigen bei 25° C liegt Bekannt ist auch (US-PS 32 66 946), daß eine 100%ige Steigerung der Zugdehnung bei -1960C gegenüber 25° C zu einer 100%igen
Zunahme der erreichbaren Wellungstiefe bei einem Metallbalgen führt, der aus einem Blech aus einer
Aluminium- oder Magnesiumlegierung gefertigt wird. Schließlich ist es bekannt (US-PS 29 74 778), Aluminiumdraht bei Temperaturen unter -600C, vorzugsweise
bei — 750C, zu ziehen. Ein Verfahren zum problemlosen
Verformen von Blechen aus Aluminium und Aluminiumlegierungen stand aber bisher nicht zur Verfügung.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zu schaffen, das es erlaubt, Bleche aus
Aluminium und Aluminiumlegierungen ohne i t Gefahr eines Brechens oder Reißens zu verformen.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst daß bei dem Verfahren der eingangs genannten Art ein
Blech aus Aluminium oder einer durch Feststofflösung verfestigten Aluminiumlegierung verwendet wird.
Aluminium hat zwar ebenso wie rostfreier Stahl ein kubisch flächenzentriertes Gefüge. Gleichwohl sprechen beide Metalle auf die gleiche Behandlung regelmäßig unterschiedlich an. Dies ist darauf zurückzuführen, daß rostfreie Stähle bei kryogenen Temperaturen
eine für die Steigerung der Duktilität verantwortliche Phasenumwandlung von der austenitischen /ur martensitischen Phase erfahren, während Aluminium stabil ist
Insbesondere kommt es bei Aluminium zu keiner Phasentransformation, die zu einem Ansprechverhalten
führen könnte, wie es bei rostfreiem Stahl der Fall ist Jedenfalls wurde eine Anwendung des seit Jahrzehnten
für die Tieftemperaturformung von kaltgewalzten Stahlblechen bekannten Verfahrens auf Aluminiumbleche trotz des Bedürfnisses an einem verbesserten
Verformungsverfahren für solche Bleche nicht vorgeschlagen.
Das Verfahren nach der Erfindung erlaubt es. Formteile von gewünschter Gestalt aus durch Kaltformung verfestigten Blechen aus Aluminium oder
Aluminiumlegierungen in einem Formungsvorgang zu fertigen, bei dem das zu formende Blech weder bricht
noch reißt Auf die erfindungsgemäße Weise hergestellte Formteile zeichnen sich ferner durch eine verbesserte
Widerstandsfähigkeit gegenüber Oberflächenkratzerbildung und Einbeulen sowie durch eine wesentlich
erhöhte Zugfestigkeit aus. die ihrerseits eine höhere Belastung erlaubt. Grundlage dafür ist der Umstand, daß
die Zjgdehnung von durch Kaltformung verfestigtem Blech aus Aluminium und Aluminiumlegierungen bei
- 196° C um bis zu 1000% höher als bei 25° C sein kann
Dies steht im Gegensatz zu der wesentlich kleineren 50-bis 100%igen Steigerung der Zugdehnung innerhalb des
gleichen Temperaturbereichs, die bei wärmebehandelten kubisch flächen/entrierten Werkstoffen erhalten
wird. Infolgedessen ergeben sich bei der Formung von durch Kaltformung verfestigtem Blech aus Aluminium
und Aluminiumlegierungef. zu Fonmeilen von gewünschter Gestalt bei Tieftemperaturen anstelle von
Raumtemperatur unerwartet große Steigerungen der Verformbarkeit, die den Einsatz von solchen Formteilen
in Anwendungsfällen gestatten, wo eine erhöhte Festigkeit, Kratzfestigkeit und Beulfestigkeit der Formteile wünschenswert sind. Außerdem werden erfindungsgemäß Formteile erhalten, die hervorragende
Oberflächeneigenschaften haben, was darauf zurückzuführen
ist, daß bei Tieftemperaturen die unerwünschte diskontinuierliche oder wellige Verformung vermieden
wird, die für zahlreiche kubisch flächenzentrierte Metalle und Legierungen bei Raumtemperatur charakteristisch
ist Bei Tieftemperatur ausgebildete Formteile erfordern daher keinen anschließenden Schleifoder
Scbwabbelvorgang, um für eine glatte Außenfläche zu sorgen.
Unter kubisch flächeiuentrierten Werkstoffen werden
vorliegend Aluminium als solches oder Legierungen verstanden, die ein dichtgepacktes Kristallgefüge haben,
wobei die Bezeichnung kubisch flächenzentriert entsprechend dem Hauptbestandteil des Mikrogefflges
verwendet wird. Beispiele von kubisch flächenzentrierten,
duich Feststofflösung verfestigten Legierungen sind nicht wärmebehandelbare Aluminiumlegierungen
mit Mangan und/oder Magnesium als Hauptlegierungselement sowie ausscheidungsgehärtete, wärmebehandelbare
Aluminiuir'egierungen mit Kupfer. Silizium, Magnesium und Zink als Hauptlegierungselementen.
Vorliegend kommen nur diejenigen kubisch flächenzentrierten Legierungen in Betracht, die stabil sind und
während der Verformung bei Tieftemperaturen keine Umwandlung erfahren.
Die vorliegend verwendeten Bleche haben zweckmäßig eine größte Dicke von 5 mm und vorzugsweise eine
größte Dicke von 13 mm.
In weiterer Ausgestaltung der Erfindung wird das Blech durch Kaltformung auf mindestens 50% und
vorzugsweise mindestens 75% der größten Härte verfestigt, wobei die oetreffenden Härtewerte zweckmäßig
mittels eines Rockwe".I-Härti Prüfgerätes bestimmt
werden.
Die Metallbleche können auf ά gewünschte
Temperatur im Bereich von ungefähr -100° C bis ungefähr -2000C durch Eintauchen in ein zweckentsprechendes
kryogenes Medium, beispielsweise flüssigen Stickstoff, oder auf eine Reihe von anderen
bekannten Weisen gebracht werden, beispielsweise indem ein kryogenes Gas oder eine kryogene
Flüssigkeit auf die Metallbleche aufgesprüht werden.
Der Begriff »Verformen unter Zugbeanspruchungen« bezieht sich auf Prozesse, bei denen mindestens ein Teil
des Werkstoffes auf Grund eines lokalen Beanspruchungsfeldes verformt wird, bei dem die größte
Beanspruchungskomponente eine Zugbeanspruchung ist. An solchen Stellen kommt es leicht zu einem
vorzeitigen Ausfall, wenn versucht wird, den Formling herzustellen. Ein Beispiel eines Arbeitsvorganges, bei
dem eine Verformung unter Zugbeanspruchungen auftritt, ist das Formstanzen. Bei diesem Prozeß nimmt
das Werkstück die Gestalt an, die ihm von einem Stempel und einer Matrize aufgezwungen werden: die
aufgebrachten Kräfte können Zug-, Druck-, Biege- oder Scherkräfte oder verschiedene Kombinationen dieser
Kräfte sein. Die Anfangsstellen, an denen ein frühzeitiger Ausfall erwartet werden muß, sind jedoch die
speziellen Bereiche, bei denen große Verformungen durch ein lokales Beanspruchungsfeld ausgelöst werden
müssen, innerhalb dessen die größte Beanspruchung eine Zugbeanspruchung ist. Ein Beispiel für einen
Arbeitsvorgang, bei dem kein Verformen unter Zugbeanspruchungen eintritt, ist das Prägen. Beim
Prägen handelt es sich um einen in einer geschlossenen Form durchgeführten Quetschvorgang, bei dem alle
Außenflächen des Werkstückes umschlossen oder festgehalten sind und bei dem die Verformung durch ein
örtliches Spannungsfeld ausgelöst wird, bei dem die größte Beanspruchung eine Druckbeanspruchung ist
Weitere Beispiele für Verfahren, bei denen die Formung von Metallblechen in die gewünschte Gestalt
ein Verformen unter Zugbeanspruchungen beinhaltet, sind das Biegeumformen, Gesenkbiegen, Tiefziehen,
Streckziehen, die Formung mit Gummikissen, das hydrostatische Formen, das Explosionsformen, das
elektromagnetische Dehnen, das Konturformen und
ίο dergleichen.
Bei den folgenden Ausführungsbeispielen des erfindungsgemäßen Verfahrens wurden die Versuchsergebnisse
entsprechend den untenstehenden Methoden bestimmt:
Zrgversuch: Prozentuale Dehnung auf 51 mm bei der
angegebenen Dehnungsgeschwindigkeit (έ) — ASTM E8. Die genannten Dehnungswerte sind die
Mittelwerte sowohl für Längs- als auch für Querausnchtung, basierend auf Messungen bei 4 Versuchsproben.
Hydrostatischer Ausbauchversuch: Bestimmung der Ausbauchhöhe beim Bruch und prozentuale zweiachsige
Formänderung beim Bruch. Die Proben für den hydrostatischen Ausbauchversuch bestanden aus Scheiben
mit einem Durchmesser von 15 cm. Die Versuchseinspannung beschränkte den tatsächlichen Versuchsabschnitt jedoch auf einen mittleren Teil von 10 cm
Durchmesser.
Bei einer Temperatur von 25° C ausgeführte Versuche wurden unter Verwendung einer einfachen handbetätig·
ten Pumpe vorgenommen, wobei Wasser als Druckmedium benutzt wurde. Dre Ausbauchhöhe und der Druck
wurden während der Versuche ko itinuierlich überwacht Ein Gerät Hewlett-Packard N odell 24 DCDT-3000
LVDT wurde verwendet, um die Verlagerung des Mittelpunktes der Scheibe zu messen. Zur Bestimmung
des aufgebrachten Druckes wurde ein Druckwandler Modell Dynisco PT310B-10M verwendet. Die maximalen
zweiachsigen Formänderungen beim Bruch wurden an Hand eines Gitters von sich schneidenden Kreisen
mit 6,4 mm Durchmesser bestimmt; das Gitter wurde auf jede Versuchsprobe durch fotografische Verfahren
aufgebracht. Bei -196° C durchgeführte Versuche wurden unter Verwendung einer Tieftemperatur-Pumpeinrichtung
vorgenommen, wobei als Druckmittel flüssiger Stickstoff verwendet wurde. Die Versuchsproben
wurden in ein Bad aus flüssigem Stickstoff vollständig eingetaucht, um eine konstante Versuchstemperatur von -196° C sicherzustellen. Die Ausbauchungshöhe
wurde mit dt-r gleichen Vorrichtung ständig überwacht wie im Falle der Versuche bei einer
Temperatur von 25°C. Der Ausbauchdruck wurde ständig überwacht, indem die auf den Kolben der
Tieftemperaturpumpe ausgeübte Kraft gemessen wurde. Die Querschnittsfläche des Kolbens betrug 8,3 cm2:
der Druck wurde berechnet, indem die aufgebrachte Kraft durch diese Fläche dividiert wurde. Die maximale
zweiachsige Formänderung beim Bruch bei -196° C wurde in der zuvor beschriebenen Weise gemessen.
Bei diesem Beispiel wurde ein durch Kaltformung verfestigtes, 0,2 mm dickes Blech aus einer mit
Aluminium plattierten, durch Feststofflösung verfestigten Aluminiumlegierung verwendet, die als Hauptlegierungselement
1,2 Cew.-% Mangan enthält und die bei Raumtemperatur auf 75% der maximalen Härte
kaltgewalzt war. Die Oberfläche des Blechs war mit
einer 0,01 mm dicken Lage aus einer Aluminiumlegierung mit 1,0% Zink plattiert
Versuchsproben wurden auf die angegebenen Temperaturen gebracht und dem Zugversuch bei diesen
Temperaturen und der genannten Dehnungsgeschwindigkeit (έ) unterzogen.
Tempe- Dehnung auf
ratur 51mm(%)
ratur 51mm(%)
Versuchsprobe 1
(Versuchsprobe in Stickstoff eingetaucht)
(Versuchsprobe in Stickstoff eingetaucht)
Versuchsprobe 2
(Versuchsprobe in ein
Gemisch aus Trockeneis
lind Alkohol eingetaucht)
(Versuchsprobe in ein
Gemisch aus Trockeneis
lind Alkohol eingetaucht)
Versuchsprobe 3
-196 C 20,7
-79C
+ 25 C
3,6
1,5
Die Versuche dieses Beispiels wurden in der für das Beispiel 1 beschriebenen Weise durchgeführt, wobei ein
0,18 mm starkes Blech aus einer Legierung mit 99 Gew.-% Aluminium und 0,12% Cu benutzt wurde, die
bei Raumtemperatur auf maximale Härte kaltgewalzt wurde. Dieses Beispiel demonstriert, daß die mit der
vorliegend erläuterten Tieftemperaturformung verbundenen Vorteile insbesondere auch bei Arbeitsvorgängen
mit charakteristischerweise hohen Verformungsgeschwindigkeiten verwirklicht werden; der Zugversuch
wurde nämlich auch bei einer Dehnungsgeschwindigkeit (έ) von 3,6 s -' durchgeführt
Temperatur
Dehnungauf 51 mm (%)
Dehnung auf 5lmm(%)
Sx)(T4S ' f=3,6s
Versuchsprobe 6
+ 25 C
2,0
Die Versuche dieses Beispiels wurden mit dem in Beispiel 2 genannten Metallblech durchgeführt Die
Versuchsproben wurden auf die angegebenen Temperaturen gebracht und dem hydrostatischen Ausbauchversuch
bei diesen Temperaturen unterzogen.
Temperatur
Ausbauchhöhe beim Bruch
Zweiachsige Formänderung beim Bruch
Versuchsprobe 7
Ve/iuchsprobe 8
-196 C
+ 25 C
+ 25 C
24 mm 15mm
21,« 9,6
Bei den Versuchen dieses Beispiels wurde das in Beispiel 2 erläuterte Metallblech verwendet Die
Versuchsproben wurden auf die genannten Temperaturen gebracht und dann dem hydrostatischen Ausbauchversuch
unterzogen.
Tempe ratur |
Dehnungauf 51mm(%) |
Dehnung auf 51 mm (%) f=3,6s~' |
40 | Tempe ratur |
Ausbauch höhe beim Bruch |
Zw: "iachsige Formänderung beim Bruch |
|
-196'C -79 C |
28,0 2,8 |
22,5 | Versuchs- 45 probe 9 Versuchs probe 10 |
-196'C + 25 C |
17mm 10mm |
11,6 5,1 |
|
Versuchs probe 4 Versuchs probe 5 |
|||||||
Claims (3)
1. Verfahren zur Tieftemperaturformung eines
Bleches aus einem kubisch flächenzentrierten metallischen Werkstoff, bei dem das kaltgewalzte
Blech unter Zugbeanspruchung bei einer Tieftemperatur von ungefähr -1000C bis ungefähr -2000C
verformt wird, dadurch gekennzeichnet, daß ein Blech aus Aluminium oder einer durch ι ο
Feststofflösung verfestigten Aluminiumlegierung verwendet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß ein Blech mit einer größten Dicke von
5 mm und vorzugsweise einer größten Dicke von 13 mm verwendet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Blech durch Kaltformung
auf mindestens 50% und vorzugsweise mindestens 75% der größten Härte verfestigt wird.
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